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68. E. Pergamott. (1878-86; und 1891 ff.).
V Name und tage der Stadt.
Die Stadt Pergamon (t Iisqyaixov, fj eqyafioq und z Ileqyana die Burg), das heutige Bergama, liegt sdlich von der gleichnamigen Akropolis von Troja an der Westkste von Kleinasien in der Landschaft Teuthrania der Provinz Mysia. Ihr Hafenplatz (28 km von der Stadt) war (Elaia, das heutige Dikeli. Der Burgberg bildet einen Auslufer des Pindasos-Gebirges und erhebt sich 270 m hoch der die (Ebene.
2. Geschichte pergamons.
Als Beenophon im Jahre 399 auf seinem Rckzge (Anab. Vii, 8,8) die Stadt mit Gewalt nahm, war sie ein noch unbedeutender Ort. Ihre Bedeutung erlangte sie erst nach dem Tode Alexanders d. Gr. als Residenz der Attaliden. Lysimachos, der König des neuen make-donischen Diadochen-Reiches, hatte auf der Burg seinen Kriegsschatz von 9000 Talenten, ca. 32 Millionen Mark, untergebracht, aber sein Schatzhter, der General Philetairos, fiel von dem Könige ab und begrndete im Besitze der Reichtmer und der Burg eine eigene Herrschaft, die er gegen alle Angriffe zu verteidigen wute. Es folgten ihm in der Herrschaft seine beiden Neffen Eurnenes I. (263 241 v. Chr.) und Attalos I. (241-197 v. Chr.). Der letztere nahm nach seinem siegreichen Feldzuge gegen die in Kleinasien eingebrochenen Gallierschwrme (Galater) und gegen das syrische Reich den Knigstitel an und errichtete zum Danke fr die Götter auf der Burg groe Schlachtendenkmler (Gallierschlachten). Unter dem Schutze des Rmer-reiches, dem er wiederholt seine Hlfe lieh, nahm sein Reich an Umfang und Bedeutung sehr zu. Seine Hauptstadt war der Sammelpunkt bedeutender Knstler und Gelehrter. Die von ihm begrndete weltberhmte Bibliothek wurde spter von Csar mit ihren 200000 Buchrollen (charta Pergamena Pergament) mit der noch greren Bibliothek der Ptolemer in Alexandria vereinigt.
Seine Hauptbltezeit erreichte das neue Reich unter dem Sohne und Nachfolger Attalos I., dem König (Eumenes Ii. (197-159 v. Chr.). Unter seiner Regierung entstanden auch der groe Ieusaltar auf der Burg und der Herrliche Siegespark vor der Stadt, das sog. Nikephorion (vgl. Berliner Siegesallee). Ihm folgte sein Bruder Attalos Ii. (159-138 v. Chr.), der das Reich auf der Hhe seiner Macht Hielt. Aber schon unter dessen Nachfolger Attalos Iii. (138 bis 133 v. Chr.), der geistig erkrankte, trat der Verfall ein. Nach seinem Tode 133 v. Chr. fiel das Reich durch Testament an die Rmer. Im Iahre 129 v. Chr. wurde Pergamon die Hauptstadt der rmischen Provinz Asia und Residenz des rmischen Prokonsuls. Unter der Herrschaft der rmischen Kaiser (Augustus, Trajan und Caracalla) er-lebte Pergamon eine zweite Blteperiode. Der endgltige Verfall
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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Extrahierte Personennamen: Ileqyana Alexanders Philetairos Augustus Caracalla
Extrahierte Ortsnamen: Pergamon Bergama Troja Kleinasien Elaia Alexanders Burg Burg Kleinasien Alexandria Pergamon
20 Ornamente der Renaissance.
6. berblick der die Ornamente der Renaiffance utw. *)
Sfm folgenden soll an einigen Beispielen der Wandel des Ornament-stiles von der Renaissance bis zum Empire dargelegt werden. Whrend die Fi-guren 1 (Bandrollen) und 2 Beispiele der Frhrenaissance,
noch den Charakter der Gotik tragen, veranschaulichen die
Abbildungen 3-6 den Geschmack der Hochrenaissan-ce an dem Flecht-werk aus Blumen oder Frchten und Ranken mit phantastischen Tier-
*) Die Figuren 1 bis 12 des 6 aus Ludorff, Bau- und Kunstdenk-mler von Westfalen: Figur 1 Kr. Mnster Land; 2, 5, 7 Kr. Arnsberg; 3, 4, 8 Kr. Steinfurt; 6 Kr. Halle; 9 Kr. Lippstadt; 10 Kr. Minden; 11 Kr. Schwelm; 12. Kr. Wittgenstein.
l
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Märkiiche Brückenstädte an der Spree.
89
hier mit der Spree vereinigenden Flüßchens Berste be-
günstigt. Vielfache Gefechte und Bestürmungen während
des Dreißigjährigen Krieges bezeugen die strategische
Wichtigkeit des „Passes von Lübben".
Bei Fürsten walde treten südlich die wichtigen
Rauenberge bis auf kaum 1 km an den Strom heran.
Auch im Norden rückt gerade hier das Rüdersdorf-
Müncheberger Hügelland, ein Teil des Plateaus von
Barnim, näher an die Spree, bleibt jedoch immer noch
2 -21/2 km davon entfernt. Die aus Nord und Süd bei
Fürstenwalde zusammenlaufenden und hier die Spree
kreuzenden Straßen sind wiederum sehr auffällig. Das
nächste Stück des Spreelaufes konnte weder zu Au-
siedlungen reizen noch Straßen heranziehen, es ist eine
noch dichtbewaldete, gegen Nordwesten von größern
Seen durchsetzte Gegend, welche die ziemlich gewundene
Spree hier durchzieht. Erst bei Köpenick hören die
Seen und Flußteilungen plötzlich auf; hier finden wir
denn auch eine der ältesten imd in früherer Zeit wichtig-
sten Städte der Mark, welche jedoch, wie sich gleich zeigen
wird, nicht ohne geographischen 'Grund hinter Berlin
so weit zurückgeblieben ist. Köpenick war hauptsächlich
eiu strategisch wichtiger, gegen Angriffe gut gesicherter
Platz. Die Lage auf einer Spreeinsel ermöglichte sowohl
die Beherrschung des Spreeverkehrs, der durch den hier-
in den südlichen Spreearm (Wendische Spree) eimnün-
denden Dahmefluß eine befondere Wichtigkeit hatte,
als die Überwachung der den Fluß kreuzenden Handels-
züge, die jedenfalls die Jnfel berühren mußten. Brücken-
köpfe, die sich später zu weitläufigen Vorstädten heraus-
bildeten, lagen an beiden Spreeufern, sowie auf der
Nordspitze der großen, die Müggelberge tragenden Insel
zwischen den beiden Spreearmen. Indessen waren die
Flußarme bei Köpenick zu breit (noch seeartig) zur be-
quemern Überschreitung,*) das unmittelbar angrenzende
*) Jetzt sind Brücken und lange Tämme vorhanden.
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Extrahierte Ortsnamen: Rüdersdorf-
Müncheberger_Hügelland Barnim Nord Berlin Wendische_Spree
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Märkische Brückenstädte an der Spree.
91
einen einzelnen aus sumpfiger Umgebung herausrageu-
deu Hügel in Verbindung bringen. Erleichtert wurde
hier die Stromüberschreitung und die Bebauung der
Insel noch durch den Umstand, daß zwei Landzungen,
von den Höhen des Barnim und des Teltow ausgehend,
sich dem Südende der Insel Cölu sehr näherten. In der
Tat ist auch die Insel weit früher an der Südspitze als
im nördlichen Teil bebaut worden. Jenseits des rechten
Spreearines aber entstand ein Brückenkopf, der erste
Kern des spätern Berlin. Die Lage der Doppelstadt
Berlin-Cöln war für den Verkehr eine günstige, die
Sicherung gegen Feinde aber minder vollkommen als bei
Köpenick, Spandau oder Brandenburg, da die Spreeinsel
hier nicht so wie bei jenen Orten durch breite, seeartige
Flußarme umgeben war. So konnte Berlin erst in fried-
lichern Zeiten und unter dein Schutze einer starken Re-
gierung die großen Vorzüge, welche ihm schon die Be-
schaffenheit der allernächsten Umgebung gewährte, voll
ausnutzen.
Zu diesen Vorzügen kamen aber noch andere, welche
in der Verteilung der Täler und der trockenen höhern
Striche in der Mark tief begründet sind. Die Stelle, an
welcher die Annäherung zwischen Teltow und Barnim
stattfindet, war für den gesamten von Süd und Südwest
nach Norden und Nordosten gehenden Verkehr der ge-
botene Übergangspunkt über die Spree-Havel-Linie, der
nur dann von seinen viel ungünstiger gelegenen Neben-
buhlern in den Schatten gestellt wurde, wenn die poli-
tischen Verhältnisse mehr auf Sicherheit als auf Bequem-
lichkeit und Kürze des Weges zu sehen zwangen.
Denken wir uns, wir kommen auf unserer Wan-
dernng vom Fläming herab und haben die Oder-
mündungen oder Vorpommern zum Ziel, so werden
wir uns gewiß nicht in die sumpf-, feeu- und flußreicheu
Landschaften im Südosten Berlins (heutiger Kreis
Beeskow-Storkow) verlocken lassen, uin dann
bei Fürstenwalde oder Beeskow mühsam die Spree zu
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Barnim Teltow Berlin Spandau Brandenburg Berlin Teltow Barnim Berlins Beeskow-Storkow Beeskow
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
90
Märkische Brückenstädte an der Spree.
Terrain ist meist niedrig und die ganze Situation der
Stadt der Entwicklung eines großen Handels- und Ver-
kehrsplatzes jedenfalls nicht hervorragend günstig. So
bald daher die Rücksicht ans die gesicherte und gleichzeitig
zur Überwachung geeignete Lage nicht mehr die ans-
schlaggebende war, verlor die Juselstadt den größten Teil
ihrer einstigen Bedeutung. Unterhalb Köpenicks bleibt
das Tal über eine Meile lang flach, und die Höhenränder
treten hier weit zurück. Diese Strecke ist noch immer
wenig belebt, wenn anch die unmittelbare Nähe der
Großstadt manch kleinere Ansiedlnng hervorgerufen bat.
So erreichen wir endlich Berlin. Jeder, der die
Umgegend von Berlin und die Stadt selbst mit einiger
Aufmerksamkeit durchwandert hat, muß den Gegensatz
des niedrigen Allnvialgebietes des Spreetales und der
beiderseitigen Diluvialhöhen im Süden und Norden der
Stadt rasch bemerken. Die Generalstabskarte zeigt uns
aber, daß gerade bei Berlin die Höhenränder sich am
meisten nähern. Der Nordrand des Teltow zieht sich von
den Rollbergen bei Rixdorf über den Kreuzberg gegen
Wilmersdorf hin. Der Südrand des Barnim reicht noch
mehr in die Straßen des heutigen Berlins hinein, die
nördlichen und nordöstlichen Stadtteile liegen schon ans
Diluvialboden und zeigen stark ansteigende Straßen.*»
Die Spree aber, welche aus der ganzen Strecke von der
Mündung des Müllroser-Kanals bis zur Vereinigung
mit der Havel nach Karrers Ausdruck „im erborgten
Bette" sließt, d. h. das alte, für sie viel zu breite Odertal
benutzt, bildet hier eine Insel von mäßiger Größe. Die
Insel aber war nicht ganz flach, sondern hatte einen
Hügel aufzuweisen, der gegen die größern Überschwem-
mungen jedenfalls Schutz gewährte. Wir müssen doch
wohl den Namen der Ansiedlnng, welche ans dieser Insel
entstanden war, Cöln oder Kölln, mit der bekannten
slavischen Bezeichnung Kolin, Golen oder Köllen iür
*) Vergl. Karrer: Der Boden der Hauptstädte Europas. Wien, 1881.
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Extrahierte Personennamen: Karrer
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Berlin Teltow Rixdorf Kreuzberg Wilmersdorf Barnim Berlins Europas Wien
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Märkische Brückenstädte an der Spree.
überschreiten. Noch viel weniger aber werden wir uns
der Landschaft Zauch-Belzig zuwenden. Da hätten
wir zunächst mehrere besonders breite Täler zu über-
schreiten und würden bei Brandenburg den Havelüber
gang unternehmen. Der Laus der Havel würde uns
zwingen, oberhalb Spandaus diesen breiten, seenreichen
Fluß noch ein zweites Mal zu überschreiten, um unsere
Richtung nicht ganz zu verlieren. Schlagen wir aber den
Mittlern Weg ein. so gelangen wir, nachdem bei Trebbin
das letzte Snmpstal überschritten ist, aus dem trockenen
Boden der Landschaft Teltow an die Spree, wo wir den
bequemern Übergang bei Berlin dem viel beschwer-
lichem bei Köpenick sicher vorziehen werden. Jenseits
können wir dann aus ziemlich langer Strecke die gleich-
salls trockene Landschaft Barnim benutzen. Aber anch
wenn wir von der Elbe bei Magdeburg Herkämen und die
Oder etwa bei Frankfurt erreichen wollten, würde der
Spreeübergang bei Berlin für uns der vorteilhafteste
'ein, um dann die alte Berlin-Frankfurter Landstraße
zu verfolgen, welche nicht ohne Grund den weiten Umweg
über Müncheberg machte, wo sich ihr fast immer trockener
guter Baugrund bot. Der Verkehr innerhalb des west-
lichen Teiles der Mark war somit in ganz bemerkens-
werter Weise aus den Spreepaß von Berlin angewiesen.
Auch in der Zeit der Eisenbahnen ist das Zusammen-
treten der Schienenwege in den trockenen Strichen nördlich
und südlich von Berlin sehr auffällig, so viel wir auch
hierbei der Großstadt, welche die Eisenbahnen herbeizog,
ihrerseits wieder zurechnen können. Aber es fehlt den
von Berlin ausgehenden Bahnen an solchen Verbindungs-
liniert, wie sie die Bahnnetze nm London und Paris reich-
lich aufzuweisen haben. Die Havel ist von Oranienburg
bis Spandan und wieder von Spandau bis Rathenow/')
*) Die Havelbrücken bei Potsdam schneiden nur ein weit nach
Süd ausbiegendes, seeartig erweitertes Stück des Flusses ab und sind
nicht als „Übergänge" in unserm Sinne zu nehmen.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: Müncheberg
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Spandaus Berlin Barnim Magdeburg Frankfurt Berlin Berlin Berlin Berlin London Paris Oranienburg Spandan Spandau Potsdam
377
ließ Geld daraus prägen. So war an keinem Orte selbst das
Heiligthum gesichert vor der Wuth der Feinde. Auch Münster,
Coesfeld, Haltern, Ahaus, Warendorf und mehrere andere Städte
und Dörfer mit ihren Umgebungen wurden bei den Hin- und Her-
zügen der rohen Horden des Herzogs Christian, des Ernst
von Mansfeld, des Herzogs Georg von Lüneburg und anderer
Heerführer gewaltsam beraubt und verwüstet. Gefechte aller
Art und Belagerungen fielen vor und selbst Schlachten wur-
den geschlagen. Bei Ahaus, Stadtlohn und Wüllen schlug
Tilly das Heer Christians von Braunschweig, welches
30,000 Mann stark war, sprengte cs völlig auseinander und
machte 5000 Gefangene. Viele Städte und Dörfer wurden
in dieser grauenvollen Zeit auch von Brandunglück heimgesucht.
Lange fühlte das Land die schrecklichen Folgen des Krieges:
Verwüstung, Elend und Hungersnoth. Um das Maß aller
Uebel zu füllen, trat die Pest ein und hielt unglaubliche Ver-
heerung. unter Menschen und Vieh. Mit den gegenseitigen Auf-
reibungen verstrich beinahe ein Menschenalter; da wünschten
die beiden Parteien erschöpft den Frieden. In Münster waren
die katholischen und in Osnabrück die protestantischen Bevoll-
mächtigten versammelt, die nach vielen Zänkereien endlich 1648
den sogenannten westfälischen Frieden zu Stande brach-
ten.^) Es wurde beschlossen, daß Katholiken, Lutheranerund
Reformirte gleiche bürgerliche Rechte haben, jedoch allen später
aufkommenden Secten diese verweigert werden sollten. Alle
Kirchengüter, die jede Partei vor dem Jahre 1624 in Besitz
gehabt, sollte sie auch ferner behalten. So sind viele Erzbis-
thümer, Bisthümer, Stifter, Klöster und Kirchen an Prote-
stanten gekommen.
25 Preußens frühere Geschichte. *
Preußen war schon in den ältesten Zeiten den Phöniziern
wegen seines Bernsteins bekannt. Im 13. Jahrhundert wurden
die Preußen von den Rittern des deutschen Ordens nach einem
fünfzigjährigen Kampfe überwunden, und zur Annahme des
Christenthums gebracht. Run ließen sich Deutsche in dem verwüste-
ten Lande nieder, baueten es an, und deutsche Sitten und deutsche
*) Siehe unten die Beschreibung der Stadt Münster.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Christian Ernst
von_Mansfeld Ernst Georg_von_Lüneburg Tilly Christians_von_Braunschweig
447
und Herrschaften, deren Besitzer unter preußischer Hoheit ste-
hen. Die Provinz zerfällt in die drei Regierungsbezirke
Münster, Minden und Arnsberg.
Westfalens nordwestliche Theile sind eben, zum Theil san-
diges Haideland; nach Holland zu sind viele Moore. Die
südlichen und östlichen Theile werden von vielen, meistens mit
schönem Laubholz bewachsenen Bergreihen durchzogen. Zu den
bedeutendsten gehört im Nordosten das W e s e r g e b i r g e mit
der vom Wittekinds- und Jakobsberge gebildeten Porta
westphalica (westfälische Pforte), durch welche die We-
ser aus dem Gebirge in die Ebene tritt. Weiter westlich er-
streckt sich der Teutoburger Wald, dessen höchste Punkte
der Velmer Stoot 1950' und der Köterb erg 1130'
hoch sind. In südlicher Richtung schließt sich an den Teuto-
burger Wald das Eggegebirge mit Höhen von 1800'.
Tiefer im Süden finden wir das N o t h l a g e r oder Roth-
haargebirge, das Ebbegebirge und das sauerlän-
dische Gebirge, welches mit dem Arensberger Walde
den höchsten und waldigsten Strich der westfälischen Gebirge
bildet; der Astenberg ist 2520' hoch. Der Haarstrang
zieht sich zwischen der Ruhr und Lippe hin, und heißt in der
Gegend von Dortmund das Ardei. Südlich vom Ardei,
jenseit der Ruhr, sind noch das Lennegebirge und die
bergischen Höhen zu merken. Vom erzreichen Wester-
wald reichen Zweige bis in die südliche Spitze der Provinz.
Dort erhebt sich der Ederkopf, 2200' hoch, in dessen
Nähe die Eder, Lahn, Dill und Sieg entspringen.
Die bedeutendsten Flüsse sind die Weser, welche indeß
die Provinz im Osten nur wenig berührt und die D i e m e l,
Emmer und Werre aufnimmt. Der zweite schiffbare Fluß,
die Ems, entspringt nördlich von Paderborn, nimmt die
Werse und Aa, nahe bei Münster, und mehrere kleine
Flüsse auf, verläßt bei Rheine die Provinz und ergießt sich
später in den Dollard, einen Busen der Nordsee. — Klei-
nere Flüsse, die in den Rhein münden, sind 1. die Lippe,
welche bei Lippspringe ihre Quelle hat, die Alme, Pa der
und Ahse aufnimmt und schon bei Lippstadt schiffbar wird;
2. die Emscher, die auf dem Ardei, 3. die Ruhr, wel-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
Extrahierte Ortsnamen: Minden Arnsberg Westfalens Holland Astenberg Dortmund Paderborn Rheine Rhein Lippstadt
449
schmackhaften Fischen. Das Siegen'sche Grafschaft Mark,
das Sauerland und die Gegend von Paderborn liefern Eisen
und Stahl. Der Regierungsbezirk Arnsberg gewinnt außerdem
Kupfer, Silber, Blei, Zink, Galmei, Alaun, Vitriol, Sand-
stein, Schiefer und Kalk. Unerschöpfliche Lager von Stein-
kohlen finden sich an der untern Ruhr, bei Dortmund,
Bochum u. s. w., auch bei Ibbenbüren im Lingenschen.
Braunkohlen liefert der Westerwald. Salz erzeugen die Sa-
linen zu Salzkotten, Westernkotten, Sassendorf,
Werl, Königsborn bei Unna, Rheme und Rheine.
-Mineralische Heilquellen gibt es bei Driburg, Lipp-
springe, Schwelm, Unna und Tatenhausen bei
Halle.
Einige Theile von Westfalen haben regen Handel und viel
Gewerbe; Flachsspinnerei und Leinwandweberei blüht beson-
ders im Mindenschen und Münsterschen. Fast alle Thäler
des Regierungsbezirkes Arnsberg find voll von Fabrikanlagen
zur Verarbeitung von Metallen. Diese liefern eine Menge
Geräthe und Werkzeuge in Eisen und Stahl, vortreffliche
Messing - und Broncewaaren, Draht, Nadeln, Blech u. s. w.,
die an Güte und Schönheit den englischen nicht nachstehen,
und fast in alle Länder Europas, sogar nach Asien und Ame-
rika versandt werden. Außerdem gibt es viele Fabriken und
Manufakturen, welche Wolle und Baumwolle bearbeiten, Pa-
pier , Tabak, Seife und Leder bereiten. Der Handel mit die-
sen Fabrikaten und mit einigen Naturerzeugnissen ist für die
Provinz von hoher Bedeutung, und wird durch Landstraßen,
schiffbare Flüsse und Eisenbahnen, nämlich die K ö l n - M t n-
densche, Westfälische und Münster-H ammer-Eisen-
bahn befördert, an welche letztere sich bald eine andere von
Münster nach dem Dollard anschließen wird.
Äo. Der Regierungsbezirk Münster.
Er zählt auf 132 □ M. 430,000 E., und grenzt an Han-
nover, Holland, die Rheinprovinz und an die Regierungsbe-
zirke Arnsberg und Minden. Das Land bildet eine weite Ebene,
worauf Sand-, Moor- und Haideflächen mit fruchtbaren Stri-
chen abwechseln. Im Norden trifft man die letzten Höhenzüge
des Teutoburger Waldes mit den Schafsbergen an.
29
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Ortsnamen: Paderborn Galmei Dortmund Bochum Westerwald Westernkotten Sassendorf Werl Unna Rheine Driburg Schwelm Unna Westfalen Arnsberg Europas Asien Westfälische Holland Arnsberg Minden
451
Zu den sonst noch bemerkenswerthen Städten des Regie-
rungsbezirks gehört Telgte an der Ems, ein berühmter Wall-
fahrtsort; ferner Warendorf, gleichfalls an der Ems, mit
4300 E., einem Franziskanerkloster, einem Real-Gymnasium,
Fabrikanlagen und bedeutendem Leinwandhandel. Beckum und
Ahlen, beide an der Werse, haben Leinwandwebereien. Nicht
weit von Oelde, an dem die Köln-Mindener Eisenbahn vorüber-
führt, liegt Strom berg, gleich Telgte ein vielbesuchter Wall-
fahrtsort. Lüdinghausen an der Stever mit einer großen
und schönen gothischen Kirche liefert viele Holzschuhe. Reck-
linghausen hat 3000 E., ein Gymnasium und Leinwand-
fabrikation. Dorsten an der schiffbaren Lippe mit 2800 E.
besitzt ein Progymnasium, ein Franziskanerkloster und ein Ur-
sulinerinnenklofter mit einem besuchten Pensionate. Zu Coes-
feld an der Berkel mit 3500 E., ehemals Residenz der mün-
sterischen Fürstbischöfe, befindet sich ein Gymnasium und ein
fürstliches Schloß. Dülmen mit 2800 E. besitzt ein her-
zogliches Schloß und eine nicht unbedeutende Eisengießerei und
Maschinenfabrik. Haltern ist als Wallfahrtsort und seiner
Chausseesteine wegen, die der Annaberg liefert, Borken we-
gen seines Leinwandhandels, An holt als Residenz eines Für-
sten zu erwähnen. Bocholt an der Aa mit 4200 E. hat
viele Fabriken und eine schöne Kirche. Zu Vreden an der
Berkel, im Kreise Ahaus, befindet sich ein Progymnasium.
Burg st ein fürt an der Aa mit 2500 E. und einem fürstlichen
Schlosse wird wegen seiner schönen Gartenanlagen, Bagno
genannt, viel besucht, auch befindet sich dort ein kleines Natura-
lien- und Kunstkabinett. Im Dorfe Langen horst ist ein
Schullchrerseminar mit einer Taubstummemanstalt. Rheine
an der Ems mit 2500 E., hat Fabriken, Flußschifffahrt und
in seiner Nahe eine Saline. In Tecklenburg sind Fabriken
von Löventlinnen zu Segeltuch, und bei Ibbenbüren in
demselben Kreise werden gute Steinkohlen gefördert.
21. Die Pest und die grosse Procession in
Hi iinster.
Bischof Ludwig von Hessen, welcher im Jahre 1310
Fürstbischof von Münster wurde, war einer der kräftig-
sten und besten Fürsten, deren sich das Hochstift zu er-
freuen gehabt hat. Es bedurfte aber auch in jenen Zei-
ten eines solchen Mannes, denn die unruhigen Gesinnun-
gen der benachbarten Herren verwickelten das Land in
beständige Fehden, die Ludwig während seiner 48jäh-
rigen Regierung mit dem grössten Heldenmuthe aus-
kämpfte. Durch ein entsetzliches Uebel, welches sich
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TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Bagno Ludwig_von_Hessen Ludwig Ludwig Ludwig