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1. Teil 1 - S. 291

1895 - Essen : Bädeker
291 150. Entwickelung des Handels und der Industrie in Schlesien. Bis zum 13. Jahrhundert hin hatte Schlesien eine geringe und aus- schliesslich slavische Bevölkerung, wo im allgemeinen jeder nur diejenigen gewerblichen Erzeugnisse herstellte, die er selbst oder sein Herr oder seine nächste Umgebung gebrauchten. Erst mit dem Eindringen zahl- reicher deutscher Kolonisten in das Land, vom Beginn des 13. Jahrhunderts ab, entfaltet sich in den neu entstehenden deutschen Städten Gewerbe und Handelsthätigkeit. Die geographische Lage Schlesiens kam dem Lande in jenen älteren Jahrhunderten mehr zu statten als heutzutage. Schlesien war das Land, wo sich der industriearme Osten und der industrie- reiche Westen berührten, der Osten seine Rohstoffe, der Westen seine Waren gegeneinander austauschten. Jahrhundertelang hat Schlesien an dem Gewinn, den der hier sich vollziehende Austausch abwarf, einen höchst bedeutenden Anteil gehabt. Daran erstarkte auch seine eigene Industrie. Der Haupthandelsweg, der durch das Land ging, führte von England und den Niederlanden über Leipzig und Görlitz, oder von Süddeutschland über Nürnberg und Görlitz nach Breslau. Der Weg von Norddeutschland über Magdeburg her ist erst später zur Bedeutung gelangt. Von Breslau aus führte nach Polen und Russland die südlichere Strasse über Krakau, Lemberg, Kiew bis in die Gebiete der Wolga und des Schwarzen Meeres, die nördlichere über Posen, Thorn, Danzig in die Küstenländer der Ostsee; ebenso wurde der Weg durch Mähren hindurch nach Ofen und weiter ins Ungarland mit lohnendem Verdienst befahren. Von allen gewerblichen Erzeugnissen, die von Westen her eingeführt wurden, nehmen feine englische und niederländische, sowie geringere sächsische Tuche und andere Wollenwaren den ersten Rang ein, mit welchen die schlesischen Tuchhändler sich unter vieler Gefahr für ihre Waren und selbst ihr Leben bis in die Gebiete der Tartaren wagten. Im Anschluss daran entwickelte sich in ganz Schlesien die Tuchweberei zum lohnendsten Handwerk. Das Land eignete sich trefflich zur Schaf- zucht und erzielte nicht nur eine reichliche, sondern auch eine feine Wolle. Den in älterer Zeit zum Färben gebrauchten Waid bezog man aus Thüringen und Holland. Seit dem 16. Jahrhundert war die aus Belgien eingeführte Färberröte in Schlesien, namentlich in der Umgegend von Breslau angebaut, so daß Schlesien bald auch damit die Nachbarländer versorgen konnte. Erst in den späteren Zeiten fanden neben der Tucherzeugung und dem Tuchhandel die Leinwandweberei und der Leinwandhandel ihre Stelle, um die ersteren dann seit dem 17. Jahrhundert zu überflügeln und im 18. Jahrhundert den ersten Rang unter allen schlesischen Gewerb- zweigen einzunehmen. Der ursprüngliche Markt für die Leinwand war ebenfalls Polen und namentlich Rußland. Der Flachs wurde im Lande selbst gebaut, Leinsaat wurde aus den jetzigen russischen Ostseeprovinzen oder aus Böhmen und Mähren eingeführt. Von den Erzeugnissen, welche die östlichen Länder im Austausch gegen die Erzeugnisse des Westens lieferten, standen lebendes Vieh, Tierfelle und besonders Pelzwaren, nebst Getreide, Wachs u. s. w. oben an. Sie gaben Veranlassung, dass in Schlesien auch das Kürschnergewerbe einen 19*

2. Die Vaterlands- und Weltkunde - S. 256

1869 - Essen : Bädeker
254 thätigkeit der Frommen, durch reiche Gaben sich einen Antheil an diesem Verdienste zu erwerben. Jetzt erhoben sich statt des armseligen Obdachs, das die Brüder bisher zur Aufnahme bieten konnten, Paläste, und daneben wurde ein prächtiger Tempel zu Ehren des heil. Johannes des Täufers erbaut, und die Brüderschaft führte von nun an den Namen Johanniterorden — Ihre Güter mehrten sich bald in allen europäischen Ländern, und sie selbst schlugen sich lange heldenmüthig mit den Türken, bis auch sie der Übermacht weichen mussten. Sie liessen sich dann auf der Insel Cypern nieder, und als sie auch hier vertrieben wurden, auf der Insel Rhodas. Als sie aber endlich auch hier keine bleibende Stätte mehr fanden, schenkte ihnen im Jahre 1536 der deutsche Kaiser Karl V. die Insel Malta, und von jener Zeit an hiessen sie auch Malthesexritter. — Ger König Balduin von Jerusalem schenkte im Jahre 1118 acht fran- zösischen Rittern, die sich heldenmüthig der armen Pilger ausserhalb der Hauptstadt gegen die Angriffe der räuberischen Horden angenommen hatten, den Platz, wo einst der Tempel Salomo’s stand. Hier bauten sie sich an und erhielten davon den Namen Tempelherren. Sie trugen ein rothes Kreuz auf ihrem weissen Mantel. Ungewöhnlich schnell stieg das An- sehen dieses Ordens, der grösstenteils aus Franzosen bestand, und er ge- wann durch reiche Mitglieder und fromme Vermächtnisse einen Reichthum, der bald jenen der Johanniter überstieg Aber dieser Reichthum reizte den habsüchtigen französischen König Philipp Iv. zum Verderben dieses Ordens. Er klagte die Mitglieder der grössten Verbrechen an; sie wurden unschuldig misshandelt, eingemauert, lebendig verbrannt, und der ganze Orden wurde im Jahre 1312 aufgehoben, seine Güter aber zum Vortheile des Königs und des Papstes eingezogen. — Auch der deutsche Ritterorden hat den Kreuzzügen seine Entstehung zu verdanken. Er wurde im Jahre 1190 von Deutschen gegründet. Die Mitglieder mussten Deutsche sein. Auch sie legten, wie die vorgenannten Orden, das dreifache Gelübde ab, und hatten im Ganzen denselben Zweck und dieselbe Einrichtung. Ihre Ordenstracht war ein weiss er Mantel mit einem schwarzen Kreuze. Nach dem Verluste des heil. Landes wandten sie sich nach Venedig. Von da wurden sie unter ihrem Grossmeister Hermann von Salza im Jahre 1229 von den Polen gegen die Preussen zu Hülfe gerufen. Dreiundfünfzig Jahre lang (von 1230 bis 1283) führten sie mit diesem heidnischen Volke schwere Kriege. Endlich eroberten sie das Land und verbreiteten in diesem das Christenthum und deutsche Bildung, Sitte und Sprache. Durch sie entstanden die Städte Thorn und Kulm, später auch Memel und Königsberg. Marien- burg wurde im Jahre 1309 die Residenz des Hochmeisters. Im 16. Jahr- hundert (1525) nahm der Hochmeister des Ordens, Markgraf Albrecht von Brandenburg, mit den meisten Ordensgliedern die evangelische Religion an. Die Übrigen zogen nach dem Städtchen Mergentheim imwürtem- bergischen. Im Jahre 1815 wurde der Orden durch den Wiener Vertrag aufgehoben. — 9. Coluinbus, der Entdecker Amerikas. 1. Christoph Columbus stammte aus der italienischen Stadt Genua und hatte sich von früher Jugend an dem Seewesen gewidmet. Mit Eifer be- strebt, seinen Geist auszubilden, hatte er sich alle Kenntnisse, welche zu diesem Berufe gehören, in vorzüglichem Grade angeeignet. Was er von der großen Entdeckung der Südspitze Äfrika's durch die Portugiesen hörte, erfüllte ihn mit Begeisterung. Hm sich genauer mit denselben bekannt zu machen, begab er sich nach Portugal. Hier kam er auf den Gedanken, daß man doch, da die Erde eine Kugel sei, wenn man gegen Westen durch das atlantische Meer schiffe, wiederum Land treffen müsse, und daß dieses Land vielleicht das im fernen Osten gelegene Indien sein könne. Wer weiß, dachte er, ob dieser Weg nicht

3. Die Vaterlands- und Weltkunde - S. 22

1869 - Essen : Bädeker
22 Bischofs von Ermeland — Pelplin, mit großartigen ehemaligen Klostergebäuden, ist der -Sitz des katholischen Bischofs von Culm — und Marienburg, an der Nogat, war einst der Sitz des Hochmeisters der deutschen Ordensritter, welche 53 Jahre (von 1230—1283) gegen die damals noch heidnischen Bewohner Preußens schwere Kriege führten und sie endlich zum Christenthum bekehrten. Das noch vorhandene schöne Schloß der Ordensritter ist in neuerer Zeit wieder hergestellt worden. Wie viel Provinzen kennt ihr jetzt? — Nenne die Regierungsbezirke der Provinz Preussen! — Nenne die drei bedeutendsten Flüsse der Provinz Preussen und gieb an, worein jeder mündet! — Nenne die beiden Haffe der Provinz! — Was heisst Landzunge? — Was Nehrung? — Gieb den Unter- schied an zwischen einer Landzunge und einer Halbinsel! — Was wisst ihr von der Bodenbeschaffenheit der Provinz Preussen ? — Nennt ihre be- deutendsten Städte! — Die Erwerbsquellen der Bewohner! — Was habt ihr sonst noch von dieser Provinz behalten? — Zeichnet jetzt die Provinz Preussen auf die Tafel! — Beschreibet sie! 16. Die Provinz Posen. Die Provinz Posen, auch das Großherzogthum Posen ge- nannt, ist ein Theil des alten Königreichs Polen und besteht aus den beiden Regierungsbezirken Posen und Bromberg. Sie ist 537 Quadratmeilen groß und hat 1,500,000 größtentheils katholische Bewohner. Zwei Drittel der Bevölkerung sind Polen und nur ein Drittel Deutsche. Der westliche Theil der Provinz ist meist von Deutschen, dagegen der östliche überwiegend von Polen bewohnt. Der Handel und der Betrieb der Ga st wirthschaft ist größtentheils in Händen der Juden, die an Zahl mehr als 75,000 betragen. — Die Provinz Posen hat durchaus keine Gebirge, nur hie und da hügelige Erhöhungen. Die Ebenen und Niede- rungen sind häufig mit Wasser angefüllt und an den Usern der Flüffe bruchig. Die Warthe, der Hauptfluß der Provinz, mit ihren Nebenflüffen, der Netze und Obra, strömen träge dahin zwischen ihren niedrigen Ufern. Die Weichsel berührt die Provinz auf eine kurze Strecke in Nord-Osten und ist durch den Bromberger Kanal mit der Netze verbunden. Außerdem hat die Provinz viele Seen. Der Boden ist im Ganzen mittelmäßig fruchtbar; doch wird so viel Getreide gebaut, daß davon ausgeführt werden kann. An Wal- dungen, in welchen sich noch Wölfe aufhalten, fehlt es in der Provinz nicht, und die weiten guten Wiesen flächen sind der Vieh- zucht besonders förderlich. Schaf-, Pferde« und Rindvichzucht sind daher bedeutend. An Mineralien ist die Provinz arm; denn außer Lehm, Thon und Mergel liefert sie nur etwas Nasenerz und Braunkohlen. Die Hauptstadt ist Posen, von welcher die ganze Provinz ibren Namen hat. Die Stadt Posen, eine Festung, ist der Sitz des

4. Die Vaterlands- und Weltkunde - S. 154

1869 - Essen : Bädeker
152 Ravensberg und an der Ostsee das Herzogthum Preußen*), so daß die brandenlurgischen Besitzungen, wenn gleich weit zerstreut, bereits einen Umsang von 1444 Quadratmeilen hatten. Seine jetzige Größe aber hat der aus diesem kleinen Anfang ent- standene preußische Staat zunächst jenem Manne zu danken, der 1640 den brandenburgischen Thron bestieg: Friedrich Wilhelm, dem großen Kurfürsten. Er war der elfte der Kurfürsten aus dem Hause Hohen- zollern. Geboren und groß geworden in der trostlosen Zeit des 30jährigen Krieges, hatte er das Elend der damaligen Zeit tief empfunden. An dem Werke des „westphälischen Friedens" nahm er daher eifrigen Antheil. Für den an Schweden abgetretenen Theil voii Pommern, welches 1637 ganz an Brandenburg gefallen war, erhielt er die Erzstifter: Magdeburg, Halberstadt und Minden. Aber in dem Lande, das er regieren sollte, sah es, wie allenthalben in Deutschland, gar traurig aus: kein Geld, kein Heer, kein Acker- bau, weder Gewerbe, noch Handel, noch Schulen, grenzenloses Elend überall. Diesen Jammer zu tilgen, das Volk durch Unter- richt zu bilden, das Land durch Herstellung der Ordnung, durch Ackerbau, Handel, Gewerbe und Kunst und durch ein geord- netes und geübtes Heer wieder stark zu machen: das hat der große Mann zur Aufgabe seines Lebens gemacht. Freilich ging es dabei nicht immer ohne harte Kämpfe her, nicht bloß im Innern seines Landes, sondern auch nach Außen hin. Im Jahre 1672 stand er mit seinem Heere am Rhein, um seine Erblande, das Herzogthum Cleve, gegen den eroberungssüchtigen Franzosenkönig Ludwig Xiv. zu schützen. Mehrere deutsche Reichsstädte im Elsaß waren schon von den Fran- zosen weggenommen und 1674 wurden die Rheinlande, besonders die Pfalz, von ihnen barbarisch verwüstet. Städte und Dörfer wurden niedergebrannt. Hunderte von Ortschaften lagen in Asche, und die Einwohner irrten als Bettler umher. Alles Land zwischen Saar, Mosel und Rhein war zur Wüste gemacht worden. Um sich seines gefürchteten Gegners, des großen Kurfürsten, am Rhein zu entledigen, hatte Ludwig Xiv. die Schweden aufgehetzt, ins Brandenburgische einzufallen. Alle Gräuel des 30jährigen Krieges wurden von diesen erneuert. Rasch eilte daher der Kurfürst vom Rhein zur Rettung herbei. Nachdem der tapfere Derflinger — der aus einem Schueider- *) Der Name Preußen kommt erst gegen das Ende des 10. Jahrhunderts in der Geschichte vor und bezeichnet diejenigen Völkerschaften, welche das nordöstliche, an Rußland grenzende Gebiet an der Memel und Weichsel bewohnten. Weil sie Anwohner (Nachbarn) der Russen, damals Reußen genannt, waren, so gab man ihnen den Namen: Poreußen, d. h. die an oder bei den Reußen Wohnenden, woraus später der Name Preußen entstanden ist. — Rauh, wie die Natur des Landes, waren auch die Bewohner desselben. Erst im 13. Jahrhundert wur- den sie durch die deutschen Ordensritter zum Christenthum bekehrt, welche von nun an das Land beherrschten. Marienburg an der Nogat (im jetzigen Regierungsbezirk Marienwerder) war der Sitz dieses Ordens. Der letzte Hochmeister desselben war Albrecht von Bran- denburg. Dieser trat 1525 zur evangelischen Religion über. Mit seinem Sohne Albrecht Friedrich starben seine männlichen Nachkommen in Preußen (1618) aus, und das Herzogthum Preußen fiel an Brandenburg. Von diesem Herzogthum hat der preußische Staat seinen Namen erhalten. Weil das Ordenskleid der deutschen Ritter, welche früher in Preußen geherrscht hatten, schwarz und weiß war, so blieben diese Farben preußische Nationalfarben.

5. Teil 1 - S. 292

1900 - Essen : Bädeker
292 150. Entwickelung des Handels und der Industrie in Schlesien. Bis zum 13. Jahrhundert hin hatte Schlesien eine geringe und aus- schliesslich slavische Bevölkerung, wo im allgemeinen jeder nur diejenigen gewerblichen Erzeugnisse herstellte, die er selbst oder sein Herr oder seine nächste Umgebung gebrauchten. Erst mit dem Eindringen zahl- reicher deutscher Kolonisten in das Land, vom Beginn des 13. Jahrhunderts ab, entfaltet sich in den neu entstehenden deutschen Städten Gewerbe und Handelstätigkeit. Die geographische Lage Schlesiens kam dem Lande in jenen älteren Jahrhunderten mehr zu statten als heutzutage. Schlesien war das Land, wo sich der industriearme Osten und der industrie- reiche Westen berührten, der Osten seine Rohstoffe, der Westen seine Waren gegeneinander austauschten. Jahrhundertelang hat Schlesien an dem Gewinn, den der hier sich vollziehende Austausch abwarf, einen höchst bedeutenden Anteil gehabt. Daran erstarkte auch seine eigene Industrie. Der Haupthandelsweg, der durch das Land ging. führte von England und den Niederlanden über Leipzig und Görlitz, oder von Süddeutschland über Nürnberg und Görlitz nach Breslau. Der Weg von Norddeutschland über Magd eburg her ist erst später zur Bedeutung gelangt. Von Breslau aus führte nach Polen und Russland die südlichere Strasse über Krakau, Lemberg, Kiew bis in die Gebiete der Wolga und des Schwarzen Meeres, die nördlichere über Posen, Thorn, Danzig in die Küstenländer der Ostsee; ebenso wurde der Weg durch Mähren hindurch nach Ofen und weiter ins Ungarland mit lohnendem Verdienst befahren. Von allen gewerblichen Erzeugnissen, die von Westen her eingeführt wurden, nehmen feine englische und niederländische, sowie geringere sächsische Tuche und andere Wollenwaren den ersten Rang ein, mit welchen die schlesischen Tuchhändler sich unter vieler Gefahr für ihre Waren und selbst ihr Leben bis in die Gebiete der Tartaren wagten. Im Anschluss daran entwickelte sich in ganz Schlesien die Tuchweberei zum lohnendsten Handwerk. Das Land eignete sich trefflich zur Schaf- zucht und erzielte nicht nur eine reichliche, sondern auch eine feine Wolle. Den in älterer Zeit zum Färben gebrauchten Waid bezog man aus Thüringen und Holland. Seit dem 16. Jahrhundert war die aus Belgien eingeführte Färberröte in Schlesien, namentlich in der Umgegend von Breslau angebaut, so dass Schlesien bald auch damit die Nachbarländer versorgen konnte. Erst in den späteren Zeiten fänden neben der Tucherzeugung und dem Tuchhandel die Leinwand web erei und der Leinwandhandel ihre Stelle, um die ersteren dann seit dem 17. Jahrhundert zu überflügeln und im 18. Jahrhundert den ersten Rang unter allen schlesischen Ge werb- zweigen einzunehmen. Der ursprüngliche Markt für die Leinwand war ebenfalls Polen und namentlich Russland. Der Flachs wurde im Lande selbst gebaut, Leinsaat wurde aus den jetzigen russischen Ostseeprovinzen oder aus Böhmen und Mähren eingeführt. Von den Erzeugnissen, welche die östlichen Länder im Austausch gegen die Erzeugnisse des Westens lieferten, standen lebendes Vieh, Tierfelle und besonders Pelzwaren, nebst Getreide, Wachs u. s. w. oben an. Sie gaben Veranlassung, dass in Schlesien auch das Kürschnergewerbe einen

6. Teil 1 - S. 328

1899 - Essen : Bädeker
328 Die Sonneberger Waren, hauptsächlich aus Kinderspielzeug bestehend^ sind entweder aus Holz, Schiefer, Papier oder Glas, Eisen, Blech und Leder gefertigt. Was insbesondere die Holzwaren anlangt, so werden sie in ungeheurer Mannigfaltigkeit geliefert und sind meist die winterliche Arbeit der Bauernfamilien in den umliegenden Dörfern. Aus diesen kommen Sonnabends die Spielwaren: Trommeln, Pfeifen, Gewehre, Kugeln, Nußknacker, Klappern und Tiere, dann die Nutzwaren vom Salzfaß bis zum zierlichen Nähkästchen, Schachteln und sonstige Hausgeräte in Körben und Schubkarren hausenweise nach der genannten Stadt, die sich durch ihre großartige Gewerbe- und Handelsthätigkeit einen weltberühmten Namen erworben hat. Der Umsatz dieser Waren, deren Fertigung einen Bezirk von 20 Orten umfaßt, und in denen die fast ausschließliche Anfertigung von Kinder- spielwaren gegen 8000 Menschen beschäftigt und ernährt, ist von desto größerer wirtschaftlicher Bedeutung, als der Arbeitslohn die Kosten des Stoffes weit übersteigt. Gleichwohl wird der einzelne Arbeiter keineswegs durch einen auch nur mittelmäßigen Lohn für seinen Fleiß und seine Geschicklichkeit erfreut. So muß z. B. ein Drechsler, der lediglich Post- hörnchen arbeitet, mit Weib und Kindern sich vereint anstrengen, um wöchentlich gegen 90 Dutzend zu liefern; dafür erhält er kamu über sieben Mark. Wie sich trotz dieses geringen Lohnes das Holz verwertet, geht daraus hervor, daß 1 Klafter Holz (zu 3 cbm gerechnet) zu 4680 Dutzend Posthörnchen ausreicht. Auf der einen Seite also eine merkwürdig große Verwertung des Rohstoffes, auf der andern ein karger Gewinn und ein kümmerliches Leben, besonders wenn man hierfür noch, wie man muß, bei dem Drechsler den Preis für das Holz, die Ausgaben für Wohnung, Kleidung, Nahrung, Feuerung, Steuer u. s. w. in Anschlag bringt. — Das unschuldige Kind, welches am lustigstrahlenden Weihnachts- abend mit Frohsinn nach jenen Posthörnchen greift, hat keine Ahnung von dem trüben Dämmerlichte, das dort am Walde in der armseligen Hütte seines Verfertigers zittert; aber daß es die Eltern wüßten und rechtzeitig dem Kinde erzählten, das wäre gut. I. Kühen. 186. Entwicklung des Handels und der Industrie in Schlesien. Schlesien war vor mehreren Jahrhunderten das Land, wo sich der industriearme Osten und der industriereiche Westen berührten, der Osten seine Bohstoffe, der Westen seine Waren gegeneinander aus- tauschten. Jahrhundertelang hat Schlesien an dem Gewinn, den der hier sich vollziehende Austausch abwarf, einen höchst bedeutenden Anteil gehabt. Daran erstarkte auch seine eigene Industrie. Der Haupthandels- weg, der durch das Land ging, führte von England und den Niederlanden über Leipzig und Görlitz, oder von Süddeutschland über Nürnberg und Görlitz nach Breslau. Der Weg von Norddeutschland über Magdeburg her ist erst später zur Bedeutung gelangt. Von Breslau aus führte nach Polen und Bussland die südlichere Strasse über Krakau, Lemberg, Kiew bis in die Gebiete der Wolga und des Schwarzen Meeres, die nördlichere über Posen, Thorn, Danzig
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