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Einfluß. Der König hatte sogleich auf die Nachricht von
dem Aufstande die nötigen Maßregeln getroffen, um das
von Polen erworbene zu schützen. General Favrat trat
an Schwerins Stelle. Die Tätigkeit gegen Frankreich,
welche von England und Oestreich so sehr gewünscht ward,
ward sehr beeinträchtigt. Der König selbst gieng Ende
Mai's 1794 zur polnischen Armee, und der Krieg gegen
Frankreich ward Nebensache. Am 6ten Juni kam es zwi-
schen der preussisch-russischen Armee unter Favrat und
Denisow und zwischen der polnischen Jnsurrectionsarmee
unter Kosciuszko bei Szczekociny zum Treffen. Die Po-
len wurden geschlagen; Krakau fiel in die Hände ihrer
Feinde und ward am loten Juni von den Preussen besezt.
Kosciuszko's Heer zog sich gegen Warschau hin zu-
rük, wo es große Verstärkungen an sich zog. Das preu-
sische Heer kam schon am 13ten Juli in der Nähe von
Warschau bei Babia an und sezte sich dann zuerst bei
Opalin, später bei Wola; konte aber die Stadt nicht
nemen, und zog sich nach des Königs eigner Anordnung
am 6ten September wider von da zurük. Eine bedeu-
tendere russische Hilfe, auf die man gerechnet, war nicht
eingetroffen (nur Fersen mit 14,000 Man hatte die Preus-
sen bei Warschau unterstützt); Krankheiten brachen aus;
Weichselschiffe mit Munition wurden aufgefangen. Alles
dies hatte zu Aufhebung der Belagerung bestimt; beson-
ders aber die Unruhen in Südpreussen (der neu an Preus-
sen gekommenen polnischen Landschaft) dessen Einwoner
damit umgiengen, sich der Jnsurrection anzuschließen.
Schon am 23ten August war Sieradz aufgestanden; Ka-
lisch, Gnesen und Posen folgten.
Als sich der König von Warschau zurükzog, über-
gab er den Oberbefelh wider dem Grafen Schwerin, der
den Auftrag erhielt, die empörten preussischen Provinzen
zum Gehorsam zurük zu füren. Aber mehrere polnische
Anfürer, wie Madalinski und Dombrowski, operirten bald
hinter der Linie der festen Lager, welche die Preussen be-
zogen hatten. Im October machten sie sogar Versuche,
sich Thorns zu bemächtigen. Um den immer mehr sich
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Extrahierte Personennamen: August Madalinski Dombrowski
Extrahierte Ortsnamen: Polen Schwerins Frankreich England Frankreich Krakau Preussen Warschau Warschau Babia Warschau Gnesen Posen Warschau Schwerin Preussen
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Englands beseitigt schin, was der Eröfnung des Feldzuges
im Wege gestanden hatte, brach in Polen eine Revolution
aus/ welche auf die Verhältnisse Preussens notwendig
wider einen großen, und zwar in Beziehung auf den Krieg
gegen Frankreich einen retardirenden Einfluß haben muste.
Kosziufzko *) war nach dem Kampfe, der die zweite
früher erzälte Teilung Polens zur Folge harte, nach Pa-
ris gegangen; hatte vom Convente die Zusage der Un-
terstützung wenigstens durch Geld erhalten, und seit An-
fänge des Jahres 1791, wo er wider in Sendomir war,
war die polnische Nation, wütend über das ihr zu Teil
gewordene Schiksal, in Gärung. In Wolhynien und Po-
dolien lag ein russisches Corps unter Soltikof; ein an-
deres unter Repnin zwischen Minsk und Riga und im
Königreiche Polen selbst war Jgelström als Bevolmächtig-
ter der Kaiserin mit einem dritten Heere. Preussen hatte
*) Berliner Kalender auf das Gemeinjahr 1839. S. 163.,
„Im October des Jahres 1746 zu Siechnowice in der litthauischen
Wojewodschaft Brzesc, auf dem linken Ufer des Bug, geboren,
der Sohn adelicher, mittelmäßig begüterter Aeltern, hatte er schon
als Knabe, in wenn auch schlechten Uebcrsehungen des Plutarch,
genug von großen Männern gelesen, um früh an die Heiligkeit
einer glühenden Vaterlandsliebe und eines unbeugsamen Rcchtsge-
füls glauben zu lernen. An diesem Glauben hatte der Faden sei-
nes ganzen bisherigen Lebens sich fortgesponnen. Die Lebendig-
keit , mit der dieser Glaube auch ferner in ihm wirkte, und der
Ernst mit dem er später die Grenzen dieser Wirksamkeit erkante,
macht ihn zu einer der ehrwürdigsten Erscheinungen, welche die
Geschichte aller Völker aufzuweisen hat. Im Cadettcncorps zu
Warschau hatte er sich vor allen Milzdglkngen hervorgetan; der
tüchtigste Privatflciß schuf ihm Kenntnisse in den Kriegswißenschaf-
ten, wie sie in Polen damals selten waren. Nach seiner Rükker
aus Frankreich, wohin er zu Erweiterung seiner Kentnisse gegan-
gen war, erhielt er eine Compagnie. Eine heiße Jugendliebe, die
der decidirte Magnatenstolz des Vaters stiner Geliebten zu einer
hofnungslosen machte, veranlaßte ihn 1778 aus dem Dienste sei-
nes Vaterlandes zu scheiden, um an dem nordamerikanischen Frei-
heitskampfe Teil zu nemen. Nach dem Versailler Friden^ brachte
er einen Mut, der in mancher entscheidenden Stunde geprüft war,
eine in fünf Feldzügen gereifte Erfarung, die feurigsten Wünsche
für seines Vaterlandes Not und außerdem eines Washington hohe
persönliche Achtung nach Polen zurük. Seine Verdienste im Feld-
zuge von 1792 sind oben erwänt. Als Stanislaw August der
Targowicer Conföderation beigerreten war, gieng er nach Sachsen.
Das Verlangen, noch einmal den Säbel für sein Vaterland ziehen
zu dürfen, hatte ihn dahin begleitet. In Leipzig, wo ihn die
Abgesandten des patriotischen Vereins aufgesucht hatten, leistete
er das Versprechen, daß Polen auf ihn zälcn könne." —
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Extrahierte Personennamen: Kosziufzko Ernst August
Extrahierte Ortsnamen: Polen Frankreich Polens Sendomir Wolhynien Minsk Riga Polen Preussen Warschau Polen Frankreich Polen Sachsen Leipzig Polen
teils einen Grenzcordon aufgeftelt, teils commandirte der
General Schwerin ein Armeecorps in Sudpreussen.
Diesen gerüsteten Heeren gegenüber solle unter Kos-
ciuszkos Leitung der Kampf für die Unabhängigkeit Po«
lens begonnen werden. Er unterhielt schon von Frankreich
und Deutschland aus mit allen gleichgesinten Verbindun-
gen, und seit Anfänge des Jahres t7ll4 betrib er die
Rüstungen in Polen selbst. Krakau bestimte er zum
Vereinigungspuncte. Mit dem Frülinge brach der Kampf
aus. Der Obrist Madalinski schlug sich von Pultusk nach
Krakau durch; Wodzicki der Befelhshaber von Krakau
hatte Kosciuszko die Stadt geöfnet, von der aus derselbe
am 24ten März eine Proklamation erließ *). Der Adel
der ganzen Landschaft war in Insurrektion. Pas perma»
neute Eonseil, der damalige oberste Reichsrat von Polen,
erklärte zwar Madalinski für einen Empörer und Igelström
detachirte Truppen gegen Kosciuszko, der von Krakau
gegen Warschau heranzog. Aber die Russen wurden am
4ten April bei Raclawice geschlagen, und nun empörten
sich auch die übrigen Woiwodschaften. In Warschau selbst,
wo die Russen durch ihr Verfaren gegen die Häupter der
Insurrectionspartei, die, wie Geiteral Dzialynski in ihrer
Gewalt waren, die Volkswut (die durch Sagen, wie sie
in Zeiten der Befürchtung sich immer erzeugen, genärt
war) herausforderten, brach die Empörung am Abend des
17ten April aus. Mehr als 2000 Russen wurden er-
mordet. Igelström rettete sich in das benachbarte preussi-
sche Lager bei Zakrocym. Mehrere polnische Regimenter
in russischen Diensten giengen über, und die Polen spra-
chen nun offen ihre Absichten aus, die ihnen entrißenen
Provinzen wider erobern zu wollen.
Diese ganze Reihe von Begebenheiten hatte auf die
Maßnamen des Berliner Kabineltes den entschidenften
') Ebendas. S. 165. „Die Befreiung Polens von den fremden
Truppen, die Widereriangung der 'Integrität seiner- Gebiete, die
Ausrottung jeglicher innerer und äußerer Unterorückung und Usur-
pation, die Herstellung der nationalen Freiheiten und der Unab-
hängigkeit der Republik ist der Einleitung dieser Acte zufolge
der Zwek der Insurrection."
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TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
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ausbreitenden Polen Widerstand leisten zu können, wurden
20,00» Preussen, die unter dem Prinzen von Hohenlohe
am Rheine stunden, nach der polnischen Grenze beordert.
Ehe jedoch Hohenlohe ankam, war eine russische Armee
unter Suwarow durch Litthauen vorgedrnngen, hatte am
18ten und löten Sept. die Polen unter Sierakowski bei
Krupczyee geschlagen, und besigte am loten October Kos-
ciuszko selbst bei Maciejowice gänzlich. Kosciuszko ward
verwundet und gefangen. Warschau muste am 4len No-
vember capituliren und ward am 9ten von den Russen
besezt. Ein Heerhaufen der Insurgenten erlag dann nach
dem anderen. Die Gemeinen zerstreuten sich; die Anfürer
wurden gefangen. Und am 3ten Januar 1795 ward
durch die Wiener Uebereinkunft eine neue Teilung Polens
zwischen Oestreich und Russland bestirnt, zu der man
Preussen, dem ein/Teil des Landes gelaßen ward, den
Beitrit frei ließ. Das Königreich Polen hatte gänzlich
ein Ende. Stanislaus August (der am 9ten Januar
Warschau verlaßen, und sich nach Petersburg begeben
hatte) lebte nachher in Grodno als Privatman; er entsagte
am 25ten November der Krone gegen eine jährliche Pen»
sion von 200,000 Ducaten. Die definitive Anordnung
der Teilung zwischen allen drei Mächten hatte am 21ten
October 1795 stat gehabt *).
Diese Begebenheiten in Polen, die des Zusammen-
hanges wegen sofort bis zu ihrem Abschlüße erzält worden
*) Berliner Kalender S. 180. „Preussen erhielt durch diese
dritte Teilung Polens, Masovicn und Podlachien dis zum rech»
ten Ufer des Bug. Russland gab von Litthauen einen Teil des
Palatinats von Troki und den District von Samogilien bis zum
Niemen heraus. Auch ein unbedeutender Strich in Kleinpolen
ward preussisch. Endlich behielt Preussen die Einkünfte des schlesi-
schen Amtes Jmielin, die Friedrich Ii. den Krakauer Bischöfen
noch gelaßen hatte. Der preussische Anteil maß überhaupt 997
□ Meilen auf denen man eine Bevölkerung von mehr als 900,000
Einwoncrn zälte. Oestreichs Anteil war etwas kleiner, der Russ-
lands mehr als doppelt so groß. Ein Teil der neuen preulsischcn
Erwerbungen ward zu Südpreussen geschlagen; der Rest und
ein Stük der älteren bildete fortan Neuostpreussen. Das Gebiet
von Siewierz erhielt den Namen Neu-Schlesien. In Warschau
und Bialyftock wurden neue Kammern und Rcgirungen errichtet:
der Siz der Petrikauer-Behörden später nach Kalisch verlegt. "
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind]]
Extrahierte Personennamen: Hohenlohe Kosciuszko Stanislaus_August August Friedrich_Ii Friedrich Oestreichs Kalisch
Extrahierte Ortsnamen: Preussen Rheine Warschau Russland Preussen Polen Warschau Petersburg Grodno Polen Polens Russland Warschau