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11. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 186

1872 - Essen : Bädeker
186 Weser ins Land der Cherusker und fing, durch Segest, ein ver- rätherisches Oberhaupt dieses Volkes, unterstützt, sogar an, den Herrn zu spielen, römisches Gerichtswesen gewaltsam einzuführen und den freien Deutschen Stockschläge und Henkerbeil aufzudringen. Da regte sich der Groll betrogener Gutmüthigkeit bei dem Volke, und es dachte darauf, den zudringlichen Fremdling los zu werden. Unter dem Volke der Cherusker stand ein Jüngling auf, der schon eine Zeit lang in römischen Heeren gedient, die Kunst des Krieges gelernt, als Geißel in Rom gewesen, und selbst die römische Ritterwürde erlangt hatte. Er hieß Hermann oder Armin. Ein schöner und gewaltiger Held, edeln Geschlechtes, untadelig an Sitten, klug wie wenige seines Volkes, von feuriger Beredsamkeit und glühend für die Freiheit, gewann er leicht die Herzen aller freigesinnten Männer und Jünglinge. In einer nächt- lichen Versammlung schwuren sie allen Römern in Deutschland den Untergang. So geheim indeß diese Unternehmung betrieben wurde, so erfuhr sie doch Segest, und weil dieser ehrgeizige Mann nichts so sehr als die Freiheit des Volkes haßte und überdem mit Armin, der ihm seine schöne und freigesinnte Tochter Thusnelda entführt hatte, in bitterer Fehde lebte, so. verrieth er sogleich das ganze Vorhaben. Varus aber lachte darüber und hielt die Deutschen für zu dumm und sich für zu mächtig, als daß er irgend eine Gefahr zu fürchten hätte. Als der Herbst des Jahres 9 nach Chr. gekommen war und die in Norddeutschland gewöhnlichen langen Regengüsse bevorstanden, schritt Hermann zur Ausführung des Planes. Varus wurde von allen Seiten angegriffen. Der Himmel selber war mit den Deutschen zum Unter- gänge der Römer verschworen. Ungewitter brachen los, unendlicher Regen strömte nieder und die Gebirgswässer schwollen zu Strömen an. Plötzlich erscholl in dem Brausen des Waldes und der Gewässer der fürchter- liche Kriegsgesang der Deutschen. Erschrocken standen die Römer, die sich durch die engen Thäler mühsam fortschleppten. Da wurden sie von allen Seiten mit einem Hagel von Steinen, Pfeilen und Wurf- lanzen überschüttet. Dann stürzten die Deutschen von den Höhen nieder zum Handgemenge. Grauen und Entsetzen ergriff die Römer. Sie zogen auf einer waldlosen Ebene hin und hielten so ziemlich Ord- nung, erlitten aber auch hier Verlust und kamen wieder in die Wald- gebirge (bei Detmold). Da öffnete sich ihnen ein unwegsames Thal, in dem ihnen wieder große Schaaren von Deutschen auflauerten und ihre Niederlage vollendeten; das geschah im teutoburger Walde. Varus stürzte sich in sein Schwert. Nur wenige Römer entkamen; alle andern wurden erschlagen oder gefangen. Hermann feierte den Göttern große Opferfeste und weihte ihnen alle Todten und alle Beute, also daß die Römer unbegraben auf dem Felde liegen bleiben mußten. Die Hauptleute unter den Gefangenen wurden am Opferaltar geschlachtet. Als die Römer am Rhein' von dieser Niederlage hörten, verstärkten sie sich in aller Eile; denn sie glaubten nicht anders, als daß die

12. Teil 1 - S. 165

1918 - Essen : Bädeker
Uber Sprengstoffe. 1g5 sich die Gase augenblicklich und in großer Menge. Durch die erzeugte Hitze werden sie mit großer Gewalt ausgedehnt, und es entsteht so ganz unver- mittelt ein überaus hoher Gasdruck ans die Umgebung. Schließt man des- halb sehr schnell verbrennende Körper, ohne daß Sauerstoffmangel eintritt, in vollständig geschlossene, enge Räume ein und entzündet jene, so werden die sich Plötzlich entwickelnden Gase so stark zusammengepreßt, daß ihre Spann- traft die Widerstandsfähigkeit der Wände übersteigt; diese werden verschoben oder zertrümmert, und zwar dort zuerst, wo der geringste Widerstand ist. Der Körper wirkt als Sprengstoff. In Bergwerken und Steinbrüchen, bei Brücken- und Tunnelbauten erweisen sich „die Sprengstoffe als kräftige und willkommene Gehilfen, die im Augenblick Übermenschliches leisten. Alle brennbaren Gase, wie Wasserstoff, Leuchtgas, Grubengas, Benzin-, Äther- und Petroleumdämpfe verbrennen, wenn sie mit Lust gemischt werden, plötzlich unter Explosionserscheinungen. Nicht selten sind die Unfälle, welche infolge zerplatzender Petroleumlampen und in Bergwerken durch Grubengas — «schlagende Wetter — entstehen. Wenn ein Körper, in ganz engem Raum eingeschlossen, ohne Sauer- stoffzufuhr möglichst rasch verbrennen soll, dann muß er von ganz besonderer Beschaffenheit sein: Er muß sehr leicht entzündlich sein und den zu seiner vollständigen Verbrennung nötigen Sauerstoff in sich enthalten. Diesen An- forderungen entsprechen nun diejenigen Stoffe, welche man gewöhnlich als Sprengstoffe bezeichnet, in hohem Maße. Der älteste Sprengstoff ist das Schießpulver, ein Gemisch von Kohle, Schwefel und Salpeter. Das Verhältnis der Mischung ist ein wechselndes, als mittleres ergibt sich 75:12:13. Es wird die Kohle der Hanffaser, des Faulbaumes und der Weide verwendet. Der Schwefel muß möglichst rein fein. Der Salpeter liefert den nötigen Sauerstoff. Zunächst werden diese Stoffe fein gemahlen, dann kommen sie in entsprechenden Mengen in dreh- bare, innen mit Leder ausgeschlagene Trommeln, in welchen Kugeln von Phosphorbronze lose herumrollen. Durch schnelle Umdrehung der Trommeln werden die Stoffe innig gemischt. Hierauf wird das Gemisch etwas angefeuchtet und unter starkem Drucke zu dünnen Kuchen gepreßt, die zertrümmert und -durch Siebe gequetscht werden, wodurch die Masse in Körner zerteilt wird. In sich rasch drehenden Trommeln werden die Körner gerundet und poliert. Flintenpulver besteht ans feineren, Kanonenpulver aus gröberen Körnern; für die größten Geschütze benutzt man das sogenannte prismatische Pulver, welches aus gut gepreßten sechsseitigen Säulen von 2—3 cm Durchmesser und Höhe, deren Kerne noch von einigen runden Kanälen durchzogen sind, besteht. Das Sprengöl oder Nitroglyzerin wird durch die geeignete Behandlung des Glyzerins mit einer Mischung von Salpetersäure und Schwefelsäure 'gewonnen. Dasselbe ist ein äußerst gefährlicher Stoff, welcher schon bei leichtem Stoße unter den heftigsten Wirkungen explodiert. Um seine Gefähr- 'lichkeit etwas zu mindern, tränkt man Jnfnsorienschalen (Kieselguhr), oder .auch Asche und Holzkohlenpulver damit und erhält so einen knetbaren, sich fettig anfühlenden Stoff, das Dynamit. In der Patrone mittels eines Fidibus angezündet, verbrennt es ohne Gefahr, explodiert aber durch Stoß. Beide Stoffe haben, wenn sie explodieren, etwa die achtfache Wirkung des Pulvers. Die Wirkung ist eine so plötzliche, daß selbst die umgebende Luft nicht Zeit hat, den sich entwickelnden Verbrennungsgasen rasch genug

13. Teil 1 - S. 319

1918 - Essen : Bädeker
Bauern und Handwerker m Steiermark. 319 Schluchten führen und ihm überhaupt die reizendsten Stellen der Gebirgs- uatnr erschließen. Fast überall begrüßt uns daselbst Anmut und trau- liches Leben. Üppige Wiesen und stattliche Waldungen sind ein Hauptschmuck des Thüringerwaldes. Vor allem ladet den Wanderer der erquickende Schatten gewaltiger Buchen ein, deren dichtes Laubdach hier und da von mächtigen Baumriesen überragt wird. Abwechselnd mit diesen Laubwäldern bedecken wohlgepflegte Waldungen von Nadelhölzern Berg und Tal. Saftige Wald- wiesen und an den ausgerodeten Berglehnen von den Talbewohnern angelegte Äcker vollenden die Schönheit der Gebirgslandschaft. Ans alledem wird uns verständlich, warum der Thüringerwald mehr und mehr zur sommerlichen Wallfahrtsgegend zahlloser Reisenden geworden ist, die in der frischen Waldeslnft sich erholen wollen. Auch Kaltwasserkuren, überall eingebürgerte Fichtennadelbäder oder einzelne Mineralquellen verheißen den Leidenden Linderung. Neben dem stillen Naturleben des Thüringerwaldes hat besonders auf und an dem mehr ausgebreiteten Südostteile seit langer Zeit Gewerbefleiß aller Art seine Werkstätte vielfach aufgeschlagen. Der mühsame Kornbau auf der kargen Ackerkrume der Berglehnen konnte die zahlreiche Bevölkerung nicht ernähren; das Bedürfnis schürfte den erfinderischen Sinn, den Ankömmlinge aus der Ferne, ans Nürnberg, Böhmen, Schwaben und Kärnten geweckt hatten, und dessen Ausbildung durch nützliche Produkte, besonders durch reichen Schiefer-, Holz- und Eisenvorrat des Gebirges unterstützt wurde. Wir finden in dem Bereiche des Thüringerwaldes berühmte Glashütten, wie Lauscha, Stützerbach und Ilmenau, Porzellan- und Meerschanmsabriken von bewährten Namen in Ruhla, Ilmenau und an anderen Orten, ferner jene weitver- breitete Gewehrfabrikation in Suhl, Schmalkalden, Zelle und Mehlis; Messer- und Schlösserfabrikation in Steinbach, zahlreiche Marmorschleifereien, vor allein aber die allbekannte Fabrikation von Gebranchsgeräten und Spielwaren aus Holz, Glas, Schiefer, Porzellan, Leder- und Papiermasse, die von Sonneberg und Umgegend nach den Hauptorten Europas und über den Ozean zu allen Völkern gehen. Bildet doch Sonneberg mit seinen Spiel- waren eine Hanptbezugsqnelle für Nürnberg, von wo dieselben als Nürn- berger Spielwaren in alle Länder der Erde versendet werden. Der Umsatz dieser Waren, die jährlich einen Wert von mehr als fünfzehn Millionen Mark darstellen, und deren Anfertigung ein Gebiet von etwa 30 Ortschaften umfaßt, die fast ansschließlich Kinderspielwareu liefern, beschäftigt und ernährt über 18 000 Menschen, während in der deutschen Spielwarenfabrikation über- haupt etwa 48 000 Personen tätig sind. Nach jm-en. 183. Bauern und Handwerker in Steiermark. Ein rechter oberlüuder Bauersmann könnte sein Hans und Hof und was dazu gehört, getrost mit einer chinesischen Mauer uuigeben. Was er für fein und der Seinen Leben braucht, das wächst auf feinem Grund und Boden und in seinem Stalle. Der Wald liefert Bauholz und Geräte, das Feld und der Garten Mehl, Gemüse, Obst, Leinwand; der Viehstand Wolle, Fleisch, Milch, Eier. Ein echter, rechter Bauer soll nach altem Grundsätze nichts Fremdes im Hause und am Leibe haben. Indes so ganz kann er das Fremde doch nicht missen. Wenn der rechte Bauer auch fein eigener Schmied, Sattler, Wagner, Tischler und

14. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 25

1903 - Essen : Baedeker
In den Rüdersdorfer Kalkbergen. 25 (s. Nr. 37) und Gerberei (s. Nr. 19). Auch dem Hütteumann ist er unent- behrlich; denn er wird den zu schmelzenden Erzen und Metallen zugesetzt. Diesen entzieht er die nichtmetallischen Bestandteile, mit denen er eine leicht- flüssige Schlacke bildet (s. Nr. 42). Da er Kohlensäure enthält, so wird ei- allgemein zur Herstellung reiner Kohlensäure verwandt. Endlich ist gemahlener roher oder gebrannter Kalk ein immer mehr geschätztes Düngemittel für kalk- arme Bodenarten." „Ich danke Ihnen für Ihre freundlichen Belehrungen," versetzte ich, „manches davon ist mir gänzlich neu." Vor uns ragte jetzt eine Felswand empor, deren Bänke, wie der Steiger sagte, 0,10 bis 1,5 m stark und unter einem Winkel von 200 geneigt sind. Von der Sohle aus waren der Länge und Quere nach gerade, stollenartige Gänge hineingeschlagen, so daß man tief in den Berg hineingehen konnte. Dieser lastete nur noch auf mehreren hintereinander liegenden Reihen mächtiger Pfeiler von 5 na Länge und 3 in Breite; auch die Gänge waren 3 in breit. Die Pfeiler der vorderen Reihe, welche heute gesprengt werden sollten — etwa zehn — waren noch einmal durchschnitten, so daß jeder Pfeiler zwei Beinen glich. In jedes Bein waren Io Bohrlöcher geschlagen, aus denen verschieden lange Zündschnüre heraushingen. Die Bohrlöcher hatten etwa 5 Zentner Pulver verschluckt. Durch das Sprengen sollte sich von der Berg- wand eine 8 m tiefe, 28 m hohe Gesteinschicht in einer Länge von etwa 60 in lösen. Berechne Dir selber den Rauminhalt dieser gewaltigen Masse! Der Steiger sagte mir, daß die Höhe der Brnchwand 28 in nicht überschreiten dürfe, da sonst die darunter arbeitenden Knappen gefährdet würden; auch zerkleinere sich beim Sturze das Gestein so sehr, daß es an Wert verliere. Noch 2o Minuten, und das große Ereignis sollte eintreten. Eilig stiegen „wir daher aus den oberen Rand des Tiefbaus, von wo wir den besten Überblick hatten. Jetzt eilten drunten im Kessel gegen 110 Knappen der Bergwand zu und nahmen an den Pfeilern Aufstellung. Jeder Mann hatte 2 bis 3 Schüsse zu besorgen. „Anzünden!" kommandierte ein Steiger; gleichzeitig leuchteten über 200 Fläminchen auf, und Qualm drang aus den Wölbungen hervor; die Knappen aber stürzten eilig davon. Mir bangte um die letzten Männer, die vereinzelt aus den Höhlen flüchteten. Zuletzt suchten der Obersteiger und der Steiger das Weite. Da krachte der erste Schuß, und nun folgte eine Kanonade, die meinem Nebenmann, einem Offizier von anno 70, das Herz im Leibe lachen machte. Voll Spannung hielt ich den Atem an. Horch!------------------ein Knirschen, ein Krachen, ein Poltern — eine Gesteinsschicht löste sich und rutschte nach unten, während noch vereinzelte Sprengschüsse donnerten. Aber nun kam erst die Hauptsache. Ich bemerkte, wie auf der oberen Flüche der Bergwand — denn unser Standpunkt lag höher — sich hintereinander mehrere Risse bildeten, die immer weiter und unheimlicher klafften, und endlich löste sich eine mächtige Wand ab, kippte in ihrer ganzen Ausdehnung nach vorne, brach dann mehrfach und stürzte zerbröckelnd auf die Bruchsohle. Dabei erdröhnte der Boden unter unsern Füßen. Kaum fünf Minuten hatte dieses großartige Schauspiel gewährt. Nach- dem wir uns von dem gewaltigen Eindruck erholt hatten, geleitete uns unser liebenswürdiger Führer in die Wölbungen der oberen Kalkschichten, durch die wir, uns gegenseitig an den Händen fassend, tappten. Endlich gelangten wir an einen langen, festgewölbten Tunnel, der quer durch den Bergrücken

15. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 86

1903 - Essen : Baedeker
86 Die Entwicklung der Kruppschen Gußstahlfabrik. Ofen hervorgeholt. Je zwei Arbeiter ergreifen einen Tiegel mit einer zwei- armigen Zange, und von jedem Ofen bewegt sich eine Prozession nach der Gießform hin. Jedes Paar leert seinen Tiegel in die Gießrinne aus, durch welche das weißglühende, wasserdünne Metall in die Form rinnt, tritt dann zur Seite, entledigt sich des Tiegels und schreitet wieder dem Ofen zu, um etwa zehnmal denselben Gang zu machen. Binnen einer halben Stunde sind 1200 Tiegel geleert, und die Form enthält dann 54 t Tiegelstahl. Hunderte von Arbeitern bewegen sich fast lautlos, so sicher wie eine Maschine und doch scheinbar frei und ungezwungen; denn ein Befehl wird kaum gehört. Ehe die gewaltige Stahlmasse erstarrt ist, mögen wohl Stunden vergehen. Sie enthält nicht das kleinste Gasbläschen und zeigt in allen Teilen eine durchaus gleichmäßige Zusammensetzung. Das wirklich Eigenartige des Kruppschen Werkes liegt in der Herstellung und Verwendung schwerster Tiegelstahlblöcke bis zu dem unglaublichen Gewicht von 85000 kg. Für die Kanonen verwendet Krupp trotz bedeutend größerer Unkosten nur Tiegelstahl, während man sich im Auslande für diesen Zweck mit dem weit billigeren Martinstahl begnügt. In den Kanonenwerkstätten der Fabrik erblickt man die gewaltigen Feuerschlünde; die größten haben eine lichte Weite von 35 cm und eine Länge von 14 m. Zunächst wird das Rohr vorgebohrt, indem ein fester Kern herausgeholt wird. Nun erfolgt das Fertig- bohren des Rohres, und endlich zieht eine besonders zu diesem Zwecke ein- gerichtete Maschine die spiraligen Gänge in die Seelenwand des Rohres, durch welche die Kanone zu einer „gezogenen“ wird. Beim Abfeuern des Geschützes wird der hervorstehende Kupferrand des Geschoßmantels durch diese Züge gepreßt. Dadurch wird das Geschoß in eine bohrende Bewegung versetzt, so daß es sich im Fluge nicht überschlägt, sondern seine Spitze immer nach vorne gerichtet bleibt. Bis zum Ende des Jahres 1901 hat die Kruppsche Fabrik beinahe 40000 Geschütze geliefert. Nach Friedrich Müller. *44. Die Entwicklung der Kruppschen Eupcihlfcibrik. 1. Dem Puddeleisen haften zwei Hauptmängel an. Da es aus der teigigen Puddelmasse hervorgeht, so ist es aus zusammengeschweißten Fasern verschiedener Härte zusammengesetzt; seine Struktur ist also nicht völlig gleichartig. Nachteiliger sind aber die Schlackenreste, welche, wenn auch mikroskopisch klein, das Puddeleisen noch durchsetzen. Jede derartige Un- gleichmäßigkeit hat bei Werkzeugen ein Ausbrechen und baldiges Stumpf- werden der Schneide zur Folge. Bei ganz kleinen Stahlgegenständen aber, wie bei den Spiralfedern der Taschenuhren, muß das kleinste Schlacken- körnchen verderblich wirken. So hat denn auch zuerst ein Uhrmacher, Hunts- man in Sheffield, die fabrikmäßige Darstellung völlig gleichartigen Stahls in Angriff genommen. Ums Jahr 1770 gelang es ihm nach beharrlich fortge- setzten Versuchen, aus feuerfestem Ton Tiegel herzustellen, in welchen er unter völligem Luftabschluß Rohstahl schmolz und längere Zeit in dünn- flüssigem Zustand erhielt. Dadurch stieg jede Spur von Schlacke an die Oberfläche, und das Metall wurde durchaus gleichmäßig. Zu Anfang des

16. Teil 1 - S. 245

1900 - Essen : Bädeker
245 stellten sich Zustände im Innern derselben heraus, welche unerträglich waren. Es öffneten sich die Thore der hungernden Weltstadt dem Verkehre, und ein Teil des siegreichen deutschen Heeres betrat am 1. März die feindliche Hauptstadt. Bei dem nun folgenden Friedensschlüsse trat Frankreich an Deutschland das Elsaß und Deutsch-Lothringen mit Metz ab und verpflichtete sich, 5 Milliarden Frank Kriegskosten zu zahlen. So endete der Krieg, der in Bezug auf die Großartigkeit seiner Erfolge alles übertrifft, was die Geschichte bis auf unsere Zeit zu erzählen vermag. Innerhalb seiner siebenmonatlichen Dauer sind etwa 150 Gefechte und 17 große Schlachten geliefert worden; es wurden 27 Festungen, darunter Straßbnrg, Metz, Belfort, Paris, eingenommen und an 400 000 französische Soldaten als Gefangene nach Deutschland abgeführt; gegen 7000 Geschütze und 8oo O0o Gewehre fielen den Siegern als Beute in die Hände. Kath. Schulbl. u. a. 122. Lei (xravelotte. Das war ein heifser, ein blutiger Tag, Wohl manchem Helden das Auge brach. Wie reifes Korn vor der Sense Wucht, So sinken die Reihen hinab in die Schlucht. Bataillone werden hinweggemäht, Schwadronen vernichtet, — die Schlacht, sie steht! Mit Trauern sieht es der König. Die Kugel zischt, die Granate kracht, Die Mitrailleuse zerschmettert mit Macht. Schon sind Regimenter in Splitter zer- spellt, Und immer neue rücken ins Feld, Sie stürmen hinan die tödlichen Höh’n, Sie stürmen und fallen, — die Schlacht bleibt stehn! Mit Trauern sieht es der König. Die Sonne neigt sich — noch steht die Schlacht! Was dröhnt dort dumpf aus der Waldes- nacht? In blauen Säulen, lautlos und stumm, Bricht’s vor und schwenkt sich mächtig herum; Die Erde zittert, — Feind, zitt’re mit! — Es ist der wuchtige Massenschritt Der pommerschen Grenadiere. In breiten Kolonnen, Mann an Mann, Im Sturmschritt geht es die Höhen hinan, Es kracht keine Salve, es fällt kein Schuss, Bajonett und Kolben, sie machen den Schlufe. Die Schlacht rückt vorwärts, es weicht der Feind — Sie haben’s ihm gar zu ernst gemeint, Die pommerschen Grenadiere. Und nun mit Hurra hinter ihm drein, Und werft ihn vollends nach Metz hinein! Kanonen blitzen noch durch die Nacht, Das grause, das blutige Werk ist vollbracht. Die Schlacht ist gewonnen, verloren Bazaine — Im Auge des Königs die Thränen stehn: Gott lohn’ euch, ihr tapferen Toten! 123. Die Wiederaufrichtung des Deutschen Meiches. In Deutschland war der Wunsch immer lauter geworden, daß die auf den Schlachtfeldern vollzogene Einigung aller deutschen Stämme durch die Wiederherstellung des Deutschen Reiches mit einem Kaiser an seiner Spitze eine feste und dauernde Gestalt gewinnen möge. Nachdem die süddeutschen Staaten, Bayern, Württemberg, Baden und Hessen, über ihren Eintritt in den norddeutschen Bund Verhandlungen angeknüpft hatten, und die Erweiterung desselben zu einem deutschen Bunde durch Verträge mit den einzelnen Staaten gesichert war, richtete König Ludwig von Bayern an alle deutschen Fürsten und freien Städte ein Schreiben, in welchem er denselben den Antrag unter- breitete, dem König Wilhelm für sich und seine Nachfolger auf dem Throne Preußens die deutsche Kaiserkrone anzubieten. Infolgedessen stellte der nord- deutsche Bundesrat bei dem in Berlin versammelten Reichstag den Antrag, „daß der neu gegründete Bund den Namen „Deutsches Reich" und das Oberhaupt desselben den Titel „Deutscher Kaiser" führen solle."

17. Teil 1 - S. 244

1900 - Essen : Bädeker
244 mehr als 200 000 Mann die Festung Metz umschlossen und wehrte jeden Durchbruchsversuch der Belagerten ruhigen Ernstes und mit eisernen Armen ab. Seit Mitte September hatten der Kronprinz von Preußen und der Kron- prinz von Sachsen mit ihren Armeecorps das stolze Paris erreicht, das mit seinen zahlreichen Festungswerken trotzig und übermütig der Belagerung entgegensah. Frankreich hatte nach der Gefangennehmung des Kaisers am 4. September das napoleonische Herrscherhaus des Thrones verlustig erklärt und im ganzen Lande das Banner der Republik entfaltet. Die Erregung der Franzosen, ihr Haß gegen die Deutschen kannte keine Grenzen; unsere Heere schienen auf einem Vulkane zu stehen. Da fiel zuerst Straßburg (27. September), die ehe- malige deutsche freie Reichsstadt, die vor 200 Jahren von den Franzosen auf heimtückische Weise Deutschland, entrissen worden war. Auch Metz mußte sich, vom Hunger bezwungen, am 27. Oktober ergeben, und wiederum zogen Tausende von Gefangenen in langen Zügen unseren Grenzen entgegen. Es war außer diesen beiden Hauptwaffenplätzen bis dahin auch schon eine Anzahl kleinerer Festungen in die Hände der Unsrigen übergegangen. Paris vernahm die Kunde von allen diesen Vorgängen mit Groll gegen die überlegene deutsche Kraft und mit Entrüstung gegen die französischen Heere und deren Führer und bestärkte sich um so mehr in seinem unbeugsam erscheinenden Trotze. Den Krieg von der Mitte Dezember an könnte man als den franzö- sischen Volkskrieg bezeichnen. An die Spitze der französischen Nation war Gambetta getreten, ein Mann, dessen Blicke durch maßlosen französischen Hochmut zu sehr getrübt waren, als daß er erkannt hätte, wie sehr die Franzosen an Manneszucht, an Waffentüchtigkeit und an Ausdauer den gehaßten Deutschen nachstanden, und wie nutzlos alle weiteren Unternehmungen der bereits entmutigten französischen Soldaten sein mußten. Mit großer Rücksichts- losigkeit zwang er Tausenden von Bürgern und Landleuten, die sich längst schon nach Ruhe und Frieden sehnten, die Waffen in die Hand, gleichviel, ob sie mit denselben umzugehen verstanden oder nicht. Ans diese Weise brachte Frankreich zwei Heere zusammen, von denen das eine von Westen, das andere von Norden her, das eine von Orleans, das andere von Amiens aus den Gürtel der Einschließungstruppen von Paris durchbrechen sollte. Gefecht folgte aus Gefecht, Schlacht auf Schlacht; an der Loire und an der Seine erscholl ununterbrochen der Donner der Geschütze. Während sich die deutschen Heere den von Westen oder von Norden heranrückenden Feinden unter blutigen Kämpfen in den Weg warfen, um sie von den Einschließnngslinien der Haupt- stadt fern zu halten, wiesen sie ebenso rapfer alle von den Belagerten unter- nommenen Ausfälle krästtg und erfolgreich zurück. Als aber durch die wuchtigen Schläge der Deutschen die feindliche Widerstandskraft gebrochen war, begann die Beschießung der Forts von Paris. Zwar war noch einmal der Kamps in offener Feldschlacht entbrannt; aber die Siege der Deutschen bei Le Mans (12. Januar) und St. Quentin (19. Jan.), nicht minder das gänzliche Scheitern der versuchten Entsetzung der Vogesenfestung Belfort durch den General Bourbaki hatte die letzten Kräfte des tief gedemütigten Feindes erschöpft. Endlich am 28. Januar 1871 schwieg der Donner der Geschütze; die gedemütigten Pariser baten um Waffenstillstand. Nachdem die unüberwindlich und unverletzlich gepriesene französische Hauptstadt trotz aller Gefahren und der Unbilden eines strengen Winters von den Unsrigen beinahe fünf Monate lang (vom 19. September bis 28. Januar) mit unvergleichlicher Ausdauer von aller Verbindung mit den übrigen Teilen des Landes abgeschnitten gehalten worden. Ukmß Í fjk w

18. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 73

1900 - Essen : Baedeker
73 Der Hauberg steht jetzt kahl da ; Ginster- und Heidegestrüpp bedeckt den Boden. Mit einer kräftigen Hacke wird nun Rasen und Gestrüpp 5—8 cm tief umgehackt. Nachdem der Rasen getrocknet, die Erde ausgeklopft ist, flammen bald Hunderte von Feuern au den kahlen Abhängen der Berge auf; ihr Rauch legt sich wie eine weiße Decke über die stillen Thäler. Später werden die Äschenhaufen auseinandergeworfen, und in die Asche hinein wird Saatkorn gestreut. Am frühen Herbstmorgen ziehen dann die Genossen mit Zugtieren und kleinen Pflügen in den Hauberg, um die Saat unter die Erde zu bringen, und so folgt der Lohernte im andern Sommer die Roggenernte. Hat sich in den nächsten Jahren der Boden mit saftigen Gräsern bedeckt, so sind die Lohberge das Bereich der Hirten. Wird aber das Gras dürftig, und treten endlich Ginster und Heidekraut an seine Stelle, so liefert der Hauberg den Genossen ein brauchbares Streumittel. Nun läßt man dem Hauberge einige Jahre Ruhe, bis die stehen gebliebenen Wurzelstöcke der Eichen neue, kräftige Sprossen getrieben haben. 2. In nicht allzu ferner Zeit wird ein großer Teil der Hauberge des Siegerlandes verschwinden müssen; denn während der Lohn für die Arbeit im Hauberge sich ständig steigert, füllt unaufhörlich der Preis der gewonnenen Erzeugnisse. In früheren Zeiten stellte man aus dem Holze der Hauberge Holzkohlen her, die man für gutes Geld an die zahlreichen Hochöfen und Eisenhütten des Siegerlandes absetzen konnte. Jetzt ist die Holzkohle fast völlig durch den Koks verdrängt worden, und die Meiler sind daher aus den Thälern verschwunden. Dazu kommt noch, daß die Eichenlohe ausländischen Gerbstoffen, besonders dem Quebrachoholz*), durch dessen Verwendung das Leder in viel kürzerer Zeit und viel billiger hergestellt werden kann, mehr und mehr weichen muß, wodurch ihr Preis allmählich stark herabgedrückt wird. Um dies zu verhindern, haben die Haubergsleute — freilich vergeb- lich — zu erreichen versucht, daß ein hoher Zoll auf die Einfuhr von Que- brachoholz gelegt werde. Es bleibt eben nichts anderes übrig, als die Berge mit der Zeit einer andern Bewirtschaftung zu unterwerfen, und damit ist bereits ein guter Anfang gemacht worden. Die hochgelegenen Flächen der Hauberge bepflanzt man mit Fichten; besonders warm gelegene Teile sind in Obstpflauzungen verwandelt worden, und die den Dörfern zunächst liegenden Stücke werden wohl nach und nach in Acker- und Wiesenland umgewandelt werden, zumal der wachsenden Industrie gegenüber die Zunahme des Acker- baues Nur V0n Vorteil sein kann. Nach Rover u. a. *76. Die Gewinnung der Naphtha. Trotzdem der allgemeine Gebrauch des Petroleums und mit ihm die ganze Naphthaindustrie verhältnismässig jung sind, so kannte man doch Naphtha schon im grauesten Altertum. Persische Priester zündeten das dunkle 01, wo es aus der Erde hervorquoll, ihren Göttern zu Ehren an. Die alten Ägypter balsamierten ihre Toten mit Erdöl ein, und die Mauern von Babylon wurden mit Naphthamörtel gebaut, der ihnen eine besondere Festigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse verlieh. Wenn die Naphtha *) Dieses rotbraune, harte Holz enthält eine reichliche Menge von Gerbstoff und wird aus Argentinien eingeführt. Deutschlands Einfuhr betrug 1896 über 67000 t im Werte von 3‘/2 Millionen Mark.

19. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 276

1900 - Essen : Baedeker
J — 276 — Ii. Für den menschlichen Haushalt im engeren und weiteren Sinn sind die Steinkohlen weit wichtiger als der Torf, und man nennt sie deshalb mit gutem Recht die „schwarzen" Diamanten der Erde. Mögen die Gelehrten über ihre Entstehung denken, wie sie wollen, jedenfalls haben Pflanzen, die an Ort und Stelle wuchsen, den Stoff für sie hergeben müssen. Die Pflanzenleichen wurden durch den starken Druck der über ihnen sich lagernden Gestein- und Erdschichten gewaltig zusammengepreßt, und infolge der dadurch sich entwickelnden Wärme und des Abschlusses der Luft ging allmählich ihre Verkohlung vor sich. Von der Beschaffenheit der Pflanzenwelt zur Zeit der Steinkohlenbildung kann man sich eine ziemlich genaue Vorstellung machen, da man in dem Schiefer- thon, welcher die Kohlenschichten stets begleitet, zahlreiche Pflanzenabdrücke ge- funden hat. Riesige Schachtelhalme und Farne mit 2 bis 3 m langen Wedeln haben bei der Entstehung der Steinkohlen die Hauptrolle gespielt. Häufig findet man ihre 20 und mehr Meter langen Stämme in den Kohlenflözen noch ziemlich erhalten vor. Auch das Vorhandensein Nadelholz- und palmenartiger Gewächse ist nachgewiesen worden; doch gelang es bisher noch nicht, Lanbhölzer oder Pflanzcnformen zu entdecken, die in unserm deutschen Walde vorkommen. Heute bilden ähnliche Pflanzen, wie sie damals den Erdboden bekleideten, nur einen kleinen Teil unserer Pflanzenwelt. In derselben Weise wie die Steinkohlen sind auch die Braunkohlen ent- standen. In den sie umgebenden Steinschichten findet man gleichfalls Abdrücke der Pflanzen, denen sie ihre Entstehung verdanken. Diese sind jedoch von den Pflanzen der Steinkohlenzeit gänzlich verschieden, stehen aber den jetzt lebenden Pflanzen näher; indessen wird keine Pflanze jenes Zeitraums heutzutage lebend angetroffen. Obgleich zwischen der Ablagerung der Steinkohlen- und der .Brnnnkohlenslöze Tausende von Jahren verstrichen sein müssen, so muß doch auch noch in der Brannkohlenzeit das Klima unseres Landes wärmer als jetzt gewesen sein; denn im böhmischen Braunkohlensandstein findet man Abdrücke von Palmen- und lorbeerartigen Gewächsen. Nach E. A. Noßmmer. *188. Kautschuk und Guttapercha. 1. Wohl ist es ein herrliches Vergnügen, auf flüchtigem Zweirad dahinzueilen, und Fussgänger, Wagen, ja sogar Reiter hinter sich zu lassen; aber damit ist die Bedeutung des Fahrrades keineswegs er- schöpft; denn heutzutage ist es bereits zu einem wichtigen Verkehrs- mittel geworden, welches gar manchem die Ausübung seines Berufs bedeutend erleichtert. Seine rasche Verbreitung verdankt das Zwei- rad nicht zum wenigsten dem Kautschuk; denn wer könnte längere Zeit die Erschütterungen ertragen, die das Rad dem Körper mitteilt, wenn sich um die Stahlreifen der Räder nicht die mit Luft gefüllten Kautschukschläuche legten, wodurch der Radfahrer fast nichts von den Unebenheiten der Strassen spürt, über welche er dahinrollt? Demnach scheint doch in der Luft die eigentliche Ursache der Ver- wendbarkeit des Zweirads zu liegen? Nur gemach! Freilich besitzt sie unter allen Körpern die grösste Elasticität; das würde jedoch beim Fahrrad ohne Bedeutung sein, wenn wir sie nicht in einen Körper fassen könnten, der gleichfalls hochelastisch ist, und dazu eignet sich kein anderer Stoff so, wie Kautschuk oder Gummi. Aber noch mehr! Der Kautschukschlauch muss einen starken Druck ertragen können,

20. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 383

1900 - Essen : Baedeker
383 Thätigkeit, um dieses Gebiet wirtschaftlich auszunutzen, und schon sah man im Geiste den deutschen Kaufmann seine Pfade bis an das Seengebiet und die Grenzen des Kongostaates ziehen. Da erstanden den Deutschen in den Arabern schlimme Feinde. Die deutsche Verwaltung drohte, ihnen das Raub- und Bestechungsgewerbe zu legen, welches sie bisher im Innern des Landes und an den Zollstätten getrieben hatten. Deshalb machten sie den kühnen Händler Buschiri zu ihrem Führer, und am 22. Sept. 1888 rückten die Aufständischen mit bewaffneten Negerscharen vor Bagamoyo, den Hauptplatz der Deutschen. Hanptmann von Gravenreuth (gefallen in Kamerun 1891) warf sie zwar aus der Stadt und trieb sie zurück, und ebenso behauptete sich mit Hilfe der Flotte der Hafen Dar es Salam; alle andern Küstenplätze aber fielen in die Hände der Wüteriche; die deutschen Beamten wurden vertrieben, die An- pflanzungen zerstört. In dieser Not zeigte Kaiser Wilhelm Ii., daß er mit klarem Blick und kräftiger Hand in die verworrenen Verhältnisse Ordnung zu bringen wußte. Der deutsche Reichstag bewilligte zwei Millionen Mark für die Unter- drückung des Sklavenhandels, der von den Arabern lebhaft betrieben worden war, sowie zum Schutze deutscher Interessen; Kriegsschiffe wurden nach Ost- afrika entsandt, und der Hanptmann Wißmann (jetzt Major v. Wißmann), der erste Deutsche, welcher Afrika in der ganzen Breite durchzogen hatte, wurde dazu ausersehen, als Reichskommissar die Ruhe und das Ansehen der deutschen Flagge wiederherzustellen. Dieser kühne Kriegsmann bildete mit deutschen Offizieren und Unteroffizieren, ägyptischen Soldaten und Zulnkaffern eine deutsche Reichstruppe, mit welcher er Buschiris verschanztes Lager erstürmte und den hartnäckigen Aufwiegler rastlos ins Innere des Landes verfolgte, so daß er endlich auf der Flucht gefangen genommen und standrechtlich erschossen wurde. Bei diesem Kampfe handelte es sich zugleich um einen sittlichen Gedanken; denn er war ein Kreuzzug gegen die Schmach unsers Jahrhunderts, den Sklavenhandel, und daher eine christliche That, die allen abendländischen Völkern, welche Besitzungen in Afrika hatten, zu gute kommen mußte. Der Aufstand hatte aber auch den Beweis dafür erbracht, daß die Kolonisation so gewaltiger Länderstrecken durch private Thätigkeit nicht durchführbar sei. Deshalb wurde in dem 1890 abgeschlossenen deutsch-englischen Vertrage, welcher das deutsche und englische Einflnßgebiet schärfer abgrenzte, mit dem Sultan von Sansibar vereinbart, daß er den an die deutsch-ostafrikanische Gesellschaft verpachteten Küstenstrich gegen eine Entschädigung von 4000000 Mark abtrat, worauf diese Gesellschaft die landeshoheitlichen Rechte und die Zollerhebung der deutschen Reichsregierung überließ. Auch in Kamerun*) und in Dentsch-Südwestasrika wurden einige Aufstünde kräftig niedergeschlagen, und so verging den Ein- geborenen allmählich die Lust, sich gegen die deutsche Herrschaft zu erheben, da man es in allen Schutzgebieten erfahren hatte, daß mit der Zeit jeden Empörer die verdiente Strafe ereilte. Seitdem hat sich die deutsche Kolonisation in Afrika stetig gehoben, und besonders in Dentsch-Ostafrika schreitet die Anlage von Plantagen rüstig fort. Allein im Bezirk Tanga zählt man etwa 14 Pflanzungen, welche Vanille, Kautschuk, Kaffee und die Erzeugnisse der Kokospalmen liefern. Von Tanga, welches 4000 Einwohner hat, geht bereits eine Eisenbahn nach dem Innern des Landes aus; Dar es Salam, die Hauptstadt des Schutzgebietes, zählt *) Flächeninhalt etwa 500000 qkm; Produkte: Tabak, Kakao, Kaffee, Thee, Vanille u. a.
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