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150. Entwickelung des Handels und der Industrie
in Schlesien.
Bis zum 13. Jahrhundert hin hatte Schlesien eine geringe und aus-
schliesslich slavische Bevölkerung, wo im allgemeinen jeder nur diejenigen
gewerblichen Erzeugnisse herstellte, die er selbst oder sein Herr oder
seine nächste Umgebung gebrauchten. Erst mit dem Eindringen zahl-
reicher deutscher Kolonisten in das Land, vom Beginn des 13. Jahrhunderts
ab, entfaltet sich in den neu entstehenden deutschen Städten Gewerbe und
Handelsthätigkeit. Die geographische Lage Schlesiens kam dem Lande in
jenen älteren Jahrhunderten mehr zu statten als heutzutage. Schlesien
war das Land, wo sich der industriearme Osten und der industrie-
reiche Westen berührten, der Osten seine Rohstoffe, der Westen
seine Waren gegeneinander austauschten. Jahrhundertelang hat Schlesien
an dem Gewinn, den der hier sich vollziehende Austausch abwarf, einen
höchst bedeutenden Anteil gehabt. Daran erstarkte auch seine eigene
Industrie. Der Haupthandelsweg, der durch das Land ging, führte von
England und den Niederlanden über Leipzig und Görlitz, oder von
Süddeutschland über Nürnberg und Görlitz nach Breslau. Der Weg
von Norddeutschland über Magdeburg her ist erst später zur Bedeutung
gelangt. Von Breslau aus führte nach Polen und Russland die südlichere
Strasse über Krakau, Lemberg, Kiew bis in die Gebiete der Wolga
und des Schwarzen Meeres, die nördlichere über Posen, Thorn,
Danzig in die Küstenländer der Ostsee; ebenso wurde der Weg durch
Mähren hindurch nach Ofen und weiter ins Ungarland mit lohnendem
Verdienst befahren.
Von allen gewerblichen Erzeugnissen, die von Westen her eingeführt
wurden, nehmen feine englische und niederländische, sowie geringere
sächsische Tuche und andere Wollenwaren den ersten Rang ein, mit
welchen die schlesischen Tuchhändler sich unter vieler Gefahr für ihre
Waren und selbst ihr Leben bis in die Gebiete der Tartaren wagten.
Im Anschluss daran entwickelte sich in ganz Schlesien die Tuchweberei
zum lohnendsten Handwerk. Das Land eignete sich trefflich zur Schaf-
zucht und erzielte nicht nur eine reichliche, sondern auch eine feine Wolle.
Den in älterer Zeit zum Färben gebrauchten Waid bezog man aus Thüringen
und Holland. Seit dem 16. Jahrhundert war die aus Belgien eingeführte
Färberröte in Schlesien, namentlich in der Umgegend von Breslau angebaut,
so daß Schlesien bald auch damit die Nachbarländer versorgen konnte.
Erst in den späteren Zeiten fanden neben der Tucherzeugung und dem
Tuchhandel die Leinwandweberei und der Leinwandhandel ihre
Stelle, um die ersteren dann seit dem 17. Jahrhundert zu überflügeln und
im 18. Jahrhundert den ersten Rang unter allen schlesischen Gewerb-
zweigen einzunehmen. Der ursprüngliche Markt für die Leinwand war
ebenfalls Polen und namentlich Rußland. Der Flachs wurde im Lande
selbst gebaut, Leinsaat wurde aus den jetzigen russischen Ostseeprovinzen
oder aus Böhmen und Mähren eingeführt.
Von den Erzeugnissen, welche die östlichen Länder im Austausch
gegen die Erzeugnisse des Westens lieferten, standen lebendes Vieh, Tierfelle
und besonders Pelzwaren, nebst Getreide, Wachs u. s. w. oben an. Sie
gaben Veranlassung, dass in Schlesien auch das Kürschnergewerbe einen
19*
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Schlesiens England Breslau Norddeutschland Magdeburg Breslau Polen Russland Krakau Lemberg Kiew Thorn Danzig Ostsee Holland Belgien Schlesien Breslau Schlesien Schlesien
254
thätigkeit der Frommen, durch reiche Gaben sich einen Antheil an diesem
Verdienste zu erwerben. Jetzt erhoben sich statt des armseligen Obdachs,
das die Brüder bisher zur Aufnahme bieten konnten, Paläste, und daneben
wurde ein prächtiger Tempel zu Ehren des heil. Johannes des Täufers
erbaut, und die Brüderschaft führte von nun an den Namen Johanniterorden
— Ihre Güter mehrten sich bald in allen europäischen Ländern, und sie
selbst schlugen sich lange heldenmüthig mit den Türken, bis auch sie der
Übermacht weichen mussten. Sie liessen sich dann auf der Insel Cypern
nieder, und als sie auch hier vertrieben wurden, auf der Insel Rhodas.
Als sie aber endlich auch hier keine bleibende Stätte mehr fanden, schenkte
ihnen im Jahre 1536 der deutsche Kaiser Karl V. die Insel Malta, und
von jener Zeit an hiessen sie auch Malthesexritter. —
Ger König Balduin von Jerusalem schenkte im Jahre 1118 acht fran-
zösischen Rittern, die sich heldenmüthig der armen Pilger ausserhalb
der Hauptstadt gegen die Angriffe der räuberischen Horden angenommen
hatten, den Platz, wo einst der Tempel Salomo’s stand. Hier bauten sie
sich an und erhielten davon den Namen Tempelherren. Sie trugen ein rothes
Kreuz auf ihrem weissen Mantel. Ungewöhnlich schnell stieg das An-
sehen dieses Ordens, der grösstenteils aus Franzosen bestand, und er ge-
wann durch reiche Mitglieder und fromme Vermächtnisse einen Reichthum,
der bald jenen der Johanniter überstieg Aber dieser Reichthum reizte den
habsüchtigen französischen König Philipp Iv. zum Verderben dieses Ordens.
Er klagte die Mitglieder der grössten Verbrechen an; sie wurden unschuldig
misshandelt, eingemauert, lebendig verbrannt, und der ganze Orden wurde im
Jahre 1312 aufgehoben, seine Güter aber zum Vortheile des Königs und des
Papstes eingezogen. —
Auch der deutsche Ritterorden hat den Kreuzzügen seine Entstehung
zu verdanken. Er wurde im Jahre 1190 von Deutschen gegründet. Die
Mitglieder mussten Deutsche sein. Auch sie legten, wie die vorgenannten
Orden, das dreifache Gelübde ab, und hatten im Ganzen denselben
Zweck und dieselbe Einrichtung. Ihre Ordenstracht war ein weiss er
Mantel mit einem schwarzen Kreuze. Nach dem Verluste des heil.
Landes wandten sie sich nach Venedig. Von da wurden sie unter ihrem
Grossmeister Hermann von Salza im Jahre 1229 von den Polen gegen
die Preussen zu Hülfe gerufen. Dreiundfünfzig Jahre lang (von 1230 bis
1283) führten sie mit diesem heidnischen Volke schwere Kriege. Endlich
eroberten sie das Land und verbreiteten in diesem das Christenthum und
deutsche Bildung, Sitte und Sprache. Durch sie entstanden die Städte
Thorn und Kulm, später auch Memel und Königsberg. Marien-
burg wurde im Jahre 1309 die Residenz des Hochmeisters. Im 16. Jahr-
hundert (1525) nahm der Hochmeister des Ordens, Markgraf Albrecht von
Brandenburg, mit den meisten Ordensgliedern die evangelische Religion
an. Die Übrigen zogen nach dem Städtchen Mergentheim imwürtem-
bergischen. Im Jahre 1815 wurde der Orden durch den Wiener
Vertrag aufgehoben. —
9. Coluinbus, der Entdecker Amerikas.
1. Christoph Columbus stammte aus der italienischen Stadt Genua
und hatte sich von früher Jugend an dem Seewesen gewidmet. Mit Eifer be-
strebt, seinen Geist auszubilden, hatte er sich alle Kenntnisse, welche zu diesem
Berufe gehören, in vorzüglichem Grade angeeignet. Was er von der großen
Entdeckung der Südspitze Äfrika's durch die Portugiesen hörte, erfüllte ihn mit
Begeisterung. Hm sich genauer mit denselben bekannt zu machen, begab er sich
nach Portugal. Hier kam er auf den Gedanken, daß man doch, da die Erde
eine Kugel sei, wenn man gegen Westen durch das atlantische Meer schiffe,
wiederum Land treffen müsse, und daß dieses Land vielleicht das im fernen
Osten gelegene Indien sein könne. Wer weiß, dachte er, ob dieser Weg nicht
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Extrahierte Personennamen: Johannes Karl_V. Karl_V. König_Balduin_von_Jerusalem Philipp_Iv Philipp Hermann_von_Salza Albrecht_von
Brandenburg Albrecht Christoph_Columbus
Extrahierte Ortsnamen: Rhodas Malta Venedig Kulm Königsberg Städtchen_Mergentheim Amerikas Genua Portugal Indien
22
Bischofs von Ermeland — Pelplin, mit großartigen ehemaligen
Klostergebäuden, ist der -Sitz des katholischen Bischofs von Culm
— und Marienburg, an der Nogat, war einst der Sitz des
Hochmeisters der deutschen Ordensritter, welche 53 Jahre
(von 1230—1283) gegen die damals noch heidnischen Bewohner
Preußens schwere Kriege führten und sie endlich zum Christenthum
bekehrten. Das noch vorhandene schöne Schloß der Ordensritter
ist in neuerer Zeit wieder hergestellt worden.
Wie viel Provinzen kennt ihr jetzt? — Nenne die Regierungsbezirke
der Provinz Preussen! — Nenne die drei bedeutendsten Flüsse der Provinz
Preussen und gieb an, worein jeder mündet! — Nenne die beiden Haffe der
Provinz! — Was heisst Landzunge? — Was Nehrung? — Gieb den Unter-
schied an zwischen einer Landzunge und einer Halbinsel! — Was wisst ihr
von der Bodenbeschaffenheit der Provinz Preussen ? — Nennt ihre be-
deutendsten Städte! — Die Erwerbsquellen der Bewohner! — Was habt ihr
sonst noch von dieser Provinz behalten? —
Zeichnet jetzt die Provinz Preussen auf die Tafel! —
Beschreibet sie!
16. Die Provinz Posen.
Die Provinz Posen, auch das Großherzogthum Posen ge-
nannt, ist ein Theil des alten Königreichs Polen und besteht aus
den beiden Regierungsbezirken Posen und Bromberg. Sie ist 537
Quadratmeilen groß und hat 1,500,000 größtentheils katholische
Bewohner. Zwei Drittel der Bevölkerung sind Polen und nur
ein Drittel Deutsche. Der westliche Theil der Provinz ist meist
von Deutschen, dagegen der östliche überwiegend von Polen
bewohnt. Der Handel und der Betrieb der Ga st wirthschaft ist
größtentheils in Händen der Juden, die an Zahl mehr als 75,000
betragen. — Die Provinz Posen hat durchaus keine Gebirge, nur
hie und da hügelige Erhöhungen. Die Ebenen und Niede-
rungen sind häufig mit Wasser angefüllt und an den Usern der Flüffe
bruchig. Die Warthe, der Hauptfluß der Provinz, mit ihren
Nebenflüffen, der Netze und Obra, strömen träge dahin zwischen
ihren niedrigen Ufern. Die Weichsel berührt die Provinz auf eine
kurze Strecke in Nord-Osten und ist durch den Bromberger Kanal
mit der Netze verbunden. Außerdem hat die Provinz viele Seen.
Der Boden ist im Ganzen mittelmäßig fruchtbar; doch wird so viel
Getreide gebaut, daß davon ausgeführt werden kann. An Wal-
dungen, in welchen sich noch Wölfe aufhalten, fehlt es in der
Provinz nicht, und die weiten guten Wiesen flächen sind der Vieh-
zucht besonders förderlich. Schaf-, Pferde« und Rindvichzucht
sind daher bedeutend. An Mineralien ist die Provinz arm; denn
außer Lehm, Thon und Mergel liefert sie nur etwas Nasenerz
und Braunkohlen.
Die Hauptstadt ist Posen, von welcher die ganze Provinz
ibren Namen hat. Die Stadt Posen, eine Festung, ist der Sitz des
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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152
Ravensberg und an der Ostsee das Herzogthum Preußen*), so
daß die brandenlurgischen Besitzungen, wenn gleich weit zerstreut, bereits
einen Umsang von 1444 Quadratmeilen hatten.
Seine jetzige Größe aber hat der aus diesem kleinen Anfang ent-
standene preußische Staat zunächst jenem Manne zu danken, der 1640
den brandenburgischen Thron bestieg: Friedrich Wilhelm, dem großen
Kurfürsten. Er war der elfte der Kurfürsten aus dem Hause Hohen-
zollern. Geboren und groß geworden in der trostlosen Zeit des
30jährigen Krieges, hatte er das Elend der damaligen Zeit tief
empfunden. An dem Werke des „westphälischen Friedens" nahm
er daher eifrigen Antheil. Für den an Schweden abgetretenen Theil
voii Pommern, welches 1637 ganz an Brandenburg gefallen war,
erhielt er die Erzstifter: Magdeburg, Halberstadt und Minden.
Aber in dem Lande, das er regieren sollte, sah es, wie allenthalben
in Deutschland, gar traurig aus: kein Geld, kein Heer, kein Acker-
bau, weder Gewerbe, noch Handel, noch Schulen, grenzenloses
Elend überall. Diesen Jammer zu tilgen, das Volk durch Unter-
richt zu bilden, das Land durch Herstellung der Ordnung, durch
Ackerbau, Handel, Gewerbe und Kunst und durch ein geord-
netes und geübtes Heer wieder stark zu machen: das hat der große
Mann zur Aufgabe seines Lebens gemacht. Freilich ging es dabei nicht
immer ohne harte Kämpfe her, nicht bloß im Innern seines Landes,
sondern auch nach Außen hin. Im Jahre 1672 stand er mit seinem
Heere am Rhein, um seine Erblande, das Herzogthum Cleve, gegen
den eroberungssüchtigen Franzosenkönig Ludwig Xiv. zu schützen.
Mehrere deutsche Reichsstädte im Elsaß waren schon von den Fran-
zosen weggenommen und 1674 wurden die Rheinlande, besonders
die Pfalz, von ihnen barbarisch verwüstet. Städte und Dörfer wurden
niedergebrannt. Hunderte von Ortschaften lagen in Asche, und die
Einwohner irrten als Bettler umher. Alles Land zwischen Saar,
Mosel und Rhein war zur Wüste gemacht worden. Um sich seines
gefürchteten Gegners, des großen Kurfürsten, am Rhein zu entledigen,
hatte Ludwig Xiv. die Schweden aufgehetzt, ins Brandenburgische
einzufallen. Alle Gräuel des 30jährigen Krieges wurden von diesen
erneuert. Rasch eilte daher der Kurfürst vom Rhein zur Rettung
herbei. Nachdem der tapfere Derflinger — der aus einem Schueider-
*) Der Name Preußen kommt erst gegen das Ende des 10. Jahrhunderts in der Geschichte
vor und bezeichnet diejenigen Völkerschaften, welche das nordöstliche, an Rußland grenzende
Gebiet an der Memel und Weichsel bewohnten. Weil sie Anwohner (Nachbarn) der Russen,
damals Reußen genannt, waren, so gab man ihnen den Namen: Poreußen, d. h. die an
oder bei den Reußen Wohnenden, woraus später der Name Preußen entstanden ist. — Rauh,
wie die Natur des Landes, waren auch die Bewohner desselben. Erst im 13. Jahrhundert wur-
den sie durch die deutschen Ordensritter zum Christenthum bekehrt, welche von nun an das
Land beherrschten. Marienburg an der Nogat (im jetzigen Regierungsbezirk Marienwerder)
war der Sitz dieses Ordens. Der letzte Hochmeister desselben war Albrecht von Bran-
denburg. Dieser trat 1525 zur evangelischen Religion über. Mit seinem Sohne
Albrecht Friedrich starben seine männlichen Nachkommen in Preußen (1618) aus, und das
Herzogthum Preußen fiel an Brandenburg. Von diesem Herzogthum hat der preußische
Staat seinen Namen erhalten. Weil das Ordenskleid der deutschen Ritter, welche früher
in Preußen geherrscht hatten, schwarz und weiß war, so blieben diese Farben preußische
Nationalfarben.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Derflinger Albrecht_von_Bran- Albrecht Albrecht_Friedrich Albrecht Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Pommern Brandenburg Magdeburg Halberstadt Minden Deutschland Rhein Rheinlande Saar Rhein Rhein Rhein Marienburg Marienwerder Brandenburg
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
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150. Entwickelung des Handels und der Industrie
in Schlesien.
Bis zum 13. Jahrhundert hin hatte Schlesien eine geringe und aus-
schliesslich slavische Bevölkerung, wo im allgemeinen jeder nur diejenigen
gewerblichen Erzeugnisse herstellte, die er selbst oder sein Herr oder
seine nächste Umgebung gebrauchten. Erst mit dem Eindringen zahl-
reicher deutscher Kolonisten in das Land, vom Beginn des 13. Jahrhunderts
ab, entfaltet sich in den neu entstehenden deutschen Städten Gewerbe und
Handelstätigkeit. Die geographische Lage Schlesiens kam dem Lande in
jenen älteren Jahrhunderten mehr zu statten als heutzutage. Schlesien
war das Land, wo sich der industriearme Osten und der industrie-
reiche Westen berührten, der Osten seine Rohstoffe, der Westen
seine Waren gegeneinander austauschten. Jahrhundertelang hat Schlesien
an dem Gewinn, den der hier sich vollziehende Austausch abwarf, einen
höchst bedeutenden Anteil gehabt. Daran erstarkte auch seine eigene
Industrie. Der Haupthandelsweg, der durch das Land ging. führte von
England und den Niederlanden über Leipzig und Görlitz, oder von
Süddeutschland über Nürnberg und Görlitz nach Breslau. Der Weg
von Norddeutschland über Magd eburg her ist erst später zur Bedeutung
gelangt. Von Breslau aus führte nach Polen und Russland die südlichere
Strasse über Krakau, Lemberg, Kiew bis in die Gebiete der Wolga
und des Schwarzen Meeres, die nördlichere über Posen, Thorn,
Danzig in die Küstenländer der Ostsee; ebenso wurde der Weg durch
Mähren hindurch nach Ofen und weiter ins Ungarland mit lohnendem
Verdienst befahren.
Von allen gewerblichen Erzeugnissen, die von Westen her eingeführt
wurden, nehmen feine englische und niederländische, sowie geringere
sächsische Tuche und andere Wollenwaren den ersten Rang ein, mit
welchen die schlesischen Tuchhändler sich unter vieler Gefahr für ihre
Waren und selbst ihr Leben bis in die Gebiete der Tartaren wagten.
Im Anschluss daran entwickelte sich in ganz Schlesien die Tuchweberei
zum lohnendsten Handwerk. Das Land eignete sich trefflich zur Schaf-
zucht und erzielte nicht nur eine reichliche, sondern auch eine feine Wolle.
Den in älterer Zeit zum Färben gebrauchten Waid bezog man aus Thüringen
und Holland. Seit dem 16. Jahrhundert war die aus Belgien eingeführte
Färberröte in Schlesien, namentlich in der Umgegend von Breslau angebaut,
so dass Schlesien bald auch damit die Nachbarländer versorgen konnte.
Erst in den späteren Zeiten fänden neben der Tucherzeugung und dem
Tuchhandel die Leinwand web erei und der Leinwandhandel ihre
Stelle, um die ersteren dann seit dem 17. Jahrhundert zu überflügeln und
im 18. Jahrhundert den ersten Rang unter allen schlesischen Ge werb-
zweigen einzunehmen. Der ursprüngliche Markt für die Leinwand war
ebenfalls Polen und namentlich Russland. Der Flachs wurde im Lande
selbst gebaut, Leinsaat wurde aus den jetzigen russischen Ostseeprovinzen
oder aus Böhmen und Mähren eingeführt.
Von den Erzeugnissen, welche die östlichen Länder im Austausch
gegen die Erzeugnisse des Westens lieferten, standen lebendes Vieh, Tierfelle
und besonders Pelzwaren, nebst Getreide, Wachs u. s. w. oben an. Sie
gaben Veranlassung, dass in Schlesien auch das Kürschnergewerbe einen
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Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Schlesiens England Leipzig Nürnberg Breslau Norddeutschland Breslau Polen Russland Krakau Lemberg Kiew Posen Thorn Danzig Ostsee Holland Belgien Schlesien Breslau Russland Schlesien
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
328
Die Sonneberger Waren, hauptsächlich aus Kinderspielzeug bestehend^
sind entweder aus Holz, Schiefer, Papier oder Glas, Eisen, Blech und
Leder gefertigt. Was insbesondere die Holzwaren anlangt, so werden sie
in ungeheurer Mannigfaltigkeit geliefert und sind meist die winterliche
Arbeit der Bauernfamilien in den umliegenden Dörfern. Aus diesen
kommen Sonnabends die Spielwaren: Trommeln, Pfeifen, Gewehre,
Kugeln, Nußknacker, Klappern und Tiere, dann die Nutzwaren vom Salzfaß
bis zum zierlichen Nähkästchen, Schachteln und sonstige Hausgeräte in
Körben und Schubkarren hausenweise nach der genannten Stadt, die sich
durch ihre großartige Gewerbe- und Handelsthätigkeit einen weltberühmten
Namen erworben hat.
Der Umsatz dieser Waren, deren Fertigung einen Bezirk von 20 Orten
umfaßt, und in denen die fast ausschließliche Anfertigung von Kinder-
spielwaren gegen 8000 Menschen beschäftigt und ernährt, ist von desto
größerer wirtschaftlicher Bedeutung, als der Arbeitslohn die Kosten des
Stoffes weit übersteigt. Gleichwohl wird der einzelne Arbeiter keineswegs
durch einen auch nur mittelmäßigen Lohn für seinen Fleiß und seine
Geschicklichkeit erfreut. So muß z. B. ein Drechsler, der lediglich Post-
hörnchen arbeitet, mit Weib und Kindern sich vereint anstrengen, um
wöchentlich gegen 90 Dutzend zu liefern; dafür erhält er kamu über sieben
Mark. Wie sich trotz dieses geringen Lohnes das Holz verwertet, geht
daraus hervor, daß 1 Klafter Holz (zu 3 cbm gerechnet) zu 4680 Dutzend
Posthörnchen ausreicht. Auf der einen Seite also eine merkwürdig große
Verwertung des Rohstoffes, auf der andern ein karger Gewinn und
ein kümmerliches Leben, besonders wenn man hierfür noch, wie man
muß, bei dem Drechsler den Preis für das Holz, die Ausgaben für
Wohnung, Kleidung, Nahrung, Feuerung, Steuer u. s. w. in Anschlag
bringt. — Das unschuldige Kind, welches am lustigstrahlenden Weihnachts-
abend mit Frohsinn nach jenen Posthörnchen greift, hat keine Ahnung von
dem trüben Dämmerlichte, das dort am Walde in der armseligen Hütte
seines Verfertigers zittert; aber daß es die Eltern wüßten und rechtzeitig
dem Kinde erzählten, das wäre gut. I. Kühen.
186. Entwicklung des Handels und der Industrie
in Schlesien.
Schlesien war vor mehreren Jahrhunderten das Land, wo sich der
industriearme Osten und der industriereiche Westen berührten,
der Osten seine Bohstoffe, der Westen seine Waren gegeneinander aus-
tauschten. Jahrhundertelang hat Schlesien an dem Gewinn, den der hier
sich vollziehende Austausch abwarf, einen höchst bedeutenden Anteil
gehabt. Daran erstarkte auch seine eigene Industrie. Der Haupthandels-
weg, der durch das Land ging, führte von England und den Niederlanden
über Leipzig und Görlitz, oder von Süddeutschland über Nürnberg
und Görlitz nach Breslau. Der Weg von Norddeutschland über
Magdeburg her ist erst später zur Bedeutung gelangt. Von Breslau
aus führte nach Polen und Bussland die südlichere Strasse über
Krakau, Lemberg, Kiew bis in die Gebiete der Wolga und des
Schwarzen Meeres, die nördlichere über Posen, Thorn, Danzig
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]