243
Mehr als 200 000 Mann die Festung Metz umschlossen und wehrte leben
Durchbruchsversuch der Belagerten ruhigen Ernstes und mit eisernen Annen
ab Seit Mitte September hatten der Kronprinz von Preußen und der Kron-
prinz von Sachsen mit ihren Armeecorps das stolze Paris erreicht, das mit seinen
zahlreichen Festungswerken trotzig und übermütig der Belagerung entgegensah.
Frankreich hatte nach der Gefangennehmung des Kaisers am 4. September das
napoleonische Herrscherhaus des Thrones verlustig erklärt und im ganzen Lande
das Banner der Republik entfaltet. Die Erregung der Franzosen, ihr Haß
gegen die Deutschen kannte keine Grenzen; unsere Heere schienen auf einem
Vulkane zu stehen. Da fiel zuerst Straßburg (27. September), die ehe-
malige deutsche freie Reichsstadt, die vor 200 Jahren von den Franzosen
auf heimtückische Weise Deutschland entrissen worden war. Auch Metz
mußte sich, vom Hunger bezwungen, am 27. Oktober ergeben, und wiederum
zogen Tausende von Gefangenen in langen Zügen unseren Grenzen entgegen.
Es war außer diesen beiden Hauptwaffenplätzen bis dahin auch schon eine
Anzahl kleinerer Festungen in die Hände der Unsrigen übergegangen. Paris
vernahm die Kunde von allen diesen Vorgängen mit Groll gegen die überlegene
deutsche Kraft und mit Entrüstung gegen die französischen Heere und deren
Führer und bestärkte sich um so mehr in seinem unbeugsam erscheinenden Trotze.
Den Krieg von der Mitte Dezember an könnte man als den franzö-
sischen Volkskrieg bezeichnen. An die Spitze der französischen Nation war
Gambetta getreten, ein Mann, dessen Blicke durch maßlosen französischen
Hochmut zu sehr getrübt waren, als daß er erkannt hätte, wie sehr die
Franzosen an Manneszucht, an Waffeittüchtigkeit und an Ausdauer den gehaßten
Deutschen nachstanden, und wie nutzlos alle weiteren Unternehmungen der
bereits eutnmtigten französischen Soldaten sein mußten. Mit großer Rücksichts-
losigkeit zwang er Tausenden von Bürgern und Laitdleuten, die sich längst
schon nach Ruhe und Frieden sehnten, die Waffen in die Hand, gleichviel,
ob sie mit denselben umzugehen verstanden oder nicht. Auf diese Weise brachte
Frankreich zwei Heere zusammen, von denen das eine von Westen, das andere
Don Norden her, das eine von Orleans/ das andere von Amiens aus
den Gürtel der Einschließungstruppen von Paris durchbrechen sollte. Gefecht
folgte auf Gefecht, Schlacht auf Schlacht; an der Loire und an der Seine
erscholl ununterbrochen der Donner der Geschütze. Während sich die deutschen
Heere den von Westen oder von Norden heranrückenden Feinden unter blutigen
Kämpfen in den Weg warfen, um sie von den Einschließnngslinien der Haupt-
stadt fern zu halten, wiesen sie ebenso tapfer alle von den Belagerten unter-
nommenen Ausfälle kräftig und erfolgreich zurück. Als aber durch die
wuchtigen Schläge der Deutschen die feindliche Widerstandskraft gebrochen'war,
begann die Beschießung der Forts von Paris. Zwar war noch einmal der
Kampf in offener Feldschlacht entbrannt; aber die Siege der Deutschen bei
Le Mans (12. Januar) und St. Quentin (19. Jan.), nicht minder das
gänzliche Scheitern der versuchten Entsetzung der Vogesenfestuug Belfort durch
den General Bourbaki hatte die letzten Kräfte des tief gedemütigten Feindes
erschöpft. Endlich am 28. Januar 1871 schwieg der Donner der Geschütze; die
gedemütigten Pariser baten um Waffenstillstand. Nachdem die unüberwindlich
und unverletzlich gepriesene französische Hauptstadt trotz aller Gefahren und der
Unbilden eines strengen Winters von den Unsrigen beinahe fünf Monate lang
(vom 19. September bis 28. Januar) mit unvergleichlicher Ausdauer von aller
'Verbindung mit den übrigen Teilen des Landes abgeschnitten gehalten worden.
16*
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
244
stellten sich Zustände im Innern derselben heraus, welche unerträglich waren.
Es öffneten sich die Thore der hungernden Weltstadt dem Verkehre, und ein Teil
des siegreichen deutschen Heeres betrat am 1. März die feindliche Hauptstadt.
Bei dem nun folgenden Friedensschlüsse trat Frankreich an Deutschland
das Elsaß und Deutsch-Lothringen mit Metz ab und verpflichtete sich,
5 Milliarden Frank Kriegskosten zu zahlen. So endete der Krieg, der in
Bezug auf die Großartigkeit seiner Erfolge alles übertrifft, was die Geschichte bis
auf unsere Zeit zu erzählen vermag. Innerhalb seiner siebenmonatlichen Dauer
sind etwa 150 Gefechte und 17 große Schlachten geliefert worden; es wurden
27 Festungen, darunter Straßburg, Metz, Belfort, Paris, eingenommen und an
400 000 französische Soldaten als Gefangene nach Deutschland abgeführt; gegen
•.7000 Geschütze und 800000 Gewehre fielen den Siegern als Beute in die Hände.
Kath. Schulbl. u. a.
122. Bei Oravelotte.
Das war ein heifser, ein blutiger Tag,
Wohl manchem Helden das Auge brach.
Wie reifes Korn vor der Sense Wucht,
So sinken die Reihen hinab in die Schlucht.
Bataillone werden hinweggemäht,
Schwadronen vernichtet, — die Schlacht,
sie steht!
Mit Trauern sieht es der König.
Die Kugel zischt, die Granate kracht,
Die Mitrailleuse zerschmettert mit Macht.
Schon sind Regimenter in Splitter zer-
spellt,
Und immer neue rücken ins Feld,
Sie stürmen hinan die tödlichen Höh’n,
Bricht’s vor und schwenkt sich mächtig
herum;
Die Erde zittert, — Feind, zitt’re mit! —
Es ist der wuchtige Massenschritt
Der pommerschen Grenadiere.
In breiten Kolonnen, Mann an Mann,
Im Sturmschritt geht es die Höhen hinan.
Es kracht keine Salve, es fällt kein Schuss,.
Bajonett und Kolben, sie machen den
Schluss.
Die Schlacht rückt vorwärts, es weicht:
der Feind —
Sie haben’s ihm gar zu ernst gemeint,
Die pommerschen Grenadiere.
Sie stürmen und fallen, — die Schlacht
bleibt stehn!
Mit Trauern sieht es der König.
Die Sonne neigt sich — noch steht die
Schlacht!
Was dröhnt dort dumpf aus der Waldes-
nacht?
In blauen Säulen, lautlos und stumm,
Und nun mit Hurra hinter ihm drein,
Und werft ihn vollends nach Metz hinein 1
Kanonen blitzen noch durch die Nacht,
Das grause, das blutige Werk ist vollbracht.
Die Schlacht ist gewonnen, verlöre»
Bazaine —
Im Auge des Königs die Thränen stehn ^
Gott lohn' euch, ihr tapferen Toten!
123. Die Wiederaufrichtung des Deutschen Weiches.
In Deutschland war der Wunsch immer lauter geworden, daß die auf
den Schlachtfeldern vollzogene Einigung aller deutschen Stämme durch die
Wiederherstellung des Deutschen Reiches mit einem Kaiser an seiner Spitze
eine feste und dauernde Gestalt gewinnen möge. Nachdem die süddeutschen
Staaten, Bayern, Württemberg, Baden und Hessen, über ihren Eintritt in
den norddeutschen Bund Verhandlungen angeknüpft hatten, und die Erweiterung,
desselben zu einem deutschen Bunde durch Verträge mit den einzelnen Staaten
gesichert war, richtete König Ludwig von Bayern an alle deutschen Fürsten
und freien Städte ein Schreiben, in welchem er denselben den Antrag unter-
breitete, dem König Wilhelm für sich und seine Nachfolger auf dem Throne
Preußens die deutsche Kaiserkrone anzubieten. Infolgedessen stellte der nord-
deutsche Bundesrat bei dem in Berlin versammelten Reichstag den Antrag,,
„daß der neu gegründete Bund den Namen „Deutsches Reich" und das
Oberhaupt desselben den Titel „Deutscher Kaiser" führen solle."
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Frank Metz Ludwig_von_Bayern Ludwig Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Belfort Paris Deutschland Deutschland Bayern Württemberg Baden Hessen Berlin
174
Seinen Namen hat der Schwarzwald von den düstern, meist Nadelholz-
Wäldem, die seine höchsten Gipfel und Flächen bedecken, während in
den Thälern, an den Bächen nach dem.bodensee und dem Rheine hin
Acker-, Obst- und sogar Weinbau gut gedeiht. — Gleichlaufend
mit dem Schwarzwald erheben sich aus dem linken Rheinufer die
Vogesen bis zu einer Höhe von 4000 Fuß. Sie bilden die Grenze
zwischen Elsaß und Frankreich und endigen in Rheinbayern,
wo ihre östlichen Abhänge die Haardt heißen und trefflichen Wein
liefern. — Auf dem rechten Rheinufer, nördlich vom Neckar, setzt
der Odenwald das Gebirge fort bis in die Nähe des Mains. Seine
Berge erreichen jedoch nicht die Höhe des Schwarzwaldes, und auf
ihnen herrschen die freundlichen Laubhölzer, besonders die schönen
Buchenwälder. Nach der Ebene des Rheines hin ist der Odenwald
durch eine Reihe Bergkegel, wie nach einer Schnur gesetzt, scharf abge-
schnitten. Darum heißt die darunter laufende Landstraße die Berg-
straße. Dort zwischen Heidelberg und Darmstadt ist eine herrliche
Gegend, reich an Getreide, Wein, Mandeln, Kastanien und
Pfirsichen. — Weiter nördlich, in der Ecke zwischen dem Main- und
Rheinthale liegt der Taunus, ein an Naturschönheiten und Mineral-
quellen sehr reiches Gebirge, welches sich über ganz Nassau verbreitet,
bis es sich an den Westerwald anschließt. — Dem Taunus gegenüber
finden wir auf dem linken Rheinufer den Hundsrück, und nördlich
hiervon das unfruchtbare Eifelgebirge und das hohe Veen. Und
wenn auch auf der rechten Rheinseite der Westerwald in Norden mit
den öden Gebirgen Westphalens zusammenhängt, so schickt er doch auch
eine schöne Gruppe von Bergen, das Siebengebirge bei Bonn, nach
dem Rheine hin. — Folgen wir nun im Osten dem Lauf der Elbe,
so finden wir zuerst die Böhmen einschließenden Gebirge. Das höchste
von diesen, auf welchem auch die Elbe entspringt, ist das Riesen-
gebirge, welches nächst den Alpen die höchsten Gipfel (Schneekoppe
1562™) gen Himmel sendet, die aber nur mit schlechtem Gehölz be-
wachsen sind. — Auf dem linken Elbufer, jedoch in ziemlicher Entfer-
nung, sehen wir hier den Böhmerwald (1250™) und dort das Fichtel-
gebirge (1063™), durch welche Böhmen von Bayern getrennt wird. —
Im Norden wird Böhmen durch das Erzgebirge (1219™) verschlossen.
Es verkündet durch seinen Namen schon, daß in seinem Innern die
bedeutendsten Erze: Silber und vieles andere Metall sich befinden. —
Gleichsam im Mittelpunkte von Deutschland, zwischen Elbe, Rhein und
Main finden wir verschiedene unter sich zusammenhängende Gebirge, so
den Thüringerwald, meist mit Nadelholz bewachsen. Weiter hinab
am Main folgt die Rhön, der Vogelsberg, der Spessart, holz-
reiche Gebirge, welche das fruchtbare Franken von dem alten Hessen
trennen. — Weiter nördlich zwischen Rhein und Weser liegen die weit
ausgedehnten aber nicht hohen westphälischen Gebirge, von denen
der teutoburger Wald geschichtlich dadurch berühmt geworden ist,
daß hier der deutsche Feldherr Hermann in einer Schlacht die Römer
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Hermann
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Elsaß Frankreich Rheinbayern Rheinufer Odenwald Mains Rheines Odenwald Heidelberg Darmstadt Main-_und
Rheinthale Taunus Nassau Westerwald Taunus Westerwald Bonn Rheine Böhmerwald Deutschland Rhein Main Thüringerwald Main Vogelsberg Hessen Rhein
22. Das isländische Moos.
Die Flechten überziehen in gar mannigfacher Gestalt und Farbe,
bald schön citronengelb, bald schwefelgelb, bald grün, bald grau und
schwarz, Baumrinden, alte Bretterwände, Felsen und Mauern und sind
auf ihrer Oberfläche mit kleinen Schüsselchen, Knöpfchen, Schildchen
u. s. w. bedeckt, aus denen, so wie aus den Riffen der Oberfläche
selbst, ein Staub ausgesondert wird, aus dem neue Flechten entstehen.
Darunter giebt es sehr nützliche, wie die Lackmusschildflechte, aus
der man ein Lack zum Blaufärben bereitet; vor allen aber das is-
ländische Moos, welches wohl eines der nützlichsten Gewächse in der
Welt ist. Es wächst in den ärmsten, nördlichsten Ländern, wie Is-
land, Lappland, sehr häufig und auch hin und wieder in unseren
deutschen Gebirgswaldungen und auf dürren Heideplätzen. Die
Blätterlappen, die ziemlich gerade in die Höhe stehen, sind steif, doch
biegsam, nach unten breiter, nach oben in schmale Ästchen zertheill, die
sich in noch kleineren mit zwei Spitzen enden. Die innere Fläche ist
hohl, grün und zugleich ins Röthliche fallend, glatt, außen sind sie
weißlich oder grünlich gelb. Am bittern Geschmacke, der sehr stark ist,
erkennt man aber das isländische Moos am besten. In Auszeh-
rungen und Brustkrankheiten ist es ein vorzügliches Mittel, das oft noch
Rettung verschafft. In Kratn mästet man Schweine damit; magere
Pferde und Ochsen, so wie manche kranke Schafe werden, wenn man
sie isländisches Moos fressen läßt, ganz feist davon. Die Isländer
schätzen es fast so hoch als Mehl, indem sie Brod davon backen, oder
es mit Milch gekocht genießen. Jenes arme Volk könnte in seinem so
wenig hervorbringenden Lande kaun: leben ohne das isländische Moos,
das dort alle nackten Felsen überzieht, wo sonst kein anderes Kraut
wachsen könnte, und mit Recht von dem dortigen Landmann höher geachtet
wird, als alle Bäume und Kräuter seines Landes. Wenn int Anfang,
ehe Island von Pflanzen bewachsen war, die Meereswellen, so wie sie
es jetzt daselbst noch öfters thun, von einer fernen Küstengegend einen
edlen Baum, z. B. einen guten Obstbaum und auf seiner Rinde das
unscheinbare isländische Moos, an die Jnselküste getrieben hätten, und
beide hätten reden können, da würde wohl der Baum großsprecherisch
zum kleinen Moose gesagt haben: „Da komm'ich nun, geführt von den Wellen
des Oceans, als ein künftiger Wohlthäter an diese Insel, und bald werden
meine schönen Blüthen und meine herrlichen Früchte von allen, die da wohnen,
Lob und Verehrung empfahen. Aber was willst du elendes, verächtliches
Moos? Dich wird man wegwerfen und mit Füßen treten! Das arme,
kleine Moos hätte sich dann geschämt und geschwiegen. Aber siehe! nach we-
nig Jahren hätte die Sache schon ganz anders ausgesehen. Denn der schöue
Baum, den die Einwohner von Island vielleicht mit Jubel in die Erde ge-
pflanzt hätten, kam dort nicht fort, während das von ihnen unbeachtete Moos,
das sich ungemein schnell vermehrt, genügsam sich über alle dürren Felsen
hinwegzog und den Tausenden, die dort wohnen, ihr täglich Brod gab.
Wiederholungsfragent — Zeichnen und Beschreiben! —
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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434
Zeit aus dm Knaben große, schone Jünglinge geworden waren, fragte
sie einmal ihr Pflegevater: „Nicht wahr, ihr meint, ich sei euer Vater?
— Es ist aber nicht also. Ihr seid Prinzen. Der arme Numitor ist
euer Großvater, und Amulius hat ihn abgesetzt!" Das betrübte die
kühnen Jünglinge. Sie sammelten die Hirten der Umgegend, ihre
Freunde, erzählten ihnen die ganze Geschichte, gingen nach Alba, er-
schlugen den Amulius und setzten ihren Großvater wieder auf den Thron.
Erkenntlich für solche Wohlthat gab ihnen Numitor einen Fleck Landes
an der Tiber und erlaubte ihnen, eine Stadt zu bauen. Hier nun,
an dem Orte, wo sie als Hirten gewohnt hatten, legten Romulus
und Remus, in Verbindung mit vielen Bewohnern der Umgegend, den
Grund zu der Stadt, aus welcher später das so mächtige Rom wurde.
Gleich im Anfange war unter den Brüdern Streit, wer von ihnen die
Stadt benennen, wer sie als König beherrschen sollte, und der Streit
endete mit — Todschlag. Romulus schlug seinen Bruder Remus todt
und nannte die Stadt nach seinem Namen Rom. Dem Brudermörder
ging's indeß am Ende, ,wie er's verdiente. Er ward zwar König der
neuen Stadt, aber die Ältesten (lat. Senatoren) hatten auch ein Wort
mit zu reden. Und als Romulus ihnen einmal nicht recht zu Willen
sein wollte, stachen sie ihn todt und sagten aus Furcht vor dem Volke:
„Die Götter haben ihn abgeholt und in ihre Mitte versetzt." — Und
fortan hieß der Brudermörder Romulus ein Gott.
10. Pyrrhus und Fabrr'eirrs.
(283—272 v. Chr.)
Romulus' Stadt war von Tag zu Tag mächtiger geworden, und von ganz
Italien gefürchtet stand das kriegerische Rom da. Da kam etwa 300 v. Chr. aus
Epirus, einer Landschaft des nördlichen Griechenlands, ein mächtiger König über
das Meer; er hieß Pyrrhus; er wollte sich mit den Römern messen. In der
ersten Schlacht siegte er hauptsächlich durch Hülfe gewisser Thiere, welche die Rö-
mer mit dem höchsten Erstaunen betrachteten; denn noch nie hatten sie solche zu
Gesicht bekommen. Es waren Elephanten. Lus den Rücken dieser ungeheuren
Thiere waren hölzerne Thürmchen befestigt, von welchen herab 16 Soldaten mit
Lanzen und Pfeilen stritten; auch die Elephanten selbst, namentlich wenn sie erst
durch Wunden gereizt waren, packten mit ihrem Rüssel feindliche Soldaten, schmet-
terten sie zu Boden und zermalmten sie mit ihren Füßen, die eher dicke Säulen
als bewegliche Glieder eines Thieres zu sein schienen. Trotz des ungewohnten
Anblicks, des geheimen Grauens vor diesem unbekannten Feinde, hatten die Römer
mit aller Tapferkeit Widerstand geleistet, und Pyrrhus rief voll Bewunderung
aus: „Mit solchen Soldaten wollte ich die ganze Welt erobern!" — Mit »inem
solchen Feinde wünschte er doch Frieden zu haben und knüpfte Unterhandlungen
an. Ber diesen Verhandlungen kam ein Römer als Abgesandter in des Pyrrhus
Lager, Fabricius mit Namen, der durch seine Rechtschaffenheit sich die allgemeine
Achtung erworben hatte. Da der König wußte, in welchem Ansehen er in Rom
stand, so suchte er ihn zu gewinnen, um durch ihn den Frieden zu bewirken. Er
ließ ihn daher allein zu sich kommen und sprach zu ihm: „Ich weiß, lieber Fa-
bricius, daß du ein kriegserfahrener und tugendhafter Mann, aber dennoch arm
bist; das thut mir leid. Erlaube mir daher, daß ich dir von meinen Schätzen so
viel gebe, daß du reicher seiest, als die anderen Senatoren. Denn das ist der
beste Gebrauch, den Fürsten von ihren Reichthümern machen können, daß sie großen
Männern damit aushelfen. Ich verlange von dir dafür nichts Entehrendes, fon-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Italien Rom Epirus Griechenlands Rom
461
hier genannt fern; bet Austerlitz 2 Dez 1805, wo Napoleon über
Rußlands und Österreichs Kaiser siegte (Dreikaiserschlacht); Lei Jena
14. Okt. 1806, wo Preußen ties gedemüthigt ward; bei Aspern
21. Mai 1809, ein Heller Sonnenstrahl für die Deutschen, und Lei
Wagram 6. Juli 1809, wo Frankreich wieder siegte und Österreich
zum Frieden zwang.
Da stand nun Napoleon auf dem Gipfel des Ruhmes, und er
schien unbezwingbar, obschon die treuen Tyroler — Speckbacher,
Andreas Hofer — in ihren Bergen und die hochherzige Nation
der Spanier zeigten, daß wahre Volkskraft sich nicht so leicht bezwingen
lasse. Aber etwas fehüe ihm noch, um den mächtigen Fürsten Europas
sich gleich zu stellen, und er verstieß seine treue Gemahlin Josephine
und vermählte sich 1809 mit Marie Louise, der Tochter des Kai-
sers Franz. Diese gebar ihm 1810 einen Sohn, Napoleon n.,
in der Wiege schon König von Rom, und ist doch nie auf einen Thron
gekommen; denn der Vater, so hoch gestiegen, bereitete sich selbst und
allen den Seinigen das Verderben.
Nur ein Fürst, nur ein Reich war noch in Europa, welches sich
mit Napoleon messen konnte, dies war Rußland und sein edler Kaiser
Alexander. Wohl fühlte dieser, daß er nicht länger jenes Mannes
Herrschsucht leiden dürfte, welcher immer willkürlicher mit den Völkern
und Staaten verfuhr, so daß jener für sein eignes Reich fürchten mußte.
Aber auch Napoleon wußte, daß er sich nicht eher also, wie er wollte,
Herr von Europa nennen könne, bis jener Gebieter des ausgedehntesten
Reichs auf Erden besiegt wäre. Und um ihn zu besiegen, bot er alle
Kriegsgewalten auf, über welche sein mächtiges Scepter gebot. Mir
einem Heere von mehr als 600,000 Mann, welches fast aus allen
Völkern Europas zusammengesetzt und vortrefflich ausgerüstet war, so
daß es menschlichen Waffen fast nicht besiegbar schien, überschritt Na-
poleon die Grenze Rußlands (24. Juni 1812). Die Russen aber zogerr
sich immer weiter zurück und ließen ihm ein ödes, unvertheidigtes und
von allen Lebensmitteln entblößtes Land zum Durchmarsch. Nur bei
Smolensk, dann an der Moskwa ward fürchterlich blutig gekämpft,
und Napoleon erfuhr, obgleich er sich Sieger nennen durste, den ganzen
Grimm der Russen. Aber der Weg nach Moskau, der alten Zaren-
stadt, stand ihm offen, und im September war er Herr derselben.
Und zu rechter Zeit; denn schon ward die Jahreszeit rauher, und rasch
rückte in dem nördlichen Lande der Winter heran, wodurch der Mangel
an Lebensmitteln (denn die Russen hatten alles vor sich her zerstört)
um so empfindlicher wurde. Auch mit dem Besitze Moskaus war nicht
viel gewonnen; es war eine ungeheure Stadt ohne Menschen, und bald
sollten er und all die Seinigen auf die furchtbarste Weise aus ihren
schönen Hoffnungen gestürzt werden. Denn die ganze große, herrliche
Stadt, mit allen ihren Reichthümern und Kostbarkeiten, ging — der
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Andreas_Hofer Josephine Marie_Louise Franz Franz Napoleon Napoleon Alexander Alexander Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Jena Aspern Frankreich Europas Rom Europa Europa Europas Smolensk Moskwa Moskau Moskaus
95
O nein! Man verfolgt und quält mich entsetzlich. Hunde und
Jäger und Bauern sind säst immer hinter mir her, und jagen und ver-
folgen mich oft ganze Tage lang in einem fort. Man legt mir Schlingen
und Fallen und schießt und prügelt mich zu Tode. So lange ich aber
noch Kräfte und Athem habe zu laufen, lasse ich mich nicht so leicht
gefangen nehmen. Überfällt man mich in meinem Baue, so grabe ich
mir geschwind einen andern Ausgang, und fliehe mit Weib und Kind
davon, und betrüge den Jäger, der nun vergebens auf meinen Pelz
lauert. Ist auch gleich meine ganze Höhle .mit Fallen umgeben und
mir zur Flucht fast gar keine Hoffnung mehr übrig, so leide ich doch
lieber den grausamsten Hunger, ehe ich mich in den ersten 14 Tagen
zum Gefangenen ergebe, und versuche alles Mögliche, noch zu entkommen.
Hilst aber alles nichts , je nun, so ist es endlich einerlei, ob ich in
einer Höhle verhungere, oder in der Falle eines gewaltsamen Todes
sterbe. Ich klaffe und seufze eher nicht, als wenn man mich leben-
dig ergreift und zu Tode prügelt. Und auch das hält schwer, denn ich
habe ein sehr zähes Leben; oft scheine ich todt, wenn ich nur auf
einen günstigen Augenblick warte, meine Feinde zu beißen und zu entfliehen.
Ich lebe ungefähr zwanzig Jahre und lasse mich nicht leicht zähmen.
Schlägt man mich des Winters todt, so giebt mein Balg treffliche
Pelzkleider, und auch mein Schwanz thut dann allerhand Dienste.
Ermordet man mich aber des Sommers, so kann nur der Hutmacher meine
Haare gebrauchen. In vielen Gegenden ißt man auch mein Fleisch.
Du hast ganz recht, schlauer Fuchs, dein Sommer La lg ist weit
schlechter, als dein Winterbalg. Ei, weißt du auch wohl, was der
Winterbalg eines deiner schönsten schwarzen Kameraden in Norwegen,
Lappland oder Sibirien kostet?
Nein. Wie viel denn?
Dreißig bis vierzig und einige Leute sagen sogar sechshundert bis
tausend Thaler. Ei, das wäre sehr viel! —
10. Der Spielmann in -er Wolfsgrube.
Vor nicht so gar langer Zeit gab es auch noch in unseren deutschen
Wäldern viele Wölfe, und mancher Bauer weiß noch die Geschichte
von jenem Geiger in der Wolfsgrube so gut, als wäre sie gestern
geschehen, obgleich sie ihm schon sein Großvater erzählt hat. Es ging
nämlich einmal ein Geigers mann von einer Kirchweih nach Hause,
auf welcher er den Leuten bis tief in die Nacht aufgegeigt hatte.
Das Männlein ging ohnehin nicht gern auf dem geraden Wege und
kam daher auch in dem dicken Forste, durch den es mußte, bald so
weit zur Seiten ab, daß es am Ende in eine Grube flel, welche der
Jäger zum Wolfsfange gegraben hatte. Der Schreck war schon groß
genug für den Geiger, da er so ohne weiteres von der ebenen Erde
in die Tiefe fuhr, wurde aber noch größer, da er unten auf etwas
Lebendiges auffiel, was wild aufsprang, und da er merkte, daß es ein
Wolf sei, der ihn mit glühenden Äugen ansah. Der Mann hatte
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
346
als alle diese, sind Englands außereuropäische Besitzungen,- denn
außerdem, daß es die Herrschaft auf allen Meeren erobert, und das
reiche Indien unterworfen, besitzt es Colonien in Südafrika, Nord-
und Südamerika und Australien. So stehen mehr als 150
Millionen Menschen in fremden Erdtheilen unter Europas Herrschaft.
— Und wie Europa einst die christliche Religion und mit ihr
Gesittung und Bildung von Asien her erhalten hat; so scheint es
jetzt dazu berufen, Gesittung und Bildung, Kunst und Gewerbfleiß
nach allen Erdtheilen zu verbreiten.
Wiederholungsfragen! —
Zeichnen und Beschreiben! —
D. Die übrigen Erdtheile.
23. Aste».
Ihr seht auf der Karte, daß der große Erdtheil Asien an drei
Seiten vom Meere umgeben ist: da im Norden vom Eismeer, dort
im Osten vom großen, stillen Ocean, und hier im Süden vom
indischen Ocean; der mittlere und nördliche Theil aber grenzt in
Westen an Europa, und der südliche hängt nur durch die Landenge
von Suez mit Afrika zusammen. Mit Einschluß der Inseln, welche
allein 82,000 Quadratmeilen enthalten, hat Asien einen Flächenraum
von 800,000 Quadratmeilen.
Da der nördliche Theil Asiens an das nördliche Eismeer und
der südliche bis gegen den Äquator reicht, so findet man hier die
kältesten und wärmsten, die fruchtbarsten und unfruchtbarsten Länder.
Während Nordasien (Sibirien) eine unwirthbare, rauhe, traurige
Wildniß bildet, welche eben, wasierarm und unbeschreiblich kalt ist,
und nur spärlich Gras und Gestrüppe hervorbringt; und während
Mittelasien aus den höchsten Gebirgen (der Himalaya ist 26,000
Fuß hoch) und ungeheuer großen Sandwüsten und Steppen besteht:
bringt Südasien nicht bloß alle Produkte Europas hervor, von
denen so viele vor Jahrhunderten in unsern Erdtheil verpflanzt worden
sind, sondern trägt überhaupt Alles, was des Menschen Herz erfteuen
kann. Da prangen immergrüne undurchdringliche Waldungen mit
riesenhaften Bäumen; es wachsen hier feie Kokos- und Sago-
palme, der Brodbaum, der Zimmet-, Muskat- und Gewürz-
nelkenbaum, Kampfer, Pfeffer-, Ebenholzbäume, Reiß, Zucker,
Kaffee, Thee, Baumwolle, die besten Arzneikräuter und Far-
be stoffe, z. B. der Indigo, welcher aus den Blättern der in In-
dien wachsenden Indigopflanze bereitet wird.
Außer den gewöhnlichen Produkten, an welchen das Mineralreich
in Asien sehr reich ist, liefert dieses auch in Indien den Diamant, den
härtesten, durchsichttgsten und theuersten Edelstein, Rubine rc., so wie
im Uralgebirge viel Gold, Platina, Silber und den Magnetstein.
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Extrahierte Ortsnamen: Indien Südafrika Australien Europas Europa Asien Asien Europa Suez Afrika Nordasien Sibirien Europas Asien Indien
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gleiche Pflichten haben, auch gleiche Rechte gebührten, und daß man die Mündig-
gewordenen auch als solche behandeln und ihnen Theilnahme an der Gesetzgebung
und Steuerumlegung zugestehen müsse; es wies die Forderungen der Amerikaner
zurück, legte ihnen die Stempelakte, nach der sie zu allen kaufmännischen und
gerichtlichen Verhandlungen Stempelpapier gebrauchen sollten, und dann die
Zollakte auf, die für die Einfuhr von Thee, Glas, Papier und Bleiweiß
eine mäßige Abgabe verlangte. Der Ausführung beider Verordnungen, als ohne
ihre .Zustimmung gegeben, widersetzten sich die Colonisten thätlich und wurden in
der Überzeugung von der Rcchtmäßigkeit ihrer Forderungen dadurch bestärkt, daß
die Engländer beide Gesetze wieder zurücknahmen, nur daß vom Thee ein Ein-
fuhrzoll noch entrichtet werden sollte. Als nun 1773 im Hafen von Boston
drei mit Thee beladene englische Schiffe einliefen, widersetzten sich die Einwohner
der Ausladung, und als diese von dem englischen Statthalter erzwungen werden
wollte, überfiel ein Haufe Vermummter die Schiffe und warf 342 Kisten Thee
ins Meer.
Dieser Gewaltstreich war die Losung zu einem Kriege, der erst 1783 beendigt
wurde. Die Provinzen traten in Philadelphia durch Abgeordnete in einen
Bund zusammen, sie bewaffneten sich gegen England, zogen die Wilden und auch
europäische Nationen, die auf die Engländer eifersüchtig waren, besonders die
Franzosen in ihr Interesse, und wählten zu ihrem Anführer den berühmten
Washington, einen reichen Pflanzer, der sich auf das Kriegswesen wohl verstand.
Die Colonisten standen den Engländern zwar an Ausrüstung und Krtegserfahrung
weit nach; aber sie übertrafen die von diesen in Sold genommenen fremden
Truppen, unter denen sich auch Deutsche (Hessen und Braunschweiger)
befanden, an Muth, Vaterlandsliebe, Begeisterung für die Freiheit und besonders
an genauer Kenntniß des Landes. Lange blieb der Kampf ohne Entscheidung;
aber als 1777 bet Sara toga der englische General von den Amerikanern um-
zingelt und zur Übergabe gezwungen, und 1781 ein zweites englisches Heer bet
Uorktown durch Washington gefangen genommen worden, und England
kein neues Heer zu senden hatte: da wurde im Frieden zu Versailles 1783
die Unabhängigkeit der nordamerikanifchen Freistaaten anerkannt. Seit diesem
Frieden hat der junge Freistaat staunenswerthe Fortschritte in der Bevölkerung
und im Wohlstände gemacht; denn Tausende und abermals Tausende sind aus
England, Irland, Frankreich und Deutschland nach der neuen Welt ausgewandert.
Urwald auf Urwald ist niedergesunken, Niederlassung auf Niederlassung entstanden,
Städte auf Städte sind angelegt und wunderbar rasch bevölkert worden, Pro-
vinzen auf Provinzen haben sich gebildet. Die Zahl der verbundenen Staaten
hat sich von 13 auf 38 vermehrt. An der Spitze dieses Bundesstaates steht
ein Präsident, der alle vier Jahre neu gewählt wird. Washington war
der erste Präsident — zu seiner Ehre wurde auch die Stadt gleichen Namens
im Distrikt Columbia gegründet und zur Hauptstadt des ganzen Freistaates und
zum Versammlungsorte des Congresscs (Abgeordneten-Versammlung) erhoben.
Großen Einfluß auf das amerikanische Volk und seine Schicksale übte beson-
ders der berühmte Benjamin Franklin. Er war der Sohn eines Seifensieders.
Da sein Vater 17 Kinder hatte, so konnte er auf ihn, den jüngsten, nicht viel
verwenden, und bestimmte ihn auch zu seinem Handwerke. Allein dieses gefiel
ihm nicht, und er lernte bei einem Bruder die Buchdruckerkunst. Nach mancherlei
Widerwärtigkeiten legte er eine eigene Buchdruckeret an und war unermüdet thätig,
dabei heiter und streng redlich. Dies verschaffte ihm das Zutrauen seiner Lands-
leute, die gern bei ihm Bestellungen machten und ihn unterstützten. In seinen
Feierstunden las er nützliche Bücher, und bald verfaßte er selbst kleine Schriften
für das Volk, welche gern gelesen wurden; dann gab er eine Zeitung heraus,
die große Abnahme fand. Durch tiefes Nachdenken und gründliches Forschen
erfand Franklin den Blitzableiter, wodurch sein Name in ganz Europa be-
kannt wurde.
England wollte diesen Mann für sich gewinnen, und ernannte ihn zum Ober-
poflmetster der amerikanischen Besitzungen; allein er blieb dennoch der Sache seines
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Extrahierte Personennamen: Muth Benjamin_Franklin Franklin
Extrahierte Ortsnamen: Boston Philadelphia England Washington Hessen Washington England Versailles England Irland Frankreich Deutschland Washington Columbia Europa
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der Odenwald das Gebirge fort bis in die Nähe des Mains. Seine
Berge erreichen jedoch nicht die Hohe des Schwarzwaldes, und auf
ihnen herrschen die freundlichen Laubhölzer, besonders die schönen
Buchenwälder. Nach der Ebene des Rheines hin ist der Odenwald
durch eine Reihe Bergkegel, wie nach einer Schnur gesetzt, scharf abge-
schnitten. Darum heißt die darunter laufende Landstraße die Berg-
straße. Dort zwischen Heidelberg und Darmstadt ist eine herrliche
Gegend, reich an Getreide, Wein, Mandeln, Kastanien und
Pfirsichen. — Weiter nördlich, in der Ecke zwischen dem Main- und
Rheinthale liegt der. Taunus, ein an Naturschönheiten und Mineral-
quellen sehr reiches Gebirge, welches sich über ganz Nassau verbreitet,
-bis es sich an den Westerwald anschließt. — Dem Taunus gegenüber
sinden wir auf dem linken Rheinufer den Hundsrück, und nördlich
hiervon das unfruchtbare Eifelgebirge und das hohe Veen. Und
wenn auch auf der rechten Rheinseite der Westerwald in Norden mit
den öden Gebirgen Westphalens zusammenhängt, so schickt er doch auch
eine schöne Gruppe von Bergen, das Siebengebirge bei Bonn, nach
dem Rheine hin. —> Folgen wir nun im Osten dem Lauf der Elbe,
so sinden wir zuerst die Böhmen einschließenden Gebirge. Das höchste
von diesen, auf welchem auch die Elbe entspringt, ist das Riesen-
gebirge, welches nächst den Alpen die höchsten Gipfel (Schneekoppe
5000') gen Himmel sendet, die aber nur mit schlechtem Gehölz be-
wachsen sind. — Auf dem linken Elbufer, jedoch in ziemlicher Entfer-
nung, sehen wir hier den Böhmerwald (4000') und dort das Fichtel-
gebirge (3400'), durch welche Böhmen von Bayern getrennt wird. —
Im Norden wird Böhmen durch das Erzgebirge (3900') verschlossen.
Es verkündet durch seinen Namen schon, daß in seinem Innern die
bedeutendsten Erze: Silber und vieles andere Metall sich befinden.—
Gleichsam im Mittelpunkte von Deutschland, zwischen Elbe, Rhein und
Main finden wir verschiedene unter sich zusammenhängende Gebirge, so
den Thüringerwald, meist mit Nadelholz bewachsen. Weiter hinab
am Main folgt die Rhön, der Vogelsberg, der Spessart, holz-
reiche Gebirge, welche das fruchtbare Franken von dem alten Hessen
trennen. — Weiter nördlich zwischen Rhein und Weser liegen die weit
ausgedehnten aber nicht hohen westphälischen Gebirge, von denen
der teutoburger Wald geschichtlich dadurch berühmt geworden ist,
daß hier der deutsche Feldherr Hermann in einer Schlacht die Römer
besiegte (9 n. Chr.). Weit wichtiger aber als die westphälischen, ist das
nördlichste Gebirge: der Harz, mit seinem höchsten Gipfel, dem Brocken
oder Blocksberg (3500'). Er hat ungeheuer tiefe Schluchten, unter-
irdische Höhlen und sehr ergiebige Bergwerke. Nächst dem Erzgebirge
liefert er unter allen deutschen Gebirgen die meisten Metalle, namentlich
viel Silber, und das meiste Geld, was durch unsere Hände geht, ist in
den Gruben des Harzes oder Erzgebirges gefördert worden. Nördlich
von dem Erzgebirge, dem Harz, den westphälischen Gebirgen,
dem Siebengebirge, der Eifel und dem hohen Veen senkt sich
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
Extrahierte Personennamen: Hermann Blocksberg
Extrahierte Ortsnamen: Odenwald Mains Rheines Odenwald Heidelberg Darmstadt Main-_und
Rheinthale Taunus Nassau Westerwald Taunus Westerwald Bonn Rheine Böhmerwald Deutschland Rhein Main Thüringerwald Main Vogelsberg Hessen Rhein