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1. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. IV

1880 - Halle : Anton
Iv schicke der deutschen Nation sind vielfach von dem Auslande beeinflußt und bestimmt worden. Ohne die allgemeine Geschichte werden darum so manche Partien unsrer vaterländischen unverständlich bleiben, und es muß darum gefordert werden, daß der Unterricht in der deutschen Geschichte auch diejenigen Staaten und Völker, diejenigen Personen und Ereignisse gebührend berücksichtige, welche fördernd oder hemmend auf die Entwickelung des deutschen Volkes einwirkten. Der elementare Geschichtskursus würde also in zwei Haupt-stusen Zu zerlegen sein: 1. in die deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der speciellen Land es geschickte und 2. in die deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der allgemeinen Geschichte. Selbstverständlich ist, daß man sich da, wo die Verhältnisse ungünstig liegen, auf die erste dieser Stufen zu beschränken haben wird; oder sollte man etwa dem deutschen Kinde von Lykurg und Solon, von Romnlus und Hannibal erzählen, um dann aus Mangel an Zeit die Träger der nationalen Entwickelung entweder mit Stillschweigen übergehen zu müssen oder doch nur in mangelhafter Weise zur Behandlung bringen zu können? — Ebenso selbstverständlich ist, daß neben der Staaten- und Kriegsgeschichte, die ja nicht entbehrt werden kann, das kulturhistorische Moment gebührend zu berücksichtigen ist. Diesen Grundsätzen gemäß hat Verf., mehrfacher Aufforderung folgend, es versucht, den Lehrstoff für die Unterstufe des elementaren Geschichtsunterrichts (— derselbe ist für 2 Schuljahre berechnet —) zusammenzustellen und vor allen Dingen die spezielle Stammesgeschichte in die des weiteren Vaterlandes organisch einzufügen. Doch darf trotz dieses letzteren Umstandes vielleicht gehofft werden, das Buch werde sich auch nichtsächsischen Lehrern und Schülern brauchbar erweisen. Es ist ferner mit Entschiedenheit festzuhalten, daß, wie aller Unterricht, so auch der geschichtliche die Ausgabe hat, ein positiv es Wissen zu vermitteln. Darum ist die gedächtnißmäßige Aneignung eines gewissen Quantums geschichtlicher Namen, Zahlen und Thatsachen unerläßlich. In dem vorliegenden Buche ist dieser nach des Vers. Ansicht gedächtnißmäßig anzueignende Stoff durch gesperrten und fetten Druck gekennzeichnet; er bildet gewissermaßen einen fortlaufenden Text durch das Ganze hindurch; nur hie und da wird die Umstellung eines Wortes erforderlich sein, um den Zusammenhang herzustellen. Unter allen Umständen aber darf der in Rede stehende gedacht-nißmäßig anzueignende Stoff nur mit weiser Beschränkung ausgewählt werden. „Nicht nach Fülle des Wissens soll man streben, sondern nach Fülle des Verstandes", sagt schon Demokrit. Zu große Stofffülle aber raubt die Zeit für tüchtige allseitige Durcharbeitung und erdrückt den kindlichen Geist. Es ist in der That erstaunlich, was diesem letzteren in der angedeuteten Beziehung von

2. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 27

1880 - Halle : Anton
27 rum gegen sie zu Felde. Unter seiner Führung drangen die Franken bis zur Raab vor; sie erstürmten den Hauptring der Avaren (— so hießen ihre kreisförmigen aus Baumstämmen und Mauerwerk festgefügten Verschalungen —) und erbeuteten die ungeheuren Schätze, welche die wilden Feinde seit 200 Jahren zusammengeraubt und hier aufgehäuft hatten. Dadurch wurden die Avaren so geschwächt, daß sie bald nachher den benachbarten Slaven zur Beute fielen. Das ihnen abgenommene Land schlug Karl als Ostmark zu seinem Reiche; sie wurde die Grundlage des spätern Oestreichs. 6. Auch mit den Normannen in Dänemark gerieth er in Krieg; er besiegte sie und machte die Eider zum Grenzfluß- So dehnte sich sein Reich von der Eider bis zum Tiber und Ebro, vom atlantischen Meere bis zur Elbe und Theiß. 7. Zn all seiner Macht und Ehre kam am Ausgauge des achten Jahrhunderts noch eine neue Würde: im Jahre 800 krönte ihn der Papst zum römischen Kaiser. Als Karl am Weihnachtsfeste in der Peterskirche zu Rom am Altar zum Gebet niederkniete, trat der Papst vor ihn und setzte ihm eine goldene Krone auf das Haupt. Das versammelte Volk aber ries jubelnd: „Heil und Sieg dem erhabenen Karl, dem von Gott gekrönten, großen und friedebringenden Kaiser der Römer!" Dreimal wurden diese Worte wiederholt, dann berührte der Papst mit seiner einen Hand den Mund, mit der andern die Hand des Gekrönten, salbte ihn und verbeugte sich gegen ihn. So wurde das vor 3 24 Iah re n durch einen Deutschen vernichtete römische K a t f c r t h u m durch einen D> c n t = fch en wieder in's Leben gerufen. Karl war nun der höchste Herrscher der Welt und zugleich der oberste Schutzherr der christlichen Kirche in Europa. Iii. Karl war groß alsregent und alsvater seiner Völker. 1. Die alten Herzogtümer, in denen die Herzöge ziemlich selbständig regiert hatten, lösteer auf und theilte das ganze Reich in Gaue. Ueber jedem Gaue stand ein vom Kaiser eingesetzter Gaugraf; derselbe hielt, von feinen Schöffen umgeben, an des Kaisers Statt allmonatlich Gericht, erhob die Steuern, hielt auf Ruhe und Ordnung und führte im Kriege den Heerbann. Markgrafen schützten die Grenzen des Reichs. Pfalzgrafen verwalteten die königlichen Güter und Paläste (--- die letzteren hießen auch „Pfalzen" —). Sendgrasen reiften in Karls Aufträge durch dasland, beaufsichtig t e u die Beamten und untersuchten die Zustände. Karl selbst hielt alljährlich das Maifeld ab. Das war ein im Monat Mai stattfindender Reichstag. In den alten deutschen Volksversammlungen hatte jeder Freie mit berathen und mit be-

3. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 60

1880 - Halle : Anton
60 Lebensregel, welche von einem berühmten und hervorragenden Abte aufgestellt worden war. Diejenigen, welche nach der Regel des heiligen Benedict lebten, hießen Benedictinermönche; die, welche sich nach den Borschriften des heiligen Bernhard richteten, nannten sich Bernhardinermönche. Benedictiner undbernhardiner waren die beiden wichtig st enmönchsordenindensrüherenjahrhunderte n. — Alle Mönche aber, mochten sie nun einem Orden angehören, welchem sie wollten, verpflichteten sich zu einem Leben in Armuth und Keuschheit und zu blindem, d. H. unbedingtem Gehorsam gegenüber ihren Oberen. 3. Anfangs haben dieklö st er segensreichgewirkt. Kranke und Arme wurden in ihnen verpflegt; Pilger und Wanderer fanden bei den Mönchen gastliche Aufnahme, und das war um so willkommener, je mehr es zu jener Zeit an eigentlichen Gasthäusern noch fehlte. Mit den Klöstern waren Schulen verbunden, in denen die Mönche für Erziehung und Unterricht sorgten. Freilich Volksschulen im heutigen Sinne waren diese Klosterschulen nicht; sie standen nicht der gesammten Jugend offen, sondern hauptsächlich nur denen, welche Mönche und Geistliche werden wollten; aber dennoch haben sie in jenen Zeiten großen Segen gestiftet. — Neben dem Gebet und den gottesdienstlichen Uebungen widmeten die Klosterbewohner ihre Zeit und Kraft auch dem Anbau des umliegenden Landes; sie machten die Gegend um ^das Kloster herum urbar, schufen Wälder und Haiden in blühendes Ackerland um und gaben damit auch andern ein gutes Beispiel. — Und in jenen rauhen Zeiten, in denen die Ritter und selbst die Bewohner der Städte das Schwert nur selten aus der Hand legten oder legen dursten, da waren es wiederum die Mönche, welche in ihrer stillen Zelle Ruhe und Zeit genug fanden, um auch die Wissenschaft zu pflegen. Mit staunens-werthem Fleiße sorgten sie namentlich für Vervielfältigung der Bücher durch kunstvolles Abschreiben, denn die Buchdruckerkunst kannte man damals noch nicht; auch haben sie selbst alles aufgeschrieben, was zu ihren Zeiten geschehen ist und wie es damals in unserm Vaterlande aussah, so daß wir uns nun leicht mit unserem Geiste in jene Jahrhunderte zurückversetzen können. 4. In der späteren Zeit wuchs die Zahl der Klöster ungeheuer. Eine Menge arbeitskräftiger Leute, die der Welt gar wohl hätten nützen können, entzogen sich ihr und verbrachten ihr Leben in trägem Nichtsthun. — Durch die Freigebigkeit der Fürsten und durch Schenkungen frommer Männer und Frauen, die sich dadurch ein besonderes Verdienst erwerben wollten, gelangten die Klöster allmählich zu großem Reichthum. Am günstigsten war dazu die Zeit der Kreuzzüge. Die Adligen, welche die Kosten zum Zuge nach dem fernen Lande nicht zusammen bringen konnten, verkauften ihre Güter wohlfeil an ein Kloster oder liehen von ihm Geld auf dieselben. Kehrten sie nicht wieder zurück oder konnten sie nach ihrer Rückkehr die Schuld nicht abtragen, so blieb das Gut in den Händen des Klosters. Freilich gehörte zu den Klostergelübden auch das der Armuth, allein man hals sich auf bequeme Weise darüber hinweg,

4. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 63

1880 - Halle : Anton
63 Die Bürger trieben vorwiegend Gewerbe und Handel. Diejenigen, welche ein und dasselbe Handwerk betrieben, thaten sich zu Zünften, Gilden oder Innungen zusammen. Dieselben schlossen sich streng unter einander ab; alle, die zu einer Zunft gehörten, bildeten gleichsam ein Ganzes, treu zusammenhaltend in Freud und Leid, mit besonderem Handwertsgruß und Erkennungszeichen ; eine jede Innung hatte ihren Zunftmeister, welcher die althergebrachte Ordnung bei den Versammlungen der Meister und Gesellen sowie bei der Aufnahme neuer Mitglieder aufrecht halten mußte. 3. Ursprünglich gehörten die Städte einem Fürsten, Grafen oder Bischof, auf dessen Grund und Boden sie lagen. Derselbe ließ sich in der Stadt durch einen Voigt oder Burggrafen vertreten, welcher in seinem Namen die ihm zukommenden Rechte ausübte. Später, als die Städte immer reicher und mächtiger wurden, mußten sie oft den Fürsten aus ihren Bedrängnissen helfen und ihnen namentlich gegen die oft übermüthigen Ritter beistehen. Das wollten sie jedoch nicht umsonst thun; sie gewährten ihre Hilfe nur, wenn der Fürst dafür aus eins oder mehrere seiner Rechte verzichtete. So erwarben sie ein solches Recht nach dem andern, und viele wurden am Ende ganz frei. Alsdann gehörten sie als freie Reichsstädte zum deutschen Reiche und st au den unmittelbar unter dem Kaiser. 4. Der wachsende Wohlstand und die zunehmende Freiheit der Städte erregte Neid und Eifersucht der Ritter; darum herrschte zwischen beiden gewöhnlich Feindschaft. Besonders waren es die Raubritter, welche den städtischen Handel zu stören suchten. Ueberhanpt stand damals der Kaufmann überall in Gefahr, beraubt und beschädigt zu werden. Das Handelsschiff, welches an der Klippe zerschellt, der Fracht sahn, welcher aus den Grund gerathen war, der Wagen, dessen Achse die Straße berührt hatte, die vom Wagen herabgefallene Waare — alles das galt nach damaliger Sitte als den Herren und Bewohnern des Landes verfallen. Es war darum nur natürlich, daß sich die .Handel treibenden Städte zu gegenseitigem Schutze verbanden. So schlossen die am Rhein gelegenen einen Bund, welchen man den rheinischen Städtebund Mitte. Derselbe bewaffnete eine Flotte von 600 Schissen mit 10000 Bogenschützen, um den Handel aus dem Rheine sicher zu stellen, und stellte ein Heer von 6000 Reitern nebst dem entsprechenden Fußvolk auf, um den Landhandel zu schützen. — Am mächtigien aber war der Bnnd der norddeutschen Städte, den man die Hansa nannte. 85 Städte traten ihr allmählich bei; das Haupt war Lübeck. So groß war die Macht der Hansa, daß Könige sich um ihre Freundschaft bewarben und daß Norwegen, Schweden und Dänemark wohl 150 Jahre lang sich vor ihr beugen mußten. 5. Durch Gewerbfleiß und Handel gelangten die Städte zu großem Reichthum. Eiue der reichsten Städte war Augsburg, und hier waren es wiederum die Handelshäuser Fug g er und Wel s er, die ungeheure Schätze besaßen. Als armer Webergeselle war der erste Fugger in Augsburg eingewandert; aber durch Fleiß und Geschicklichkeit

5. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 65

1880 - Halle : Anton
65 von dem väterlichen Hofe (— Meierei) vertrieben und dieser mit dem herrschaftlichen vereinigt. Und eines) in den Fehden der Ritter unter einander hatte er arg zu leiden. Da die Burgen schwer zu erobern waren, so beschädigte man sich lieber gegenseitig die Dörfer, trieb die Viehherden fort, zerstörte die Feldfrüchte, verdarb die Wein - und Obsternte, ja ruinirte manchmal sogar die Aecker durch böswilliges Einsäen von Unkraut auf lange Zeiten hinaus. Mit den Kreuzzügeu wurde das Loos des Bauern etwas besser. Aus Befehl des Papstes mußte jedem Knechte, welcher das Kreuz nahm, um mit in das gelobte Land zu ziehen, von feinem Herrn die Freiheit gegeben werden. Dadurch erwarben Taufende Unabhängigkeit und Selbständigkeit. Im andern Falle schenkte wohl auch der Herr, ehe er selbst den Kreuzzug antrat, aus Frömmigkeit seinen Knechten die Freiheit — oder er starb im fremden Lande, und das benutzten dann viele seiner bisher dienstbaren Leute, um sich unabhängig zu machen. Andere Bauern suchten wohl auch bei einer benachbarten Stadt Schutz, zahlten ihr ein Schutzgeld und wurden dafür als Pfahlbürger angenommen. So bildete sich allmählich wieder ein Stand freier Bauern; doch ging es damit sehr langsam, und noch lange befand sich der Landmann im Zustande der Gedrücktheit und Schutzlosigkeit. Iv. Die Femgerichte. 1. Durch das Faustrecht war eine allgemeine Unsicherheit herbeigeführt worden; jeder that, wozu er die Macht hatte. Die eigentlichen Gerichte besaßen nur geringe Achtung; fast niemand kümmerte sich um den Spruch des Richters. Dadurch wurden die Femgerichte in's Dasein gerufen. Ihr Name stammt von dem altdeutschen Worte „verfemen", welches so viel als „verbannen, verfluchen" heißt. — Ursprünglich entstanden sie m Westfalen; in Dortmund war ihr Hauptsitz; allmählich breiteten sie sich aber über ganz Deutschland ans. — Eigentlich waren sie nur eine Fortsetzung der alten, von Karl dem Großen eingeführten Gaugerichte, in denen der Gaugraf im Namen des Kaisers Recht sprach. Deshalb und weil nur freie Männer zu Femrichtern gewählt werden durften, Hieß der Vorsitzende eines solchen Gerichts „Freigras", obschon er sehr oft nur ein einfacher Bauer war; die Richter nannte'man „Freischöffen"; der^Ort, wo das Gericht abgehalten wurde, hieß „Freistuhl". Die Schöffen erkannten sich unter einander an einem besonderen Gruße und an geheimen Zeichen; Gruß und Zeichen verstanden nur sie allein; deshalb nannte man sie auch „Wissende". Niemandem , selbjt Weib und Kind nicht, dursten sie die Geheimnisse und Beschlüsse des Gerichts offenbaren; mit furchtbarem Eibe mußten sie das bei ihrer Aufnahme geloben, und schreckliche Strafe war dem ge-broht, der biesen Eib brach: er sollte bet Hänbe und Augen beraubt, 5

6. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 67

1880 - Halle : Anton
67 V. Die Baukunst. 1. Je unbequemer und unschöner oft im Mittelalter die gewöhnlichen Wohnhäuser waren, um so mehr Fleiß und Sorgfalt verwendete man auf Herstellung herrlicher Gotteshäuser, die man Dome (— von dem lateinischen Worte domus = Hctus —), Münster (— von monasterium — Kloster —) oder Kathedralen (— Kathedrale — Bischofssitz; also eine Kirche, an der ein Bischof wirkte —) nannte. Dieselben zeigen in der Art und Weise ihres Baues eine gewisse Uebereinstimmung, welche man als die gothische Bauart bezeichnet. Die äußere Wand zeigt kein einförmiges, glatt fortlaufendes Mauerwerk, sondern gliedert sich in eine große Zahl von Pfeilern, welche mit Thürmchen gekrönt sind. Mächtige, reich verzierte, oben in spitze Bogen auslausendc Thüren (— man nennt sie „Portale" —) führen in das Innere. Dasselbe ist durch einen Wald von Säulen, welcher das Gewölbe der Decke trägt, in ein Haupt- oder Mittelschiff und in zwei oder vier Seitenschiffe getheilt. Am östlichen Ende des Hauptschiffes erhebt sich auf etwas erhöhtem Boden der Hochaltar, an dem der Hauptgottesdienst vollzogen wird. Eine Fülle von steinernem Blumen -und Laubwerk schmückt Säulen und Pfeiler. Die großen fpitzbogigen Fenster mit ihrer herrlichen Glasmalerei geben ein sanftes Dämmerlicht. Himmelanstrebende, künstlich durchbrochene Glockenthürme, die in eine Steinblume in Kreuzesform auslausen, schließen sich unmittelbar an das Hauptgebäude an. So sollte der starre, aus dunkler Tiefe stammende Stein vergeistigt, der deutsche Wald nachgebildet werden. Maler, Bildhauer, Holzschneider schmückten alsdann mit ihren Kunstwerken das Innere würdig aus. — Die schönsten Bauwerke aus jener Zeit sind der noch jetzt nicht ganz vollendete Dom zu Köln, der Münster zu Straßbura, der Ste- phansdom zu Wien rc. 2. Zur Herstellung dieser herrlichen Bauten, an denen oft Jahrhunderte lang gearbeitet wurde, waren natürlich eine Menge der verschie- densten Künstler und Handwerker nöthig. Ein Obermeister mußte den Plan entwerfen, nach dem gebaut werden sollte; andere Meister, ein jeder in seiner Abtheilung, leiteten den Bau, die Gesellen führten ihn aus. Es war gut, wenn diese Arbeiter nicht immer wechselten, denn nur so konnten sie sich recht in den ganzen Plan einleben. Darum bildeten sich besondere Bauinnungen, die man Bauhütten nannte. Unter einer solchen verstand man also alle die Künstler und Handwerker, welche sich zur Herstellung eines ansehnlichen Kirchengebäudes verbunden hatten. Meister und Gesellen nannten sich Baubrüder; sie erhielten besondre Rechte und Freiheiten, waren also „freie Maurer"; auch hatten sie besondre äußere Gewohnheiten und Erkennungszeichen. Nicht jeder wurde in eine solche Hütte ausgenommen; man forderte nicht blos Tüchtigkeit in der Arbeit, sondern namentlich auch, da es sich ja um ein Werk zu Gottes Ehre handelte, strenge Sittlichkeit. Unwürdige wurden ausge- 5*

7. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. III

1880 - Halle : Anton
Vorwort. Unter „elementarem Geschichtsunterrichte" versteht Verf. denjenigen Geschichtsunterricht, welcher in den Mittel- und Oberklassen der Volksschulen, sowie in den Unterklassen höherer Lehranstalten (— also Schülern von 10—14 Jahren —) ertheilt wird. Welchen Stoff hat derselbe zu verarbeiten? Wenn man bedenkt, daß das Kind als Glied einer Nation nur mit der Nation, in der Nation und für die Nation erzogen werden kann, daß also die allgemein menschliche Bildung, mit der es doch der elementare Unterricht allein zu thun hat, nur in nationaler Form angestrebt werden kann und darf, so wird man des Dichters Wort: „Ans Vaterland, ans theure, schließ dich an, das halte fest mit deinem ganzen Herzen!" getrost auch auf den elementaren Geschichtsunterricht anwenden dürfen — das will sagen: Es muß in demselben die vaterländische Geschichte entschieden in den Vordergrund gestellt werden. Zu diesem Satze machen sich indeß zwei ergänzende Bemerkungen nothwendig. Erstens: „Die partikularistische Strömung, welche vor Wiederherstellung eines einigen deutschen Reichs die meisten Gemüther beherrschte, und der mißverstandene didaktische Grundsatz: vom Einzelnen zum Allgemeinen, vom Nahen zum Entfernten! hat mehr und mehr gewöhnt, die specielle Stammesgeschichte einzeln und gesondert und noch dazu vor der deutschen Gesammtgeschichte zu behandeln." Allein weil nicht die erstere, sondern die letztere, überhaupt nicht das die einzelnen Stämme Scheidende, sondern das sie Einigende unsrer Jugend das Nächste und Verständlichste ist; weil ferner die Einzelgeschichte nur als Glied des Ganzen, nur in lebendigem Zusammenhange mit dem Ganzen faßlich und interessant wird und weil enblich einmal mit vollem Ernst baran gegangen werben muß, deutschen Sinn und deutsches Nationalgefühl zu pflegen — deswegen soll der elementare Geschichtsunterricht mit der d eutschen Geschichte beginnen. Freilich soll die specielle Landesgeschichte nicht vernachlässigt und ignorirt, es sollen die in ihr liegenden bedeutungsvollen Momente gewürdigt und in das rechte Licht gestellt werden; allein dies wird vollkommen zweckentsprechend im Nahmen der deutschen Geschichte geschehen können. Zweitens: Die Entwickelung des deutschen Reichs und die Ge-

8. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. V

1880 - Halle : Anton
dieser und jener Seite zugemuthet wird. Da soll eingeprägt werden, daß Chlodwig 493 mit Chlotilde sich vermählte, daß Bonifazins 716 nach Friesland ging, 718 zum ersten und 723 zum zweiten mal in Rom war, 732 Erzbischof von Deutschland und 748 Erzbischof von Mainz, daß Huß 1399 Professor, 1401 Prediger in Prag wurde, daß Luther 1497 in Magdeburg, 1498 in Eisleben die Schule, 1501 in Erfurt die Universität besuchte und 1512 Doctor der Theologie wurde, daß Schiller 1777 die Räuber dichtete, daß 1772 Götz von Berlichingen und 1773 Werthers Leiden erschien, daß Freiherr von Stein' 1780 in den preußischen Staatsdienst eingetreten, 1796 Oberpräsident und 1804 Minister geworden ist, wann Cäsar Quästor, Aedil, Oberpriester, Statthalter 'wurde, wann Muhameds Frau starb rc. (Siehe z. B. „Kleine Weltgeschichte für die Hand der Kinder in Volksschulen von Wilsdorf; Leipzig, Peter"). Wird man denjenigen, der derlei Sachen nicht herbeten kann, ungebildet nennen wollen? Und wenn nicht, warum will man doch solch unnützen Ballast dem unreifen Kinde znmuthen? Im Gegensatz hierzu ist Vers. bemüht gewesen, den zu verarbeitenden und anzueignenden Stoff auf das nothwendige Maß zurückzuführen, giebt aber gern zu, daß über Zulässigkeit und Nothwendigkeit dieses und jenes Einzelnen die Ausichten auseinander gehen können. Die zur Belebung des Geschichtsvortrags einzuschaltenden Gedichte sind, soweit sie in Lesebüchern rc. allgemein zugänglich sind, einfach 'augedeutet, die minder bekannten aber ganz aufgenommen worden. Was endlich die Form der äußern Darstellung betrifft, so ist daran festzuhalten, daß sich der Lehrer dieselbe unter allen Umständen selbst zu schaffen hat; er muß frei erzählen, um seinen Vortrag lebendig und warm zu um chm. Kein Buch ist darum im Stande, das zu Gebende so zu bieten, wie es den Verhältnissen und dem Standpunkte der Schüler gemäß gegeben werden muß. Doch wagt der Vers. zu hoffen, daß nicht wenige Partien des vorliegenden Werkchens — weil unmittelbar aus der Praxis hervorgegangen — geeignet sein werden, dem Ausäuger als Anhalt und Anleitung in der Behaudlungsweise zu dienen. Bei Ausarbeitung des Buches sind seine Anzahl neuerer einschlagender Werke verglichen und benutzt worden, doch bemerkt Vers. ausdrücklich, daß er in einigen wenigen Fällen ans leicht begreiflichen pädagogischen Gründen aus streng wissenschaftliche Genauigkeit verzichtet und bezüglich einiger streitigen Punkte sich der zeither üblichen Anschauuugs- und Darstellungsweise angeschlossen hat. Möge dieser erste Kursus wohlwollende Beurtheilung und freundliche Aufnahme finden! P enig, am Sedantage 1879. Mo Kunze.

9. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 5

1880 - Halle : Anton
Stuhle sitzend, zum Zeichen seiner Gewalt einen Stab in der Hand —, umgeben von den Beisitzern oder Geschwornen, sprach er nach altem Brauche das Recht. Diese Beisitzer waren freie Männer, die ihm daß Urtheil finden halfen; sie schöpften gleichsam das Recht, darum hießen sie Schöpfen, Schöppen oder Schöffen. Verbrechen wurden durch Wehrgeld gebüßt (Eigentlich „Wergeld^, d. h. Manngeld, denn „Wer" war die Bezeichnung des waffenfähigen Mannes.) Eigentlich geprägtes Geld hatte man freilich noch nicht; der Verbrecher mußte seine That durch Erlegung von Vieh oder Waffen sühnen. Die Höhe des Wehrgeldes richtete sich nach der Größe des Verbrechens und nach dem Stande des Beleidigten: wer Richter, Edle und Freie kränkte, mußte doppelt und dreifach so viel zahlen, als wer unfreie Männer und zumal Sklaven versehrt hatte. In unklaren Fällen entschied das Gottesurtheil. Man setzte dabei voraus, die allezeit gerechte Gottheit werde dem Unschuldigen beistehen, ihn im Kampfe siegen lassen oder in der mit ihm vorzunehmenden Probe durch ein Wunder retten. Für freie Männer galt der Zweikampf als Probe. Kläger und Angeklagter kämpften mit einander; siegte der letztere, so war seine Unschuld bewiesen. Frauen und Sklaven mußten sich der Wasser- oder Feuer- oder Kreuzcsprobe unterwerfen. Bei der heißen Wafferprobe mußte der Angeklagte aus einem Kessel voll siedenden Wassers (— daher auch Kefselprobe genannt —) einen Ring oder Stein mit blosem Arme herausholen; blieb er unversehrt, so galt er als unschuldig. Bei der kalten Wasserprobe aber wurde er in's Wasser geworfen; sank er unter, so war er unschuldig; schwamm er oben, so war seine Schuld erwiesen (— er war in dem letzteren Falle gleichsam vom Wasser ausgeworfen worden, denn nach dem altheidnischen Volksglauben nahm die reine Fluth keinen Missethäter in sich auf). Bei der Feuerprobe mußte der Angeklagte die blose Hand eine Zeit lang in's Feuer halten und dann zum Beweise seiner Unschuld unversehrt wieder herausziehen — over er mußte im blosen Hemd durch einen brennenden Holzstoß oder mit blosen Füßen über glühendes Eisen gehen oder auch wohl das letztere mit blosen Händen eine Strecke weit tragen. — Wenn endlich die Kreuzesprobe vorgenommen wurde, so hatten Kläger und Angeklagter regungslos mit erhobenen Armen cm einem Kreuz zu stehen; wer zuerst die Hände rührte oder die Arme sinken ließ, hatte verloren. 9. Die alten Germanen waren Heiden. Ihre Gottesdienste hielten sie auf Bergesgipfeln und in Hainen, also unter freiem Himmel ab. Hier opferten sie Früchte, Thiere, sogar Menschen (— Kriegsgefangene). Ein Gang nach dem heiligen Haine hieß „Waldfahrt". In unserem „Wallfahrt" klingt Wort und Sache wieder. Wodann oder Odin war der Himmelsgott, der Allvater. Er trägt den grauen Wolkenhut und den blauen Sturm- mantel; alles weiß er, denn auf seinen Schultern sitzen zwei Raben — Gedanke und Erinnerung —, die ihm Kunde von allem, was sie

10. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 49

1880 - Halle : Anton
49 „Die Weiber mögen abziehn, und jede habe frei. Was sie vermag zu tragen und ihr das Liebste sei. Laßt ziehn mit ihrer Bürde sie ungehindert fort, Das ist des Königs Meinung, das ist des Königs Wort!" Und als der frühe Morgen im Osten kaum ergraut, Da hat ein selt'nes Schauspiel vom Lager man geschaut: Es öffnet leise, leise sich das bedrängte Thor, Es schwankt ein Zug von Weibern mit schwerem Schritt hervor. Tief beugt die Last sie nieder, die auf dem Nacken ruht, Sie tragen ihre Männer, das ist ihr liebstes Gut. „Halt an die argen Weiber!" ruft drohend mancher Wicht Der Kanzler spricht bedeutsam: „Das war die Meinung nicht.'' Doch hat, wie er's vernommen, der fromme Herr gelacht: „Und war es nicht die Meinung, sie haben's gut gemacht. Gesprochen ist gesprochen, das Königswort besteht, Und zwar von keinem Kanzler gedeutelt und gedreht." So war das Gold der Krone wohl rein und uuentweiht. Die Sage schallt herüber aus halbvergess'ner Zeit. Im Jahr elfhundertvierzig, wie ich's verzeichnet fand. Galt Königswort noch heilig im deutschen Vaterland. Etjamisso. Am Ende seiner Regierung unternahm Konrad einen Zug nach dem heiligen Lande. Dasselbe war von einem wilden Volke, den Türken, erobert worden, welche nun die in Palästina wohnenden Christen, sowie die christlichen Pilger, die aus weiter Ferne kamen, um an den heiligen Stätten ihre Andacht zu verrichten, hart bedrückten. Es galt darum, das gelobte Land aus ihren Händen zu befreien. Zu diesem Zwecke wurden von Europa, namentlich von Deutschland, Frankreich und Italien aus, mehrere große Kriegszüge unternommen. Diejenigen, welche an denselben theilnahmen, ließen sich ein rothes Kreuz auf die rechte Schulter heften; darum nannte man die Züge selbst Kreuzzüge. Konrads Zug ist leider ohne Erfolg geblieben. Ii. An diesem Kreuzzuge betheiligte sich auch Konrad von Wettin. Ursprünglich war derselbe Herr der Grafschaft Wettin an der Saale. Dort, in der Nähe von Halle, lag auch seine Stammburg Wettin. Im Jahre 1123 aber wurde er vom Kaiser zum erblichen Markgrafen von Meißen erhoben. Die Markgrafschaft Meißen erhielt später den Namen „Sachsen". Noch heute regieren in Sachsen die Nachkommen Konrads. Er ist der Stammvater des sächsischen oder des Wettiner Fürstenhauses. Als er im Jahre 1156 die Regierung niederlegte und in’s Kloster ging, folgte ihm sein Sohn Otto der Reiche (— von 1156 — 1190 —). Er gründete das Kloster Altenzella bei Nossen. Als man in der Umgebung des neuen Klosters den Wald ausrodete, um das Land urbar zu machen, fand man silberhaltiges Gestein. So wurde der Silberreichthum des Erzgebirges entdeckt. Otto rief 4
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