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1. Teil 1 - S. 277

1895 - Essen : Bädeker
277 eine einzige Stromschnelle weit ab von der Mündung unterbrochen. Seine große Bedeutung erhellt auch aus den vielen Ansiedelungen an seinen Ufern. Er ist der städtereichste Fluß der Welt. Da liegen unmittelbar an seinen schönen Ufern Konstanz, Basel, Speier, Mannheim, Worms, Mainz, Koblenz, Bonn, Köln, Düsseldorf, Wesel u. s. w. Ja, das Bedürfnis nach einer Ansiedelung im Rheingebiet ist so groß gewesen, daß eine zweite ebenso große Städtekette in seiner Nähe sich gebildet hat, wie: Straßburg, Freiburg, Rastatt, Karlsruhe, Heidelberg, Darmstadt, Frankfurt, Wiesbaden, Elberfeld, Barmen, Krefeld. Und das sind Städtenamen von gutem Klange. Der Rhein ist recht eigentlich der Strom des nnttleren Europas. An seinen alpinischen Quellen begegnen sich Burgund, Italien, das südliche Deutschland. Seine oceanische Niederung schiebt sich zwischen den Norden Frankreichs und die Ebenen des alten Sachsenlandes ein und führt zu den britischen Inseln hinüber. Aus der schönen Stromebene des mittleren Rheines, einem bergummauerten Thalgebiet, führen natürliche Wasserstraßen durch lange, enge Felsenthore zu reichen, herrlichen Landschaften, tief in das innerste Deutschland und Frankreich hinein. Die Mosel auf der linken, der Main auf der rechten Seite verbinden Franken und Lothringen. Der Rhein selber aber und seine Ufer sind die große Handels- und Reisestraße zwischen Süden und Norden, zwischen Holland und der Schweiz, England und Italien, die eine immer größere Bedeutung erhält, je inniger und lebendiger die Berührungen aller Art zwischen den verschiedenen Gliedern des europäischen Staatenverbandes werden. Mit dem greifbaren Nutzen, den der Rhein bringt, als eine treffliche Verkehrsstraße für ganz Westdeutschland, streitet die Schönheit des Stromes und seiner Umgebung um den Preis. Die klare, grüne Flut, vielfach bedeckt von Kähnen und Schiffen, umkränzt von Rebenhügeln, schön bewaldeten Berghöhen mit Schlössern und Burgen, umgeben von vielen freundlichen Dörfern und reichen Städten mit hochragenden Zinnen und Domen, dazu die Fülle von Sagen und geschichtlichen Begebenheiten, die sich an diese Orte knüpfen, üben sozusagen einen Zauber aus auf alle, die für die Reize der Natur und die Kunde der Vorzeit empfänglich sind. Da ist fast keine Stelle, an der nicht die Sage weilte. Von großen Königen und tapferen Helden, von holden Jungfrauen und schrecklichen Drachen, von guten und bösen Geistern weiß dir ihr Mund zu melden und Berg und Thal, Burgen und Kirchen, Städte und Dörfer in ihre Dichtung zu verweben. In Worms glänzte der kühne Siegfried mit den Nibelungen am Hofe der Burgunden in allen ritterlichen Thaten, bis er meuchlings erschlagen ward. Wer kennt nicht die Sagen vom Mäuseturm bei Bingen und von der Lorelei mit dem goldenen Haar? Auch Karls des Großen Helden- gestalt trat an vielen Orten des Rheinlandes auf; in Ingelheim hatte er seinen Palast, in Rüdesheim, in Frankfurt, Köln, Aachen weilte er gern. In alter und neuer Zeit hat sich am Rheine Großes begeben. Er sah den römischen Cäsar, den Schwedenkönig, den französischen Kaiser und den Marschall Vorwärts mit Heereszügen über sich schreiten. Von den römischen Niederlassungen am Rheine breitete sich das Christentum und höhere Bildung über die Nackbarlande aus, und die Geschicke von Deutschland wurden oftmals an seinen Ufern entschieden. Der Rhein ist unser schönster und wichtigster Strom. Er ist uns ebenso heilig wie der Ganges dem Indier. Darum ist es unsere heilige Pflicht, Gut und Blut einzusetzen, sollte sein Besitz uns streitig gemacht werden. Nach Grube.

2. Teil 1 - S. 314

1895 - Essen : Bädeker
314 Siegeswagen. An sie knüpft sich ein bedeutungsvolles Stück preußischer Geschichte. Im Jahre 1807 wurde sie von den Franzosen nach Paris gebracht, allein 1814 von den Preußen zurückgeholt und wieder an ihrem alten Platze aufgestellt. Seitdem führt sie das Viergespann — umgekehrt wie vor 1807 — der Stadt zu, und in die Spitze ihres adlergekrönten Stabes ward das Eiserne Kreuz eingefügt. Vom Brandenburger Thor aus treteu wir in die bis zu dem königlichen Schlosse führende schönste Straße Berlins, Unter den Linden, die über 1000 m lang und fast 5o m breit ist. In der Mitte schmückt sie eine vierfache Baumreihe; daneben ist sie mit Fahrwegen und Fußsteigen für die Fußgänger und auch mit einem Wege zum Reiten versehen. Hier liegt der Palast des Kaisers, hier sieht man eine Reihe der glänzendsten Verkaufläden, einige der ersten Gasthöfe der Stadt und zahlreiche sonstige Prachtbauten. Wahrlich, wir sind in einer Stadt der Paläste! Da sind die Akademie, die Universität, das Opernhaus, das Kronprinzen-Palais, das Zeughaus, jetzt „Ruhmeshalle", mit seiner großartigen Waffensammlung, den erbeuteten Siegeszeichen und den Büsten und Standbildern preußischer Feldherren und Herrscher. Nun geht's über die Schloßbrücke, die schönste unter den vielen Brücken Berlins, welche uns zu dem anmutigen Platze führt, welcher der Lustgarten heißt. Auf der Südseite erhebt sich das königliche Schloß! Kein Fürstenschloß Europas übt einen so überwältigenden Eindruck auf den Beschauer wie dieser gewaltige Bau. Unter seinen sechshundert Zimmern sind glänzende Säle mit Marmorbildern und Gemälden, mit Prunkgefäßen aus Gold und Silber; in dem berühmtesten unter allen, dem Weißen Saale, wurde am 21. März 1871 vom Kaiser Wilhelm der erste Reichstag des neuerstandenen Deutschen Reiches eröffnet/ In der mit zahl- reichen Wandgemälden auf Goldgrund geschmückten Kapelle des Schlosses erhebt sich über dem herrlichen Marmoraltar das drittehalb Meter hohe silberne, stark vergoldete und mit vielen Edelsteinen verzierte Kreuz, dessen Wert man auf einige Millionen Mark schätzt. Und wandern wir von dem königlichen Schlosse zur andern Seite des Lustgartens hinüber, so können wir in den großen Museen staunend bewundern, was menschliche Kunst und Arbeit in alter und neuer Zeit Herrliches und Schönes geschaffen hat. Bildsäulen und Gipsabgüsse, Gemälde und Kupferstiche, geschnittene Edelsteine und Münzen, Thonvasen und Grabheiligtümer, selbst ägyptische Mumien finden sich hier, wie auch die verschiedensten Sachen, welche sich die Völker für die Bedürfnisse ihres Lebens geschaffen haben. Bei größter Fülle und Mannig- faltigkeit ist dennoch alles wohl geordnet. Nicht weit vom Schlosse erheben sich noch manche großartige Gebäude wie die Börse und das herrliche neue Rathaus, doch finden sich solche auch in anderen Teilen der Stadt vielfach. Berlin ist aber auch die Stadt der Denkmäler. Wo wir auch wandern, stets werden wir an die Großthaten der Geschichte unseres Vaterlandes und an die Männer erinnert, welche als ruhmvolle Herrscher des Staates, als sieggekröute Krieger oder als hochverdiente Fortbildner der Kunst und Wissen- schaft im Andenken der Menschen fortleben. Hier schaut man staunend empor zu dein mächtigen Denkmal des Großen Kurfürsten auf der Kurfürstenbrücke, dort fesselt das Auge das wundervolle Reiterstandbild Friedrichs des Großen, welches uns den großen König umgeben von seinen berühmten Feldherren und anderen großen Männern seiner Zeit zeigt. Die Helden und Staats- männer der Freiheitskriege, König Friedrick Wilhelm Iii. und seine unvergeßliche Gemahlin, unsere großen Dichter Schiller und Goethe — sie und so viele

3. Teil 1 - S. 315

1895 - Essen : Bädeker
315 andere große und edle Menschen reden zu uns in den Denkmälern, welche Verehrung und Liebe ihnen aufgebaut hat. Säulen zum ehrenden Gedächtnis der im Kampfe für König und Vaterland gefallenen Krieger und Säulen zur freudigen Erinnerung an die siegreich geführten Kriege erheben sich auf ver- schiedenen Plätzen, unter ihnen als die herrlichste die aus einem mächtigen und reichen Unterbau aufsteigende Siegessäule auf dem Königsplatze, welche mit der sie krönenden Siegesgöttin eine Höhe von 61 m erreicht. Wir sind im Herzen eines großen, lebensvollen Staates, das empfinden wir hier in seiner Hauptstadt, eines Staates, welcher die Bildung pflegt und zugleich sein gutes Recht mit scharfem Schwerte zu verteidigen weiß. Die Steine um uns reden von seiner ruhmvollen Vergangenheit. An das Heer, seine feste Stütze, wird man in Berlin zu Zeiten ganz besonders erinnert. An einem Tage — gewöhnlich im Mai — ist die ganze Garnison in Bewegung. Die Morgensonne blitzt lustig in den Helmen der Kürassiere, und der Wind spielt mit den Fähnlein der Ulanen. Batterie nach Batterie rasselt durch die Straßen; mit klingendem Spiel rückt Fußvolk und Reiterei nach dem Tempelhofer Felde im Süden der Stadt. Hier, auf der weiten Ebene, da kann man sie sehen, die berühmten Regimenter, deren jedes eine gewonnene Schlacht bedeutet, die Garden, welche den Tag von Gravelotte entschieden und in dem heißen Kampfe vor Paris das Dorf Le Bonrget erstürmten. Nun erscheint der Kaiser, umgeben von seinem Stabe und gefolgt von allen Prinzen und Prinzessinnen, — und nun geht es durch die Reihen. Die ganze Musik spielt, alle Fahnen senken sich, alle Waffen klirren unter dem Griff der Mannschaften: das preußische Heer grüßt seinen obersten Kriegsherrn. Und nun wird es still; aber nur für einen Augenblick. Dann beginnt der Galopp der Schwadronen und der Marschtritt der Neginienter, das Exerzieren im Feuer, das Knacken und Knattern der Gewehre, das Rollen der Salven, der Trommelschlag, der Ruf der Signalhörner und das Kommando der Offiziere. Man glaubt eine wirkliche Schlacht zu hören. Es ist nur ihr Scheinbild, aber es macht dennoch einen überwältigenden Eindruck. Welch einen Wechsel zeigt die eine Stadt nach ihren verschiedenen Stadtteilen! Auf den Straßen im Innern, auf der Königsstraße, der Leipziger Straße, der langgestreckten Friedrichsstraße, welche in einer Ausdehnung von 3 Km Berlin durchschneidet, und vielen anderen herrscht das Brausen und Branden der Weltstadt. Da ertönt das Rollen der Wagen, das Klingeln der Pferdebahnen, die an den Halteplätzen oft von drei oder vier Seiten sich treffen; da wogen Fuhrwerke und Menschenscbaren nebeneinander und durch- einander. Alles ist ein Bild der unablässigen Bewegung und des unermüdetsten Fleißes. Kommen wir aus diesem rastlosen und lauten Gewühl in eine äußerstentlegene Vorstadt, so ist es uns vielleicht so, als wären wir in eine ganz andere Stadt versetzt. Stille sind hier die Straßen; selten rollt ein Wagen. Hier können sich noch die Kinder fröhlich tnnnneln und auf dem spärlichen Graswuchse der benachbarten Anger unbehelligt ihre Papierdrachen steigen lassen. Anderswo, zum Beispiel im nördlichen Teile der Stadt, drängt sich uns eine Geschäftigkeit ganz anderer Art auf. Hier reiht sich Fabrik an Fabrik, hier ragen zahllose hohe Schornsteine empor und senden ihre dunklen Rauchmassen gen Himmel. Eine große, stolze Stätte deutschen Großgewerbes umgiebt uns. Durch die Straßen dieses Viertels sieht man zu gewissen Stunden in dichtem, schwarzem Gewimmel das Volk der Maschinenbauer und sonstigen Arbeiter ziehen. Und führt uns unser Weg in eine andere Gegend,

4. Teil 1 - S. 316

1895 - Essen : Bädeker
316 dem Westen zu, so finden wir uns in breiten, von prächtigen Baumreihen durchzogenen Straßen, an denen sich vornehme, seine Häuser mit Marmor- treppen und Sammetgeländern hinziehen, die von dem frischen Grün und dem holden Blumenschmücke ihrer Vorgärten eingefaßt sind. — Daß eine Weltstadt wie Berlin mit großartigem Fremdenverkehr auch Sehenswürdig- keiten allerlei Art und zahlreiche Vergnügungsorte besitzt, die gewissen Teilen der Stadt, in denen sie sich besonders zusammendrängen, einen eigentümlichen Charakter verleihen, das braucht kaum noch gesagt zu werden. Berlin ist nicht bloß die große Residenz- und Hauptstadt des Reiches, sondern auch eine Fabrik- und Handelsstadt von größter Bedeutung. In der Mitte zwischen zwei großen deutschen Strömen und nicht allzufern von jedem der beiden deutschen Meere gelegen, hat sie ihre günstige natürliche Lage durch mancherlei angelegte Verkehrswege gefördert gesehen. Heutigestags liegt sie in einem dichten Netz von Kanälen, Chausseen und Eisenbahnen. Seitdem der erste Schienenweg im Jahre 1838 zwischen Berlin und Potsdam eröffnet wurde, hat sich die Zahl der Eisenbahnen stetig vermehrt, und gegenwärtig ist sie auf vierzehn gestiegen; zu ihnen ist dann noch die Stadtbahn getreten. Gewebe verschiedener Art, Eisen- und Stahlwaren werden in großen Massen verfertigt; besonders berühmt sind auch die Maschinen- und Wagenfabriken, wie die Fabriken zur Herstellung von Nähmaschinen, Stahlfedern, Kurzwaren, Schmucksachen, Möbeln und Pianinos. Der Umsatz in Modesachen ist eben- falls höchst bedeutend; allein in Damenmänteln werden alljährlich für 100 Millionen Mark verkauft. Auch ist Berlin nach Leipzig der Hauptsitz des deutschen Buchhandels. — Der Warenhandel der Stadt mit Getreide, Wolle, Vieh und anderen Erzeugnissen ist großartig. Die Börse wird täglich von drei- bis viertausend Menschen besucht. Als ein freundlicher Zug in dem Bilde der vielgeschäftigen Großstadt, in der alles nur nach dem Gewinnbringenden zu eilen scheint, tritt die Liebe zu der Natur hervor, der man in Berlin recht oft begegnet. Jede Blume spricht schon davon, welche die Arbeiterin fünf Treppen hoch vor ihrem Dachkämmerchen pflegt. Bemerkbar aber macht sie sich allen in den prächtigen Bäumen, die man einzeln selbst noch in belebten Straßen findet und sorgsam geschont hat, in dem wundervollen Gartenschmuck der öffentlichen Plätze, die man in verschiedenen Gegenden der Stadt angelegt hat. Der Stolz der Stadt aber ist der Tiergarten unmittelbar vor dem Brandenburger Thore. In ihn münden von verschiedenen Seiten neue und prächtige Straßen. Hier wechseln schöne Alleen von alten Bäumen mit anderen Baumpflanzungen, anmutige Spazierwege mit Teichen und Rosen- und Blumenstöcken ab. Durch den Tiergarten geht es nach Charlottenburg. Hier erhebt sich im Schloßgarten am Ende einer Allee von dunklen hohen Tannen das Mausoleum, ein Tempel mit der Grabstätte des edlen Königspaares, Friedrich Wilhelms Iii. und seiner Gemahlin. Man sieht die beiden Gestalten, aus weißem Marmor gebildet, in sprechender Ähnlichkeit ruhend auf dem Deckel der Steinsärge. Zur ewigen Ruhe gebettet sind auch hier der hehren Eltern rnhmgekrönter, siegreicher Sohn, des Deutschen Reiches erster Kaiser nebst seiner erlauchten Gemahlin Augusta. — Das ist für jedes deutsche Herz eine hochgeweibte Stätte, und für den Fremden die ergretfenbfle, schmerzliche und zugleich erhebende Erinnerung, die er aus Berlin mit in die Heimat nimmt. A. Kippenberg nach Rodenberg.

5. Teil 1 - S. 60

1895 - Essen : Bädeker
60' - von i/2 bis 2500 Pferdekräften, im ganzen 27 000 Pferdekräften, ohne die Lokomotiven und Dampfkrähne, sowie 1724 verschiedene Werkzeugsmaschinen in Thätigkeit. Außerdem befindet sich in dem neuen Preßbau und Panzerplatten- Walzwerk eine riesige hydraulische Presse*), unter welche bei dem Besuche Kaiser Wilhelms Ii. am 20. Juni 1890 ein rotglühender Block von 2000 Tonnen Gewicht gebracht und durch gewaltigen Druck wie eine,, scheinbar widerstands- lose Masse geknetet wurde. Welche Umsicht und Übersicht gehört dazu, solches großartige Getriebe zu leiten und die verschiedenen Kräfte desselben alle einem Zwecke dienstbar zu machen! Das erforderliche Roheisen liefern 5 Hüttenwerke, welche von 534 Eisensteingruben in Deutschland und mehreren andern im nördlichen Spanien täglich gegen 1600 Tonnen Erz zur Verarbeitung erhalten. Außerdem gehören zu dem Kruppschen Werke noch 3 Zechen, welche täglich über 2500 Tonnen Kohlen fördern und seit 1886 auch die bis dahin dein Industriellen Asthöwer gehörigen Stahlwerke bei Annen in Westfalen. Der tägliche Verbrauch an Kohlen und Koks stellte sich im Jahre 1890 auf 2800 Tonnen, an Wasser auf 20 000 bis 30 000 Kubikmeter, au Leuchtgas auf 14 000 bis 50 000 Kubikmeter, ohne das vielfach in Anwendung kommende elektrische Licht. Dem Verkehr innerhalb des eigentlichen Werkes dienen 44 Kilometer vollspurige Eisenbahn mit 14 Lokomotiven und 542 Wagen, 30 Kilometer schmalspurige Eisenbahn mit 14 Lokomotiven und 450 Wagen, außerdem siud gegen 100 Pferde mit eben so vielen Wagen in Thätigkeit, ferner 80 Kilometer Telegraphenleitung und 140 Kilometer Telephonleitung mit 124 Sprechstellen, eine Gasfabrik, eine Wasserleitung, 3 chemische Versuchs- anstalten (Laboratorien), eine photographische Anstalt, eine Steiudruckerei, eine Buchdruckerei, eine Buchbinderei und ein Museum, worin hauptsächlich die Geschichte und Entwickelung der Artillerie-Erzeugnisse vor Augen geführt wird. Endlich ist noch der Schießstand bei Meppen zu erwähnen, wo sich zuweilen Offiziere aus den verschiedenen Ländern der Erde zusammenfinden, um einen neuen Fortschritt auf dem Gebiete der Artillerie zu beurteilen. Zu den nicht erzeugenden, sondern der allgemeinen Wohlfahrt dienenden Einrichtungen des Werkes gehört die ständige, zugleich, für den Ordnungs- dienst bestimmte Feuerwehr, deren militärisch stramme Übungen sehr oft das Wohlgefallen hoher und höchster Besucher gefunden haben. Ständige Posten innerhalb der Werke hat ebenfalls der Krankendienst zur ersten Hülfeleistung bei Unglücksfällen. Außerhalb der Fabrik befindet sich ein Krankenhaus und ein Seuchenhaus, in welchem eigens angestellte Ärzte thätig sind. An ver- schiedenen Stellen, teils nahe den Werkstätten, teils in größerer Entfernung liegen die Arbeiterkolonieen der Fabrik. Die großartigste ist die Kolonie Kronenberg, die, an Umfang und Bewohnerzahl einer kleinen Stadt gleich- kommend, mit ihren schönen und dauerhaften Häusern, ihren breiten, von schattigen Alleen durchzogenen Straßen und den wohlgepflegten Gärtchen vor und zwischen den Wohnungen nebst den herrlichen parkartigen Anlagen den Eindruck der Behaglichkeit und Zufriedenheit macht. Eine Erholungsstätte und zugleich der Ort, wo die verschiedenen aus den Kruppschen Arbeitern gebildeten Vereine ihre Festlichkeiten abhalten, ist der am Kronenberger Marktplatz erbaute und am Sedautage 1888 eingeweihte Saal, woselbst Kaiser Wilhelm Ii. bei seinem letzten Besuche die ihm vorgestellten Arbeiter der Kruppschen Werke zu einem dreifachen Hoch auf ihren Fabrikherrn Friedrich Krupp aufforderte. Für die unverheirateten Arbeiter ist eine Menage zur 0 Wasserkrastpresse.

6. Teil 1 - S. 280

1895 - Essen : Bädeker
280 Höhen und Häusern besteht, die längs der Wupper liegen und unter dem Namen Barmen unter Friedrich Wilhelm Iii. zu einer Stadt erhoben [inb. Von dem bei Elberfeld gelegenen Hardterberge, der zu einem Spazierweg umgeschaffen ist, genießt man die schönste Aussicht auf die beiden Städte und die zahllosen Fabrikgebäude, Färbereien und Garnbleichen im Thale. Das Ganze erscheint als eine große Stadt, die sich 8 Km in die Länge ausdehnt. Elberfeld hatte 1890: 125 000, Barmen 116 000 Einwohner. Nicht der Gunst der Naturverhältnisse, sondern sittlichen Hebeln, dem Fleiß und der Geschicklichkeit ihrer Bewohner, verdankt auch die nahe, am linken Rheinufer gelegene Stadt Krefeld ihre Größe. Keine andere Stadt der Rheinprovinz hat in so rasch beschleunigtem Maße an Bedeutung zugenommen; 1722 war Krefeld noch ein Flecken von kaum 1000 Bewohnern und 168 Jahre später zählte sie deren gegen 105 000. Unter ihren mannigfachen Gewerbzweigen sind die Seiden- und Sammetfabriken, welche 1890 in mehr als 120 Anstalten in der Stadt und deren Umgegend 32 000 Webstühle in Bewegung setzten, die wichtigsten. Sie hatten einen Umsatz von mehr als 75 Mill. Mark und haben den Krefelder Sammetbändern Weltberühmheit verschafft. In den: Bezirk, welcher schon von alters her durch seine bedeutende Eisen- und Stahlwarenerzeugung ausgezeichnet ist, bildet Solingen, eine offene Stadt unweit der Wupper, teils auf einem Berge, teils an dessen Abhange gelegen, den Mittelpunkt. Die jetzige Fabrikthätigkeit der Bewohner teilt sich in drei Hauptzweige, nämlich in die Schwert-, Messer- und Scherenherstellung. Außerdem werden eine Menge Nebenartikel, wie Lade- stöcke, Bajonette, Lanzen, Korkzieher u. s. w. geliefert. Diese Gegenstände werden aber auch von den Arbeitern mehrere Kilometer weit umher gefertigt, welche die einzelnen Teile von Messern, Gabeln, Degen- und Schwertklingen, Scheren und einer erstaunlichen Menge anderer kleiner Eisen- und Stahl- waren in ihren eigenen Werkstätten teils roh, teils fertig arbeiten und an die Fabrikverleger, welche sie schleifen und zusammensetzen lassen, verkaufen. Der einzige, jedoch gewissermaßen auch hauptsächlichste Teil bei der hiesigen Herstellung der Waren, welcher eigentlich fabrikmäßig betrieben wird, ist das Schleifen und Polieren, und man hat es darin so weit gebracht, daß man die Solinger Arbeiten und ihre Politur von der englischen Ware nicht mehr unterscheiden kann. Die Solinger Klingen haben eine unnachahmliche Güte, und man versteht sie so zu härten, daß sie Eisen durchhauen können, ohne eine Scharte zu bekommen. Im Kreise Solingen liegen an der Wupper und chren Nebenbächen an hundert Schleifmühlen, die jährlich etwa 300 000 Klingen, 500 000 Dutzend Messer und Gabeln, 200 000 Dutzend Scheren verfertigen. In etwas anderer Beziehung ist Remscheid, eine in einer an schönen Berg- zügen reichen Gegend liegende, wohlgebaute Stadt, bedeutend geworden. Die in und uni die Stadt fließenden 18 Bäche sind mit Hämmern und Werken aller Art ganz besetzt, so daß es an Platz für neue Anlagen fehlt. Es werden an 2000 verschiedene Gegenstände von verschiedenen kleinen und sogenannten kurzen Eisen- oder Stahlwaren verfertigt, und der Handel damit ist sehr ausgebreitet. An Sensen allein sollen jährlich 400 000 Stück ausgeführt werden. Andere Erzeugnisse der Remscheider Industrie sind z. B. geläuterter Stahl von allen Sorten, Sicheln, Strohmesser, Sägen, von den größten Mühlsägen bis zu den feinsten, alle Sorten von Wirtschafts- und Haushaltungs- geräten, von Werkzeugen für Maurer, Zimmerleute, Tischler, Böttcher, Drechsler, Bildhauer, Wagner, Schlosser, Uhrmacher, Gold- und Silber-

7. Teil 1 - S. 283

1895 - Essen : Bädeker
283 grösseren Häuser zwischen dem reichen Grün der Baumgruppen und inmitten der zierlichen Gärten und Weinlauben aus, die sie säumen und durchschlingen! Ein wahrhaft herzerquickender Anblick nach dem Eindruck, den die Fabrikkasernen und die meist engen, düsteren Gassen des eigentlichen Mülhausen mit ihrem Wagengerassel und Maschinengeklapper auf uns machen, eine wunderliebliche Verschmelzung von Stadt und Land, diese merkwürdige Arbeiterstadt mit ihrer Frische und Stille und den prächtigen Lindenbäumen, die, in doppelter Reihe auf allen ihren Strassen gepflanzt, mit ihrem köstlichen Blütenduft die innersten Räume der freundlichen Wohnstätten ringsum erfüllen! Von diesen fallen uns sofort mehrere Arten in das Auge. In den zuerst angelegten Teilen der Arbeiterstadt, der sogenannten „alten Stadt", sind die einzelnen einstöckigen Häuser in Gruppen von 10 bis 20 unter einem langen Dache zu ausgedehnten Strafsenzeilen vereinigt, in der „neuen Stadt" dagegen finden wir immer nur vier teils bloss ebenerdige, teils mit einem oberen Geschosse versehene Häuser unter dem gleichen Dache zusammen, und zwar inmitten eines für die verschiedenen Bewohner in einzelne Abschnitte zerlegten Gartens liegend. Das sind die hübscheren und schliesslich noch allein zur Anwendung gebrachten Wohnungen, die allerdings um einige hundert Mark teurer zu stehen kommen, als die der ersterwähnten Gattung. Jedes einzelne Gärtchen wird von einem sauber angestrichenen Lattenzaun umfriedigt, hat seine Laube oder sein kleines Gartenhaus und bringt dem Besitzer an Gemüse und Obst jährlich 30 bis 40 Mark ein. Ja, manche Arbeiterfrauen, die sich der Bebauung ihrer Gartenflecke mit besonderem Eifer und Geschick annehmen, treiben mit den Erzeugnissen derselben einen kleinen Handel; namentlich hat sich die „Arbeiterstadt" durch die Zucht ihrer mannigfaltigen Rosen einen Namen gemacht. Unter allen Umständen aber ist der geistige und sittliche Gewinn, der den Arbeitern durch diese Gärten und ihre Pflege erwächst, nicht hoch genug anzuschlagen; nicht allein, dafe dieselben den Kindern einen ungefährlichen und gesunden Tummelplatz darbieten, sie ziehen auch die Arbeiter vom Besuche der Wirtshäuser und Schenken ab und lehren sie mehr und mehr die reinen Freuden des Familienlebens kennen. „Seit wir unser Haus haben," erzählte eine Arbeiterfrau mit Freuden- thränen im Auge dem französischen Unterrichtsminister Duruy, der im Jahre 1864 die Kolonie besuchte, „ist mein Mann alle Abende zu Hause bei uns." Schon diese Thatsache allein zeugt von dem Segen, den die Anlage der Mülhauser Arbeiterstadt hat. Unter den vielfachen Veranstaltungen, welche der Verein ausserdem für die Gemeinschaft der Arbeiterstadt ins Leben gerufen hat, sei an erster Stelle des öffentlichen Bade- und Waschhauses gedacht, das im Jahre 1855 in der zweckmässigsten Weise aufgeführt wurde, nachdem mehrere Fabrikbesitzer bereits ähnliche Anstalten für ihre Arbeiter gegründet hatten. Die Badeanstalt umschliefst zehn geräumige Badezellen, die weit bequemer ausgestattet sind, als die Badezellen in manchen unserer berühmtesten Badeorte, und für deren Benutzung der Badende, dem über- dies reichliche Badewäsche geliefert wird, nicht mehr als 12 Pfennige bezahlt. Wringmaschinen, geheizte Trockenkammern, Plättsäle, das alles ist in der Waschanstalt vorhanden, von vortrefflichster Beschaffenheit und zu möglichst billigem Preise — 4 Pfennige für die ersten zwei

8. Teil 1 - S. 304

1895 - Essen : Bädeker
304 gestiegen. Das ist ein Ergebnis, das fast ausschließlich den neuen Reichs- postdampferlinien des Norddeutschen Lloyd zu danken ist." Möchte die Wechselwirkung dieser ureigenen deutschen Verkehrswege und des deutschen Handels- und Unternehmungsgeistes dem deutschen Namen Ehre und unserm Vaterlande immer reicheren Segen bringen. 155. Unsere beiden großen Seeßandeksstädte. „Die beiden Augen Italiens" — so nannte der Italiener des Mittelalters mit Stolz Venedig und Genua, die größten Handelsstädte seines Landes, welche bis zu den entferntesten Küsten des Mittelmeeres, damals der fast alleinigen Stätte der Schiffahrt und des Handelsverkehrs, hinausschauten. Seitdem finb die Oceane die bedeutendsten völkerverbindenden Straßen geworden, und die Handelsplätze des Mittelmeeres sind weit überflügelt von den Kaufmannsstädten des nördlichen Europas, welche ihre Schiffe auf den Atlantischen Ocean hinaussenden. Zu ihnen gehören als Stätten eines großartigen Handelsverkehrs Hamburg und Bremen, „die beiden Augen Deutschlands". In ihnen vereinigen sich Vergangenheit und Gegenwart. Wie sie einst in den Tagen der Hansa, deren Namen sie nebst Lübeck noch jetzt tragen, zur selben Zeit, als die Städte Italiens blühten, den Handel mit den Küstenländern der Nordsee und Ostsee vermittelten und in Rußland und Norwegen, wie in England und in den Niederlanden ihre Geschäftshäuser und Niederlagen errichteten, so schauen sie jetzt noch weiter hinaus, bis zu den entferntesten Ländern der Erde. Ihre Schiffe durchkreuzen alle Meere; sie führen Deutschlands Erzeugnisse den entlegensten Küsten zu und bringen unserem Vaterlande die Ernten fremder Zonen. Kaum wird in anderen Erdteilen ein Land gefunden, das der Ocean erreicht, wohin sie nicht ihre Söhne hinaus- schickten, um das Band friedlichen Völkerverkehrs zu knüpfen. — a. Hamburg. Hamburg ist, begünstigt durch seine ausgezeichnete Lage am breiten, tiefen Elbstrome, der bis ins Herz Deutschlands hinein größere Schiffe trägt, inmitten der Nordsee- und Ostseeländer und benachbart den nordischen Reichen, die erste Handelsstadt Deutschlands und des ganzen Festlandes von Europa geworden. Wer von Westen her über Harburg sich Hamburg naht, empfängt sofort den Eindruck einer mächtigen, hochbedeutsamen Stadt. Ein weites Häusermeer breitet sich in dämmernder Ferne aus, von dem sich einzelne Zinnen und Kuppeln abheben, und das von hochaufsteigenden, stolzen Türmen weit überragt wird. Der hier doppelarmige breite Strom, über den kühne Brücken führen, kündigt durch den Schiffsverkehr auf seinem Spiegel die Nähe der großen Handelsstadt an; die Luft ist voll wehender Wimpel aller Farben und Nationen, zwischen denen sich ungeheure Segel aufblähen, untermischt mit den Rauchsäulen gewaltiger Dampfer. Wer sich sofort nach seiner Ankunft auf dem Bahnhöfe, ohne sich weiter in der Stadt umzuschauen, von einer Droschke nach der Lombardsbrücke bringen läßt, wird überwältigt sein von dem Anblicke, den Hamburg ihm hier bietet. Von dieser hochgewölbten Brücke aus, welche über das seeenartige Gewässer der Alster führt, schaut man, der Stadt zugewandt, den glänzenden Spiegel der Binnenalster, auf allen drei Seiten eingerahmt von prächtigen Straßen, die mit Baumreihen geschmückt sind und deren stolze Häuserreihen großartige Gasthöfe und sonstige palastartige

9. Teil 1 - S. 305

1895 - Essen : Bädeker
305 Gebäude enthalten. Im Hintergründe ragen neben anderen Kirchtürmen die mächtigen Türme von St. Nikolai und St. Michaelis empor. Wendet sich der Blick nach der anderen, der Stadt abgewandten Seite, so breitet sich der zweite größere Teil des Alsterbeckens, die Außenalster oder große Alster, wie ein lieblicher Landsee weithin aus. Vielfach erheben sich an seinen Ufern herrliche Landhäuser, von blühenden Gärten umringt. Zwischen dem englischen Rasen mit seinem leuchtenden Grün sieht man kunstvolle Blumenbeete oder auserlesenes Gebüsch; die funkelnden Spiegelscheiben gewähren dem Lichte des Tages den freundlichsten Zugang zu den mit Feinheit und Pracht ausgestatteten Wohnzimmern. Zierliche Böte mit schwellenden weißen Segeln, andere, oft Zar kleine und niedliche Nachen, in denen geschickte Hände die Ruder führen, und kleine Dampfer, welche vom Jungfernstieg abstoßen, unter der Lombards- brücke hindurchfahren und an verschiedenen Orten der Außenalster landen, durchschneiden pfeilschnell die spiegelnden Fluten und gewähren dem Auge ein ungemein belebtes, reizendes Bild, in dem auch die Schwäne, die auf denr Wasser schwimmen, einen freundlichen Zug bilden. „Wo fände sich", ruft ein neuerer Schriftsteller aus, der dieses entzückenden Anblicks gedenkt, „ein Platz wie dieser! Gehe nach London, nach Paris, du findest ihn nicht. Nur das goldene Horn mit seinen Schiffen und pfeilschnellen Kalks, mit Stambul auf dem einen und Galata und Pera auf denr andern Ufer, überragt von den Kuppeln der Moscheen und den zahlreichen Minarets, dürste dir ein noch großartigeres und mannigfaltigeres Gemälde vor Augen führen." Wie viel Eigentümliches und Anziehendes bietet eine Wanderung durch die gewühl- und geräuschvolle Stadt! Neben den vielen schönen, breiten Straßen, die von vier- und fünfstöckigen Häusern eingefaßt sind, giebt es enge, gewundene, die nicht minder belebt sind, und vielfach verstecken sich hinter stattlichen Häuserreihen krumme, schmutzige Gäßchen, in denen sich eine dichte Bevölkerung zusammendrängt. Fast jeder Gang durch die Straßen kann uns lehren, daß wir in einer Stadt sind, wo Handel und Verkehr die Schritte aller munter fördert, wo das Leben kräftig und rasch pulsiert. „Wie Beim Bienenhaus, so stiegt, sammelt und summt es überall." Hinter den riesigen Spiegelscheiben der Läden erblickt man manches, was an die Seestadt erinnert, der fremde Erzeugnisse rasch zufließen. Hier schimmern, von Reblanb umkränzt, in einer von Springbrunnen unablässig erfrischten Luft, die Trauben von Malaga; daneben locken die Bananen vom Delta des Nils, die Orangen von Lissabon, die Artischocken aus Algier und die goldigen, grüngekrönten edlen Ananas. Dort steckt der feuerrote Hummer die plumpen Scheren aus und läßt seine schöngegliederten Fühlfäden über den Sardinen von Nantes schweben; neben ihm liegt in krystallener Schüssel der erste Hering, den die Fischerflotte ans Land gebracht hat, mit seinem stahlblauen Rücken. Vor den Treppen der Speisekeller sind Austernschalen aufgestapelt, perlmutterglänzend innen, braun und ruppig außen; sie liegen dort zum Zeichen davon, was unten geöffnet wird. In einem mächtigen mit Seewasser gefüllten Kübel sieht man eine Riesenschildkröte, die irgend ein Schiffskapitän aus der Südsee soeben mitgebracht hat. Sie hebt und senkt sich abwechselnd und giebt jedesmal, wenn sie den Kopf aus dem Wasser hervorstreckt, einen leise zischenden Ton von sich. Sie wird es nicht lange mehr so machen, sondern, vielleicht schon am nächsten Tage, als Speise dienen müssen. Jedem Fremden fällt es in Hamburg auf, daß er häufig über Brücken gehen muß, die über lange Wasserstraßen führen, an welche die Häuserreihen Schürmann u. Windmöller, Lehr- u. Leseb. f. Fortbtldungs- u. Gewerbesch. I. 20

10. Teil 1 - S. 308

1895 - Essen : Bädeker
308 Flanelljacken, dort Matrosenmützen oder Wasserstiefel. In diesen Straßen drückt die Seehandelsstadt dem ganzen Leben ihr Gepräge auf. Das ist Hamburg, das vielgeschäftige, lebensfrische und schöne Hamburg. Einem alten Stamme gleich, der, obwohl heimgesucht von manchem Sturm und Ungewitter, in unverwüstlicher Lebenskraft grünt und stets reichere Blüten und Früchte trägt, so steht die Stadt da. Ihre angstvollsten Tage in neuerer Zeit waren diejenigen vom Himmelfahrtstage des Jahres 1842 bis zum folgenden Sonntage, wo ein ungeheurer Brand den fünften Teil der Stadt mit den ansehnlichsten Gebäuden verzehrte und 20 000 Menschen obdachlos machte. Damals schien Hamburg ein Schlag getroffen zu haben, von dem es sich nie wieder aufrichten könnte. Was aber nach jenen Unglückstagen der Senat der Stadt seinen Mitbürgern zurief: „Unser geliebtes schönes Hamburg ist nicht verloren, und unsere fleißige Hand wird, wenn auch erst in Jahren, das wieder aufbauen, was uns das wütende Element in wenigen Tagen entriß. Gott mit uns!" das hat sich herrlich bewahrheitet. Erfüllt ist das Wort, das, gleichsam prophetisch, Max von Schenkendorf in seinem Liede von den deutschen Städten über Hamburg, mehr als fünfundzwanzig Jahre vor dem Brande, gesprochen: / Laß Flammen dich verzehren, Mein Hamburg reich und schön, Man wird in jungen Ehren Dich, Phönix, wiedersehen. Kippenberg nach Ziegler. b. Bremen. Denl glänzenden Hamburg mit seinem geräuschvollen Weltbetriebe gegen- über zeigt die Schwesterstadt an der Weser ein stilleres, bürgerlich-behäbiges Aussehen. Die nicht eben großen, nur vou einer oder zwei Familien bewohnten Häuser, welche sich über ein sehr ausgedehntes Stadtgebiet erstrecken, sind, wie die Straßen an sich, so nett, sauber und freundlich, daß sich der Fremde schon dadurch angenehm angesprochen fühlt. Diesem treten dazu landschaftliche Schönheiten entgegen, die er in der alten Reichsstadt nicht zu vermuten pflegt. An Stelle der alten Wälle umgeben herrliche Anlagen die innere Stadt, — in solch ausgedehnter Fülle und reizender Mannigfaltigkeit, so anmutvollem Wechsel von Land und Wasser, mit so prächtigen, malerischen Durchblicken, wie sie schwerlich eine andere deutsche Stadt in solchem Grade aufweist. Vor den Thoren der Stadt aber breitet fick ein sehr großer öffentlicher Park aus, der eine wirkliche Perle der neueren Landschaftsgartenkunst ist. Auch sonst bietet Bremen des Sehenswerten viel. In den Teilen der Stadt, wo die Waren- häuser und Geschäftszimmer der Kaufleute liegen, durchziehen von früh bis spät die vielen mit Baumwolle, Petroleum, Tabak, Reis und anderen Waren beladenen schweren Frachtwagen die Straßen; lebhafter Schiffsverkehr entwickelt sich an den Ufern des Stromes, wo fortwährend Waren aus- und eingeladen werden; zu gewissen Zeiten sieht man in den Straßen Scharen von Aus- wanderern, oft in seltsam bunten Landestrachten. — In seinem altehrwürdigen Rathause besitzt Bremen ein Gebäude, das überall genannt wird, wo man der Stadt gedenkt. Zwischen ihm und der prächtigen, iin gotischen Stile neuerbauten Börse, die der Bedeutung von Bremens Handel angemessen ist, steht die steinerne Rolandsäule, jener „Roland der Ries' am Rathaus zu Bremen"; in den weiten und schönen Räumen des Ratskellers lagern Weine edelster Güte, von Venen die Rosen- und Apostelweine hochberühmt sind, und
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