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1. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 154

1852 - Koblenz : Bädeker
184 Deutschland in den I. 1848 und 1849. heit Deutschlands war die Vereinigung mehrerer und allmählig der meisten deutschen Staaten zu einem gemeinsamen Zollsystem, indem zuerst ein süddeutscher, dann ein mitteldeutscher Handelsverein ent- stand, und als diese dem preußischen Zollverein beitraten, bildete sich 1834 ein allgemeiner deutscher Zoll- und Handelsverein, der jetzt alle deutschen Staaten außer Oesterreich, Hannover, Olden- burg, den beiden Mecklenburg, Lichtenstein, Limburg und den drei Hansestädten umfaßt und etwa 30 Millionen Einwohner von den innern Zollschranken befreit. Die erste Rückwirkung der Pariser Februar-Revolution 1848 zeigte sich im westlichen und südwestlichen Deutschland, wo die Regierun- gen theils in friedlicher Weise die gewünschten Reformen, nament- lich Preßfreiheit und Volksbewaffnung, bewilligten, theils durch aus- gebrochene Unruhen sich dazu bewogen fanden. König Ludwig I. von Baiern entsagte zugleich der Negierung zu Gunsten seines Soh- nes Maximilian Ii. Die heftigsten Erschütterungen erlitten die bei- der: größten Staaten: Oesterreich und Preußen. In beiden Staaten trat eine constituirende Versammlung zusammen, um eure neue Ver- fassung anfzustellen; beide Versammlungen aber wurden in Folge wiederholter Tumulte in der Hauptstadt, erst aus dieser verlegt, dann aufgelöst, und von der Regierung selbst eine neue Verfassung gegeben. Mitten unter diesen Bewegungen entsagte Kaiser Ferdi- nand I., welcher 1835 seinem Vater Franz I. in der Regierung ge- folgt war, zu Gunsten seines Neffen Franz Joseph I. der Krone, unter welchem zahlreiche Reformen in der innern Verwaltung des Staates zur Ausführung kamen. Die Versuche der Ungarn und Lombarden, sich von der österreichischen Herrschaft loszusagen, verwickelten die Regierung gleich- zeitig ans zwei Schauplätzen in einen schwierigen und blutigen Krieg. Während Feldmarschall Radetzky die Lombarden, obgleich sie an dem Könige (Karl Albert) von Sardinien Unterstützung fanden, in Folge der Siege bei Custozza und Novara wieder unterwarf, konnte der Kampf mit den Ungarn erst durch russische Hülfe zur Entscheidung gebracht werden, welche der Zwiespalt zwischen den Magyarenfüh- rern Kossuth und Görgey und des letztern unerwartete Capitulation (nach Dembinski's Niederlage bei Temeswar) erleichterte. Das Gebiet des preußischen Staates wurde (1850) durch die Einverleibung der beiden Hohenzollernschen Fürstenthümer in dasselbe vermehrt (21 □ M.).

2. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 28

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 28 - des Heeres rettete sich theils nach dem Hellespont, theils floh er nach dem befestigten Lager, das von den Griechen erobert wurde. Eine unermeßliche Beute fiel diesen in die Hände, von der der zehnte Theil den Göttern geweiht wurde. Von dem Reste erhielt Pan-sanias ein Zehntel, das Uebrige wurde unter die Kämpfer vertheilt. An demselben Tage erfocht die vereinigte athenische und spartanische Flotte einen Seesieg über die Perser am Vorgebirge Mykale in Kleinasien. Pansanias setzte dann den Krieg fort, um die Perfer von den Inseln und den Küsten des Hellespont zu vertreiben. Als bei der Eroberung von Byzanz (dem jetzigen Constantinopel) Verwandte des Perserkönigs in seine Hände gefallen waren, suchte er dadurch, daß er dieselben heimlich entfliehen ließ, sich die Freuud-schast des Königs zu erwerben und versprach ihm, Griechenland unter seine Oberherrschaft zu bringen. Zugleich fing er an, üppiger und schwelgerischer zu leben, und beleidigte die übrigen Griechen durch Härte und tyrannischen Stolz, so daß die meisten derselben den Oberbefehl der Flotte den Athenern übertrugen. Pansanias setzte indeß sein verrätherisches Spiel fort. Sobald die Spartaner hiervon Kunde erhielten, riefen sie thu zurück; sie wagten aber nicht eher, etwas Entscheidendes zu thun, als bis er sich selbst verrathen hatte. Ein Brief, den er einem Sclaven an den persischen Statthalter gegeben hatte, wurde von diesem den Behörden in Sparta mitgetheilt; dieselben veranlaßten ihn, sich in einen Tempel zu flüchten; dorthin eilte auch Pansanias. Ans dem Gespräch, das er mit dem Sclaven führte und welches von den Ephoren belauscht wurde, ging die Gewißheit seiner Verrätherei hervor. Pansanias sollte nun auf dem Heimwege verhaftet werden. Von einem Ephoren gewarnt, floh er in einen Tempel; da man ihn aus demselben nicht gewaltsam herauszureißen wagte, so vermauerte man das Heiligthum. Als er dem Hungertobe nahe war, trug man ihn hinaus und wenige Augenblicke nachher gab er den Geist aus. Auch Themistokles hatte mit rvibrigen Schicksalen zu kämpfen. Nach der glücklichen Besiegung der Feinde war er unablässig bemüht, seine Vaterstadt zu heben und ihr eine größere Macht zu verschaffen. Das Nächste, was er that, war, daß er die Gebäude Athens wiederherstellen ließ und einen Volksbeschluß bewirkte, nach welchem die Stadt mit einer starken Mauer umgeben werben sollte. Die Spar-

3. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 79

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 79 — wurden auf der Rhede vor den Augen der Carthager verbrannt; außerdem mußten sie in 50 Jahren 12 Millionen Thaler zahlen, durften keine Kriege ohne Genehmigung der Römer führen, sollten dem Könige Massinisfa Alles zurückgeben, was seine Vorfahren besessen hatten, und zur Bürgschaft für die Erfüllung dieser Bedingungen hundert Geiseln stellen. Scipio ging nun durch ©teilten und Unteritalien nach Rom zurück. Ueberall auf dem Wege strömten die Einwohner der Städte und Dörfer herbei, um den gefeierten Mann zu sehen, und so zog er in einem prächtigen Triumph, wie ihn Rom noch nicht gesehen hatte, in die Stadt ein. Dett Beinamen Africamrs erhielt er von dem besiegten Lande. Er stand auf der Sonnenhöhe des Glückes; der letzte Theil seines Lebens entbehrt des Glanzes, in dem der erste strahlt. Nicht sehr lange nachher sollte er noch einmal mit seinem Gegner Hannibal in Berührung kommen. . Dieser zeigte sich nach der Niederlage seines Vaterlandes nicht minder groß als Staatsmann, denn vorher als Feldherr. Er bot alle seine Kräfte auf, die nöthigen Verbesserungen in der Verwaltung und Verfassung durchzusetzen. Dadurch lud er den Haß der Vornehmen auf sich, und diese verfehlten nicht, die Römer gegen ihn aufzuhetzen. Obschon Scipio heftig widersprach, beschloß der Senat dennoch, Gesandte nach Ear-thago zu schicken, die namentlich darüber Klage führen sollten, daß Hannibal sich mit dem Könige Antiochus von Syrien heimlich verbündet habe, Rom zu bekriegen. Hannibal wich der Macht seiner Feinde und ging in ein freiwilliges Exil. Nach einer wechselvollen Fahrt kam er nach Asien und traf mit dem Könige Antiochus in Ephesus zusammen. Dieser war ein unternehmender Mann, besaß, außer Syrien auch Phönicien und Palästina und fing damals an,' seine Eroberungen auch auf Kleinasien auszudehnen. Dadurch kam er mit den Römern in Feindseligkeit, welche sich zu Schutzherren der Griechen in Kleinasien auswarfen. Sie schickten eine Gesandtschaft an ihn mit der Aufforderung, die Eroberungen herauszugeben; darauf antwortete er trotzig, die Römer hätten sich nicht zu bekümmern um das was er in Asien thue. In seiner Hartnäckigkeit wurde er noch durch Hannibal bestärkt, der ihm rieth, nach Griechenland und von da nach Italien hinüberzugehen. Er erschien auch wirklich mit einem Heere in Griechenland, fand hier aber nicht die gehoffte Unterstützung

4. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 62

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 62 — das Haupt des Appius den Fluch herab und bahnte sich durch die aufgeregte Menge den Weg zum Thore. Das über solche Frevelthateu der Decemvirn erbitterte Volk wanderte abermals aus und kehrte nicht eher zurück, als bis die Absetzung derselben beschlossen war. Appius, angeklagt und in's Gefängniß geführt, entleibte sich selbst. § 8. Karcus Iurius Kamillus. (390 v. Chr. Geb.) Neben vielen innere Kämpfen zwischen den beiden Ständen in Rom war das Volk auch mit äußeren Kriegen beschäftigt. Der wichtigste darunter ist der mit Veji, einer Stadt in Etrurien. Schon früher war es zwischen Römern und Vejentern zu mannigfachen Streitigkeiten gekommen. Endlich schlossen die Römer die Stadt im Jahre 402 v. Chr. G. durch eine Belagerung ein. Da sich diese in die Länge zog, so errichtete man damals zuerst Hütteu für den Winter, und die Soldaten, die ihren Geschäften zu Hause nicht nachgehen konnten, erhielten einen Sold. Um diese Zeit schwoll der Albaner See an. Da verkündigte das Orakel zu Delphi, Veji könne nicht eingenommen werden, während der Albaner See seine Ufer überströme, aber Rom werde untergehen, sobald die Gewässer des Sees das Meer erreichten. Daher beschloß man, den See abzuleiten und sein Wasser in Bäche zu zertheilen. Nun wählten die Römer den M. Furius Camillns zum Dictator, d. h. zum unumschränkten Gebieter, und neuer Muth belebte das römische Heer. Camillns ließ einen Erdgang graben und führte denselben gegen die feindliche Burg. Nachdem er vollendet war, zog er mit einer bewaffneten Schaar hindurch und kam gerade zu der Zeit in der Burg au, als die Vejeuter ein Opfer schlachten wollten. Der Opferfchaner weissagte von ihm: „Wer dieses Thier den Göttern schlachtet, der gewinnt den Sieg." Da drangen die Römer vor, die Priester, flohen, und Tempel und Burg waren in der Feinde Händen. Zugleich erstürmten die Römer von außen her die Wälle und drangen in die Stadt ein. Eine reiche Beute fiel ihnen zu; Camillus hielt einen prächtigen Triumph in Rom, bei dem er auf einem mit vier weißen Rossen bespannten Wagen fuhr. Dieser Uebermuth beleidigte das Volk; noch mehr wurde der Uumuth gegen ihn rege, als er den zehnten Theil der bereits vertheilten Beute zurückforderte, unter dem Vor-

5. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 24

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 24 — eingeben! fein müßten. Diese Zeit kam vor Ablanf der zehn Jahre. Darms nämlich sann barauf, einen dritten Felbzug gegen Griechen-lanb zu unternehmen, er starb jeboch, ehe er seinen Plan ausführen konnte. Sein Nachfolger Lerxes bezeigte anfangs wenig Lust, den Krieg fortzusetzen, hatte auch zuerst im Beginn feiner Regierung einen Aufruhr in Aegypten zu bämpfen. Als aber fein Verwanbter Mardonius nicht abließ, in ihn zu dringen, so entschloß er sich enblich und ließ in seinem ganzen Reiche großartige Rüstungen anstellen, die offenbar barauf hinbeuteten, daß es auf weitere Unternehmungen abgesehen fei, und daß er nach Griechenlanbs Unterwerfung auch noch embere Theile Europas zu erobern gebachte. Man spricht von einem Heere von 1,700,000 Mann zu Fuß nebst 80,000 Reitern und einer Flotte vvn 1200 Kriegs- und 3000 Transportschiffen, die er zusammengebracht habe; in manchen Gegenben, durch die das Heer zog, sollen die Flüsse versiegt fein, weil sie nicht genug Wasser für eine solche Menschenmenge .enthielten. Mit biefem Heere zog er auf zwei Brücken sieben Tage und Nächte ununterbrochen über den Hellespont und dann durch Thracien und Mace-donien gegen Griechenland währeub die Flotte die Küste entlang segelte; bamit sie nicht auch biefesmal am Vorgebirge Athos Schiffbruch leibe, hatte er durch die Lanbznnge, auf bereu Spitze das Vorgebirge liegt, einen Canal graben lassen. Anfangs hatten die Griechen vor, den Engpaß im Thal Tempe zu vertheibigen, das ant Berge Olympus liegt; ba aber die Gefahr nahe lag, daß sie hier umgangen würden, sie auch der Gesinnung der Thessalier nicht trauen bürsten, so zogen sie sich nach dem Paffe von Thermopylä zurück; hier stellte sich ein aus verschobenen griechischen Völkern gemischtes Heer von etwa 6000 Mann unter Anführung des spartanischen Königs Leonibas auf, um den Paß zu vertheibigen. Der- selbe war sehr eng, so daß an einer Stelle kaum ein Wagen hinburchfahren tonnte; an der einen Seite liegt das Gebirge Oeta, das hier steil abfällt, an der andern das Meer, welches freilich in neuerer Zeit weiter zurückgetreten ist. Der Platz war also gut gewählt, und eine kleine Schaar konnte große Heere hier aufhalten. Terxes wartete mit dem Angriff vier Tage in der Hoffnung, die

6. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 33

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 33 — abgehärtet, so daß er Kälte, Hitze, Hunger und Durst ohne Beschwerde ertrug. Er wollte aber das, was er durch Erforschen und Nachdenken, wie durch Erfahrung und Uebung gewonnen hatte, nicht für sich allein behalten, sondern er fand seine Freude daran, geistvolle und schöne Jünglinge an sich zu fesseln und ihnen den Weg zu einem guten und glücklichen Leben auf Erden zu zeigen. Er suchte gerade schöne Jünglinge an sich zu ziehen, weil nach seiner Meinung in einem schönen Körper auch eine schöne Seele wohne. Da er beständig bemüht war, Andere auf ihre Fehler und das Verkehrte in ihrer Handlungsweise aufmerksam zu machen, so konnte es nicht fehlen, daß er sich den Haß manches Mitbürgers zuzog. ‘ Auch wollte es das Unglück, daß gerade einige seiner hervorragendsten Schüler, wie Alcibiades und Kritias, das Haupt der dreißig r Tyrannen, mannigfaches Unglück über den Staat gebracht hatten. Kurz nachdem die Tyrannen gestürzt waren, traten seine Feinde mit der Anklage auf, er verderbe die Jugend und verwerfe die Götter, an die der Staat glaube, führe dagegen neue Götter ein. Letztere Anklage hatte insofern einen Grund, als Sokrates allerdings das Dasein nur eines höchsten und vollkommenen Wesens annahm, welches die Welt regiere und die Schicksale der Menschen lenke; dennoch ^achtete er bte äußeren Formen der Staatsreligion und machte die Gebräuche derselben mit. ' Die Gegner des Sokrates konnten um so eher hoffen, mit ihrer Anklage durchzudringen, als im Volke noch die Erinnerung an die Schreckensherrschaft der Dreißig und des Kritias lebendig war. Sokrates, bamals ein Mann von stebenzig Jahren, verschmähte es, durch künstliche Mittel das Mitleib der Richter rege zu machen und so seine Freisprechung zu erwirken. In einfacher Rebe entwickelte er ein Bilb seines vergangenen Lebens und bcffen, was er erstrebt habe; babei sagte er ihnen manche Wahrheit, und als er am Schluß gar die kühne Aeußerung that, er verbiene als Lohn für feine Wirksamkeit im Prytaneum (Stabthause) auf öffentliche Kosten gespeist zu werben, eine Ehre, die zu Athen tmr verbienten Staatsmännern wiberfuhr, so erbitterte er die Richter in dem Grabe, daß sie ihn zum Tode vertheilten. Zufällig war am Tage vorher das heilige Schiff nach Delos abgegangen, um dem Apollo ein Opfer zu bringen; bis zu seiner Rückkehr bürste kein Tobesurtheil vollstreckt werben. So lebte Sokrates noch breißig 3

7. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 66

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 66 - Als nun das Concil zu Constanz zusammen kam, wünschte Huß selbst, sich vor demselben rechtfertigen zu können und erhielt zu dem Ende vom Kaiser Sigismund einen freien Geleitsbrief, in welchem er ihn in feinen und des Reiches Schntz nahm. So kam er nach Constanz; aber schon nach einigen Wochen wurde er trotz des freien Geleites zur Haft gebracht, und Sigismund that keine kräftigen Schritte zu feiner Befreiung, da man ihm einredete, einem Ketzer brauche man nicht Wort zu halten. Schlimmer wurde die Lage i>es Huß, als man in Böhmen anfing, das Abendmahl unter beiderlei Gestalt, als Wein und Brod, auszutheilen, während man schon frühe in der Kirche angefangen hatte, den Kelch mit dem Weine den Laien zu entziehen. Er wurde nun in einen ungesunden Kerker geworfen und verfiel in eine gefährliche Krankheit. Nach feiner Genesung wurde er abermals vor das Concil geführt und aufgefordert, seine als ketzerisch bezeichneten Lehren abzuschwören; er verlangte dagegen, man solle ihn ans der Bibel des Irrthums überführen, sonst werde er seinem Glauben getreu bleiben. Darauf sprach das Concil das Urtheil über ihn ans, er habe sich der Ketzerei schuldig gemacht; er wurde in der Versammlung feiner Priestergewänder entkleidet, dem Satan übergeben, und um dies äußerlich zu bezeichnen, ihm eine Papiermütze aufgefetzt, auf welcher ein an feiner Seele zerrender Teufel abgebildet war, mit der Unterschrift: „Erzketzer." Darauf entließ ihn der Erzbischof von Mainz aus der kirchlichen Gemeinschaft mit den Worten: „Die Kirche hat nun nichts mehr mit dir zu schaffen, sie übergibt deinen Leib dem weltlichen Arme, deine Seele dem Teufel." Kaiser Sigismund befahl hierauf dem Pfalzgrafen Ludwig, mit ihm zu thun, als einem Ketzer. Er wurde auf den Richtplatz vor die Stadt geführt und mit Stricken und Ketten an den Pfahl gebunden, der auf dem Scheiterhaufen errichtet war. Zufällig war fein Gesicht nach Osten gekehrt; da schrie man, das komme einem Ketzer nicht zu, er müsse nach Westen umgewendet werden. Als man ihn mit Holz und Stroh bis zum Halse um- legte, eilte ein Bauer hinzu mit einer Tracht Holz, um zur Verbrennung des Ketzers mit beizutragen und so ein gottgefälliges Werk zu thun. Da lächelte Huß und sprach: „O heilige Einfalt!" Der Holzstoß wurde angezündet; man hörte Huß noch laut rufen: „Christus, Sohn des lebendigen Gottes, der du von einer Jungfrau

8. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 63

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 63 — liches Gefängniß, in welchem sie durch schwere.fesseln gepeinigt und den rohen Mißhandlungen der Soldaten preisgegeben wurde. Daun begann man 1431 ihren Proceß; man beschuldigte sie, sie habe mit dem Teufel einen Vertrag gemacht, sie habe das Volk verführt, sich als Heilige verehren lassen und im Widerspruch mit dem weiblichen Schamgefühl männliche Kleidung getragen. Das Urtheil des geistlichen Gerichtes lautete auf lebenslängliche harte Gefangenschaft bei Wasser und Brod. Als sie aber später verschiedene Zugeständnisse zurücknahm und sogar wieder männliche Kleidung anzog, die man ihr, als sie erkrankt war, in's Gefängniß gebracht hatte, wurde sie als unverbesserliche Ketzerin zum Feuertode verurtheilt und auf dem Marktplatze zu Rouen den 30. Mai 1431 verbrannt. Napoleon Iii. hat ihr in neuerer Zeit ein Denkmal dort errichten lassen, und die französische Nation hat immer auf jede Weise ihr Andenken geehrt und als das Ideal der Begeisterung für Vaterlandsliebe betrachtet. Der Krieg dauerte noch eine Zeit lang fort, aber erst, nachdem sich der König mit dem Herzog von Burgund versöhnt hatte, entschied sich das Kriegsglück für Frankreich vollständig; die Engländer wurden immer mehr zurückgedrängt und behielten zuletzt nur noch Calais und die normannischen Inseln. §. 15. Kaiser Sigismund (1410—1437). Johannes Huß. Indem wir zum Schluffe des Mittelalters eilen, führen wir noch zwei Kaiserbilder vor, Sigismund und Maximilian I., von denen jener weniger wegen seiner persönlichen Bedentuug, als deßwegen merkwürdig ist, weil unter seiner Regierung sich große Dinge ereigneten, dieser aber unsere Aufmerksamkeit sowohl seines eigenthümlichen Wesens wegen auf sich zieht, als weil seine Regierung den Uebergang aus dem Mittelalter in die neue Zeit bildet. Deutschland hatte sich, wie wir schon gesehen haben, immer mehr zu einem Wahlreiche ausgebildet, so daß es seit den Zeiten der Hohenstaufen sich nur selten ereignete, daß die Kaiserkrone auf längere Zeit bei demselben Hause blieb. Die Fürsten des Reiches fingen an, in ihrem Gebiete als unabhängige Herrscher alle Hoheitsrechte auszuüben, und diese Rechte wurden ihnen sogar von dem Kaiser bestätigt. Es waren namentlich seit dem Ende des zwölften

9. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 72

1872 - Elberfeld : Bädeker
- 72 — (5stp Bojador und die Azoren; ja man überschritt sogar den Aequator und widerlegte damit das Vorurtheil, welches allen weitern Entdeckungen bis dahin im Wege gestanden hatte, daß dort wegen der Hitze kein lebendiges Wesen ansdauern könne. Nach Heinrichs Tode erschlaffte der Eifer für weitere Erforschungen für eine geraume Zeit, bis im Jahre 1486 ein kühner Seefahrer, Bartholomäus Diaz, auf Geheiß des Königs von Portugal vordrang und bis zur Südspitze Afrikas gelangte, die er wegen der heftigen Stürme, die er dort zu bestehen hatte, das Cap der Stürme nannte. Ms der König die Nachricht davon erhielt, rief er aus: „Nein, nicht Cap der Stürme, sondern Cap der guten Hoffnung soll es heißen, denn nun haben wir die Hoffnung, den Seeweg nach Indien zu finden." Dieser Name ist denn auch bis heute geblieben. Das Cap wurde denn auch im Jahre 1498, also sechs Jahre nach der Entdeckung Amerikas, von Vasco bt Gama umfahren, der dann von den Ost-stiften Afrikas aufwärts bis Meltnda fuhr, von wo aus er quer über das Meer fetzte und so nach Calicut auf der Küste Malabar in Ostindien gelangte. Bald schickten die Portugiesen mehr Schisse und Mannschaften nach, und so gelang es ihnen, festen Fuß im Lande zu fassen und sich einen großen Theil desselben zu unterwerfen; diese Besitzungen sind später fast ganz in die Hände der Engländer gekommen. Durch die Entdeckung dieses Seeweges erhielt der Handel von uni) nach Indien eine ganz andere Richtung. Bisher waren die Waaren von dort durch das rothe Meer nach der Lanbenge von Suez gebracht, bort ausgeschifft und durch Caravanen unter bebeu-tenben Steuern zu Laube nach dem mittellänbischen Meere geschafft, ton wo aus sie wieber zu Schiffe nach den Häfen Sübeuropas gelangten. Die Folge des neuen Hanbelsweges war die, daß die Macht und der Reichthum der italienischen Städte, wie Venebig und Genua, allmählich sanken, und damit auch die Städte in Süddeutsch-land, wie Augsburg und Nürnberg, wohin die Waaren über bte Mpen geschafft würden, an Bebeutung verloren. Mit ihnen sank auch btc Blüthe der beutfchen Hansa, b. h. einer Verbinbung von fünf und achtzig norddeutschen Städten, beren Haupt Lübeck war, die den ganzen Handel ans dem nördlichen Meere, namentlich nach Dänemark, Schweden, Rußland und Polen in Händen hatten und sogar glückliche Kriege mit mächtigen Staaten führten.

10. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 45

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 45 — Durch eine furchtbare Pest aufgehalten, konnten die Christen ihren Marsch erst im Anfange des Jahres 1099 fortsetzen; endlich am 6. Juni gelangten sie über Emmaus auf eine Anhöhe, von wo sie Jerusalem erblickten. Das Gefühl einer unendlichen Wonne durchdrang bei diesem Anblick die ermatteten Kreuzfahrer; sie sanken auf die Kniee und priesen den Höchsten, daß sie am Ziele ihres Unternehmens seien. Doch noch fünf und dreißig Tage mußten sie Jerusalem belagern, dann noch zwei Tage stürmen, und erst am 15. Juli 1099 gelang ihnen die Einnahme der Stadt, in welcher sie ein schreckliches Morden anrichteten und so ihren Namen als Christen schändeten. Von den siebenzigtausend Einwohnern blieben weniger am Leben, als zur Bestattung der Todten hinreichten. Gottfried vermochte nicht, diesen Gräueln zu wehren; er war der erste, der im wollenen Büßerhemde sich zur Kirche des h. Grabes begab und dort dem Allmächtigen seinen Dank für die glückliche Vollendung des Unternehmens abstattete. Ihm folgte das ganze Heer. Man sah bald die Nothwendigkeit ein, in Jerusalem eine starke Regierung zu errichten, da man rings von Feinden umgeben war; man rief daher Gottfried zum Könige von Jerusalem aus. Er übernahm gerne die Regierung des neuen Staates, verbat sich aber den Königstitel und die Königskrone in der Stadt, wo sein Erlöser die Dornenkrone getragen habe, und begnügte sich mit dem Titel eines Beschützers des heiligen Grabes. Er erfreute sich nicht lange dieser Würde; nachdem er noch einzelne der heranziehenden Schaaren der Feinde geschlagen hatte, erkrankte er und starb, vierzig Jahre alt, zu Jerusalem. Ihm folgte mit dem Königstitel sein Bruder Balduin I. Das heilige Land war nun erobert; doch machten die Mohammedaner immer neue Versuche, dasselbe den Christen wieder zu entreißen, und um es zu behaupten, mußten immerfort Heere aus Europa nachgesandt werden. So unterscheidet man sieben Haupt* ^euzzüge. Fast zweihundert Jahre dauerten diese Kämpfe um deu Besitz Palästinas, bis es 1270 den Christen für immer verloren ging.
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