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1. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 252

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
252 hier augenscheinlich zu bestehen war, lockte seinen kühnen Sinn unwider- stehlich, und so hieß er seine Gefährten in der Höhle bleiben und der Heimkehr des Eigentümers harren. Erwartungsvoll saßen sie da und nahmen aus den Körben einige Käse, die sie verspeisten. Da verfinsterte sich plötzlich der Eingang der Höhle. Ein scheußlicher Riese, der eine gewaltige Last gespaltenen Holzes auf der Schulter trug, trat herein. Erschrocken wichen die Griechen in den hintersten Winkel zurück, als sie ihn kommen sahen. Er aber schien sie nicht zu bemerken, warf das Holz zur Erde, daß es krachte, und trieb dann seine Herde herein, die aus mächtig großen Ziegen und Schafen bestand. Hierauf versperrte er den Eingang mit einem ungeheuren Felsblock, den hundert Zugtiere nicht hätten von der Stelle schleppen können, und setzte sich nieder, um seine Schafe und Ziegen der Reihe nach zu melken. Nachdem er dies Geschäft verrichtet hatte, zündete er ein Feuer an. Da ward es hell in dem dämmerigen Raume, und nun erst gewahrte der Riese die fremden Gäste. 3. „Holla!" rief er verwundert — und seine Stimme klang wie das Gebrüll eines wütenden Stieres — „was seid ihr für Gesindel? Wo kommt ihr her? Was habt ihr in meiner Behausung zu schaffen?" Die Griechen erzitterten bei diesen Worten und sahen sich mit Grausen in die Hand des einäugigen Scheusals gegeben; nur Odysseus blieb mutig und erwiderte: „Wir sind Griechen und sind vom fernen Troja hierher verschlagen worden. Jetzt bitten wir dich in Demut: Gewähre uns Obdach und Bewirtung und gib uns ein kleines Gastgeschenk, wie man Fremdlingen es anzubieten psiegt. Scheue die Götter, mein Guter, und erhöre unsre Bitte! Zeus ist ja der Schützer und Rächer der armen, hilfesuchenden Fremdlinge. Ihm zu Ehren wirst du das Gast- recht heilig halten." Über diese Worte lachte der Kyklop, daß er wackelte, und brüllte den Helden höhnisch an: „Fremdling, du bist ein Narr! Mich heißest du die Götter ehren? Da kennst du uns Kyklopen schlecht! Wir kümmern uns nicht um Zeus und seine ganze Sippschaft; denn wir sind weit besser und vornehmer als sie. Wenn ich euch verschone, so geschieht es aus angeborener Herzensgüte, aber keineswegs aus Furcht vor den Göttern. Doch jetzt sage mir vor allem," fügte er mit schlauer Miene hinzu, „wo liegt das Schiff, das dich hergetragen hat?" Aber Odysseus merkte die Heimtücke und erwiderte mit kluger List: „Ach, mein Lieber, unser Schiff ist an den Klippen zerschellt, an die ein heftiger Sturm es schleuderte. Wir, die wir vor dir stehen, sind allein dem Untergang entronnen." Das riesige Ungetüm gab hierauf keine Antwort, sondern streckte seine ungeheuren Hände aus, packte zwei der zitternden Gefährten und

2. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 299

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
299 in die Fluten der Römer, und das Banner erhebend, rief der Held ge- waltig den Schlachtruf und sprang mit dem Drachen hinab in den Strom. Ein Wutgeschrei gellte aus Römermunde; die bittere Schmach vor den Augen des Cäsar zu rächen, den Kühnen zu schlagen, das heilige Zeichen der Römer zu retten, warf Mann und Roß sich wie toll in den Strom. Doch abwärts trieb im wirbelnden Strome der rote Drache, der siegreiche Held. Roch einmal sah ich den Arm ihn heben und schütteln das Banner; dann sah ich ihn nimmer. Der Cäsar ließ suchen an des Stromes Rand auf beiden Ufern mit trübem Sinn; zwei Tage darauf fand weit ab- wärts ein Späher am Alemannenufer gebrochen den Bannerspeer; den Drachen des Feindes brachte keiner zurück. Da kehrte den Männern an den Ufern des Rheins der Mut in die Seelen; der Siegeszauber des Cäsar war im Strome verloren, und vergeltendes Unheil nahte dem Römerheere. Gesandte der Chatten, die aufwärtskamen, um dem Römer- volk Bündnis zu bieten, sie hemmten die Reise, da sie erfuhren das böse Vorzeichen. Gerächt war der Hohn des Siegers durch starken Arm und geschwunden von der Männererde König Ingo, der Held." 4. Der Sänger schwieg und beugte das Haupt über das Saitenspiel; still war es in der Halle wie nach einer Totenklage; die Augen der Männer glänzten, und in den Gesichtern arbeitete die Bewegung, aber in keinem mehr als in dem des Fremden. Da der Sänger eintrat und im Vorübergehen sein Gewand berührte, hatte er das Haupt nieder- gebeugt und, wie sein Nachbar Wolf ohne Freude wahrnahm, an dem Bericht des Sängers weniger teilgenommen, als einem Krieger schicklich war, und die Bankgenossen hatten auf ihn gewiesen und spottende Worte getauscht. Als aber der Sänger von dem Kampf um das Drachenbild begann, da hob er das Antlitz; ein rosiges Licht flog über seine Züge, und so strahlend und verklärt war der Blick, den er nach dem Sänger warf, daß, wer auf ihn sah, die Augen nicht abwenden konnte; wie ein Goldschein hob sich das helle Lockenhaar um das begeisterte Antlitz. Und als der Sänger schwieg, saß er noch unbeweglich. „Sieh dorthin, Volkmar!" rief eine tiefe Frauenstimme, vor Bewegung zitternd, und alle Blicke folgten der Richtung, nach welcher die Hand Irmgards wies, die hoch aufgerichtet in der Laube stand. Der Sänger fuhr empor und starrte nach dein Fremden. „Der Geist des Stromes gab den Helden zurück!" rief er entsetzt; doch gleich darauf sprang er vor: „Selig ist der Tag, an dem ich dich schaue, Held Ingo, Ingberts Sohn, du mein Netter, der letzte Kämpfer in der Alemannen- schlacht!" Die Gäste fuhren von ihren Sitzen; die Halle erdröhnte vom Jubel- ruf. Der Sänger stürzte auf Ingo zu, beugte sich auf feine Hand und

3. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 328

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
328 6. Und als sie drängten zur Tür mit Macht, da wuchs das Dunkel zur finstern Nacht, ?. und angstvoll durch die Luft herbei rang sich's wie wilder Todesschrei ... 8. Und als sie sich wandten entsetzt zum Thron, da stöhnte zum drittenmal her ein Ton, 9« da zittert' es über Wald und 5>ee wie aus verröchelnder Brust ein Weh .. Jo. Doch als der l^önig sich bleich erhob, blaß wieder ein Dämmern die Halle durchwob. \\. Und als er rief: „Verrat! Zu Roß!" weiß wieder der Tag die Halle durchfloß. \2. Wohl jagten sie windschnell querfeldein, rastlos bei Tonnen- und L-ternenschein Up. hin bis zum Morgen nach Ronceval — da kreischten die Krähen schon über dem Tal, da lagen die Melden, die Wunden vorn, und stumm er, Roland, zerborsten sein Horn. Ferdinand Avenarius. 196. Wiltekinds Taufe. Es war im Winter. In dem langen Kriege der Sachsen gegen Karl den Großen war eine Waffenruhe eingetreten. Wittekind, der Herzog der Sachsen, streifte an: Ufer der Weser in der Nähe des fränkischen Heeres umher. Da ward er von wunderbarer Sehnsucht ergriffen, zu schauen, wie die Christen ihren hochgepriesenen Gott verehrten. Das Weih- nachtsfest kam heran. Wittekind hüllte sich in Bettlerkleider und schlich sich beim Hereinbrechen des Morgenrotes ins fränkische Lager. Unerkannt schritt er durch die Reihen der Krieger, die sich zum Gottesdienste an- schickten, und betrat die Kirche. Da wurden nicht Pferde und Rinder geopfert wie bei den Heiden, sondern andächtig kniete Karl mit allen seinen Großen vor dein Altare, das Sakrament zu empfangen. Der Weihrauchduft wallte empor, und die Gesänge der Priester priesen die geweihte Nacht, wo die Herrlichkeit des Heilands sich den Menschen offen- barte. Wittekind wurde tief ergriffen von der Herrlichkeit des Gottes- dienstes der Christen. Seine Augen füllten sich mit Tränen, und stumm

4. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 311

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
311 Mann mit den blitzenden Augen in ihrer Jugend gekannt. Mit innerlicher Freude streifte Hildebrands Blick sie flüchtig. Ihre edlen Züge trugen wohl Spuren des Alters, aber er erkannte doch mit Wonne darin die jugendliche Gattin wieder, nach der er sich so viele Jahre gesehnt hatte. Nachdem der Hunger gestillt war, füllte Frau Ute einen Becher mit Wein, trat damit vor Hildebrand hin und sprach: „Mit diesem Trünke heiß' ich dich willkommen, du seltsamer Gast. Noch hab' ich kein Wort von dir gehört, aber meines Sohnes Gesinnung gegen dich genügt mir, um dich zu ehren und gern zu bewirten. Mögest du dich wohl fühlen in der Burg zu Bern!" Nach diesen Worten nippte sie an dem Becher und reichte ihn dem Alten hin. Dieser erhob sich schweigend, verneigte sich und trank in einem Zuge den dargebotenen Wein. Dann aber klirrte es, indem er den silbernen Becher an Frau Ute zurückgab, als ob Gold darin niederglitte. Neugierig schaute die Wirtin hinein. Mit Befremden nahm sie einen goldnen Ring vom Boden; dann aber, als sie ihn im Scheine des Feuers genau betrachtet hatte, schrie sie laut auf und erbleichte. „Woher", rief sie bebend, „hast du diesen Ring, du wunderbarer Mann?" Hildebrand erwiderte: „Den Ring sendet dir, edle Frau, dein Gemahl zum Wahrzeichen seiner baldigen Heimkehr." Beim Klang seiner Stimme zuckte Frau Ute zusammen; dann aber trat sie nahe an ihn heran und sah ihm prüfend ins Auge. Die innigste Liebe leuchtete ihr daraus entgegen. Da sank sie ihn: weinend in die Arme, und die beiden Gatten, die einander so viele Jahre fern gewesen waren, hielten sich lange umschlungen. Nach K. G. Keck. 187. Gudrun. a) Wie Gudrun sich mit Herwig verlobte. In alten Zeiten herrschte über die Friesen, die an der Nordsee wohnten, der mächtige König Hettel mit seiner schönen Gemahlin Hilde. Viele Helden waren ihm untertan, darunter der riesige Wate, der sangesknndige Horand von Dänemark und dessen Vetter, der listige Frute. Zwei herrliche Kinder waren dem Königspaare erwachsen, die liebliche Gudrun und der starke Ortwin. Der König Siegfried von Moorland hatte vernommen, daß Gudrun die schönste und herrlichste von allen Jungfrauen sei, und er warb um ihre Hand; aber die Eltern versagten sie ihm. Darauf begehrten der Normannenkönig Ludwig und seine Gemahlin, die stolze Gerlinde, Gudrun zum Weibe für ihren Sohn Hartmut. Doch Hilde erwiderte seinen Boten: „Wie mag König Ludwig sich unterfangen, meine Tochter für seinen Sohn zu begehren? Er ist ihr nicht ebenbürtig; sie wird nie sein Weib!"

5. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 314

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
314 Wasser tragen, auf dem Herde die Brände schüren. Ihr einziger Trost war es, wenn Ortrun sie einmal von weitem freundlich grüßte, oder wenn sie mit Hildburg, ihrer treuesten Gefährtin, ein Wort tauschen konnte. Gudrun ertrug alles, was man ihr auferlegte, ohne Widerrede. Selbst über ungerechten Tadel murrte sie nicht. Doch ihr Sinn ward durch die harte Arbeit nicht gebeugt. Auch als Gerlinde ihr drohte, sie sollte mit ihren Haaren den Staub wischen, blieb sie bei ihrer Weigerung. Ebensowenig vermochte Hartmuts und Ortruns gütliches Zureden; denn Gudrun wollte lieber alle Drangsal erdulden als ihrem Verlobten die Treue brechen. So trug sie alles bis ins neunte Jahr. Als Gerlinde sah, daß alle Härte, mit der sie die Jungfrau behandelte, ohne Erfolg blieb, beschloß sie, sie noch tiefer zu demütigen. Sie sprach zu ihr: „Du sollst mein Gewand täglich hinunter an den Strand tragen. Da sollst du für mich und mein Gesinde fleißig waschen; aber hüte dich, daß man dich jemals müßig treffe!" So mußte Gudrun mit einer Magd an den Strand hinunter, um in Eis und Schnee zu waschen. Diese Schmach ging allen, die es sahen, tief zu Herzen. Doch nur die treue Hildburg wagte, vor Gerlinde zu treten und ihr zu sagen: „O, laßt sie nicht allein in dieser Schmach, sie ist ein Königskind! Auch ich bin aus edelm Hause, dennoch will ich gern die Arbeit mit ihr teilen." Da lächelte die Königin arglistig und erlaubte es ihr; denn sie dachte, daß Gudruns Pein noch größer würde, wenn sie sich vor einer ihrer Freundinnen so erniedrigt sähe. Die treue Hildburg aber ging des Abends in Gudruns Kammer, um ihr zu verkünden, daß sie die Arbeit mit ihr teilen dürfe. Da klagten sie von Herzen einander ihre Schmach und weinten, bis der Schlaf sich auf ihre müden Augenlider senkte. ä) Wie die Befreiung nahte. 1. Die Königin Hilde hatte niemals aufgehört, über Mittel nach- zusinnen, wie sie ihre Tochter aus den Händen der Normannen be- freien könnte. Sie hatte starke Schiffe bauen lassen, und als die junge Mannschaft nun herangewachsen war, sandte sie Boten aus und ließ zur Teilnahme an dem Befreiungskriege auffordern. Da kamen Herwig, Gudruns Verlobter, Horand und Frnte aus Dänemark und der alte Wate mit ihren tapfersten Helden. Auch der junge Ortwin zog mit, um das Leid der Schwester zu enden. Als alle Vorbereitungen getroffen waren, stach die Flotte in See zur Heerfahrt nach dem Normannenlande. Es war an einem Mittwoch in der Fastenzeit, als Gudrun und Hildburg wieder am Strande wuschen. Da kam ein Schwan heran-

6. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 322

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
322 192* Karl der Große auf der Jagd. 1. Kaiser Karl der Große führte seine Gäste gern auf die Jagd; denn Weidwerk blieb ihm die liebste Erholung. Wenn die erste Morgenröte auf die Berggipfel fiel, dann eilte die Schar der edlen Knaben vor das Schlaf- gemach des Königs und erwartete ihn auf der untersten Stufe. In der Stadt wurde es laut, die Menge tummelte sich auf dem Platz, die Herren riefen ihre Diener, Roß wieherte gegen Roß. Das Leibpferd des Königs wurde an die Stufen geführt, Zaum und Decke waren mit Gold geschmückt, stolz schüttelte es die Mähne. Endlich trat Karl heraus, sein edles Haupt umschloß ein Goldreif; der Schwarm umdrängte ihn, die Knaben trugen die Jagdspieße mit spitzen Eisen, das leinene Netz mit vierfachem Saume, sie führten die Hunde. Das Stadttor öfinete sich, die Hörner tönten lustig schallten die Klänge durch die Luft: der König zog mit seinem Jagdgefolge ins Freie. -. Länger säumte die Königin, endlich kam sie aus dem Schlafgemach, gefolgt von großer Schar. Die Locken hingen mit Purpurband durchwunden auf den hellen Hals, goldene Fransen umsäumten das dunkle Purpur- gewand, an der Schulter glänzte ein kostbarer Edelstein, auf der Stirn das goldene Diadem. Die Königin bestieg ihr Roß, das feurig unter der Hand des Knaben aufbäumte, und folgte mit großer Begleitung dem Gemahl. Die Jugend erwartet an der Tür die Söhne des Königs. Nach ihrem Alter treten sie einzeln hervor, Karl, der älteste, dann der kriegs- tüchtige Pippin, der Liebling des Hofes, mit einer großen Schar der Begleiter, auch er die Schläfe mit goldenem Reife geschmückt. Mit der Schar der Edeln reiten sie in das Freie; groß ist Getön und Gedrang, laut schallen die Hörner, bellen die Hunde. Jetzt erst folgt die Reihe der Königstöchter, sie schwingen sich mit den Frauen ihres Gefolges auf die Rosse und jagen den Männern nach in das Freie. 2. Das ganze Jagdheer ist am Waldessaum gesammelt. Die Ketten werden den Hunden abgelöst, sie stürzen in das Holz, das Wild zu suchen. Die Reiter umgeben das Dickicht, Gebell erschallt, ein Eber ist gefunden, den Hunden stürmen die Männer nach, von lautem Ge- töse ertönt der Wald. Der Eber stürzt vorwärts und hält sich auf der Höhe des Berges. Die Hunde erreichen ihn, er aber fällt sie mit scharfem Zahn. Da sprengt der König selbst herzu, und als der schnellste im Haufen stößt er ihm das Eisen in die borstige Brust und ruft laut dem Gefolge zu: „Gut Heil dem Tage, wie der Anfang war; wohlauf an Weidmanns Werk, mit Gunst, Geselleni" — Kaum war das Wort ge- sprochen, so stob der Haufe den Berg hinab, und jeder dachte der Beute. Karl aber fiog allen voran, den Wurfspeer in der Hand.

7. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 326

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
326 15. Roland ihn bei den Haaren griff, hieb ihm das Haupt herunter. Ein großer Strom von Blute lief ins tiefe Tal hinunter,' und aus des Toten Schild hernach Roland das lichte Kleinod brach und freute sich am Glanze. 16. Dann barg er's unterm Kleide gilt und ging zu einem Quelle, da wusch er sich von Staub und Blut Gewand und Waffen helle. Zurücke ritt der jung' Roland dahin, wo er den Vater fand noch schlafend bei der Eiche. 17. Er legt'sich an des Vaters Seit', vom Schlafe selbst bezwungen, bis in der kühlen Abendzeit Herr Milon aufgesprungen: „Wach auf, wach auf, mein Sohn Roland! Nimm Schild und Lanze schnell zur Hand, daß wir den Riesen suchen!" 18. Sie stiegen auf und eilten sehr, zu schweifen in der Wilde, Roland ritt hinterm Vater her mit dessen Speer und Schilde. Sie kamen bald zu jener Statt', wo Roland jüngst gestritten hätt', der Riese lag ini Blute. 19. Roland kaum seinen Augen glaubt', als iticht mehr war zu schauen die linke Hand, dazu das Haupt, so er ihm abgehauen, nicht mehr des Riesen Schwert und Speer, auch nicht seinschild und Harnisch mehr, nur Rumpf und blut'ge Glieder. 20. Milon besah den großen Rumpf: „Was ist das für 'ne Leiche? Man sieht noch am zerhau'nen Stumpf, wie mächtig war die Eiche. Das ist der Riese! Frag' ich mehr? Verschlafen hab' ich Sieg und Ehr', drum muß ich ewig trauern." — 21. Zu Aachen vor dem Schlosse stund der König Karl gar bange: „Sind meine Helden wohl gesund? Sie weilen allzulange. Doch, seh' ich recht, auf Königswort, so reitet Herzog Haimon dort, des Niesen Haupt am Speere." 22. Herr Haimon ritt in trüben» Mut, und mit gesenkten» Spieße legt' er das Haupt, besprengt mit Blut, dern König vor die Füße: „Ich fand den Kopf im »vilden Hag, und fünfzig Schritte weiter lag des Riesei» Ru»npf am Boden." 23. Bald auch der Erzbischof T»»rpin den Riesenhandschuh brachte, die ungefüge Hand »»och drin; er zog sie aus und lachte: „Das ist ein schön Reliquienstück; ich bring' es aus dem Wald zurück, fand es schon zugehauen." 24. Der Herzog Naims von Bayer- land kam mit des Riesen Stange: „Schaut an, was ich in» Walde fand: ein Waffen, stark und lange! Wohl schwitz' ich von dem schweren Druck; hei, bayrisch Bier, ein guter Schluck sollt' mir gar köstlich inunden!"

8. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 366

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
366 Ulrich Pfuel, der war den Uchtenhagen nah verwandt und ihr Nachbar, er sprach: „Alter Freund, was nutzt es? Gott zeigt uns selbst den Weg zur Rettung." — „Und denen drüben, wo sie unsern Herrn suchen. Solang' ich seines Rosses Hufschlag höre, will ich hier stehen, und noch eine Weile." — „Er hat uns verlassen." — „So der Herr schlecht ist, soll's der Diener auch sein?" — „Denkt, was Ihr sonst zu mir spracht von dem Ludwig." — „Herr Ulrich Pfuel, mein lieber Schwager, so ich damals zweifelte, hier ist's nicht Zeit zum Zweifeln, hier ist's zum Treusein. Ich schwur dem Ludwig, und so's ein schlechter Schwur war, wär' ich doch ein schlechter Mann, so ich ihn bräche im Unglück. Ihr meine Söhne und ihr Freunde! Wie der Schnee weiß niederfällt, so weiß sind meine Haare, so rein ist mein Wappenschild; so rein, als Gott der Herr will, wünscht' ich, daß meine Seele sei. Und so rein möcht' ich in den Tod gehen. Wer's mit mir will, der schlage an, wer's nicht will, der reite heimlich davon; will ihn nicht sehen noch je verraten, denn eines toten Mannes Zunge ist still." Keiner antwortete, keiner ritt fort, sie schlugen gegen ihre Schilde. Es war kein Klang, der weit widerhallte, aber ein Klang war's doch, der stählte ihre Herzen. 2. Die Drommeten drüben antworteten. Das tönte anders von Stahl und Eisen, von Zaum und Zügel und Rosseschnauben. Nicht zwanzig Atemzüge vergingen, und die Lanzenspitzen klirrten gegen Panzer und Schild. Aber nach wieder zwanzig Atemzügen machten die Rosse Kehrt; wer kämpft gegen den Schnee, der dicht ist wie die Luft, und der heulende Wind treibt ihn durch die Helmgitter ins Auge! „Gott sei gnädig seiner Seele!" sprach Ulrich Pfuel, der hielt den Knappen Kuno in den Armen; von der andern Seite stützte ihn der treue Eisenhardt. Dem Knaben war die Stahlhaube vom Kopf geschlagen, er hing blaß mit dem Kinn über auf der Halsberge, seine goldenen Locken klebten voll Blut. So schleppten sie ihn zurück und legten ihn auf einen Stein. Er war der erste gewesen zwischen den Feinden und hatte einen riesigen Mann vom Pferd geschlagen. Da spaltete ihm die Streitaxt den Helm. „Vater," sprach er, da er das Aug' aufschlug, „nun bin ich doch Uchtenhagens Sohn?" „Bist's," sprach der Alte und drückte ihm seine Hand. Einen Augenblick beugte er sich über ihn, mehr war zum Trauern nicht Zeit. Wer da die Männer gesehen in dem Augenblick, hätte gemeint, es seien Steinbilder, die über Gräbern stehen. Ihres wurde doch erst gegraben. Die müden Krieger, die Hände faltend auf das Schwert, und dicker Schnee lagerte auf ihren Schultern. Da schüttelte sich Dietrich, des Alten anderer Sohn, und faßte Helmeckes Arm, der der zweite Bruder war. Zorn leuchtete in feinem

9. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 103

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
103 10. Rasch galoppiert' ein Graf hervor, auf hohem Roß ein edler Graf. Was hielt des Grafen Hand empor? Ein Beutel war es, voll und straff. „Zweihundert Pistolen sind zugesagt dem, welcher die Rettung der Armen wagt." 11. Wer ist der Brave? Jst's der Graf? Sag an, mein braver Sang, sag an! Der Graf, beim höchsten Gott, war brav! Doch weiß ich einen bravern Mann. O braver Mann, braver Mann, zeige dich! Schon naht das Verderben sich fürchterlich. 12. Und immer höher schwoll die Flut, und immer lauter schnob der Wind, und immer tiefer sank der Mut: O Retter, Retter, komm geschwind! Stets Pfeiler auf Pfeiler zerborst und brach; laut krachten und stürzten die Bogen nach. 13. „Hallo! Hallo! Frisch auf! gewagt!" Hoch hielt der Graf den Preis empor. Ein jeder hört's, doch jeder zagt; aus Tausenden tritt keiner vor. Vergebens durchheulte mit Weib und Kind der Zöllner nach Rettung den Strom und Wind 14. Sieh! Schlecht und recht ein Bauersmann am Wanderstabe schritt daher, mit grobem Kittel angetan, an Wuchs und Antlitz hoch und hehr; er hörte den Grafen, vernahm sein Wort und schaute das nahe Verderben dort 15. Und kühn in Gottes Namen sprang er in den nächsten Fischerkahn; trotz Wirbel, Sturm und Wogendrang kam der Erretter glücklich an. Doch wehe! der Nachen war allzu klein, der Netter von allen zugleich zu sein.

10. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 292

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
292 184* (Bin germanisches Festmahl. Im Jahre 357 wurden die Alemannen in der Schlacht bei Straß- burg von den Römern besiegt. Es war der letzte große Sieg, den diese über die Germanen davontrugen. Nicht ihren eigenen Waffen verdankten sie ihn, sondern germanischen Kriegern, die im römischen Solde standen und gegen ihre Landsleute fochten. Auf der Seite der Alemannen hatte Ingo, der Sohn des Königs der Vandalen, an dem Kampfe teilgenommen. Auf der Flucht vor den Römern war er in das Land Thüringen ge- kommen, wo er an dem Hofe des Fürsten Answald als Gastfreund auf- genommen wurde. Drei Tage nach Ingos Ankunft gab Answald seinen Landgenossen ein Fest. Der Fürst stand vor dem Herrenhause und empfing dort die Edeln und freien Bauern, welche auf allen Wegen zu Fuß und zu Roß heran- zogen und am geöffneten Tor von Hildebrand, dem Sprecher, begrüßt wurden. Wer zu Roß nahte, der stieg dort ab, und die Jungen führten sein Pferd in ein weites Gehege und banden es fest, damit die Knechte ihm den Schaum mit Stroh abrieben und alten Hafer in die Krippe schütteten. Würdig war Gruß und Anrede; in weitem Ringe standen die Gäste auf dem Hofe, eine stolze Genossenschaft, ansehnliche Männer aus zwanzig Dörfern der Gegend, alle in ihrem Kriegsschmucke, den Eschenspeer in der Hand, Schwert und Dolch an der Seite, in schöner Lederkappe, die mit Zähnen und Ohren des wilden Ebers geschmückt war. Schweigend standen die Männer und freuten sich der Versammlung; nur einige, die zueinandertraten, tauschten leise Worte über die Gerüchte, welche durch das Land flogen von der großen Schlacht im Westen und von bedrohlicher Zeit. Lange währte die Begrüßung; denn immer noch kamen einzelne, die sich verspätet hatten, bis der Sprecher an den Häuptling herantrat und auf den Stand der Sonne wies. Da führte der Wirt seine Gäste vor die Halle; feierlich betraten sie im Zuge die Stufen; am Eingänge empfing sie die Hausfrau; neben ihr stand die Tochter mit den Mägden. Ehrerbietig huldigten die Männer den Frauen; die Fürstin reichte allen die Hand und fragte gebührlich nach ihren Frauen und dem Hausstande; den Männern von der Freundschaft bot sie die Wange zum Kuß. Die Häupter des Volkes nahmen gewichtig Platz auf den Seffeln und begannen ernstes Männergespräch, während der Schenk und die Diener in langer Reihe einzogen; diese trugen in Holzkannen den Frühtrunk und behagliche Zukost, weiße, gewürzte Brotkuchen und Fleisch aus dem Rauchfang. I. Die Kampfspiele. 1. Unterdessen rüsteten die Jungen ungeduldig auf dem Rasengruude vor dem Hofe die Bahn zu kriegerischem Spiele. Die Knaben des Dorfes
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