' Kaiser aus verschiedenen Häusern. 137
der Welt, welche durch einige sehr wichtige Entde-
ckungen vorbereitet war, und durch die, kurz vor des
Kaisers Tode angefangene, Reformation völlig ent-
schieden wurde, begann.
1. Durch die Erfindung des Schießpulvers
hatte das ganze bisherige Kriegswesen, und damit auch der
Ritterstand, einen tödtlichcn Stoß erhalten. Zwar erfun-
den mochte die Mischung von Salpeter, Schwefel und
Kohlen, die wir Pulver nennen, schon lange seyn; man
glaubt, daß die Chinesen sie schon sehr früh gekannt ha-
. den ; aber zum Kriege war dasselbe nicht gebraucht worden.
Ein deutscher Mönch, Barthold Schwarz, machte auf
die zerstörende Kraft des Pulvers aufmerksam, und nach
dem Jahre 1350 fing man an, es zum Kriege anzuwenden
und große eiserne Geschosse zu erfinden, um daraus mit
Hülfe des Pulvers Kugeln und Steine gegen die Mauern
fester Schlösser zu schießen. Lange Zeit gebrauchte man
das Pulver nur zum groben Geschütz. Später erfand man
auch kleine Schießgewehre, die ein Mann mit sich tragen
konnte, und zündete sie eben so mit der Lunte an, wie die
Mörser und Kanonen. Weil das aber langsam ging und
das Zielen erschwerte, so wurde in Nürnberg das deutsche
Flüttenschloß, ein Rad, welches an einem Stein Feuer
schlagt, erfunden und zuletzt von den Franzosen so ver-
einfacht, wie wir cs jetzt gebrauchen. Doch dauerte cs
ziemlich lange , che die Schießgewehre in allgemeinen Ge-
brauch kamen. Anfangs hatte man nur eiüe kleine Anzahl
Büchsenschützen in einem Heere; die meisten fochten noch
mit Bogen und Pfeilen, Speeren und Schwerdtcrn. Aber
der Vortheil des Schießgewehrs war zu groß und es kam
nach und nach dahin, daß man keinen Soldaten ohne die-
se Waffe mehr haben wollte. — Nun wurde die Art des
Fechtens ganz verändert. Vorher eilte man, einander na-
he zu kommen und Mann gegen Mann zu kämpfen. Wer
die größte Kraft und Gewandtheit in den Waffen erlangt
hatte, und dabei durch Panzer, Schild und Helm gut ge-
schützt war, konnte es mit jedem Feinde in der Nähe auf-
nehmen. Nun aber focht man mchrentheils aus der Fer-
ne; weder Tapferkeit, noch Stärke, noch selbst der Pan-
zer, schützten gegen die Kugel des gemeinen Schützen, und
der feigste Mann konnte den tapfersten Ritter aus der
Ferne erlegen. Die Kriegskunst mußte daher auf ganz an-
' dere Mittel sinnen, das Uebcrgewicht über den Feind zu
erhalten. Zuerst trachtete man, eine große Anzahl
vou Soldaten zusammenzubringen; denn jemehr Kugeln
ßogen, desto mehr konnten treffen» Früher kam nicht ss
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¿44 Die deutschen Befreiungskriege.
Kriege vollbracht hatte, war es, welche mit uuwidcrstcbli-
d>cr Schrrclliarcir und Tapferkeit Holland in wenigen Wo-
chen frei machte.
101. Das Jahr 1914. — Der Krieg in Frankreich.
Die großmüthigen Herrscher boten dem französischen
Kaiser noch einmahl den Frieden an; er aber wollte noch
immer von keiner Mäßigung wissen, wollte weder Italien
noch Deutschland frei lassen, und so mnsite der Krieg nun
über dell Rhein in Frankreich selbst versetzt werden. Durch
große Zurüstungen waren die. russischen Heere auf 200,000
' Mann, die östteichschen ans 230,000, die preußischen auf
100,000 gebracht, und das übrige deutsche Reich rüstete so
emsig, daß bald noch f50,000 Deutsche im Felde erscheinen
konnten. Außerdem stand der Marschall Wellington schon
mit 80,000 Engländern, Spaniern und Porrugiesen auf
französischem Boden.
Am 1. Jan. ging der tapfere Blücher bei Eaup über den
Rhein; das große Heer bald nachher an andern Stellen;
auf verschiedenen Wegen zogen diehundcrttansende fremder
Krieger rasch vorwärts, und am Ende des Monats standen
Ae.schon an den Ufern des Seine und Aube-Flusses, 25
Meilen von Paris.
Die Schlacht bei Brienne, 1. Febr. — Da er-
schien endlich Napoleon im Felde mit einem zwar nicht groß-
. ßen, aber guten und ihm noch immer treu anbänden, Heere.
Er griff den Fetdmarschall Blücher unerwartet bei dem Städt,
chen Brienne an, einem Orte, wo ehemahls eine Kriegs-
schule geweseil war, in welcher Napoleon selbst seine furcht-
bare Kunst erlernt hatte. Der alte Feldherr lieft sich indeß
nicht ans der Fassung bringen, zog sich naher an das große
Schwarzenbcrgische Heer, erhielt von diesem Verstäptung,
besonders durch die tapfern Daiern undwürtembergek, und
lieferte nun am 1. Febr. die erste Schlacht auf französischem
Boden. Sie war nicht leicht und nicht unblutig; Napoleon
strengte alle seine Kunst an, sie zu gewinnen, damit sein
Heer und ganz Frankreich neuen Muth schöpfte. Allein es
gelang ihm doch nicht. Anfallen Seiten mußte er zuletzt
weichen, und noch beim Einbruch der Nacht erstürmte dei
kühne Greis Blücher, an der Spitze der Russen, das Dor>
La Rothierc, die letzte Stütze von seiner Schlachtordnung.
Er zog nun auf der Pariser Straße rückwärts.
Die Gefahren des Februars. — Nach dieser
Schlacht glaubten die Verbündeten, cs werde-nun leicht
seyn, die' Hauptstadt selbst im raschen Laufe zu erreichen;
und wenn sie diese inne hatten, so war die Hauptsache
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Extrahierte Personennamen: Jan Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Holland Frankreich Deutschland Rhein Frankreich Wellington Rhein Paris Frankreich
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_________________M', a t b i a s.
ist cs, welcher nachher die erste Veranlassung zu dem drei-
ßigjährigen Kriege gab.
Im übrigen Deutschland waren gleichfalls neue Span-
nungen entständen und Bündnisse gegen einander errichtet.
Ein Thei-t der Protestanten, besonders von der reformir,
ten Parthci, hatte 1t>0§, den Churfürsten von der Pfalz
an ihrer Spitze, einen engeren Bund geschlossen, den sie
die Union nannten, und 1610 schloffen dagegen die Ka-
tholiken die sogenannte Lige, deren Haupt her Herzog
von Baiern war.
Am Nicderrhein war 1609 der Herzog Johann Wil-
helm von Jülich olmc Kinder gestorben, der die schö-
nen Länder: Jülich, Berg, Kleve, Mark und einige klei-
nere hinterließ. Es meldeten sich mehrere Erben; aber der
Churfürst von Brandenbarg und der Pfalzgraf
Volt Neubnrg griffen zuerst zu und theilten sich die Län-
der, so daß B ra n d e n b nr g Mark und.kleve, und P fa l z
Jülich und Berg erhielt. Später trat der pfälzische Prinz
Wolfgang Wilhelm, nach einer Entzweiung mit dem Chur-
fürsten, zur kathol. Kirche über, schloß sich enge an das
Haus Baiern an, und so waren auch am Niederrhcin wie-
der zwei feindliche Partheien entstanden.
Das, überall unter der Asche glimmende, Feuer kam
zum Ausbruch, als zum Nachfolger des-Kaisers Mathias
ein Mann bestimmt wurde, der seinen Haß gegen die Evan->
gelischen ohne Rückhalt aussprach. Mathias nemlich hatte
keilte Kinder; auf Zureden seiner Brüder Maximilian und
Albrecht, die ebenfalls kinderlos waren und keine Neigung
zur Regierung harten, ernannte er zu seinem künftigen
Nachfolger in Oestreich und Böhmen feinest Vetter, den
jungen Erzherzog Ferdinand, Besitzer von Steiermark,
Karnthen und Kraut. Ferdinand war unter den Angen
des sehr eifrig katholischen Herzogs Wilhelm von Baiern
erzogen und von Jugend auf zu deß strengsten Begriffen
.in Religion osa chcn angehalten. Seine Kirche hielt er für
die allein ftligmachcnde und war überzeugt , daß es ffcine
Pflicht.als Landesherr sey, seine Unterthanen durch alle
Mittel, selbst durch Gewalt, bei ihr festzuhalten oder zu ihr
zurückzuführen. In der Befolgung dieses Grundsatzes verfuhr
er offen und ohnehinterlist und dieses mußten selbst seine Fein-
de an ihm ehren. In seinen Erbländern Steiermark, Kärnthe»
und Krain fing er sein Werk an: er rcfonnirte sic, d. h. er führ-
te sie zu der alten Kirche zurück, verschloß alle protestanti-
schen Kirchen, deren schon eben so viele da waren, als der
katholischen, und duldete keinen Gottesdienst, außer dem
Curcn. Wer sich nicht dazu halten wollte, durfte auswan-
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Extrahierte Personennamen: Johann_Wil- Johann Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Mathias Mathias Maximilian Maximilian Albrecht Albrecht Ferdinand Ferdinand Ferdinand Wilhelm
174 m. Ztr. Die «enere Zeit, von der Reformation bis jetzt.
dem Kaiser den Krieg, und landete 1630 mi.t 15,0sx> Schwe-
den auf der Insel N ü gen, die dicht an Pommern liegt.
Es war ein großes Wagestück, mit so geringer Zahl gegen
die ganze Macht des Hauses Oestreich und der Lige aukzn-
treten; und die Hoffnung, worauf Gustav vorzüglich gebaut
hatte, daß die evangelischen Fürsten sich sogleich kräftra für
* ihn erklären würden, schlug sogar auch.fehl. Nur zwei der
kleineren, der Landgraf von Hessen-Kassel und der Her-
zog von Sachsen-Wekmar, nebst der freien Stadt Mag-
deburg, schlossen sich an ihn an; die größeren, besonders
die Churfürsten von Sachsen und Brandenburg, zögerten,
weil sie vielleicht die Herrschaft eines fremden Eroberers,
wo fu/ sie den König halten wogten, eben so sehr fürchteten,
als die des Kaisers. Sie schloffen vielmehr untereinander
einen Bund zu Leipzig um sich gegen beide Partheien
gewaffnet zu halten. Aber sowohl der Kaiser, als der Kö-
nig von Schweden, nahmen ihnen dieses übel. Der Kaiser
verlangte, daß sie als Reichsfürsten es mit ihm gegen den
fremden König halten sollten, und befahl seinen Feldherren, die
Glieder des Leipziger Bundes mit Gewalt zu entwaffnen;
dev König aber beklagte sich laut über die Lauigkeit der Für-
sten gegen ihren Glauben. ,,Znr Zeit eines solchen Stur-
zes, sagte er, als worin sich die Evangelischen befinden,
will es sich nicht schicken, daß etliche fleißig arbeiten, die
- ait'sern dem Sturme zusehen und die Hände in den Schovß
legen; sondern ein jeder muß das Werk mit Freuden alí-
ate sen." — Da seine Worte nicht halfen, mußte er sich auf
leint eigne Kraft sind sein Waffenàck verlaßen,, und bald
verschafften ihm diese auch, nach Vertreibung der Kllsierli-
chen ans Pommern, den Herzog dieses Landes ;um Bundes-
genossen und die Stadt Stettin zu einem vortrefflichen
Waffenplatze; und eben so übergab ihm der Churfürst von
Brandenburg, als er auf Berlin losrückte, die Festungen
Küftrin und Spandau, uns diese Weise im Rücken ge-
stcherit, hatte er jetzt die Absicht, die von Tilly belagerte,
wichtige Festung Magdeburg zu befreien, die ihn ans das
Dringendste um Hülfe anrief; aber ehe er noch dahin gelan-
gen kounte, war die unglückliche Stadt schon gefallen.
'Magdeburgs Zerstörung. 20. Mai. 1631.— Til-
ly hat.e die Stadr Magdeburg, weil sie mit dem schwedi-
schen Köttige Freundschaft geschloffen batte ^ schon eine ge-
raume Zeit belagert. Die Bürger ver.theiorgten pch umr-
schr)ckcn und hofften täglich, daß der König zu ihrer Hülfe
erscheinen werde. Tilly, der wohl wußte, wie nahe er schon
sey, beschloß einen'sturm zu wagen. Am 19. Mai ließ er,
<üs wenn er die Belagerung aufheben wollte, die Kan.ueu
J
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Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Tilly Tilly