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1. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 209

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
209 Das gegenseitige Verhltnis des dunklen und lichten Mondes erscheint im Mythos meist als ein Götter- und Drachen-kmpf,1) oft auch als berfall eines vorberziehenden Wan-derers durch einen roegelagernden Ruber, manchmal auch als Wettlauf und Verfolgung zweier Liebenden. Nach einem Mythos verfolgt der dunkle Mondgott Zeus in Stiergestalt die weithin glnzende" Europa (aus evqvona, dem uralten Horn. Beiwort), nach einer andern Nede als ^Ateqiog in Adlergestalt die Asteria-Astarte, so da also Europa, Asteria, Astarte durchaus identisch sind. Der lichte Peleus gewinnt die dunkle (als Wassergttin) Thetis nach einem langen Ringkampf trotz ihrer Verwandlungen in Feuer, Wasser, Lwin, Schlange usw.- sein Sieg der Thetis, mit andern Worten das coniugium oder die Hochzeit beider, fand nach der berlieferung zur Zeit des Vollmonds statt und ist auch da nur denkbar. So stellt selbst der Isqc yfjboq seiner lteren Bedeutung nach das coniugium der beiden Mondgottheiten vor. Die attische Parallele zum Dioskurenpaar Peleus - Thetis ist Pallas - Athene. Als Pallas ist sie die leuchtende Mondgttin, daher die fegen- und schutzverleihende Kraft des Palladions , als dunkle Athene hingegen die furchtbare Gttin, die die dunkle Aigis mit dem (Borgonenhaupte hlt - beides Bilder fr die dunkle Mondhaut. Die 3-tgige Abwesenheit des Mondlichtes gilt namentlich als die Zeit der (Befahr fr den lichten Mond, der sich in dieser Zeit ja im dunklen Monddrachen befindet. Im Mythos wird der Sohn vom Vater, dem die Weissagung zu teil geworden ist, da er von dessen Hand sterben werde, ausgesetzt, bis er (am 3. Tage) wiedergefunden ist oder wie Perseus in der Lichtbarke (am westlichen Himmel) landet; oder der bedrohte Herakles erwrgt schon in der Wiege die Mondschlange und Apoll erlegt am 4. Tage nach seiner Geburt den Monddrachen. Das Verhltnis des Mondes zur Sonne im letzten Monatsdrittel erscheint im Mythos als Kampf zweier Gegner oder als Verfolgung zweier Liebenden, der dann meist die hl. Hochzeit folgt. Die beiderseitigen Funktionen des Mondes als lichter, lebensvoller bezw. absterbender, dem Tode verfallener Gottheit, sowie seine Beziehungen zur Sonne bringt der kretische Mythos von der Gttin Britomartis-Diktynna vortrefflich zum Ausdruck. Die glnzende" Britomartis wird von Minos, der hier nur Sonnengott ist, 9 Tage - im Mythos 9 Monate lang verfolgt, strzt sich ins Meer, d. h. stirbt, wird also zur Diktynna, zur Wegweiserin" zum Tod; wieder gerettet wird dann aus der abgestrzten Diktynna nach 3 Tagen von neuem eine Britomartis. Der Absturz, d. i. Tod der Britomartis - Diktynna erfolgt aber von dem kretischen Berge Diktos oder Diktys (wozu ja die weibliche Form Diktynna heit); an seinem Abhang ist neuerdings die sog. diktische ober ibische Hhle wieder- i) Die Doppelaxt-ein in Mykene und Kreta hufig vorkommendes Symbol ist die Waffe des dunklen Mondes. Das sog. Hrnersymbol im Palaste von Knossos ist Sinnbild des zunehmenden, segenbringenden Mondes.

2. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 242

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
- 242 - die nur den himmlischen Gottheiten dargebracht und als gemein-schaftliches Mahl zwischen ihnen und den Darbringenden gedacht wurden: etzbare Tiere, wie Rind, Schaf, Schwein, Ziege, selten Huhn und Gans (diese beiden in Rom gar nicht), fast niemals Wild, sehr selten Fische. Solche Opfer waren alle Fest- und Dank- und die gewhnlichen Bittopfer (vorzugsweise die groen Gemeindeopfer: Svalat <%uore-lelg, sacra solemnia). b) dvatai yevaroi waren Opfer von solchen Tieren, deren Vlut und Leben jedenfalls fr die Gottheit bestimmt war, während ihr Fleisch zur Speise nicht benutzt, sondern ganz hin-gegeben, und zwar entweder verbrannt (holocausta) oder vergraben oder sonstwie vernichtet wurde. Denn sie waren den Mchten des Todes geweiht und somit fluchbeladen. So war es der Fall bei den Opfern fr chthonische Gottheiten, bei Heroen- und Totenopfern, bei Eid- und Shnopfern. Die Opfer fr die Meer- und Flugottheiten pflegten in die Fluten versenkt zu werden.1) Bei der Auswahl der Opfertiere machten Gattung und Geschlecht, Farbe und Alter Unterschiede, die namentlich in Rom streng einge-halten wurden. Die victimae umfaten das genus bovillum, die hostiae das genus ovillum, nur da hostia auer dem Schaf auch alle andern Opfertiere, wie Schwein, Ziege, Hund, sowie vielfach, aller-dings ungenau, selbst das Rind bezeichnete. brigens war das Schwein (sus, porcus, porca) das beliebteste Opfertier des Privatkultes und auch bei Piakularopfern zur Shnung eines piaculum, b. h. einer Verletzung des ius sacrum, allgemein blich. Das mnnliche Tier war fr die Götter, das weibliche fr die Gttinnen bestimmt. Die weie Farbe war Vorschrift bei den Opfern fr die oberen Götter, benen bis Mittag, die schwarze fr die Unterirbifchen und die Gottheiten des Meeres, benen von Abenb an geopfert wrbe, die branbrote fr die Gottheiten des Feuers. Dem Alter nach wrben die Opfertiere im allgemeinen in die legeia texelo. (victimae bezw. hostiae maiores) und yaadfhjva (lactentes: noch sttugenbe), im befonberen in dos (taurus), iuvencus, vitulus; ovis (aries), agnus usw. gesthieben. (Es gab (Einzelopfer und Massenopfer: Hunbert-, Iwlf-unb Dreiopfer. Das Dreiopfer (xqitx-g) der suovetaurilia, b. h. das Opfer der mnnlichen Vertreter aller 3 Arten von pecora, Schwein, Schaf und Rinb, wrbe in Griechenlanb beim Abschlu von Staats-vertragen, in Rom dem Mars beim Lustrum bargebracht. Die Hekatombe, wrtlich ein Opfer von 100 Stck, bezeichnete jebes grere feierliche Opfer. 3) Der rmische Opserritus fr Tieropfer war folgenber: Nach einer genauen Prfung (probatio), ob das Tier tabellos und durch keine Arbeit im Dienste des Menschen befleckt (pinguis gemstet) i) Die griechischen Tieropfer, bei denen das Blut entzogen wird, heien ocpayia, im engeren Sinne also die Shnopfer! die Darbringung heit ocpayid-fro&cu, ivayi&o&cu bei Totenopfern, t6[xveiv caedere bei 5hti= und (Eibopfern; also erklären sich die Ausdrcke: o^xovg x^veiv foedus ferire und wegen der einleitenden Spende anovinoieio&ai.

3. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 199

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
- 199 - der Mythen b. h. der Neben bieses Volkes der seine Götter. Die Götter jeber Mythologie sinb ursprnglich Personifikationen der Naturerscheinungen, also in der Hauptsache nur die Himmelskrper, die sich als persnliche Wesen mit Leben und Bewegung benken lieen, besonbers Sonne und Monb. Die Griechen, Inber und Perser, (vergl. betreffs der Germanen Csar 6,21) verehrten in der Urzeit die Sonne und den Monb (und den Feuergott Vulkan, der im (Brunbe auch Monbgott ist), nur Götter, quos cernunt et quorum aperte opibus invantur, von beren centraler Bebeuwng fr ihr ganzes irbisches Dasein sie sich tglich durch den Augenschein selbst berzeugten. Aus einem hoppelten (Brunbe muten nun aber die himmlischen Vorgnge auf die irbischen Verhltnisse, vom Firmamente gleichjam auf die (Erbe projiziert werben: fr die Zwecke des Kultes erschien die unmittelbare Gegenwart des Gottes in einem irbischen Naturobjekte, in Tieren, Bumen, Steinen und bgl., dem Naturmenschen unerllich; fr die Wiebergabe im Mythos erfolgte sehr leicht die Gleichsetzung der vielfachen, unfabaren Gestalten der Himmelskrper (z. V. des Monbes) mit hnlichen irbischen Lebewesen. Daher erklären sich alle Holz- und Steinfetische, benen stets nur eine stellvertretend Bebeuwng im Kult zukommt;1) eine umgekehrte Entwicklung ist es, wenn mythische Namen (Appellativa) zugleich Tiernamen geworben sinb, wenn z. B. die Wurzel Xvx, leuchten", in den Gtternamen Lykios, Lykaios, Lykurgos auch zur Bezeichnung fr Wolf" {Xxog) ober die Wurzel xvv, glnzen", in Apolls Beiname Kynneios ober in Kynuros, Kynortas auch fr Hunb" {xvav) bient.*) Die Tiergestalten wrben in den Lichtkrper, in dem sich die Gottheit den Menschen manifestierte, gleichsam hineingesehen. Wie ewigen Rtseln steht der Naturmensch den Himmelserscheinungen gegenber; er wirb nicht mbe sie nach Art und Analogie der ihn um-gebenben und bekannten Verhltnisse in immer neuen Silbern auszu-benken. Was im Unterschiebe zum wissenschaftlichen Denken dem mythischen Denken" des primitiven Menschen fehlt, ist nur der ab-quate Ausbruck fr die von ihm geschauten wirklichen Himmelsvorgnge; daher das Naive, oft Hausbackene und Grobsinnliche in der Wiebergabe der Mythen. Mag der einmal entstaubene Mythos auch durch Dichter, Knstler, Philosophen und alte Weiber" neue Zge und ausschmckenbe (Erweiterungen erfahren haben, als alter, echter Kern mu ihm stets eine natrliche Anschauung zugrunbe liegen, die zugleich das Verstnbnis des dem Mythos entsprechenben Kultaktes ermglicht. Denn Mythos und Kult verhalten sich zu einanberidie Inhalt und Form. (Enthlt der Mythos das, was man von der Gottheit wei, im weiteren Sinne das (Blaubensgebube der Natur-religion, so bettigen sich diese religisen berzeugungen im Kult mit 1) Keineswegs ist aber im Fetischismus die ursprngliche Religionsform zu suchen. 2) Die Verehrung bestimmter Tiergattungen hat also nicht etroa den Kult entsprechender Gottheiten erzeugt eine Religionsform, die man als Totemismus bezeichnet.

4. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 207

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
207 ls die wahren und allgemeinen Gottheiten gepriesen. Allgemein verbreitet war auch das Heilsbedrfnis. So fand das Christentum den Boden geebnet; aber erst nach einem dreihundertjhrigen Ringen mar [ein Sieg entschieden. B. Mythologie. 3. I. Die lnonbmythologie der mqkenisch-kretischen Seit.1) Die neuesten kretischen Funde sind, soweit sie in zahlreichen Kultbildern und -objekten vorliegen, fr die griech. Religionsgeschichte von grter Bedeutung geworden. Sie erhrten auch inbetreff der Völker der mykenisch-kretischen Epoche die Tatsache, da die Mond-religion gerade bei den primitivsten Vlkern am tiefsten wurzelt. Den Mond bezeichnet schon sein Name - von der indogermanischen Wurzel ma messen" - als den groen Zeitmesser aller Völker; er ist auch der Wettermacher. Sein bezeichnendes Symbol ist daher der Hahn als Stundenrufer und Wetterprophet. Als Wetter-machet: sendet er auch die Winde und erzeugt besonders die Feuchtigkeit und somit die Fruchtbarkeit. Sinnbild der Vegetation ist das blumengeschmckte Hrnersymbol (in Kreta). Zugleich ist er das himmlische Vorbild des entzndeten und wiederverlschenden Feuers, im Gegensatze zur Sonne, die nicht erlischt, sondern nur unter den Horizont hinabsteigt. Was aber das mythische Denken des griech. Urvolkes vor allem beschftigte, war das rtselhafte, unerklrliche Schauspiel der Mondphasen und der Himmelsvorgnge zwischen Sonne und Mond. Reben der Dreiteilung des Mondes nach seinem Ent-stehen, Vollenden und Vergehen ist von grter Wichtigkeit die Zwei-teilung oder Doppelerscheinung desselben als lichter, zunehmender, segenbringender und als dunkler, abnehmender, unheilbringender Mond. Die Zeit der 3-tgigen Abwesenheit der Mondgottheit nach ihrer 27-tgigen Reise der den Himmel gilt entweder als die Zeit ihres Todes, ihrer Wanderung durch den Hades, und sie wird zum Tod, zum Hades selbst; oder das Verschwinden des Mondes in den Strahlen der Morgen-sonne am letzten Monatstage ist der Beginn der Vereinigung beider, das coniugium (Konjunktion), der legdg yv/uos, die hl. Hochzeit, die also in gewissem Sinne mit dem Tode des Mondes zusammenfallt; daher auch die auffallenden bereinstimmungen im Hochzeits- und Totenkult der Griechen, die Vorschrift der Reinigungs- und Shnbder, die an einen Neumondmythos anknpfen. Namentlich der dunkle i) Die folgenden Ausfhrungen verdanke ich der Gte des Herrn Dr. Lev Heidemann (Berlin), der demnchst seine Ethnischen und religisen Probleme der griech. Urgeschichte" verffentlicht. Vgl. auerdem E. Siecke, Urreligion der Indo-germanen, Drachenkmpfe, Liebesgeschichte des Himmels, Mythologische Briefe.

5. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 210

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
- 210 gefunden, in der der kretische Jeus begraben lag und gleichzeitig von neuem geboren wurde, d. h. die dunkle Mondhhle, in die allmonat-lich der lichte Mondgott Jeus einging, um nach 3 Tagen wieder daraus hervorzugehen. 3x9 Tage, d. i. genau die Lebenszeit des lichten Mondgottes, betrug der Aufenthalt in der diktischen Hhle, den das dort geltende Ritual den Mysten vorschrieb. Dieselbe Wandlung eines ursprnglichen Mondgottes zum Sonnengott wie bei Minos (identisch mit dem phrygischen Mondgott Men) findet sich noch mehrfach im Mythos, so bei Hephaistos, Apollon, Perseus, Herakles. Dessen 12 Arbeiten sind entweder Mondttungen, die er als lichter Mond am dunklen, oder Mondbefreiungen, die er als Sonnengott am lichten Mond vornimmt. An die alte Dreiteilung des 27- 29=tgigen Monats, die auch in der Zeitrechnung in Griechenland (und Rom) eine Rolle spielt, erinnern die in der kretischen Mondreligion so hufig auftretenden Symbole und gttlichen Personen in der 3-Iahl, ferner alle die Dreivereine von Gottheiten und Heroen bei den Griechen, so die Hren, Chariten, Moiren, Musen (ursp. 3!), deren argivische Namens-form [Av-aa deutlich genug auf den Mond hinweist, endlich die zur 3-Iahl erweiterten Brder- und Freundespaare. Gro ist der Ideenreichtum, der der alten Mondmythologie zu grnde liegt. 3n der teilnahmsvollen Betrachtung der n&$v\ des Mondes, die von jeher den Inhalt des Kultes gebildet haben, war der Welt v. Chr. der Gedanke und die Lehre von der Geburt, dem Leben, Leiden und Sterben und der Auferstehung eines Gottes im Grunde in Fleisch und Blut bergegangen. Die auf den Mond bezglichen dramatischen Darstellungen besonders im (eleusinischen) Mysterienkult haben zur Entwicklung des griechischen Dramas gefhrt. Das ffentliche Drama beschftigte sich dann spter nur mit den zu Heroen gewordenen Gttern. Noch in der Betrachtung des Mondes blieb der antiken Menschheit auch der Glaube an die eigene Unsterblichkeit, die Hoffnung auf ein Jenseits und der Gedanke an eine knftige Vergeltung erhalten. Der Mond ist nach uralter Anschauung der Aufenthaltsort der Seelen. Durch die Zweiteilung des Mondes in den Hades oder Tartaros und das (Ely-sion war der Gedanke an ein doppeltes Jenseits, einen rnog aae&v und eixsev, und an das Richteramt der die dortigen Seelen, ausgebt wiederum durch ein Dioskuren- oder Mondgtterpaar, den lichten" Rhadamanthys als Herrscher im (Elyston - nach der Odyssee-und den dunklen" Minos als Verwalter des Reiches des Tartaros, gleichsam von selbst gegeben. Hchstwahrscheinlich war diese berzeugung, die bei Homer vllig in Vergessenheit geraten und von Piaton nur aus der Volksreligion geschpft ist, der mykenischen Religion noch lebendig. Auch der uralte Erlsungsgedanke hat sich an den Mondkult angeschlossen. Wie die Dioskuren die vorbildlichen {fcorrjeeg sind, so wird den ursprnglichen Mondgttern Dionysos und Hermes (dem Gtterboten bei Homer) das Mittleramt zwischen Gttern und Menschen zugeschrieben.

6. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 50

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
50 Frankfurt am Main. Zwischen zwei so wichtigen Flußmitten wie diese haben sich überall ans Erden und zu allen Zeiten verbindende und viel bewanderte Querstraßen anzuspinnen getrachtet. Das Zwischenland zwischen dein Mittlern Rhein und der Mittlern Elbe ist nun zwar mit einem breiten Kompler von Höhen und Bergzügen ausgefüllt. Die- selben sind jedoch nur in ihrer südlichen Hälfte auf der rechten Seite des Mains (längs der hohen Rücken des Fichtelgebirges, Thüringerwaldes, der Rhön, des Spessarts usw.) sehr ungangbar und dem Verkehr hinder- lich. Im Norden dieser Ketten zieht sich ein von der Natur angebahnter Durchgang dnrch das Labyrinth des deutschen Mittelgebirges vou der Elbe zur Saale zwischen den äußersten Ausläufern des Harzes und des Thüringer Waldes hinüber zur Werra. Von da geht diese Natur- bahn zwischen Rhön und Vogelsberg durch und tritt über Fulda und Hanan mit der Kinzig ins Mündungs- gebiet des Mains hinaus, wo sie mit der Mainstraße zusammentrifft. Wir können sie als den großen thü- ringischen Querweg zwischen Rhein und Elbemitte be- zeichneu. Endlich ist auch uoch die Stellung des Neckars und seines Tales in Erwägung zu ziehen. Der Neckar kommt aus dem Innern Schwabens mit einem in der Haupt- sache uach Nordwesten gerichteten Laufe hervor. Ehe- mals behielt er diese Richtung auch uoch uach feinem Austritt in die Rheinebene (unweit Heidelberg) bei und ging schief durch dieselbe znr Mainmündnng hinab, in- dem er mit einem Arme nicht weit von Tribnr in den Rhein und mit einem andern in das Maindelta aus- mündete. Erst der römische Kaiser Valentinian I. dämmte diesen ursprünglichen Lauf des Neckars ini 4. Jahrhundert n. Chr. ans strategischen Gründen bei Ladenbnrg ab und gab dem Flusse sein jetziges kurzes direkt ostwestlich zum Rheine gerichtetes Bett. Noch jetzt hat sich bei den Bewohnern der Niederung die Sage von dem ehemaligen Neckarlaufe erhalten. Auch ist an

7. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 171

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Die Llanos des Orinoko. I'1 mit den Füllen auf die höhern Bänke zurück, welche insel- sörmig über dein Seespiegel hervorragen. Mit jedem Tage verengt sich der trockene Raum. Aus Mangel an Weide schwimmen die zusammengedrängten Tiere stnn- denlang umher und nähren sich kärglich von der blühen- den Grasrispe, die sich über dem braungefärbten, gären- den Wasser erhebt. Viele Füllen ertrinken; viele werden von den Krokodilen erhascht, mit dem zackigen Schwänze zerschmettert und verschlungen. Nicht selten bemerkt man Pferde und Rinder, welche, dem Rachen dieser blnt- gierigen, riesenhaften Eidechsen entschlüpft, die Spur des spitzigen Zahnes am Schenkel tragen. Ein solcher Anblick erinnert unwillkürlich den ernsten Beobachter an die Biegsamkeit, mit welcher die alles au- eignende Natur gewisse Tiere und Pflanzen begabt hat. Wie die mehlreichen Früchte der Ceres, so sind Stier und- Rotz dem Menschen über den ganzen Erdkreis gefolgt: vom Ganges bis an den Platastrom, von der afrikanischen Meeresküste bis zur Gebirgsebene des Antisana, welche höher als der Kegelberg von Teneriffa liegt. Hier schützt die nordische Birke, dort die Dattelpalme den ermüdeten Stier vor dem Strahl der Mittagssonne. Dieselbe Tier- gattnng, welche im östlichen Europa mit Bären und Wölfen kämpft, wird unter einem andern Himmelsstriche von den Angriffen der Tiger und der Krokodile bedroht! Aber nicht die Krokodile und der Jaguar allein stellen den südamerikanischen Pserden nach-, auch unter den Fischen haben sie einen gefährlichen Feind. Die Sumpf- Wasser von Bera and Rastro sind mit zahllosen elektrischen Aalen gefüllt, deren schleimiger, gelbgesleckter Körper aus jedem Teile die erschütternde Kraft nach Willkür aus- sendet. Diese Gymnoten haben fünf bis fechs Fntz Länge. Sie find mächtig genug, die größten Tiere zu töten, wenn sie ihre nervenreichen Organe auf einmal in günstiger Richtung entladen. Die Steppenstraße von Uritucu mußte einst verändert werden, weil sich die Gymnoten in solcher Menge in einem Flüßchen angehäuft hatten, daß'

8. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 173

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Die Llanos des Orinoko. Ich könnte hier den gewagten Versuch eines Natur-- gemäldes der Steppe schließen. Aber wie auf dem Ozean die Phantasie sich gern mit den Bildern ferner Küsten beschäftigt, so werfen auch wir, ehe die große Ebene uns- entschwindet, vorher einen flüchtigen Blick auf die Erd- striche, welche die Steppe begrenzen. . . . Auch die südamerikanischen Ebenen begrenzen das- Gebiet europäischer Halbkultur. Nördlich, zwischen der Gebirgskette von Venezuela und dem Antillischen Meere liegen gewerbsame Städte, reinliche Dörfer und sorgsam bebaute Fluren aneinander gedrängt. Selbst Kunstsinn, wissenschaftliche Bildung und die edle Liebe zu Bürger- freiheit sind längst darinnen erwacht. Gegen Süden umgibt die Steppe eine schaudervolle Wildnis. Tausendjährige Wälder, ein undurchdringliches Dickicht erfüllen den feuchten Erdstrich zwischen dem Orinoko und dem Amazonenstrome. Mächtige, bleifarbige Granitmassen verengen das Bett der schäumenden Flüsse. Berge und Wälder hallen wieder von dem Donner der stürzenden Wasser, von dem Gebrüll des tigerartigen Jaguar, vou dem dumpfen, regenverkündenden Geheul der bärtigen Affen. Wo der seichte Strom eine Sandbank übrig läßt, da liegen mit offenem Rachen, unbeweglich wie Felsstücke hingestreckt, oft bedeckt mit Vögeln, die ungeschlachten Körper der Krokodile. Den Schwanz um einen Baumast befestigt, zusammengerollt, lauert am Ufer, ihrer Beute gewiß, die schachbrett-fleckige Boaschlange. Schnell ent- rollt und vorgestreckt, ergreift sie in der Furt den jungen Stier oder das schwächere Wildbret und zwängt ikrt Raub, in Geifer gehüllt, mühsam durch den schwellenden Hals. In dieser großen und wilden Natur leben mannig^ faltige Geschlechter der Menschen. Durch wunderbare Verschiedenheit der Sprachen gesondert, sind einige nomadisch, dem Ackerbau sremd, Ameisen, Gummi und Erde genießend, ein Auswurf der Menschheit

9. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 174

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
174 Die Llanos des Orinoko. (wie die Otomaken und Jaruren); andere ange- siedelt, von selbsterzielten Früchten genährt, ver- ständig und sanfterer Sitte (wie die Maquiritarer und Macos). Große Räume zwischen dem Cassiqniare und dem Atabapo siud nur vom Tapir und von geselligen Affen, nicht von Menschen bewohnt. In Felsen ge grabene Bilder beweisen, daß auch diese Einöde einst der Sitz höherer Kultur war. Sie zeugen für die wechselnden Schicksale der Völker, wie es anch die ungleich entwickel- ten, biegsamen Sprachen tun, welche zu den ältesten und unvergänglichsten historischen Denkmälern der Menschheit gehören. Wenn aber in der Steppe Tiger und Krokodile mit Pferden und Rindern kämpfen, so sehen wir an ihrem waldigen Ufer, iu den Wildnissen der Guyana ewig den Menschen gegen den Menschen gerüstet. Mit unnatür- licher Begier trinken hier einzelne Völkerstämme das ans- gesogene Blut ihrer Feinde: andere würgen, scheinbar- waffenlos und doch zum Morde vorbereitet, mit ver- giftetem Daumnagel. Die schwächern Horden, wenn sie das sandige Ufer betreten, vertilgen sorgsam mit den Händen die Spur ihrer schüchternen Tritte. So bereitet der Mensch auf der untersten Stufe tierischer Roheit, so im Scheinglanz seiner höhern Bil- öung sich stets ein mühevolles Leben. So verfolgt den Wanderer über den weiten Erdkreis, über Meer und Land, wie den Geschichtsforscher durch alle Jahrhunderte, das einförmige, trostlose Bild des entzweiten Geschlechts. Darum versenkt, wer im uugeschlichteten Zwist der Völker nach geistiger Ruhe strebt, gern den Blick in das stille Leben der Pflanzen und in der heiligen Naturkraft inneres Wirken; oder, hingegeben dem angestammten Triebe, der seit Jahrtausenden der Menschen Brust durch- glüht, blickt er ahnungsvoll aufwärts zu den hohen Ge- ftirnen, welche in ungestörtem Einklang die alte, ewige Bahn vollenden.

10. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 155

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Die Landschaft in Italien. 155 Kap Caccia bei Alghero auf der Insel Sardinien. — In dieser Reinheit der Atmosphäre sind auch die meteorischen Erscheinungen und der Wechsel der Tageszeiten von ganz anderer Krast und Stimmung als iin Norden. Wunder- bar wirkt hier ost die Luftspiegelung; der Verfasser er- innert sich, einmal im Dezember von der Höhe des Monte Cavo bei Albano die Insel Jschia gesehen zu haben, deutlich und unverkennbar, obgleich sie in solcher Ent- fernung bedeutend unter dem Horizont sein mußte; sowie ein andermal aus dein Vesuv an einer Stelle, wo der Gols und die Inseln nicht sichtbar waren, doch am Rande des schwarzen Kraterfeldes die schwebenden blauen Um- risse von Capri. Die Nächte in Italien haben mehr Mondschein als bei uns, was auch die Astronomie da- gegen sagen mag, vielleicht weil schon das erste und das letzte Viertel soviel Licht ergießen, daß die Nacht für eine mondhelle gelten mag; in den ganz dunkeln ziehen die Insekten ihre feurigen Ketten durch die Luft, vom Him- mel aber leuchten die Sterne zwar viel klarer, aber auch viel stiller als bei uns; sie funkeln selten, auch iu der Nähe des Horizontes nicht; die nach Süden gelegenen schönen Sternbilder, wie der Orion und der Skorpion, steigen natürlich viel höher aus und leuchten über dem Haupte des Schiffenden oder durch die dunkeln Zweige der Orangen in den Gärten. Sind die Nächte oft von kristallener Klarheit, so wird umgekehrt in der blenden- den Lichtsülle des Mittags die Welt gleichsam dunkel, die Flächen der Mauern und Häuser erscheinen wie schwarz; der Schatten der Bäume fällt fast kreisrund um den Stamm; die Eidechse steckt verborgen in Hecken und Spalten; Pan, der große Naturgott, schläft, selbst die Flußufer raufchen nicht; vom Himmel sendet Phöbus dieselben giftigen Pfeile, mit denen er einst das Lager der Griechen verheerte, und der Mensch hält sich in der verfinsterten, mit Stein ausgelegten Kammer sorgfältig verborgen. Löst sich der Zauber gegen Abend, da kom- men Frauen und Mädchen hervor und betreten die
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