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1. Geschichts-Bilder - S. 320

1878 - Langensalza : Greßler
320 nicht französisch sein,« und bald hörte man in dem englischen Parlament Preußens Friedrich d. G. nicht anders als den »wundervollen Mann« nennen. Friedrich Wilhelm, genannt der große Kurfürst.*) (1640-1688.) Fri edrich Wilhelm, der herrliche, einzige Sohn des schwachen Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg, und seiner hochherzigen Gemahlin Elisabeth Charlotte, einer Schwester des unglücklichen Friedrich des V. von der Pfalz, der kurze Zeit die böhmische Königskrone getragen hat, wurde 1620 zu Berlin geboren. Mit einem kräftigen Körper verbanden sich die vortrefflichsten Anlagen des Geistes und Herzens und eine Lust zu lernen und zu schaffen. Schon früh konnte man daher in ihm seine künftige Größe ahnen. Während sein Vater, den Jammer seiner Zeit und das Unglück seines Volkes vergessend, mit Leidenschaft der Jagd und rohen Freuden sich ergab und seinen Minister Schwarzenberg schalten und walten ließ, widmeten sich drei edle Frauen, seine Mutter und seine beiden Großmütter, der Erziehung des Kurprinzen. Seinen Oheim, Gustav Adolph, sah der elfjährige Knabe mit freudigem Staunen und ihn wählte er sich zum Vorbilde. Der Schwedenkönig erkannte in dem Prinzen sofort das Große und sprach den Wunsch aus, daß Friedrich Wilhelm dereinst der Gemahl seiner Kronerbin Christine werden möchte. Aber die österreichische Partei am Hofe suchte dies zu vereiteln, indem sie darnach trachtete, ihn sittlich und geistig zu verderben; selbst der Kaiser bot Alles auf, ihn zum Übertritt 'der katholischen Kirche zu bewegen und suchte ihn mit einer Erzherzogin zu vermählen. Jedoch die 'Kurfürstin überwand diese Gefahren und sandte ihren achtzehnjährigen Sohn zu weiterer Ausbildung nach Holland an den Hos des Fürsten Friedrich Heinrich von Oranten. Da lernte er treffliche Fürsten und ein freies Volk kennen, das sich durch Heldenkraft, Handelsgeist, Kunst und Wissenschaft in die Reihe der ersten Mächte emporgeschwungen hatte. Auf der Universität Leyden, im Feldlager zu Breda und im steten Umgänge mit Friedrich Heinrich eignete er sich lernbegierig dasjenige an, was ihm für seinen erhabenen Beruf nöthig schien. Alle fanden Gefallen an dem Kurprinzen und waren entzückt über seine kräftige, ritterliche Gestalt. Von den sogenannten Zerstreuungen hielt sich Friedrich Wilhelm ziemlich fern. Nur wenn er im Familienkreise des Erbprinzen von Oranten sein konnte, war er glücklich. Im Jahre 1640 starb Georg Wilhelm, und sein Sohn Friedrich Wilhelm übernahm das Land im jammervollsten Zustande. Brandenburg war in den Händen der Schweden, Kleve in denen der Holländer, *) Nach Bender.

2. Geschichts-Bilder - S. 321

1878 - Langensalza : Greßler
321 Preußen war polnisch. Alles war verheert; Berlin zählte nur 300 Bürger, die nicht mehr als das nackte Leben hatten. Zu keiner Zeit ist irgend ein Land schwerer heimgesucht worden, als Brandenburg zur Zeit des dreißigjährigen Krieges! Der Minister Schwarzenberg, den das Volk als Landes-verräther haßte, stand noch immer an der Spitze der Regierung. Von diesem sich loszumachen, war Friedrich Wilhems erste Sorge. Das brandenburgische Heer hatte dem Kaiser geschworen; der Kurfürst mußte ein neues Heer schaffen. Mit großer Vorsicht ging er zu Werke. Als Schwarzenberg schon nach vier Monaten starb, schuf er sich eine neue Armee, nur 3000 Mann stark, aber auserlesene, zuverlässige Truppen. Die polnische Belehnung über Preußen erhielt er nur unter sehr lästigen Bedingungen. Das ihm durch Erbschaft zugefallene Herzogthum Pommern mußte er geduldig einstweilen den Schweden überlassen, die es besetzt hielten. Mit den Schweden schloß er bald nach seinem Regierungsantritte einen Waffenstillstand, und da ihn keine der kriegführenden Mächte zum Feinde haben wollte, so verschaffte er dadurch seinem Lande die Befreiung von den Feinden und Ruhe. Könige warben jetzt um seine Freundschaft, und eine regierende Königin (Christine von Schweden) begehrte ihn zu ihrem Gemahle. Friedrich Wilhelms scharfer Blick hatte aber bereits eine Lebensgefährtin gefunden, welche später eine Zierde des Thrones und ein Segen für den Staat wurde. Im Jahre 1646 vermählte er sich mit der frommen, edlen und hochgebildeten Prinzessin Henriette Luise von Oranien, Friedrich Heinrichs Tochter, die ihm von nun an eine treue Freundin in Glück und Leid und eine weise Rathgeberin war. Sie besserte jetzt und half, so viel sie vermochte, und ihre segnende Hand gründete das Glück vieler Familien, unterstützte die Roth-leidenden, erfreute die Kranken, pflegte die Waisen und Wittwen, führte Geschmack und Kunstsinn in höhere Lebenskreise ein, und trug endlich viel dazu bei, die Wunden zu heilen, welche der dreißigjährige Krieg diesem armen Lande geschlagen hatte. Als im Jahre 1648 die Friedensverhandlungen zu Osnabrück und Münster eröffnet wurden, da richtete Friedrich Wilhelm feine ganze Aufmerksamkeit dahin und trat mit Klugheit und Kraft für seine Rechte ein. Zwar mußte er in diesem Frieden Vorpommern mit Stettin den Schweden überlassen, aber Hinterpommern nebst dem Bisthum Kamin wurde ihm ausgehändigt, dazu wurden ihm als Entschädigung die Fürstentümer Halberstadt und Minden, die Grafschaft Hohenstein und das Erzbisthum Magdeburg zugesprochen, mehr Land, als er hatte aufgeben müssen, im Ganzen ein Zuwachs von gegen 430 Qmeilen. Daneben war er es, der seinen refor-mirten Glaubensgenossen gleiche Rechte mit den beiden andern Religionsparteien im Reiche errang. Geschichtsbilder. 8te Aufl. 21

3. Geschichts-Bilder - S. 354

1878 - Langensalza : Greßler
354 Alles dies bewog den königlichen Vater Anstand zu nehmen und seinen Richtspruch noch nicht vollziehen zu lassen. Auf diese Weise ward die Sache aufgeschoben und zugleich aufgehoben. Dafür aber bestand der Monarch mit Ungestüm auf Kattes Hinrichtung, als eines Mitschuldigen. Dieser 22jährige Jüngling wurde daher nach Küstrin abgeführt, um, wie es des Königs Wille war, vor seines Sohnes Augen hingerichtet zu werden, was denn auch wirklich geschah. Als am Morgen der Hinrichtung der ans Fenster geführte Kronprinz seinen unglücklichen Freund erblickte, streckte er weinend die Arme nach ihm aus und rief: »Kalte, vergib mir!« Katte erwiderte: »Leicht ist der Tod für einen so liebenswürdigen Prinzen; lebt wohl!« und der Jüngling empfing standhaft den Todesstreich. Des Kronprinzen Schmerz war außerordentlich, so daß er den ganzen Vormittag au3 einer Ohnmacht in die andere sank. Nicht lange nachher, als der Prinz beschworen halte an Niemand Rache zu nehmen, und sich ohne des Vaters Wissen und Willen nicht wieder zu entfernen, erhielt er endlich Degen und Orden zurück, und die Erlaubniß, frei umherzugehen. Obgleich nun Friedrich feiner Hast entlassen war, mußte er doch noch ein volles Jahr in Küstrin verbleiben und als jüngster Rath in der Domainen-fammer daselbst arbeiten. Ruhig und ergeben fügte sich der Sohn in des Vaters Willen, und erst nach einem Jahre durfte der Sohn Zur großen Freude Vieler wieder in Berlin erscheinen. Es war gerade die Vermählungsfeier der Prinzessin Wilhelmine mit dem Erbprinzen Friedrich von Bai reu th, als der König den begnadigten Sohn am Hcchzeitsmahle unerwartet in den Saal führte, und zur Königin sagte: »Seht Ihr, Madame! da ist nun der Fritz wieder!« Der Königin Freude, welche alle Anwesenden, hohe Verwandte und Gäste aufrichtig theilten, war außerordentlich. — Bei dieser feierlichen Gelegenheit mochte sich wohl der Vater mit dem Sohne ausgesöhnt haben. Am 27. November 1731 wurde Friedrich wieder zum Militärdienst angenommen, worauf ihm der Vater das schöne Infanterieregiment in Ruppin übergab. 1733 mußte sich der Kronprinz ohne die Zustimmung seines Herzens mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern vermählen. Der König schenkte ihm zugleich die Grafschaft Ruppin, und 1734 erhielt Friedrich Rheinsberg, wo er das verfallene Schloß prachtvoll wieder aufbauen ließ. Seit jener Zeit lebte auch der Kronprinz größtenteils att diesem Orte in der Umgebung mehrerer Gelehrten und Freunde. Hier bildete er sich ganz zum geistvollen Mann aus. Sein gewöhnlicher Umgang war der Freiherr von Knobelsdorf, ein vorzüglicher Baumeister, Kaiferling, fein größter und erster Liebling, der Graf von Ehazot, der berühmte Violinist Benda, und Jordan, vormaliger Prediger zu Prenzlow.

4. Geschichts-Bilder - S. 375

1878 - Langensalza : Greßler
375 verwundet ward, und bald darauf, nach der Schlacht bei Kesselsdorf, der Friede eintrat. Von da bis zum Ausbruche des siebenjährigen Krieges traf den Helden viel Ungemach. Der Tod seiner Gattin und des einzigen Sohnes beugten ihn noch tiefer, als die Ungnade Friedrichs, die, von seinen Feinden angefacht, sich vielfach und höchst unan* genehm äußerte und erst kurz vor dem Ausbruche des Krieges durch eine persönliche Zusammenkunft mit dem Könige beseitigt ward. — Im siebenjährigen Kriege zeichnete sich Ziethen durch viele glänzende Thaten aus. Hier erwähnen wir blos, daß er mit großer Klugheit vor der Schlacht bei Prag die Avantgarde leitete, daß er bei toll in, wo er die Kavallerie auf dem rechten Flügel befehligte, verwundet ward, daß er bei Reuthen durch das Zurückwerfen des Nadastischen Korps die Bahn zum Siege brach, und die ihm darauf übertragene Verfolgung des Feindes mit großer Umsicht und Thätigkeit leitete, später aber der feindlichen Uebermacht Laudons weichen mußte; daß er auf dem Schlachtfelde von Liegnitz, wo er das österreichische Hauptheer zurückhielt, zum General der Kavallerie ernannt ward; daß er es war, der den Mutigen Tag bei Torgau zur Entscheidung brachte, obwohl ihm der König darüber Bittere, aber unverdiente Vorwürfe machte. Bald nach dem Hubertsburger Frieden verheiratete sich Ziethen nochmals in seinem 65. Jahre. Es ward ihm ein Sohn geboren, den der König aus der Taufe hob. Von nun an überschüttete Friedrich seinen Feldherrn fortwährend mit Beweisen feiner Gnade und Zuneigung. Beim Ausbruche des bairischen Erbfolgekrieges wollte der 79jährige Greis durchaus Theil nehmen an dem Feldzuge; allein der König lehnte seine wiederholten Anträge in Rücksicht auf feine Gesundheit ab. So von seinem Monarchen geehrt und geliebt, von seinen Untergebenen fast angebetet, von der großen Menge mit Bewunderung verehrt, durchlebte er ein heiteres Greifenalter, bis am 26. Januar 1786 zu Berlin ein sanfter, schneller Tod sein ruhmvolles Leben ohne lange Krankheit endete. — Auf dem Denkmale, welches Prinz Heinrich den Helden des siebenjährigen Krieges im Jahre 1790 ^ Rheinsberg setzen ließ, nimmt auch der Name Ziethen feinen thm gebührenden Platz ein. Als Anerkennung feiner Verdienste errichtete ihm Friedrich Wilhelm Ii. 1794 auf dem Wilhelms-platze in Berlin eine Marmorstatue. Ziethen war ein kleiner, hagerer Mann, von zartem Gliederbau; in dem festen Blick seines Auges lag ein Ausdruck, der seinen Gesichtszügen, die nicht schön waren, einen gewissen Ernst und eine Würde verlieh. Er hatte einen leichten Gang und bewegte sich sehr rasch.

5. Geschichts-Bilder - S. 264

1878 - Langensalza : Greßler
264 bald mit den Franzosen zu thun gehabt und war dadurch verhindert worden, etwas Ernstliches gegen die Protestanten zu unternehmen. Nun aber hatte er keine äußeren Feinde mehr zu fürchten, und er beschloß, die Evangelischen mit Gewalt zu unterdrücken. Die evangelischen Fürsten hatten schon 1531 ein Bündniß zur Vertheidigung ihres Glaubens zu Schmalkalden geschlossen. Als sie die Absicht des Kaisers merkten, rüsteten sie eilig ihre Heere; aber ihre Aengstli^keit und Eifersucht machten einen Angriff unmöglich. Den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen rief die Treulosigkeit seines Vetters Moritz in seine Länder zurück. Dieser war evangelischen Glaubens und Schwiegersohn des Landgrafen Philipp von Hessen, eines Bekenners des evangelischen Glaubens. Dennoch stand er heimlich mit dem Kaiser in Unterhandlung und besetzte die Länder Johann Friedrichs mit Gewalt. — Zwar nabm dieser sie wieder, nun aber machte sich 1547 der Kaiser in Verbindung mit Moritz gegen ihn auf. Der Kurfürst suchte das feste Wittenberg zu erreichen. Der Kaiser zog ihm am anderen User der Elbe bis Mühlberg nach. Er sah anfangs keine Möglichkeit, über den Fluß zu kommen; doch zeigte ihm ein verräterischer Bauer eine Furth. Es war ein Sonntagsmorgen. Der Kurfürst wohnte gerade dem Gottesdienste bei, als er die Nachricht erhielt, daß der Kaiser im Anzuge sei; dennoch wollte er sich in seiner Andacht nicht stören lassen. — Als er endlich aufbrach, wurde er von den kaiserlichen Reitern eingeholt und zur Schlacht gezwungen. Aber die Seinen wurden geworfen; er selbst erhielt einen Hieb in die linke Wange und mußte sich den Feinden ergeben. Gefangen und mit Blut bedeckt, wurde er vor den Kaiser geführt. Als er diesen erblickte, hob er die Augen gen Himmel und sprach: »Herr Gott, erbarme Dich meiner; nun bin ich hier!« Er wollte dem Kaiser die Hand reichen; aber dieser wandte sich ungnädig ab. Und als er anhub: »Aller gnädigster Kaiser!« — entgegnete Karl: »»So? bin ich nun euer gnädigster Kaiser? So habt ihr mich lange nicht geheißen!«« — Da sagte der Kurfürst: »Ich bitte um ein fürstlich Gefängniß!« — »»Wohl,«« antwortete Karl, »»ihr sollt gehalten werden, wie ihr es verdient.«« — Der Kaiser zog nun vor Wittenberg. Er nöthigte den Kurfürsten, die Stadt zur Uebergabe aufzufordern, als aber dieser sich weigerte, ließ er ihn zum Tode verurteilen. Dieses Urtheil ward indeß nicht ausgeführt. Doch mußte Johann Friedrich auf die Kurwürde Verzicht leisten, seine Länder an Moritz abtreten, die Festung Wittenberg überliefern und des Kaisers Gefangener bleiben. Nach dem Unfalle des Kurfürsten von Sachsen war der Landgraf Philipp nicht im Stande, dem Kaiser zu widerstehen. Er

6. Geschichts-Bilder - S. 355

1878 - Langensalza : Greßler
355 Auf dem Schlosse Rheinsberg lebte Friedrich fünf Jahre lang, bis er am 31. Mai 1740 den Thron seiner Väter bestieg, um fast ein halbes Jahrhundert mit Muth und Weisheit zu regieren. Friedrich der Große zeichnete sich bald als ein kluger und gerechtigkeitsliebender Regent aus; er erregte im In- und Auslande Bewunderung. Gegen seine treffliche Mutter bewies er sich stets als ein dankbarer Sohn. Die Armen seines Landes überschüttete er mit Wohlthaten. Als er die Regierung antrat, fand er ein gerüstetes Kriegsheer von 70,000 Mann vor, und einen Schatz von 9 Millionen Thalern. Von dem kostbar zu erhaltenden Riesenregimente ließ er nur ein Bataillon unter dem Namen der alten Garde fortbestehen. Uebrigens aber änderte er wenig in den Einrichtungen seines Vaters, wenn sich ihm nicht eine nützliche Verbesserung ganz klar darlegte. Friedrich war sehr ruhmbegierig, und zur Befriedigung dieser Leidenschaft eröffnete sich bald ein Schauplatz in Schlesien, indem er wegen seiner gegründeten Ansprüche auf vier schlesische Fürstentümer die Waffen gegen Oesterreich ergreifen mußte. Er suchte von der Kaiserin Maria Theresia durch Vergleich gegen die Fürstentümer Jägernd ors, Liegnitz, Brieg und Wohlan die Fürstenthümer Sag an und Groß-Glogan zu erlangen, und bot dagegen seinen Beistand mit 2 Millionen Thalern und die Kurstimme. Unglücklicherweise verwarf die Monarchin die Vorschläge des Königs von Preußen, und so kam es denn zum ersten schlesischen Kriege. Friedrich ließ Niederschlesien besetzen, und auch Oberschlesien siel nach dem Siege der Preußen bei Molwitz (in der Nähe von Brieg) in Friedrichs Hände. — 1742 am 28. Juli wurde im Berliner Frieden das jetzige preußische Schlesien nebst der Grafschaft Glatz an Preußen abgetreten. Auf diesen Krieg folgten nun zwei Friedensjahre, welche der preußische Monarch mit Weisheit zu benutzen wußte. Er vergrößerte seine Armee, ließ den Plauenschen und Finow-Kanal graben und den Hafen von Stettin ausräumen, ries Gelehrte von allen Seiten ins Land und verschönerte die Residenz. 1743 fiel durch den Tod des Fürsten Karl Edgard Ostsriesland an Friedrich den Großen. Nun begann der zweite schlesische Krieg im Jahre 1744. Oesterreichs Siege wider die Verbündeten machten den König für seine Erwerbungen besorgt, daher entschloß er sich, in Böhmen einzurücken; er vermochte sich aber hier nicht länger zu halten, und im Jahre 1745 konnten seine Siege beihohen-Friedberg (bei Schweidnitz), Sorr (in Böhmen) und Kesselsdorf (bei Dresden) dem Könige nur Schlesien ohne alle Vergrößerung erhalten. Nun folgten zehn glückliche und für Preußen höchst segensreiche Friedensjahre, in welchen Friedrich für sein Volk und seinen hohen Beruf leben konnte. Der Monarch verbesserte jetzt seine 23*

7. Geschichts-Bilder - S. 323

1878 - Langensalza : Greßler
323 nebst der wichtigen Stadt und Festung Stettin und der Insel Rügen fiel in des Siegers Hände. — Dann, als der Schwede Horn mit großer Macht in Preußen einfiel, flog er mit seinen Tapfern in strengster Winterkälte zu Schlitten über die gefrorenen Haffs und vernichtete den Feind unweit Tilsit. Indeß hatte der Kaiser zu Nimwegen 1679 mit Frankreich einen schmählichen Frieden geschlossen, und der edelste deutsche Held, welcher, von seinem undankbaren und mißgünstigen Bundesgenossen schändlich im Stiche gelassen, nun allein den Franzosen und Schweden gegenüberstand, mußte, was der Kaiser bereits im Friedensschluß dem Reichsfeinde gern zugesagt hatte, weil er mit Neid und Angst Brandenburgs kühnen Aufschwung sah, alle seine schwedischen Eroberungen wieder ausliefern. Ihm blieb für alle Verdienste um das Vaterland nichts als ein unsterblicher Ruhm. »Daß doch dereinst aus unserm Gebein ein Rächer erstünde!« rief voll Unwillens der Kurfürst aus, als er den Frieden von St. Germain unterschrieb. Auch noch auf einem andern Punkte sah sich der Kurfürst von seinem Kaiser bitter betrogen. 1675 starb der Herzog von Liegnitz, Brieg und Wohlau; der Kurfürst war bessen rechtmäßiger Erbe. Er mußte sich aber mit dem schwiebuser Kreis als Entschäbi-gung zufrieben geben, und auch biesen jämmerlichen Ersatz machte der Kaiser zu einer Täuschung, ba er vorher schon den Kurprinzen Friedrich, welcher mit seinem Vater durch die Schuld einer ränkevollen Stiefmutter in arge Zwistigkeiten gerathen war, zu dem heimlichen Versprechen genöthigt hatte, ihm denselben, sobald er zur Regierung kommen würde, zurückzuliefern. Das schlesische Fürstenthum Jägerndorf, welches einem brandenburgischen Prinzen gehörte, hatte der Kaiser schon während des dreißigjährigen Krieges dem Fürsten von Lichten st ein geschenkt. Mißmuthig über die ihm von seinen Freunden widerfahrenen Ungerechtigkeiten zog sich der Kurfürst von dem großen Weltschauplatze zurück. Wie sehr Friedrich Wilhelm ein durch und durch evangelischer Christ war, zeigte er bei allen Gelegenheiten. Darum war er auch duldsam, wie kein anderer Fürst, gegen seine andersgläubigen Unterthanen, und als ihm die Polen 1668 ihre Krone anboten und nur verlangten, daß er katholisch würde, antwortete er: auf solche Bedingungen werde er nicht einmal die Kaiserkrone hinnehmen, und die Polen würden so einen König nicht achten können, der für eine Krone fein Gewissen hingäbe. — Hatte der große Kurfürst schon gleich nach seinem Regierungsantritte es sich angelegen sein lassen, sein veröbetes Land durch fleißige Einwanderer aus Holland, dem Bremischen und der Schweiz wieder zu bevölkern, 21*

8. Geschichts-Bilder - S. 324

1878 - Langensalza : Greßler
324 denackerbau undgartenbau zu heben, Manufakturen und Fabriken zu vermehren und zu verbessern, Kanäle anzulegen wie den von Müllrose, so waren ihm die flüchtigen französischen Resormlrten (Hugenotten) doppelt willkommen. Ludwig Xiv. hatte nämlich das Edikt von Nantes, nach welchem sein Großvater' Heinrich Iv. 1598 den Reformirten gleiche Rechte mit den Katholiken gegeben hatte, 1685 wieder aufgehoben und verfolgte die Reformirten bis aufs Blut. Darum wanderten Hunderttausende aus; ihrer 20 000 nahm der große Kurfürst auf, und sie haben ihm die Freundschaft reichlich belohnt. Friedrich Wilhelm war der erste deutsche Fürst, der ein eigenes Post wesen einführte und Seehandel trieb; selbst eine Marine von acht Fregatten hatte er geschaffen, und er gründete eine afrikanische Handelsgesellschaft und auf der Küste von Guinea das Fort Großfriedrichsburg. - Auch die Einführung x offelb au es in seinen Staaten ist sein Werk. Aber auch die geistige Bildung seiner Unterthanen lag ihm am Herren Er gründete die königliche Bibliothek in Berlin, die Universität Duisburg und Schulen für alle Stände. Mit sichtlichem, christlichem Beispiele leuchtete er sammt seiner ersten Gemahlin Luise, der frommen Dichterin (f 1667), Allen voran, in einer Zeit, wo die meisten Höfe den Glanz, die Ueppigkeit und Tatenlosigkeit des französischen nachzuäffen strebten. Als der Kurfürst im Jahre 1688 starb, hinterließ er feinem und Luisens einzigem Sohne, Friedrich Iii., ein blühendes Land von 2046 Qm. mit Iv2 Mill. Einwohner, ein dankbares Volk einen gefüllten Staatsschatz und ein stehendes Heer von 30,000 Mann, ausgezeichnet durch Disciplin (Zucht) und Waffenruhm'. — Frredrich Wilhelm, der große Kurfürst, ist der wahre Gründer des preußischen Staates. Ruhm und Ehre dem Fürsten, der so wirkte! Feldmarschall Derflinger. Wie der Kurfürst in Allem, was er unternahm, bemüht war, das Rechte und Praktische zu treffen, dieses dann aber auch mit Kraftfülle in Ausführung zu bringen, so suchte er sich auch mit Beamten zu umgeben, die zu seiner Denk- und Handlungsweise paßten. In der Landesverwaltung war sein vertrautester und oberster Rath Otto von Schwerin, der den Titel eines Oberpräsidenten führte, aber als Kanzler und erster Minister unter allen Beamten den ersten Rang einnahm, und für das Kriegswesen, namentlich für alles Praktische, hatte er den berühmten Derflinger. Derflinger war der Sohn protestantischer Eltern in Böhmen und von ganz niedriger Abkunft. In seinem sechszehnten Jahre

9. Geschichts-Bilder - S. 353

1878 - Langensalza : Greßler
353 behandelt: der Vater haßte endlich Friedrich so sehr, daß er sogar wünschte, es möchte derselbe zu Gunsten seines jüngern Bruders dem Thron entsagen. — Nun war auch die Zeit herangekommen, wo an eine politische Vermählung gedacht werden mußte. Des Kronprinzen Mutter wünschte ihren Sohn mit der Prinzessin A m a l t e, der Tochter des Königs Georg Ii. von England, vermählt zu sehen j allein der König willigte nicht in diesen Plan. Unwillig über des Vaters Druck, der von Tag zu Tag unerträglicher wurde, wollte Friedrich zu seinem mütterlichen Oheim, dem Könige von England, flüchten. Um dieses Geheimniß wußten nur des Kronprinzen Schwester Wilhelm ine, sein Jugendfreund, der Lieutenant von Katte, der Page von Keith, die Lieutenants von Spaen und von Ingersleben. Der Plan sollte im Lustlager, welches tm Juli 1730 bei Mühlberg gehalten wurde, und wohin Friedrich dem Könige gefolgt war, insgeheim ausgeführt werden; aber der Prinz wurde durch den sächsischen Minister Hotyttt daran verhindert. Einen Monat später, im August, kam der König mit dem Kronprinzen nach Wesel am Rheine, und hier sollte nun aufs Neue versucht werden, Friedrichs Plan auszuführen. Gewiß wäre der Prinz auch glücklich nach England entkommen, wenn sein Freund Katte nicht aus Unvorsichtigkeit von dem Plane gesprochen hätte. Man ließ den Prinzen zwar entfliehen, holte ihn aber unweit der Stadt Wesel am 11. August wieder ein, und führte ihn als Gefangenen zurück. Keith entkam zu seinem Glücke nach England, aber der unglückliche Kalte ward in Berlin festgenommen. Der König war vor Wuth über seines Sohnes Vorhaben außer sich, und hätte ihn gewiß im Kommandantenhause, wo derselbe vor ihm erschien, mit eigener Hand erstochen, wenn es nicht der Kommandant von Mosel verhindert hätte. In Begleitung des Ministers von Seckendorf wurde nun Friedrich nach Mittenwalde gebracht und vor eine Militärkommission gestellt, allein es war nichts von ihm herauszubringen, wodurch der Haß seines Vaters noch hartnäckiger wurde. Hierauf wurde der Prinz nach Küstrin gebracht, wo er anfänglich eine sehr harte Gefangenschaft erdulden mußte, und sein Unterhalt täglich nicht mehr als h Groschen kosten durfte. Von einem Kriegsgerichte, welches in Köpenick gehalten wurde, und wobei der König, weil es seinen Sohn betraf, selbst den Vorsitz hatte, ward Friedrich zum Tode verurteilt. So sehr glaubte der Vater durch jene Flucht die Majestät beleidigt, und gewiß wäre dieses Urtheil auch vollzogen worden, wenn nicht viele Assessoren jenes Gerichts und besonders der Fürst von Dessau dagegen ausgetreten wären, und das Urtheil laut für ungerecht und unmenschlich erklärt hätten. Ja selbst Kaiser Karl Vi. erklärte in einem Schreiben, daß der Kronprinz, als ein Reichsfürst, nur vom Reichstage gerichtet werden könne. Geschichtsbilder. 8te Aufl. 23

10. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 312

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
312 der Nachbarschaft einen bequemen Steinbruch. Das setzte sich Jahr-hunderte fort, bis endlich 1818 das Steinbrechen verboten wurde, weil die hessische Regierung daselbst eine alte Kultursttte vermutete. 1853 wurde dem Altertumsforscher Habel zum Zwecke der Ausgrabung die Rodung der Waldparzelle gestattet. Der ins Leben gerufene Saalburg-Verein" gab die Mittel zu den Ausgrabungen und zur teilweisen Rekon-struktion der Ruinen. Seit 1870 gab das preuische Kultusministerium weitere Untersttzung. Kaiser Wilhelm I., sowie Friedrich Iii. und seine kunstsinnige Gemahlin Viktoria, namentlich aber unser jetziger Kaiser zeigten fr die Arbeiten ein lebhaftes, frderndes Interesse, so da heute dank der Munifizenz Sr. Majestt, des weiland Kultusministers Studt und des Kommerzienrats Albert in Wiesbaden die Hauptteile des Lagers: die Wallmauer mit den Spitzgrben und Brcken, die portae, das praetorium mit den Randgebuden des dahinter belegenen ersten atriumhnlichen Hofes und den abschlieenden Gebuden (auf der Rckseite das sacellum Fahnenheiligtum) des zweiten kleineren Hofes, ferner das horreum und das demselben gegenberliegende quaestorium wieder aufgebaut sind. Whrend die porta praetoria nur ein Tor hatte, das bei Annherung des Feindes zugebaut zu werden pflegte, hatte die porta decumana zwei, von je einem viereckigen Turm flankierte gewlbte Toreingnge, von denen der eine als Ausgang, der andere als Eingang diente. Die beiden Trme sind durch einen nach der Auenseite mit Zinnen versehenen Gang miteinander verbunden. Vor dem Mittelpfeiler dieses Doppeltores erhebt sich auf antikem Fundamente eine von Kaiser Wilhelm Ii. gestiftete Bronzebildsule des Kaisers Antoninus Pius (138 bis 161), der sich um den Ausbau des Kastells sehr verdient gemacht hat. Oben an diesem Mittelpfeiler ist in groen Goldbuchstaben die Inschrift zu lesen: Guilelmus Ii. Friderici Iii. filius Guilelmi Magni nepos anno regni Xv in memoriam et honorem parentum castellum limitis Romani Saalaburgense restituit. Besonders wertvoll ist das praetorium, dessen Aufbau auf den alten Fundamenten Kaiser Wilhelm Ii. 1897 befahl. Der Grundstein zu diesem Gebude wurde am 11. Oktober 1900 in Allerhchster Anwesenheit gelegt. Die lateinische, von Professor Mommsen verfate und in eine Metallplatte eingravierte Stiftungsurkunde lautet: Castellum limitaneum Saalaburgense a Romanis imperatoribus conditum ad fines contra Germanos tutandos labente Romano imperio a Germanis excisum post sedecim saecula ad declaran-dam discidiorum vetustorum memoriam subsecuta populorum concordia ruderibus quae superfuerunt religise servatis quae interierunt ad form am antiquam instauratis museo antiquitatum limitanearum adiecto anno imperii decimo tertio in memoriam patris imperatoris Friderici Iii. restituit Guilelmus Ii., imperator Germanorum a. Mdcccc d. Oct. Xi. 2. Beschreibung des Koftes. a) Umfang und Befestigung. Man stellte durch die Ausgrabungen 3 Kastelle fest: ein kleines ii
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