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1. Vaterländische Geschichte für Mädchenschulen - S. 32

1884 - Köln
— 32 — Hülfe angerufen. Otto kam sofort mit einem Heere nach Italien, besiegte Berengar und befreite bte unglückliche Witwe. Der beutfche König war durch den Tod seiner ersten Gemahlin Ebitha Witwer geworben, aber noch jung an Jahren, beshalb hielt er um die Hand der Witwe an und erhielt sie (951). Als er mit feiner neuen Gemahlin in Dentschlanb einzog, würde biefe mit großer Freube empfangen. Sie besaß neben ihrer Tugenb einen hellen Verstaub, beshalb ließ Otto sie mit an der Regierung des Laubes teilnehmen, und biefe Mitregierung gereichte Dentschlanb zum Segen. Von ihren fünf Kinbern verlor sie vier durch den Tod. Die Erziehung des noch übrig gebliebenen Prinzen übernahm sie selbst. Nach einigen Jahren schickte sie ihn zu feinem Oheim, dem Erzbischof Bruno in Köln. Als ihr Gemahl im I. 962 zum römischen Kaiser gekrönt würde, rief man sie zur Kaiserin aus. In dieser hohen Stellung blieb sie aber immer die bemütige Abelheib, welche ihr Haus und ihre Hänbe den Armen und Notleibenbeu öffnete. Bewunbernswert ist ihr Benehmen gegen Berengar, welcher auf der Burg Garba mit feinem Weibe gefangen faß, nachbem ihn Otto besiegt hatte. Statt Rache an dem Manne zu nehmen, der sie so sehr gequält, bewog sie ihren Gemahl, die Familie mit der größten Milbe zu be-hanbeln, und nahm sogar die zwei Töchter Berengars zu sich an ihren Hof und erzog sie. Als Otto I. i. I. 973 starb, kamen für Dentschlanb schwere Zeiten. Sein Sohn Otto Ii. ließ sich von feiner Gemahlin gegen sie aufreizen: sie würde hart behanbelt und ging beshalb nach ihrer Heimat Burgunb. Aber es war, als wenn mit ihr auch der Segen von Dentschlanb gewichen wäre. Später versöhnte sich Otto mit ihr und bewog sie zur Rückkehr. Sie hat nach dem Tode ihrer Kinder sogar noch einige Jahre die Regierung des Laubes für ihren Enkel allein geführt und zwar zum Segen Dentfchlanbs. Wie im Großen, so war sie auch in kleinen Dingen ein Muster für alle Frauen. In ihrem Haushalte herrschte die größte O r b-n u n g und Pünktlichkeit. Daburch, sowie durch ihre Ge^ laffenheit und Ergebung im Unglück, durch ihre Demut im Glück und durch ihr Benehmen gegen ihre Feinde gehört sie zu den ebelsten Frauen in der Geschichte unseres Vaterlanbes.

2. Vaterländische Geschichte für Mädchenschulen - S. 34

1884 - Köln
— 34 — Hand gestickt sind. Nach dem Tode ihres Gemahls entsagte sie ganz der Welt und nahm den Schleier. Sie starb im Kloster am 3. März 1040. 20. Die Kaiserin Agnes und ihr Scfyit Heinrich Iv. König Heinrich Iii. starb sehr jung und hinterließ das deutsche Reich seinem fünfjährigen Sohne Heinrich, welcher bereits als dreijähriges Kind zum König gekrönt worden war. Für denselben führte seine Mutter A g u e s so lange die Regierung, bis seine Mündigkeit erklärt war. Um sich die Freundschaft der deutschen Fürsten zu gewinnen, besetzte die Kaiserin wiederum die drei erledigten Herzogtümer Schwaben, Kärnthen und Bayern. Der neue Herzog Rudolf vou Schwaben raubte ihr aber die elfjährige Tochter, um sich später mit ihr zu vermählen. Ott ovon Nord he im, der neue Bayeru-herzog, verband sich mit dem Erzbischof Auu o von Köln, um die Regierung des Reiches in seine Gewalt zu'bekommen. Auf einem Feste in Kaiserswerth wurde der junge König in ein Schiss gelockt und nach Köln gebracht, wo man ihn im Palast des Erzbischofs streng erzog. Der Erzbischof, der auch die Reichsiusignieu mitgenommen hatte, führte nun anstatt der Kaiserin die Regierung. Das strenge Leben in Köln gefiel jedoch dem jungen Heinrich wenig, und als einmal der Erzbischof A d a l b e r t von Bremen, ein sehr freundlicher Mnmt, sich dort aushielt, wurde es diesem leicht, ihn nach Bremen zu entführen. Die Kaiserin Agnes nahm sich diese Vorkommnisse so zu Herzen, daß sie abdanken und in ein Kloster gehen wollte. So streng der Kölner Erzbischof Heinrich gehalten hatte, so sehr ließ der von Bremen ihm den Willen. Er durfte thun, was er wollte, und das war nicht gut für ihn. Als er fünfzehn Jahre alt war, ließ er sich in Worms mündig erklären, um das Schwert führen und an Erzbischof Anno Rache nehmen zu können. Nur auf das Zureden seiner Mutter unterließ er das letztere. Zu dieser Zeit regierte in Rom Papst Gregor Vii., ein sehr strenger Mann, welcher in Deutschland die Bischofssitze, überhaupt alle geistlichen Ämter, nicht mehr für Geld verkaufen wollte. König Heinrich Iv. und die meisten deutschen Bischöfe störten sich jedoch nicht an die Vorschriften des Papstes und setzten

3. Vaterländische Geschichte für Mädchenschulen - S. 25

1884 - Köln
— 25 — dem Vater auf die Jagd gingen oder in den Krieg zogen, blieben die Töchter zu Hanse und saßen am Webstnhl oder beschäftigten sich mit Rocken und Spindel. Ihr Vater verschenkte oft friesische Leinwand und andere Webearbeiten an fremde Fürsten. Die fränkischen und friesischen Frauen wareu in Verfertigung derselben sehr geschickt. Nicht bloß die Töchter Karls d. Gr. trugen selbstgewebte Kleider, auch ihr Vater wollte nur Hemden, von den fleißigen Händen seiner Töchter gefertigt. Was sie von ihren Arbeiten nicht selber benutzten, gaben sie den Armen oder den Geistlichen zum Gebrauche in der Kirche. Karl d. Gr. beschloß sein thatenreiches Leben im Kreise seiner Familie im Alter von 72 Jahren. Mitten im Dome zu Aachen liegt eine Marmorplatte, worauf geschrieben steht: „Hier ruht Carolus magnus." U)ie das erste deutsche Reich entstand. Der Sohn und Nachfolger Karls d. Gr., Ludwig der Fromme, war zwar ein gutmütiger Fürst, aber er besaß lange nicht die Willens- und Geisteskraft seines Vaters. Er machte zunächst den Fehler, das große fränkische Reich schon zu seinen Lebzeiten unter seine drei Söhne Lothar, Pippin und Ludwig zu teilen. Dadurch wurde die Einigkeit und auch die Kraft des Reiches sehr geschwächt. Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin heiratete Ludwig die schöne Judith, die Tochtere iues bayrischen Markgrafen. Diese wußte ihren Gemahl zu bestimmen, obige Teilung zu guusteu ihres Sohnes Karl, der später den Beinamen der Kahle erhielt, abzuändern. Diese neue Teilung wollten Lothar und Pippiu sich nicht gefallen lassen; sie zogen gegen den Vater in den Krieg und nahmen ihn gefangen. Ludwig befreite ihn zwar aus der Gefangenschaft, hielt auch später mit Pippin gegen Lothar, als dieser den Vater zu schimpflich behandelte; als aber nach dem Tode Pippins Karl der Kahle den andern Söhnen nochmals vorgezogen wurde, erhob sich auch Ludwig gegen den Vater. Es kam aber nicht zum Kriege, weil Ludwig d. Fr. inzwischen starb. (840.) Jetzt setzten die Söhne den Krieg unter einander fort, bis sie sich endlich i. I. 843 in dem Vertrage zu Verdun einigten. Darin erhielt

4. Vaterländische Geschichte für Mädchenschulen - S. 59

1884 - Köln
— 59 — Elisabeth Christine von Braunschweig - Bevern zur Gemahliu. (1733.) Wegen ihrer hohen Tugendeu stand sie bei ihrem königlichen Schwiegervater in großem Ansehen, und Friedrich freute sich darüber. So viel sie konnte, hals sie den Armen und Notleidenden. Ihr Gemahl war während der vielen Kriege meistens von Berlin abwesend und verkehrte nur brieflich mit ihr. Sie nahm aber an allen seinen Kriegs-ersolgen den freudigsten Anteil. Als sie die Nachricht von dem großen Siege bei Leuth en (1757) erhielt, veranstaltete sie im Dom zu Berlin einen feierlichen Dankgottesdienst und abends im Schlosse ein Festessen; während dessen wurde von allen Türmen der Stadt das Te Deum geblasen. Als nach dem Hubertsburger Frieden der König seinen Einzug in Berlin hielt, war sein erster Gang zu Elisabeth, um sie zu begrüßen und ihr zu danken für die Teilnahme an seinen Siegen. Sie that überhaupt alles, wodurch sie ihrem Gemahl eine Freude machen konnte. Von ihr sagt ein Geschichtsschreiber: „Der Grnndzng in dem Charakter der Königin war eine aufrichtige, erleuchtete und tief gefühlte Frömmigkeit. Sie war eine Königin nach dem Herzen Gottes." Nach dem Tode ihres Gemahls (1786) wurde dessen Neffe, Friedrich Wilhelm Ii. König, da Friedrich Ii. keine Kinder hinterließ. Dieser kam der Tante Elisabeth stets mit größter Achtung und Ehrerbietung entgegen und liebte sie wie seine Mutter. 44. Maria Theresia, Kaiserin rott Österreich. (1740—1780.) Kaiser Karl Vi. starb, ohne männliche Erben zu hinterlassen. Zu seinen Lebzeiten hatte er aber für seine Tochter-Maria Theresia die Anerkennung der weiblichen Thronfolge bei Österreich und andern Staaten nachgesucht. (Die pragmatische Sanktion). So wurde Maria Theresia Erbin sämtlicher Länder ihres Vaters. Sie war wohl erzogen und verstand die lateinische Sprache so gut wie die deutsche. I. I. 1736 vermählte sie sich mit Franz von L oth r ingen, dem spätern Herzoge von Toskana. Auf den Vorschlag ihrer Minister ließ sie ihren Gemahl zum Mitregenten erklären, aber sie gestattete demselben doch niemals wesentlichen Einflnß auf die Regierung; er behielt immer nur die

5. Vaterländische Geschichte für Mädchenschulen - S. 69

1884 - Köln
— 69 — und Memel verlebte. Während dieser Zeit schrieb seine | Mutter an ihren Vater in Mecklenburg einmal folgendes: I „Der Kronprinz (Fr. W. Iv.) ist voll Leben und Geist. Er l hat vorzügliche Talente, die glücklich entwickelt und ausge-; bildet werden. Er ist wahr in allen seinen Empfindungen, ‘ und seine Lebhaftigkeit macht Verstellung unmöglich. Für ! das Witzige hat er viel Empfänglichkeit, und seine komischen, 1 überraschenden Einfälle unterhalten uus sehr angenehm. Er hängt vorzüglich an der Mutter, und er kann nicht reiner ; sein, als er ist. Ich habe ihn sehr lieb und spreche oft mit ! ihm davon, wie es sein wird, wenn er einmal König ist." t Das Leben dieses Königs zeigt, daß seine Mutter recht gehabt hat. Beim Antritt seiner Regierung sprach er: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen." Frömmigkeit war sein Wahlspruch. Ebenso bekannt ist sein hoher Sinn | für Kunst und Wissenschaft. Im Jahre 1842 legte I er in Köln feierlich den Grundstein zum Fortbau des weltberühmten Domes und hielt eine begeisterte Rede, die mit l folgenden Worten schloß: „Der Dom von Köln — das bitte j ich von Gott — rage über diese Stadt, rage über Deutsch« ! land, über Zeiten, reich an Menschenfrieden, reich an Gottes-frieden bis an das Ende der Tage." Die Unruhen, welche i 1848 in Paris ausbrachen, verpflanzten sich auch nach Berlin. Den Wünschen des preußischen Volkes, mit an der Regierung des Laubes teilzunehmen, würde der König baburch gerecht, daß er 1850 eine „Verfassung" gab, woburch das Haus der Abgeordneten und das Herrenhaus entstanden. Eine Versammlung von Abgeordneten in Frankfurt a. M. beschloß, Fr. W. Iv. die deutsche Kaiserkrone anzubieten, er aber wollte nicht Kaiser werden, wenn nicht Fürsten und Volk einstimmig dieses begehrten. Vom Kriege war dieser König kein Freund, und doch mußte er i. I. 1849 das Schwert ergreifen, um in Baden Ruhe und Ordnung wieder herzustellen und in Schleswig den Üebergriffen der Dänen ein Ende zu machen. Im Jahre 1858 befiel den 1 König eine unheilbare Krankheit; während derselben, und I zwar bis 1861, überließ er die Regierung des Landes ! seinem Bruder Wilhelm. Friedrich Wilhelm Iv. starb, allgemein betrauert, am 2. Januar 1861.

6. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 29

1882 - Gütersloh
Ariedrich Wilhelm I 1713—1740. I. Das Leben des Königs. Es war am 14. August 1688, als dem damaligen Kurfürsten Friedrich Iii. von Brandenburg von seiner hochgebildeten Gemahlin Sophie Charlotte ein Prinzlein geschenkt wurde, das bereits am Tage seiner Geburt wegen seiner fast ungewöhnlichen Stärke der Hoffnung Raum gab, daß es mit Gottes Hülse den glücklichen Eltern erhallen bleiben werde — eine um so größere Freude für dieselben, als sie bereits mehrere Verluste zu beklagen hatten. Mit zärtlichster Sorgfalt gehegt und gepflegt wuchs denn auch der herrliche Knabe heran, konnte frühzeitig auf seinen Beinchen stehen und erfüllte alsbald die weiten Räume des Schlosses mit kindlichem Jauchzen und fröhlichem Geplauder. Daß der Kurprinz Friedrich Wilhelm ein kleiner Trotzkopf war, war durchaus nicht zu verkennen, und seine feingebildete erste • Erzieherin , Madame de Montbeil, eine Französin, konnte manches Klagelied darüber singen (1), deshalb erschien es denn auch der sorgsamen Mutier notwendig, ihn sobald als möglich in die Hände eines Willensstärken Erziehers zu übergeben, damit die an sich kräftigen und tüchtigen Anlagen des kleinen Wildfangs in feste Bahnen gelenkt würden. Graf von Dohna trat also an die Stelle der Madame de Montbeil, und beide Teile, die letztere, sowohl als der Kurprinz werden diesen Wechsel mit Freuden begrüßt haben. Die Neigungen Friedrich Wilhelms stimmten nämlich in mancher Hinsicht mit denjenigen seines neuen Erziehers überein, was bei der Madame de Montbeil durchaus nicht der Fall war, und deshalb ist auch Graf Dohnas Wesen nicht ohne Einfluß auf die Entwickelung des Knaben geblieben. Der Kurfürst Friedrich Iii. war nämlich ein prachtliebender, ja verschwenderischer Fürst, hielt einen wahrhaft glänzenden Hof

7. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 45

1882 - Gütersloh
König Friedrich Ii., der Große. 45 war es und am schlimmsten mit seiner Erziehung zum Christen. Nach des Königs Befehl ging auch in dieser Hinsicht alles mit soldatischer Pünktlichkeit und Strenge. Man ließ ihn eine unerhörte Menge von Bibelversen auswendiglernen, so daß der religiöse Stoff gleich einem Platzregen sein Gedächtnis überschwemmte, aber das sinnige Gemüt des Prinzen blieb leer, und die tröstlichen Segnungen des Evangeliums blieben seinem Herzen fremd. Das Christentum läßt sich eben nicht ins Herz hineinkommandieren. So war Friedrichs Jugend durch Überbürdung, Zwang und endlose Last ziemlich freudlos, und eine fröhliche Jugendlust war bei ihm ein seltener Gast. Kein Wunder, daß er sich auf andere Weise, und zwar im Geheimen zu entschädigen suchte. Sein Lehrer, der geistreiche Duhan, führte ihn in die dem Vater so sehr verhaßten französischen Dichtungen ein, Quanz unterrichtete ihn im Flötenspiel, und so kam es denn, daß des unerfahrenen Knaben Sinnen und Trachten bald mehr auf die Wissenschaften, die Dichtkunst und die Musik gerichtet war, als auf das Exerzieren, auf das Studium der Kriegskunst überhaupt und auf das Auswendiglernen der Bibelsprüche und christlichen Lebensregeln. Solche Geheimniskrämerei hatte die natürliche Folge, daß der Prinz in Gegenwart seines strengen, rauhen Vaters sich schüchtern und furchtsam zeigte, was dieser für Feigheit und Falschheit hielt. Dadurch mußte das bisher gute Verhältnis zwischen Vater und Sohn mit den Jahren eine Wandlung erleiden. Es konnte ja auch nicht ausbleiben, daß der König endlich in Erfahrung brachte, was sein Sohn hinter seinem Rücken trieb, denn seinem scharfblickenden Auge entging nicht leicht etwas. Um sich vollkommen davon zu überzeugen, begab er sich einst unbemerkt in das Zimmer des Kronprinzen, und dort wurden seine Ahnungen zur Gewißheit. Friedrich hatte einen weichen seidenen Schlafrock angethan, fein Haupthaar fein frisieren lassen, seine Füße in seidene Pantoffeln gesteckt und blies die Flöte. Quanz rettete sich hinter den Ofenschirm, der Prinz aber mußte den ganzen väterlichen Zorn über sich ergehen lassen. Der Schlasrock flog in

8. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 9

1882 - Gütersloh
Friedrich Wilyelm, der große Kurfürst. 1640-1688. I. Das Leben des Kurfürsten. Äm 16. Februar 1620 erblickte der Kurprinz Friedrich Wilhelm im Residenzschlosse zu Berlin das Licht der Welt. Zwei Jahre früher hatte der dreißigjährige Krieg, der schrecklichste, welcher jemals die gesegneten Fluren unseres lieben Vaterlandes verwüstet hat, seinen Ansang genommen. Der Kurfürst Georg Wilhelm, der Vater unsers kleinen Prinzen, war wie alle anderen deutschen Fürsten mit an den Streitigkeiten beteiligt, und so hallte denn auch das brandenburgische Land wieder vom grausigen Kriegsgetümmel. Infolgedessen fand unser Held in seiner Jugend wenig Gelegenheit, sich ungestört den kindlichen Spielen hinzugeben. Sie wurden unterbrochen durch stete Truppenzüge, durch verheerende Plünderungen, Gewaltthaten, Gefechte und Belagerungen. Der Vater konnte sich unter diesen Verhältnissen persönlich kaum um die Erziehung seines Sohnes und einstigen Thronerben bekümmern. Dagegen übte die zärtliche Mutter, Kurfürstin Elisabeth Charlotte, einen bedeutenden Einfluß auf die Entwickelung des reichbegabten Kindes aus. Bis zum siebenten Jahre blieb der Knabe unter der mütterlichen Obhut, dann aber siedelte er aus Befehl seines Vaters nach der Festung Küstnn über, um dort den Gefahren des Krieges mehr zu entgehen. Hier trat an Stelle der Mutter ein trefflicher Erzieher, der erfahrene von Leuchlmar, der von da an bis an sein Lebensende treulich an der Seite seines Zöglings aushielt. Auch wurde den Professoren der Universität Frankfurt an der Oder befohlen, abwechselnd vor dem jungen Kurprinzen zu predigen. Alle diese guten Menschen, welche an der Erziehung des einstigen Landesvaters arbeiteten, verstanden es, das fromme Gemüt des freundlichen Knaben zu beleben und feinem Herzen einen un-

9. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 10

1882 - Gütersloh
10 Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. erschütterlichen Glauben an die allerbarmende Liebe des himmlischen Vaters einzuflößen. Augenblicke wie jener, als er, am 15. Juni 1632, zu Wolgast in Pommern an der Leiche des Heldenkönigs Gustav Adolf von Schweden stand, der bei Lützen sein Leben für die protestantischen Brüder gelassen hatte, waren geeignet, diesen starken Glauben mehr und mehr zu befestigen, zugleich aber auch, bei dem jungen Thronerben das heilige Feuer der Liebe für seine Mitmenschen zu entzünden, deren Geschicke einst in seine Hand gelegt werden sollten. Zur weiteren Ausbildung des Kurprinzen, besonders aber, um sein teures Leben noch mehr vor den Zufällen des Krieges zu schützen, sandte ihn der König später nach Holland, das damals eine Achtung gebietende Stellung in Europa einnahm. Hier machte Friedrich Wilhelm reiche Erfahrungen, die für seinen Herrscherberuf von großem Nutzen waren. Er studierte nicht nur fleißig auf der Universität zu Leyden, sondern er lernte auch an der Seite seines erfahrenen Großoheims, des Prinzen Heinrich Ferdinand, praktisch das Kriegswesen kennen. Besonders gut gefiel es ihm in Arnheim, einer prächtigen holländischen Stadt, wo sich der Reichtum des Adels glänzend entfaltete, und im Haag, der Residenz seines Großoheims (1 *). Schwer wurde es ihm deshalb, von Holland Abschied zu nehmen und in das durch den Krieg verödete Brandenburg zurückzukehren. Erst als die Pest in den Niederlanden ausbrach, gab er den wiederholten Aufforderungen seines Vaters nach. Kurze Zeit nach seinem Wiedereintreffen in Berlin starb unerwartet der Kurfürst Georg Wilhelm in der Mitte seiner Jahre und hinterließ die Mark dem zwanzigjährigen Kurprinzen, der sich nun als Kurfürst Friedrich Wilhelm auf den Thron setzte. Es war ein recht trauriges Erbe, welches dem neuen Landesherrn von seinem Vater hinterlassen war. Verwüstete Felder, verbrannte *) Die hier eingeklammerten Ziffern bezeichnen die weiter unten unter Ii. angeführten Einzelzüge aus dem Leben der verschiedenen Fürsten.

10. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 21

1882 - Gütersloh
Iriedrich I. 1688—1713. Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, dem die dankbare Nachwelt den Namen des „großen Kurfürsten" beigelegt hat, weil er unser liebes Vaterland aus dem tiefen Elend, in welches es durch den schrecklichen dreißigjährigen Krieg gestürzt war, zu herrlicher Blüte erhob, hatte mehrere Söhne. Der älteste, Karl Emil, der im Jahre 1655 geboren war, war der Liebling des Kurfürsten, indem es allen Anschein hatte, daß der Knabe mit der herrlichen, achtunggebietenden Gestalt zugleich die trefflichen Eigenschaften seines Vaters geerbt habe und in seine Fußstapfen treten werde. Doch der Herr und Gott hatte es in seinem weisen Rat anders mit dem wackeren Kurprinzen beschlossen. Schon war er zu einem 18jährigen Jüngling herangewachsen, schon war er dem Vater in den Krieg gegen die Franzosen gefolgt, da überfiel ihn in Straßburg ant Rhein ein hitziges Fieber, und der Tod entriß den hoffnungsvollen Thronerben dem Vater und dem Lande. So kam es denn, daß der zweite Sohn des großen Kurfürsten, Friedrich, in die Stelle feines verstorbenen Bruders als Kurprinz einrückte. Friedrich war am 11. Juni 1657 geboren. Er war in mancher Hinsicht das Gegenteil des Entschlafenen. Von Körper schwächlich und etwas verwachsen, wollte es auch mit seiner geistigen Entwickelung im Anfang nicht recht voran. Doch der Vater sowohl wie die Mutter, die fromme und gottergebene Kurfürstin Luise Henriette, hatten von vorne herein Sorge dafür getragen, daß auch ihrem Friedrich? obgleich er nicht als Kurprinz und Thronerbe galt, eine tüchtige Erziehung zu teil werde. Sie hatten ihm einen ausgezeichneten Lehrer gegeben in dem hochgebildeten, edlen Eberhard von Dankelmann, der in feinem äußeren Wesen zwar etwas rauh und barsch war, so daß die zärtliche Mutter es anfangs mit Besorgnis hörte, wenn der Lehrer den zarten Prinzen
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