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eine einzige Stromschnelle weit ab von der Mündung unterbrochen. Seine
große Bedeutung erhellt auch aus den vielen Ansiedelungen an seinen Ufern.
Er ist der städtereichste Fluß der Welt. Da liegen unmittelbar an seinen
schönen Ufern Konstanz, Basel, Speier, Mannheim, Worms, Mainz, Koblenz,
Bonn, Köln, Düsseldorf, Wesel u. s. w. Ja, das Bedürfnis nach einer
Ansiedelung im Rheingebiet ist so groß gewesen, daß eine zweite ebenso große
Städtekette in seiner Nähe sich gebildet hat, wie: Straßburg, Freiburg,
Rastatt, Karlsruhe, Heidelberg, Darmstadt, Frankfurt, Wiesbaden, Elberfeld,
Barmen, Krefeld. Und das sind Städtenamen von gutem Klange.
Der Rhein ist recht eigentlich der Strom des nnttleren Europas. An
seinen alpinischen Quellen begegnen sich Burgund, Italien, das südliche
Deutschland. Seine oceanische Niederung schiebt sich zwischen den Norden
Frankreichs und die Ebenen des alten Sachsenlandes ein und führt zu den
britischen Inseln hinüber. Aus der schönen Stromebene des mittleren Rheines,
einem bergummauerten Thalgebiet, führen natürliche Wasserstraßen durch lange,
enge Felsenthore zu reichen, herrlichen Landschaften, tief in das innerste Deutschland
und Frankreich hinein. Die Mosel auf der linken, der Main auf der rechten
Seite verbinden Franken und Lothringen. Der Rhein selber aber und seine
Ufer sind die große Handels- und Reisestraße zwischen Süden und Norden,
zwischen Holland und der Schweiz, England und Italien, die eine immer größere
Bedeutung erhält, je inniger und lebendiger die Berührungen aller Art zwischen
den verschiedenen Gliedern des europäischen Staatenverbandes werden.
Mit dem greifbaren Nutzen, den der Rhein bringt, als eine treffliche
Verkehrsstraße für ganz Westdeutschland, streitet die Schönheit des Stromes
und seiner Umgebung um den Preis. Die klare, grüne Flut, vielfach bedeckt
von Kähnen und Schiffen, umkränzt von Rebenhügeln, schön bewaldeten
Berghöhen mit Schlössern und Burgen, umgeben von vielen freundlichen
Dörfern und reichen Städten mit hochragenden Zinnen und Domen, dazu
die Fülle von Sagen und geschichtlichen Begebenheiten, die sich an diese
Orte knüpfen, üben sozusagen einen Zauber aus auf alle, die für die Reize
der Natur und die Kunde der Vorzeit empfänglich sind.
Da ist fast keine Stelle, an der nicht die Sage weilte. Von großen
Königen und tapferen Helden, von holden Jungfrauen und schrecklichen
Drachen, von guten und bösen Geistern weiß dir ihr Mund zu melden und
Berg und Thal, Burgen und Kirchen, Städte und Dörfer in ihre Dichtung
zu verweben. In Worms glänzte der kühne Siegfried mit den Nibelungen
am Hofe der Burgunden in allen ritterlichen Thaten, bis er meuchlings
erschlagen ward. Wer kennt nicht die Sagen vom Mäuseturm bei Bingen
und von der Lorelei mit dem goldenen Haar? Auch Karls des Großen Helden-
gestalt trat an vielen Orten des Rheinlandes auf; in Ingelheim hatte er
seinen Palast, in Rüdesheim, in Frankfurt, Köln, Aachen weilte er gern.
In alter und neuer Zeit hat sich am Rheine Großes begeben. Er sah den
römischen Cäsar, den Schwedenkönig, den französischen Kaiser und den
Marschall Vorwärts mit Heereszügen über sich schreiten. Von den römischen
Niederlassungen am Rheine breitete sich das Christentum und höhere Bildung
über die Nackbarlande aus, und die Geschicke von Deutschland wurden oftmals
an seinen Ufern entschieden.
Der Rhein ist unser schönster und wichtigster Strom. Er ist uns
ebenso heilig wie der Ganges dem Indier. Darum ist es unsere heilige
Pflicht, Gut und Blut einzusetzen, sollte sein Besitz uns streitig gemacht werden.
Nach Grube.
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Extrahierte Personennamen: Siegfried Siegfried Karls Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Basel Mannheim Worms Mainz Koblenz Bonn Wesel Rheingebiet Freiburg Rastatt Karlsruhe Heidelberg Darmstadt Frankfurt Wiesbaden Elberfeld Barmen Krefeld Rhein Europas Burgund Italien Deutschland Frankreichs Deutschland Frankreich Main Lothringen Rhein Holland Schweiz England Italien Rhein Westdeutschland Worms Rheinlandes Rüdesheim Frankfurt Aachen Rheine Rheine Deutschland Rhein
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Siegeswagen. An sie knüpft sich ein bedeutungsvolles Stück preußischer
Geschichte. Im Jahre 1807 wurde sie von den Franzosen nach Paris gebracht,
allein 1814 von den Preußen zurückgeholt und wieder an ihrem alten Platze
aufgestellt. Seitdem führt sie das Viergespann — umgekehrt wie vor 1807 —
der Stadt zu, und in die Spitze ihres adlergekrönten Stabes ward das
Eiserne Kreuz eingefügt. Vom Brandenburger Thor aus treteu wir in die
bis zu dem königlichen Schlosse führende schönste Straße Berlins, Unter
den Linden, die über 1000 m lang und fast 5o m breit ist. In der
Mitte schmückt sie eine vierfache Baumreihe; daneben ist sie mit Fahrwegen
und Fußsteigen für die Fußgänger und auch mit einem Wege zum Reiten
versehen. Hier liegt der Palast des Kaisers, hier sieht man eine Reihe der
glänzendsten Verkaufläden, einige der ersten Gasthöfe der Stadt und zahlreiche
sonstige Prachtbauten. Wahrlich, wir sind in einer Stadt der Paläste! Da
sind die Akademie, die Universität, das Opernhaus, das Kronprinzen-Palais,
das Zeughaus, jetzt „Ruhmeshalle", mit seiner großartigen Waffensammlung,
den erbeuteten Siegeszeichen und den Büsten und Standbildern preußischer
Feldherren und Herrscher. Nun geht's über die Schloßbrücke, die schönste
unter den vielen Brücken Berlins, welche uns zu dem anmutigen Platze
führt, welcher der Lustgarten heißt. Auf der Südseite erhebt sich das königliche
Schloß! Kein Fürstenschloß Europas übt einen so überwältigenden Eindruck
auf den Beschauer wie dieser gewaltige Bau. Unter seinen sechshundert
Zimmern sind glänzende Säle mit Marmorbildern und Gemälden, mit
Prunkgefäßen aus Gold und Silber; in dem berühmtesten unter allen, dem
Weißen Saale, wurde am 21. März 1871 vom Kaiser Wilhelm der erste
Reichstag des neuerstandenen Deutschen Reiches eröffnet/ In der mit zahl-
reichen Wandgemälden auf Goldgrund geschmückten Kapelle des Schlosses
erhebt sich über dem herrlichen Marmoraltar das drittehalb Meter hohe
silberne, stark vergoldete und mit vielen Edelsteinen verzierte Kreuz, dessen
Wert man auf einige Millionen Mark schätzt. Und wandern wir von dem
königlichen Schlosse zur andern Seite des Lustgartens hinüber, so können wir
in den großen Museen staunend bewundern, was menschliche Kunst und Arbeit
in alter und neuer Zeit Herrliches und Schönes geschaffen hat. Bildsäulen
und Gipsabgüsse, Gemälde und Kupferstiche, geschnittene Edelsteine und
Münzen, Thonvasen und Grabheiligtümer, selbst ägyptische Mumien finden
sich hier, wie auch die verschiedensten Sachen, welche sich die Völker für die
Bedürfnisse ihres Lebens geschaffen haben. Bei größter Fülle und Mannig-
faltigkeit ist dennoch alles wohl geordnet. Nicht weit vom Schlosse erheben
sich noch manche großartige Gebäude wie die Börse und das herrliche neue
Rathaus, doch finden sich solche auch in anderen Teilen der Stadt vielfach.
Berlin ist aber auch die Stadt der Denkmäler. Wo wir auch wandern,
stets werden wir an die Großthaten der Geschichte unseres Vaterlandes und
an die Männer erinnert, welche als ruhmvolle Herrscher des Staates, als
sieggekröute Krieger oder als hochverdiente Fortbildner der Kunst und Wissen-
schaft im Andenken der Menschen fortleben. Hier schaut man staunend empor
zu dein mächtigen Denkmal des Großen Kurfürsten auf der Kurfürstenbrücke,
dort fesselt das Auge das wundervolle Reiterstandbild Friedrichs des Großen,
welches uns den großen König umgeben von seinen berühmten Feldherren
und anderen großen Männern seiner Zeit zeigt. Die Helden und Staats-
männer der Freiheitskriege, König Friedrick Wilhelm Iii. und seine unvergeßliche
Gemahlin, unsere großen Dichter Schiller und Goethe — sie und so viele
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Friedrichs Wilhelm Schiller Goethe
Extrahierte Ortsnamen: Paris Berlins Berlins Europas Berlin Friedrichs
315
andere große und edle Menschen reden zu uns in den Denkmälern, welche
Verehrung und Liebe ihnen aufgebaut hat. Säulen zum ehrenden Gedächtnis
der im Kampfe für König und Vaterland gefallenen Krieger und Säulen zur
freudigen Erinnerung an die siegreich geführten Kriege erheben sich auf ver-
schiedenen Plätzen, unter ihnen als die herrlichste die aus einem mächtigen
und reichen Unterbau aufsteigende Siegessäule auf dem Königsplatze, welche
mit der sie krönenden Siegesgöttin eine Höhe von 61 m erreicht.
Wir sind im Herzen eines großen, lebensvollen Staates, das empfinden
wir hier in seiner Hauptstadt, eines Staates, welcher die Bildung pflegt
und zugleich sein gutes Recht mit scharfem Schwerte zu verteidigen weiß.
Die Steine um uns reden von seiner ruhmvollen Vergangenheit. An das
Heer, seine feste Stütze, wird man in Berlin zu Zeiten ganz besonders
erinnert. An einem Tage — gewöhnlich im Mai — ist die ganze Garnison
in Bewegung. Die Morgensonne blitzt lustig in den Helmen der Kürassiere,
und der Wind spielt mit den Fähnlein der Ulanen. Batterie nach Batterie
rasselt durch die Straßen; mit klingendem Spiel rückt Fußvolk und Reiterei
nach dem Tempelhofer Felde im Süden der Stadt. Hier, auf der weiten Ebene,
da kann man sie sehen, die berühmten Regimenter, deren jedes eine gewonnene
Schlacht bedeutet, die Garden, welche den Tag von Gravelotte entschieden
und in dem heißen Kampfe vor Paris das Dorf Le Bonrget erstürmten.
Nun erscheint der Kaiser, umgeben von seinem Stabe und gefolgt von allen
Prinzen und Prinzessinnen, — und nun geht es durch die Reihen. Die
ganze Musik spielt, alle Fahnen senken sich, alle Waffen klirren unter dem
Griff der Mannschaften: das preußische Heer grüßt seinen obersten Kriegsherrn.
Und nun wird es still; aber nur für einen Augenblick. Dann beginnt der
Galopp der Schwadronen und der Marschtritt der Neginienter, das Exerzieren
im Feuer, das Knacken und Knattern der Gewehre, das Rollen der Salven,
der Trommelschlag, der Ruf der Signalhörner und das Kommando der
Offiziere. Man glaubt eine wirkliche Schlacht zu hören. Es ist nur ihr
Scheinbild, aber es macht dennoch einen überwältigenden Eindruck.
Welch einen Wechsel zeigt die eine Stadt nach ihren verschiedenen
Stadtteilen! Auf den Straßen im Innern, auf der Königsstraße, der Leipziger
Straße, der langgestreckten Friedrichsstraße, welche in einer Ausdehnung von
3 Km Berlin durchschneidet, und vielen anderen herrscht das Brausen und
Branden der Weltstadt. Da ertönt das Rollen der Wagen, das Klingeln
der Pferdebahnen, die an den Halteplätzen oft von drei oder vier Seiten sich
treffen; da wogen Fuhrwerke und Menschenscbaren nebeneinander und durch-
einander. Alles ist ein Bild der unablässigen Bewegung und des unermüdetsten
Fleißes. Kommen wir aus diesem rastlosen und lauten Gewühl in eine
äußerstentlegene Vorstadt, so ist es uns vielleicht so, als wären wir in eine
ganz andere Stadt versetzt. Stille sind hier die Straßen; selten rollt ein
Wagen. Hier können sich noch die Kinder fröhlich tnnnneln und auf dem
spärlichen Graswuchse der benachbarten Anger unbehelligt ihre Papierdrachen
steigen lassen. Anderswo, zum Beispiel im nördlichen Teile der Stadt, drängt
sich uns eine Geschäftigkeit ganz anderer Art auf. Hier reiht sich Fabrik an
Fabrik, hier ragen zahllose hohe Schornsteine empor und senden ihre dunklen
Rauchmassen gen Himmel. Eine große, stolze Stätte deutschen Großgewerbes
umgiebt uns. Durch die Straßen dieses Viertels sieht man zu gewissen
Stunden in dichtem, schwarzem Gewimmel das Volk der Maschinenbauer und
sonstigen Arbeiter ziehen. Und führt uns unser Weg in eine andere Gegend,
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Paris Le_Bonrget Berlin
316
dem Westen zu, so finden wir uns in breiten, von prächtigen Baumreihen
durchzogenen Straßen, an denen sich vornehme, seine Häuser mit Marmor-
treppen und Sammetgeländern hinziehen, die von dem frischen Grün und
dem holden Blumenschmücke ihrer Vorgärten eingefaßt sind. — Daß eine
Weltstadt wie Berlin mit großartigem Fremdenverkehr auch Sehenswürdig-
keiten allerlei Art und zahlreiche Vergnügungsorte besitzt, die gewissen Teilen
der Stadt, in denen sie sich besonders zusammendrängen, einen eigentümlichen
Charakter verleihen, das braucht kaum noch gesagt zu werden.
Berlin ist nicht bloß die große Residenz- und Hauptstadt des Reiches,
sondern auch eine Fabrik- und Handelsstadt von größter Bedeutung. In der
Mitte zwischen zwei großen deutschen Strömen und nicht allzufern von jedem
der beiden deutschen Meere gelegen, hat sie ihre günstige natürliche Lage
durch mancherlei angelegte Verkehrswege gefördert gesehen. Heutigestags liegt
sie in einem dichten Netz von Kanälen, Chausseen und Eisenbahnen. Seitdem
der erste Schienenweg im Jahre 1838 zwischen Berlin und Potsdam eröffnet
wurde, hat sich die Zahl der Eisenbahnen stetig vermehrt, und gegenwärtig
ist sie auf vierzehn gestiegen; zu ihnen ist dann noch die Stadtbahn getreten.
Gewebe verschiedener Art, Eisen- und Stahlwaren werden in großen Massen
verfertigt; besonders berühmt sind auch die Maschinen- und Wagenfabriken,
wie die Fabriken zur Herstellung von Nähmaschinen, Stahlfedern, Kurzwaren,
Schmucksachen, Möbeln und Pianinos. Der Umsatz in Modesachen ist eben-
falls höchst bedeutend; allein in Damenmänteln werden alljährlich für
100 Millionen Mark verkauft. Auch ist Berlin nach Leipzig der Hauptsitz
des deutschen Buchhandels. — Der Warenhandel der Stadt mit Getreide,
Wolle, Vieh und anderen Erzeugnissen ist großartig. Die Börse wird täglich
von drei- bis viertausend Menschen besucht.
Als ein freundlicher Zug in dem Bilde der vielgeschäftigen Großstadt,
in der alles nur nach dem Gewinnbringenden zu eilen scheint, tritt die Liebe
zu der Natur hervor, der man in Berlin recht oft begegnet. Jede Blume
spricht schon davon, welche die Arbeiterin fünf Treppen hoch vor ihrem
Dachkämmerchen pflegt. Bemerkbar aber macht sie sich allen in den prächtigen
Bäumen, die man einzeln selbst noch in belebten Straßen findet und sorgsam
geschont hat, in dem wundervollen Gartenschmuck der öffentlichen Plätze, die
man in verschiedenen Gegenden der Stadt angelegt hat. Der Stolz der
Stadt aber ist der Tiergarten unmittelbar vor dem Brandenburger Thore.
In ihn münden von verschiedenen Seiten neue und prächtige Straßen. Hier
wechseln schöne Alleen von alten Bäumen mit anderen Baumpflanzungen,
anmutige Spazierwege mit Teichen und Rosen- und Blumenstöcken ab. Durch
den Tiergarten geht es nach Charlottenburg. Hier erhebt sich im Schloßgarten
am Ende einer Allee von dunklen hohen Tannen das Mausoleum, ein
Tempel mit der Grabstätte des edlen Königspaares, Friedrich Wilhelms Iii.
und seiner Gemahlin. Man sieht die beiden Gestalten, aus weißem Marmor
gebildet, in sprechender Ähnlichkeit ruhend auf dem Deckel der Steinsärge.
Zur ewigen Ruhe gebettet sind auch hier der hehren Eltern rnhmgekrönter,
siegreicher Sohn, des Deutschen Reiches erster Kaiser nebst seiner erlauchten
Gemahlin Augusta. — Das ist für jedes deutsche Herz eine hochgeweibte
Stätte, und für den Fremden die ergretfenbfle, schmerzliche und zugleich
erhebende Erinnerung, die er aus Berlin mit in die Heimat nimmt.
A. Kippenberg nach Rodenberg.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Berlin Potsdam Modesachen Berlin Berlin Charlottenburg Berlin A._Kippenberg Rodenberg
60' -
von i/2 bis 2500 Pferdekräften, im ganzen 27 000 Pferdekräften, ohne die
Lokomotiven und Dampfkrähne, sowie 1724 verschiedene Werkzeugsmaschinen
in Thätigkeit. Außerdem befindet sich in dem neuen Preßbau und Panzerplatten-
Walzwerk eine riesige hydraulische Presse*), unter welche bei dem Besuche
Kaiser Wilhelms Ii. am 20. Juni 1890 ein rotglühender Block von 2000 Tonnen
Gewicht gebracht und durch gewaltigen Druck wie eine,, scheinbar widerstands-
lose Masse geknetet wurde. Welche Umsicht und Übersicht gehört dazu,
solches großartige Getriebe zu leiten und die verschiedenen Kräfte desselben
alle einem Zwecke dienstbar zu machen! Das erforderliche Roheisen liefern
5 Hüttenwerke, welche von 534 Eisensteingruben in Deutschland und mehreren
andern im nördlichen Spanien täglich gegen 1600 Tonnen Erz zur Verarbeitung
erhalten. Außerdem gehören zu dem Kruppschen Werke noch 3 Zechen, welche
täglich über 2500 Tonnen Kohlen fördern und seit 1886 auch die bis dahin
dein Industriellen Asthöwer gehörigen Stahlwerke bei Annen in Westfalen. Der
tägliche Verbrauch an Kohlen und Koks stellte sich im Jahre 1890 auf
2800 Tonnen, an Wasser auf 20 000 bis 30 000 Kubikmeter, au Leuchtgas
auf 14 000 bis 50 000 Kubikmeter, ohne das vielfach in Anwendung kommende
elektrische Licht. Dem Verkehr innerhalb des eigentlichen Werkes dienen
44 Kilometer vollspurige Eisenbahn mit 14 Lokomotiven und 542 Wagen,
30 Kilometer schmalspurige Eisenbahn mit 14 Lokomotiven und 450 Wagen,
außerdem siud gegen 100 Pferde mit eben so vielen Wagen in Thätigkeit,
ferner 80 Kilometer Telegraphenleitung und 140 Kilometer Telephonleitung
mit 124 Sprechstellen, eine Gasfabrik, eine Wasserleitung, 3 chemische Versuchs-
anstalten (Laboratorien), eine photographische Anstalt, eine Steiudruckerei, eine
Buchdruckerei, eine Buchbinderei und ein Museum, worin hauptsächlich die
Geschichte und Entwickelung der Artillerie-Erzeugnisse vor Augen geführt wird.
Endlich ist noch der Schießstand bei Meppen zu erwähnen, wo sich zuweilen
Offiziere aus den verschiedenen Ländern der Erde zusammenfinden, um einen
neuen Fortschritt auf dem Gebiete der Artillerie zu beurteilen.
Zu den nicht erzeugenden, sondern der allgemeinen Wohlfahrt dienenden
Einrichtungen des Werkes gehört die ständige, zugleich, für den Ordnungs-
dienst bestimmte Feuerwehr, deren militärisch stramme Übungen sehr oft das
Wohlgefallen hoher und höchster Besucher gefunden haben. Ständige Posten
innerhalb der Werke hat ebenfalls der Krankendienst zur ersten Hülfeleistung
bei Unglücksfällen. Außerhalb der Fabrik befindet sich ein Krankenhaus und
ein Seuchenhaus, in welchem eigens angestellte Ärzte thätig sind. An ver-
schiedenen Stellen, teils nahe den Werkstätten, teils in größerer Entfernung
liegen die Arbeiterkolonieen der Fabrik. Die großartigste ist die Kolonie
Kronenberg, die, an Umfang und Bewohnerzahl einer kleinen Stadt gleich-
kommend, mit ihren schönen und dauerhaften Häusern, ihren breiten, von
schattigen Alleen durchzogenen Straßen und den wohlgepflegten Gärtchen vor
und zwischen den Wohnungen nebst den herrlichen parkartigen Anlagen den
Eindruck der Behaglichkeit und Zufriedenheit macht. Eine Erholungsstätte
und zugleich der Ort, wo die verschiedenen aus den Kruppschen Arbeitern
gebildeten Vereine ihre Festlichkeiten abhalten, ist der am Kronenberger
Marktplatz erbaute und am Sedautage 1888 eingeweihte Saal, woselbst
Kaiser Wilhelm Ii. bei seinem letzten Besuche die ihm vorgestellten Arbeiter
der Kruppschen Werke zu einem dreifachen Hoch auf ihren Fabrikherrn Friedrich
Krupp aufforderte. Für die unverheirateten Arbeiter ist eine Menage zur
0 Wasserkrastpresse.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Wilhelms Kronenberger Wilhelm Friedrich
Krupp Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Spanien Westfalen Meppen
280
Höhen und Häusern besteht, die längs der Wupper liegen und unter dem
Namen Barmen unter Friedrich Wilhelm Iii. zu einer Stadt erhoben [inb.
Von dem bei Elberfeld gelegenen Hardterberge, der zu einem Spazierweg
umgeschaffen ist, genießt man die schönste Aussicht auf die beiden Städte und
die zahllosen Fabrikgebäude, Färbereien und Garnbleichen im Thale. Das
Ganze erscheint als eine große Stadt, die sich 8 Km in die Länge ausdehnt.
Elberfeld hatte 1890: 125 000, Barmen 116 000 Einwohner.
Nicht der Gunst der Naturverhältnisse, sondern sittlichen Hebeln, dem
Fleiß und der Geschicklichkeit ihrer Bewohner, verdankt auch die nahe, am linken
Rheinufer gelegene Stadt Krefeld ihre Größe. Keine andere Stadt der
Rheinprovinz hat in so rasch beschleunigtem Maße an Bedeutung zugenommen;
1722 war Krefeld noch ein Flecken von kaum 1000 Bewohnern und 168 Jahre
später zählte sie deren gegen 105 000. Unter ihren mannigfachen Gewerbzweigen
sind die Seiden- und Sammetfabriken, welche 1890 in mehr als 120 Anstalten
in der Stadt und deren Umgegend 32 000 Webstühle in Bewegung setzten,
die wichtigsten. Sie hatten einen Umsatz von mehr als 75 Mill. Mark und
haben den Krefelder Sammetbändern Weltberühmheit verschafft.
In den: Bezirk, welcher schon von alters her durch seine bedeutende
Eisen- und Stahlwarenerzeugung ausgezeichnet ist, bildet Solingen, eine
offene Stadt unweit der Wupper, teils auf einem Berge, teils an dessen
Abhange gelegen, den Mittelpunkt. Die jetzige Fabrikthätigkeit der Bewohner
teilt sich in drei Hauptzweige, nämlich in die Schwert-, Messer- und
Scherenherstellung. Außerdem werden eine Menge Nebenartikel, wie Lade-
stöcke, Bajonette, Lanzen, Korkzieher u. s. w. geliefert. Diese Gegenstände
werden aber auch von den Arbeitern mehrere Kilometer weit umher gefertigt,
welche die einzelnen Teile von Messern, Gabeln, Degen- und Schwertklingen,
Scheren und einer erstaunlichen Menge anderer kleiner Eisen- und Stahl-
waren in ihren eigenen Werkstätten teils roh, teils fertig arbeiten und an
die Fabrikverleger, welche sie schleifen und zusammensetzen lassen, verkaufen.
Der einzige, jedoch gewissermaßen auch hauptsächlichste Teil bei der hiesigen
Herstellung der Waren, welcher eigentlich fabrikmäßig betrieben wird, ist das
Schleifen und Polieren, und man hat es darin so weit gebracht, daß man
die Solinger Arbeiten und ihre Politur von der englischen Ware nicht mehr
unterscheiden kann. Die Solinger Klingen haben eine unnachahmliche Güte,
und man versteht sie so zu härten, daß sie Eisen durchhauen können, ohne
eine Scharte zu bekommen. Im Kreise Solingen liegen an der Wupper und
chren Nebenbächen an hundert Schleifmühlen, die jährlich etwa 300 000 Klingen,
500 000 Dutzend Messer und Gabeln, 200 000 Dutzend Scheren verfertigen.
In etwas anderer Beziehung ist Remscheid, eine in einer an schönen Berg-
zügen reichen Gegend liegende, wohlgebaute Stadt, bedeutend geworden. Die
in und uni die Stadt fließenden 18 Bäche sind mit Hämmern und Werken
aller Art ganz besetzt, so daß es an Platz für neue Anlagen fehlt. Es werden
an 2000 verschiedene Gegenstände von verschiedenen kleinen und sogenannten
kurzen Eisen- oder Stahlwaren verfertigt, und der Handel damit ist sehr
ausgebreitet. An Sensen allein sollen jährlich 400 000 Stück ausgeführt
werden. Andere Erzeugnisse der Remscheider Industrie sind z. B. geläuterter
Stahl von allen Sorten, Sicheln, Strohmesser, Sägen, von den größten
Mühlsägen bis zu den feinsten, alle Sorten von Wirtschafts- und Haushaltungs-
geräten, von Werkzeugen für Maurer, Zimmerleute, Tischler, Böttcher,
Drechsler, Bildhauer, Wagner, Schlosser, Uhrmacher, Gold- und Silber-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Krefeld Drechsler Wagner Schlosser
283
grösseren Häuser zwischen dem reichen Grün der Baumgruppen und
inmitten der zierlichen Gärten und Weinlauben aus, die sie säumen und
durchschlingen! Ein wahrhaft herzerquickender Anblick nach dem Eindruck,
den die Fabrikkasernen und die meist engen, düsteren Gassen des eigentlichen
Mülhausen mit ihrem Wagengerassel und Maschinengeklapper auf uns
machen, eine wunderliebliche Verschmelzung von Stadt und Land, diese
merkwürdige Arbeiterstadt mit ihrer Frische und Stille und den prächtigen
Lindenbäumen, die, in doppelter Reihe auf allen ihren Strassen gepflanzt,
mit ihrem köstlichen Blütenduft die innersten Räume der freundlichen
Wohnstätten ringsum erfüllen!
Von diesen fallen uns sofort mehrere Arten in das Auge. In den
zuerst angelegten Teilen der Arbeiterstadt, der sogenannten „alten Stadt",
sind die einzelnen einstöckigen Häuser in Gruppen von 10 bis 20 unter
einem langen Dache zu ausgedehnten Strafsenzeilen vereinigt, in der
„neuen Stadt" dagegen finden wir immer nur vier teils bloss ebenerdige,
teils mit einem oberen Geschosse versehene Häuser unter dem gleichen
Dache zusammen, und zwar inmitten eines für die verschiedenen Bewohner
in einzelne Abschnitte zerlegten Gartens liegend. Das sind die hübscheren
und schliesslich noch allein zur Anwendung gebrachten Wohnungen, die
allerdings um einige hundert Mark teurer zu stehen kommen, als die der
ersterwähnten Gattung. Jedes einzelne Gärtchen wird von einem sauber
angestrichenen Lattenzaun umfriedigt, hat seine Laube oder sein kleines
Gartenhaus und bringt dem Besitzer an Gemüse und Obst jährlich 30
bis 40 Mark ein. Ja, manche Arbeiterfrauen, die sich der Bebauung
ihrer Gartenflecke mit besonderem Eifer und Geschick annehmen, treiben
mit den Erzeugnissen derselben einen kleinen Handel; namentlich hat
sich die „Arbeiterstadt" durch die Zucht ihrer mannigfaltigen Rosen einen
Namen gemacht. Unter allen Umständen aber ist der geistige und sittliche
Gewinn, der den Arbeitern durch diese Gärten und ihre Pflege erwächst,
nicht hoch genug anzuschlagen; nicht allein, dafe dieselben den Kindern
einen ungefährlichen und gesunden Tummelplatz darbieten, sie ziehen
auch die Arbeiter vom Besuche der Wirtshäuser und Schenken ab und
lehren sie mehr und mehr die reinen Freuden des Familienlebens kennen.
„Seit wir unser Haus haben," erzählte eine Arbeiterfrau mit Freuden-
thränen im Auge dem französischen Unterrichtsminister Duruy, der im
Jahre 1864 die Kolonie besuchte, „ist mein Mann alle Abende zu Hause
bei uns." Schon diese Thatsache allein zeugt von dem Segen, den die
Anlage der Mülhauser Arbeiterstadt hat.
Unter den vielfachen Veranstaltungen, welche der Verein ausserdem
für die Gemeinschaft der Arbeiterstadt ins Leben gerufen hat, sei an
erster Stelle des öffentlichen Bade- und Waschhauses gedacht, das im
Jahre 1855 in der zweckmässigsten Weise aufgeführt wurde, nachdem
mehrere Fabrikbesitzer bereits ähnliche Anstalten für ihre Arbeiter
gegründet hatten. Die Badeanstalt umschliefst zehn geräumige Badezellen,
die weit bequemer ausgestattet sind, als die Badezellen in manchen unserer
berühmtesten Badeorte, und für deren Benutzung der Badende, dem über-
dies reichliche Badewäsche geliefert wird, nicht mehr als 12 Pfennige
bezahlt. Wringmaschinen, geheizte Trockenkammern, Plättsäle, das alles
ist in der Waschanstalt vorhanden, von vortrefflichster Beschaffenheit
und zu möglichst billigem Preise — 4 Pfennige für die ersten zwei
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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gestiegen. Das ist ein Ergebnis, das fast ausschließlich den neuen Reichs-
postdampferlinien des Norddeutschen Lloyd zu danken ist."
Möchte die Wechselwirkung dieser ureigenen deutschen Verkehrswege und
des deutschen Handels- und Unternehmungsgeistes dem deutschen Namen
Ehre und unserm Vaterlande immer reicheren Segen bringen.
155. Unsere beiden großen Seeßandeksstädte.
„Die beiden Augen Italiens" — so nannte der Italiener des Mittelalters
mit Stolz Venedig und Genua, die größten Handelsstädte seines Landes,
welche bis zu den entferntesten Küsten des Mittelmeeres, damals der fast
alleinigen Stätte der Schiffahrt und des Handelsverkehrs, hinausschauten.
Seitdem finb die Oceane die bedeutendsten völkerverbindenden Straßen
geworden, und die Handelsplätze des Mittelmeeres sind weit überflügelt von
den Kaufmannsstädten des nördlichen Europas, welche ihre Schiffe auf den
Atlantischen Ocean hinaussenden. Zu ihnen gehören als Stätten eines
großartigen Handelsverkehrs Hamburg und Bremen, „die beiden Augen
Deutschlands". In ihnen vereinigen sich Vergangenheit und Gegenwart.
Wie sie einst in den Tagen der Hansa, deren Namen sie nebst Lübeck noch
jetzt tragen, zur selben Zeit, als die Städte Italiens blühten, den Handel
mit den Küstenländern der Nordsee und Ostsee vermittelten und in Rußland
und Norwegen, wie in England und in den Niederlanden ihre Geschäftshäuser
und Niederlagen errichteten, so schauen sie jetzt noch weiter hinaus, bis zu den
entferntesten Ländern der Erde. Ihre Schiffe durchkreuzen alle Meere; sie
führen Deutschlands Erzeugnisse den entlegensten Küsten zu und bringen unserem
Vaterlande die Ernten fremder Zonen. Kaum wird in anderen Erdteilen ein
Land gefunden, das der Ocean erreicht, wohin sie nicht ihre Söhne hinaus-
schickten, um das Band friedlichen Völkerverkehrs zu knüpfen. —
a. Hamburg.
Hamburg ist, begünstigt durch seine ausgezeichnete Lage am breiten, tiefen
Elbstrome, der bis ins Herz Deutschlands hinein größere Schiffe trägt, inmitten
der Nordsee- und Ostseeländer und benachbart den nordischen Reichen, die erste
Handelsstadt Deutschlands und des ganzen Festlandes von Europa geworden.
Wer von Westen her über Harburg sich Hamburg naht, empfängt sofort
den Eindruck einer mächtigen, hochbedeutsamen Stadt. Ein weites Häusermeer
breitet sich in dämmernder Ferne aus, von dem sich einzelne Zinnen und
Kuppeln abheben, und das von hochaufsteigenden, stolzen Türmen weit überragt
wird. Der hier doppelarmige breite Strom, über den kühne Brücken führen,
kündigt durch den Schiffsverkehr auf seinem Spiegel die Nähe der großen
Handelsstadt an; die Luft ist voll wehender Wimpel aller Farben und
Nationen, zwischen denen sich ungeheure Segel aufblähen, untermischt
mit den Rauchsäulen gewaltiger Dampfer. Wer sich sofort nach seiner Ankunft
auf dem Bahnhöfe, ohne sich weiter in der Stadt umzuschauen, von einer
Droschke nach der Lombardsbrücke bringen läßt, wird überwältigt sein von
dem Anblicke, den Hamburg ihm hier bietet. Von dieser hochgewölbten Brücke
aus, welche über das seeenartige Gewässer der Alster führt, schaut man, der
Stadt zugewandt, den glänzenden Spiegel der Binnenalster, auf allen drei
Seiten eingerahmt von prächtigen Straßen, die mit Baumreihen geschmückt
sind und deren stolze Häuserreihen großartige Gasthöfe und sonstige palastartige
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Ortsnamen: Norddeutschen_Lloyd Genua Europas Hamburg Bremen Italiens Nordsee Norwegen England Niederlanden Deutschlands Hamburg Hamburg Deutschlands Nordsee- Deutschlands Europa Harburg Hamburg Hamburg
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Gebäude enthalten. Im Hintergründe ragen neben anderen Kirchtürmen die
mächtigen Türme von St. Nikolai und St. Michaelis empor. Wendet sich
der Blick nach der anderen, der Stadt abgewandten Seite, so breitet sich der
zweite größere Teil des Alsterbeckens, die Außenalster oder große Alster, wie
ein lieblicher Landsee weithin aus. Vielfach erheben sich an seinen Ufern
herrliche Landhäuser, von blühenden Gärten umringt. Zwischen dem englischen
Rasen mit seinem leuchtenden Grün sieht man kunstvolle Blumenbeete oder
auserlesenes Gebüsch; die funkelnden Spiegelscheiben gewähren dem Lichte des
Tages den freundlichsten Zugang zu den mit Feinheit und Pracht ausgestatteten
Wohnzimmern. Zierliche Böte mit schwellenden weißen Segeln, andere, oft
Zar kleine und niedliche Nachen, in denen geschickte Hände die Ruder führen,
und kleine Dampfer, welche vom Jungfernstieg abstoßen, unter der Lombards-
brücke hindurchfahren und an verschiedenen Orten der Außenalster landen,
durchschneiden pfeilschnell die spiegelnden Fluten und gewähren dem Auge ein
ungemein belebtes, reizendes Bild, in dem auch die Schwäne, die auf denr
Wasser schwimmen, einen freundlichen Zug bilden. „Wo fände sich", ruft
ein neuerer Schriftsteller aus, der dieses entzückenden Anblicks gedenkt, „ein
Platz wie dieser! Gehe nach London, nach Paris, du findest ihn nicht. Nur
das goldene Horn mit seinen Schiffen und pfeilschnellen Kalks, mit Stambul
auf dem einen und Galata und Pera auf denr andern Ufer, überragt von
den Kuppeln der Moscheen und den zahlreichen Minarets, dürste dir ein noch
großartigeres und mannigfaltigeres Gemälde vor Augen führen."
Wie viel Eigentümliches und Anziehendes bietet eine Wanderung durch
die gewühl- und geräuschvolle Stadt! Neben den vielen schönen, breiten
Straßen, die von vier- und fünfstöckigen Häusern eingefaßt sind, giebt es enge,
gewundene, die nicht minder belebt sind, und vielfach verstecken sich hinter
stattlichen Häuserreihen krumme, schmutzige Gäßchen, in denen sich eine dichte
Bevölkerung zusammendrängt. Fast jeder Gang durch die Straßen kann uns
lehren, daß wir in einer Stadt sind, wo Handel und Verkehr die Schritte
aller munter fördert, wo das Leben kräftig und rasch pulsiert. „Wie Beim
Bienenhaus, so stiegt, sammelt und summt es überall." Hinter den riesigen
Spiegelscheiben der Läden erblickt man manches, was an die Seestadt erinnert,
der fremde Erzeugnisse rasch zufließen. Hier schimmern, von Reblanb umkränzt,
in einer von Springbrunnen unablässig erfrischten Luft, die Trauben von
Malaga; daneben locken die Bananen vom Delta des Nils, die Orangen
von Lissabon, die Artischocken aus Algier und die goldigen, grüngekrönten
edlen Ananas. Dort steckt der feuerrote Hummer die plumpen Scheren aus
und läßt seine schöngegliederten Fühlfäden über den Sardinen von Nantes
schweben; neben ihm liegt in krystallener Schüssel der erste Hering, den die
Fischerflotte ans Land gebracht hat, mit seinem stahlblauen Rücken. Vor den
Treppen der Speisekeller sind Austernschalen aufgestapelt, perlmutterglänzend
innen, braun und ruppig außen; sie liegen dort zum Zeichen davon, was
unten geöffnet wird. In einem mächtigen mit Seewasser gefüllten Kübel
sieht man eine Riesenschildkröte, die irgend ein Schiffskapitän aus der Südsee
soeben mitgebracht hat. Sie hebt und senkt sich abwechselnd und giebt jedesmal,
wenn sie den Kopf aus dem Wasser hervorstreckt, einen leise zischenden Ton
von sich. Sie wird es nicht lange mehr so machen, sondern, vielleicht schon
am nächsten Tage, als Speise dienen müssen.
Jedem Fremden fällt es in Hamburg auf, daß er häufig über Brücken
gehen muß, die über lange Wasserstraßen führen, an welche die Häuserreihen
Schürmann u. Windmöller, Lehr- u. Leseb. f. Fortbtldungs- u. Gewerbesch. I. 20
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Extrahierte Personennamen: Michaelis Schürmann
Extrahierte Ortsnamen: Nikolai London Paris Stambul Galata Malaga Lissabon Algier Nantes Hamburg
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Flanelljacken, dort Matrosenmützen oder Wasserstiefel. In diesen Straßen
drückt die Seehandelsstadt dem ganzen Leben ihr Gepräge auf.
Das ist Hamburg, das vielgeschäftige, lebensfrische und schöne Hamburg.
Einem alten Stamme gleich, der, obwohl heimgesucht von manchem Sturm
und Ungewitter, in unverwüstlicher Lebenskraft grünt und stets reichere Blüten
und Früchte trägt, so steht die Stadt da. Ihre angstvollsten Tage in neuerer
Zeit waren diejenigen vom Himmelfahrtstage des Jahres 1842 bis zum
folgenden Sonntage, wo ein ungeheurer Brand den fünften Teil der Stadt
mit den ansehnlichsten Gebäuden verzehrte und 20 000 Menschen obdachlos
machte. Damals schien Hamburg ein Schlag getroffen zu haben, von dem
es sich nie wieder aufrichten könnte. Was aber nach jenen Unglückstagen der
Senat der Stadt seinen Mitbürgern zurief: „Unser geliebtes schönes Hamburg
ist nicht verloren, und unsere fleißige Hand wird, wenn auch erst in Jahren,
das wieder aufbauen, was uns das wütende Element in wenigen Tagen
entriß. Gott mit uns!" das hat sich herrlich bewahrheitet. Erfüllt ist das
Wort, das, gleichsam prophetisch, Max von Schenkendorf in seinem Liede von
den deutschen Städten über Hamburg, mehr als fünfundzwanzig Jahre vor
dem Brande, gesprochen:
/ Laß Flammen dich verzehren,
Mein Hamburg reich und schön,
Man wird in jungen Ehren
Dich, Phönix, wiedersehen. Kippenberg nach Ziegler.
b. Bremen.
Denl glänzenden Hamburg mit seinem geräuschvollen Weltbetriebe gegen-
über zeigt die Schwesterstadt an der Weser ein stilleres, bürgerlich-behäbiges
Aussehen. Die nicht eben großen, nur vou einer oder zwei Familien bewohnten
Häuser, welche sich über ein sehr ausgedehntes Stadtgebiet erstrecken, sind,
wie die Straßen an sich, so nett, sauber und freundlich, daß sich der Fremde
schon dadurch angenehm angesprochen fühlt. Diesem treten dazu landschaftliche
Schönheiten entgegen, die er in der alten Reichsstadt nicht zu vermuten pflegt.
An Stelle der alten Wälle umgeben herrliche Anlagen die innere Stadt, — in
solch ausgedehnter Fülle und reizender Mannigfaltigkeit, so anmutvollem Wechsel
von Land und Wasser, mit so prächtigen, malerischen Durchblicken, wie sie
schwerlich eine andere deutsche Stadt in solchem Grade aufweist. Vor den
Thoren der Stadt aber breitet fick ein sehr großer öffentlicher Park aus, der
eine wirkliche Perle der neueren Landschaftsgartenkunst ist. Auch sonst bietet
Bremen des Sehenswerten viel. In den Teilen der Stadt, wo die Waren-
häuser und Geschäftszimmer der Kaufleute liegen, durchziehen von früh bis
spät die vielen mit Baumwolle, Petroleum, Tabak, Reis und anderen Waren
beladenen schweren Frachtwagen die Straßen; lebhafter Schiffsverkehr entwickelt
sich an den Ufern des Stromes, wo fortwährend Waren aus- und eingeladen
werden; zu gewissen Zeiten sieht man in den Straßen Scharen von Aus-
wanderern, oft in seltsam bunten Landestrachten. — In seinem altehrwürdigen
Rathause besitzt Bremen ein Gebäude, das überall genannt wird, wo man der
Stadt gedenkt. Zwischen ihm und der prächtigen, iin gotischen Stile
neuerbauten Börse, die der Bedeutung von Bremens Handel angemessen ist,
steht die steinerne Rolandsäule, jener „Roland der Ries' am Rathaus zu
Bremen"; in den weiten und schönen Räumen des Ratskellers lagern Weine
edelster Güte, von Venen die Rosen- und Apostelweine hochberühmt sind, und
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Max_von_Schenkendorf Max Kippenberg Ziegler