Matthias.
125
entdeckt, von welchem sie ihrer Parthei^rosie Vor-
theile versprachen; in denen der Unirten aber die
Freude über die anscheinende Kränklichkeit deffel-
den. Der Fürst Christian von Anhalt, einer der
Thatigsten unter den letzteren, soll sich, die Zwei-
deutigkeit von dem Feste hernehmend, geäußert
haben: „Wenn es zum Tanze komme, so werde
Matthias keine große Sprünge mehr machen. "
In der That zeigte sich auch der neue Kaiser
nicht so thätig, als man von ihm erwartet hatte;
es schien, als wenn er seinen Bruder von seinen
Thronen verdrängt habe, um dessen Zaudern und
Unschlüssigkeit nur fortzusetzen. Dagegen arbeite-
ten die Leidenschaften desto heftiger in den Gemü-
ihern der Zeitgenossen und bereiteten die schweren
Ausbrüche des Hasses vor, welche noch unter Mat-
thias Regierung den Anfang nahmen. In den
chstreichischen L ndern eiferten die Religionspar-
theien, durch ihre Prediger von den Kanzeln dazu
aufgefordert, mit neuer Heftigkeit gegen einander;
das menschlich - sittliche Verhaltniß zwischen ihnen
war fast ganz vernichtet; denn solcher Haß, weil
er das Heiligste berührt, was der Mensch besitzt,
ist der unversöhnlichste.
Ini übrigen Teutfchland ereigneten sich gleich-
falls einige bedenkliche Falle. In Aachen wa-
ren, neue Streitigkeiten ausgebrochen; eben so zwi-
schen der Stadt Köln und den beiden Besitzern
der Iulichfchen Lande, weil diese, den Kölnern
zum Schaden, den Ort Mülheim am Rheni m
eine Stadt umzuschaffen suchten. In beiden Fal-
len entschied der Kaiser zu Gunsten der katholi-
schen Parthei, und erregte dadurch bei dsn Pro-
testanten neue Sorge. Sein Spruch wegen Mül-
heim wurde aber wohl wenig gefruchtet haben,
wenn nicht die beiden fürstlichen Hause-, welche
von der jülichschen Erbschaft Besitz- genommen hat-
ten, unter sich selbst zerfallen waren. Der pfäl-
zische Prinz Wolfgang Wilhelm sollte eine
Tochter des brandenburgifchen Hauses heirathen
und kam deshalb nach Berlin. Hier aber, berm
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
Extrahierte Personennamen: Matthias Christian_von_Anhalt Matthias Wolfgang_Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Aachen Mülheim Rheni Berlin
190 Vi.ztr. Karl V bis zum westph.fried. 1620 -1648
zureißen, damit seine Heere immer den freien Weg
in das teutsche Land fanden. Durch diesen Frie-
den fielen die Vormauern des südlichen Terusch-
lands größtentheils in des Erbfeindes Hand. Tue
französischen Gesandten jubelten laut, daß Frank-
reich noch nie einen so vortheilhafren Frieden ge-
schloffen habe.
2) Schweden, welches auch große Forde-
rungen gemacht hatte, aber an dem stolzen und
wenig gewandten Johann Oxen stier na, des
großen Reichskanzlers Sohne, und dem bestech-
lichen Rath Adler Saloius, nicht die besten
Vertreter fand, begnügte sich mit V 0 r p 0 mme r n
und Stettin, nebst der Insel R ü gen , der
Stadt Wiömar in Meklenburg, und den Bis-
thümern Bremen und Verden an der Weser;
Ländern, die zum Theil arm waren und zerstreut
lagen. Auch hat Schweden von ihrem Besitze kei.
nen Mißbrauch gegen unser Vaterland gemacht.
Zum Ersatz der Kriegskosten wurden den Schweden
noch 5 Millionen Thaler zugesagt, die das ausge-
sogene Reich aufbringen sollte.
3) Der C h u r f ü r st von B r a n d e n b u r g,
welcher auf das ganze pommerfche Land gegründete
2lnsprüche hatte, erhielt Hinterpommern, und
zur Entschädigung für Vorpommern das Erzbis-
thum Magdeburg, die Bisrhümer H alber-
st a dt, Minden und Kamin, als weltliche
Fürstenthümer.
4) Meklenburg erhielt für Wismar die
Bisthumer Schwerin und R a tz e b u r g.
5) Hessen kassel, welches von Anfang an
U-nveränderllch an Schweden gehalten hatte, und
dessen kluge und schöne Landgrafin Am alle Aller
Herzen zu gewinnen wußte, erhielt durch schwedi-
sche und französische Vermittlung, obgleich es nichts
verloren hatte, einige Oerrer in Westphalen und
600,000 Reichsthaler.
6) B ra u n sch w e i g Lüneburg, welches
Ansprüche auf Magdeburg und Minden, und nach-
her auf das Btslhum Osnabrück machte, er--
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht]]
Extrahierte Personennamen: Karl Johann_Oxen Johann
Extrahierte Ortsnamen: Frank- Schweden Stettin Meklenburg Schweden Hinterpommern Magdeburg Minden Meklenburg Wismar Schwerin Hessen Magdeburg Minden Btslhum_Osnabrück
20. J
Leopold I und Ludwig Xiv.
zöstfches Geld bestochen. Solche Wirkungen hatte
der Rheinische Bund heroorgebracht— So, von
aller Hülfe verlassen, sielen die Niederlande bald
in Ludwigs Hönde ; und in einem Frieden zu
Aachen ib68 mußten die Spanier eine Reihe von
Gränzstadten an Frankreich abtreten, um nur ei-
nen Theck des Landes zu retten.
Darauf uberzog Frankreich im Jahr 1672 mit
höchst ungerechteni Kriege die Holländer; denn
wenn es ihnen gar gelang, diese zu unterdrücken,
so konnten sie auch zur See Europa Gesetze vor-
schreiben. Die neue Gefahr wirkte eben so wenig
auf die teutschen Fürsten, als die erste; sie sahen
ruhig zu, ja, der Churfürst von Köln und der
kriegerische Bischof von Munster, Bernhard von
Galen, ein merkwürdiger Mann seiner Zeit,
schlossen ein Bündttiß mit Frankreich. Nur der
Churfurft Friedrich Wilhelin von Brandenburg,
auch unter dem Namen des großen Chur-
fürsten bekannt, durchschaute die Verhältnisse der
Völker am klarsten und sah die Nolhivendigkeit
ickn, das europäische Gleichgewicht nicht untergehen
zu lassen. Er rüstete sich zur Vertheidigung seiner
wesiphali chen Lander, welche au den Kriegsschau-
platz glanzten; — durch die endliche Eiuschejdung
der jülichschen Erbstreitigkeit hatte er das Herzog-
thum Kleoe und die Grafschaften Mark u>id Ra-
vensberg erhalten, Pfalz-'Neuburg aber die Her«
zogthumer Jülich und Berg. — Friedrich Wilhelm
brachte auch den Kaiser Leopold zu kriegerischen
Maaßregeln gegen die französischen Eroberungs-
Versuche; beide zusaminen ließen 1672 ein verbün-
detes Heer unter dem kaiserlichen Feldherrn Mon-
tecu culi kn's Feld rücken. Allein es >var den Oest-
reichern mit dem Kriege nicht Ernst, weil der al-
lesvermögende Rarhgeber des Kaisers, der Fürst
von Lobkowltz, durch die Franzosen geivonnen war
und den Feldherrn von ernsthaften Unternehmun-
gen zurückhwlt. Der Churfürst sah sein schönes
Heer durch Hin - und Herziehen, durch Hunger
und Krankheiten, verderben und schloß j.t>73 zu
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Leopold_I Leopold Ludwig_Xiv Ludwig Ludwigs Bernhard_von
Galen Friedrich_Wilhelin Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Leopold Leopold Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Ludwigs_Hönde Aachen Frankreich Frankreich Europa Munster Frankreich Brandenburg Berg
224 Vh-Ztr.vom wkstph.fried, bisjetzt. 1643^1817-
mehreres an, was er herausgeben wollte, unter
andern auch die wichtige Festung Straßburg. At-
lein kaum waren die Unterhandlungen angefan-
gen, so wußte er, durch die alten Künste, die
Verbündeten zu trennen, indem er Holland, Eng-
land und Spanien besondere Vortheile gewährte»
Sie schlossen daher den Frieden für sich und ließen.
-Kaiser und Reich allein. Nun sprachen die fran-
zösischen Gesandten wieder in ihrem übermüthigen
Tone. Als von Ersatz der ungeheuren Kriegsschä-
den die Rede war, die sie angerichtet hatten, und
Worms und Speier allein lhren Verlust auf 9
Millionen Gulden angaben, Baden auf ö Millio-
nen , Würtenherg auf 10; da antworteten sie höh-
nisch : „Der Krieg führe manches Unheil nut stch»
Wollten die Teutschen hartnäckig auf Genugthuung
bestehen, so mochten sie ihre Heere mitten iw
Frankreich führen, und dort plündern oder ero-
bern, so viel sie wollten«" — Endlich versprachen
sie von den eroberten Plätzen Freiburg, Breisach
und Philippsburg und die reunirten Gegenden
-außer dem Elsaß herauszugeben. — Da man nun
Alles in Ordnung glaubte, am letzten Abend vor
der Unterzeichnung des Friedens, kamen dke fran-
zösischen Gesandten noch mit einer Bedingung,
deren Annahme sie durchaus forderten, „daß nem-
lich in allen jetzt znrückgegebeneu reunirten Orten
die katholische Religion bleibe, wie sie sich finde;"
das heißt, in 1922 teutschen Ortschaften, die vor-
her protestantisch gewesen waren, und in denen
die Franzosen während ihrer Besetzung den katho-
lischen Gottesdienst wieder cingeführt hatten, sollte
derselbe blerben. Die protestantischen Gesandten
aus Tsutschland sträubten sich zwar sehr gegen
diese Klausel, allein ihr Widerspruch wurde nicht
gehört, und der Friede unterzeichnet. Das Schlimmste
bei der Sache, und was Ludwig gerade dadurch
be^we^kto, war, daß die Protestanten den Kaiser
selbst als die geheime Triebfeder bei dieser rps-
wickischen Klausel ansahen, und daher neues Miß-
trauen, der Religion wegen, rn Teurschland entstand-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Holland Spanien Worms Baden Würtenherg Frankreich Freiburg Breisach Philippsburg
25o Vu.ztr. vom westph. Fried, bis jetzt. 1648-1617.
der Staaten-Verhältnisse Europa's, und hat unter
andern am meisten dazu beigetragen, die Grund-
sätze der Duldung, der gegenseitigen Achtung und
sittlichen Würdigung zwischen die Völker zu brin-
gen ; und eben hierdurch zeichnet sich die größere
halste des ilten Jahrhunderts, bei allen übrigen
Schwachen, aus. Oestreich aber wurde auf diese
Weise wieder in die Mitte Europa's gestellt, als
die Macht, welche am meisten mit den übrigen in
Beziehung und am meisten berufen sey, gutes Ver-
ständniß lind Ordnung unter Allen zu bewahren;
in Beziehung auf Teutschland aber desto kräftiger
die alte Würde und Verfassung des Reiches zu
schützen. Durch den Ruhm Und die Erwerbungen
des nun geendigten Krieges war diese Bestimmung
Oestrerchs wie durch einen Schicksalsspruch bestä-
tigt; es war mächtiger, als wenn es ihm gelungen
wäre, die spanische Krone mit der östreichschen zu
vereinigen; denn daß solche Ausdehnung die Macht
nicht wahrhaft vermehre, hatten dre Zeiten Karls-
V gelehrt. So rühmlichen Aufschwung verdankte
Oestreich vorzüglich dem großen Geiste Eugens,
und dem, nur zu früh verstorbenen, Kaiser Jo-
seph 1, welcher in des ersteren hohe Gedanken,
ganz einging.
Hätte Kaiser Karl Vi Geistesgröße genug
gehabt, die weltgeschichtliche Bestimmung Oestreichs
und Teutschlands In dein europäischen Völkerstaate,
wozu eben der Standpunkt wiedergewonnen war,
zu erkennen, er hätke nicht nur seines Reiches,
sondern des ganzen teutschen Vaterlandes Ruhm
und Größe, und für Europa eine ehrenvolle Ruhe
auf lange Dauer gründen können. Die ehrwürdige
Bedeutung des alten Kaiserthums, welche im Laufe
der Zeiten untergegangen war, moate jetzt in er-
neuter Gestalt wiederum aufstchen, wenn der Ge-
danke eines wahrhaften europäischen Völkerbundes,
gus die ewigen Gesetze der Religion und Sittlich-
keit gegründet, und also auf inneren, unsichtba-
ren Stützen im Gleichgewichte riihend, aufgefaßt,
und Oestreich mit Teutschland vereinigt als Wächter
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Oestreich Eugens Eugens Karl_Vi_Geistesgröße Karl Oestreich
58o Vii. Ztr. vom westph. Fried. bisjetzt. 1648-1817.
eine N e i ch s d e p u ta t i 0 n ni'edergesetzt , unter
Frankreichs und Rußlands Vermittlung; sie fing
aui 24. August 1802 ihre Sitzungen an, und be-
schloß sie am io. May i8o3. Der Reichsdeputa-
tionsschluß enthielt folgende wesentliche Anord-
nungen :
1. Von allen geistlichen Fürsten blieb nur der
von Maynz als Churfürst Erzkanzler
übrig und verlegte seinen erzbischöflichen Stuhl
von Niaynz nach R e g e n S b n r g. Als Ge-
biet erhielt er die Furstenthümer Aschsffen-
burg und Regensburg und die Grafschaft
Wetzlar.
2. Der Churfürst von Baiern, der 220
O.uadratmeilen mit 760,000 Einwohnern ver-
lor , erhielt dafür 3ob Quadratmeilen mit
861,000 Einwohnern wieder, nemlill» d,e Hoch-
stifrer Bamberg, Würzburg und Pastau, eine
Anzahl Ae in rer von andern, schicklich liegenden
Landstrichen, und 17 freie Reichsstädte in
Schwaben und Franken; Ulm war die größte
unter ihnen.
Z. Das Haus Brandenburg, verlierend 46
O.uadratmeilen mjt 122,000 Einwohnern, er-
hielt .dafür die Hochstifter Hildesheim und
, Paderborn, nebst einem Theile von Münster,
einige Reichsabteien und Reichsstädte in Ober-
Sachsen und Westphalen, zusammen240o.ua-
dratmeilen mit einer halben Million Ein-
wohner.
4. Chur braunschwelg oder Hannover,
welches seine Ansprüche auf Hildesheim und
einige andere Länder aufgab, erhielt den völ-
ligen Besitz von Osnabrück, welches seit
dem westphallschen Frieden nur abwechselnd
von einem seiner Prinzen beherrscht war.
¿j, Wittenberg, erhielt für einen geringen
Verlust legse,t? Rhszneö Stifter und Reichs-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
Der Friede zu Lüvepille. 38i
städte in Schwaben mit 100,000 Einw., nebst
der Chu rwürde.
6. Hessen-Cassel, welches in ähnlichem Falle
war, bekam mit der Churwürde auch eine
Vergrößerung von 10,000 Einw.
7. Hessen-Darmstadt, verlor etwa 24 Qua-
dratmeilen mit 66,000 Einw. , wofür es
Mayajische Aemter am rechten Rheinufer, ei-
nige Abteyen und das Herzogthum Westphalen,
welches jum Hochstift Köln gehört hatte, 96
Quadratmerlen mit i3o,ooo Einw. bekam.
8. Baden, welches auch die Churwürde an-
nahm, ersetzte einen Verlust von 38 000 Einw.
mit 60 Quadratm. und 240,000 Einw., uem-
sich dem Hochstifk Kostanz, den Ueberbleibselkr
der Hochstifte Sperer, Straßburg und Basel
an> rechten Rhe-nufer, den pfälzischen Städ-
ten und Aemtern Heidelberg und Manheim,
und mehreren <lldle,en und Reichsstädten.
h. Auch Qr a nle n Nassau, welches in Teutsch-
land nichts besessen hatte, sollte für seinen
Verlust in Holland bei lins Ersatz bekommen;
ihm wurden die Stifter Fulda und Corvey
und mehrere Abteien mit 46,000 Quadratmei-
len und 1.20,000' Elnw. eingeräumt.
10. Eben so erhielten die andern nassauischen
Häuser, der Herzog von Oldenburg und der
Fürst von Turn undta^ris einige, ihren Ver-
lusten angemessene, Eulfchädigungen.
Bei diesen Unterhandlungen gab Frankreich,
herrischer nn6 viel anmaßender, als bei dem west-
phä^ischen Frieden, das Gesetz, und durch Errhei-
lung oder Verweigerung seiner Gunst befesugle es
seinen Einfluß auf unser unglüchliches Vaterland,
wie noch nie. ,Denn an seinem Worte hing da-
mahls , ui einer Zeit, die euien Gewinn an äuße-
rer Ausdehnung noch immer für das Höchste hielt,
Wehl und Wehe.
Der Friede von Lüneville hatte alle geistlichen
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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43a Vii. Ztr. vom westph. Fried. bisjetzt. 1648-2.827.
daß nicht Einzelne, nicht dieser und jener Name,
sondern der wehende Othem der Begeisterung in
Allen das Außerordentliche vollbracht hat; denn
dieses ist das Zeichen großer Zeltalter.
72. Neue teutsche Bundesacte/
8. Junp 1815.
Nachdem der Feind des Friedens und der
9?uhe endlich, durchviete Arbeit und viel vergossenes
Blut, in Fesseln gelegt war, kehrte der Friede
wieder in das durch mehr als zwanzig qualvolle
Jahre athemlos hindurch getriebene Europa zuruck.
Aber so viel war rn dieser langen Zeit aus den
alten Fugen gewichen, so vieles untergegangen
oder ganz neu hervorgekeimt, daß es als unmöglich
erkannt wurde, in dem Laufe von Tagen und
Wochen eine neue Ordnung zu stiften. Es wurde
daher in dem Pariser Frieden (20. May 2624)
vieles unentschieden gelassen und auf einen großen
Congreß aller europäischen Mächte zu
Wien verschoben. Ueber unser Vaterland war
so viel festgesetzt worden, daß es die Länder,
welche, seit dem Jahre 270,2, feit dem Ausbruche
der Revolutionskriege, verloren gegangen waren,
also das linke Rheinufer vom Elsaß abwärts, bis
auf tyenige Ausnahmen wieder erlangen, und fer-
ner, daß seine künftige Verfassung ein freier
Bund selbstständiger und unabhängiger Staaten
seyn sollest Wohl trauerte mancher, daß nicht der
ganze vaterländische Strom, von seinen Quellen
bis zu den Mündungen, unserm Bunde angehö-
ren solle; das die Schweiz die südwestliche Vor-
mauer Teutschlands, in dieser großen Zeit nicht
für uns wiedergewonnen sey , daß das Elsaß und das
Thor des Oberrheins, Straßburg, so wie auch das
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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122 Vi.ztr. Karl V biszum westph. Fried. 1620-1648
indeß ließ er im Elsaß neue Haufen werben, und
dachte die Rechte des Kaisers mit Gewalt ¿u be-
haupten. Diese Einmischung des östreichischen
Hauses regte hinwiederum die Union auf; sie
versprach den beiden bedrohten Fürsten ihren Bei-
stand, und fing an zu rüsten; und überdies trat
auch der französische Köncq Heinrich Iv mit
ihnen in Unterhandlung und bestärkte sie in der
Widersetzlichkeit gegen den Kaiser. Es ist bekannt,
wie dieser König mit großen Entwürfen zu einer
Umgestaltung Enropa's umging, wie' er das öst-
reichisch« spanische Haus zu verkleinern und dann
aus Europa eine Staaten - Republick zu bilden
gedachte, welche ein gemeinschaftliches Heer zur
Vertreibung der Türken iri’s Feld stellen sollte.
Mit diesen Entwürfen hing auch seine Verbindung
mit der llnion in Teutschland zusammen; er harte
das Jahr j6io bestimmt, um die Unternehmun-
gen gegen das Haus Oestreich anzufangen, und
wirklich rückte das Heer der llnion im Frühling
dieses Jahres in den Elsaß ein, zerstreute einige
tausend Mann, welche der Erzherzog Leopold hier
werben ließ und klagte den Kaiser, zur Entschul-
digung dieser Gewaltrhat, eines unrechtmäßigen
Verfahrens in der Julichschen Erbsache an. Der
Kaiser hatte diesen Fall, sagten sie, den alten
Reichsrechten gemäß, nicht allein, sondern mit Zu-
ziehung einer Anzahl *0» Churs»rsien und Fürsten
entscheiden muffen.
Die katholische Li ge. 1610. —
Das rasche Ergreifen der Waffen , noch mehr
aber oas feindselige Verfahren der llnirten in
allen Landern geistlicher Fürsten, wohin ihr Heer
kam, erbitterte die Katholiken ; jene hatten die
Stifter am Rheine, Maynz, Trier, Köln, Worms,
Speyer und andere, wie erobertes Land, mit
Brandschatzungen und aller Gewaltthätigkeit heim-
gesucht. Da .fingen die katholischen Stande auch
an, Zusammenkünfte zu halten, und schlossen zu
Wurzburg 1610 auf 9 Zahre einen Gegenbund,
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Extrahierte Personennamen: Karl_V Karl Heinrich_Iv Heinrich Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Europa Haus_Oestreich Julichschen_Erbsache Rheine Trier Worms Speyer Wurzburg
Westfälischer Friede. 189
den stolzen Vanrs besiegten, bieten jetzt, pns zun
Hohne, waffenlose Ausländer allen Teutschen Trotz
und triumphiren über Germanien. Sie rufen,
wir erscheinen; ste reden, wir horchen als auf
Orakel; sie verheißen, wir vertrauen ihnen gläubig
wie Göttern; sie drohen, und wir zittern al-
Sclaven. Wie uns ein Blatt von einem Weibe,
hier aus Stockholm, dort aus Paris, *) zugewor-
fen wird, freuen oder ängstigen wir uns. Schon
rathschlagen sie in Teutschland üher Teutschland,
was sie und nehmen, was lassen, welche Federn
sie dem römischen Adler entreißen und dem Hahne
(Gallo) einsetzen wollen. Und wir, bis auf den
letzten Athemzug uneinig mit uns selbst, verlassen
über den Götzen fremder Völker unsere eigene
schützende Gottheit, und opfern jenen Leben, Frei-
heit und Ehre auf."
Würdig benahmen sich die kaiserlichen Gesand-
ten, der Graf von Tr'aurinansdorf und der
Doctor Volmar, welche mir Kraft und Gründ-
lichkeit die Anmaßung der Fremden und mir Milde
und Geduld die Uneinigkerr der teutschen Stande -
zu bekämpfen suchten; allein sie fanden nicht den
rechten Beistand bei den übrigen Gliedern de^
Reichs, besonders als Baiern «n den letzten Jahren
des Krieges wankend wurde; und ferner vereitelte
jede Botschaft von dem Kriegsglück der Feinde die
Vortheile wieder, die sie vielleicht durch Unter-
handlung gewonnen hatten. So mußten sie e-
gefchehen lassen, daß
1) Frankreich im Frieden die Bisthümek
Mez, To ul und Verdün, ganz Elsaß, so-
weit es Oestreichs gewesen, den Sun dg an und
die wichtigen Festungen Breisach und Phi-
lipp sburg erhielt und außerdem die Teutschen
gwang, mehrere Festungen am Oberrhern meder-
*) In Stockholm regierte Gustav Adolfs Tochter
Cpristlna, und in Frantreiw führte die Äooigi»
Anna, als Vormünderin des noch unmündigen
"udivig Xiv, die Regierung.
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Extrahierte Personennamen: Gallo Oestreichs Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Cpristlna Anna
Extrahierte Ortsnamen: Hohne Germanien Stockholm Paris Baiern Frankreich Breisach Oberrhern Stockholm Frantreiw