I. Die Gründungssage.
Am Unterlaufe des Tiberflusses, der iu der Mitte der Westküste Italiens mündet, lag die Landschaft Latium, bewohnt von dem ackerbauenden Volke der Latiner. Das ganze Gebiet zerfiel in 30 Gaue, die in einem Bundesverhältnis standen. Die Leitung dieses Bundes hatte der Albauergau, und in dessen Hauptstadt Albalouga fanden alljährlich die Bundesversammlungen und die Bundesfeste statt.
In Alba Longa herrschte der Sage nach ein Königsgeschlecht, das seinen Ursprung von dem trojanischen Helden Äne as und dessen Sohne Askänins (Jnlns) ableitete. Ein König aus diesem Hause, Nümitor, wurde vou seinem jüngeren Brnder Amülins entthront, der zwar den gestürzten König am Leben ließ und ihm ein friedliches Leben auf feinen Gütern verstattete, aber seine Familie ausrottete, indem er die Söhne umbringen ließ und die Tochter Rhea Si'lvia zwang, Priesterin zu werden. Und als diese Mutter von Zwillingssöhnen wurde, befahl er, die Kinder im Tiberslusse zu ertränken. Ein Diener fetzte die Wanne, in der die beiden Knäblein lagen, in den hochgeschwollenen Fluß, der sie forttrug, bis sie schließlich in den Wurzeln eines wilden Feigenbaumes am Fuße des Berges Palatinus hängen blieb. Eine Wölfin soll die Kinder gesäugt haben; nach einigen Tagen fand sie der Hirt Faüstulus und brachte sie seiner Gattin, die sich ihrer liebevoll annahm. Als Hirtenknaben unter dem Namen Römnlns und Remus wuchsen die Brüder zu kräftigen, kühnen Jünglingen heran. Als sie später das Geheimnis ihrer Geburt erfuhren, überfielen sie, von zahlreichen streitbaren Hirten unterstützt, den Thronräuber Amnlins, töteten ihn und hoben ihren Großvater Numitor wieder auf den Thron. Zum Danke schenkte er ihnen den Berg Palatinus und gestattete ihnen, dort eine neue Stadt anzulegen. Nun entstand zwischen den Brüdern selbst ein Streit über das Recht, die zukünftige Stadt zu benennen. Sie beschlossen, die Götter durch ein Zeichen entscheiden zu lassen. Romnlus stellte sich auf dem Palatinus, Remus auf dem benachbarten Aventlnns auf, und jeder hoffte, daß die Götter ihm günstige Zeichen durch Vogelflug schicken würden. Remus erblickte zuerst sechs Geier, aber nach langem Warten erschienen dem Romnlus zwölf Geier; damit war es entschieden, daß er der Stadt den Namen geben sollte; er nannte sie Rom (753).
Die neue Stadt war zu Ansang ganz ärmlich anzuschauen; auch Wall
Vogel, Geschichtsleitfaden für Quinta. 2. Aufl. 1
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Friedrich_bet Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Stadelmann Friedrich Friedrich
Das Zeitalter Wilhelms I.
i.
Preußen bis zum deutsch-französischen Kriege.
1. Tic Anfänge der Regierung des Königs Wilhelm I. und die Heeresreorgllnisation.
T\a die Ehe Friedrich Wilhelms Iy. mit der Prinzessin Elisabeth von Bayern kinderlos geblieben war und der König im Jahre 1857 an einem unheilbaren Gehirnleiden erkrankt war, so übernahm sein Bruder Wilhelm, der „Prinz von Preußen", für ihn die Regentschaft und führte sie als „Prinzregent" bis zu dem am 2. Januar 1861 er- isei folgten Tode des Königs.
Der König Wilhelm I. ist am 22. März 1797 als zweiter Sohn m: Friedrich Wilhelms Iii. und der Königin Luise geboren. Seine Jugend verlebte er anfangs unter der liebevollen Pflege feiner inniggeliebten Mutter und lernte das ganze Elend der Jahre 1806/7 kennen. Wegen feiner Jugend und schwächlichen Gesundheit nahm er erst nach der Völkerschlacht bei Leipzig am Freiheitskampfe teil, in dem er sich bei Bar für Aube wegen feiner Unerschrockenheit das eiserne Kreuz erwarb.
Er vermählte sich 1829 mit der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar. In der langen Friedenszeit war er besonders um die Ausbildung des preußischen Heerwesens bemüht und wars 1849 an der Spitze preußischer Truppen den badischen Aufstand nieder.
Gleich nach Übernahme der Regentschaft entließ der Prinzregent das alte Ministerium und berief ein neues, das einer deutschen Politik geneigter war. Mit Jubel begrüßte man die „neue Ära", die der Presse und den politischen Vereinen eine größere Freiheit gestattete.
Im Jahre 1859 bildete sich der Nationalverein (unter Führung von Rudolf von Bennigsen), um das gescheiterte Werk einer Einigung Deutschlands unter Preußens Führung wieder aufzunehmen. Der nationale Gedanke wurde auch in Schützen-, Turn- und Sängerfesten
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms_I. Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelms_Iy Friedrich Wilhelms Elisabeth_von_Bayern Wilhelm Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Rudolf_von_Bennigsen Rudolf
2
Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation.
leichterte die Verbreitung einer allgemeinern Bildung in den mittleren und den unteren Ständen des Volkes, zumal da auch die Herstellung des gleichfalls aus dem äußersten Osten überkommenen Lumpenpapiers im Abendlande immer weitere Ausdehnung gewann. Die kirchliche Reformation endlich zerriß zwar die Einheit der römischen Kirche, hob aber die Geistlichkeit aus ihrem sittlichen Verfall, förderte die Wissenschaft durch eigene Forschungen in den höchsten und heiligsten Fragen der Menschheit und setzte an die Stelle von Menschensatzungen das Wort Gottes. Allerdings schuf sie auch einen scharfen Gegensatz zwischen den evangelischen und katholischen Staaten.
2. Tie Reformation bis zum Wormser Edikt von 1521.
Die Hoffnungen der Völker auf eine Reform der verderbten Kirche durch die großen Kirchenversauunlungen des Mittelalters, zumal die zu Pisa und zu Konstanz, waren nicht in Erfüllung gegangen. Endlich aber gab der Ablaß, den Papst Leo X., wie es hieß, zum Ausbau der Peterskirche in Nom für die Christenheit ausschrieb, den Anstoß zu einer Bewegung, welche eine vollständige Reform eines großen Teiles der Kirche herbeiführte. Der Mann, der den Mut hatte, den Irrlehren der alten Kirche entgegenzutreten, der Ausdauer genug besaß, um im Kampfe nicht zu erlahmen, und dem die Kraft befchieden war, die reine Lehre wieder herzustellen und die Kirche neu aufzubauen, das war Martin Luther.
Martin Luther ist am 10. November 1483 zu Eisleben geboren. Sein Vater Hans Luther, anfangs Bauer in Möhra bei Eisenach, war nach Eisleben übergesiedelt, um als Bergmann besseren Verdienst zu gewinnen. Aus Nahrungssorgen verließ er aber mit seiner Frau Margarete (geb. Ziegler) und seinem Söhnchen Martin schon nach einem halben Jahre Eisleben und zog nach den: benachbarten Mansfeld, wo seine Lage sich allmählich besserte. Hier erhielt Martin Luther bis zu seinem 14. Jahre den ersten Unterricht; dann brachte ihn sein Vater auf eine höhere Schule nach Magdeburg und ein Jahr später nach Eisenach. Bei der Armut seiner Eltern mußte er sich den täglichen Unterhalt durch Singen vor den Häusern der Wohlhabenden erwerben, bis ihm Frau Ursula Cotta liebreiche Aufnahme gewährte. Im Jahre 1501 bezog er die Universität Erfurt, um nach dem Wunsche seines Vaters die Rechtswissenschaft zu studieren, doch überwog bei ihm die Neigung zu philosophischen und theologischen Studien, und im Jahre 1505 wurde er Magister der Philosophie. Das Studium der Bibel mahnte ihn, daß er jeden Augenblick bereit sein müsse, vor Gottes Richterstuhl zu treten. Als er auf einer Rückreise von seinen Eltern unweit Erfurt von einem furchtbaren Gewitter überrascht wurde und der Blitz zu seinen Füßen einschlug, gelobte er ein Mönch zu werden und trat in das Augustinerkloster zu Erfurt ein. Aber obwohl
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54 Der preuß. -braudenb. Staat bis zum Regierungsantritt Friedrichs d. Gr. 1618 -1740.
bei sein Erbrecht auf Pommern ausdrücklich an. Als aber Georg Wilhelm nach dem Tode Boguslaws Xiv., des letzten Herzogs von 1637 Pommern, 1637 das Land in Besitz nehmen wollte, verweigerten die Schweden die Herausgabe. Jetzt verband sich der Kurfürst mit dem Kaiser und mit Sachsen, um den Schweden Pommern mit Gewalt zu entreißen, aber trotz anfänglicher Erfolge bewirkte dieser Schritt schließlich doch nur, daß die Marken von den Schweden wieder aufs furchtbarste verheert wurden. In dieser Not verließ der Kurfürst selbst das unglückliche Land und begab sich mit seiner Familie nach Preußen, wo er in Königsberg im Jahre 1640 starb.
Ii.
i64v-1688 Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, 1640 — 1683.
1. Brandenburg und der westfälische Friede.
Friedrich Wilhelm, der Sohn Georg Wilhelms, war im Jahre 1620 zu Köln a. d. Spree (Berlin) geboren. Hier sah er als elfjähriger Knabe voll Bewunderung seinen Oheim Gustav Adolf, der sich mit dem Gedanken trug, ihn einst mit seiner einzigen Tochter Christine zu vermählen. Als aber nach dem Tode des großen Schwedenkönigs bittere Not über sein wehrloses Vaterland kam, siedelte er auf Wunsch seiner Mutter, einer Enkelin des berühmten Wilhelm von Dramen, zu seiner wissenschaftlichen Ausbildung nach den Niederlanden über. Vier Jahre verweilte hier der mit tiefem Sinn für den Ernst des Lebens und mit kräftigem Willen ausgestattete Prinz am Hofe der verwandten (oranischen) Statthalter der Niederlande und machte dort eine treffliche Schnle in Staatsverwaltung und Kriegskunst durch. Von hier führte er auch später seine erste Gemahlin Luise Henriette von Oranien heim.
Bei dem Tode seines Vaters befanden sich alle brandenburgifchen Lande in der bösesten Lage. Die Marken selbst, die Schwarzenberg bis an seinen Tod (Frühjahr 1641) verwaltete, waren durch die unaufhörlichen Truppendurchzüge arg verwüstet, die kurfürstlichen Truppen und ihre Befehlshaber neben dem Landesherrn auch für den Kaiser vereidigt. Die clevischen Lande waren von den Holländern besetzt, und Pommern gaben die Schweden nicht heraus. Das Herzogtum Preußen hatte zwar vom Kriege nicht gelitten, doch hatte der junge Kurfürst dort sogleich mit den der brandenburgischen Herrschaft abgeneigten Ständen zu kämpfen und mußte auch von Polen die Belehnung ebenfalls unter sehr lästigen Bedingungen erkaufen. Um seine schwer heimgesuchten Marken vor ferneren Durchzügen fremder Truppen zu be-
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Georg_Wilhelm Wilhelm Boguslaws Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Georg_Wilhelms Wilhelms Gustav_Adolf Gustav Adolf Christine Wilhelm Ernst Luise_Henriette_von_Oranien
Das Zeitalter Friedrichs des Groszen.
i.
Friedrich Ii., brr Große, 1740 — 1786.
1740-1786
1. Friedrich vor seinem Regierungsantritt.
rtebricf) Ii., bet Große, war am 24. Januar 1712 geboren. 1712
cv Nach des Vaters Ansicht sollte der Prinz zu einem guten Soldaten, einem guten Wirte und einem guten Christen erzogen werden. In dem Knaben entwickelte sich aber schon früh unter beut Einflüsse seines französischen Lehrers Duhan be Janbun1) (dessenvater seines evangelischen Glaubens willen Heimat und Wohlhabenheit aufgegeben hatte) und unter Begünstigung seiner Mutter eine Neigung für Poesie, Kunst und heitern Lebensgenuß. Daher entstand allmählich bei bet harten Behandlung des Vaters, bet sich bis zu Thätlichkeiten hinreißen ließ, eine Entfremdung zwischen Vater und Sohn. Als nun die Königin Sophie Dorothea die Vermählung ihrer beiden ältesten Kinder, des Kronprinzen und der Prinzessin Wilhelmine, mit Angehörigen des englisch - hannoverschen Hauses begünstigte, aber bet König Friedrich Wilhelm seine Zustimmung versagte, um sich nicht von Österreich trennen zu müssen, so faßte bet Kronprinz den Entschluß, über Frankreich nach England zu fliehen. Eine Reise des Königs und des Kronprinzen nach Süddeutschland schien dazu die Gelegenheit zu bieten. Aber der Anschlug wurde entdeckt, Friedrich selbst festgenommen und vor ein Kriegsgericht gestellt. Das Gericht weigerte sich zwar, über Friedrich als einen Angehörigen des königlichen Hauses das Urteil zu sprechen, dagegen verurteilte es den Lieutenant Katte, der um die Flucht gewußt hatte, zu lebenslänglicher Festungshaft; dieses Urteil änderte der König in Todesstrafe um. Friedrich selbst wurde als Gefangener nach der Festung Küstrin gebracht und bafelbst später auf der Kriegs- und Domänenkammer (Negierung) beschäftigt, wobei er den Wert einer ernsten Arbeit kennen lernte. Daher wurde fein Verhältnis zum Vater allmählich besser, namentlich seitdem er nach dem Wunsche desselben sich mit Elisabeth
1) Jandnn liegt in der Champagne.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Wilhelmine Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. Ig.
Käse verarbeiten oder als Vollmilch in die Städte Frankfurt, Offenbach und
Hanau versenden. Diese Städte kommen auch als Absatzgebiete für die übri-
gen Erzeugnisse der Viehzucht (Fleisch, Eier, Honig) in Betracht, ebenso sind
sie für den Gbstmarkt von großer Bedeutung. Zwar war die Zahl der
ertragsfähigen Obstbäume vor Jahrzehnten gewaltiger als heute. Venn
durch die Wirkungen des strengen Winters 1879/80 waren von 424937 nur
150585 Stück übrig geblieben, doch sind es im Jahre 1906 schon wieder
212533 Stück, welche Zahl seitdem durch Nachpflanzungen noch erheblich
gewachsen ist. Und gerade der Obstbau ist für unseren Kreis recht lohnend,
da die Mehrzahl der (Drte eine vorteilhafte Lage und im Zusammenhang
damit ein günstiges Klima hat. Welche Erträgnisse aus dem Obstbau erzielt
werden, lehren uns folgende Zahlen. Im Jahre 1910 wurden geerntet:
Tafeläpfel
10 007,5 6? im Werte von 139 880,5 Ji>
43 188 ............260 419
Tafelbirnen...... 589 „ 7 826 „
Wirtschaftsbirnen . . . . 2 109,5 „ ii ii 17 685 „
Zwetschen und Pflaumen 955 „ ii Ii 11 898 ,,
Kirschen ...... 360 „ Ii Ii 6 991 „
Aprikosen...... 9 „ Ii Ii 485 ,,
Pfirsiche....... 8 „ Ii Ii 625 „
Walnüsse..... 26,5 ,, Ii n 890 „
Zusammen 57 252,5 dz im Werte von 446 699,5
Die bedeutenden Obsternten des Kreises haben einen riesigen verbrauch
im Volke selbst und die Entstehung von Obstkeltereien und Obstprodukten-
fabriken zur Folge. Kuffallend ist, daß der Weinbau fast ganz geschwunden
ist. vor Jahrhunderten war er in fast sämtlichen Gemarkungen unseres
Kreises bis zur 200 Metergrenze verbreitet*), wie uns auch der Flurname
,,Wingert" oder ,,Weinberg", der noch vielfach erhalten ist, lehrt. Rlle
Südhänge waren mit Reben bepflanzt, und in einzelnen Gemarkungen (Bü-
dingen, Ortenberg) nahm der Weinbau eine bevorzugte Stellung ein. Nach
dem 30jährigen Kriege lagen die meisten Wingerts wüste, aber im 18. Jahr-
hundert gewann der Weinbau in manchen Gemarkungen noch einmalerhöhte
Bedeutung. Das Auftreten der Rebenkrankheiten veranlaßte, daß die Win-
gerte nach und nach in Obst- und Getreidefelder umgewandelt wurden. 5lm
längsten hat sich der Weinbau bei Büdingen, Ortenberg, Diebach a. h. und
an der Konneburg erhalten. Gegenwärtig sind nur noch einige Wingerts
bei Büdingen im Betrieb, und bei Ober-Inockstadt hat man ,,an der Lauen-
*) Noch 1616 hatten beispielsweise (Orleshausen 21, Talbach 63/ir Büches 1274»
Aulendiebach 2474, Wolf 9, Pferdsbach 2, Lorbach V2, viebach a. h. 18%, Mittel-
gründau (Buchen) 247s Morgen Weinberge.
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Kreis Büdingen, bearbeitet von R. Heusohn.
29
[eile Heegheim und das durch seine ausgedehnten Kirschenanlagen berühmte
Pfarrdorf Rodenbach, hunderte von roohlgepslegten Kirschbäumen
schmücken hier die Bergeshänge und bilden für die Bewohner eine ergie-
bige Einnahmequelle. Man schätzt den durchschnittlichen Erlös für Kirschen
jährlich auf 18—20000 Mark. Nicht weit von da liegt der Hof Oppek-
Hausen mit bemerkenswertem Obstbau. Auf der linken Leite der Nidda
breiten sich die beiden Dörfer Ober- und Nieder-Mockstadt aus, welche weit
und breit durch ihren Zwiebelbau bekannt sind. !?ieder-l!?ockstadt war unter
ysenburgischer Herrschaft Gerichtsort' das ehemalige Kmthaus ist vor eini-
gen Jahrzehnten in Privatbesitz übergegangen, von der „Lauenburg",
einem Berge bei dem Pfarrdorf Ober-Mockstadt, berichtet die 5age, daß
hier in alten Zeiten eine Burg gestanden, deren Besitzer den Kaufmanns-
zügen ,,aufgelauert" und sie dann beraubt hätten. In dem nahen lvald-
distrikt Holsachse lag das ausgegangene Dorf Holzsassen.
Iii. Nidda und Umgebung.
Es ist nicht Zufall, daß der westliche Teil des Kreises von jeher ein
begehrter Strich Landes war. Venn soweit das Auge reicht, lachen dem
Wanderer hier in fruchtbarer Ebene üppige Getreidefelder und reichtragende
Obstgärten entgegen, grüßen ihn wohlhabende, schmucke Dörfchen und
freundliche Städtchen. Zwei wasserreiche Flüßchen durchziehen die Gegend
in müdem Laufe: Nidda und Horloff, zwischen deren weitgespannten Tälern
sich ein breiter Höhenrücken ausbreitet, reich mit ll)ald bestanden. 5ln seinen
hängen hat man hier und da Basaltbrüche angelegt, und mächtige Felsen
findet man im weiten lvalde. Einer dieser Steinbocke irrt ,,Königswalde"
heißt „6er wilden Frauen Gestühl". Er ist viele Fuß lang und zeigt Spuren
von Bearbeitung; viele meinen, er sei ein Gpferstein aus vorgeschichtlicher
Zeit. Nach der Sage sollen hier einst drei wilde Menschen, in Tierfelle ge-
kleidet, gelebt haben und der Schrecken der Gegend'gewesen sein, bis nach
dem Tode des Mannes und des Kindes die Frau in Dauernheim eingefangen
worden sei. Die Seelen dieser Drei sollen aber bis auf den heutigen Tag
hier umgehen. Ein anderer Teil des Höhenzugs, nahe bei Dauernheim,
heißt die Kltenburg. Große Steinhaufen bedecken die Bergkuppe, und be-
deutende Schätze sollen, so berichtet uns der Volksmund, im Innern ver-
graben liegen. Und besondere Schätze birgt auch tatsächlich der ganze höhen-
zug. Einst standen hier große Waldungen, die von gewaltigen Erdmassen
überdeckt wurden und verkohlten. Es bildeten sich Braunkohlenlager, deren
Produkte in der Nähe von Geih-Nidda bis zum Jahre 1865 ausgebeutet
und verwertet worden sind. Und dann, welcher Segen entströmt dem höhen-
zug da, wo der Badeort Salzhausen sich ausbreitet. Natur und Kunst Haben
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90
c
Die Lehre nimm in Acht:
„ In des Vergnügens Stunden
„Kannst du dich tief verwunden.
„ Genieß' es mit Bedacht."
38. Die Taube.
liebstes Kind, sieh jene Taube,
Wie sie ihre Jungen liebt,
Und sich lieber selbst zum Raube,
Als die lieben Kinder giebt.
Sieh, sie theilt ihr eignes Futter
Ihnen, aus dem Kropfe, mit!
Gleicht ihr nicht das Bild der Mutter,
Deren Herz von Liebe glüht?
Wenn auf ihren sanften Armen,
Unfchuldsvoll, ihr Säugling spielt!
Die, mir zärtlichstem Erbarmen,
Seine kleinsten Leiden fühlt!
Die, mit wahren Muttersorgen,
Manche ängstlich lange Nacht,
Von dem Abend bis zum Morgen,
Treulich für sein Wohl durchwacht!
39. Der Gehorsam.
<\5dj sollte nicht gehorsam seyn?
Nicht auf der Tugend Stimme merken;
O, stats soll sie mein Herze stärken,
Und nie soll Leichtsinn es zerstreu'«! *
Ich"
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95
nur mit einer bösen Miene beleidigen würdet! sie haben
doch wohl etwas Besseres um euch Verdiener. Ihr danket
ja einem Menschen, der euch ein kleines Geschenk gibt.
Wie viel Geschenke haben euch euere Aeltern alle Tage
gegeben? Denn ein jeder Bissen Brod, ein jeder Trunk,
den sie euch reichen, ist ein Geschenk. Wie viel Dank
seyd ihr ihnen nicht schuldig? Würde cs euch wohl gefal-
len , wenn ihr einem andern armen Kinde viel Gutes
gethan hättet, und dasselbe wäre unfreundlich , hart-
näckig und trotzig gegen euch ? Ware ein so böses Kind
wohl werth, daß ihr demselben mehr Gutes erzeigtet?
Ach ! so machet euch ja der fernern Wohlthaten eurer
Aeltern nicht unwerth! ein undankbarer Mensch ist eine
abscheuliche Kreatur, die keines Guten mehr würdig ist!
aber einem dankbaren und gehorsamen Kinde sind die
Aeltern und alle Menschen gewogen. Von dem erwartet
man viel Gutes, das lieben alle Freunde, über das
freuen sich die Aeltern. O wie angenehm ist es, seine
lieben Aeltern zu erfreuen, ihnen Wohlgefallen und werth
seyn! —Aber noch mehr, meine liebsten Kinder! Gott
hat die folgsamen und guten Söhne und Töchter ganz
besonders zu segnen verheißen. Nun wisset ihr wohl,
daß Gott nicht lüget. Es wird also denen gewiß wohl
gehen, die ihre Aeltern hochachten, lieben und durch
Gehorsam erfreuen. Gott hat diese Verheißung auch
schon an vielen frommen Kindern erfüllet. Er hat sie
mit Gesundheit, mit Ehre und Freude gesegnet. Er hat
Vielen von ihnen Reichthum und ein hohes Aller geschenkt.
Wie gut ist es, einen so gnädigen Gott zu haben! Wie
angenehm, von feinen lieben Aeltern einst noch, wann
sie sterben, als ein frommes Kind, gesegnet zu werden! —
O darum, lieben Kinder! seyd gehorsam euern Aeltern,
denn das ist billig. Ehre Vater und Mutter. Das ist
das erste Gebot, das Verheißung hat: auf daß dir's wohl
gehe, und du lange lebest auf Erden!
2. Der
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