568
Philipp v.
Ferdinandvi.
Karl Iii.
und unter fünfzehn Prozent Zinsen war nicht das geringste Darlehen
zu erhalten. Der Hof litt oft an dem Nothwendigsten Mangel, und
die spanische Armee, in den Niederlanden, Italien und dem Mutter-
lande, betrug kaum 20,000 Mann.
Karl Ii. war, obgleich zweimal verheirathet, kinderlos. Deshalb
spielten am Hofe die verwickeltsten Intriguen der Gesandten Frankreichs
und Oestreichs wegen der Erbfolge ihrer Regentenhäuser in Spanien.
Als Karl Ii. (1700) starb, berief sein Testament den Bourbon Phi-
lipp von Anjou, den Enkel Ludwigs Xiv., auf den spanischen
Thron (S. 360). Philipp V. (1701—1746) zählte erst siebzehn Jahre
als er seinen Einzug in Madrid hielt; er war ein sanfter, nachgiebiger
Jüngling, gegen die Priester knechtisch gesinnt und von seinem Groß-
vater an Gehorsam gewöhnt. Um dem auf Spanien lastenden Drucke
und der Verarmung entgegenzuwirken, schränkte Philipp den Hofstaat
ein und verminderte die Stellen der höheren Beamten. Aber die hier-
durch gewonnene Ersparniß war unerheblich und erbitterte den Adel.
Es kränkte den Stolz der spanischen Granden, daß viele Franzosen be-
deutende Stellen erhielten; Priester eiferten gegen die Herrschaft der
Fremdlinge, und zwischen den immer schroffer sich gestaltenden Parteien
versank Philipp V. in Schwermut!) und war zu keiner Theilnahme an
den Geschäften zu bewegen. Ludwig Xiv. gedachte Spanien durch
seinen Gesandten zu regieren und eine der französischen ähnliche Ver-
waltung einzuführen. Um der jungen Königin Maria Luise von
Savoyen, mit welcher sich Philipp V. vermählt hatte, keinen Einfluß
auf den schwachen König zu gestatten, hatte ihr Ludwig Xiv. die
stolze und herrschsüchtige Prinzessin Ursini als Oberhofmeisterin zur
Seite gesetzt.
Da auch der Kaiser Leopold für seinen zweiten Sohn, den Erz-
herzog Karl, die spanische Monarchie beanspruchte, so entbrannte der
spanische Erbfolgekrieg (1701—1714), der damit endigte, daß Philipp V.
Spanien, der indeffen zum Kaiser gewählte Karl aber die spani-
schen Niederlande, Neapel, Mailand, Sardinien und die
toskanischen Seehäfen an der westlichen Küste erhielt (S. 360
bis 366).
Als Philipp V. 1714 seine Gemahlin verlor, behauptete die Prin-
zessin Ursini ihren Einfluß auf den König. Das Vertrauen der Ur-
sini besaß Julius Alberoni. Er war der Sohn eines Gärtners in
Piacenza, hatte den geistlichen Stand gewählt und sich durch geistige
Regsamkeit, List und Schlauheit emporgearbeitet. Da nun Philipp V.
auf den Wunsch der Ursini, sie zu heirathen, nicht einging, sondern
seine Absicht aussprach, sich in angemessener Weise wieder zu vermählen,
so rieth Alberoni der Prinzessin, eine Fürstin zu wählen, die bescheidnen
Sinnes und schwachen Geistes sich blindlings ihrer Leitung hingeben
würde. Als eine solche schilderte er ihr Elisabet Farnese, die Bru-
derstochter des regierenden Herzogs von Parma. Alberoni wurde nach
Parma gesandt und brachte noch 1714 die Vermählung zu Stande.
Aber Elisabet war das Gegentheil von dem, wie sie Alberoni geschildert
hatte; sie war herrschsüchtig und kühn. Als sich ihr bei ihrem Eintritt
in das Königreich die Prinzessin Ursini mit unziemlicher Vertraulichkeit
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp_v Philipp Karl_Iii Karl Karl_Ii Karl Karl_Ii Karl Ludwigs_Xiv. Ludwigs_Xiv. Philipp_V. Philipp_V. Philipp Philipp Philipp_V. Philipp_V. Ludwig_Xiv Ludwig Maria_Luise_von
Savoyen Maria Philipp_V. Philipp_V. Ludwig_Xiv Ludwig Leopold Leopold Karl Karl Philipp_V. Philipp_V. Karl Karl Philipp_V. Philipp_V. Julius_Alberoni Philipp_V. Philipp_V. rieth_Alberoni Elisabet_Farnese Alberoni Elisabet Alberoni
569
näherte, ertheilte sie sogleich Befehl, die Prinzessin über die Grenze zu
bringen.
Philipp überließ die Leitung der Geschäfte seiner jungen Gemahlin;
bei dieser aber galt Alberoni alles. Er wurde von der dankbaren Eli-
sabet in den Staatsrath berufen und durch deren Vermittlung zum Kar-
dinal ernannt. An die Spitze der Verwaltung gestellt, strebte Alberoni
darnach, Spanien aus dem gesunkenen Zustande zu erheben, er beför-
derte den Ackerbau und schuf eine ansehnliche Seemacht. Der Königin
schmeichelte er mit der Aussicht, ihren Söhnen unabhängige Fürsten-
thümer zu verschaffen, da zwei Söhne Philipps aus der ersten Ehe
ihnen die Hoffnung benahmen, auf den Thron Spaniens zu gelangen.
Es sollten die an Oestreich gekommenen Landschaften in Italien wieder
an Spanien gebracht werden. Gegen die Pläne Alberoni's vereinigten sich
Frankreich, England und Holland zu einer Tripelallianz(1717).
Alberoni aber sandte eine Flotte von zwölf Kriegsschiffen und 9000 Mann
nach Sardinien, und nach kurzer Gegenwehr wurde diese Insel erobert.
Im folgenden Jahre wurde auch Sicilien von den Spaniern besetzt.
Nun trat auch der Kaiser der Tripelallianz bei, die nun eine Quadru-
pelallianz wurde (1718). Man kam überein, daß der Kaiser Sici-
lien von Savoyen erhalten, diesem "dagegen Sardinien einräumen sollte.
Für Don Carlos, den ältesten Sohn der Elisabet, bestimmte man
Toskana, Parma und Piacenza, wo die männlichen Linien der Häuser
Medici und Farnese dem Aussterben nahe waren. Elisabet und Albe-
roni waren mit diesen Vorschlägen nicht zufrieden; aber die englische
Flotte unter Admiral Byng besiegte die spanische bei Cap Passaro
(1718), und England und Frankreich erklärten Spanien den Krieg. Da
nun der Königin von Spanien zugleich das Anerbieten gemacht wurde,
daß ihre Tochter die Gemahlin Ludwigs Xv. werden solle, wenn Spa-
nien die Bedingungen der Quadrupelallianz annähme, so erfolgte der
Sturz Alberoni's, und Spanien nahm die Bedingungen der Qua-
drupelallianz an.
Nach Alberoni's Entfernung wollte Philipp V. die Leitung des
Staates selbst übernehmen, aber daß überstieg das Maß seiner Kräfte.
In einem der bei ihm so gewöhnlichen Anfälle von Trübsinn, Schwer-
muth und Gewissensangst übergab er die Regierung seinem ältesten
Sohne Ludwig (1724). Da aber der siebzehnjährige Fürst schon nach
sieben Monaten starb, so übernahm Philipp V. von neuem die Regie-
rung. Seine Melancholie wuchs und stieg bis zur Geisteszerrüttung.
Die Königin mußte die Befriedigung ihres Ehrgeizes, die Staatsgeschäfte
zu leiten, durch das traurige Geschäft erkaufen, einen solchen Gemahl
zu beaufsichtigen, ihm Gesellschaft zu leisten und sich zuweilen auch
harte Mißhandlungen gefallen zu lassen.
Als der Kaiser Karl Vi. wegen der Unterstützung des Kurfürsten
von Sachsen bei der polnischen Königswcchl mit Frankreich in Krieg
gerieth (S. 370 und 400), glaubte auch Elisabet die Gelegenheic be-
nutzen zu können. Ein spanisches Heer zog nach Italien (1733) und
eroberte Neapel und Sicilien. Im Frieden (1735) wurde das König-
reich Neapel mit Sicilien dem spanischen Jnfanten Don Carlos
zugesprochen; dagegen mußte dieser Toskana an Franz Stephan und
Parma und Piacenza an den Kaiser abtreten.
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Alberoni Philipps Philipps Oestreich Alberoni Carlos Elisabet Elisabet Ludwigs_Xv. Ludwigs Philipp_V. Philipp_V. Ludwig_( Ludwig Philipp_V. Philipp_V. Karl_Vi Karl Elisabet Carlos Franz_Stephan Franz
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Spaniens Italien Spanien Frankreich England Holland Sardinien Sardinien Toskana Parma Piacenza Häuser
Medici England Frankreich Spanien Spanien Spanien Sachsen Frankreich Italien Neapel Sicilien Neapel Piacenza
570
Der Händel
der Spanier.
Wegen deß Schleichhandels in Westindien brach 1739 ein Krieg
zwischen Spanien und England aus. Der Tod des Kaisers
Karl Vi. veranlaßte dann iin folgenden Jahre den östreichischen
Erbfolgekrieg (1740 — 1748). Auch an diesem nahm Spanien
Theil, weil Elisabet hoffte, auch für ihren zweiten Sohn, Philipp,
ein Königreich in der Lombardei zu erwerben. Philipp V. starb
noch während deß Krieges (1746); aber Elisabet erreichte es doch, daß
der Friede zu Aachen einen Theil ihres Wunsches verwirklichte, da
Don Philipp mit Parma, Piacenza und Guastalla belehnt
wurde.
Auf Philipp V. folgte dessen Sohn erster Ehe, Ferdinand Vi.
(1746 — 1759). Ferdinand war sparsam und suchte den zerrütteten
Wohlstand seines Volkes herzustellen. Handel, Gewerbe und Wissen-
schaften hoben sich. Ferdinands Regierung würde noch segensreicher
für Spanien gewesen sein, wenn der König nicht zur Melancholie ge-
neigt und zu anhaltenden Geschäften unfähig gewesen wäre. Als Fer-
dinand starb, folgte ihm sein Stiefbruder Karl Iii. (1759 —1788),
bisher König von Neapel und Sicilien. Karl schloß 1761 den Bour-
von ischen Hausvertrag mit Frankreich, welcher den Krieg mit
England und viele Verluste in den Kolonien zur Folge hatte. Karl 111.
hatte aufgeklärte Minister, welche dem über Europa verbreiteten Geiste
der Neuerung und Verbesserung huldigten. Sie suchten die Einnahmen
zu vermehren und dem Mutterlande einen reichlichern Gewinn aus den
amerikanischen Besitzungen zu verschaffen. Zwei Italiener, Grimaldi
und Squillace, hatten anfangs die oberste Leitung der Angelegenhei-
ten Spaniens. Unter einer Menge von neuen Anordnungen waren
manche gut und zweckmäßig, andere aber drückend und lästig, oder den
alten Gewohnheiten entgegen. Es brach ein Aufstand in Madrid aus,
und die Jesuiten schienen in diesen verwickelt zu sein. Deßhalb wurde
die Wegführung der Jesuiten aus Spanien beschlossen, und
Aranda, welcher an die Spitze der Regierung getreten war, führte
(1767) die Maßregel aus (S. 450).
Wir haben bereits (S. 232 — 236) den traurigen Zustand des
Handels, der Gewerbe, des Ackerbaus und der Finanzen in Spanien
geschildert. Unter Karl Ii. erreichte die Noth ihren Höhepunkt. Die
letzten Manufakturen verzichteten auf ihren Betrieb, um der Raubgier
des Fiskus zu entgehen, und das öffentliche Elend war so groß gewor-
den, daß selbst die Kirchen ihr Silbergeräth verpfänden mußten. Man
ließ durch Mönche vor den Thüren der Granden und Kirchenfürften
Almosen sammeln. Selbst daß alte Rom, wie verkommen auch seine
Staats- und Volkswirthschaft geworden war, hatte doch kaum den Grad
der Erniedrigung erreicht, wie Spanien.
Nach dem Tode des kinderlosen Karls Ii. bestieg ein Prinz aus
dem Hause Bourbon, Philipp V, den spanischen Thron. Die Bour-
bonen verzichteten auf die Chimäre einer europäischen Universalmonarckie
und suchten mit Eifer und Einsicht durch innere Reformen das unglück-
liche Land von seiner Erniedrigung zu dem ihm gebührenden Rang zu
erheben. An politischer Freiheit gewann Spanien freilich unter den
Bourbonen nicht wieder, was es unter den Habsburgern eingebüßt
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Extrahierte Personennamen: Karl_Vi Karl Elisabet Philipp Philipp Philipp_V. Philipp_V. Elisabet Philipp Philipp Guastalla Philipp_V. Philipp_V. Ferdinand_Vi Ferdinand Ferdinand Ferdinands Karl_Iii Karl Karl Karl Karl Grimaldi Karl_Ii Karl Karls Philipp_V Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Westindien Spanien England Spanien Piacenza Ferdinands Spanien Neapel Sicilien Frankreich England Europa Spaniens Madrid Spanien Aranda Spanien Rom Spanien Karls Spanien
586
Das König
reich beider
Sicilien.
Die Nobili, welche Morea verwalteten, übten aber einen solchen
Druck aus, daß die Griechen auf die Rückkehr des türkischen Joches
wie auf ihre Befreiung hofften. So geschah es, daß die Türken, als
sie 1714 der Republik den Krieg erklärten und gleichzeitig in Morea
eindrangen, das Land innerhalb weniger Monate mit Hülfe der Griechen
eroberten und den Besitz von Morea im Frieden zu Passarowitz
(1718) behaupteten.
Neapel, Mailand, Sardinien, Mantua und die toskani-
schen Seehäfen an der westlichen Küste waren durch den Frieden
zu Rastatt (1714) von Philipp V. von Spanien an den Kaiser Karl Vi.
abgetreten worden; die Insel Sicilien hatte im Frieden zu Utrecht
(1713) Victor Amadeus von Savoyen als ein Königreich erhalten
(S. 366). In Folge eines Angriffs der Spanier auf Sardinien und
durch die Uebereinkunft der Ouadrupelallianz (S. 399) kam Sicilien
an Oestreich, Sardinien an Savoyen. In Folge des Krieges um die
polnische Thronfolge wurden 1736 die Königreiche Neapel und Sici-
lien von dem Kaiser Karl Vi. an den spanischen Prinzen Don Carlos
abgetreten. Don Carlos regierte über Neapel und Sicilien von 1736
bis 1759, wo er auf den spanischen Thron gelangte. Die Regierung
des Don Carlos war wohlthätig für diese Länder. Der Minister,
welchen der König an die Spitze der Geschäfte gestellt hatte, Marquis
Tanueci, vorher Professor der Rechte an der Universität zu Pisa, hul-
digte mit Vorsicht und Mäßigung den Grundsätzen der Staatsweisheit,
welche das Jahrhundert beherrschte. Als Karl 1759 seinem Bruder
Ferdinand Vi. auf dem Throne von Spanien folgte, überließ er die
Krone beider Sicilien seinem dritten Sohne Ferdinand Iv. (1759
bis 1825), da er den ältesten, den nachmaligen König Karl Iv., als
Kronprinzen von Spanien mit sich nahm, und der zweite wegen Geistes-
schwäche für unfähig zum Regieren erklärt werden mußte. Ferdinand
war erst acht Jahre alt, und die Regentschaft, deren Seele Tanucci
war, stand unter dem Einflüsse des vorigen Königs. Der Geist der
Staatsverwaltung blieb daher derselbe. Ein großer Fehler war es, daß
man den jungen Fürsten ohne geistige Bildung und ohne alle für seinen
Berus erforderliche Kenntnisse aufwachsen ließ. Als die Jesuiten aus
Spanien vertrieben worden waren, geschah bald nachher dasselbe auch
in Neapel und Sicilien.
In seinem achtzehnten Jahre wurde der König mit Maria Karo-
line, einer Tochter Maria Theresia's, vermählt. Mit dieser Verbindung
verschwand vor dem Einflüsse Oestreichs und Englands der Einfluß
Spaniens auf das Königreich beider Sicilien. Tanucci, welcher sich verge-
bens bemühte, dem Uebergewichte der Königin die Wage zu halten, wurde
entlassen, und bald gewann ein Engländer, Acton, das uneingeschränkte
Vertrauernder Königin. Acton bekam nach und nach die ganze Leitring
des Staates in seine Hände. Sein Regiment war, nach dem Sinne
der Königin, in der äußeren Politik unfreundlich gegen Spanien und
Frankreich, in der inneren Verwaltung neuerungssüchtig im Geiste Jo-
sephs Ii., ohne dessen Einsicht und kraftvollen Willen. Die unternom-
menen Reformen brachten keine Früchte, erregten aber den Haß des
Volkes gegen die Königin.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft]]
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Extrahierte Personennamen: Morea Philipp_V. Philipp_V. Karl_Vi Karl Victor_Amadeus_von_Savoyen Oestreich Karl_Vi Karl Carlos Carlos Carlos Marquis
Tanueci Karl Karl Ferdinand_Vi Ferdinand Ferdinand_Iv Ferdinand Karl_Iv. Karl_Iv. Ferdinand Maria_Karo- Maria Maria_Theresia's Maria Acton Acton
656
Wegführung
des Königs
von Versailles
nach Paris.
das Oberhaus rückgängig zu machen, ehe er als Gesetz ausgesprochen
wird.
Als Ludwig Xvi. den Beschlüssen vom 4. August seine Zustim-
mung mit einigen Einschränkungen ertheilte, wurde die unbedingte Be-
stätigung ohne allen Aufschub gebieterisch verlangt. Die Nationalver-
sammlung erklärte solche Gesetze , welche wesentliche Artikel der Verfassung
ausmachten, auch ohne die königliche Genehmigung gültig.
Während dieser Verhandlungen erreichte die Fingnznoth den höch-
sten Grad. Der Ertrag der Zölle stockte, weil der Handel darniederlag;
daß Landvolk wähnte sich frei von allen Abgaben und verweigerte fast
überall die bedeutende Salzsteuer. Daß der König und die Königin ihr
Silberzeug nach der Münze sandten, konnte nur geringe Erleichterung
gewähren. Zwei neue Anleihen hatten keinen Fortgang. Neckec
machte daher den Vorschlag, jeder Staatsbürger solle den vierten Theil
seines Einkommens zur Tilgung der Staatsschulden überlas-
sen, und er selbst fing damit an, daß er 100,000 Livres, als den vier-
ten Theil deß [einigen, hergab. Während die Nationalversammlung noch
über Neckers Vorschlag berathschlagte, nahmen Geldmangel und
Hungersnoth zu. Necker verwandte große Summen darauf, die
Hauptstadt mit Getraide zu versehen; aber daß Gerücht behauptete, der
Hof fülle die Kornhäusec für neue Truppenzusammenziehungen. In der
That wurde die damalige Noth von Leuten benutzt, welche den König
durch neue Ausbrüche der Volkswuth zur Abreise nach Metz bestimmen
wollten. Bezahlte Menschen umlagerten die Bäckerläden und trugen das
gekaufte Brot in die Seine.
Die Volksmänner hatten den Plan, den König und die Natio-
nalversammlung nach Paris zu dem Heerd des stets fertigen Auf.
ruhrß, zu verpflanzen. Dem Hofe gingen Warnungen zu, und Ludwig
wünschte deshalb seine schwache Leibwache durch ein zuverlässiges Regi-
ment zu verstärken und die versailler Nationalgarde zu gewin.nen. Das
Regiment Flandern wurde nach Versailles gezogen. Die Köm-
gin schenkte der Nationalgarde Fahnen, und dem Regiment Flandern
veranstalteten die Leibwächter am 1. Oktober im Opernsaale des
Schlosses ein Gastmahl, zu welchem auch die Officiere der Natio-
nalgarde eingeladen wurden. Als schon die Köpfe vom Weine erhitzt
waren, erschienen der König und die Königin, den Dauphin an der
Hand, und wurden mit Jubel empfangen. In den Halbberauschten er-
wachten die Gefühle des Mitleids und der Anhänglichkeit, und das Gast-
mahl ging nach Entfernung des Hofes in ein wildes Gelag mit den
gewöhnlichen Heczensergießungen der Trunkenheit über.
Durch die übertriebene Darstellung dieser Auftritte, besonders durch
die Angabe, daß die Nationalkokarde mit Füßen getreten worden sei,
wurden die Bürger zum Unwillen gereizt, während der Pöbel zuerst
durch gesteigerte Hungersnoth in Wuth gesetzt, dann durch Geldausthei-
lung zu allen Freveln bereitwillig gemacht ward. Buhldirnen, Fisch-
weiber und Höckerinnen wurden gedungen, um den Vortrab der
nach Versailles bestimmten Massen zu bilden. Die Anstifter wußten, daß
man gegen Weiber nicht leicht Gewalt brauchen werde, und verkleide-
ten sich selbst als Weiber. Sonntag, am 4. Oktober, traten im
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xvi Ludwig August Neckec Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Versailles Paris Paris Versailles Versailles
682
und als Gegner der Revolution angeklagt oder verdächtig sind und sich
in den Gefängnissen befinden, sollen ermordet werden.
Eine beträchtliche Anzahl unbeeidigter Priester, die damals zu Wa-
gen durch Paris gebracht wurden, um in einem der nördlichen Häfen
nach Amerika eingeschifft zu werden, wurden von einer Schaar Marseil-
ler nach der Abtei geführt und hier ermordet. Frauen des Quartiers,
zu welchem dieses Gefängniß gehörte, reichten bei dem Gemeinderathe
eine Bittschrift ein, um dem Tode der Volksfeinde beiwohnen zu dürfen,
und es wurden in dem Hofe der Abtei Sitze für die Zuschauer (pom-
les messieurs et pour les daraes) aufgeschlagen. Ein Tisch war auf.
gestellt, an welchem Mitglieder des Bürgerrathes ihre Plätze als Richter
einnahmen. Sie trugen Schwerter an der Seite und dreifarbige Schär-
pen. Auf dem Tische waren Papiere, Tabakspfeifen, Branntweinflaschen
und Gläser bunt durcheinander. Ringsum standen zehn bis zwölf Män-
ner, mit aufgeschlagenen Hemdsärmeln und weißen Schürzen, bloße
Säbel in den Händen, vom Kopf bis zu den Füßen mit Blut bespritzt.
Drei derselben hielten den vorgeführten Gefangenen fest. Beim Scheine
der Fackeln suchte man in der Lifte das Zeichen, mit dem Tod oder
Loslassung vermerkt war. „Lasset ihn los!" lautete das mit den Mör-
dern verabredete Todesurtheil, das alsbald wenige Schritte davon, oft
mit langsamen Martern, vollzogen wurde. Die Wenigen hingegen,
welche der schreckliche Gerichtshof durch den Ruf: „Es lebe die Nation!"
freisprach, überhäuften die Mörder mit den zärtlichsten Liebkosungen und
bezeigten die lebhafteste Freude, gute Patrioten zu sehen, die ihnen die
Mühe des Niederhauens ersparten. Das junge Fräulein von So in-
breuil rettete das Leben ihres Vaters dadurch, daß sie ein Glas Ari-
stokratenblut trank. In der Abtei erschien in seiner Amtstracht als Mit-
glied des Bürgerraths Billa rrd-Va renn es, dankte den Mödern für
die dem Vaterlande gebrachte Rettung, forderte von einem Haufen Ge-
mordeter herab zur Fortsetzung des großen Weckes auf und versprach
jedem der Mörder 24 Francs.
In ähnlicher Weise wurde in den übrigen Gefängnissen, im Hotel
de la Force, bei den Bernhardinern, in der Salpetriere, im Chatelet,
im Palast der Justiz und in Bicetre verfahren. Im Gefängnisse de la
Force lautete der Todesspruch: „Bringt den Gefangenen nach der Abtei!"
In diesem Gefängnisse befand sich die schöne und liebenswürdige Prin-
zessin Lamballe, welche aus Liebe zur Königin mit der königlichen
Familie die Gefangenschaft im Tempel getheilt hatte, aber nach kurzer
Zeit nach la Force abgeführt worden war. Jetzt gebot Hebert der Prin-
zessin, dem Königthum ewigen Haß zu schwören; als sie sich daß zu thun
weigerte, wurde sie mit Säbeln und Piken niedergemacht. Ihr Kopf
wurde auf einer Pike durch die Straßen getragen, und ihr nackter Kör-
per, schrecklich verstümmelt, hinterher gezogen. Als man den Kopf zu
dem Herzog von Orleans, dem Schwager der Prinzessin, brachte, wandte
dieser, ohne mit der Mahlzeit inne zu halten, gleichgültig das Arige auf
ihn. Der schaudervolle Zug ging dann unter die Fenster des alten Her-
zogs Penrhievre, des Schwiegervaters der Ermordeten, und endlich
nach dem Tempel, wo der Pöbel mit dem Kopf in den Hof gelassen
wurde, während Commissarien des Bürgerruths die königliche Familie
nöthigten, ans Fenster zu treten. Bei dem Schreckensworte, daß der
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Ortsnamen: Paris Amerika Niederhauens Bicetre
688
den Namensaufruf durch, damit die Mehrzahl durch die Furcht, sich des
Royalismus verdächtig zu machen, eingeschüchtert und zugleich künftig
außer Stand gesetzt werde, ihren Antheil am Morde zu leugnen. Die
Abstimmung über das Leben des Königs begann am 16. Abends um
sieben Uhr, und dauerte, weil die meisten Abgeordneten ihre Gründe
in längern oder kürzern Reden entwickelten, beinahe vierundzwanzig
Stunden. Die Nacht vermehrte das Schreckliche dieser Sitzung. Sep-
tembermördec hatten, mit Stöcken und Säbeln bewaffnet, die Zugänge
zum Sitzungssaals angefüllt. Sie empsingen jeden eintretenden Abgeord-
neten, der in den letzten Tagen von Gnade gesprochen hatte, mit dem
Zurufe: Entweder seinen Kopf oder den deinigen! In den Zuhörerlogen
saßen Weiber im gewähltesten Putz, als ob sie einer Theater-Vorstellung
beiwohnten. Die Abgeordneten ihrer Bekanntschaft unterhielten sich mit
ihnen und reichten ihnen Erfrischungen. Auch der Auswurf der Vor-
städte füllte in immer größerer Zahl den Zuhörerraum. Man trank dort
Wein und Branntwein, machte Wetten für oder gegen den Tod des
Königs. Ein Trinkladen, welchen die Deputirten aus Bedürfniß, einige
Nahrung zu sich zu nehmen, besuchten, war zeitig von Jakobinern be-
setzt worden, und hier wurden weder Ermahnungen noch Drohungen
gespart, um die Unentschlossenen zu bestimmen und die Furchtsamen ein-
zuschüchtern. Einige Abgeordnete verriethen durch die Verzerrung ihrer
Züge und durch die Verwirrung ihrer Reden die Zweifel, ja die Ver-
zweiflung, mit der sie kämpften. Die Abgeordneten erwarteten in tät-
licher Beängstigung den Augenblick, wo sie aufgerufen würden. Bar-
re re sprach für den Tod, weil, wie er hinzusetzte, der Baum der
Freiheit nur dann wächst, wenn er mit dem Blut der Könige getränkt
wird. Dennoch ging ein Murren des Unwillens durch die ganze Ver-
sammlung, als Orleans, mit Berufung auf seine Pflicht und Ueber-
zeugung, für dey Tod stimmte. Mit Beziehung auf Orleans sagte der
nach ihm stimmende Sieyes: Tod ohne Geschwätz. Robespierre
bewies, das Blut Ludwigs müsse fließen, um die Tyrannen zu erschrecken.
Zwei Abgeordnete trugen auf Galeerenstrafe an. Von 721 stimmten
nur 361 unbedingt für den Tod. Der Antrag auf Aufschub der Hin-
richtung wurde am 19. Januar mit 380 Stimmen gegen 310 verwor-
sen. Zwei Abgeordnete, Kersaint und Manuel, beide einst eifrige
Volksmänner, erklärten dem Convent ihren Austritt, weil sie die Schande
nicht ertragen könnten, mit Blutmenschen in demselben Saale zu sitzen.
Der Fleischer Legend re verlangte im Jakobinerklub, Ludwigs Leichnam
solle zerstückt und in die Departements versandt werden.
Am 20. Januar wurde Ludwig das Todesurtheil bekannt
gemacht. Der von Ludwig erbetene Aufschub von drei Tagen wurde
nicht gewährt. Doch wurde ihm gestattet, einen beliebigen Priester zu
sich rufen zu lassen und seine Familie noch einmal zu sehen. Auf den
Wunsch Ludwigs, daß der Convent sich mit dem Schicksal der Seinigen
beschäftigen und sie frei nach einem Orte ihrer Wahl ziehen lassen möge,
antwortete der Convent: das französische Volk, daß immer großmüthig
sei, werde für seine Hinterlassenen Sorge tragen. Zwei Stunden ver-
weilte der König im Kreise der Seinigen; in stummer Umarmung nahm
man für'ß Leben von einander Abschied. Dann fand sich der unbeeidigte
Abbö Edgeworth, Generalvicar des bischöflichen Sprengels von Paris,
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Extrahierte Personennamen: Robespierre Ludwigs Manuel Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwigs Abbö_Edgeworth
763
Napoleon, daß es bei der gegenwärtigen Lage Europa's nothwendig sei,
die spanischen Provinzen zwischen den Pyrenäen und dem Ebro mit
Frankreich zu vereinigen, und daß der König von Spanien durch Ueber-
lassung von Portugal entschädigt werden solle. Napoleon wünschte Ver-
weigerung, um dann Gewalt brauchen zu können, den König Kart zu
entthronen; aber die unterwürfige Antwort des spanischen Kabinets nö-
thigte ihn, einen anderen Weg zu seinem Ziele zu suchen. Die französi-
schen Heere rückten unter dem Oberbefehl von Murat, des Großher-
zogs von Berg, langsam gegen Madrid vor. Da gerieth der Friedens-
fürst und die Königin in solche Bestürzung, daß sie sich in Spanien nicht
mehr sicher hielten und nach dem Beispiele des portugiesischen Regenten
den Hof nach Amerika zu versetzen beschlossen. Aber der König folgte
zum ersten Mal anderen Rathschlägen als denen Godoy's und erklärte
die Ankunft der Franzosen abwarten zu wollen. Die bereits getroffenen
Anstalten zur Abreise brachten die längst vorhandene Gährung zum Aus-
bruch. Der Pöbel drang in den Palast deß Friedensfürsten und würde
diesen getödtet haben, wenn dieser sich nicht versteckt hätte. Als am
folgenden Tage der Friedensfürst aufgefunden und vom Pöbel mißhan-
delt wurde, eilte auf Bitten der Königin der Prinz Ferdinand mit eini-
gen Leibwächtern herbei und entzog Godoy den Steinwürfen und Degen-
stichen des Volkes durch den Zuruf: „Man solle den Verbrecher leben
lasten, um ihn nicht der Gerechtigkeit zu entziehen." Godoy wurde
zwischen den Pferden der Leibwächter in eine Kaserne gebracht und als-
bald von' einem Richter über seine Staatsverwaltung verhört. Der Kö-
nig war über die Verhaftung des Günstlings und bei der Vorstellung
außer sich, daß er nun ohne den Friedensfürsten regieren solle. Noch
an demselben Tage, am 19. März 1808, ließ er eine Urkunde ausferti-
gen und bekannt machen, durch welche er zu Gunsten seines Sohnes
der Krone entsagte. Bei dieser Nachricht ging die Volkswuth in den
lebhaftesten Freudentaumel über.
Murat rückte am 23. März an der Spitze einer französischen Hee-
resabtheilung in Madrid ein, während die übrigen Truppen auf den An-
höhen um die Stadt eine drohende Stellung einnahmen. Die Aengst-
lichkeit, welche die Anwesenheit der französischen Truppen in den Be-
wohnern von Madrid erregte, verhinderte nicht, daß am folgenden Tage
der sunge Monarch unter dem Jubel des Volkes seinen Einzug in Ma-
drid hielt. Murat erwiederte die Artigkeiten Ferdinands nicht, indem er
erklärte, daß er, ohne die Meinung des Kaisers bestimmt zu wissen, die
Anerkennung des Königs Ferdinand nicht aussprechen könne. Murat
stellte sich aber, als ob er jeden Augenblick die gewünschte Anweisung
erwarte, und theilte Ferdinand mit, daß der Kaiser nächstens nach Spa-
nien kommen werde. Ferdinand glaubte des Kaisers ganz sicher zu sein,
theilte diesem in einem herzlichen Briefe alles Vorgefallene mit, bewarb
sich nochmals um die Hand von Napoleons Nichte und ordnete die Fest-
lichkeiten zum Empfange des Kaisers an.
Indessen hatte die Königin ihren schwachen Gemahl bewogen, am
21. März eine Protestarion gegen seine Thronentsagung zu unterzeichnen,
und ihre Tochter, die Königin von Etrurien, bar Murat, ihren Eltern
gegen ihren Bruder Hülfe zu leisten. Am 23. März sandte Karl jene
Protestation an Napoleon, indem er erklärte, daß er sein Schicksal, wie
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Murat Ferdinand Ferdinand Godoy Godoy Murat Murat Ferdinands Ferdinand Murat Ferdinand Ferdinand Ferdinand Napoleons Murat Karl Karl Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Spanien Portugal Madrid Spanien Amerika Madrid Madrid Ferdinands Napoleons Etrurien
165
dann gegen den Urheber der zu Bayonne verübten Schändlichkeit. Aehn-
liche Gesinnungen hegte der H a nde ls sta n d. Er berechnete die Ver-
luste, welche er in Folge ves Bündniffes zwischen Spanien und Frank-
reich und der durch dasselbe herbeigeführten Handelssperre erlitten hatte.
Die Priester besaßen in Spanien noch ihren alten Einfluß, sie waren
die entschiedensten Gegner der Umgestaltung, welche sie von Napoleon
und dem neufranzösischen Staatsgeiste für Spanien befürchteten.
Als Murat den in Madrid zurückgebliebenen Jnfanten Antonio
und Francisco befahl, am 2. Mai abzureisen, suchte der zahlreich ver-
sammelte Pöbel die Abfahrt zu verhindern. Die Franzosen schoflen so-
gleich auf das Volk, das sich hierauf wüthend auf sie stürzte; aber das
Geschütz entschied den Tag zum Nachtheil der Spanier. Gegen Abend
ließ Murat noch gegen hundert Menschen geringen Standes erschießen,
bei welchen man die unter Handwerkern und Tagelöhnern üblichen groß-
ßen Taschenmesser gefunden hatte. Zwei Tage darauf wurde Murat als
Stellvertreter Karls Iv. verkündet und trat an die Spitze des Regie-
rungsausschufles (Junta), den Ferdinand bei seiner Abreise eingesetzt
hatte. Napoleon berief 150 angesehene Spanier nach Bayonne, um
die neue Ordnung der Dinge berathen zu helfen; aber nicht alle Gern-
sene kamen.
Am 6. Juni ernannte Napoleon den König Joseph von Nea-
pel zum Könige von Spanien und bald nachher Murat, den bisheri-
gen Großherzog von Berg, zum Könige von Neapel. Am 20. Juli
hielt Joseph Napoleon I. seinen prunkvollen Einzug in Madrid, und
fünf Tage später wurde er feierlich zum Könige von Kastilien ausgecu-
fen, Der vornehmste Adel und die aufgeklärtesten Männer Spaniens
umgaben ihn, und die zu Bayonne berathene Verfassung war auf ganz
verständigen allgemeinen Grundsätzen erbaut. Aber das spanische Volk
ward nicht für die neue Ordnung gewonnen; es erhob sich in den Pro-
vinzen zum Widerstände gegen den aufgedrungenen Herrscher. Die Be-
Hörden, welche Einhalt geboten, wurden versagt; eine in Cadix liegende
französische Flotte wurde gezwungen, sich an die Volksbehörde zu erge-
den; in Aragonien stellte sich der General-Capitän Palafox selbst an
die Spitze des Volkes. In jeder Provinz bildete sich durch Wahl des
Volkes eine Junta, und die Junta von Sevilla suchte an die Spitze
der ganzen Bewegung zu treten. Sie forderte alle Spanier zur Verthei-
digung der Rechte Ferdinands Vii. auf, erklärte dem Kaiser Napoleon
den Krieg, schloß Stillstand mit England und unterhandelte mit diesem
wegen eines Friedens und Bündnisses. Sie forderte in einem Manifeste
alle Völker Europa's auf, die französischen Ketten zu brechen, und erließ
eine Anweisung, wie der Krieg gegen Frankreich in Spanien zu führen sei,
nicht mit regelmäßigen Schlachten, sondern als kleiner Krieg durch einzelne
Haufen, durch Aufreibung der feindlichen Heere. Alle unterrichteten
Personen wurden aufgefordert, kurze Reden auszuarbeiten, sie drucken
und verbreiten zu lassen, um den Eifer der Nation anzuregen. Der an-
gegebene Kriegsplan wurde aber nicht durchgängig befolgt. Die Junta
von Sevilla wurde nicht allgemein anerkannt; jede Junta ordnete die
Regierung ihrer Provinz und bildete sich auch eine besondere Armee.
Als die Franzosen anfangs überall vie ungeübten Schaaren auseinander
sprengten, bildete sich Napoleon ein, daß er des Widerstandes leicht
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Antonio Francisco Karls Ferdinand Napoleon Napoleon Joseph_von_Nea- Napoleon_I. Palafox Ferdinands Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Bayonne Spanien Frank- Spanien Spanien Madrid Karls Bayonne Spanien Neapel Madrid Kastilien Spaniens Bayonne Cadix Aragonien Sevilla Ferdinands England Frankreich Spanien Sevilla
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hundert wurden Anklagen gegen die Direktoren erhoben; die Wahl des
einen, Treilhard, wurde wegen einer mangelhaften Förmlichkeit für
nichtig erklärt und dadurch zwei andere Direktoren, Merlin und La
Reveillere, so außer Fassung gebracht, daß sie ihre Entlassung nahmen.
Drei unbedeutende Männer, Gohier, Roger-Ducos und Mo ul ins,
wurden zu Direktoren ernannt.
Die Spaltung des Direktoriums ermuthigte die Jakobiner; sie
vereinigten sich wieder zu einer förmlichen Gesellschaft und hielten in
der berüchtigten Reitbahn ihre Sitzungen. Sie nannten sich jetzt nicht
Jakobiner, sondern Freunde der Verfassung oder Gesellschaft der Reit-
bahn. Schon befürchtete man eine Wiederkehr der Schreckenszeit, da
auch drei Glieder des Direktoriums, Gohier, Moulins und Barras, den
Jakobinern günstig schienen, und angesehene Generale, wie Jourdau,
Augereau und Massena, eifrige Theilnehmer ihrer Versammlungen waren.
Allein die arbeitenden Klassen von Paris hatten bei dem allgemeinen
Umsturz ihre Rechnung nicht gefunden und hatten einen Abscheu am Re-
volutioniren. Daher gelang es Sieh es mit Hülfe des Polizeiministers
Fouchö die Reitbahn zu schließen. Es verbreitete sich aber immer
mehr die Ansicht, daß die Verfassung nicht länger bestehen könne. Im
Innern brach der Bürgerkrieg von neuem aus, und von außen ließ sich
im nächsten Feldzug das Schlimmste erwarten.
Von allen diesen Verhältnissen genau unterrichtet, beschloß Bona-
parte Aegypten zu verlassen und nach Frankreich zurückzukehren. Er
übergab Kleber das Commando in Aegypten und kehrte mit zwei von
dem Admiral Gantheaume geführten Corvetten nach Frankreich zu-
rück. Glücklich entkam er den auf dem Mittelmeer kreuzenden englischen
Kriegsschiffen und landete am 9. Oktober 1799 in dem Hafen von
Fr ejus. Ec reiste mit Berthier sogleich nach Paris und wurde
überall mit Begeisterung empfangen.
Nach Bonaparte'ß Ankunft in Paris näherte sich ihm Sieyes,
dem sein Amtsgenosse Roger Du cos anhing, und schlug ihm vor, sich
mit ihm zum Sturze des Direktoriums zu vereinigen. Bonaparte ging
hierauf ein. Der Polizeiminister Fouchs und Talleyrand wurden
gewonnen, und ein reicher Banquier, Callot, schoß zwei Millionen
vor. Moreau, damals Commandant von Paris, erklärte Bonaparte,
daß er unbedingt zu dessen Verfügung bereit sei. Macdonald äußerte
gleiche Gesinnung. Auf den 9. November (18. Brumaire) ließ Bona-
parte eine Heerschau in den elysäischen Feldern ansagen und zu dersel-
den alle Officiere von Bedeutung, die er zu gewinnen hoffte, einladen.
An demselben Tage früh um sieben Uhr versammelte sich der Rath der
Alten. Nachdem mehrere die der Republik drohenden Gefahren der Ge-
setzlosigkeit geschildert hatten, wurde der Vorschlag gemacht und ange-
nommen, den Sitz der beiden gesetzgebenden Versammlungen nach St.
Cloud zu verlegen und dem General Bonaparte das Commando von
Paris und der Umgegend mit der Pflicht zu übertragen, für Vollziehung
jener Verlegung zu sorgen. Sobald Bonaparte das Decret empflng,
theilte er es, vor seiner Hausthür stehend, den zahlreich versammelten
Militairs aller Grade mit, stellte sich dem Rathe der Alten vor und
suchte durch eine passende Anrede die Truppen für sich zu gewinnen.
Auf Veranstaltung Fouchä's an den.straßenecken angeschlagene Proela-
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TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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