24
Dret Jahre lang theilte er die Herrschaft mit seinem Bruder Karl-rnann; nach dessen Tode wurde er Alleinherrscher des Frankenreichs.
Karl wurde nicht umsonst „der Große" genannt: er war groß als Kriegsheld.
1. Aus Wunsch seiner Mutter hatte er die Tochter des Langobarden konigs Desiderius geheirathet, sie aber nach kurzer Zeit wieder nach Hause geschickt. Desiderius war darüber sehr erzürnt. Mit Freuden nahm er darum Karlmanns Wittwe mit ihren beiden Söhnen aus und verlangte vom Papste, er solle dieselben zu Königen der Franken salben; und_ als dieser der Forderung nicht nackkam, besetzte er den größten Theil des Kirchenstaates.
Vom Papste zu Hilfe gerufen, zog nun Karl als Schirmherr desselben gegen den Langobardenkönig Deflderius und belagerte ihn in ^seiner Hauptstadt Pavia. Als Desiderius von der Ankunft Karls hörte, stieg er mit einem Ritter, welcher einst vor des Frankenkönigs Zorn zu ihm geflohen war, auf einen hohen Thurm, von wo sie die Ankommenden weit und breit erblicken konnten. Eine nach der andern erschienen die verschiedenen Abtheilungen des Frankenheeres; jedesmal fragte Desiderius mit steigender Angst, ob Karl unter den Kommenden sei, aber jedesmal erhielt er zur Antwort: „Noch nicht." Endlich zeigte es sich im Westen wie eine finstere Wolke: das war der eiserne Karl mit seinen eisernen Rittern — aus dem Haupte den eisernen Helm, die Arme mit eisernen Schienen bedeckt, Brust und Schultern durch eisernen Harnisch geschützt, in der Linken die hochaufgerichtete eiserne Lanze, die Rechte am Griff des eisernen Schwertes. So erfüllte Eisen die Felder und Wege, und die Strahlen der Sonne wurden durch feinen Glanz zurückgeworfen. Da sprach des Desiderus Begleiter: „Siehe, da ist er, nach dem dn so lange geforscht hast." Desiderius aber stürzte bei diesen Worten fast leblos zusammen.
Karl eroberte Pavia, schickte Desiderius in ein Kloster und ließ sich mit der eisernen Krone zum König der Lombarden krönen. Wohl war diese Krone auch von Gold, aber im Innern derselben befand sich ein eiserner Reis, welcher angeblich aus einem Nagel des Kreuzes Christi geschmiedet worden war; darum hieß sie die eiserne Krone.
So wurde im Jahre 774 das lombardische Reich Hem Frankenreiche einverleibt.
2. Nachbarn der Franken waren die Sachsen. Sie wohnten zwischen Harz und Nordsee vom Niederrhein bis zur Elbe und zerfielen in die Westfalen (- zwischen Rhein und Weser), die Engern (= am Harz und im Weserthal) und die Ostfalen (— rechts von den Engern bis zur Elbe). Sie lebten noch ganz nach der Weise der alten Germanen; Städte und Dörfer gab es bei ihnen nicht; vielmehr wohnten sie in einzelnen Höfen, welche in der Mitte der zu ihnen gehörigen Felder, Wiesen und Wälder lagen. Könige hatten sie nicht, sondern Herzöge, welche jedoch nur für die Dauer eines Kriegszugs gewählt wurden. Als geschworene Feinde der Franken fielen sie häufig in deren Gebiet ein.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Desiderius Karlmanns Karl Karl Karls Karl Karl Karl Desiderius Karl Karl Desiderius
Extrahierte Ortsnamen: Langobardenkönig_Deflderius Pavia Karls Frankenheeres Pavia Christi Sachsen Nordsee Westfalen Rhein Weserthal
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europa Afrika Amerika Asien Australien Australien Asien Afrika Kuropa Europa Nordkap_( W._Kap_da_Roca_Id Tarifa Ostsee Nordsee Skandinavien Deutschland Deutschland Nordsee Dänemark Ostsee Schweiz Frankreich Belgien Niederlanden Deutschlands Nordsee Ostsee Deutschland Donau Rhein Deutschlands Deutschland
12
Deutschland.
Stettin führt eine Eisenbahn über die Universitätsstadt Greifs Wald nach Stral-
s und, das im dreißigjährigen Kriege wacker gegen Wallenstein verteidigt wurde. Von
Stralsund fährt man über nach der herrlichen Insel Rügen. Östlich der Oder liegen
Kolberg, Köslin und Stolp.
39] 4. Provinz lvestpreußen. Östlich von Pommern, zu beiden Seiten der unteren
Weichsel. — D a n z i g (?) ist eine Altertümlich gebaute, starkbefestigte Stadt, die zweite
Seehandelsstadt Preußens (126). Flußaufwärts folgen die Festungen Graudenz,
1807 wacker durch Courbiere [turbjähr], „den König von Graudenz", verteidigt, und
Thorn (?), die Grenzfestung gegen Rußland, der Geburtsort des berühmten Stern-
kundigen Kopernikus. Östlich der Weichsel liegt die Handelsstadt Elbing.
40] 5. Provinz Ostpreußen. Das Küstenland am Frischen und Kurischen Haff,
von Pregel und Memel durchflössen. — Königsberg (?) ist die Krönungsstadt der
preußischen Könige (1701 und 1861) mit lebhaftem Handel, namentlich seewärts;
Hochschule (172). Am Kurischen Haff liegt die Handelsstadt Memel.
4k] h. Provinz Posen. Die Ebene zu beiden Seiten der Warthe. — Posen (?)
ist Festung und Sitz eines Erzbischoss (73). Von hier ist Eisenbahnverbindung über
Gnesen und Jnowrazlaw (mit Salzwerk) nach Bromberg (?), der lebhaftesten
Handelsstadt der Provinz.
42] 7. Provinz Schlesien. Südlich von Posen zu beiden Seiten der oberen und
mittleren Oder. — Breslau (?), die dritte Königliche Residenzstadt (die beiden andern ?),
ist reich durch Fabrikwesen und Handel; großartiger Wollmarkt; Hochschule (373).
Auf der linken Oderseite liegen Liegnitz (?) und nahe der sächsischen Grenze
das gewerbreiche Görlitz (?, 70). Auf der rechten Oderseite sind Beuthen, Glei-
Witz und Königs Hütte die Hauptorte des fchlefifchen Bergbaues.
43] 8. Provinz Sachsen. Westlich von Brandenburg, das Gebiet, der mittleren
Elbe und Saale. — Magdeburg (?), eine der stärksten Festungen des Landes, ist
blühend durch Fabrikwesen und Handel (215). H n Ii e (?) ist Knotenpunkt eines sieben-
strahligen Eisenbahnnetzes und hat eine Saline, in der die Halloren arbeiten, ein Völt-
lein mit eigentümlicher Tracht und Mundart; Hochschule; A. H. Franckes Waisen-
haus (116). Erfurt (?) war einst eine reiche Handelsstadt und treibt lebhaften
Gemüsebau; viele Erinnerungen an Luther (welche? 78). Tie eigentlichen Luther-
städte aber sind E i s l e b e n und Wittenberg <?).
44] t). Provinz Schleswig-Holstein. Der südliche Teil der Halbinsel Iütland,
seit 1864 aus dem Verbände mit Dänemark gelöst. — Altona (?) ist wegen der Nähe
von Hamburg ein bedeutender Handelsplatz (150). Neumünster ist der »vichtigste
Eisenbahnknoten der Provinz. Kiel liegt an der Bucht gl. N. und ist deshalb Kriegs-
Hafen an der Ostsee; Hochschule (86).
45] 10. Provinz Hannover. Das Land besteht aus einer größeren nördlichen
Hauptmasse und einem kleineren südlichen Teile, welche durch das Herzogtum Braun-
schweig getrennt sind. — Hannover (?), die ehemalige Residenz des Königs von
Hannover, besteht aus einer unregelmäßig gebauten Altstadt und neuen, prächtigen
Stadtteilen (210). Südlicher liegt H i l d e s h e i m (?) mit berühmtem Dom; der Rosen-
strauch, der an der Wand des Domes rankt, soll zur Zeit Ludwig des Frommen mitten
im Winter der Erde entsprossen sein. Nördlich von Hannover führt eine Eisenbahn
über Lüneburg (?) nach der Fabrikstadt Harburg (?). Im Gebiet der Ems liegt
die Handelsstadt Emden, am Jadebusen Wilhelmshaven, der Kriegshafen an der
Nordsee.
4hj n. Provinz Aeiien-llaiiau. Westlich der Werra, zu beiden Seiten der Fulda
und im Winkel zwischen Main und Rhein. — Kassel (?) ist als einstige Residenz des
Kurfürsten von Hessen von schöner Bauart (82). Frankfurt am Main liegt in
herrlicher Thalweite an der „Franken Furt" (dem Übergangspunkte der Franken über
den Main), war Jahrbunderte hindurch die Krönungsmdt der deutschen Kaiser und
ist durch lebhaften Handel und großartige Messen eine der reichsten Städte Mitteldeutsch-
lands (230). Wiesbaden, am Südabhange des Taunus, ist das glanzvollste der
Taunusbäder und wird alljährlich von vielen Tausenden von Badereisenden besucht (/4).
47] 12. Provinz Westfalen. Das Gebiet der oberen Ruhr, Lippe und Ems. —
Münster ist der Hauptort eines von Karl d. Gr. gegründeten Bistums; im alten
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20 Die skandinavische Haldinsel. — Die britischen Inseln.
Bergland im nördlichen Teile. Nach So. dacht sich das Bergland
zu einem bis 100 km breiten Tieflande ab, welches die Ostsee nm-
säumt. Die Richtung der s.-ö. Abdachung halten sast alle Gewässer inne.
Es münden in den Bottnischen Meerbusen: die Jörne Els, 11 in c Els.
Augerrnan E l f und D a l E l s; die K lar Els mündet in den Wener-
see, aus dem die Göta Elf zum Kattegat abfließt; in das Skäger Rak
ergieht sich der Glommen. Eine Senke im südlichen Teile des Landes
wird von Seeen ausgefüllt; es folgen von W. nach O.: der Wener-,
Wetter- und Mälarsee, deren Wasser wegen des felsigen Grundes von
wunderbarer Klarheit ist. Der durch den Wener- und Wettersee geführte
Götakanal verbindet Nord- und Ostsee. Nördlich vom Mälarsee liegt
die Universitätsstadt Upsäla, in der Enge zwischen dem Mälarsee und der
Ostsee S t ö ck h o l m , die Hptst. und erste Handelsstadt von Schweden (270).
Norrköping [nörrtjöping] ist die wichtigste Fabrikstadt des Landes,
Gotenburg wegen der Kanalverbindung mit Stöckholm der zweite Platz
für den schwedischen Handel. An einem zum Skager Rak sich öffnenden
Fjord liegt Kristiania, die Hptst, von Norwegen (150).
107] Klima und Pflanzendecke. Die Westküste hat kühle Sommer und
milde Winter, hänsige Nebel und Regen. Die Gebirge des Innern kühlen
die von der Meeresküste her wehenden milden Winde ab. Daher ist die
Witterung im östlichen Hügellande rauh. Im südlichen Skandinavien ge-
deihen noch die Ackergewächse Deutschlands; weiter nach N. finden sich
Nadelhölzer, endlich nur noch Moose und Flechten.
108] Bevölkerung. Das Volk ist germanischen Stammes. Im W.
wohnen die Tormänner, ein sittenreiner, freiheitliebender Nolksstamm;
hier ist der Bauer noch sein eigener Handwerker und meist auch der Lehrer
seiner Kinder. Die im O. sitzenden Schweden haben vor ihren Nach-
barn Gewandtheit und rühriges Wesen vorans. Im N. wohnen mongo-
tische L a p p e n , die sich von der Zucht des Renntiers nähren. Norweger
und Schweden bekennen sich zur lutherischen Kirche.
9. Das Königreich Großbritannien und Irland.
109] Lage. Die britischen Inseln werden im O. von der Nordsee, im
S. vom Kanal, im W. vom Atlantischen Ozean umgeben. Die Irische
See teilt sie in die Inseln Großbritannien und Irland. Die
Irische See hängt mit dem Atlantischen Ozean im N. durch den Nord-
kanal, im S. durch den St. Georgskanal zusammen.
1. Großbritannien.
110] Bodenform und Bewässerung. Der O. und S. des Landes ist
Tiefland, der W. und N. ist gebirgig.
111] \. Das Bergland ist durch zwischenliegendes Tiefland in 5 Gruppen
gesondert, a) Das Bergland von Eornwall in der Südwest-Ecke,
ist reich an Kupfer und Zinn und daher ein wichtiges Bergbaurevier.
b) Das Bergland von Wales >nels] füllt die Halbinsel gl. N. aus.
c) Das Bergland von Nordengland ist ein höhlenreiches Kalkge-
birge in der Mitte des Landes. >1) Das B e r g l a n d von Süd s ch o t t °
land ist durch einen breiten Tieflandsstreisen getrennt von o) dem Berg-
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30
14. Das Kaisertum Rußland.
14 6} nach der Starte.
147] Bodenforni und Bewässerung. In Rußland findet sich nur
im 0. Gebirgsland. Die Hauptmasse ist Tiefland. Ein von Sw. nach
verlaufender Landrücken bildet die Wasserscheide der Hanptströme
und teilt das Tiesland in das Nordrussische und das Sudrnssische Tiesland.
148] \. Das Nordrussischc Tiesland erstreckt sich von der Ostsee bis
zum Ural. Der Ural beginnt am Nordlichen Eismeere und zieht bis
über die Quelle des Urälslusses hinaus. Das Gebirge ist reich an Gold
und Platin, daher Sitz starken Bergbaus, dessen Hauptort Jekaterin-
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31
bürg ist. — Das Tiefland ist im östlichen Teile durch große Ströme,
im westlichen Teile teilweis durch große Seeen bewässert. Die größten
Ströme sind: a) Die Petschora entspringt aus dem Ural und fließt
durch Moos- und Sumpffluren zum Eismeer. l>) Die Dwina mündet in
das Weiße Meer, c) Die Newa und d) die Düna gehen zur Ostsee.
Die größten Seeen sind: der Onega-, der Lädoga-, der Jlmen-und
der Peipussee. -- Im nördlichsten Teile des Tieflandes ist das Klima
rauh; deshalb decken den Boden nur Moose und Flechten. Südlicher be-
ginnt der Baumwuchs. Die Wälder haben großen Reichtum an Pelztieren
und sind daher ein Jagdrevier. Große Städte finden sich nur an der Ostsee;
die größte ist die Hptst. S t. Petersburg, 1703 vou Peter d. Gr.
mitten zwischen den Sümpfen der Newa angelegt (1 Mill.).
149] 2. Das Sübruffifchie Tiefland erstreckt sich im S. bis zum Schwarzen
Meere und zum Kaukasus. Die Bewässerung ist ebenfalls reich, a) Der
3)it je st r und der Dujepr strömen in das Schwarze Meer, c) Der
Don geht in das Asowsche Meer. 6) Die Wolga, Europas größter
Strom (3500 km lang), strömt östlich, macht bei Kasän ein Knie, fließt
dann südlich, spaltet sich vielfach und ergießt sich in den Kaspischen See.
Südlich des Wasserscheiderückens beginnt die Gegend des Getreidebaus. Hier
liegt in der Laudesmitte Moskau, die alte Landeshauptstadt, jetzt die
erste Fabrik- und Handelsstadt des Reiches (800). In Südrnßland sind die
Hauptorte A st r a ch a n (?), das wegen des Fischreichtums der Wolga starkeu
Fischhandel (besonders mit Kaviar) treibt, und Odessa, das die Weizen-
ernten Südrußlands in den Handel bringt. Westlicher liegen Kiew skiesf] (?),
wegen seiner Heiligengräber die „heilige Stadt der Russen"; Warschau (?),
die alte Hauptstadt des Königreichs Polen (500); an der Ostseeküste der
wichtige Handelsplatz Riga.
150] Klima und Pflanzendecke. Rußland zeigt scharfe Gegensätze im
Klima. Im nördlichen Rußland dauert der Winter 8 Monate; der süd-
liche Teil des Landes hat wärmere Sommer als selbst Italien; aber mit
diesen Sommern wechseln kalte, schneereiche Winter. Die Pflanzendecke zeigt
alle Ubergänge vom dürstigen Moose (im N.) zum edlen Weinstock (im S.).
151] Bevölkerung- In den Ostseeländern sitzen Deutsche, slawische
Polen, Litauer und Letten, mongolische Esten und Finnen;
in Ostrußland wohnen mongolische Samojeden, Baschkiren (beide
im Ural) und Tatären (um Kasän); in Südrnßland liegt das Gebiet
der mongolischen K a l m ü ck e n. Das herrschende Volk sind die Russen;
sie sind slawischen Stammes, gutmütig aber roh, in den niederen Stünden
meist ohne Schulbildung, doch geschickt in künstlichen Handarbeiten; sie be-
kennen sich zur griechisch-katholischen Kirche.
15). Rückschau auf Europa.
152] 1) Europa hat seine meisten Nutzpflanzen, sowie seine meisten Haus-
tiere von Asien erhalten. — 2) In Hinsicht auf Abstammung gehören die
Notker Europas teils zur kaukasischen (300 Mill.), teils zur mongoli-
scheu Rasse (30 Miß.). 3) In Hinsicht auf Religion ist Europa
der christliche Erdteil; denn außer 6 Mill. Juden, 61 Mill. Moham-
medanern und */4 Mill. Heiden wird es nur von Christen bewohnt.
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Extrahierte Personennamen: Peter_d Notker_Europas
Extrahierte Ortsnamen: Petersburg Kaukasus Europas Kaspischen_See Moskau Südrnßland Wolga Odessa Kiew Warschau Polen Riga Italien Polen Ostrußland Südrnßland Europa Europa Asien Europa
Russisch-Asien, — Afrika.
37
In den nördlichsten Gegenden liegt Sibirien einen großen Teil des Jahres
unter Schnee; wirtlicher sind die südlichen Gebiete: hier finden sich Ge-
treideselder und Wälder von Lärchentannen und Birken. Trotz des un-
geheuren Umsangs (24 mal so groß wie Deutschland) hat das Land
nur 4 Mill (£., die teils aus Verbrechern bestehen, welche die Strafe der
Verbannung getroffen hat. Hauptnahrungsquellen sind in den südlichen
Gebieten Ackerbau und Viehzucht, im Altai Bergbau auf Gold und Kupfer,
in den Waldgegenden Jagd auf Pelztiere. Der Hauptort des sibirischen
Pelzhandels ist T o b ö l s k (?). An der chinesischen Grenze liegt Kj ächta,
der Vermittelungsplatz des Handels zwischen Rußland und China. Landes-
Hauptstadt ist Jrkütsk (?) an der Handelsstraße von Kjachta über To-
bölsk nach Rußland, daher Hauptort des sibirischen Handels (35).
Zu Sibirien gehört die langgestreckte, gebirgige Insel Sachalin gegenüber der
Amürmündung.
168j 2. Curau (d. i. Tiefland) umfaßt die Kirgisensteppe und West-
Turkestän. a) Die Kirgisen steppe liegt im No. des Kaspischen Sees
und des Aralsees und besteht aus ebenen Weidestrichen. Die Kirgisen
sind Nomaden. — b) We st-Türke st an begreift die Tiefebene nördlich von
Iran bis zum Aralsee. Das weite Gebiet ist fast überall wasserlose, öde
Steppe und nur an den Flußläufen des Amu und Syr angebaut. Die
Turkmenen sind ein Gemisch vieler Volksstämme, mohammedanischer Reli-
gion und in den Grenzgebieten als verwegene Räuber gefürchtet. Die Hptst.
ist B u ch ä r a. Turän steht unter russischer Oberherrschaft.
169] 3. Aaukasien ist das Gebirgsland des Kaukasus. Dieser ist eine
gewaltige Gebirgsmauer und bildet das Grenzgebirge zwischen Europa und
Asien. Unter den hier heimischen Völkerstämmen haben sich die T s ch e r -
k e s s e n durch ihren kühnen Unabhängigkeitskampf gegen die Russen berühmt
gemacht. Hauptstadt ist T i f l i s (d. i. Warmquellenstadt).
10. Rückschau auf Asien.
1701 1) Asien ist die Heimat der meisten Obst- und Getreidearten und
das Vaterland der meisten unserer Haustiere. — 2) Nach ihrer Ab -
stammuug gehören die Völker Asiens zur mongolischen und kaukasischen
Rasse; die Mongolen (3/5) haben ihre Sitze meist im No., die Kaukasier (-/5)
meist im Sw.— Nach ihrer Religion sind 7ls aller Asiaten Heiden;
außerdem hat die Lehre Mohammeds die weiteste Verbreitung (80 Mill.).
Iv. Afrika.
Lage, Grenzen, Gliederung und Bewässerung.
171] \. Lage und Grenzen. Afrika liegt im S. von Europa und im
Sw. von Asien. Die äußersten Punkte sind: im N. Kap Blanco (37°
n. Br.), im O. Kap Guardafui ^gwardafüi] (51" 2.), im S. das
Nadelkap (34" s. Br), im W. das grüne Vorgebirge (343 " L.).
Afrika ist von Europa durch die Meerenge von Gibraltar ge-
schieden, dagegen mit Asien durch die Landenge von Sues verbunden.
— Im N. grenzt Afrika an das Mittelländische Meer; im O. wird es
vom Roten Meere und vom Indischen Ozean bespült; im W. zieht der
Atlantische Ozean.
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Extrahierte Ortsnamen: Russisch-Asien Afrika Sibirien Deutschland China Sibirien Sachalin Kaukasus Europa Asien Asien Asien Mohammeds Afrika Afrika Europa Asien Afrika Europa Afrika Atlantische_Ozean
169
ausbreitenden Polen Widerstand leisten zu können, wurden
20,00» Preussen, die unter dem Prinzen von Hohenlohe
am Rheine stunden, nach der polnischen Grenze beordert.
Ehe jedoch Hohenlohe ankam, war eine russische Armee
unter Suwarow durch Litthauen vorgedrnngen, hatte am
18ten und löten Sept. die Polen unter Sierakowski bei
Krupczyee geschlagen, und besigte am loten October Kos-
ciuszko selbst bei Maciejowice gänzlich. Kosciuszko ward
verwundet und gefangen. Warschau muste am 4len No-
vember capituliren und ward am 9ten von den Russen
besezt. Ein Heerhaufen der Insurgenten erlag dann nach
dem anderen. Die Gemeinen zerstreuten sich; die Anfürer
wurden gefangen. Und am 3ten Januar 1795 ward
durch die Wiener Uebereinkunft eine neue Teilung Polens
zwischen Oestreich und Russland bestirnt, zu der man
Preussen, dem ein/Teil des Landes gelaßen ward, den
Beitrit frei ließ. Das Königreich Polen hatte gänzlich
ein Ende. Stanislaus August (der am 9ten Januar
Warschau verlaßen, und sich nach Petersburg begeben
hatte) lebte nachher in Grodno als Privatman; er entsagte
am 25ten November der Krone gegen eine jährliche Pen»
sion von 200,000 Ducaten. Die definitive Anordnung
der Teilung zwischen allen drei Mächten hatte am 21ten
October 1795 stat gehabt *).
Diese Begebenheiten in Polen, die des Zusammen-
hanges wegen sofort bis zu ihrem Abschlüße erzält worden
*) Berliner Kalender S. 180. „Preussen erhielt durch diese
dritte Teilung Polens, Masovicn und Podlachien dis zum rech»
ten Ufer des Bug. Russland gab von Litthauen einen Teil des
Palatinats von Troki und den District von Samogilien bis zum
Niemen heraus. Auch ein unbedeutender Strich in Kleinpolen
ward preussisch. Endlich behielt Preussen die Einkünfte des schlesi-
schen Amtes Jmielin, die Friedrich Ii. den Krakauer Bischöfen
noch gelaßen hatte. Der preussische Anteil maß überhaupt 997
□ Meilen auf denen man eine Bevölkerung von mehr als 900,000
Einwoncrn zälte. Oestreichs Anteil war etwas kleiner, der Russ-
lands mehr als doppelt so groß. Ein Teil der neuen preulsischcn
Erwerbungen ward zu Südpreussen geschlagen; der Rest und
ein Stük der älteren bildete fortan Neuostpreussen. Das Gebiet
von Siewierz erhielt den Namen Neu-Schlesien. In Warschau
und Bialyftock wurden neue Kammern und Rcgirungen errichtet:
der Siz der Petrikauer-Behörden später nach Kalisch verlegt. "
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Extrahierte Personennamen: Hohenlohe Kosciuszko Stanislaus_August August Friedrich_Ii Friedrich Oestreichs Kalisch
Extrahierte Ortsnamen: Preussen Rheine Warschau Russland Preussen Polen Warschau Petersburg Grodno Polen Polens Russland Warschau
475
Wo sich Abteilungen preussischcn Militärs blicken ließen,
wurden sie entwafnet; die preussischcn Kassen wurden in
Beschlag genommen. In 14 Lagen war ein polnischer
Heerhaufe gebildet; ein polnisches Regirungscollegium über-
nam interimistisch die Verwaltung des Landes.
Napoleon hatte sofort alle Vorräte des preussischen
Landes zu beßerer Ausrüstung seiner Armee benuzt: Zeug-
häuser, Tuchlager, Marställe, Geldvorräte; selbst das nun
mit Frankreich verbündete Kursachsen muste acht Millionen
Taler zalen. Davoust, Lannes, Augereau waren sofort
weiter nach Osten vorgedrungen; ihnen folgten Murat,
Soult, Berthier und Ney. Am Löten Nov. verließ Napo-
leon selbst Berlin wider, und am 28ten zog er in Posen ein.
Die Russen hatten schon am 14ten Nov die Weich-
sel von Warschau an bis Plock besezt. Diese Armee war
wenig über 50,000 Man stark und von Bennigsen com-
mandirt. Aus den Truppen, die noch in der Provinz
Preussen gebliben, und aus den Resten der Armee, die sich
durchgebracht hatten, ward ein preussisches Heer von etwa
25,000 Man aufgebracht, was unter von Lestocqs Fürung
unter Bennigsen gestelt ward. Diese Streitkräfte waren
freilich zum Widerstande durchaus unzureichend. Schon
am 30ten Nov. rükten Murat und Davoust in Warschau
ein, wo am 27ten die Weichselbrücke zerstört worden war.
Von allen Seiten sammelte und ordnete sich die polnische
Insurrection in Lowicz. Am Iten Dec. räumten die Rus-
sen auch Praga. Schon vom nächsten Tage an begannen
die Franzosen auf Känen über den Fluß zu gehen; bis
zum 8ten war die Reiterei und Davousts ganzes Corps
auf dem rechten Ufer bei Iablona, wohin ihm almälig auch
das Lannes'sche Corps folgte. Die Avantgarde stund am
Narew und Bug.
Nun war die einzige Rettung Prcussens noch bei
Russland. Alexander bot, ohngeachtet er schon länger mit
Persien in Kämpfe verwickelt, eben in Begrif war, auch
mit der Türkei einen Krieg zu beginnen, doch Alles auf,
um Preussen, um dem State, den er als Vormauer des
eignen Reiches betrachten muste, zu Hilfe zu eilen. Ein
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Davoust Soult Bennigsen Lestocqs Davoust Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Berlin Posen Warschau Plock Warschau Lowicz Iablona Narew Russland Preussen
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schreitender Demoralisation in Europa, und war also be-
greiflicher Weise nicht zu bewegen, sich dem von Frankreich
und Russland angenommenen Systeme gegen England an-
zuschließen. Aber wärend er diese Feindseligkeit auf das
entschidenstc aussprach, war er vil zu pedantisch den Krieg
der daraus folgen muste mit der Energie zu füren, wie
er gefurt werden musle, wenn er irgend von Erfolgen be-
gleitet sein solle — ja! er hatte bei diesem Kriege sogar
die Stimmung seiner eignen Nation gegen sich, welche die
Franzosen liebte und Napoleon in dem philiströsen Er-
staunen, was jene Zeit ergriffen hatte, anbetete. Im Fe-
bruar 1808 brach die russische Armee unter Buxhövden
ohne vorangegangene Kriegserklärung in Finland ein. Ge-
neral Klingspor konte die Landschaft nicht verteidigen; er
hatte stat in seiner Stathalterschaft in Stockholm gelebt,
und sich um wenig gekümmert; erst am Iten März kam
er in Tawastehus an. Der brave Admiral Hielmstierna
muste eine Scheercnflotte, die bei Abo im Eise festsaß,
40 Farzeuge, verbrennen, um sie den Ruffen nicht in die
Hände kommen zu laßen. Die beiden Heere unter von
Klcrcker und dem Grasen Cronstedt hatten sich bis Ulea-
borg zurükgezogen, wo in der zweiten Halste des März
etwa 12,000 Man, darunter 9000 waffenfähige beisammen
waren; 6000 lagen in Sweaborg, und 300 in dem klei-
nen Castelle Swartholm. Admiral Olof Cronstedt übergab
nach einer Capitulation vom 7ten April verräterischer Weise,
nachdem er in den 10 ersten Tagen ein Dritteil seines
Pulvers nuzlos verschoßcn hatte, eine Schecrenflotte von
130 Farzeugen und die Veste Schweaborg den Russen,
nachdem er nur 6 Todte und 32 Verwundete hatte am
3ten Mai und trat in ihre Dienste. Ein russisches Mani-
fest erklärte, Finland sei dem russischen Reiche einverleibt;
die Einwoncr wurden zur Huldigung genötigt; durch die
von Cronstedt verratenen Schiffe erhielten die Russen eine
vorirefliche Schecrenflotte. Daß man habe Krieg anfangen
können ohne Fridcnsaufkündigung hatte Gustav ein solcher
Gräuel der Heiden geschinen, daß er das ganze russische
diplomatische Corps in Schweden verhaften ließ. Bald
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Klingspor Admiral_Hielmstierna Olof_Cronstedt Gustav Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich Russland England Stockholm Sweaborg Castelle_Swartholm Schweden