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1. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 13

1906 - Leipzig : Dürr
Der Absolutismus in Frankreich 13 schichte in ihrem ersten Jahrhundert beherrschende Staatsideal der nach politischer Einheit im Innern, nach uerer Ausdehnung strebende absolute Staat Ludwigs Xiv. Wenn wir uns fragen, wodurch die Vorherrschaft Frankreichs der Europa durch das 17. und 18. Jahrhundert hin sich ermglicht, wenn wir weiter forschen, aus welcher Ursache die Schrecknisse und berflutungen der Revolution sich erklären, wir werden auf den Absolutismus in Frank-reich gewiesen. Wieder aber macht sich hier geltend die soviel angefochtene, aber dennoch unerschtterte Tatsache, da die Männer die Geschichte machen: der Staat Ludwigs Xiv. ist das Werk seiner Vorarbeiter Richelieu und Mazarin, seiner gewaltigen Persnlichkeit selber, ein Werk, das sie gegen den Widerstand fast der Gesamtheit ihrer Zeitgenossen mit Macht durch-gefhrt und durch dessen Vollendung sie dem franzsischen Staate in jeg-licher Beziehung ihres Geistes Siegel aufgeprgt haben. So wird denn eine geschichtliche Betrachtung, die den franzsischen Absolutismus verstnd-lich machen will, ausgehen mssen von einer Charakteristik der drei groen Männer, um alsdann ihr Werk nach innen wie nach auen zu beleuchten. Ii. 1. Wegbereiter und Schpfer des Absolutismus. a) Als Heinrich Iv. (1589 1610) inmitten weitausschauender politischer Plne, die die Brechung des habsburgisch-spanischen ber-gewichts durch Eingreifen in den jlich-klevischen Erbfolgestreit bezweckten, durch Mrderhand gefallen war, der Mann, der den brgerlichen Kriegen der Franzosen ein Ende gemacht, die auseinanderstrebenden elementaren Krfte ihres Reiches zusammengefat und der kniglichen Gewalt eine alle groen Interessen der Nation in sich zusammenfassende Stellung gegeben, der Frankreich wirtschaftlich und finanziell (Sully) gekrftigt hatte, da war trotz des die Franzosen mehr als alle anderen Völker erfllenden National-bewutseins die Furcht berechtigt, da der gesamte Staatsbau zusammen-brechen knne. An der Spitze der Regentschaft stand die Tochter der Medici, Maria (geb. 1573 zu Florenz, gest. 1642 zu Kln); es war ihr nicht mglich, inmitten eigenwilliger Adliger die volle knigliche Gewalt aufrecht zu erhalten; ihre religisen Neigungen fhrten sie zum katholischen Spanien (Vermhlungsplan) und dadurch in Streit mit den franzsischen Hugenotten. Der König Ludwig Xiii. blieb, als er die Knabenjahre lngst hinter sich hatte, kindlichen Vergngungen ergeben. Zudem wurden Maria Medici sowohl wie spter ihr Sohn von Gnstlingen beherrscht, die gleichfalls gegeneinander Rnke spannen und nur ihr eigenes Interesse im Auge hatten ^Concini, der Gemahl von Marias Kammerfrau, der sptere Marschall von Ancre Luhnes). Dieser schwachen und

2. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 302

1906 - Leipzig : Dürr
302 Das Neunzehnte Jahrhundert Beamtentum, von einer bedenklichen Fulnis angefressen wurde. Wenn man es auch nicht so machte wie bei der ersten Reaktion, wenn man auch nicht Demagogenverfolgungen in grerem Umfange vornahm, so schlug man doch ein Verfahren ein, das vielleicht noch wirksamer war, um den altpreuischen Beamtengeist zu zerstren, man brachte nach und nach der Reaktion ergebene Kreaturen ohne jede selbstndige ber-Zeugung und Charakterfestigkeit in die Beamtenstellen hinein, so da gesinnungslose Kriecherei und bedientenhafte Unterwrfigkeit anfingen, die altpreuische aufrechte Gesinnungstchtigkeit und ehrenhafte Geradheit zu verdrngen, die seit den Zeiten Friedrich Wilhelms I. sich mit unbedingter Knigstreue, pflichtbewutem Gehorsam und unerschtterlicher Zuverlssig-feit zu jenem Beamtentypus vereinigten, der fr ganz Deutschland vor-bildlich geworden ist. Es war ein Glck, da König Wilhelm I. schon bei bernahme der Regentschaft diesem unheilvollen Zersetzungsprozesse Einhalt gebot und durch sein Borbild sowie durch seinen Einflu den altpreuischen Beamtengeist wieder zu Ehren brachte; sonst wre vielleicht ein zweites Jena das Ende dieses Prozesses geworden, da auch das Heer nicht auf der Hhe stand. Aber auch auf religisem und wissenschaftlichem Gebiete war ein Rck-schritt zu erkennen, und die Zeiten des Wllnerfchen Religionsediktes und der Karlsbader Beschlsse mit ihrer Begnstigung religiser Heuchelei, ihrer Knebelung der ffentlichen Meinung und Unterdrckung der wissen-schaftlichen Freiheit tauchten wie Gespenster aus der Tiefe der Vergangen-heit auf, bereit, an der endgltigen Vernichtung Preuens mitzuwirken. Um aber nichts halb zu tun und ihr Werk zu einem dauernden zu machen, warfen diese Geister der Zerstrung ihre schwarzen Schatten auch auf die Schulen, hhere und niedere, Universitten, Gymnasien, Lehrerbildungs-anstalten und Volksschulen, in denen die Grundlage geschaffen werden sollte sr jene Gesinnung, wie sie oben als Entartung des Beamtentums gekennzeichnet wurde. Jener frische und feurige Idealismus, jene freudige und lebhafte Begeisterung fr alles Gute und Schne, insbesondere fr Religion und Vaterland, fr die gerade die jugendlichen Herzen so emp-fnglich sind und die wir Pdagogen darum als das hchste Ziel unserer Berussarbeit ansehen, fr sie war kein Platz in dem System des Herrn Ministers v. Raumer und des Herrn Geheimrats Stiehl. Es ist schwer zu sagen, wer mehr zu beklagen war, ob das mi-handelte und einer unglcklichen Zukunft entgegengefhrte Volk oder der mileitete und seinem Volke entfremdete König. Die Weltgeschichte kennt keine Herrschergestalt von ergreifenderer und rhrenderer Tragik als Friedrich Wilhelm Iv. Wir sehen den Helden dieses Trauerspieles, aus-gestattet mit den herrlichsten Gaben und zu den grten Hoffnungen be-

3. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 89

1906 - Leipzig : Dürr
Geschichte des brandenburgisch-preuischen Mittelstaates von 16481740 89 von 1660 und 1661 den Stnden das Steuerbewilligungsrecht, die Verleihung des provinzialen Brgerrechts, der Heimats- und Staatsangehrigkeit in Kleve und Mark und das Versammlungsrecht ohne landesherrliche Ge-nehmiguug zugestanden; in der Mark Brandenburg wurde dem Adel die Leibeigenschaft der Bauern gewhrleistet.) Da Friedrich Wilhelm nur mit Gewalt seine Rechte erzwingen konnte, ist bei dieser Lage der Verhltnisse selbstverstndlich. Gleichwohl sah er ein, da er die land-stndischen Rechte nicht pltzlich beseitigen knne, sondern da eine neue Verwaltungsordnung erst allmhlich eingerichtet werden msse. Die Grundlage der inneren Verwaltung bildete die Heereseinrichtung und die mit ihr verbundene notwendige Erhhung der Staatseinnahmen durch die Akzise. Indem der Groe Kurfürst gegen die Anerkennung seines militrischen Hoheits-rechtes und der Verpflichtung zur Zahlung der neuen Steuern den Land-stnden in seinen Gebieten ihre alten Gerechtsame teilweise belie, hatte er seine Regierungsgewalt gesichert und einer einheitlichen Verwaltung vorgearbeitet. Die Unabhngigkeit von den Stnden und die weitere Be-schneidung ihrer Rechte nahm zu mit den wachsenden Einnahmen des Staates. Aber und das war ein weiterer Schritt zur Erlangung der absoluten Staatsgewalt Kurfürst Friedrich Wilhelm schuf das Amt eines Statthalters, der vom Landesherrn ernannt und nicht aus dem landstndischen Adel stammte. So war eine kurfrstliche berwachung geschaffen, und aus ihr entwickelte sich in allmhlichen bergngen die bernahme der Verwaltung; denn dem Statthalter folgten andere kur-frstliche Beamte, die Verwaltungs- und Richterstellen erhielten. Wie unwillig die neuen Verwaltungsverhltnisse getragen wurden, erkennt man aus dem Rechtsstreit gegen Dankelmann. Friedrich Iii. hat nicht folgerecht den Gedanken feines Vaters in der Durchfhrung der absoluten Herrschaft ausgefhrt. Um so mehr ist sein Lehrer und groer Minister Dankelmann von der Notwendigkeit der Reformen, die der Groe Kur-frst in der Verwaltung begonnen hatte, berzeugt, wenn er als leitender Staatsmann, hnlich wie Richelieu und Mazarin, die Regierung ganz in seiner Hand hielt und keinen Einflu einer Hofpartei oder des Adels duldete. Vom Adel und den Hofleuten, besonders von seiner Gemahlin ist Kurfürst Friedrich Iii. berredet worden, den allmchtigen Minister zu strzen, der allen gefhrlich zu werden schien. Mit seinem Sturz war frs erste die berlieferung durchbrochen, die der Groe Kurfürst fr die Durchfhrung der unumschrnkten monarchischen Gewalt hinterlassen hatte, und die schamlose Herrschaft Wartenbergs, Wartenslebens und Wittgen-steins schien die Entwicklung einer einheitlichen straffen Verwaltung fr immer aufzuheben. Aber doch hat Friedrich Iii. das Werk seines Paters

4. Volksschulenfreund - S. 197

1860 - Leipzig : Dürr
d er allgemeinen Weltgeschichte. 197 weise, st. 1844. Sein Sohn Oskar, ein sehr unterrichteter Fürst, folgte ihm auf dem Throne und diesem im Jahre 1859 dessen Sohn Karl Xv. Die Niederlande kamen 1548 in 17 Provinzen an Spanien mit vielen Freiheiten, die ihnen Kaiser Karl Y. als König von Spanien verlieh, die aber sein tyrannischer und argwöh- nischer Sohn Philipp Ii. mit seinem Minister Granvella, dem blutdürstigen Herzoge von Alba und der grausamen In- quisition vernichten wollte. Die Edeln, Egmont und Horn, und noch viele Tausende verloren das Leben; der kluge Prinz von Oranien entkam und wurde Sieger. Es erklärten sich 1580 sieben Provinzen für eine Republik. Im I. 1590 waren diese vereinigten Niederlande nach großen Anstrengungen die erste Seemacht und der erste Handelsstaat in Europa. Aber heftige Parteikämpfe zwischen den Oranischen, die aus Statthaltern Oberherren zu werden trachteten, und den An- tioranischen, wobei auch die Religion mit eingemischt wurde, störten ihr Glück. Wilhelm Iv. erhielt 1747 die Statthalter- schaft über die sieben Provinzen erblich; über die andern, meist katholischen, stritt Frankreich mit Oestreich 200 Jahre, bis sie im Frieden zu Utrecht 1713 an Oestreich kamen. 1806 wurde Napoleons Bruder, Louis, König von Holland, legte aber 1810 die Krone nieder und Napoleon vereinigte Alles mit Frankreich. Auf dem Wiener Kongreß wurden jedoch alle Provinzen wieder mit einander verbunden und der Prinz von Oranien wurde als Wilhelm '1. König der Niederlande. Allein Verschiedenheit der Religion, der Denk- art und Gewohnheiten, Klagen in Belgien über Zurücksetzungen von Holland und alten Haß bewirkten mit dcni I. 1630 eine stürmische Trennung. Leopold, Prinz von Coburg - Gotha, früher Gemahl der Prinzessin Charlotte von England, wurde König von Belgien. §. 27. 205 Die Schweiz (N. 297), die sich nach heftigen Kämpfen von Deutschland losriß, litt schon bei der Reformation durch innere Zwietracht (N. 245). Da fast jeder Cantón seine eignen Gesetze und Einrichtungen, seine Münzen rc. hat, so haben die unsichern, schwankenden Volksregierungen'und der Stolz mancher Patrizierfamilien, die Religionsverschiedenheit und die mancherlei politischen Ansichten, genährt durch stüch-

5. Volksschulenfreund - S. 255

1860 - Leipzig : Dürr
Geschichte d er christlichen Kirche. 255 und Siebenbürgen aber nicht, ihre Bekenner haben viele Be- drückungen erfahren, doch ist ihr Schicksal, besonders durch den Kaiser Joseph seit 1778, sehr erleichtert worden, der Kaiser will auch ihnen wohl, aber mehrere ungarische katholische Behörden sind nicht frei von jesuitischem Einfluß und Vcrfolgungsgeiste. Indeß haben jetzt selbst wackere Katholiken und die Regierung Die Lage der Protestanten zu verbessern helfen. Besonders ist seit 1834 für die gemischten Ehen und den Ueberlritt zur evangelischen Kirche weit mehr Freiheit errungen worden. §. 24. Schicksale Der Reformirten in Frankreich, Spanien und den Niederlanden. 247 Die Reformation drang von der Schweiz aus auch nach Frankreich. Man nannte diese Reformirten spotlwcise Hugonot: ten, von einem Könige Hugo, der in der Nacht herumspuken solle, indem auch sie ihre Gottesverehrungen zur Nachtzeit hielten. Es wurden Viele verbrannt oder hingerichtet. Aber selbst königliche Prinzen traten als ihre Anhänger und Vertheidiger auf. Da nahmen die Katholiken zü einer schändlichen List ihre Zuflucht. Sie behandelten die Reformirten sanft, gaben ihnen Ehrenstellen, räumten ihnen Städte mit vielen Freiheiten ein, und machten sie ganz sicher. Aber 1572 den 24. August brach die Verschwörung gegen sie aus. Karl Ix., König von Frankreich, verheirathete -seine Schwester mit dem Könige Heinrich von Navarra, der ein Hugenotte war, und, weil sich seine Anhänger für ausgesöhnt mit den Katholiken hielten, viele angesehene Männer mit an den Hof. brachte. In der Mitternacht vor dem Bartholomäuslage gab eine Glocke das schreckliche Zeichen, die Hugonotten zu er- morden. Da wurden diese Wehrlosen, ruhig Schlummernden meuchclmörderisch überfallen, Hohe und Niedere, Männer und Weiber, Greise und Kinder, und zwar größtentheils noch schla- fend, umgebracht. Kaum wurden noch der König und ein Prinz gerettet. Karl soll selbst auf die Flüchtlinge, die sich in seinem Schlosse reiten wollten, geschossen haben. Ein solches Morden war auch in andern Städten befohlen; allein manche Statthalter scheueten und schämten sich, den Befehl zu vollziehen. Man rech- net, daß 60,000 Menschen in dieser Nacht, die man vorzugsweise die- Bartholomäusnacht, oder die Pariser Bluthochzeit nennt, um- gekommen sind. Die abscheuliche Katharine von Medicis, Karls Mutter, war Mitanstifterin dieser Greuelthat. Indeß die Hugonotten blieben noch immer zahlreich, und wurden auch in blutigen Kriegen nicht gänzlich besiegt. Hein-

6. Volksschulenfreund - S. 195

1860 - Leipzig : Dürr
der allgemeinen Weltgeschichte. 195 Sobn Alerei war ganz ausgeartet, aber auch verwahrloset und von seinen Lehrern gegen die Neuerungen seines Vaters, gegen den er selbst gefährliche Anschläge hegte, mit Abscheu erfüllt. Von 150 Räthen verurtheilt, wurde er heimlich hingerichtet. Rauhe Sitten, einige Trunkliebe und Jähzorn verleiteten den Kaiser zu manchen Härten; gute Schulen, Aufhebung der Leibeigenschaft der Bauern kamen nicht zu Stande. Seine zweite Gemahlin, Katharina I., schön, geistvoll, muthig und sehr beliebt, setzte (1725—1727) die Regierung glücklich fort. Peter Ii., Sohn des Alerei, starb schon 1730. Anna (1730—1740) ließ das Kriegswesen verbessern, sorgte für Handel und innere Schifffahrt. Elisabeth (1741—1762) nahm an vielen Kriegen Theil, besonders gegen Friedrich Ii., stiftete die Universität Moskau, hielt das Gelübde, keine Todes- strafen ergehen zu lassen; dagegen waren seit Peters Tode 20,000 Menschen nach Sibirien verwiesen worden. Peter 111. regierte wegen unkluger Veränderung nur ein halbes Jahr. Katharina Ii., eine kluge, thätige und glückliche Kaiserin (1762—1796). Paul, ein kräftiger, aber harter Regent, st. 1801. Alexander I., sehr mild, Freund des Fortschritts, einflußreich auf Krieg und Frieden, Stifter der heiligen Allianz 1815, nach welcher die Monarchen von Rußland, Oestreich und Preußen sich vereinigten, bei ihrer Regierung sowvl in den Verhältnissen zu andern Mächten, als unter stch selbst und gegen ihre Völker nur die Vorschriften der christlichen Religion, der christlichen Liebe, Gerechtigkeit tlnd des Friedens zur Regel zu nehmen; eine schöne große Jvee, die aber nur allmählich verwirklicht werden kann. Der Kaiser Nicolaus, der seit 1825 kräftig und muthvoll regierte und die Einheit seines großen Reiches durch Eine Sprache und ein Glau» bensbekenntniß zu befördern suchte, starb plötzlich 1855, als er gerade einen schweren Krieg mit den Türken, Engländern und Franzosen zu bestehen hatte; ihm folgte sein Sohn Alex- ander Ii., der, ein weiser und milder Regent, jetzt die Aufhebung der Leibeigenschaft anbahnt. Das Königreich Polen (N. 302), einst ein Wahlreich, aber eben dadurch unglücklich, da die Perteien verschieden wählten, für ihren Gewählten wider einander kämpften, auch von auswärts unterstützt wurden, daher stets Unruhe war» Der polnische Reichstag, auf welchem das Veto (Nein) eines einzigen Lanvboten (Deputirten) jeden Beschluß aufhob, ist ein Sprüchwort geworden. Ihr König Sobiesky rettete 1683 13'

7. Volksschulenfreund - S. 256

1860 - Leipzig : Dürr
256 0 t eben te Abtheilung. rich wurde nachher König von Frankreich, und ist noch als der gute alte König Heinrich Iv. in dankbaretn Andenken. Ich wünsche, sagte er, daß jeder Bauer Sonntags ein Huhn im Topfe haben könnte. Heinrich trat zwar zur katholischen Kirche über, blieb aber den Hugonotten gewogen und durch eine Verordnung (Edict), in Nantes ausgefertigt, bekamen sie völlige Religionsfreiheit. Aber 1610 wurde er meuchelmörderisch in feinem Wagen er- stochen. Die Hugonotten hatten sich sehr vermehrt, und hatten abwechselnd Ruhe und Unruhe. Doch unter Ludwig Xiv. erging es ihnen übel; erst suchte man sie dtirch Geld und allerhatid Ver- sprechungen zli gewinnen, was aber bei wenigen gelang. Nun verschloß man ihnen ihre Kirchen, nahm ihre Kinder weg, um sie in dem katholischen Glauben zu erziehen; viele Hugonotten wur- den hingerichtet; andere wollten auswandern, aber man besetzte ihre Hauser und die Grenzen mit Soldaten, tim sie zum Abfall zu zwingen. 1689 wurde der Schutzbrief von Nantes aufgeho- den. Nun wanderten auf 500,000 Einwohner aus nach der Schweiz, Holland, England und Deutschland; besonders hat Preußen durch diese Verfolgten eine große Anzahl geschickter und fleißiger Einwobner bekoinnien, so wie Frankreich mit ihnen viel verlor. Int vorigen Jahrhundert verfuhr man zwar gelinder; doch gab cs immer nock,Spuren der Erbitterung. Mehrere fran- zösische Schriftsteller machten jedoch auf das Unrecht und den Schaden solcher Verfolgungen aufmerksam, und luden ersten Jah- ren der Revolution erhielten die Protestanten Religionsfreiheit. Sie haben jetzt ein Consistorium zu Paris und mehrere Kirchen; doch wüthete 1815 im südlichen Frankreich abermals der Haß ge- >gen die Protestanten, besonders in Nismes, schrecklich, und be- droht sie noch ininrer. Die Niedei lande waren unter dem Kaiser Karl V. und bestanden aus 7 Provinzen. Hier fand Luthers, und späterhin mehr noch die Lehre der Reformirten vielen Bei- fall. Aber Karl ließ über 50,000 Protestanten hinrichten; be- sonders da er sie wegen ihrer Frciheitsliebe immer als^ Rebellen betrachtete. Noch grausamer ^nar sein Sohn lind Nachfolger Philipp !!., König von Spanien und Herr der Niederlande, (Kaiser wurde Karls Bruder Ferdinand I.) Philipps Soldaten und die Inquisition niarterlen und verbrannten viele tausend sogenannte Ketzer; besonders gefühllos war der Anführer des Heeres, der Herzog von Alba. Mehr als 20,000 Niederländer verließen ihr Vaterland ; andere griffen zu den Waffen unter dem Prinzen Wilhelm von Oranien, und sie verjagten nach manchen Unfällen endlich den Herzog. Durch ihren Muth und einige

8. Die Neue Zeit - S. 100

1895 - Leipzig : Dürr
100 Anleihe machen, und die Schuldenlast stieg zugleich mit der Verarmung des Landes. Wie der Tyrann die Unterthanen leiblich knechtete, so auch geistig. Die Jesuiten, die seine Berater in geistlichen Dingen waren, schmei- chelten seiner Eitelkeit, indem sie ihn darauf hinwiesen, daß in seinem Reiche nur die Religion anerkannt werden dürfe, zu der er sich selbst bekenne. Sein Beichtvater, La Chaise, und Frau von Main- ten on priesen es ihm als ein verdienstliches Werk an, die Reformation auszurotten. Die Frau von Maintenon stammte aus einer armen adligen Familie und war die Witwe des Dichters Scarron. Eine tiefere Bildung, die sie sich im Umgänge mit Schriftstellern erworben hatte, verschaffte ihr Gönner; diese brachten sie als Erzieherin der königlichen Kinder an den Hof, und bald wurde sie die vertraute Freundin des Königs. Er schenkte ihr die Besitzung Maintenon, nach der sie fortan genannt wurde. Die Fünfzigjährige wußte durch Klug- heit und Vorsicht den alternden König so für sich einzunehmen, daß er sich nach dem Tode seiner Gemahlin heimlich mit ihr vermählte. Unter dem Schein frommer Demut verbarg sie eine unersättliche Herrschsucht. Ludwig Xiv. wollte die Reformierten nicht durch harte Maßregeln, sondern durch Geldspenden und Versprechungen bekehren, aber Louvois trachtete darnach, die Ketzerei in kürzester Zeit auszutilgen, um sein Ansehen bei Hofe zu erhöhen. Deshalb überredete er den König 1685, das Edikt von Nantes aufzuheben, die Reformierten von allen Ämtern auszuschließen, ihnen den Gottesdienst zu verbieten und Rückfällige mit Galeere oder Galgen zu bestrafen. Dann ließ er bei denen, die trotzdem nicht katholisch werden wollten, Soldaten (Dragoner) ein- quartieren, die sich die schrecklichsten Erpressungen und Mißhandlungen erlauben durften. Viele der Gequälten wanderten aus, obgleich das Entfliehen mit Knechtschaft oder Tod bedroht war; in der Schweiz, in Deutschland und Italien fanden sie Aufnahme. Während Frankreich einen großen Teil seiner betriebsamsten und ruhigsten Bürger verlor, schickten die Intendanten lange Listen der Bekehrten ein, und der König freute sich, einen Ruhm erlangt zu haben, dem seine Vorfahren vergebens nachgestrebt hatten. Aber die armen Gebirgsbewohner in den Sevennen, Camisards genannt, setzten den Mißhandlungen der Beamten und Soldaten bewaffneten Widerstand entgegen und konnten erst nach mehreren Jahren von dem berühmten Feldherrn Villars unterworfen werden. Nach Louvois' Tode hörten die Verfolgungen allmählich auf.

9. Die Neue Zeit - S. 73

1895 - Leipzig : Dürr
73 Die deutsche Wissenschaft hat auch während der Schrecken des Krieges ihr stilles Werk weiter geführt. Ein Kepler berechnete die Bahnen der Planeten, die „fruchtbringende Gesellschaft" und andere ähnliche Ver- einigungen suchten die deutsche Sprache Nor dem Überwuchern der fremden Redeteile zu bewahren. Martin Opitz rettete die deutsche Dichtkunst und mit ihr die deutsche Sprache vor dem gänzlichen Untergänge. Freilich der Beschränktheit, der Steifheit und Trockenheit konnte sich auch die Mehrzahl der Gelehrten nicht erwehren. Aus all dem Jammer, den der Krieg zurückgelassen hatte, wurde das deutsche Volk durch das festgefügte Familienleben und durch das strenge hausväterliche Re- giment erlöst. Deutschland wäre eine Räuberhöhle, das deutsche Volk eine Räuberbande geworden, wenn das starke sittliche Gefühl der Familie nicht die folgenden Geschlechter in seine Zucht genommen hätte. — Kaiser Ferdinand Iii. regierte bis 1657, ihm folgte L e o p o l d I. Ii. Frankreich. Als Heinrich Iv. so plötzlich, von Mörderhand getroffen, aus dem Leben schied, war sein Sohn Ludwig Xiii. erst neun Jahre alt. Für ihn leitete die verwitwete Königin Maria von Medici die Regierungsgeschäste. Sie war unduldsam, herrschsüchtig und ver- schwenderisch wie ihre Mutter Katharina von Medici. Ihre Günst- linge bedrückten durch übermäßige Steuern und willkürliche Verhaftung mißliebiger Personen das Volk so, daß die Unzufriedenheit im ganzen Lande laut wurde. Schon drohte der Bürgerkrieg, da griff der junge König, der unterdes volljährig geworden war, ein. Auf den Rat und unter Beihilfe eines jungen Adligen, Albert de Luynes, der mit ihm aufgewachsen war, ergriff er selbst die Zügel der Regierung und ver- bannte seine Mutter aus der Hauptstadt. Allein er war so wenig selbständig, daß er der Herrschsucht und Verschwendungssucht des neuen Günstlings auch nicht zu steuern vermochte und den Unwillen des Adels erregte. Die Gekränkten flüchteten sich zur Königin-Mutter, und so gab es nun zwei Höfe, die sich feindlich gegenüber standen. Diesen Zerwürfnissen machte der kluge Bischof von Lu^on ein Ende, indem er Sohn und Mutter versöhnte; wenige Jahre später hatte er die Staatsgeschäfte in seiner Hand. Armand Jean du Plessis oder R i ch e l i e u, wie er nach seinem Familiensitze genannt wurde, war einer der größten Staats-

10. Die Neue Zeit - S. 113

1895 - Leipzig : Dürr
113 fährten des Zarewitsch (Thronfolgers) eine kleine Truppe nach französischem Muster und exerzierte sie ein zum großen Vergnügen Peters, der selbst eifrig an dem Soldatenspiel teilnahm. Die Zahl der Spielgefährten (Poteschnie) wuchs von Tag zu Tag, die Söhne der vornehmsten Familien ließen sich einreihen. Die Sache war ernster, als Sophie glaubte, denn ans den Spielgefährten wurden mit der Zeit Jünglinge und Männer. Als sie Peter einst bei einem öffent- lichen Aufzuge nicht den Vortritt zugestehen wollte, holte er seine Poteschnie herbei und zog an ihrer Spitze in die Hauptstadt ein. Sophie stützte sich auf die bisherige Leibgarde der Zaren, auf die S t re litz en, und reizte sie gegen Peter auf, als gegen einen Frevler, der die altheiligen russischen Gebräuche umstoßen und fremde, wie das französische Exerzierwesen, einführen wollte. Mehrere Strelitzen verschworen sich, den Zarewitsch zu ermorden. Aber Peter bekam Kunde davon und hielt mit Zustimmung der Bojaren (Fürsten) ein furchtbares Straf- gericht. Viele Strelitzen wurden grausam hingerichtet, Sophie in ein Kloster verwiesen. 1696 starb Iwan, und Peter war nun Allein- herrscher. Noch in demselben Jahre nahm er den Türken die wichtige Stadt Asow an der Mündung des Don weg; er wußte wohl, daß nur die Verbindung mit dem Meere Rußland in die Reihe der euro- päischen Kulturstaaten einfügte. 1697 unternahm er eine Reise nach Westeuropa. Kurz vor der Abreise entdeckte er eine neue Verschwörung der Strelitzen. Sie beabsichtigten in der Nacht eine Feuersbrunst an- zustiften , weil sie wußten, daß der Zar bei solchen Gelegenheiten immer selbst zur Stelle war und Hand anlegte. Im Getümmel wollten sie ihn ermorden. Aber Peter kam ihnen zuvor und nahm abermals furchtbare Rache. Auf seiner Reise besuchte der junge Zar Brandenburg, Hannover und kam auch nach Amsterdam. Das Leben und Treiben in dieser gewerbfleißigen Stadt machte auf ihn einen tiefen Eindruck. Da er alles selbst sehen und ergründen wollte, so gab er sich und seine Be- gleiter für russische Gesandte aus und hielt streng darauf, daß das Inkognito gewahrt würde. In dem Dorfe Saar dam (Zaandam) arbeitete er als Schiffszimmermann auf dem Werkplatze. Die Stadt Amsterdam schenkte ihm das Schiff, an dem er mitgeholfen hatte, er belud es mit Werkzeugen und Kunsterzeugnissen aller Art, dann warb er eine Menge Künstler, Handwerker und Schiffsleute an und sandte sie mit der Galeere nach Rußland. Nachdem er noch England besucht und in London das großartige Schauspiel eines Flottenmanövers bewundert Pfalz, Die neue Zeit. 8
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