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1. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 66

1852 - Koblenz : Bädeker
66 Die schweizerische Eidgenoffenschaft. Dauer, da dieser schon im ersten Jahre seiner Regierung starb und nun der Herzog (Heinrich) von Kärnthen *) seine Erbansprüche be- hauptete. Nicht minder mißlang der Versuch, den drei schweizeri- schen Landschaften Schwyz, Uri und Unterwalden ihre Reichs- unmittelbarkeit zu entziehen und sie dem Hause Habsburg zu unter- werfen. Als diese wegen ihrer Weigerung von den kaiserlichen Reichsvögten Hermann Geßler von Bruneck und Bering er von Landenberg durch Zölle und übermüthige Behandlung hart bedrückt wurden (?), entstand die Verschwörung des Werner Stauffacher von Schwyz, Walther Fürst (von Attinghausen) aus Uri und Ar- nold Melchthal aus Unterwalden mit dreißig Anderen, unter de- nen auch Wilhelm Tell (Walther Fürst's Schwiegersohn) war, auf dem Rütli, einer einsamen Wiese am Vierwaldstädtersee 1307. Ein auf zehn Jahre geschlossener Bund der drei Waldstädte legte den Grund zu der schweizerischen Eidgenossenschaft. Geßler fiel durch Tell's Geschoß, Landenberg ward durch List von seiner Burg Sarnen vertrieben. Als Albrecht sich zur Wiedergewinnung Böhmens rüstete, ward er von seinem Neffen, dem Herzoge Johann (Parricida), dem er seinen Antheil an den habsburgischen Ländern vorenthielt, auf der Landspitze zwischen Aar und Reuß (bei Windisch), im Angesicht der Häbsburg, auf eine höchst verrätherische Weise er- mordet. Erst nach sieben Monaten wurde zum dritten Male (seit 60 Jahren) ein deutscher Graf zum Könige gewählt, 4. Heinrich Vii. von Luxemburg 1308—1313, besonders durch die Bemühungen seines Bruders, des Erzbischofs (Balduin) von Trier. Dieser war glücklicher in der Begründung *)Wenzel Iv., Sohn Ottokar's Ii. 1278—1305. Wenzel V. Anna mit Elisabeth mit 1305—1306. Heinrich v. Kärnthen. Johann v. Luxemburg 1311-1346. Karl Iv. 1346—78. Joh. Heinrich, Wenzel, Gem. 1. Blanka v. Laloios. Markör, v. Mähren. ».Luxemburg. 2. Agnes v. d. Pfalz. Gem. Marg. Maul- 7 1383. 3. Anna v. Schlesien. lasch. _______4. Elis. v. Pommern. ________ Wenzel Sigmund Johann, 1378—1419. 1410—1437. Markgraf der Lausitz.______ Elisabeth^Gcim Älbrecht's Ii. Jodocus, Procopius, Markgr. in Mähren, Markgr. in Mähren, f 1411.

2. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 56

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 56 - war und daher auch der Einäugige genannt wurde. Sein Bruder Rudolph war gestorben und hatte einen Sohn, Johann von Schwaben, hinterlassen. Diesem gab Albrecht nach seiner Mündigkeit die Güter seines Vaters nicht heraus, und so faßte der junge Mann den Plan, sich an seinem Oheim zu rächen. Er verband sich mit mehreren Rittern, und die Verschworenen führten ihren Plan, Albrecht zu ermorden, aus, als dieser bei Windisch über die Reuß setzte, um seiner Gemahlin entgegenzugehen (1308). Die Mörder flohen; einige derselben fielen in die Hände der Gemahlin Albrechts, Elisabeth, und wurden aus qualvolle Weise hingerichtet. Johann, der in der Geschichte unter dem Namen Porricida, b. h. Vater- ober Verwandtenmörder besannt ist, verscholl gänzlich.*) In das Todesjahr Albrecht's fällt die Gründung der schweizerischen Eidgenossenschaft. Die drei sogenannten Walbstätten**): Schwyz, Uri und Unterwalben am Vierwalbstätter See stauben unter der Schutzherrschaft des Reiches; Albrecht trachtete banach, sie dem Hause Habsburg unter -thanig zu machen und schickte Lanbvögte mit bewaffneter Macht hi", namentlich den Hermann Geßler, der zu Küßnacht hauste, und Geringer von Lanbenberg aus der Burg zu Sarnen. Beibe waren herrschsüchtige, übermüthige Männer, die das Landvolk drückten und seine alten Rechte mit Füßen traten. Ein freier schwyzer Mann, Werner Stauffacher, baute sich ein schönes Haus; als Geßler einst vorbeiritt, sagte er: Ich will nicht, daß die Bauern sich Häuser bauen ohne meine Bewilligung, und daß sie so frei leben, als ob sie hier Herren wären. Noch schlimmer machte es Landenberg; er ließ einem Bauer tu Unterwalden um geringer Ursache willen zwei schöne Ochsen vom Pfluge nehmen und dabei sagen, die Baneru könnten selbst den Pflug ziehen. Da schlug der Sohn des Bauern, Arnold, dem Knechte mit dem Stocke zwei Finger entzwei, und als er des- halb entfloh, ließ der Vogt dem alten Vater beide Augen ausstechen. Arnold hielt sich bei Walther Fürst von Attinghaufen im Lande Uri verborgen; zu diesem kam auch Stauffacher, und die bret Männer beriethen sich, wie sie die Freiheit des Volkes retten und sich vom unerträglichen Joche befreien könnten. **) fttdft Waldstüd?/^ ^brachte et feine übrigen Tage in einem Kloster zu Pisa.

3. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 210

1853 - Essen : Bädeker
— 210 Und am nächsten Morgen mit dankendem Blick Da bringt er dem Grafen sein Roß zurück, Bescheiden am Zügel geführet." „Nicht wolle das Gott," rief mit Demuthsinn Der Graf, „daß zum Streiten und Jagen Das Roß ich beschritte fürderhin, Das meinen Schöpfer getragen! Und mag'st du's nicht haben zum eig'nen Gewinnst, So bleib' es gewidmet denr göttlichen Dienst! Denn ich hab' es dem ja gegeben, Von dem ich ^Ehre und irdisches Gut Zu Lehen trage, und Leib und Blut Und Seele und Athem und Leben." — „So möge auch Gott, der allmächtige Hort, Der das Flehen der Schwachen erhöret, Zu Ehren euch bringen hier und dort, So wie ihr jetzt ihn geehret. — Ihr seid ein mächtiger Graf, bekannt Durch ritterlich Walten im Schweizerland; Euch blühen sechs liebliche Töchter. So mögen sie, rief er begeistert aus, Sechs Kronen euch bringen in euer Haus Und glänzen die spät'sten Geschlechter." — Und mit sinnendem Haupt saß der Kaiser da, Als dächt' er vergangener Zeiten; Jetzt, da er dem Sänger ins Auge sah, Da ergreift ihn der Worte Bedeuten. Die Züge des Priesters erkennt er schnell Und verbirgt der Thränen stürzenden Quell In des Mantels purpurnen Falten. — Und alles b fickte den Kaiser an, Und erkannte den Grafen, der das gethan, Und verehrte das göttliche Walten. 20. Rudolph auf dem Zuge gegen Ottokar. Ausgebrannt vom Strahl der Son ne Seufzet rings das dürre Land; Alle Quellen sind vertrocknet In dem glühend heißen Sand: Lechzend liegt die matte Heerde Aus der schattenlosen Erde. Und zwei Reiter eilen jauchzend Zu. dem Kaiser hin im Flug, Halten freudig hoch erhoben Kühlen Wassers einen Krug, Und den Becher rasch ihm füllend, Sprachen sie, ihr Herz enthüllend: Weit gespalten, aufgerissen Ist der Boden allumher, Wolkenlos der ganze Himmel, Still oie Luft und heiß und schwer, Und der Wald mit welkem Laube Steht bedeckt von weißem Staube. Lange suchten wir nach Wasser Weit umher im ganzen Land. Doch kein Tropfen war zu finden In dem glühend heißen Sand; Die vergeb'ne Müh' zu enden, Wollten wir uns rückwärts wenden. Sieh', da reitet durch die Steppe, Kampsgerüstet, eine Schaar, Rudolph zieht, der deutsche Kaiser, Wider König Ottokar; Von dem Durste matt und heiser, Ruft nach Wasser jetzt der Kaiser. Sieh', da fanden wir im Schatten Ruhend eine Schnitterschaar, Die sich müde laben wollte An dem Kruge, kühl und klar. Weil sie selbst vom Durste litten, War vergebens unser Bitten.

4. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 212

1864 - Essen : Bädeker
212 heit, so hat er in der Heimath mein Weib und Kind zum Pfand. Was wird nicht der Geßler gegen die Meinigen verhängen, wenn Laudenberg schon, um zwei gebrochener Finger feines Knechtes willen, dem Alten von Melchthal beide Augen ausbohrte! Wo ist der Richter- stuhl, vor den ich Geßler lade, wenn der König selbst des ganzen Volkes Klage nicht mehr anhört? Ist aber kein Gesetz gültig, und keiner, der da richtet zwischen mir und ihm; so stehen wir, Geßler, du und ich, gesetzlos beide, und Nothwehr richtet. Soll eins von beiden fallen, unschuldig Weib und Kind und Vaterland, oder, Vogt Geßler, du: so falle du, und Freiheit steige wieder!" So dachte der Teil und flog mit Pfeil und Vogen gen Küßnacht und harrte in der hohlen Gasse bei dem Ort. Da kam der Vogt; da schwirrte die Bogensehne; da durchbohrte der freie Pfeil das Herz des Gewaltherren Hermann Geßler von Brunnegg. Das ganze Volk erschrak freudig, als es den Tod seines Unter- drückers vernahm. Die That des Tell verlieh höhern Muth. In der Nacht des Neujahrs wurden die Landespeiniger vertrieben und ihre Zwingburgen gebrochen. — Also hat durch des stolzen Kaisers Albrecht von Österreich knechtende Herrschaft das deutsche Reich die Schweiz verloren. Nach Albrecht von Österreich kam der Graf Heinrich von Luxemburg oder Lützelburg als Heinrich Vii. auf den deutschen Kaiser- thron (1308—1313). Durch die Vermählung seines Lohnes mit Elis ab eth, der Enkelin Ottokars, des Königs von Böhmen, gewann er die böhmi- sche Krone, welche in der Eolge zu der deutschen Kaiserkrone kam. In Bayern hatte Otto der Erlauchte 2 Söhne hinterlassen: Ludwig (der Strenge) und Heinrich. Sie regierten anfangs gemeinschaftlich, später aber theilten sie das väterliche Erbe. Heinrich bekam Ni ederb ay e rn und be- hielt Landshut als Residenz. Ludwig nahm Oberbayern und die Pfalz und erbaute sich eine Burg zu München. Dies war die erste Theilung Bayerns. Ludwig (der Strenge) starb 1294 zu Heidelberg und seine beiden Söhne Rudolph und Ludwig (der Bayer) regierten anfangs gemeinschaftlich in Oberbayern und in der Pfalz; später aber theilten sie das Land aber- mals. Budelph bekam die Pfalz, Ludwig Oberbayern. In Nieder- bayern war zu derselben Zeit ein minderjähriger Prinz, über welchen Ludwig der Bayer nach dem Willen des Vaters die Vormundschaft führen sollte. Diese Anordnung missfiel aber dem niederbayerischen Adel, welcher Friedrich den Schönen, Herzog von Österreich, zu Hülfe rief. Es kam zu einer Schlacht (bei Gammelsdorf); Friedrich der Schöne wurde geschlagen und Ludwig führte nun bis zur Volljährigkeit des Prinzen die Verwaltung über Niederbayern. 3g. Kaiser Ludwig der Bayer. — Die Schlacht bei Aurpfirrg. (1322.) Durch den Sieg bei Gammelsdorf gegen Herzog Friedrich, fceft Schönen, von Österreich (1313), so wie durch Biedersinn und

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 215

1864 - Essen : Bädeker
— 215 — 32. Seyfried Schweppermann. Es ritt ein wackrer Streiter Zu Nürnberg aus dem Thor, Doch ragte jnst der Reiter Zu Roß nicht hoch empor. Drum lachten sein die Recken: „Vom Mann ist keine Spur, Wo mag der Ritter stecken? Man sieht den Helmbusch nur!" Der ließ sich das nicht stören, Ritt still und keck von dann. Sollt seinen Namen hören, Er hieß Herr Schw epp ermann! Gen Mühldorß mußt er reiten. Da war 'ne heiße Schlacht, Da that er besser streiten Denn alle, die gelacht. Wie saß er stolz zu Pferde, That nicht die Feinde scheu'n! Ihr Herrn, ich fürcht', es wer'de Euch euer Spott gereun. Seht seines Schwertes Schimmer Hell leuchten durch die Schlacht! Am besten lacht doch immer, Wer just am letzten lacht! Dem Bayer Ludwig ließen Sie dort das blut'ge Feld. Wie ward von ihm gepriesen Herr Schweppermann, der Held! „Sagt, wer wohl wurd'ger streitet", Sprach er, „in diesem Krieg? Er hat allein bereitet Uns den ruhmvollsten Sieg!" Doch nach dem heißen Trabe Gabs aus der ganzen Flur Schier weiter nichts zur Labe Als wenig Eier nur. Herr Ludwig sprach: „Bekommen Soll jeder Mann ein Ei; Doch meinem Held, dem Frommen, Gehören billig zwei!" That Schweppermann sich heben Im Sattel hocherfreut; Der kleinste Ritter eben, Der ward der größte heut! Gen Nürnberg ritt er heiter; Da ging ein froh Geschrei: „Ein Ei gebt jedem Reiter, Dem frommen Schweppermann zwei!" (Oelkers.) . 33. Deutsche Treue. Der Kaiser Ludwig der Bayer hatte seinen Gegner Friedrich den Schönen von Österreich in der Schlacht bei Ampfing gefangen ge- nommen und erst auf das Schloß Dornberg, später in die feste Burg Trausnitz bei Naabburg in der Oberpfalz gesetzt. Dort war der unglück- liche Friedrich von aller Welt abgeschnitten; er hörte nichts von seinem treuen Weibe, das sich um ihn blindgeweint hatte, nichts von seinem Bruder, der ihn so gern gerettet hätte. Er konnte sich nirgends be- wegen, als in dem engen, düstern Schloßhose, statt daß er sonst jeden Morgen auf seinem Roß in den Wald gesprengt war, und Hirsche und Rehe erlegt hatte. Aber auch Kaiser Ludwig war nicht auf Rosen gebettet; Herzog Leopold führte den Krieg gegen ihn mit Erfolg fort, und der Papst, welcher ganz unter dem Einflüsse des französischen Königs stand, hetzte Freund und Feind gegen ihn auf, ja zuletzt be- legte er den Kaiser mit dem Banne und das deutsche Reich mit dem Interdikte. In dieser Noth erinnerte sich Ludwig, daß Friedrich sein Jugendfreund und immer so treu und ehrlich gewesen war. Eines Abends setzte er sich auf sein Roß und ritt nach dem Schlosie Traus- uitz, wo Friedrich gefangen saß. „Alter Freund," sprach er,' „willst du frei werden?" — „Frei? so daß ich meine Gemahlin und meinen Bruder wiedersehen könnte?" antwortete Friedrich, „o dafür thäte ich Alles!" Nun eröffnete ihm Ludwig die Bedingungen, unter welchen er ihn frei lassen wolle. Frie-

6. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 208

1859 - Essen : Bädeker
208 Was wird nicht der Geßler gegen die Meinigen verhängen, wenn Landenlerg schon, um zwei gebrochener Finger seines Knechtes willen, dem Alten von Melchthal Leide Augen ausbohrte! Wo ist der Richter- stuhl, vor den ich Geßler lade, wenn der König selbst des ganzen Volkes Klage nicht mehr anhört? Ist aber kein Gesetz gültig, und keiner, der da richtet zwischen mir und ihm, so stehen wir, Geßler, du und ich, gesetzlos Leide, und Nothwehr richtet. Soll eins von beiden fallen, unschuldig Weib und Kind und Vaterland, oder, Vogt Geßler, du: so falle du, und Freiheit steige wieder!" So dachte der Tell und flog mit Pfeil und Bogen gen Küßnacht und harrte in der hohlen Gasse Lei dem Ort. Da kam der Vogt; da schwirrte die Bogensehne; da brach der freie Pfeil das Herz des Gewaltherrn. Das ganze Volk erschrak freudig, als es den Tod seines Unter- drückers vernahm. Die That des Teil verlieh höhern Muth. In der Nacht des' Neujahrs wurden die Vögte vertrieben und ihre Zwingburgen wurden gebrochen. Nach Albrecht von Österreich kam der Graf Heinrich von Luxemburg oder Lützelburg als Heinrich Vii- auf den deutschen Kaiserthron (1308—1313). Durch die Vermählung seines Sohnes mit Elisabeth, der Enkelin Ottokars, des Königs von Böhmen, gewann er die böhmische Krone, welche in der Folge zu der deutschen Kaiserkrone kam. — Nach seinem Tode geschah es, dass die Kurfürsten bei der neuen Kaiserwahl sich entzweiten, und die eine Partei Friedrich Von Österreich, die andere dagegen Ludwig Von Baiem zum Kaiser wählten. Daraus ent- stand ein achtjähriger, blutiger Krieg, bis sich endlich die beiden Kaiser versöhnten und die Regierung des Reichs gemeinschaftlich besorgten (1313—1347). 22. Deutsche Treue. Der Kaiser Ludwig der Bayer hatte seinen Gegner Friedrich den Schönen in einer großen Schlacht gefangen genommen und auf ein festes Schloß gesetzt. Dort war der unglückliche Friedrich von aller Welt abgeschnitten; er hörte nichts von seinem treuen Weibe, das sich um ihn blindgeweint hatte, nichts»von seinem Bruder, der ihn so gern gerettet hätte. Er konnte sich nirgends bewegen, als in dem engen, düstern Schloßhofe, statt daß er sonst jeden Morgen auf seinem Roß in den Wald gesprengt war, und Hirsche und Rehe erlegt hatte. Aber auch dem Kaiser Ludwig war, es nicht gut gegangen; er hatte viele Unruhe und Gefahr im Kriege ausgestanden, und es waren noch immer viele Leute, welche den gefangenen Friedrich lieber zum Kaiser gehabt hätten, als ihn. Da erinnerte sich Ludwig, daß Friedrich sein Jugend- freund und immer so treu und ehrlich gewesen war. Eines Abends setzte er sich auf sein Roß und ritt zu dem Schlosse, wo Friedrich ge- fangen saß. „Alter Freund," sprach er, „willst du frei werden?" — „Frei? so daß ich meine Gemahlin und meinen Bruder wiedersehen könnte?" ant-

7. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 220

1872 - Essen : Bädeker
220 heit, so hat er in der Heimath mein Weib und Kind zum Pfand. Was wird nicht der Gehler gegen die Meinigen verhängen, wenn Laudenberg schon, um zwei gebrochener Finger seines Knechtes willen, dem Alten von Melchthal beide Augen ausbohrte! Wo ist der Richter- stuhl, vor den ich Gehler lade, wenn der König selbst des ganzen Volkes Klage nicht mehr anhört? Ist aber kein Gesetz gültig, und keiner, der da richtet zwischen mir und ihm; so stehen wir, Gehler, du und ich, gesetzlos beide, und Nothwehr richtet. Soll eins von beiden fallen, unschuldig Weib und Kind und Vaterland, oder, Vogt Gehler, du: so falle du, und Freiheit steige wieder!" So dachte der Tell und floh mit Pfeil und Bogen gen Küßnacht und harrte in der hohlen Gasse bei dem Ort. Da kam der Vogt; da schwirrte die Bogensehne; da durchbohrte der freie Pfeil das Herz des Gewaltherren Hermann Gehler von Brunnegg. Das ganze Volk erschrak freudig, als es den Tod seines Unter- drückers vernahm. Die That des Tell verlieh höhern Muth. In der Nacht des Neujahrs wurden die Landespeiniger vertrieben und ihre Zwingburgen gebrochen. — Also hat durch des stolzen Kaisers Albrecht von Österreich knechtende Herrschaft das deutsche Reich die Schweiz verloren. Nach Albrecht von Österreich kam der Graf Heinrich von Luxemburg oder Lützelburg als Heinrich Vii. auf den deutschen Kaiser- thron (1308—1313). Durch die Vermählung seines Lohnes mit Elisabeth, der Enkelin Ottokars, des Königs von Böhmen, gewann’er die böhmi- sche Krone, welche in der Folge zu der deutschen Kaiserkrone kam. In Bayern hatte Otto der Erlauchte 2 Söhne hinterlassen: Ludwig (der Strenge) und Heinrich. Sie regierten anfangs gemeinschaftlich, später aber theilten sie das väterliche Erbe. Heinri ch bekam Ni ederbay ern und be- hielt Landshnt als Residenz. Ludwig nahm Oberbayern und die Pfalz und erbaute sich eine Burg zu München. Dies war die erste Theilung Bayerns. Ludwig (der Strenge) starb 1294 zu Heidelberg und seine beiden Söhne Rudolph und Ludwig (der Bayer) regierten anfangs gemeinschaftlich in Oberbayern und in der Pfalz; später aber theilten sie das Land aber- mals. Rudolph bekam die Pfalz, Ludwig Oberbayern. In Nieder- bayern war zu derselben Zeit ein minderjähriger Prinz, über welchen Ludwig der Bayer nach dem Willen des Vaters die Vormundschaft führen sollte. Diese Anordnung missfiel aber dem niederbayerischen Adel, welcher Friedrich den Schönen, Herzog von Österreich, zu Hülfe rief. Es kam zu einer Schlacht (bei Gammelsdorf); Friedrich der Schöne wurde geschlagen und Ludwig führte nun bis zur Volljährigkeit des Prinzen die Verwaltung über Niaderbayern. 30, Kaiser Ludwig der Bayer. — Die Schlacht bei Ampfmg. (1322.) Durch den Sieg bei Gammelsdorf gegen Herzog Friedrich, den Schönen, von Österreich (1313), so wie durch Biedersinn und > i

8. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 223

1872 - Essen : Bädeker
32 Seyfried Schweppermann. Es ritt ein wackrer Streiter Zu Nürnberg aus dem Thor, Doch ragte just der Reiter Zu Roß nicht hoch empor. Drum lachten sein die Recken: „Vom Mann ist keine Spur, Wo mag der Ritter stecken?; Man sieht den Helmbusch nur!" Der ließ sich das nicht stören, Ritt still und keck von dann. Sollt seinen Namen hören, Er hieß Herr Schweppermann! Gen Mühldorf mußt er reiten, Da war 'ne heiße Schlacht, Da that er besser streiten Denn alle, die gelacht. Wie saß er stolz zu Pferde, That nicht die Feinde scheu'n! Ihr Herrn, ich fürcht', es werde Euch euer Spott gereun. Seht seines Schwertes Schimmer Hell leuchten durch die Schlacht! Am besten lacht doch immer, Wer just am letzten lacht! Dem Bayer Ludwig ließen Sie dort das blut'ge Feld. Wie ward von ihm gepriesen Herr Schweppermann, der Held! „Sagt, wer wohl würd'ger streitet". Sprach er, „in diesem Krieg? Er hat allein bereitet Uns den ruhmvollsten Sieg!" Doch nach dem heißen Trabe Gabs auf der ganzen Flur Schier weiter nichts zur Labe Als wenig Eier nur. Herr Ludwig sprach: „Bekommen Soll jeder Mann ein Et; Doch meinem Held, dem Frommen, Gehören billig zwei!" That Schweppermann sich heben Im Sattel hocherfreut; Der kleinste Ritter eben, Der ward der^größte heut! Gen Nürnberg ritt er heiter; Da ging ein froh Geschrei: „Ein Et gebt jedem Reiter, Dem frommen Schweppermann zwei!" (O-lkers.) 33. Deutsche Treue. Der Kaiser Ludwig der Bayer hatte seinen Gegner Friedrich den Schönen von Österreich in der Schlacht bet Ampfing gefangen ge- nommen und erst auf das Schloß Dornberg, später in die feste Burg Trausnitz bei Naabburg in der Oberpfalz gesetzt. Dort war der unglück- liche Friedrich von aller Welt abgeschnitten; erhörte nichts von seinem treuen Weibe, das sich um ihn blindgeweint hatte, nichts von seinem Bruder, der ihn so) gern gerettet hätte. Er konnte sich nirgends be- wegen, als in dem engen, düstern Schloßhofe, statt daß er sonst jeden Morgen auf seinem Roß in den Wald gesprengt war, und Hirsche und Rehe erlegt hatte. Aber auch Kaiser Ludwig war nicht auf Rosen gebettet; Herzog Leopold führte den Krieg gegen ihn mit Erfolg fort, und der Papst, welcher ganz unter dem Einflüsse des französischen Königs stand, hetzte Freund und Feind gegen ihn auf, ja zuletzt bei- legte er den Kaiser mit dem Banne und das deutsche Reich mit dem Interdikte. In dieser Noth erinnerte sich Ludwig, daß Friedrich sein Jugendfreund und immer so treu und ehrlich gewesen war. Eines Abends setzte er sich auf sein Roß und ritt nach dem Schlosse Traus- nitz, wo Friedrich gefangen saß. „Alter Freund," sprach er, „willst du frei werden?" — „Frei? so daß ich meine Gemahlin und meinen Bruder wiedersehen könnte?" antwortete Friedrich, „o dafür thäte ich Alles!" Nun eröffnete ihm Ludwig die Bedingungen, unter welchen er ihn frei lassen wolle. Frie-

9. Die Vaterlands- und Weltkunde - S. 136

1869 - Essen : Bädeker
134 graben wollte, ließ cs der Papst im Einvernehmen mit dem entarteten Sohne nicht zu, weil der Verstorbene im Banne sei, und der Leichnam mußte noch 5 Jahre unbeerdigt stehen, bis sein Sohn die Lossprechung vom Banne bewirkte, worauf er zu Speyer beerdigt wurde. 50 Jahre lang ist Heinrich Iv. König gewesen, und wie unheilvoll diese Zeit war, geht schon daraus hervor, daß er 62 Schlachten geliefert hat. Von da an haben die deutschen Kaiser sich vor den Päpsten als ihren Oberherren beugen müssen, oder wenn sie es nicht thaten, so war Elend und Untergang ihr Loos, und das deutsche Vaterland voll von Jammer'und Blutvergießen. 9. Nrrdolph von Habsburg. (1273-1291.) Fast zwanzig Jahre hatte Deutschland keinen Kaiser gehabt, als Rudolph 1273 gewählt wurde. Die kaiserlose Zeit nennt man das Interregnum oder Zwischen reich. Gewaltthätigkeiten aller Art wurden ausgeübt; wer die stärkste Faust hatte, der hatte das Recht, und deswegen nennt man noch heut zu Tage jene rohen Zeiten die Zeiten des Faustrechts. Wenn die Kaufleute mit ihren beladenen Wagen ruhig ihre Straßen zogen, so fielen die Ritter aus ihren festen Burgen bewaffnet heraus und beraubten die Vorüberziehenden. Solchen Zustand mochten die Deutschen nicht länger ertragen und versammelten sich zur Kaiserwahl. Der Erzbischof Werner von Mainz brachte den schweizerischen Grafen Rudolph von Habsburg in Vorschlag, den er auf einer Reise nach Rom kennen gelernt hatte. Rudolph bot ihm da- mals freundlich Schutz und Begleitung durch die Schweiz an, und Werner sprach beim Abschiede die Worte: „Edler Graf, könnte ich späterhin den mir erwiesenen Dienst durch die That vergelten." Jetzt war die gelegene Zeit. — Ein andermal war Rudolph auf die Jagd gegangen. Im Walde begegnete er einem Priester, welcher zu einem Kranken wollte, um ihm das h. Abendmahl zu reichen. Der angeschwollene Bach hatte aber den Steg weggerissen, und eben wollte der Priester das Wasser durchwaten; da stieg Rudolph von seinem Pferde und half dem Priester hinauf. Als dieser andern Tags dem Grafen das Pferd zurückbrachte, schenkte es ihm Rudolph mit den Worten: „Verhüte Gott, daß ich ferner das Pferd zum Jagen benutzen sollte, welches zu so heiligem Dienste gebraucht worden ist; behalte es für dich zu ähnlichen Diensten!" Dieser fromme und tapfere Graf wurde nun fast einstimmig er- wählt, und herrlich hat er das in ihn gesetzte Vertrauen gerechtfertigt. Zuerst zog er gegen den widerspenstigen König Ottokar von Böh- men, der sich während des Interregnums auch noch der Länder Österreich, Steyermark, Kärnthen und Krain bemächtigt hatte. Auf dem Marchfelde — in Österreich — kam es zur Schlacht, in welcher Ottokar sein Leben verlor. Nun machte er sich an die Zer- störung der Raubschlösser. Einst zerstörte er ihrer in einem Monat

10. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 205

1863 - Essen : Bädeker
205 Volkes Klage nicht mehr anhört? Ist aber kein Gesetz gültig, und keiner, der da richtet zwischen mir und ihm; so stehen wir, Geßler, du und ich, gesetzlos beide, und Nothwehr richtet. Soll eins von beiden fallen, unschuldig Weib und Kind und Vaterland, oder, Vogt Geßler, du: so falle du, und Freiheit steige wieder!" So dachte der Tell und flog mit Pfeil und Bogen gen Küßnacht und harrte in der hohlen Gasse bei dem Ort. Da kam der Vogt; da schwirrte die Bogensehne; da durchbohrte der freie Pfeil das Herz des Gewaltherrn Hermann Geßler von Brunnegg. Das ganze Volk erschrak freudig, als es den Tod seines Unter- drückers vernahm. Die That des Tell verlieh höhern Muth. In der Nacht des Neujahrs wurden die Landespeiniger vertrieben und ihre Zwingburgen gebrochen. — Also hat durch des stolzen Kaisers Albrecht von Österreich knechtende Herrschaft das deutsche Reich die Schweiz verloren. Nach Albrecht von Österreich kam der Graf Heinrich von Luxemburg oder Lützelburg als Heinrich Vii. auf den deutschen Kaiserthron (1308—1313). Durch die Vermählung seines Sohnes mit Elisabeth, der Enkelin Ottokars, des Königs von Böhmen, gewann er die böhmische Krone, welche in der Folge zu der deutschen Kaiserkrone kam. — Nach seinem Tode geschah es, dass die Kurfürsten bei jier neuen Kaiserwahl sich entzweiten, und die eine Partei Friedrich V0i1 Österreich, einen Sohn des ermordeten Königs Albrecht, die andere dagegen Ludwig Voq Baiern zum Kaiser wählten. Daraus entstand ein achtjähriger, blutiger Krieg, bis sich endlich die beiden Kaiser versöhnten und die Regierung des Reichs gemeinschaftlich besorgten (1313 — 1347). 22. Deutsche Treue. Der Kaiser Ludwig der Bayer hatte seinen Gegner Friedrich den Schönen von Österreich in einer großen Schlacht gefangen genommen und erst auf das Schloß Dornberg, später in die feste Burg Trausnitz bei der Stadt Amberg in Baiern gesetzt. Dort war der unglückliche Friedrich von aller Welt abgeschnitten; er hörte nichts von seinem treuen Weibe, das sich um ihn blindgeweint hatte, nichts von seinem Bruder, der ihn so gern gerettet hätte. Er konnte sich nirgends bewegen, als in dem engen, düstern Schloßhofe, statt daß er sonst jeden Morgen auf seinem Roß in den Wald gesprengt war, und Hirsche und Rehe erlegt hatte. Aber auch dem Kaiser Ludwig war es nicht gut gegangen; er hatte viele Unruhe und Gefahr im Kriege ausgestanden, war längst vom Papste aller Rechte auf das deutsche Reich für verlustig erklärt, und es waren noch immer viele Leute, welche den gefangenen Friedrich lieber zum Kaiser gehabt hätten, als ihn. Da erinnerte sich Ludwig, daß Friedrich sein Jugendfreund und immer so treu und ehrlich gewesen war. Eines Abends setzte er sich auf sein Roß und ritt nach dem Schlosse Trausnitz, wo Friedrich gefangen saß. „Alter Freund," sprach er, „willst du frei werden?" — „Frei? so daß ich meine Gemahlin und meinen Bruder wiedersehen könnte?" ant-
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