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1. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 61

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
61 kurzrmelig oder rmellos und ungegrtet war. Der mit Heftnadeln zusammengesteckte, viereckige, rmellose, wollene, lang herabwallende Tienlog der Frau wurde durch einen Grtel (wwj) so zusammengehalten, da das Kleid vorn der den Grtel gezogen wurde und dadurch einen Bausch {xolnog) bildete {asvxolnog); nach hinten hing es langer, woher die vornehmen Frauen oft als xavtrcetcxoi, Elxedinenloi bezeichnet werden. Bei Ausgngen trugen die Männer einen wollenen Mantel {f> xlalva), ein lnglich viereckiges Stck Zeug, das einfach oder doppelt {dinlfj) vom Rcken der die Schulter gelegt wurde, die Frauen ein Schleiertuch (t xqijfe/uvov, f[ xax-Tttqa). An den Fgen trugen Männer und Frauen Sandalen von Rindsleder (r nitida)] den Kopf lie man unbedeckt und setzte nur bei lngerem Aufenthalte im Freien zum Schutze gegen Regen oder Schnee eine Kappe aus Tierfell (xvverj) oder eine Filzmtze (jtlxog) auf. Der volle Kopfputz einer vornehmen Frau bestand aus dem metallenen Diadem und einer Haube, worber dann das Schleiertuch gezogen wurde. Sonstige Schmuckgegenstnde waren Halsketten und Halsbnder, Broschen und Ohrringe. Auer dem am frhen Morgen eingenommenen Frhstck (t Qiarov) gab es zwei Hauptmahlzeiten, das delnvov um Mittag und das dqttov bei Sonnenuntergang. Dieselben bestanden aus Brot (o lzog) und Fleisch (t x^eag)] das Brot, gebacken aus grob ge-mahlenen Gersten- und Weizenkrnern, wurde von der Schaffnenn in geflochtenen Krben aufgesetzt' das Fleisch wurde der glhenden Kohlen am Spiee gebraten, auf der Anrichte zerteilt und an jeden Tischgenossen in gebhrenden Stcken {Saig efarj) von Herolden oder Sklaven verteilt. Gespeist wurde im Mnnersaal an kleinen, niedrigen Tischen ohne Tischtuch und Serviette? auch a man ohne Messer und Gabel. Schon aus diesem Grunde, nicht blo zu religisem Zwecke wurden vor und nach der Mahlzeit die Hnde gewaschen (fj xeqvlijj, das Waschwasser fr die Hnde). Bei festlichen Veranlassungen wurden zur Tafel vom Könige die Geronten eingeladen. Der Wein beim Mahle wurde mit Wasser im Mischkruge (6 xqattjq) gemischt (3/5 Wasser und 2/5 Wein) und aus diesem mit einer Kanne (d ttqxooc) vom Weinschenk (6 olvoxog) von links nach rechts in Becher (t denag, t d/Kpixvnsxxov ein zweihenkeliger Trinkbecher) geschpft. Das Mahl, bei welchem Gesang eines Sngers zur Phor-minx und Tanz von Jnglingen zur Unterhaltung und Erheiterung dienten, wurde mit einer Trankspende fr die Götter {fj Xoirj, <r/rovsij) geschlossen. 55. wagen. Vom vierrderigen Lastwagen (rj ttjuaga) unterscheidet man den zweirderigen Kriegs- und Reisewagen (t %*). Der Kriegswagen war so leicht, da ihn ein starker Mann allein tragen konnte. Die Deichsel war nicht beweglich, sondern mit der Achse (6 dv) und dem Wagenstuhl (6 dcffqog) fest zusammengefgt. Die Pferde zvgen nicht

2. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 253

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
253 b) Der rex sacrorum, dessen Frau, die regina sacrorum, Anteil an seinem Priestertum hatte, war der Priester des Ianus und Trger der priesterlichen Ttigkeit, die bis zuletzt an der Knigswrde gehastet hatte; er war nicht absetzbar, aber jedes weltliche Amt war ihm versperrt. c) Die 15 flamines (vom Anblasen des Opferfeuers den.) waren Einzelpriester fr je eine bestimmte Gottheit: die 3 flamines maiores: der flamen Dialis (seine Gattin: flaminica Dialis fr Juno), Martialis, Quirinalis fr Iuppiter, Mars und Quirinus; und die 12 flamines minores fr Volkanus, Flora, Ceres usw. In der Kaiserzeit wurden ihnen die flamines Divorum angegliedert, fr jeden Divus imperator einer. d) Die 6 virgines Yestales, die Priesterinnen der Vesta, die Vertreterinnen der rmischen Hausfrau an der Vesta publica p. R. Q. in dem kleinen Rundtempel der Gttin. Wie die am Herde des Privathauses waltende und die Nahrung der Haus-genossen bereitende Hausfrau naturgem die Trgerin des Privat-Kultus der Herdgttin war, so war es Aufgabe der Vestalinnen, am Staatsherde, d. h. auf dem Altare des Vestatempels, 1) Tag und Nacht das immerwhrende, an jedem 1. Mrz (dem alten Neujahr) erneuerte hl. Feuer zu unterhalten, 2) in weier Kleidung und mit weiem Schleier verhllt, mit Stirnband (Diadem) um das Haupt, tglich Speiseopfer aus einfachen Nahrungsmitteln fr den Gesamtstaat darzubringen und tglich ein (Bebet pro salute populi Romani zu verrichten, dem nach allgemeiner berzeugung eine auergewhnliche Kraft innewohnte, 3) an 3 bestimmten Tagen des Jahres (Luperkalien, Bestatten und Idus des Sept.) jene Nahrung zu bereiten, die bei allen Staatsopfern Verwendung fand. Dies war das Opferschrot (mola salsa), bestehend aus dem Mehle frischer Spelthren, die sie zerstampften und mahlten, und einem Zusatz von Salzlake (muries). Die meist lebenslnglich ihrem Priestertum angehrenden Vestalinnen bten eine strenge Klausur in dem ihnen zugewiesenen Arnts-gebude, dem atrium Vestae, das sie nur in Ausbung ihres Dienstes verlassen durften. Zum Tempel und dessen mit Teppichen verhngten Aherheiligsten, dem penus Vestae, der Vorratskammer des Staats mit den Di penates publici p. R. Q., war nur den Vestalinnen und dem Pon-tifex Maximus sowie den Frauen Roms an bestimmten wenigen Tagen der Zutritt gestattet. Ihr Kloster und den Tempel durfte bei Todesstrafe sonst kein Mann betreten; die unkeusche Vestalin wurde auf dem campus sce-leratus am (Esquilin lebendig eingemauert, die Pflichtvergessene, durch deren Fahrlssigkeit das hl. Feuer erlosch, wurde vom Pontifex Maximus mit Rutenhieben gestraft, das Feuer aber durch Reiben eines Holzstckes von einer arbor felix auf einer Tafel von neuem entflammt.

3. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 171

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
171 und als contubernalis unter ihm den Kriegsdienst erlernte. Da eine Reihe politischer Amter auch kriegerische Kenntnisse voraussetzte, war schon aus diesem Grunde die Teilnahme an einem oder mehreren Feldzgen erforderlich. 56. f) Das tgliche Leben. In der lteren Zeit pflegte der Rmer bei hchster Einfachheit der Lebensweise vom frhen Morgen bis zum spten Abend der Arbeit obzuliegen, wie z. B. Quinctius Cincinnatus vom Pfluge weg als Diktator nach Rom gerufen wurde. Das wurde aber anders, als infolge der siegreichen Kriege in Griechenland und Asien im 2. Jahrhundert vor Christus groer Reichtum nach Rom flo. An die Stelle der schlichten (Einfachheit trat prunkvoller Luxus, an die Stelle der Arbeitsamkeit Genusucht und Wohlleben. Der Rmer widmete sich nur noch den Staatsgeschften und berlie alle Arbeit in der Stadt und auf dem Lande den zahlreichen Sklaven. Hatte man sich ehedem begngt mit Mehlbrei aus Spelt- (far) oder Weizenmehl, einer Speise, die auch spter wohl eine Hauptnahrung rmerer Leute blieb, mit Gemsen (olera, wie Kohl, Rben, Spargel, Zwiebel, Gurken, Lauch) und mit Hlsenfrchten (legumina, wie Shnen, Erbsen, Linsen), so trat vielfach ausgesuchte Schwelgerei ein, als zu der genannten Zeit Kche und Bcker (coqui et pistores) mit den auserlesensten (Berichten den (Baumen kitzelten. Am frhen Morgen wurde ein ziemlich einfaches Frhstck eingenommen, bestehend aus Brot, das vielfach in Wein getaucht wurde, aus (Eiern, Honig, Kse, Datteln, getrockneten Weintrauben usw., sowie aus Milch. Nach diesem Frhstck, zum Teil auch schon vorher empfing der Hausherr seine Klienten und Freunde, die sich oft schon in der Dunkelheit des kaum grauenden Morgens im vestibulum zur salutatio, zur Bezeugung ihrer Hochachtung und Verehrung, einfanden. Dann begab er sich zu Fu ober in einer Snfte (lectica) getragen in Begleitung seiner Klienten zum Senat, zu einer Volksversammlung oder zu einer Gerichtsverhandlung und pflegte um die 6. Stunde zum zweiten Frhstck (prandium) zurckzukehrend) Dieses wurde kalt ober warm eingenommen und bestand aus verschiedenem Fleisch (Schweine-, Rind-, Schaffleisch, Wild), Gemse, Fischen, Frchten, wozu mulsum (mit Honig gester Wein) und cal(i)da (gewrzter, mit Wasser gemischter Glhwein) getrunken wurden. Nach einer Mittagsruhe nahm man ein Bad, an das sich Leibesbungen anschlssen, namentlich das Ballspiel, fr das in den ffentlichen Bdern (Thermen) und in vornehmen Husern besondere Zimmer eingerichtet waren. i) Wie die Nachtwachen (vigiliae) in vier gleiche Teile Zu je 3 Stunden eingeteilt wurden, so teilte man auch den Tag in 4 weniger gleiche Teile (mane Morgen, ad meridiem Vormittag, de meridie = Nachmittag und suprema = Abend) und rechnete auf Grund der Beobachtung der Wasseruhr und spter der Sonnenuhr von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends 12 Stunden.

4. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 248

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
248 spicia impetrativa) neube[teilten Trger der (durch diese auspieia gegebenen) gttlichen Brgschaft. Erst in der Doppelbezeichnung auspicium imperiumque kam daher ihre Machtflle zum vollen Ausdruck. Der auf der Erde in Vierecksform scharf umgrenzte inaugu-rierte, d. h. vorher durch die Augurn hergestellte Raum war das sog. templum minus oder irdische" Templum, das auf die magistratische Auspikation beschrnkt blieb. - Die Zeit fr die Auspikation rvar gewhnlich eine der ersten Stunden nach Mitternacht. Der Beamte er-hob sich in tiefer Stille - ein unbedingtes Erfordernis fr eine gnstige Auspikation von seinem Lager und nahm in dem an der Auspikationsstelle aufgeschlagenen tabernaculum oder templum minus, dem nur nach einer Seite geffneten Zelte, Platz und erwartete die Zeichen, die er entweder selbst von der Tre des Tabernaculums aus erblickte, oder die ihm ein Assistent (nie der Augur!) meldete. Nichteintreten der erbetenen Zeichen ober der Vorfall einer Strung durch dirae (Unheilzeichen) oder die Feststellung eines Fehlers oder Verstoes (vitium) machte die Wiederholung des Auspikationsaktes ntig (repetitio auspiciorum). An der Stelle der ursprnglichen, wichtigen und hufigen, aber umstndlichen und zeitraubenden Vogelschau kamen zu Ciceros Zeiten aus Bequemlichkeitsrcksichten fr die magistratische Auspikation nur noch die signa ex caelo und die signa ex tripudiis zur Anwendung, die Blitzbeobachtung im stdtischen, die Beobachtung des Fressens der hl. Hhner im militrischen Amtskreise. Der Magistrat be-austragte seinen technischen Unterbeamten, denhhnerwrter (pullarius), der ursprnglich nur die zum Tripudium ntigen Hhner verpflegte und beobachtete, schon frhzeitig mit seiner Vertretung beim auspicium militare. Ein gnstiges Zeichen war es, wenn die aus ihrem Kfig gelassenen Hhner Stcke der gierig aufgenommenen Nahrung wieder aus dem Schnabel fallen lieen. Wie es nun erlaubt war, zur Erzielung eines gnstigen Impetrativzeichens die Tiere hungern zu lassen und ihnen dann das Futter in Breiform vorzuwerfen, so gengte es auch, bei der Seltenheit dieser Himmelserscheinung einfach ein fingiertes gnstiges Blitzzeichen zu melden.1) Auf diese Weise ist natrlich groer Mibrauch getrieben worden. 3*. Die Sibqllinischen Bcher. 3. Die Sibqllinifchen Bcher wurden seit den Tarquiniern befragt; zu ihrer Befragung wurde das Kollegium der Orakelbewahrer, die Ii, X, Xv viri sacris faciundis, eingesetzt (s. unten!). i) De caelo servare (urtb signa caelestia), das ursprnglich technisch blofo auf die Blitzbeobachtung ging, wurde zum allgemeinen Ausdruck fr bte Erhaltung impetrativer ober oblativer Auspizien.

5. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 241

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
241 sternere) hieen die Bewirtungen fr die weiblichen Gottheiten, deren Bilder auf Sesseln saen. 7. Festprozessionen zur Verherrlichung der Götter waren in Griechenland sehr gebruchlich; bekannter ist aber eigentlich nur die Ttofuvrj mden Groen Panathenaien (s. S. 214), und zwar auch nur durch die- monumentale Darstellung des Cellafrieses am Parthenon. In Rom^war vorzugsweise die pompa circensis bei den Zirkusspielen berhmt (s. 5. 235). - Die supplicationes, entweder Bittfeiern, die in der obsecratio, dem Bittgebet, oder Dankseiern, die in der gratu-latio, dem Dankgebet, gipfelten, wurden zu einer fest geregelten gottesdienstlichen Handlung in Rom erst innerhalb des Graecus ritus. Nach Befragung der Sibyllinischen Bcher von den Konsuln oder dem Senate angeordnet, von den X viri sacris faciundis geleitet, wurden die Supplikationen 1, 2, 3 Tage ad (circa) omnia pulvi-naria aller Tempel, die smtlich während dieser Zeit offen standen, also mit Lektisternien verbunden, vom ganzen Volke, Mnnern und Frauen, begangen. 27. Das Opfer. 8. Das Opfer (von offerre = ob-ferre; &v<fa, sacrificium), die einfachste und nchstliegende gottesdienstliche Handlung, war die mit Gebet verbundene Darbringung" einer Abgabe oder eines Ge-schenkes an die Gottheit, sei es zum bleibenden Besitze, wie die Weih-geschenke {va&rjfiata), sei es blo zum augenblicklichen Ge-nusfe.1) Es gab Vitt-, Dank- und Shn- oder Buopfer. 1) Unblutige Opfer sind in den alten Zeiten der einfachen Naturalwirtschaft berhaupt die Regel gewesen und auch spter im Privatkulte durchaus vorherrschend geblieben, im ffentlichen dagegen meist nur als bloe Voropfer (praefatio sacrorum), als nebenschliche Zutaten ober, wenn selbstndig, aus historischen Grnden beibehalten. Es waren: a) ebare Speisen, die bescheibenen Nahrungsmittel der alten Zeit: Brot, Kse, Backwerk, Opferkuchen, in Rom weiter gesalzenes Speltbrot (mola salsa), Brei (puls) aus Speltmehl; b) Frchte, insbesondre die (Erstlinge der (Ernte (xqo&ivia, primitiae); c) Spenben ober Trankopfer (anov^rj, libatio): Weinspenben bei Gastmhlern und feierlichen Vertrgen (anovdai), ferner sog. nchterne" Trankspenben (vijcpdxia Ugd) bei Totenopfern (xoat, inferiae), das fietixqcttov, aus Honig, Milch und Wasser gemischt; d) Rauchopfer, des. von Weihrauch. 2) Blutige (pfer, die im Staatskulte entschieben berwogen, vor allem die Tieropfer, waren: a) Speiseopfer {dvatai yevdtai), i) Bei den Griechen heit tegeiieiv schlachten, acpazxbiv durch einen Schnitt oder Stich dem bereits getteten Tiere das Blut entziehen, (jt&iv opfern, veiv (namentlich bei Homer) verbrennen.

6. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 66

1894 - Münster : Aschendorff
— 66 seit kurzer Zeit die englische Königskrone trug, wurde diesem ein Lehnstuhl, ihm selbst nur ein einfacher Sessel hingestellt. Wie mußte diese Zurücksetzung seine Eigenliebe kränken, wie mußte er trachten, durch Erlangung der Königskrone eine angesehenere Stellung sich zu erringen! Aber er hielt die Erhebung seines Staates zu einem Königreiche auch für ein Recht, das ihm nach seiner Macht wohl zukäme. Denn Brandenburg war damals schon unstreitig nächst Österreich der mächtigste deutsche Staat. War doch ein weniger mächtiger Herrscher, der Kurfürst von Sachsen, vor kurzem König von Polen geworden! Nach längeren Verhandlungen erhielt Friedrich 111. vorn Kaiser Leopold 1. die Erlaubnis zur Annahme des neuen Titels. Er nannte sich fortan Friedrich ]., König in Preußen. Der Name des neuen Königreiches wurde von dem Herzogtum Preußen entnommen, weil dieses das einzige Land war, das der Kurfürst ganz selbständig besaß; alle seine übrigen Länder nämlich gehörten zum deutschen Reiche und standen daher mittelbar unter dem Kaiser. Mit seiner Familie, seinem ganzen Hofstaate und allen hohen Beamten begab sich Friedrich im Dezember des Jahres 1700 nach Königsberg, der Hauptstadt des Herzogtums Preußen. Wie groß sein Gefolge war, geht schon daraus hervor, daß 30 000 Pferde erforderlich waren, um alle Wagen zu befördern. In Königsberg wurde am 18. Januar 1701 die Krönung mit der größten Pracht vorgenommen. Der König war mit einem Pnrpnrgewande bekleidet, das reich mit Gold und Edelsteinen verziert war; jeder der diamantenen Knöpfe soll einen Wert von annähernd 30 000 Mark gehabt haben. Ebenso kostbar war die Königin gekleidet. Unter einem prächtigen Thronhimmel standen zwei silberne mit kostbaren Kissen bedeckte Sessel, auf beiten Zepter und Krone lagen, strahlend von Gold und Edelsteinen. Friedrich setzte mit eigener Hand zuerst sich selbst, dann seiner Gemahlin die Krone aufs Haupt. Nach der Krönung begab sich der glänzende Zug nach der Schloßlirche. Hier salbte der evangelische Bischof von Bär den König mit Öl auf der Stirn und am Puls mit den Worten: „Gott falbe unsern König mit seinem heiligen Geiste!" In gleicher Weise wurde die Salbung der Köni- gin vorgenommen. Nach der Feier wurde das Volk auss reichlichste bewirtet. Ein großer Ochs wurde auf dem Schloßplätze gebraten und mit kleineren Tieren, wie Schafen, Rehen, Hafen und anderen gefüllt. Dann wurde er unter dem größten Jubel vom Volke verzehrt. Zugleich strömte aus zwei kunstvoll gearbeiteten Adlern weißer und roter Wein, an dem sich alle Durstigen nach Herzenslust laben konnten.

7. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 81

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Die Sudeten und ihre Bewohner. 81 Nomadismus. Leichter gebaute Sommerbauden auf den obersten Höhen werden freilich nur für die kurz bemessene Weidefrist des Sommers bewohnt, bei weitem die meisten dagegen zeigen durch ihren großen Kachelofen, der neben ein paar Tischen und Bänken das Wohnzimmer zum guteu Teile füllt, daß man sich in diesen Bauden auch für den langen, harten Winter einrichtet: die meisten der 20 000 Rinder und 12 000 Ziegen erhalten folglich in den Stallungen der Winterbauden, nachdem die schöne Zeit der sommerlichen Freiweide vorüber ist, ihre Stall- fütternng. Naturgemäß herbergt auch der Wanderer innerhalb der grünen Mattenregion des Riesengebirges in den Banden, ja einzelne auf dem Kamm selbst stehende Bauden sind als Berghotels allbekannt geworden. Ganze Baudendörfer gibt es, z. B. das 1064 von flüchtigen evangelischen Böhmen gegründete Baberhäuser mit seinen 42 regellos über die Bergwiesen verstreuten Bauden. Im Sommer beobachtet man auch bei den Hirten des Riesengebirges eine Art von Halbnomadismus: die Baudenbewohner wandern dann wohl mit ihrem Vieh hinab aus die Weideplätze im Walde, und umgekehrt brechen, sobald unter der Lenzsonne die Hochmatten, wie man hier ostfränkisch sagt, „aber", d. h. schneefrei, ge worden sind, die Hirten der Walddörfer mit den glocken- behangenen Rindern unter Schalmeienklang auf, um über den Tannen- und Fichtenwäldern die Tiere auf der Ge- birgsmatte milchreicher werden zu lassen und selbst zeit- weise ein Sennenleben in der Sommerbande zu sichren, Butter und Käse zu bereiten, fiir weitere Ausfuhr na- mentlich die berühmten Koppenkäse. Doch frühzeitig schon reichte Landbau samt Vieh- Zucht auch auf den sndetischen Höhen nicht mehr aus, die anwachsende Bevölkerung zu ernähren. Da nun ergiebige Erzschätze sich nur an wenigen Stellen entdecken ließen - der gegenwärtig nicht unbedeutende Eisenbergbau von Schmiedeberg in der Südostnische des Hirschberger Kessels erlebte allerdings bereits eine Frühblüte im 14. Jahr- Lennarz. Erdkundliche Charakterbilder. fi

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 113

1854 - Münster : Aschendorff
113 für das Schwesterlein aufgespart," und dann ging er wieder zum Ofen zurück. Eine halbe Stunde darauf kam der Vater zurück, schaute die Frau mit tiefer Betrübniß an und sagte: „Theres! wir sind recht unglücklich! Ich stehe den ganzen Morgen schon an der Eisenbahn und habe noch keinen Kreuzer verdient. Ich wollte, ich wäre todt; ich weiß nicht mehr, was zu machen." Unterdes- sen sagte Hansel: „Vater! ich habe so arg Hunger; hast du kein Brod mitgebracht?" Da schaute der Vater den Klei- nen so finster an, daß er erschrocken sagte: „Vater ich will es nicht mehr thun! Und als der Vater auch noch das kleinste Kind sah, wie es in den Tod hinübersiechte, da wollte jeine Seele untergehen in unendlichem Jammer und Schmerz, und umsonst suchte er einen Ausgang aus dieser Noth. Endlich sprach er: „Ich weiß jetzt nichts mehr, als ich verkaufe bei der Versteigerung unsern Schubkarren." Und dieser war noch das einzige Werkzeug, womit der Arbeitsmann sonst sein Brod verdiente. An jedem Freitage wird in Antwerpen auf dem Markte Ver- steigerung abgehalten, wozu Jeder bringen kann, was er will. Der Mann gab dem Ausrufer seinen Schubkarren, und wartete schrecklich traurig, bis die Reihe daran kam. Da gingen gerade zwei reiche Fräulein über den Markt, und eine sagte zur an- dern: „Sieh' doch, wie der Mann dort gar so traurig und ver- stört allssieht." Sie blieben nun stehen in seiner Nähe und hörten, daß ein Bekannter mit ihm redete, was er da thue, und erfuhren hiedurch seine Noth. Sie beredeten sich nun, was sie thun wollten. Sie steigerten mit, und erstanden den Schub- karren um 27 Franken. Alles verwunderte sich und lachte, daß so vornehme Frauenzimmer einen Schubkarren ersteigerten. Sie zahlten sogleich und sagten dem Manne, er möge den Karren ihnen heimführen, sie wollten ihn dafür besonders bezahlen. Er wollte aber nicht, weil er ein nöthiges Geschäft habe; er wollte näm- lich geschwind etwas zu essen kaufen für seine hungernde Fami- lie. Da sie ihn nun fragten, wo er wohne, und er ihnen dies beantwortet hatte, sagten sie, er mache keinen Umweg; gerade dahin solle er den Schubkarren führen. Nun that er's; doch mußte er noch am Wege anhalten, bis die Damen Erdäpfel, Brod und Holz und einen Napf voll Reis kauften, und auf 8

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 157

1854 - Münster : Aschendorff
157 der aufzuziehen. Ihr glaubt vielleicht, eine einzige Schale Thee oder Kaffee, ein Glas Wein oder Bier, bisweilen ein fetter Bissen, etwas feinere Kleider und dann und wann ein beson- deres Vergnügen, dies Alles habe so viel nicht auf sich; aber merkt euch: Ein Wenig, mehrmal wiederholt, macht ein Viel. Hütet euch vor den oft wiederholten Ausgaben. Eine kleine Oeffnung versenkt ein großes Schiff, und Wohlgeschmack führt zum Bettelsack. —Ihr habt euch hier zu einer öffentlichen Ver- steigerung von allerhand Sachen versammelt. Ihr nennet diese Dinge Güter; aber möget euch wohl vorsehen, daß sie nicht Einigen zu Uebeln werden. Ihr denkt, sie werden wohlfeil, vielleicht weit unter dem Werthe abgehen; allein wenn ihr sie nicht nothwendig braucht, so werdet ihr sie auf jeden Fall zu theuer bezahlen. Richard sagt: Kaufe nur, was du nicht brauchst, so wirst du bald verkaufen müssen, was du brauchst. — Der Weise wird durch fremden Schaden klug, ein Narr kaum durch seinen eigenen. Ich kenne Leute, welche selbst hungern und ih- ren eigenen Kindern das Brod entziehen, um sich das nöthige Geld für ein unnöthiges schönes Kleid zu ersparen. Seide und Sammet löschen aber das Feuer in der Küche aus. Dahin ist es gekommen, daß der erkünstelten Bedürfnisse mehr sind, als der natürlichen. Durch solche und ähnliche Thorheiten sind reiche und vornehme Leute an den Bettelstab gekommen und ge- nöthigt worden, die um Hülfe anzusprechen, auf welche sie frü- her hochmüthig herabgesehen haben, die aber durch Fleiß und Sparsamkeit zu Vermögen und Ansehen gekommen sind. Ein Bauer auf den Füßen ist besser, als ein Edelmann auf den Knieen. Mancher, der am meisten klagt, hatte ein artiges Ver- mögen geerbt; er vergaß aber, wie er dazu gekommen, und dachte: Es ist Tag, es wird niemals Nacht werden. Eine kleine Ausgabe in einem so großen Vermögen kommt nicht in Be- tracht. Wenn man immer aus dem Mehlfasse nimmt und nicht wieder hineinfüllt, so kommt man bald auf den Boden. Wenn der Brunnen trocken ist, schätzt man erst das Wasser. Wollt ihr wissen, was das Geld werth ist, so geht hin und borgt. Sorgen folgt auf Borgen. Hast du ein schönes Stück in's Haus gekauft, so mußt du noch zehn dazu kaufen, damit Alles zusam- men paßt. Es ist leichter, dem ersten Gelüste zu widerstehen,

10. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 184

1854 - Münster : Aschendorff
184 und gehorsam. Doch würde es, mit zu großer Last beladen, eher den Schlägen erliegen, als zum Aufstehen zu bewegen sein. Das Kameel wittert aus weiter Ferne die Nähe einer Quelle, oder das Ende der Wüste. Es verdoppelt sodann seine Schritte und führt oft die Reisenden zu einer Quelle, die sie selbst nicht würden gefunden haben. Es kann den Durft viele Tage ohne besondere Beschwerde ertragen; hat es aber 12 — 20 Tage nicht getrunken, so ist es auch im Stande, einige Tonnen Wasser zu sich zu nehmen. Wenn daher eine Karawane von mehreren hundert Kameelen an eine der dürf- tigen Quellen der Wüste kommt, wo nur eins nach dem an- dern trinken kann, so währt es mehrere Tage, bis der Durst aller gestillt ist. Sind die Wasserschläuche, die der Araber mit sich führt, geleert und die Wüstenquellen versiegt, so zwingt ihn zuweilen die Noth, ein Kameel zu schlachten, um das in seinem Magen befindliche Wasser zu erhalten und nicht dem verzehrenden Durste unterliegen zu müssen. Der Verkehr mittelst der Kameele wird hauptsächlich in der Türkei, in Persien, in Arabien betrieben, und unter den verschiedenen Arten, die Produkte des einen Landes nach dem andern zu schaffen, ist diese die wohlfeilste und leichteste. Kaufleute und Reisende vereinigen sich zu einer Karawane, um die Angriffe und Räubereien der Araber zu vermeiden, und es sind solche Karawanen oft sehr zahlreich. Sie steigen häu- fig bis zu 3000 Kameelen und mehreren hundert Menschen. Betrachten wir die oben bemerkten Eigenschaften des Ka- meels näher, so müssen wir zugeben, daß in seinem Vater- lande ihm kein Geschöpf an Nutzen gleichgestellt werden kann. Es ist nützlicher, als der Elephant, denn es thut verhältniß- mäßig gleiche Arbeit mit weniger Unkosten. Außerdem ist diese ganze Thierart der Herrschaft des Menschen Unterthan, wäh- rend in der Regel die einzelnen Elephanten mit vielem Aufwande und großen Kosten gezähmt werden müssen. Zugleich ist das Kameel schätzbar, weil es die Eigenthümlichkeiten des Pferdes, Esels und Rindes verbindet. Es ist so schnell, wie jenes, genügsam, wie diese, und gibt eine Menge nahrhafter Milch. Sein Fleisch ist nährend und wohlschmeckend; aus seinen Haa- ren verfertigt man Kleider und Decken.
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