Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 225

1910 - Düsseldorf : Bagel
225 geplant, wie etwa ein Vorstoß der Entsatzarmee von der Loire über Fontainebleau auf Paris zu (Beaune la Rolande), so erkannte Moltke leicht den Zweck der feindlichen Bewegungen und empfahl die entsprechenden Gegenmaßregeln. Aber auch unvernünftige Pläne wurden gefaßt, wie später der Abmarsch Bourbakis nach Beifort, und auch in solchen Fällen traf Moltkes vorahnender Geist stets das Angemessene. Er erleichterte sich dies dadurch, daß er den nötigen Spielraum immer dem Ausführenden ließ. Größere Ueberraschungen sind dadurch vermieden worden. Die Aufgabe der Deutschen war jetzt, da man die Hauptstadt umschlossen und die Wirkung der Aushungerung abzuwarten hatte, im wesentlichen verteidigender Art. Das beschränkte die Zahl der Opfer. Ein großer Vorteil war es ferner, daß man, indem die Truppen zum Teil mit dem Blick nach Paris, zum ändern Teil mit der Front nach den Provinzen aufgestellt wurden, je nach Bedarf dieselben Leute das eine Mal gegen die Hauptstadt und ein andermal gegen die Entsatzarmeen der Provinzen verwenden konnte. Die Verpflegung der einschließenden Truppen wrurde, da die Verbindung nach der Heimat durch die Einnahme der Festungen fortschreitend besser wurde, ebenfalls immer erträglicher. So war die Aufgabe der deutschen Heeresleitung verhältnismäßig einfach und genoß mit Fug und Recht das vollste Vertrauen aller Beteiligten. Viel ungünstiger waren die Verhältnisse auf französischer Seite. Seit dem 4. September befand sich hier die Staatsverwaltung in den Händen der Abgeordneten von Paris, die sich, wie schon bemerkt, selbst zur Regierung der nationalen Verteidigung gemacht hatten. An diese Verwendung hatte bei ihrer Wahl natürlich niemand gedacht. Im von der Nation die Bestätigung zu erhalten, wollten sie am 16. Oktober eine konstituierende Versammlung einberufen lassen. Die Wahlen wurden aber bald auf unbestimmte Zeit vertagt und so regierten sie aus eigener Vollmacht nach teilweise sehr verschiedenen Anschauungen. Gehörte doch sogar der wüste Rochefort zu ihnen, den man dazu aus dem Gefängnis herausgeholt. Ein redefertiges Mitglied war der frühere Advokat Jules Favre, der Minister des Auswärtigen wurde und auf eigene Hand am 19. und 20. September mit Bismarck in Ferneres den Frieden abzuschließen gedachte, aber Roth er t, Vaterländische Geschichte. 15

2. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 130

1910 - Düsseldorf : Bagel
130 Haupt. Die Regierung wurde einem „Märzministerium“ (Camphausen) anvertraut. Endlich war auch noch von dem „Vereinigten Landtag“ ein Wahlgesetz für eine preußische konstituierende Nationalversammlung zustande gekommen. Sie trat am 22. Mai in Berlin zusammen. In ihr befanden sich aber, da man die deutsche Nationalversammlung für die wichtigere hielt, nicht die tüchtigeren Führer der deutschen Patrioten. Die demokratischen Mitglieder stützten sich, wie einst in Paris die Jakobiner, auf die „Straße“. Und so konnte es Vorkommen, daß der Pöbel in Wirklichkeit Berlin beherrschte. Am 15. Juni stürmte er das Zeughaus und plünderte und zerstörte ruhmreiche Beutestücke alter Kriege. Daß der König mit Erbitterung gegen die zunehmende Herrschaft der Massen erfüllt wurde, ist leicht begreiflich. Endlich schritt er zu Taten. Zum Schutze der Ordnung wurden die Truppen näher an Berlin herangezogen. Als am 12. Oktober bei der Beratung über den Königstitel der Zusatz „von Gottes Gnaden“ gestrichen und außerdem der Adel, die Ordenszeichen und Titel „abgeschafft wurden“, und als dann der Pöbel, ähnlich wie er in Paris vom 31. Mai bis 2. Juni 1793 die Gironde belagert hatte, auch in Berlin die Abgeordneten aus dem Beratungssaal nicht hinauslassen wollte, ermannte sich der König, setzte das energischere Ministerium Brandenburg ein, verlegte den Sitz der Nationalversammlung nach Brandenburg und ließ am 10. November die Truppen unter Wrangel in Berlin wieder einrücken. Jetzt war er aufs neue der Herr im Hause, und daß er es auch sonst war, zeigte der letzte Beschluß der preußischen Nationalversammlung und seine Wirkung. Denn ihrer Aufforderung, nunmehr die Steuern zu verweigern, kam niemand im ganzen Lande nach. So kam schon 1848 die Monarchie wieder zu Kräften. Im Jahre 1849 traten die auswärtigen Beziehungen in den Vordergrund. Es galt eine Einigung Deutschlands auf irgend welchem Wege zu erreichen. Die Kaiserkrone war abgelehnt, namentlich auch, weil die deutschen Fürsten sie nicht angeboten hatten. Jetzt wurde unter der kraftvollen Leitung des Generals v. Radowitz der Versuch gemacht, wenigstens mit den Fürsten, die beitreten wollten, „mit allen, mit vielen, mit wenigen“, einen engeren Bundesstaat, „die Union“, zu schaffen. Sachsen, das mit preußischer Hilfe eben die Revolution überwunden hatte,

3. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 190

1910 - Düsseldorf : Bagel
190 Auch machte er Ollivier, ein Mitglied der liberalen Opposition, zum Präsidenten des Ministeriums. Als er sich nun durch einen Aufruf unmittelbar an das Volk wendete und sich durch ein „Plebiscit die Anerkennung seiner Politik verschaffen wollte, fiel die Mehrheit wohl zu seinen Gunsten aus, aber die ablehnenden Stimmen waren doch so zahlreich, namentlich in den großen Städten und sogar auch in der Armee, daß Napoleon es für zweckmäßig hielt, in der auswärtigen Politik kräftigere Saiten aufzuziehen. Darum wurde am 15. Mai 1870 der Herzog von Gramont, der in Wien als Botschafter schon oft seine preußenfeindliche Gesinnung dargetan, zum Minister des Auswärtigen gemacht. Schon nach zwei Wochen fand Gramont den Punkt, wo der Hebel anzusetzen war. Die Spanier hatten den Prinzen Leopold von Hohenzollern, der abgesehen von seinem Namen mit den preußischen Hohenzollern nichts gemeinsam hatte, zu ihrem König wählen wollen. Hätte die Verwandtschaft in der Frage Bedeutung gehabt, so wäre diese Wahl eher ein Vorteil der Bonaparte gewesen, denn der Prinz stand verwandtschaftlich ihnen viel näher. Er war mütterlicherseits ein Enkel der Großherzogin Stefanie, der Adoptivtochter Napoleons I. und ebenso väterlicherseits ein Enkel einer Prinzessin Murat, einer Nichte des bekannten Königs von Neapel. Aber der Name Hohenzollern wirkte auf die Franzosen schon so aufregend, daß sie behaupteten, den Spaniern werde von Preußen ein König aufgedrängt, der die Monarchie Karls V. wiederherstellen solle. Frankreich solle auf allen Seiten von hohenzollernschen Landen eingeengt werden. Wäre Leopold wirklich König von Spanien geworden, so wäre für Frankreich die Lage etwa dieselbe gewesen, wie sie für Oesterreich war, als Karl von Hohenzollern König von Rumänien wurde. Daß dieser Herrscher aber seines Namens wegen je preußische und nicht rumänische Politik getrieben hätte, ist niemals behauptet worden. Ebenso würde es zweifellos in Spanien gewesen sein. Aber dem bösen Bismarck war nicht zu trauen. Und daß er der Kandidatur nicht widerstrebte, war Beweis genug für seine bösen Absichten. Als nun vollends Gramont auf eine Anfrage des Abgeordneten Cochery im Gesetzgebenden Körper erklärte, Frankreich könne das nicht dulden, keine Macht solle das gegenwärtige

4. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 226

1910 - Düsseldorf : Bagel
226 ohne den berühmten „Zoll von Frankreichs Boden und ohne jeden Stein von seinen Festungen“. Sonderbar, daß Favre sich von dieser Unterredung irgend etwas versprach. Man kann sich überhaupt kaum größere Gegensätze denken, als den zielbewußten „eisernen Kanzler“ und den rührseligen, mit Redeblumen arbeitenden, französischen „Staatsmann“. — Die Heeresaufgaben der Verteidigung lagen bei dem Gouverneur der Hauptstadt, Trochu, und dem Kriegsminister Leflö, deren Talente schon an der Unausführbarkeit ihrer Aufgaben scheiterten, unausführbar deshalb, weil sie in einer belagerten Festung sich befanden und die Hauptarbeit, nämlich das Schaffen neuer Heere, naturgemäß draußen in der Provinz zu verrichten war. Nicht ihre mehr oder minder große Tüchtigkeit sollte deshalb über die Dauer des Widerstandes von Paris entscheiden, sondern ausschließlich die Frage der Masse der für die 2 Millionen Menschen erforderlichen Lebensmittel. Weitaus das bedeutendste Mitglied der Regierung war der zum Minister des Innern ernannte Leon Gambetta. Er stammte aus dem südlichen Frankreich und war bislang, wie Favre, Rechtsanwalt und Abgeordneter gewesen. Mit lauter und fester Stimme hatte er am 4. September als erster zu den Deputierten das Wrort gesprochen: „Napoleon und seine Dynastie haben für immer aufgehört, Frankreich zu beherrschen.“ Mit scharfem Verstände hatte er darnach auch erkannt, daß nicht das eingeschlossene Paris, so sehr es sonst Frankreich regiert, die Leitung weiterzuführen habe; die größere Arbeit sei jetzt in der Provinz zu tun und darum die Zweigregierung in Tours, wohin drei Mitglieder der Pariser Regierung abgeordnet waren, jetzt die wichtigere. Deshalb verließ Gambetta am 6. Oktober auf dem damals noch ungewöhnlichen Wege des Luftballons Paris und übernahm bei der Delegation als Minister des Kriegs und des Innern mit tatsächlich uneingeschränkter Gewalt die ganze Leitung. Es muß anerkannt werden, daß er mit seiner zündenden Begeisterung und seiner leidenschaftlichen Vaterlandsliebe Gewaltiges geleistet hat. Frankreich, das in einem Monat seine kriegsgewohnten und weithin gefürchteten Heere verlor, hat dann noch 6 Monate den Krieg fortsetzen können. Es führte den Krieg unter wachsender Beteiligung des Volkes bis aufs Messer und

5. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 101

1868 - Wesel : Bagel
101 nach ihrem Willen gehen. Es begann in Berlin eine Herrschaft des Pöbels. Im Mai wurden aus dem ganzen Lande Deputirte nach der Hauptstadt gesendet, um ein Staatsgrundgesetz (Constitution) zu entwerfen. Aber die meisten dieser Männer kannten weder Maß, noch Ziel. Da sollte das Bestehende fast ganz über den Haufen geworfen werden, die königliche Macht ein Schatten sein, ja, es mögen manche wohl den Gedanken gehegt haben, den König und das Königliche Haus zu beseitigen und aus dem Königreich Preußen eine Republik zu machen. Männer, die dem Könige Treue und Gehorsam geschworen hatten, vergaßen ihren Eid; Behörden, die mit kräftiger Hand Recht und Ordnung handhaben sollten, verloren die Besinnung. Aufrührerische Massen führten das große Wort und gebehrdeten sich, als ob sie die Herren des Landes wären. Die National- Versammlung, so hieß die Versammlung der Deputirten in Berlin, überstürzte sich ganz in ihren Befehlen und in ihrem Uebermuthe. Alle Augenblicke mußte der König die Mi- nister wechseln, weil bald diese, bald jene den Widerstrebenden nicht gefielen. Die treuen Männer, welche in der Versammlung saßen, vermochten gegen die Widerstrebenden nichts auszurichten, ja, sie waren ihres Lebens nicht sicher. Endlich konnte der König nicht umhin, dem gesetzlosen Treiben ein Ende zu machen. Er ernannte Minister, welche Leib und Leben einsetzten, um Recht und Ordnung in das Land zurückzuführen. Der König hatte bald nach dem Aufruhre in Berlin mehrere Garde-Regimenter und einige Heerhaufen aus West- falen nach'schleswig-Holstein gesandt, um den dortigen Landen gegen die Dänen zu helfen. Die Preußen gingen unter Anführung des Generals von Wrangel auf die Feinde los. „Drauf" hieß es, und die Dänen wurden geschlagen. Jetzt rief man die Regimenter nach Berlin zurück, um dort Ruhe zu schaffen, man erklärte die Hauptstadt in Belagerungszustand und machte der Pöbelherrschaft ein Ende. Dann löste man im December 1848 die National- Versammlung auf, gab ein Staatsgrundgesetz und befahl im Jahre 1849, daß statt der bisherigen National-Versammlung zwei Kam- mern als Vertreter des ganzen Volks einberufen werden und diese die gegebene Verfassung Nachsehen und festsetzen sollten. Gegen Ende des Jahres waren die Deputirten mit dieser Arbeit fertig. Am 6. Februar 1850 beschworen der König, die Königlichen Prin- zen, die Minister, die Kammern und viele hohe Beamte feierlich die Verfassung. Bald nachher geschah es also im ganzen Lande. Jedes Jahr versammeln sich die beiden Kammern, von welchen die erste „das Herrenhaus", die zweite „das Haus der Abgeordneten" heißt, in Berlin. Das preußische Volk wählt für daß Haus der Ab- geordneten alle drei Jahre Männer, „Deputirte" oder „Abgeordnete" genannt, welchen man die Papiere über Einnahme und Ausgabe,

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. III

1839 - Wesel : Bagel
Vorrede. K^er Verfasser des hier erscheinenden Werks hat seit einer Reihe von Jahren Knaben von 8 — 11 Jahren zu unter- richten. Wenn aber irgend ein Lehrfach ihm je Schwierigkeiten vorlegte, so war es gerade das der Geschichte. Die Schüler sind bis zu diesem Alter durchaus noch nicht so weit heran- gebildet , um das Zusammenhängende derselben erfassen zu können, da ihr Sinn für Geschichten zugänglicher ist, als für Geschichte im Allgemeinen. Daß dieses nicht nur meine Ansicht sey, sondern auch sonst gefühlt und anerkannt werde, haben schon gar viele tiefer blickende und höher gestellte Männer zugestanden, wie denn bei der im vorigen Jahre zu Nürnberg stattgehabten Versammlung deutscher Schulmänner und Philologen der rühmlichst bekannte Rector Roth daselbst sich dahin aussprach, daß für die unter- sten Klassen statt der Hauptbegebenhelten der allgemeinen Ge- schichte und des Allgemeinsten gerade die speciellste, die persön-

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 138

1839 - Wesel : Bagel
138 sey, der die gerechten Klagen anhöre und ließ nicht undeutlich merken» daß es anders gehen würde, wenn er Herr wäre. Wollte dann Jemand vor ihm niederfallen, so nahm er ihn freundlich bei der Hand und hielt ihn davon zurück. So suchte er sich der allgemeinen Volksgunst zu bemächtigen, und seine gleißnerischen Reden verschafften ihm bald den gewünschten Anhang. Einige Zeit darauf gieng er mit einer starken Begleitung nach Hebron, wo das Volk ein großes Opfer verrichtete, und holte, um keinen Verdacht zu erregen und noch dazu als gehor- samer Sohn zu erscheinen, vorher noch die Erlaubniß seines Vaters dazu ein. David fand sich, da er zu Hebron gesalbt worden war, noch dadurch geschmeichelt, daß sein Sohn eine solche Achtung vor ihm zeigte. Doch bald sollte er enttäuscht werden. Absalom hatte überall hin Kundschafter ausgesandt, mit der Weisung, daß sie, .sobald sie den Schall der Trompete vernehmen werden, ihn als König ausrufen sollen. Kaum war dieses geschehen, so zog er rasch auf Jerusalem zu, um den König, seinen Vater, zu tödten und die Zügel der Regierung zu ergreifen. Bei der Nachricht hievon entschloß sich David, mit seinen Getreuen zu fliehen, damit er nicht überfallen und auch die Stadt ver- schont bliebe. Ihn begleiteten Joab, Abisai und alle seine treuen Diener und Kriegsmänner, dazu auch seine 600 Mann starke Leib- wache. (Krethi und Plethi.) In einiger Entfernung von der Stadt wachte er Halt und als er nun unter den Vorüberziehenden auch Jthai, der erst Tags zuvor in seine Dienste getreten war, erblickte, rieth er diesem, nach Jerusalem zurückzukehren, weil er bei dem neuen Herrscher sein Glück eher machen könne und er ihm nicht zumuthen wolle, sein Schicksal an das seinige zu ketten, das nun so unglücklich sey. Doch Jthai erklärte, er bleibe bei dem König, es möge zum Leben oder Tod gehen, und sein Beispiel fand große Nachahmung. Der Weg gieng nun über den Bach Kidron und den Oelberg hinauf, um nach der Wüste zu gelangen. Als nun auch die Priester Zadok und Abjathar mit der Bundeslade kamen, rieth er dem Ersteren, dieselbe wieder nach Jerusalem zurückzubringen, Alles dem Willen des Himmels anheim- stellend und die Hoffnung nicht ganz wegwerfend, sie dereinst wieder in ihrer Hütte daselbst zusehen. Da er aber vernahm, daß Ahitophel, einer seiner Räthe, aber Absaloms Vertrauter, mit im Bunde wider ihn sey, so drückte er den Wunsch aus, daß Jehova seinen Rath zu nichte machen möchte, und als ihm auch Husai, sein treuer Freund, in tiefer Trauer begegnete, bat er ihn, nicht mit ihm zu ziehen, son- dern sich in die Stadt zu begeben und in Verbindung mit besagten Priestern und andern Freunden der guten Sache Ahitophelö Plänen

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 204

1839 - Wesel : Bagel
seinen Zorn zu erregen. Besonders sollen sie sich bei einem gcìvissen vorkommenden Gesang selbst übertreffen: reiche Belohnungen würden nicht fehlen! Dieser enthielt eine Schilderung der Liederlichkeiten einer Königin von Lu, die sich während der Minderjährigkeit ihres Sohnes allen erdenklichen Ausschweifungen überlassen batte. Da das Stück rein chinesisch, nicht fremder Art seyn sollte, ließ sich der König von Lu die Aufführung gefallen. Zwanzig Schauspieler erschienen, prächtig gekleidet. Blicke, Geberden, Stellungen und Reden athmeten Wollust, so daß der König von Lu anfangs ganz entzückt war. Nicht so Chung- Tsö. Er rieth seinem Fürsten, das Spiel aufhören zu lassen, der indessen nicht darauf hörte. Als aber die berüchtigte Scene kam und der König von Lu selbst vor Scham ganz roth wurde, sagte er zu dem König von Tsi, daß diese Beleidigung seines Fürsten, da er und sein Herr Freunde seyen, auch für ihn, den König von Tsi, eine Beleidi- gung seyn müsse. Er werde deßhalb seinen Obersten, die eben so im Dienste des Königs von Tsi seyen, rufen, damit sie seinen Befehl vollziehen. Mit furchtbarer Stimme, so daß die Schauspieler und die Könige crschracken, rief er darauf die Wache am Fuße des Hügels herauf und auf die zwei vornehmsten Schauspieler, welche die ärgerliche Scene darstellten,, zeigend, gab er den Befehl, sic niederzuhauen. Die Tai-fu schwangen die Säbel und im Augenblicke entflohen die Andern. Die Könige selbst waren wie versteinert über den schnellen Entschluß des Ministers; dieser vermochte seinen Fürsten, sich hinter die Linien seines Heers zurückzuziehen und der König von Tsi, sich entschuldigend, wurde genöthigt, die drei Städte herauszugeben. Ein anderer Zug der Staatskunst des Philosophen war die Erniedrigung der Tai - su zur Ausdehnung der königlichen Macht, welche durch ihre Eigenmächtig- keit sehr beeinträchtigt wurde. Drei derselben hatten ihre Städte in Festungen mit dicken Mauern und Vorwerken verwandelt, und konnten so das Volk bedrücken und dem König selbst trotzen. Auf seine Vor- stellung gab ihnen dieser daher den Befehl, das Zuviel der Mauern abzubrechen und die Thürme niederzureißen. — Einen reichen Mann, der den Fleischvcrkauf erhalten und sich durch wohlfeilen Einkauf und übermäßig theuren Verkauf ein unermeßliches Vermögen gesammelt hatte, zwang er, dem Volk das zu erstatten, um was er es betrogen hatte. - Den Richtern empfahl er besonders, nicht Jeden ohne Unter- schied zu strafen,, und gegen die Großen und Beamten, die ihre Pflichten genau kennen, die größte Strenge, gegen die niederen Stände Nachsicht zu zeigen. Strenge gegen das niedere Volk sey Ungerechtigkeit und sogar gegen die gesunde Vernunft. Durch Chmlg-Tfös

9. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 249

1839 - Wesel : Bagel
Gylippus Willen nach so vielen Drangsalen den Tod. Die Nachricht, welche zuerst als verworrenes Gerücht nach Athen kam, verbreitete, zur Gewißheit geworden, Furcht und Schrecken. Chios und Milet waren durch Alcibiades abwendig gemacht worden, Lesbos und Euböa wollten von selbst dem peloponnesischen Bunde beitreten, und auch die 3wei persischen Statthalter, Pharnabaz und Tissapherucs, waren bereit, !lch anzuschließen. Ein Netter blieb Athen noch — Alcibiades! Dieser, den Neid mehrerer Männer in Sparta erregend, und beschuldigt, mit der Gemahlin des Agis einen unerlaubten Umgang zu Pflegen, entgieng uur durch die Flucht dem ihn bedrohenden Meuchelmord und floh zu Tissaphernes, dessen volle Gunst er in kurzer Zeit gewann. Damit Athen Zeit bekäme, sich wieder zu erholen, rieth er ihm, weder die Spartaner, noch die Athener zu sehr zu unterstützen, damit sie einander selbst aufreiben; darneben stürzte er sich völlig in den morgenländischen ^urus und, erfinderisch in jeder Art von Vergnügung, wußte er sich dem Satrapen unentbehrlich zu machen. Auch machte er durch seine Einflüsterungen, daß die Spartaner, an welchen festzuhalten, seine Aufgabe war, weniger Sold bekamen, als bisher, was beinahe einen Zölligen Bruch herbeiführte. Den athenischen Befehlshabern aber in Samos, wo sich beträchtliche Streitkräfte befanden, ließ er kundthun, wie viel er bei dem Statthalter vermöge, und wenn sie die den Persern fr verhaßte Volksherrschaft beseitigen, so wolle er verhindern, daß sich die phönicische Flotte mit der spartanischen vereinige. Pisander, ein tatkräftiger Mann, unterstützt von dem sehr beredten Theramenes und dem staatsklugen Antiphon, der verborgen die Seele des Ganzen war, wurde von Samos nach Athen geschickt. Unvermuthct erschienen 400 Mann, mit Dolchen bewaffnet, im Prytaneum oder dem Regierungs- Elaste, ersuchten den Rath der Fünfhundert, sich aufzulösen und wählten, nachdem sie sich entfernt hatten, fünf Präsidenten, in deren ^ände nun die höchste Gewalt gelegt war. Diese 400 sogenannten Grannen wurden bald verhaßt und verachtet, da sie aus Mißtrauen ihre Gewalt mißbrauchten und aus Feigheit mit Sparta unterhandeln wollten. Bald wurde in Samos das Mißvergnügen laut. Es brach ^in Militäraufstand aus und im Lager wurden sogleich die Anhänger der Vierhundert abgesetzt; ja Thrasybul, an der Spitze des Ganzen, ^rsprach, auch in Athen das Gleiche auszuführen, wenn der Fisher verkannte Alcibiades zurückberufen werde, und nach erhaltener Einwilligung begab er sich selbst nach Magnesia, um ihn abzuholen. 7^un, nach vier Jahren, erschien Alcibiades wieder in einer athenischen Versammlung und einstimmig wurde ihm der Oberbefehl über das Heer

10. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 321

1839 - Wesel : Bagel
321 schöpfend, als wolle er sich seines Bundesgenossen entledigen, tödtcte ^ den Prinzen. Die Macedonier waren aufgebracht; doch als er sich Rechtfertigte, erklärten sie ihn zum Könige und Antipater entfloh nach Gracien. Schon rüstete Demetrius, als er sich etwas auf dem Throne ^festigt glaubte, 100,000 Mann und 500 Segel, um das Verlorne iu Asien zu gewinnen. Allein Lysimachus und Pyrrhus, von Ptolemäus und Seleukus aufgefordert, griffen vereint Macedonien an, die Truppen gs Demetrius wurden aufrührisch und als Soldat verkleidet entfloh kr nach dem Peloponnes.. Bald darauf schiffte er nach Asien und nahm gffer mehreren andern Städten auch Sardes, nachdem er sich wieder vermählt hatte. Seine erste Frau, des sturmbewegten Lebens müde, hatte Gift genommen. Von dem Sohn des Lysimachus verfolgt, wandte iich der Abenteurer nach Tarsus und mit Erlaubniß des Seleukus durfte kr sich in einer seiner Provinzen lagern. Doch er drang in Syrien ein und sein Wohlthäter sah einen Feind in ihm, den er bekämpfen ^ußte. Krankheit und Hunger brachten den Städtebezwinger dahin, ^aß er sich, lange in dem Dickicht der Wälder verborgen, an Seleukus ergab. Dieser zeigte sich edel gegen ihn. Er schickte ihn als Gefan- gnen nach Laodicea, wo ihm der Genuß eines Parks und alle Bequem- lichkeiten gestattet wurden. Anfangs schien er ganz zufrieden mit seiner ^ge, gieng und ritt spazieren, jagte und trieb andere körperliche Uebungen; doch, gewohnt an einen größeren Wirkungskreis, fühlte er sich durch die jetzige Lage zu sehr eingebannt. Er suchte sich bei Becher und Würfel zu zerstreuen und starb nach drei Jahren, 54 Jahre alt. 41. Papirius Cursor, f. Wcius Mus (>» Sohn) und Curius Dentatus. (321». Chr ) „ Nach dem Tod- des Königs Al-rand-r von Epirus traten die sanier und Apulier, die cs bisher mit dcn Sammtern gch-lt-n h-um, «uf die Seite der Römer. Doch die Tarentincr, Roms wachsende Mach fürchtend, bewogen sie zum Abfall, nm die Macht der Sammter r»
   bis 10 von 89 weiter»  »»
89 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 89 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 5
2 2
3 3
4 4
5 4
6 3
7 4
8 0
9 1
10 50
11 3
12 23
13 0
14 2
15 1
16 3
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 1
23 1
24 2
25 10
26 5
27 2
28 4
29 2
30 0
31 45
32 0
33 3
34 4
35 1
36 1
37 22
38 0
39 3
40 4
41 2
42 1
43 1
44 2
45 17
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 6
2 0
3 0
4 3
5 0
6 1
7 5
8 25
9 1
10 0
11 1
12 0
13 1
14 2
15 4
16 20
17 32
18 0
19 4
20 40
21 0
22 0
23 8
24 0
25 4
26 2
27 0
28 1
29 3
30 0
31 1
32 1
33 2
34 3
35 2
36 3
37 0
38 3
39 12
40 3
41 8
42 2
43 0
44 1
45 5
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 2
52 10
53 0
54 0
55 1
56 0
57 0
58 2
59 4
60 2
61 0
62 1
63 1
64 3
65 0
66 1
67 5
68 2
69 1
70 0
71 7
72 4
73 1
74 3
75 4
76 7
77 4
78 9
79 2
80 2
81 0
82 7
83 2
84 0
85 0
86 3
87 5
88 5
89 0
90 2
91 0
92 27
93 0
94 5
95 1
96 16
97 2
98 45
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 33
1 3
2 52
3 18
4 17
5 16
6 30
7 50
8 6
9 80
10 22
11 26
12 33
13 11
14 7
15 52
16 73
17 69
18 35
19 12
20 9
21 81
22 32
23 12
24 20
25 24
26 28
27 59
28 2
29 67
30 30
31 11
32 3
33 211
34 11
35 22
36 18
37 48
38 15
39 98
40 28
41 8
42 6
43 25
44 56
45 18
46 14
47 59
48 22
49 64
50 43
51 37
52 76
53 44
54 72
55 46
56 20
57 18
58 23
59 331
60 25
61 41
62 19
63 11
64 37
65 51
66 30
67 79
68 17
69 0
70 31
71 70
72 17
73 46
74 35
75 65
76 18
77 19
78 33
79 23
80 25
81 254
82 8
83 17
84 4
85 62
86 27
87 33
88 35
89 13
90 18
91 26
92 1
93 51
94 70
95 3
96 18
97 36
98 25
99 4
100 138
101 11
102 55
103 66
104 17
105 3
106 16
107 24
108 23
109 12
110 14
111 31
112 41
113 20
114 18
115 30
116 74
117 30
118 21
119 19
120 16
121 191
122 28
123 17
124 26
125 4
126 7
127 30
128 43
129 48
130 22
131 102
132 20
133 40
134 26
135 17
136 201
137 9
138 27
139 12
140 154
141 84
142 39
143 90
144 21
145 16
146 46
147 13
148 31
149 11
150 29
151 30
152 40
153 30
154 8
155 63
156 111
157 37
158 25
159 25
160 19
161 16
162 40
163 51
164 20
165 30
166 95
167 37
168 6
169 35
170 34
171 45
172 22
173 81
174 47
175 181
176 57
177 221
178 18
179 42
180 12
181 45
182 162
183 252
184 50
185 7
186 21
187 22
188 56
189 126
190 18
191 39
192 34
193 20
194 12
195 14
196 57
197 72
198 69
199 51