Wilhelm I. Der deutsch-französische Krieg. §. 16. 71
elsässischen Festungen, insbesondere Straßbnrgs und Belforts, in der Verfolgung Mac Mahon's durch die Passe des Wasgenwaldes gegen Nancy vorrückte, während die I. und Ii. Armee im nördlichen Lothringen gegen Metz vordrang, befürchtete Marschall Bazaine (der Held von Mejico), mit seiner sog. Nordarmee in Metz eingeschlossen zu werden. Deshalb trat er nach unheilvollem Zögern den Rückzug von der Mosel auf die Maaslinie (bei Verdun) an, um sich mit
der (bei Chalons sur Marne) aus den Resten der Südarmee und
frischen Truppen gebildeten Reservearmee Mac Mahon's zu vereinigen. Um diese Vereinigung zu verhindern, faßte der Chef des
preußischen Generalstabes, General von Moltke, den kühnen Plan,
unverzüglich über die Mosel zu gehen und sich im Rücken von Metz zwischen die beiben französischen Armeen zu werfen. Auch gelang es der Vorhut der I. Armee, durch ein Gefecht bei Colombey-Nouilly (14. Aug.), den bereits beginnenden Abzug der Franzosen um einen Tag aufzuhalten, so daß der übrige Theil der 1. und die Ii. Armee Zeit gewann, die Mosel im Süden von Metz zu überschreiten und dann jenen Abmarsch völlig zu verhindern. Schon die Avantgarde des Prinzen Friedrich Karl und des Generals von Steinmetz zwangen in einem zwölsstünbigen, äußerst blutigen Kampfe bei Vionville (ober Mars-la-Tour, 16. Aug.) .Bazaine zur Aufgabe seines Planes, ohne jeboch beuselbeu gänzlich nach Metz zurückwerfen zu können. Dies gelang erst der gesammten, unter des Königs Wilhelm eigener Führung vereinigten I. und Ii. Armee (250,000 M.) nach neunstündigem verzweifelten Kampfe bei Gravelotte (oder Rezonville, 18. Aug.), hauptsächlich durch Umgehung des rechten französischen Flügels bei St. Privat im Norden von Metz, so daß nun die Einschließung der Bazaine'schen Rhein-Armee vor Metz (durch die I. und einen Theil der Ii. Armee unter Prinz Friedrich Karl) vollendet und ihr jede Verbindung mit Paris abgeschnitten war.
Mac Mahon sollte mit seinem (in Chalons) nengebildeten Heere nach Paris ziehen, um dieses gegen die Iil Arjpee. uttf> eine umgebildete Iv. (die Maasarmee unter dem K^pmzm von Sachsen) zu decken. Aber da der neue Kriegsminister Graf von Palikao einen solchen Rückzug für eine Verletzung des Nationalgefühls hielt, so mußte Mac Mahon durch eine nordöstliche Wendung (nach der belgischen Grenze) den Versuch machen, Metz zu entsetzen und sich mit Bazaine zu vereinigen. Daher gab die Iii. und Iv. Armee den bereits angetretenen Vormarsch gegen Paris auf, um in möglichster Eile dem Marschall Mac Mahon zu folgen. Dieser warb
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Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Verdun Colombey-Nouilly Bazaine'schen_Rhein-Armee Paris Mahon Chalons Paris Sachsen Mahon Paris Marschall_Mac_Mahon
Dritter Zeitraum.
Preußen ein Königreich seit 1701.
§• 10.
Friedrich I. als König 1701—1713.
Da mit dem Beginn des 18. Jahrhunderts zwei große Kriege die europäischen Mächte beschäftigten, der spanische Erbfolgekrieg im Südwesten, der nordische Krieg im Nordosten, so sah der neue König in Preußen die so weit entlegenen und zerstückelten Provinzen seiner Monarchie zu gleicher Zeit im Osten und Westen gefährlich bedroht. Indem Friedrich sich gänzlich der Theilnahme an den Kämpfen des östlichen Europa enthielt, trotz der lockenden Anerbietungen Karl's Xii., gestattete ihm die Neutralität in den östlichen Verwickelungen um so ungehinderter in die westlichen einzugreifen. Der Theilnahme an dem spanischen Erbfolge krieg konnte er sich nicht entziehen, weil er sich in dem Kronvertrage mit dem Kaiser (vom 16. November 1700) dazu verpflichtet hatte und die Gefahr einer französischen Weltherrschaft von Neuem hervortrat.
Zunächst ging er selbst nach Cleve und ließ durch seine Hülfs-lruppen Kaiserswerth und Rheinberg den Franzosen entreißen, unterstützte den englischen Feldherrn Marlborough bei der Eroberung einer Reihe anderer Plätze (Venloo, Roeremonde, Lüttich, Bonn), ließ Geldern < durch Lottum) dauernd besetzen und sandte den Fürsten Leopold von Dessau nach Baiern dem Kaiser zu Hülse, als dorthin eine französische Armee unter Villars vorgedrungen war.
Bei Höchstädt (1704) stellte Fürst Leopold von Dessau, nachdem die Reihen der^Derbündeten (des Prinzen Eugen von Savoyen und Marlborough's) dreimal durchbrochen waren, mit seinen Preußen die Ordnung her, erneuerte den Angriff, und warf die Franzosen zurück. Mit diesen siegreichen Truppen (12,000 M.) zog Leopold unter Eugen's Oberbesehl nach Italien und trug (durch Erstürmung
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Friedrich Wilhelm Ii. Krieg mit Frankreich. §. 13. 45
verlornen Feudalrechte durchzusetzen. Aber Kaiser Leopold suchte den Frieden auf jede Weise zu erhalten, und erst als Ludwig Xvi. von seinem jakobinischen Ministerium genöthigt wurde, dem folgenden Kaiser, Franz Ii., den Krieg zu erklären, rüsteten die beiden deutschen Großmächte, doch überließ der Kaiser dem Könige die Leitung des Krieges. Das aus (50,000) Preußen bestehende Hauptheer rückte unter dem Oberbefehl des Herzogs Ferdinand von Brauuschweig^ (einem Neffen des im 7jährigen Kriege anführenden Feldherrn» von Coblenz aus, obgleich vom Feinde nicht behelligt, sehr langsam an dem linken Moselufer hinauf nach der Champagne und vereinigte sich mit einer Abtheilung Oesterreicher; Longwy und Verdun wurden eingenommen, bald aber hinderte der französische General Dumouriez das durch Krankheiten und Mangel geschwächte preußische Heer an dem (zugleich durch anhaltende Regengüsse erschwerten) Vordringen, und dieses mußte nach der vergeblichen Kanonade von Valmy sich über den Rhein zurückziehen.
Nach der Hinrichtung Ludwig's Xvi. verstärkte sich die Coalition gegen Frankreich, allein durch Mangel an Einheit in derselben wurde die Wiedereroberung der im vorigen Winter verlornen österreichischen Niederlande und der Festung Mainz nicht zu einem kühnen Vordringen gegen Paris benutzt, um die (damals auch im Innern bedrängte) Jacobinerregiernng zu stürzen.; vielmehr ließ man dieser Zeit, durch das Aufgebot aller waffenfähigen Mannschaft von Neuem das Uebergewicht zu gewinnen. So verloren die Oesterreicher ihre Niederlande abermals und die Führung des Krieges am Oberund Mittelrhein wurde gelähmt sowohl durch die Eifersucht zwischen Preußen und Oesterreich (welches letztere keine Vergrößerung Preußens in Polen für etwa am Rheine erfochtene Vortheile zugestehen wollte), als durch die Uneinigkeit der beiderseitigen Feldherren (des Herzogs von Braunschweig und Wnrmsers). Der König von Preußen reiste plötzlich vom Rheine ab, um den gleichzeitigen Krieg in Polen persönlich zu führen (s. S. 46). Ein dreimaliger Sieg der Preußen über den jungen Convents-General Hoche bei Kaiserslautern ward nicht benutzt, die Weißenburger Linien gingen verloren und die deutschen Heere mußten sich über den Rhein zurückziehen (auf der linken Rheinseite blieben nur Mainz und Luxemburg in den Händen der Deutschen). Da Preußen in seinen Finanzen erschöpft und durch ein geheimes Bündniß zwischen Oesterreich und Rußland in seinen polnischen Besitzungen bedroht war, so trat es von der Coalition gegen Frankreich zurück und schloß mit
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70 Wilhelm I. Der deutsch-französische Krieg. §. 16.
a. Der Kampf gegen die kaiserlichen Heere (2. August bis 2. September).
Napoleon wollte zwei bei Straßburg (unter Mac Mahon) und bei Metz (unter Bazaine» coneentrirte Armeen vereinigen und mit dieser sog. „Rhein-Armee" (210,000 M.) durch ein rasches Vorbringen über den Oberrhein die Streitkräfte Nord- und Sübbeutschlanbs von einanber trennen, zugleich in der Hoffnung, „nach der ersten günstigen Wenbuug" Oesterreich, Italien und Dänemark aus ihrer Neutralität hervorzulocken. Allein bei der unerwartet geringen Kriegsbereitschaft der französischen Armee beschränkte sich ihre Offensive auf einen ganz unbebentenben Vortheil, inbcm 3 französische Divisionen (40,000 M.) vom Corps Frosfarb in Gegenwart des Kaisers und seines Sohnes die geringe preußische Besatzung aus der offenen Stadt Saarbrücken vertrieben (2. August). Denn alsbalb erschienen zwei norbbeutsche Armeen (I. unter General von Steinmetz, Ii. unter dem Prinzen Friedrich Karl) und eine (Iii.) aus norb- und sübbentschen Truppen gemischte (unter dem Kronprinzen von Preußen), im Ganzen etwa 450,000 Mann, an der Grenze Frankreichs und versetzten den Krieg durch eine eben so planmäßige als energische Offensive auf französischen Boben.
Zunächst rückte der Kronprinz mit der Iii. Armee (150,000 M.) aus der baierischeu Rheinpfalz in Elsaß ein mit dem Plane, nach Vernichtung des rechten französischen Flügels (unter Mac Mahon) durch eine Wenbnng gegen Norben dem linken Flügel (Gazaine) in den Rücken zu kommen. Unter seiner Führung erstürmten die Preußen und Baiern (4. Aug.) die Grenzstabt Weißenburg nebst dem stark befestigten Gaisberge, worauf Mac Mahon (Herzog von Magenta), mit Aufgebuug des Rheinthales, seine sog. Sübarmee (90,000 M.) am Fuße des Wasgenwalbes (der Vogesen) bei dem Dorfe Wörth coneentrirte. Hier erlitt er (6. Aug.) eine so voll-stänbige Nieberlage, daß er das Elsaß aufgeben und sich in Eilmärschen nach der Champagne (Chalons) zurückziehen mußte.
An demselben Tage erstürmte die Vorhut der I. Armee unter General von Steinmetz i nebst Theilen der Ii.), freilich mit großem eigenen Verluste, die für unüberwindlich gehaltene feste Slellung des Generals Frosfard auf dem (steil abfallenden) Plateau von Spicheren bei Saarbrücken, wo die Verfolgung des Feindes nur durch die einbrechende Nacht gehemmt ward.
Als der Kronprinz, unter Zurücklassung einiger (hauptsächlich badischer) Corps unter General von Werder zur Belagerung der
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72 Wilhelm I. Der deutsch-französische Krieg. §. 16.
bei Beaumont auf dem linken Maasufer geschlagen (30. August) und in der kleinen Festung Sedan an der Maas eingeschlossen. Eben so mißlang ein mit Mac Mahon verabredeter Versuch Bazaine's, sich zu ihm durchzuschlagen, indem dessen (erster) Ausfall aus Metz durch die zweitägigen Gefechte bei Noisseville (31. August und 1. Sept.) nach glücklichem Anfange zuletzt vom General von Man-teuffel (als Nachfolger des Generals von Steinmetz) siegreich zurückgewiesen ward. Da Mac Mahon für sein in einem Bergkessel eingeschlossenes starkes Heer weder Raum noch Lebensmittel fand, so sah er sich zum Versuche eines Durchbruches genöthigt, der aber von den beiden kronprinzlichen Armeen unter dem Oberbefehle des Königs durch einen glänzenden Sieg unter den Mauern von Sedan (1. Sept.) so vollständig vereitelt wurde, daß General Wimpffen, als Stellvertreter des verwundeten Mac Mahon, (2. Sept.) eine bis dahin unerhörte Capitulation mit dem General Moltfe abschließen mußte, derzufolge sein noch übriges Heer (83,000 M. außer 25,000 in der Schlacht selbst gefangenen) in Kriegsgefangenschaft gerieth. Kaiser Napoleon, der sich bei der Mae Mahon'schen Armee befand und „den gesuchten Tvd an der Spitze seiner Trnppen nicht gefunden hatte", stellte sich selbst als Kriegsgefangener dem Sieger zur Verfügung (der ihm Wilhelmshöhe bei Cassel als Aufenthaltsort anwies). In Paris proclamirte man zum dritten Male die Republik und setzte eine sog. „Regierung der nationalen Vertheidigung" ein.
b. Der Kampf gegen die republikanischen Heere.
Nach der Capitulation von Sedan nahmen die Iii. und Iv. Armee ihren unterbrochenen Zug gegen Paris wieder auf, während die I. und Ii. Armee zur Umschließung der Bazaine'schen Armee vor Metz zurückblieb. Seit dem 19. September warb auch bte französische Hauptstabt (ans welcher die bentschen Einwohner massenhaft vertrieben worben) vollstänbig eingeschlossen und bereit Fall oder Rettung nun das Hauptziel des Krieges. Um bieselbe zu entsetzen, Bitbete bte „Regierung der nationalen Vertheibiguug" und ihre „Delegation in Tours" (Gambetta, der in einem Luftballon Paris verlassen hatte) aus Mobilgarben, Nationalgarben, Marine-solbaten und neu ausgehobenen Mannschaften zwei neue Armeen: bte Loire-Armee und bte Norb-Armee, welche von zwei Seiten gegen die Forts von Paris vorbringen und sich mit beren Besatzung (durch Ausfälle der letztem) zum Entsätze der Hauptstabt vereinigen sollten.
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Wilhelm I. Der deutsch-französische Krieg. §. 16.
73
Inzwischen sah sich Bazaine, nach mehreren (wenig starken und daher) vergeblichen Ausfällen der Besatzung von Metz auf beiden Moselufern, durch Mangel und Krankheiten genöthigt, eine (Kapitulation mit dem Prinzen Friedrich Karl abzuschließen (27. Oct.), welche jene von Sedan noch übertraf: denn etwa 180,000 Franzosen mit drei Marschällen (Bazaine, Canrobert, Leboeus), 70 Generälen, 4000 Offizieren wurden in deutsche Kriegsgefangenschaft abgeführt, so daß, da auch mehrere belagerte Festungen unterdessen gefallen waren (Straßburg am 27. Sept.), mehr als 350,000 Kriegsgefangene (darunter 140 Generäle und 10,000 Offiziere) bis in die entlegensten Garnisonsstädte Deutschlands vertheilt werden mußten. Durch diese in der ganzen Weltgeschichte beispiellose Capitnlation von Metz war die ganze Ii. Armee und ein Theil der I., im Ganzen 180,000 M., frei geworden: die erstere (unter Prinz Friedrich Karl) konnte sich nun gegen die Loire-Armee, die zweite (unter General von Mant gegen die Nordarmee wenden.
aa) Die Kämpfe gegen die Loire-Armee.
Die am frühesten orgamsirte Loire-Armee war schon bei ihrem ersten Vordringen über die Loire vom baierischen General von der Tann bei Artenay (10. Oct.) über den Fluß zurückgeworfen und (nach einem fruchtlosen Siege bei Coulmiers — dem einzigen französischen im ganzen Kriege) bei einem neuen Versuche nach Paris durchzubrechen bei Beanne la Rolande (28. Nov.) zurückgeschlagen worden, als Prinz Friedrich Karl sich mit dein Großherzoge von Mecklenburg-Schwerin vereinigte. Beide gewannen die Stadt Orleans (welche von der Tann besetzt, aber beim Anrücken einer Uebermacht geräumt hatte) wieder. Darauf trieb der Großherzog den General Chanzy (nach viertägigem Kampfe) aus seiner festen Stellung bei Beaugency (zwischen Orleans und Blois) und vereitelte dessen Versuch, (über Vendome) nach Paris zu ziehen, während Prinz Friedrich Karl Tours besetzte und die französische Regierung zur Verlegung ihres Sitzes nach Bordeaux veranlaßte. Beide Feldherren (wieder vereinigt) nöthigten die Armee des Generals Chanzy durch eine letzte entscheidende Niederlage bei Le Mans (12. Januar) zur Auflösung.
bb) Die Kämpfe im nordwestlichen Frankreich.
Gleichzeitig (einen Tag früher, am 27. Nov.) mit dem Siege des Prinzen Friedrich Karl bei Beaune la Rolande gewann General von Manteuffel den ersten Sieg über die Nordarmee (unter Bourbaki) bei Amiens; er besetzte die Städte Amiens, Rouen und selbst Dieppe an der Meeresküste mit deutschen Truppen, kehrte dann in seine Stellung bei Amiens zurück und gewann bei Ouerrieux an der Hallue (23. Dec.)
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Extrahierte Ortsnamen: Straßburg Oberelsaß Burgund Paris Belfort Deutschland Dijon Belfort Pariser_Belagerungs-Armee Paris Paris Deutschland
Zeittafel.
81
Ney bei Dennewitz. Entscheidung in der großen Völkerschlacht bei Leipzig. Kampf bei Hanau.
1814 Einrücken der Verbündeten in Frankreich. Blücher siegt bei la Rochiere und bei Laon. Einnahme von Paris. Erster Pariser Friede. Congreß zu Wien.
1815 Der letzte Kampf der Verbündeten gegen Napoleon. Blücher bei Ligny geschlagen. Wellington und Blücher entscheiden den Krieg bei Waterloo.
— Der heilige Bund zwischen Rußland, Oesterreich und
Preußen. Der zweite Pariser Friede.
1818 Der Monarchencongreß zu Aachen beschließt die Räumung
Frankreichs. Stiftung der Universität Bonn.
1823 Die Provinziallandtage eingeführt.
1834 Der deutsche Zollverein.
840—1861 Friedrich Wilhelm Iv.
1847 Erster vereinigter Landtag in Preußen.
1848 Preußische Nationalversammlung. Erster Krieg mit Dänemark wegen Schleswig-Holsteins.
1849 Die Aufstände in Sachsen, der Pfalz, Baden mit preußischen Truppen unterdrückt.
— Die beiden Fürsteuthümer Hohenzollern an Preußen.
1850 Vollendung der preußischen Verfassung.
1858 Der Prinz von Preußen übernimmt die Regentschaft.
1861 Wilhelm I. Reorganisation des Heeres.
1864 Zweiter Krieg mit Dänemark wegen Schleswig-Holsteins.
1866 Der deutsche Krieg. Sieg bei Königgrätz. Friede zu Prag. Erweiterung und Abrundung des preußischen Gebietes durch Einverleibung von Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau, Frankfurt a. M. u. s. w.
1867 Constituirung des Norddeutschen Bundes.
870—1871 Der deutsch-französische Krieg.
87 0 Aug. 4.—6. Siege bei Weißenburg und Wörth über Mac Mahon, bei Spicheren über Frossard.
„ 14.—18. Drei Siege bei Metz über Bazaine (bei Eolombey-Nouilly, bei Mars-la-Tour, bei Gravelotte).
„ 30. Sieg über Mac Mahon bei Beaumont.
Sept. 1. Sieg über Mac Mahon bei Sedan. Napoleon gefangen.
„ 19. (—28. Jan.) Einschließung von Paris. (Bombardement der Forts seit 27. December, der Stadt seit 5. Januar).
„ 27. Kapitulation von Straßburg.
£)ct. 27. Kapitulation von Metz. Die ganze Bazaine'sche Armee kriegsgefangen.
Nov. 27. Erster Sieg über die Nordanuee bei Amiens.
„ 28. Sieg über die Loire-Armee bei Beanne la Rolande.
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Der deutsch-franzsische Krieg, 18701871. 37. 171
Sofort erhob sich nicht nur'der norddeutsche Bund, sondern, nach Baierns Vorgang, auch Sddeutschland, auf dessen Neutralitt Napoleon gerechnet hatte (eben so wie auf den Abfall der jngst von Preußen annectirten Lnder), zur gemeinsamen Vertheidiguug der na-tionalen Ehre und Unabhngigkeit. Der König Wilhelm bernahm den Oberbefehl der die gesammten Streitkrfte Deutschlands und erneuerte fr diesen Krieg den Orden des eisernen Kreuzes.
a. Der Kampf gegen die kaiserlichen Heere (2. August bis-2. September).
Napoleon wollte zwei bei Straburg unter Mac Mahon und bei Metz unter Bazaine concentnrte Armeen vereinigen und mit dieser sog. Rhein-Armee" durch ein rasches Vordringen der den Oberrhein die Streitkrfte Nord- und Sddeutschlands von einander trennen, zugleich in der Hoffnung, nach der ersten gnstigen Wendung" Oesterreich, Italien und Dnemark aus ihrer Neutralitt hervorzulockcn. Allein bei der unerwartet geringen Kriegsbereitschaft der franzosischen Armee beschrnkte sich ihre Offensive auf einen ganz unbedeutenden Vortheil, indem 3 franzsische Divisionen (40,000 M.) die preuische Besatzung (3 Compagnien) aus Saarbrcken vertrieben (2. Aug.). Denn in Folge der schleunigsten Mobilmachung erschienen alsbald zwei norddeutsche Armeen (I. unter General von Steinmetz bei Trier, Ii. unter dem Prinzen Friedrich Karl bei Kaiserslautern) und eine (Iii.) aus nord-und sddeutschen Truppen gemischte (unter dem Kronprinzen von Preu-en), im Ganzen etwa 450,000 Mann, an der Grenze Frankreichs und versetzten den Krieg durch eine eben so planmige als energische Offensive auf franzsischen Boden.
Zunchst rckte der Kronprinz mit der 3. Armee (150,000 M.) aus der baierischen Rheinpfalz der den Grenzflu Lauter in Elsa ein mit dem Plane, nach Vernichtung des rechten franzosischen Flgels (Mae Mahon) durch eine Wendung gegen Norden dem linken Flgel (Bazaine) in den Rcken zu kommen. Er erstrmte (4. Aug.) die Grenzstadt Weienburg nebst dem stark befestigten Geisberge, worauf Mac Mahon, mit Aufgebung des Rheinthales, seine sogenannte Sdarmee (90,000 M.) am Fue der Vogesen bei Wrth concentnrte. Hier erlitt er (6. Aug.) eine so vollstndige Niederlage, da er das Elsa aufgeben und sich in Eilmrschen nach der Champagne zurckziehen mute. An demselben Tage erstrmte die Avantgarde der 1. Armee (nebst Theten der 2.) unter General von Goeben, freilich.
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Extrahierte Personennamen: Baierns Napoleon Wilhelm August Napoleon Metz Friedrich_Karl Friedrich Karl Mae_Mahon Elsa
Der deutsch-franzsische Krieg, 18701871. . 37. 173
des Generals von Steinmetz) stegreich zurckgewiesen ward. Da Mac Mahon in der kleinen Grenzfestung Sedan weder Raum noch Lebens-mittel fr sein starkes Heer fand, so sah er sich zum Versuche eines Durchbruches genthigt, der aber von den beiden kronprinzlichen Armeen unter dem Oberbefehle des Knigs durch einen glnzenden Sieg unter den Mauern von Sedan (1. Sept.) so vollstndig vereitelt wurde, da sein Stellvertreter, General Wimpffen, (2. Sept.) eine bis dahin unerhrte Kapitulation abschlieen mute, derzufolge sein ganzes noch briges Heer (86,000 M. auer 25,000 in der Schlacht selbst ge-fangenen) in Kriegsgefangenschaft gerieth, und Kaiser Napoleon, der sich bei der Mac Mahon'schen Armee befand und den gesuchten Tod nicht gefunden hatte", stellte sich selbst als Kriegsgefangener dem Sieger zur Verfgung (der ihm Wilhelmshhe bei Cassel als Aufenthaltsort anwies).
b. Der Kampf gegen die republikanischen Heere.
Nach der Kapitulation von Sedan nahmen die 3. und 4. Armee ihren unterbrochenen Zug gegen Paris wieder auf, während die 1. und 2. Armee zur Umschlieung der Bazaine'schen Armee in Metz zurckblieb. Seit dem 19. September war auch die franzsische Hauptstadt voll-stndig eingeschlossen. Um dieselbe zu entsetzen, bildete die, nach dem Sturze des Kaiserthums, in Paris auftretende sog. Regierung der nationalen Verteidigung" und ihre Delegation in Tours aus Mobil-garden, Nationalgarden und neu ausgehobenen Mannschaften zwei neue Armeen: die Loire-Armee und die Nord-Armee, welche von zwei Seiten gegen die Forts von Paris vordringen und sich mit deren Be-satzung (durch Ausflle der letzteren) vereinigen sollten.
Gegen die zuerst heranrckende Loire-Armee entsandte der Kronprinz von Preußen ein Corps unter dem baierischen General von der Tann, welcher dieselbe bei Artenay (10. Oct.) der die Loire zurckschlug. Ehe die Loire-Armee sich wieder sammeln und ergnzen konnte, und ehe die langsam vorrckende Zusammenziehuug der Nordarmee ber-Haupt vollendet war, sah sich Bazaine, nach vergeblichen Ausfllen der Besatzung von Metz auf beiden Moselufern, genthigt, eine Kapitulation mit dem Prinzen Friedrich Karl abzuschlieen (27. Oct.), welche jene von Sedan noch bertraf; denn etwa 180,000 Franzosen mit drei Marschllen wurden in deutsche Kriegsgefangenschaft abgefhrt, so da, da auch mehrere belagerte Festungen inzwischen gefallen waren (Stra-bnrg am 27. Sept.), mehr als 300,000 Kriegsgefangene bis in die entlegensten Garnisonsstdte Deutschlands vertheilt werden muten.
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