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1. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 100

1897 - Leipzig : Baedeker
Die Bewohner hatten kaum ihr nacktes Leben retten können. Der Kaiser half den Armen und Geflüchteten mit feinem Vermögen und wollte lieber alle Kostbarkeiten verkaufen, als dem Lande darum eine neue Steuer auferlegen. Man nannte ihn die Liebe und Wonne des Menschengeschlechts. Zum Unglück für das römische Reich regierte er nur sehr kurze Zeit, er starb nach 2^jähriger Regierung im Jahre 81. Constantin. 333. 1. Verfall des römischen Reiches. Ende der Christenverfolgnngeu. Die späteren römischen Kaiser waren wieder schlechte, sittenlose Menschen, die meistens durch Mord auf den Thron gelangten und durch Mord wieder beseitigt wurden. In 120 Jahren (von 180—300) herrschten nicht weniger als 36, von denen 27 ermordet wurden. Bei solchem beständigen Wechsel in der Regierung verwilderte und verrohte das Volk. Besonders offenbarte sich die Rohheit bei den Christenverfolgungen. Man hielt die Christen für Feinde des römischen Staates, weil sie weder den Götzenbildern opfern, noch die Standbilder der Kaiser göttlich verehren wollten. Deshalb wurden Tausende unter grausamen Martern zur Freude des Volkes zu Tode gepeinigt. Die letzte blutige Verfolgung war unter Diocletian. Dieser hatte, um das Reich besser verwalten zu können, Mitregenten eingesetzt und wünschte eine gewaltsame Unterdrückung der Christen. So erhob sich eine letzte blutige Verfolgung gegen sie. Einer der Mitregenten aber, Constan-tius, war den Christen milde gesinnt, und dessen Sohn und Nachfolger (Konstantin hatte in seinem Heere mehrere Legionen, die nur aus Christen bestanden. 2. Konstantin wird Alleinherrscher. Constantin trachtete darnach, die Herrschaft des Reiches wieder in einer Hand zu vereinigen. Nach ■Diocletian, der freiwillig dem Throne entsagt hatte, waren 4 Regenten im römischen Reiche vorhanden, von denen jeder die Oberherrschaft haben wollte. Der Hauptgegner (Konstantins war der Mitregent Marentius. Das Schwert sollte zwischen beiden die Entscheidung bringen. Um seine Soldaten zur äußersten Anstrengung anzuspornen, versprach ihnen (Konstantin, Christ zu werden, falls sie siegten. Die Sage erzählt den Hergang folgendermaßen: Als das Heer auf dem Kriegsmarsche war, erblickte (Konstantin eines Abends beim Sonnenuntergang ein hellleuchtendes Kreuz am Himmel. In der Nacht erschien ihm Christus mit einer Fahne, die ein Kreuz mit der Umschrift zeigte: „In hoc signo vinces!“ d. H.: in diesem Zeichen wirst du siegen. Nun ließ (Konstantin eine Fahne anfertigen, die einen goldenen Fahnenfchaft hatte, woran sich oben eine Ouerstange mit dem Fahnentuch besand (eine Art Standarte). Auf der Spitze stand ein Kreuz, mit einer Krone von Gold und Edelsteinen.

2. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 259

1897 - Leipzig : Baedeker
— 259 — c) Erhebung. Der Landmann verließ den Pflug und eilte zu den Waffen, der Handwerker seine Werkstatt; aus dem Kausladen, vom Gelehrtentisch, aus den Schreibstuben und von den Schulbänken strömten Tausende Freiwilliger zu den Fahnen. „Der König rief, und alle, alle kamen", ist das bezeichnende Wort jener großen Zeit. Der Wahlspruch der Krieger lautete: „Mit Gott für König und Vaterland." Wer nicht die Waffen tragen konnte, suchte aus andere Art der heiligen Sache des Vaterlandes zu dienen. Der Reiche gab mit vollen Händen, der Arme, was ihm irgend entbehrlich war. Beamte opferten ein Drittel, ja die Hälfte ihres Gehaltes; Gesinde und Kinder öffneten ihre Sparbüchsen. Die Frauen brachten ihre Schmucksachen; selbst die Trauringe wurden geopfert. Wer einen goldenen Ring gab, erhielt dafür einen eisernen mit der Inschrift: „Gold gab ich für Eifen 1813." Aus Westfalen gingen 50 Säbelklingen ein mit der Zuschrift: „Laßt euch von ihnen freie Bahn bis zum Rhein machen". Ein armes Fräulein, von Schmettau in Breslau, schnitt sich ihr schönes Haar ab und brachte den Erlös dem Vaterlande dar. Nie hat sonst ein Volk solch todesmutige und fromme Begeisterung bewiesen, als 1813 unsere Väter. Es war ein Volk in Waffen. Man hat berechnet, daß das Land von je neunzehn Einwohnern, Frauen, Kinder und Greise eingerechnet, einen zum Freiheitsheere stellte. Alle, glühend in Begeisterung, harrten ungeduldig auf das Zeichen zum Angriff. d) Die vaterländischen Dichter. Daß die Flamme der Liebe für König und Vaterland so hell aufleuchtete, und die Begeisterung für den Befreiungskampf sich so gewaltig steigerte, war zum nicht geringen Teile gottbegnadeten Dichtern zu danken, welche die eigene Begeisterung dem Volke ins Herz sangen. Allen voran steht der jugendliche Theodor Körner, der mit „Leier und Schwert" die Krieger begeisterungsvoll zum Kampfe rief. Sein „Frisch auf, mein Volk, die Flammenzeichen rauchen", weckte selbst die stumpfesten Gemüter auf; und in den übrigen Kriegsliedern wußte er allen Gefühlen und Empfindungen eines echten braven Kriegers treffenden Ausdruck zu geben. Leider raffte ihn eine tödliche Kugel schon in der Blüte der Jahre dahin in dem Gefecht bei Gadebusch (Mecklenburg) am 26. August 1813. In gleichem Sinne wirkten Ernst Moritz Arndt, Max von Schenkendors und Friedrich Rückert. 3. Die ersten Schlachten. Napoleon hatte die Erhebung Preußens vorausgesehen und darum gleich nach seiner Rückkehr ans Rußland die Ausrüstung eines neuen Heeres in Frankreich angeordnet. Mehr als 500000 Mann sollten ausgehoben werden. Das war schwer, denn in Frankreich gab es nicht mehr viel kriegstüchtige junge Männer. Als die preußische Kriegserklärung eintraf, verkündete er hochmütig: „Nun soll der preußische Name gelöscht werden aus der Reihe der Völker." Mit 120000 Mann marschierte er sofort nach Deutschland rmd nahm feinen Weg auf Leipzig zu. Auf diesem Marsche wurde 17*

3. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 93

1897 - Leipzig : Baedeker
98 — Cleopatra zur Königin von Ägypten. Ein Jahr verweilte er in diesem Lande als geliebter und hochverehrter Gast der Königin. Dann mußte er abermals das Schwert ziehen, diesmal gegen den jungen König von Pontns, der sich von Roms Oberherrschaft frei machen wollte. Caesar zog mit seinen Truppen durch Palästina und Syrien nach Kleinasien und besiegte den Gegner so schnell, daß er diesen Sieg dem Senat mit drei Worten vermeldete: „Veni, vidi, viel.“ Ich kam, sah, siegte. 7. Caesar als Alleinherrscher. In Rom veranstaltete er ein großartiges Siegessest. In einem goldenen Triumphwagen, von 4 Schimmeln gezogen, hielt er seinen Siegeseinzug und beschenkte reichlich Heer und Volk; jeder Soldat erhielt 3000 Mark, jeder Hauptmann das Doppelte; das Volk wurde reichlich mit Öl, Getreide und Geld bedacht und an 22000 Tischen gespeist. Gegen seine Gegner zeigte er sich versöhnlich und wollte keine Rache üben. Vom Senate wurde er zum Diktator ans Lebenszeit ernannt. Ferner erhielt er den Titel Imperator und das Recht, Purpurgewand und Lorbeerkranz zu tragen, alle öffentlichen Beamten zu ernennen und Münzen mit seinem Bilde zu prägen. Ein goldener Thron war sein Sitz im Senate und bei Gerichtsverhandlungen, ja die Verehrung ging soweit, daß ihm eine Bildsäule errichtet wurde mit der Inschrift: „Dem unüberwindlichen Gotte!" 8. Caesars Trachten nach der Königskrone. Das Hauptbestreben Caesars war darauf gerichtet, sein Volk und Vaterland glücklich zu machen. Er gab weise Gesetze und traf segensreiche Einrichtungen; u. a. verbesserte er den Kalender, der ihm zu Ehren „Jnlianischer Kalender" genannt und bis 1582 gebraucht wurde. Ein Monat erhielt nach seinem Namen den Namen Julius. Volk und Senat wetteiferten, seinen Wünschen nachzukommen; nur die königliche Krone und den königlichen Titel wollte man ihm nicht zubilligen, so sehr es Caesar darnach gelüstete. Bei einem Götterseste trat auf Caesars Anstiften der Konsul Antonius hervor und überreichte ihm eure mit Lorbeer umwundene Königskrone. Caesar wies sie zurück, und das Volk zollte ihm darob lauten Beifall; Antonius bot sie ein zweites mal an, und als Caesar sie abermals zurückwies, erscholl der Beisall des Volkes noch stärker. Caesar hatte die Stimmung des Volkes erforschen wollen und hatte gehofft, man werde ihn bitten, die Krone anzunehmen. Als nun das Gegenteil geschah, stand er vor Ärger auf, indem er sagte: „Jupiter allein ist König!" 9. Caesars Tod. Den Gegnern Caesars war nun offenbar geworden, wohin sein Ehrgeiz strebte. Daher bildete sich eine Verschwörung gegen ihn zum Schutze der Freiheit und der Republik. An der Spitze standen Brutus und Cassius. Letzterer war dem Caesar-gram, weil er ihn nicht zum Konsul gemacht hatte. Brutus aber

4. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 98

1897 - Leipzig : Baedeker
— 98 — und zwei Drittel der Stadt in Asche legte. Nero soll über das furchtbare Flammenmeer eine Helle Freude empfunden und auf der Zinne eines entfernten Palastes stehend im Künstlergewande die Verse des Dichters Homer deklamiert haben, die den Brand von Troja schildern. Daher glaubte man, der Kaiser habe die Stadt zu seinem Vergnügen anzünden lassen. Um diesen Verdacht von sich abzulenken, wurden die Christen als Brandstifter angegeben, und nun erhob sich eine schreckliche Verfolgung gegen dieselben. Viele wurden mit glühenden Zangen zerrissen, andere enthauptet oder gekreuzigt, oder in Felle wilder Tiere eingenäht und wilden Tieren zum Zerfleischen vorgeworfen. Eine große Anzahl wurde mit Pech und Schwefel bestrichen, dann in den kaiserlichen Garten an Säulen festgebunden und angezündet, um als Fackeln in der dunklen Nacht zu leuchten. Auf einem Prachtwagen fuhr Nero zwischen diesen entsetzlichen Totenfeuern umher und weidete sich an den Qualen der Unglücklichen. Bei dieser Verfolgung haben auch die Apostel Paulus und Petrus ihren Tod gefunden. Letzterer wurde gekreuzigt, Paulus aber als römischer Bürger enthauptet. Nero ließ die Stadt prächtig wieder aufbauen. Sein Palast nahm mit all den Anlagen von Gärten, Bädern und Seen ein ganzes Quartier ein. Zur Ausschmückung desselben mußten alle Provinzen, besonders Griechenland und Asien, ihre besten Kunstschätze hergeben. Es herrschte eine solche Pracht darin an fernstem Marmor, Gold und Edelsteinen, daß man ihn das „goldene Haus" nannte. 3. Gottes Strafgericht. Noch vier Jahre nach diesem Brande ertrugen die Römer die Herrschaft dieses wahnsinnigen Tyrannen. Da erhob sich eine Empörung gegen ihn in Spanien und Gallien, und bald sah sich der Kaiser auch in Rom von allen Seiten verlassen. In einer schauerlichen Gewitternacht entfloh er, in einen schlechten Mantel gehüllt, mit wenigen Begleitern aus Rom nach seinem Landgute. Unterwegs hörte er, daß schon Häscher nach ihm fahndeten. Darum wagte er nicht, durch den gewöhnlichen Eingang auf das Gut zu kommen. Bis ihm eine Öffnung durch die Mauer gebrochen war, versteckte er sich, vor Angst halbtot, im Schilfe und schöpfte, von Durst gequält, sich mit der Hand Wasser aus einer Pfütze. Ant folgenden Tage kam die Nachricht, daß der Senat einen anderen Kaiser gewählt und ihn zum Tode verurteilt habe. Da zitterte er am ganzen Leibe, und als er draußen die Pferde der Henker trappen hörte, ließ er sich von einem Freigelassenen den Dolch in die Kehle stoßen. Mit den Worten: „O welch ein Künstler stirbt in mir!" soll er verendet sein. Aitus. 79—81 n. Chr. 1. Eroberung Jerusalems. Im Jahre 67 hatte der Feldherr Vespasmn den Auftrag erhalten, die aufständischen Juden in Palästina wieder zu unterwerfen. Als er sich anschickte, die Hauptstadt Jeru-

5. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 148

1897 - Leipzig : Baedeker
— 148 — mächtig an Land und Leuten, aber tapfer, klug und bieder; auch rühmte mau seine Frömmigkeit. Einst ritt er von seinem Stammschlosse Habsburg, im Schweizerlande, mit einem Knappen aus die Jagd. Da begegnete ihm ein Priester, der mit dem heiligen Sakramente zu einem schwer Kranken eilte. Ein stark angeschwollener Bach war dem Priester hinderlich. Rndols stieg schnell von seinem Pferde und ließ den Priester aussitzen, damit er rechtzeitig dem Sterbenden Trost und Erquickung bieten könne. Als der Priester am nächsten Morgen mit vielem Danke das Pferd zurückbrachte, sprach der Graf: „Nie werde ich das Roß wieder besteigen, welches den Leib des Herrn getragen hat. Es gehöre Dir und bleibe für immer zu ähnlichen Diensten bestimmt." Dieser Priester wurde später Kaplan bei dem Erzbischof Werner von Mainz und erzählte demselben von der Frömmigkeit und von dem ritterlichen Sinne Rudolss. Der Erzbischof hatte selbst die Freundlichkeit des biederen Grafen erfahren. Auf einer Reife nach Italien gewährte ihm Rudolf schützendes Geleit durch die Alpen. Dankerfüllt sprach der Erzbischof beim Abschiede: „Herr Gras, möchte Gott mir einst Gelegenheit geben. Euch diesen ritterlichen Dienst würdig lohnen zu können." Nun war die Gelegenheit gekommen; auf des Erzbischofs Vorschlag wurde Rudols im Jahre 1273 zum deutschen Kaiser erwählt. 3. Rudolf und Ottokar von Böhmen. Die Krönung Rudolfs fand in Aachen statt. Als die Fürsten ihm den Eid der Treue schwören wollten, fehlte das Reichsscepter, auf welches derselbe geleistet wurde. Da ergriff Rudolf rasch ein Kruzifix und sprach: „Dieses Zeichen, durch welches die ganze Welt erlöset ist, wird wohl die Stelle eines Scepters vertreten können." Und die Fürsten leisteten darauf den Eid. Nur einer war nicht zur Krönung erschienen, der König Ottokar von Böhmen. Dieser hatte während der Zeit des Interregnums sein Land bedeutend vergrößert, Mähren, Österreich und Steiermark sich zugeeignet und war nun hochmütig geworden. Er wollte dem „armen Grafen", wie er Rudolf nannte, nicht Gehorsam leisten. Rudolf sprach die Reichsacht über ihn aus und zog mit einem Heere gegen ihn. Da gelobte der Stolze Gehorsam. Mit ausgesuchter Pracht kam er zur Huldigung. Rudols blieb in feiner schlichten Kriegskleidung, und als man ihn fragte, ob er nicht auch königlichen Schmuck anlegen wolle, sagte er: „Nein, der König von Böhmen hat oft über meinen grauen Wams gelacht; heute soll dieser über ihn lachen." Bald darnach empörte sich Ottokar wieder, und in der Entscheidungsschlacht, zu der es nun kam, verlor er Sieg und Leben. Böhmen verblieb Ottokars Sohn, die österreichischen Lande aber gab Rudolf feinen eigenen Söhnen und wurde so Gründer des habsburgisch-österreichischen Herrscherhauses. 4. Rudolf und die Raubritter. Auch im Innern des Reiches wußte Rudolf Ruhe und Ordnung herzustellen. Er durchzog das Land von einem Ende zum andern, faß oft selbst zu Gericht und be-

6. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 156

1897 - Leipzig : Baedeker
türliche Weise nicht konnte erfahren haben. Solche und ähnliche Gerüchte verbreiteten sich schnell im Volke, und bald war alles begierig, das Wundermädchen zu sehen, welches Gott zur Rettung Frankreichs gesandt hatte. Aus Befehl des Königs wurde sie ihrem Wunsche gemäß kriegerisch ausgerüstet. Sie erschien nun auf einem prachtvollen Streitrosse mit glänzendem Panzer angethan, in der Hand eine weiße Fahne, die mit Engeln und Lilien geziert war und die Inschrift trug: Jesus Maria. Den Zuschauern erschien sie als ein überirdisches Wesen, und begeistert eilte alles zu deu Waffen. 3. Einnahme von Orleans. Ihr erster Austrag war, sie sollte der vou deu Engländern schwer bedrängten Stadt Orleans Lebensmittel und Mannschaften zuführen. Bevor sie ans Werk ging, stellte sie Zucht und Ordnung unter den Truppen her. Die Soldaten mußten beichten und im Gebet den Schutz des Himmels für die Waffen Frankreichs erflehen; dann marschierten sie nach Orleans. Die Belagerten machten einen Ausfall auf die Engländer, und ungehindert hielt die Jungfrau ihren Einzug in die Stadt, wo sie mit lautem Jubel begrüßt wurde. Ihr erster Gaug war in die Kirche, um Gott für seinen Schutz und Beistand zu danken. Bei den Franzosen erwachte nun wieder frischer Mut und frohe Hoffnung. Häufig wurden Ausfälle auf die Engländer gemacht, wobei die Jungfrau immer au der Spitze war und stets die Feinde in die Flucht jagte. Vergebens ermahnten die englischen Anführer ihre Soldaten, sich nicht vor dem Mädchen zu fürchten, die nur ein Werkzeug des Tenfels wäre. Das Grauen vor ihr wurde darob nur um so größer. Sobald es im Kampse hieß: „Die Jungfrau kommt!" dann nahm alles die eiligste Flucht. Alle Bande der Zucht und Ordnung lösten sich im Heere der Engländer. Nach neun Tagen mußten sie die Belagerung aufgeben. Ihre erste Ausgabe hatte die Jungsrau glänzend gelöst. 4. Krönung des Königs in Rheims. Von Orleans ging sie nach Tours zu dem Könige und sprach zu ihm: „Folget mir nun und empfanget die heilige Salbung und Eure königliche Krone zu Rheims!" Der Weg von Tours nach Rheims war aber noch vollständig von Feinden besetzt und alle festen Städte in den Händen derselben. Aber zuversichtlich wurde die Reife angetreten, eine Stadt nach der andern erobert, manche öffneten auch freiwillig die Thore, und siegreich hielt der König feinen Einzug in Rheims. Am 17. Juli 1429, nachdem also erst 4^ Monat feit ihrem Eintreffen beim Könige verflossen waren, wurde Karl in der Kathedrale der alten französischen Krönungsstadt feierlichst als Frankreichs rechtmäßiger König gekrönt. Während der heiligen Handlung stand die Jungfrau an seiner Seite, ihre Fahne in der Hand. Nach Beendigung der Krönung fiel sie aus ihre Kniee und bat den König, sie nun in ihre Heimat zu entlassen; denn ihre Sendung sei beendet. Aber der König wollte das Heldenmädchen nicht ziehen

7. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 258

1897 - Leipzig : Baedeker
— 258 — auf den Boden geworfen, jetzt seien sie verdammt, durch keine Menschenkost gesättigt zu werden. |>er Wefreiungskrieg. (1813—14.) 1. Aorks That. Der hochmütige Franzosenkaiser wurde von dem Gipfel seiner Macht durch den König aller Könige herabgestürzt. Glücklicherweise wurden die Preußen, die unter General Jork standen, nicht in den Untergang der großen Armee verwickelt; denn sie hatten den Zug nach Moskau, der Hauptstadt des Zarenreiches, nicht mitgemacht, sondern in den Ostsee-Provinzen Stellung genommen. Nach Vernichtung der französischen Hauptarmee schloß nun Aork, der sehr wohl erkannte, daß jetzt der Zeitpunkt da sei, mutig den Kampf gegen Napoleon wieder aufzunehmen, einen Vertrag mit den Russen, kraft dessen seine Truppen für neutral erklärt wurden. Die Soldaten jubelten; Aork aber sprach zu ihnen: „Ihr jungen Leute jubelt. Mir altem Manne aber wackelt der Kopf auf den Schultern!" — Was er gethan hatte, konnte ihm in der That das Leben kosten; denn er hatte eigenmächtig den Vertrag seines Königs mit Napoleon gebrochen. Er schrieb an den König: „Ew. Majestät lege ich willig meinen Kopf zu Füßen, wenn ich gefehlt haben sollte; ich würde mit der freudigen Beruhigung sterben, wenigstens nicht als treuer Unterthan und wahrer Preuße gefehlt zu haben." Friedrich Wilhelm war in Berlin noch in der Gewalt der Franzosen. Er durfte Jorks Verhalten nicht billigen, sondern mußte ihn vor ein Kriegsgericht fordern. Den Boten des Königs ließen die Russen jedoch nicht durch und so behielt Aork sein Kommando. 2. Preußens Erhebung, a) Verlegung der Residenz. Ganz Preußen forderte den Krieg. Der König verlegte seine Residenz nach Breslau, wo keine französische Besatzung war. Ein Bündnis mit Rußland kam zustande, dessen Hauptzweck Herstellung Preußens nach den Grenzen von 1805 und Befreiung Deutschlands vom Joche Napoleons war. Am 10. März, dem Geburtstage der Königin Luise, stiftete der König den Orden des eisernen Kreuzes. Das eiserne Kreuz sollte in diesem Kriege alle andern Orden ersetzen und jeder, gering wie hoch, sollte es erwerben können. b) Kriegserklärung. Am 16. März erfolgte die Kriegserklärung an Frankreich, und tags darauf erließ ,der König den Aufruf: „An mein Volk." In demselben heißt es: „Es ist der letzte entscheidende Kamps, den wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unabhängigkeit, unsern Wohlstand. Keinen andern Ausweg giebt es, als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang, weil ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag." Eine allgemeine Begeisterung ergriff das ganze Volk; ein Gedanke beseelte alle: das Vaterland zu retten, Deutschland von seinem Bedrücker zu befreien. Krieg! Krieg! erschallte es allerorten.

8. Das Mittelalter - S. 43

1876 - Leipzig : Baedeker
Anwachsen des byzantinischen Reiches. §. 13. 43 Diese leges, namentlich die lex salica, enthalten fast nur Strafbestim- mungen. Todesstrafe und körperliche Züchtigung konnte in der Regel nur den Unfreien treffen, der Freie zahlte für jedes Verbrechen eine Geldstrafe (compositio); wer sie nicht entrichten konnte, w ard des Beleidigten Knecht; selbst der Mord konnte durch Zahlung eines sogenannten Wehrgeldes (aus- gedrückt in solidis oder Schillingen) an die Verwandten des Getödteten ge- büsst werden. Als Beweise galten bei Civjjsachen Zeugen und Urkunden, welche meist der Klägerteibringen musste, bei peinlichen Sachen der Eid, Eideshelfer und Gottesur theile.%Diese, wodurch sich der Beklagte, vorzüglich der Unfreie, reinigen musste, bestanden theils in der Feuerprobe (die blosse Hand ins Feuer halten, durch einen brennenden Holzstoss gehen, ein glühendes Eisen mit blossen Händen tragen oder mit blossen Füssen betreten), theils in der Wasserprobe, bald mit siedendem Wasser (Kessel- fang), bald mit kaltem (der Untersinkende war unschuldig und ward her- ausgezogen), theils in der Kreuzprobe (unbewegliches Stehen mit aufge- hobenen Händen an einem Kreuze). Das bei den Freien häufigste Gottes- urtheil war der Zweikampf.1)^ B. Das Morgenland. §• 13. Das ostrtfmische oder byzantinische Reich bis zur macedonischen Dynastie, S95-867. I. Anwachsen des Reiches bis zu Iustinian’s Tode, 395—565. Arcadius erhielt bei der Theilung des römischen Reiches durch seinen Vater Theodosius die grössere, östliche Hälfte vom adria- tischen und ionischen Meere im W. bis zum Euphrat und Tigris im Osten und von der Donau und dem schwarzen Meere im N. bis nach Aethiopien und der libyschen Wüste im S. Unter ihm und seinen (7) Nachfolgern bis auf Iustinian war die Nordgrenze des Reiches häufigen Einfällen barbarischer Völker, der Hunnen, Gothen, Rul- garen, ausgesetzt, denen Tribut bewilligt oder Ländereien abgetreten werden mussten. Solche Einfälle wurden erleichtert durch die innere Schwäche des Reiches, welche der Mangel einer gesetzlichen Erbfolge und die Theilnahme der Regierung an den religiösen Parteiungen nothwendig herbeiführen mussten. Iustinian, 527 — 565, begann seine mehr glänzende als be- glückende Regierung mit der Verbesserung des römischen *) *) Geber die Gottesurtheile und die Beweise überhaupt s. J. Grimm, deutsche Rechtsalterthümer S. 850 ff., 908 ff. Siw
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