466
wurden die Gemmen auch erhaben geschnitten (Kameen) und dazu
gern farbige Onyxe genommen. In den Münzen zeigt sich ein all-
mäliges Sinken der Kunst. Die Malerei wurde zwar eifrig geübt,
aber die großen Meister der zunächst vorhergegangenen Zeit wurden
nicht erreicht. Die Gemälde dienen einer niedrigen Sinnlichkeit und
zeigen das Streben nach Effekts auch stellen sie oft Karikaturen und
Travestien mythischer Gegenstände dar. -
Geschichte der Corner.
binomischen Die Geschichte aller Völker der alten Welt endigt in der von
Gemchlc!" Nom, und die aller neueren Völker beginnt mit der von Nom und
steht mit dieser im Zusammenhange. Wie das Meer die Ströme,
so nimmt die römische Geschichte die aller anderen Völker auf, welche
früher in den Ländern um das Mittelmeer genannt worden waren.
Von einer kleinen Niederlassung auf dem palatiniscken Hügel an der
Tiber breitete sich das römische Volk im Verlaufe von Jahrhunderten
so weit aus, daß es zur Zeit des Augustus fast alle damals bekann-
ten Völker der Erde beherrschte. Nom wurde die Beherrscherin der
Völker vom Aufgang bis zum Untergang der Sonne. Kein Reich
hat einen größeren Umfang, keines eine längere Lebensdauer gehabt.
Das ganze westliche Europa nahm die Sprache, Bildung und Sit-
ten der Römer an, und seine Einwohner betrachteten sich als Rö-
mer. Merkwürdiger als durch die Herrschaft, welche Nom durch
die Gewalt der Waffen über andere Völker erlangt hat, ist es durch
sein inneres Staatslebe^i, seine Einrichtungen, Sitten und Gebräuche
und durch seinen Einfluß geworden, welchen es hierdurch auf alle
folgenden Zeiten bis auf die Gegenwart ausgeübt hat. In der äl-
testen Zeit ein schlichtes und einfaches Volk von Landleuten, deren
höhere Bestrebungen neben der Uebung der Tapferkeit im Kriege
allein auf die Ausbildung der Staatsverfassung gerichtet waren, be-
wahrte es Jahrhunderte hindurch, treu den Sitten und der Religiow
seiner Väter, die Tugenden der Einfachheit und Unverdorbenheit.
Als endlich nach der Besiegung von Karthago, Griechenland und
Asien mit den Schätzen und Reichthümern der unterworfenen Völker
-auch Luxus, Prachtliebe und verdorbene Sitten nach Rom kamen,
vereinigten die Römer mit den Lastern doch auch die Vorzüge des
feineren Lebens in der Liebe zur Wissenschaft und Kunst. Und ha-
den sie auch nicht in allen Theilen derselben sich gleichmäßig ausge-
zeichnet und nicht in allen die Griechen erreicht, so sind ihre Lei-,
stungen doch immer sehr bedeutend, ja in den mehr das praktische
und das Staatsleben betreffenden Künsten und Wissenschaften, wie
in der Baukunst, Gesetzgebung, Beredtsamkeit und Geschichtschreibung
stehen sie neben, in Beziehung aüf Gesetzgebung noch über den Grie-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Personennamen: Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Europa Karthago Griechenland Asien Rom
46?
chen. Selbst als die äußere Macht des römischen Reiches längst
gebrochen war, dauerte ihre Thätigkeit für Gesetzgebung noch fort,
und sie haben in dieser so Ausgezeichnetes geleistet, daß ihre Gesetz-
sammlung für alle folgenden Zeiten ein Muster und sogar jetzt noch
brauchbar und für Millionen von Menschen gültig ist. Eine solche
Entwickelung ist ohne Vergleich in der Geschichte der Menschheit.
Vor diesem Stern erbleichen und verschwinden alle andern. Außer-
dem müssen wir die Größe der einzelnen Individuen und ihrer Tha-
ten bedenken, und die Ereignisse, welche an Großartigkeit alle an-
dern übertreffen. Alles dieses giebt der römischen Geschichte die
größte Wichtigkeit. Die Römer verdienen schon an und für sich
als ein merkwürdiges und hochgebildetes Volk die größte Beachtung;
sie verdienen diese aber auch deshalb, weil von ihnen die Bildung
zu den meisten Völkern Europas gekommen ist, und weil wir selbst
jetzt noch manche Einrichtungen bewahren, welche einst unsere Vor-
fahren von den Römern angenommen haben.
Der Name Italia wurde zuerst nur dem südlichsten, von den
Italern bewohnten Theile der Halbinsel beigelegt und erst später
auf das ganze von den Apeninnen umschlossene Land übergetragen.
Auf Etrurien wurde er erst nach dessen völliger Besiegung durch die
Römer, auf das von Galliern, Ligurern und Venetern bewohnte
Land zwischen den Apenninen und den Alpen erst seit ohngesähr
120 v. Chr. ausgedehnt. Italien wird im Norden von den Alpen,
im Westen, Süden und Osten vom Meere begrenzt; es wurde von
den Römern in das cisalpinische Gallien (das heutige Oberitalien),
in das eigentliche Italien (Mittelitalien) und in Grvßgrieckenland
(Unteritalien) eingetheilt. Seiner natürlichen Beschaffenheit nach
zerfällt Italien in zwei Theile, das kontinentale Italien und die
eigentliche Halbinsel. Das kontinentale Italien wird im W., N.
und O. von dem halbkreisförmigen Gürtel der Alpen, welche sich
von der Küste des ligurischen Meeres bis zu der des adriatischen
erstrecken, im Süden von den Apenninen begrenzt. Die Alpen
haben die Eigenthümlichkeit, daß sie nach N. ftcfr in Vorketten ab-
stufen und allmälig verflachen, nach S. steil abfallen. Oberitalien
oder die lombardische Ebene ist ein wasserreiches und fruchtbares
Tiefland von 600 Ouadratmeilen; es wurde von den Römern Gallia
cisalpina genannt, auch Gallia togata, im Gegensatz des jenseitigen
braccata. Der Hauptstrom ist der Padus (Po); er entspringt auf
den westlichen Alpen, strömt von Westen nach Osten mitten durch
das Land und theilt dieses in zwei Theile, Gallia transpadana, den
nördlichen, und cispadana, den südlichen. Der Po nimmt auf von
Norden her: den Ticinus (Ticino), welcher durch den Lacus Ver-
banus (Lago maggiore) fließt, den Addua (Adda), welcher durch
den Lacus Larius (Lago di Corno), den Ollius (Oglio), welcher
durch den Lacus Sebinus (Lago d isco), und den Mineius (Mincio),
welcher durch den Lacus Benacus (Lago di Garda) fließt. Von
Süden her ergießt sich in den Po die Trebia. Nordöstlich vom Po
ergießt sich in das adriatische Meer der Athesis (Adige, Etsch).
Die eigentliche Halbinsel ist fast lauter Gebirgsland; auf etwa
5000 Ouadratmeilen wenig über 100 Ouadratmeilen Tiefland. Die
30 *
Das Land
Staiíen.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Ortsnamen: Europas Etrurien Italien Gallien Oberitalien Italien Mittelitalien Grvßgrieckenland Unteritalien Italien Italien Italien Oberitalien Gallia Garda
470
liche Fieber; der Gluthhauch des Scirokko erschlafft die Menschen
und versengt die Pflanzen. Nicht bloß die pestilenzialischen Aus-
dünstungen der Maremmen und der pontinischen Sümpfe bringen
Krankheit und Tod, sondern die Malaria, welche den Keim des
Verderbens in die frischeste Brust versenkt, ist mit ihrem Pesthauche
über einen großen Theil des Flachlandes von Italien verbreitet.
Die schroffen Gegensätze in der Natur des Landes haben auch dem
Charakter der Bevölkerung etwas Gewaltsames und Leidenschaftliches
mitgetheilt. In Beziehung auf die Küstenentwickelung steht Italien
den günstigen Verhältnißen Griechenlands bei weitem nach. Im
Norden wird Italien dnrch die Alpenkette von dem kontinentalen
Europa getrennt, aber nicht gänzlich abgeschnitten. Eine Straße
führte längs der ligurischen Küste nach Gallien, und im Osten führ-
ten aus den Tiefebenen der Donau, Sau und Drau alte Völker-
straßen über die julischen Alpen durchillyrien nach Italien. Höchst
günstig war die Lage der Halbinsel in der Mitte des Meeres, wel-
ches Asien, Afrika und die gesegnetsten Küstenländer Eurvpa's ver-
bindet und machte sie geeignet zum Sitze der Herrschaft über das
Mittelmeer und alle an dieses grenzende Länder.
Die älteste Die älteste Bevölkerung Italiens ist von Norden her einge-
^Jtalicns^ wandert und durch neue Einwanderungen immer weiter nach dem
Süden bis nach Sicilien hinabgedrängt worden. In Sicilien wohn-
ten die Sicaner und die diesen verwandten Siculer, Völker des kel-
tischen oder gallischen Völkerzweiges, welcher in ältester Zeit von
Osten her ganz Westeuropa bevölkerte. Von den Ligurern, einem
anderen gallischen Stamme, vertrieben, waren die Sicaner aus Gal-
lien in Italien eingewandert und dann immer weiter nach dem Sü-
den gedrängt worden. Sie halten früher in Mittelitalien, nament-
lich in Latium gewohnt, und es scheinen in der ältesten Zeit an der
ganzen Westküste von Italien und in Gallien bis an die Pyrenäen
keltische Stämme angesiedelt gewesen zu sein. Auch auf Korsika
wohnten Ligurer. Wie diese keltischen Stämme auf Einwanderungen
von Nordwesten her hinweisen, so deuten Stammsagen alter italischer
Völker, namentlich des unteren und mittleren Italiens auf Einwan-
derungen aus dem Osten und Nordosten, wo pelasgische und illyrische
Stämme angrenzten und von wo theils längs der adriatischen Küsten,
theils später zur See Einwanderungen erfolgten. Ueber die Ab-
stammung der einzelnen italischen Völker wird historische Gewißheit
schwerlich zu gewinnen sein. Das Volk der Latiner ist ans der
Vermischung zweier Völkerschaften, einer griechischen und einer un-
griechischen, erwachsen. Das südlich von der Tiber liegende Küsten-
land hatten Siculer inne. Da rückten die Aboriginer, ein Volk
pelasgischen Stammes, von den Sabinern bedrängt, in das Land,
unterwarfen oder vertrieben die Siculer und nahmen nun den Na-
men Latiner an. Auch die lateinische Sprache, in welcher man ein
griechisches und ein altkeltisches oder germanisches Element unter-
scheidet, bestätigt diese Entstehung des latinischen Volkes. Ein ähn-
liches Verhältniß scheint aber auch bei den übrigen Völkern Italiens
stattgefunden zu haben. Mit Ausnahme der etruskischen Sprache,
welche einen von der lateinischen Sprache sehr verschiedenen Cha-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
169
Aber nicht nur das Land, auch das Volk, welches dasselbe be-
wohnte, war von der Natur hoch begünstigt. Große Gaben waren
dem glücklich organisirten Volke der Griechen verliehen: eine unge-
meine Feinheit, Beweglichkeit und Gewandtheit des Geistes; das
Streben nach möglichster Entwickelung aller Kräfte; die Kraft und
der Trieb innerhalb des Ganzen der Nationalität viele individuelle
Gestalten zu erzeugen und auszubilden; das Bedürfniß und die Fä-
higkeit veraltete Formen abzustreifen und sich neue anzueignen; ein
kräftiges Ringen nach Freiheit im Staatsleben; ein klarer, die For-
men der erscheinenden Natur scharf erkennender und in die Gedan-
kenwelt tief eindringender Blick; endlich das lebendigste und feinste
Gefühl für das Schöne und.erhabene.
Dagegen finden sich, wie bei jeder irdischen Erscheinung, so
auch in dem Charakter der Griechen manche Schattenseiten: heftige
Leidenschaften, eine große Reizbarkeit, ein unüberwindlicher Leicht-
sinn, fortwährende Eifersucht und Zwietracht unter den verschiedenen
Staaten und im Innern derselben, Neid und Gewinnsucht und so-
gar schändliche Verrätherei und Grausamkeit.
Die älteste Geschichte Griechenlands bis zur Heraklidenwande-
rung um 1100 vor Chr. ist völlig mythisch; alle Begebenheiten, die
Schicksale einzelner Menschen und ganzer Stämme, werden auf eine
gedachte Welt von Göttern bezogen. Wir bekommen in diesen Er-
zählungen von dem Thun und Treiben von Göttern und Halbgöt-
tern zu hören, von Abenteuern der Helden und Riesen, den Ver-
heerungen von Ungeheuern, von Wundern und Zaubereien. Aber
gerade diese Periode, welche für die Geschichte die dunkelste ist,
strahlte in der Vorstellung der Griechen in einem besonders hellen
Glanze und wurde vou den Dichtern in ihren Gesängen verherr-
licht, als eine Zeit, in welcher die großen Heroen, von den Göttern
geleitet, wirkten und litten. Die Poesie hatte diese Sagen nicht
erfunden, sondern aus den bereits im Volke vorhandenen ihren
Stoff gewählt. Lange Zeit war der Glaube an die Wahrheit die-
ser Sagen allgemein verbreitet; den Heroen geweihte Orte und
Tempel und ihre Gräber erhielten bei dem Volke die Erinnerung
an sie lebendig.
Die mythische Periode der griechischen Geschichte endet mit der
Heraklideuwanderung um das Jahr 1100 v. Chr.; aber auch da
fängt noch keine rein geschichtliche Zeit an; die Auffassung der Ueber-
lieferung ist noch immer mehr mythisch als geschichtlich. Wahre,
beglaubigte Geschichte ist an Geschichtschreibung gebunden, und diese
beginnt bei den Griechen nicht lauge vor den Perserkriegen. Durch
Darstellungen gleichzeitiger Geschichtschreiber, besonders des Herodot
und Thucydides, ist uns hauptsächlich nur ein Jahrhundert von dem
Ausbruche der Perserkriege an bekannt.
Vorzüge und
Fehler des
griechischen
Volksgelstes.
Mangelhafte
Kenntniß der
griechischen
Geschichte.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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478
Sage von der
Gründung
Roms.
Mit dem Landbau hing die Religion eng zusammen; die reli-
giösen Ceremonien und die Volksfeste dienten dazu, den Anbau des
Landes unter obrigkeitlicher Aufsicht zu erhalten und den Fleiß des
Landmannes anzuspornen. Auch die Wälder des Gebirges waren
wegen des Einflusses auf -das Klima unter öffentliche Aussicht gestellt.
Die Brüderschaft des Feldbaues (frätres arvale.s) beschäftigte sich
neben ihren gottesdienstlichen Verrichtungen auch mit dem Feldbaue
in wissenschaftlicher Beziehung. Das vortrefflich angebaute samnitische
Gebirgsland vereinigte bei dem ausgezeichneten Klima alle Vortheile
der von der Natur am meisten begünstigten Länder. Es war in
einem fast unglaublichen Grade bevölkert, zumal da öfters unbebau-
tes Land unter die Bevölkerung vertheilt wurde, um es urbar zu
machen.
Auf eine eigenthümliche Art wurden unter obrigkeitlicher Auf-
sicht die Ehen geschlossen. Zu gewissen Zeiten wurden die jungen
Männer geprüft und dann denen, welche für die Besten erkannt
worden waren, die Wahl unter den heirathsfähigen Jungfrauen
überlassen, den anderen von Staatswegen die Frauen zugetheilt.
So diente die Ehe als ein Mittel die Jugend zur Thätigkeit an-
zuspornen.
Von Kunstwerken ist bei diesem einfachen Volke nicht die Rede.
Dagegen ging von den Samniten eine Ärt strenger Sittenlehre zu
den Römern über und entwickelte bei diesen in früherer Zeit eine
besondere Gattung won Poesie. Dnrch die Vereinigung mit den
alten Samniten, namentlich mit dem wackeren Volke der Sabiner,
erhielten die Römer die strengen und unverdorbenen Sitten und den
genügsamen Sinn der alten Sabiner, deren moralische Festigkeit,
Frömmigkeit und Gerechtigkeit und durch diese Tugenden Macht und
Ansehen bei den italischen Völkern. Auch bei den späteren Römern
galten die Sabiner für Muster der Einfachheit und Biederkeit, und
die sabinische Tugend war sprichwörtlich. Die einzelnen sabinischen
Völkerschaften waren theils gar nicht, theils nur in geringer Zahl
mit einander verbunden; die Gemeinden jedes Volkes bildeten ent-
weder einen Bund unter sich, oder nahmen doch nur einige wenige
andere Völkerschaften in ihre Vereinigung auf. Aber selbst bei die-
ser Zersplitterung zeigte sich die gediegene Kraft der Sabiner und
die Stärke des zwischen den Gliedern jeder Völkerschaft bestehenden
Bandes; denn auch vereinzelt leisteten die sabinischen Völker gegen
äußere Feinde einen furchtbaren Widerstand.
I. Rom unter der Herrschaft der Könige. 153 bis 510 v. Chr.
Dreihundert Jahre hatte das albanische Reich geblüht, seine
Herrschaft weit über das fruchtbare Latium ausgedehnt und eine
Menge blühender Städte theils gegründet, theils dnrch Kolonisten
erweitert; da entstand Zwiespalt im königlichen Hause und zugleich
drohten von allen Seiten mächtige Feinde, von Norden die Elrus-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
114
-Hellenen.
kommen sein und dort zu Eleusis die berühmten Mysterien gestiftet
haben, in welchen der Kultus der Demeter, der Göttin der frucht-
tragenden, nährenden Erde, und der des Dionysos, des Gottes der
erzeugenden und in -der überströmenden Fülle und Stärke ihrer
Gaben berauschenden Naturkraft, sich vereinigten. Den Hauptdienst
bei diesen Mysterien hatte das Geschlecht der Eumolpiden (das ist
der Schönsingenden), und es hat sich in der Sage von ihrem my-
thischen Ahnherrn entweder das Andenken erhalten, daß ihr Ge-
schlecht einst von Pierien nach Attika eingewandert ist, oder es liegt
in ihrem Namen nur die Hindeutung auf die Verbindung des aus dem
Norden stammenden Gesanges mit dem Dionysosdienste. Die Sagen
von den pierischen Thraciern weisen auf den Einfluß hin, welchen
Gesang und Musik in Verbindung mit Religion und Gottesdienst
auf die Kultur und Sittigung ausgeübt haben.
Hellas war in der ältesten Zeit der Name eines Landstrichs in
Thessalien, welcher später Phthiotis genannt wurde, und der Name
Hellenen, später der Gesammtname der Bevölkerung Griechenlands,
bezeichnete ursprünglich ebenfalls nur die Bewohner jenes Landstrichs.
Thessalien war die ganze griechische Geschichte hindurch das Land
der Rossezucht, und der Wagenkampf war die der heroischen Zeit
eigenthümliche Streitart. So erscheinen nun auch die Hellenen, der
dritte bedeutende Stamm der griechischen Urzeit, als ein kampf-
lustiger, lebensvoller Heldenstamm, welcher über die friedlichen pe-
lasgischen Landbaueru den Sieg erringt. Der priesterlichen Vorzeit
der Pelasger und Pierier folgt die Heldenepoche des fröhlichen hel-
lenischen Lebens.
Die von den Pelasgeru und den Pieriern gepflanzten ersten
Keime der griechischen Bildung traten in ein neues Stadium der
Entwickelung, als die im engeren Sinne hellenisch genannten Stämme
sich über das mittlere und südliche Griechenland verbreitet hatten.
Die Anfänge dieser Stämme wurden durch folgende Sage an die
fabelhafte Urzeit geknüpft. Der Sohn des von den Titanen ent-
sprossenen Prometheus, des Bildners und Wohlthäters der Men-
schen, war Deukalion, König von Phthia in Thessalien. Zu dessen
Zeit beschloß Zeus das frevelnde Menschengeschlecht zu vertilgen
und sandte deßhalb eine große Fluth über Hellas. Aus diesem Un-
tergänge retteten sich nur Deukalion und sein Weib Pyrrha. Nach-
dem die Fluth abgelaufen war, warfen sie, um die Erde wieder zu
bevölkern, nach einem erhaltenen Götterrathe, Steine hinter sich,
die zu Menschen wurden. Von diesen Steinmenscheu stammten jedoch
nur die Leleger ab, die Hellenen aber waren natürliche Abkömm-
linge des Deukalion, durch den Hellen, den er mit Pyrrha zeugte.
Hellen hatte drei Söhne, Dorus, ck'uthus und Aeolus; diese und
ihre Nachkommen zogen aus und nahmen den größten Theil von
Griechenland und der dazu gehörigen Inseln ein. Aeolus herrschte
in Phthiotis, seine Söhne und Enkel in Aetolien, Phocis, Böotien,
Korinth, Messenien, Elis. Tektamus oder Teutamus, ein Sohn
des Dorus, ging nach Kreta; Futhus kam nach Attika, stand dem
dortigen Könige Erechtheus in einem Kriege bei und erhielt die
Hand seiner Tochter Kreusa, die ihm zwei Söhne gebar, Jon und
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
177
Kadmus aus Phönicien soll in Böotien die Burg Kadmea ge-
gründet haben, welche später einen Theil der dabei entstandenen
Stadt Theben ausmachte. Er soll als Führer einer phönicischen
Kolonie die Buchstabenschrift nach Griechenland gebracht und die
Kunst, die Erze aufzufinden, zu schmelzen und zu gebrauchen ge-
lehrt haben.
Aus Chemmis in Aegypten kam Dauaus, vor seinem Bruder
Aegyptus fliehend, mit seinen fünfzig Töchtern nach Argos, wo ihm
der letzte Jnachide, Gelanor, die Herrschaft überlassen mußte. Bald
erschienen die fünfzig Söhne des Aegyptus, welche ihrem Oheim ge-
folgt waren, und verlangten die Vermählung mit seinen Töchtern.
Danaus gewährte ihr Verlangen, gab aber seinen Töchtern, um
Rache an seinem Bruder zu nehmen, Dolche und befahl ihnen, ihre
Männer in der Brautnacht zu töden. Nur die Hypermnestra ver-
schonte ihren Gemahl Lynceus, von dessen Hand nach Einigen Da-
naus fiel. Die Danaiden mußten als Strafe in der Unterwelt Was-
ser in ein durchlöchertes Faß schöpfen.
Der Phrygier oder Lydier Pelops war der Sohn des Tan-
talus, welcher, erst Liebling und Tischgenosse des Zeus, wegen eines
an den Göttern verübten Frevels zur ewigen Strafe in den Tarta-
rus gestürzt ward. Von Poseidon erhielt Pelops einen goldenen
Wagen und ein Roßgespann, die ihn über die Wogen nach Pisa,
einem alten mythischen Reiche in Elis trugen. Hier herrschte der
König Ocnomans, um dessen schöne Tochter Hippodameia er warb.
Oenomans wollte seine Tochter nicht verheirathen, weil ein Orakel
ihm verkündet hatte, er werde von seinem Eidam getödet werden.
Daher erklärte er den Freiern, die um sie warben, er wolle sie dem
geben, welcher ihn im Wagenrennen besiege, wer aber von ihm be-
siegt werde, den werde er töden. So starben viele, welche Oeno-
maus einholte und dann sogleich mit der Lanze tödete. Als Pe-
lops die Köpfe seiner besiegten Vorgänger über der Thür des Oe-
nomaus sah, gerieth er in Furcht und versprach dem Myrtilus, dem
Wagcnlenker des Oenomans, die Hälfte des Reiches, wenn er ihm
helfe. Myrtilns gab ihm Gehör und setzte die Nägel an den Wa-
genrädern des Oenomans nicht ein, so daß dieser beim Wettrennen
stürzte. Sterbend sprach er den Fluch über Myrtilns aus. Als nun
Pelops mit Hippodameia und Myrtilns heimkehrte, stürzte er den treu-
losen Wagenlenker ins Meer. Sterbend fluchte Myrtilns ihm und
seinem Geschlechte. Mit der Hand der Hippodameia erhielt Pelops die
Herrschaft in Pisa. Er dehnte diese auch über andere Landschaften
aus, zunächst über Olympia, wo er die Wettkämpfe prächtiger ein-
richtete, und über Arkadien, und gründete das argivische Reich. Nach
ihm wurde die ganze Halbinsel in der folgenden Zeit die Pelops-
insel genannt. Als diese Sage später historisch gedeutet ward,
wurde Pelops für den Führer einer aus Lydiern und Phrygiern be-
stehenden Schaar erklärt, der sich in einem großen Theil der Halb-
insel die Herrschaft erworben habe.
Deutsche Gelehrte haben nicht nur die Existenz eines Ce-
krops, Kadmus und Danaus als geschichtliche Personen geleugnet,
sondern auch, daß sich die Sagen von ihnen auf früher statt-
12
Kritik der
Sagen von
den Einwan-
derungen.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
178
gehabte Kolonisationen aus jenen Ländern beziehen. Cekrops wird
zwar von der Sage als Gründer des atheniensischen Staates be-
zeichnet, aber alle älteren Schriftsteller und auch die echte, altattische
Sage nennen ihn einen Autochthonen. Zu einem Aegypter wurde
er gemacht, als sich die erst im vierten Jahrhunderte v. Chr. auf-
gekommene Meinung verbreitet hatte, Athen sei eine Kolonie von
Sais in Niederägypten.
Kadmus scheint ursprünglich ein einheimischer Heros gewesen und
ihm durch ein Mißverstandniß oder willkürliche Erdichtung Phöni-
eien zum Vaterlande gegeben worden zu sein. Denn es ist un-
wahrscheinlich, daß die seefahrenden Phönicier in Theben, welches
in gar keiner Verbindung mit dem Meere stand, eine Kolonie sollten
gegründet haben. Auch fehlt es an jeder weitern Spur einer histo-
rischen Beziehung zwischen Theben und Phönicien.
Auch dem Danaus scheint erst später von der Sage Aegypten
als Vaterland angedichtet worden zu sein; wogegen man in der
Strafe der Danaiden mit großer Wahrscheinlichkeit eine mythische
Beziehung auf die Bewässerung des trocknen Landes gefunden hat.
Die lydisch-phrygische Einwanderung unter Pelops scheint, da
sie erst drei Menscheualter vor dem trojanischen Kriege stattgefunden
haben soll, auf geschichtliche Wahrheit Anspruch machen zu können.
Allein auch sie ist eine spätere Erdichtung; denn Homer nennt den
Pelops einen einheimischen König, und neben jenen Sagen, nach
welchen Pelops aus Kleinasien eingewandert war, gab es eine an-
dere, welche ihn einen Achäer nannte. Auch war der Hauptgegen-
stand der Sage der Gewinn der Hippvdameia durch den Sieg in
der Uennbahn, was deutlich an das Vaterland der Sage, Elis, er-
innert, wo die olympischen Spiele gefeiert wurden.
Ansichten von Die Frage, ob jenen Mythen von Einwanderungen ein histo-
menhm^gc"der rischer Kern zu Grunde liegt, bildet einen Theil einer weit allge-
luiturlmt "reineren Frage, nämlich, ob ein Kulturzusammenhang stattgefunden
dcr"vrttntatt- hat zwischen dem Orient und Griechenland, ob dieses von jenem
schcn. Anfänge aller Bildung, Götterdienste und religiöse Vorstellungen,
gesellige und politische Einrichtungen empfangen hat.
Die Meinung von diesem Bildungszusammenhange hat ange-
sehene Vertheidiger gefunden. Sie behaupten: der Zustand der äl-
testen Griechen stimmte mit dem asiatischen ziemlich überein, die
ganze Lebenseinrichtung der den fröhlichen Hellenen vorangegange-
nen Pelasger war der ägyptischen sehr ähnlich; eine Priesterkaste
herrschte und diese hatte vom Orient her mannigfache Ueberliefe-
rungen und Lehren über Gott, Menschheit und Natur im Gewände
symbolischer und allegorischer Dichtungen empfangen. Diese symbo-
bvlisch mystische Götterlehre war die Grundlage der griechischen My-
thologie, deren wahrer Schlüssel sie ist. Das Emporkommen und
der Sieg der Hellenen ist der Sieg der Kriegerkaste über die Prie-
sterkaste; erst durch den Einfluß der Hellenen verlieren Sitte und
Verfassung, Denken und Dichten ihren ursprünglichen, orientalischen
Charakter; die Mythologie wird heller und verständlicher, aber auch
inhaltsleerer; nur in den Mysterien erhalten sich die bedeutungsvollen
Priesterlehren. Andere Gelehrte dagegen behaupten die unbedingte
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Einrichtungen zu schließen berechtigt werden. Manche Uebereinstim-
mung mit fremden Gebräuchen findet ihre hinlängliche Erklärung
in den gemeinschaftlichen Grundzügen jedes ältesten Völkerlebens.
Ferner ist es höchst wahrscheinlich, daß die Pelasger aus Asien ein-
gewandert sind, wie man ja schon wegen der allgemeinen Herkunft
des Menschengeschlechts aus Asien annehmen muß; diese Einwande-
rung hat aber in einer sehr frühen Zeit stattgefunden, wo die asia-
tische Kultur noch wenig entwickelt und gleichsam erst in zarten
Keimen vorhanden war. Die Formen des asiatischen Lebens, welche
die Pelasger in das neue Vaterland mitbrachten, stimmten mit den
späteren Einrichtungen des Orients nur in gewissen allgemeinen
Grundzügen überein und entfernten sich auf dem europäischen Bo-
den noch mehr von ihrer ursprünglichen Beschaffenheit. Wohl mag
bei der eigenthümlichen Lage Griechenlands in der Mitte der alten
Kulturländer und bei dem häufigen Verkehre zwischen den beiden
Welttheilen Manches in früherer und späterer Zeit von Asien nach
Griechenland verpflanzt worden sein: allein dieses hat ohne Zweifel
entweder seinen eigenthümlichen Charakter verändert und gleichsam
ein griechisches Gepräge angenommen, oder es ist höchstens von ei-
nem einzelnen Stamm angenommen worden und hat nie einen we-
sentlichen Antheil an der Gestaltung des griechischen Lebens erlangt.
So sind z. B. der Verehrung einzelner griechischer Gottheiten, wie
namentlich der Aphrodite, phönieische oder sonstige astatische Ele-
mente beigesellt worden, und die orgiastischen Bestandtheile des Bac-
chuskultus mit ihrer Flöten- und Cymbelmusik weisen auf phrygische
Gebräuche hin: aber gerade hier bleibt der Gegensatz mit der übri-
gen hellenischen Religion fortwährend sichtbar. Der Quell der helle-
nischen Bildung ist nicht durch zugeleitete Wasser getrübt worden,
sondern hat seine eigenthümliche Krystallfarbe gewahrt. Die Haupt-
elemente des hellenischen Lebens erscheinen als ein organisches Ganze,
welches auf heimathlichem Boden erwuchs und sich in jugendlicher
Kraft zu einer eigenthümlichen Schönheit entfaltete, ohne daß es
erst ausländische Einflüsse zur Reife seiner geschichtlichen Erscheinung
hätten bringen müssen.
b) Das Heroen alter d er Griechen.
Allgemeiner Ohngefähr die Zeit vom vierzehnten bis zum zwölften Jahr-
^h°eroischcn^ hundert ist das Heroenalter der Griechen, eine Zeit schrecklicher Zer-
Zeitaltcrö. xüttungen und wilden Faustrechts, durch welche Griechenland sich
zur Bildung und Humanität hindurcharbeitete. Durch das Empor-
kommen der kriegerischen Hellenen wurden die Religion und der
Kultus, welche in dem ältesten Griechenland die Grundlage der ge-
selligen Ordnung waren, tief erschüttert. Nur in vereinzelten Sa-
gen klingt die Erinnerung jener gewaltigen Kampfe zu uns herüber,
welche die Religion und ihre Vertreter mit dem jugendlichen Ueber-
muthe der kriegerischen, dem patriarchalischen Zustande entwachsenen
Hellenen bestanden haben müssen. Eine andere Ursache jener Kämpfe
lag in der politischen Trennung der einzelnen griechischen Völker-
schaften und in den Grundsätzen des antiken Staatsrechtes. Recht
und Gesetz schützen nach den Begriffen des Alterthums nur die Bür-
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Asien Griechenlands Griechenland Griechenland Griechenland
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Die Sage von dieser Heldenfahrt ist sehr alt, und Sage und
Poesie haben sie vielfach ausgeschmückt und umgebildet; in allen Pe-
rioden der griechischen Literatur, von Dichtern jeder Gattung und
von prosaischen Schriftstellern ist sie behandelt worden. Durch die
Erweiterung der Länderkunde erfuhr die Erzählung von der Argo-
nautenfahrt und namentlich von dem Wege, den die Argonauten bei
der Heimkehr nahmen, vielfache Umbildungen. Das goldene Vließ
ist auf die Goldgruben von Kolchis, oder auf die Gvldkörner, welche
aus den dortigen Flüsten durch zottige Felle aufgefischt werden, oder
auf Pelzhandel gedeutet worden. Dagegen haben neuere Gelehrte
in dem Mythus von Phrixus eine Andeutung auf die Abschaffung
der Menschenopfer finden wollen. Die Stiefmutter ist ein später in
die Fabel hineingedichleter Zug; nach der ursprünglichen Form der-
selben soll Phrixns dem Zeus Laphystios (dem Gefräßigen) geopfert
werden. Wegen eines alten auf den Athamantiden lastenden Flu-
ches mußte nämlich immer der älteste Sprößling des Geschlechts ent-
weder sterben, oder flüchtig werden. Diesmal senden die Götter ei-
nen Widder, der statt des Phrixus geopfert wird, und dieser My-
thus soll die Abschaffung der furchtbaren Menschenopfer andeuten.
Nach einer andern Sage entzog sich Phrixus dem Opfertode durch
die Flucht, und beide Sagen verschmolzen dann zur Flucht auf dem
Widder. Weil aber dessen Fell im fremden Lande bleibt, ist der
alte Fluch noch nicht gehoben; um ihn zu losen, muß ein Spröß-
ling des Geschlechts das Vließ herbeiholen. Dieser Sprößling ist
Jason.
Jene Beziehung auf den Kultus ist mit einer mythisch verhüllten
Thatsache, mit einer Handelsunternehmung oder Seefahrt der Mi-
nyer, vielleicht der ersten in den gefürchteten Pontus, in Verbin-
dung gebracht. Jolkos ist eine Stadt der zum Aeolerstamme gehö-
renden Minyer, und die Argofahrer werden Minyer genannt. Der
Hauptort dieses merkwürdigen Volkes war Orchomenos in Böotien
an dem See Kopais. Die Schätze von Orchomenos werden in
der Ilias neben denen von Theben in Aegypten als außerordent-
liche erwähnt. Dieser Reichthum stammte theils aus dem Ertrage
der fruchtbaren, wohlbebauten Umgegend, theils aus dem Han-
del, den Orchomenos besonders zur See betrieb. Die Minyer schei-
nen im Heroenalter das einzige hellenische Volk gewesen zu sein,
welches durch kaufmännische Thätigkeit sich Macht und Reichthum zu
erwerben suchte.
Gegen das Ende der heroischen Zeit hatte Theben Schicksale
und Kämpfe zu bestehen, welche der Inhalt eines eigenen Sagen-
kreises und der Lieblingsstoff der tragischen Dichter Athens geworden
sind. Der König Laius von Theben befragte, weil er kinderlos war,
das Orakel des Apollo um Rath und erhielt die-Warnung, keine
Kinder zu zeugen, weil er „durch des Kindes Gewalt" das Leben
verlieren würde.
Er achtete die Warnung nicht und zeugte mit der Jokaste ei-
nen Sohn. Diesen ließen nun die Aeltern, um den Görterausspruch
unwirksam zu machen, nach wenigen Monden mit durchstochenen und
zusammengebundenen Füßen in dem wilden Gebirge Cithärvn aus-
Oedipus.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T23: [Stadt König Jason Delphi Berg Meer Orakel Sohn Gebirge Land], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]