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Preußen gewährte ihnen daher am 15. Juni zum nochmaligen Ueberlegen eine letzte Frist von 24 Stunden. Die Frage lautete: Neutralität und demnächstiger Anschluß an Deutschlands Neugestaltung oder Krieg?
Die drei entschieden sich für das letztere. So begann am 16. Juni der Einmarsch in diese Nachbarländer.
Der deutsche Krieg 1866.
Der Krieg im Nordwesten.
Selten wohl hat man einen so plötzlichen und völligen Wechsel des Urteils erlebt, wie jetzt beim Ausbruch des Krieges. Das gilt zunächst vom militärischen Gebiet. Denn ganz anders entwickelten sich sofort die Vorgänge, als wie nach dem Maßstab der mutmaßlichen Kräfte erwartet werden mußte. Demgemäß änderte sich auch sofort die Meinung über die politische Lage und dementsprechend auch die über die führenden Persönlichkeiten.
Wie wehrlos und verlassen erschien doch anfangs der ganze preußische Westen! Nach dem vernünftigen Grundsätze, daß die Hauptkräfte dahin zu richten sind, wo die eigentliche Entscheidung fällt, und daß kleinere Erfolge und Niederlagen auf den Nebenschauplätzen von keiner großen Bedeutung sind, war fast die ganze preußische Armee nach der sächsisch-böhmischen Grenze gezogen. Hier nahmen von den neun preußischen Korps acht und ein halbes ihre Aufstellung. Zurückgeblieben war demnach nur ein halbes Korps. Es war die 13. oder Mindener Division in einer Stärke von 15 500 Mann. Außerdem befanden sich noch im Westen die Truppen, die in Rastatt, Frankfurt, Mainz und Luxemburg gestanden hatten und die nun nach dem eingeschlossenen Gebiet von Wetzlar hin abzuziehen schienen. Als Heer konnte man diese paar Infanteriebataillone und -Regimenter doch wohl nicht betrachten. Ebensowenig waren anscheinend die Besatzungstruppen in Schleswig-Holstein mitzuzählen, da sie doch notwendig hier bleiben mußten. Man war sich ja darüber einig, daß sich die Herzogtümer sofort bei ihrem Abmarsch für ihren „angestammten Herzog“ erheben würden.
Die im Westen verzettelten preußischen Truppen waren somit augenscheinlich verlorene Posten, denen von Hannover und
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Unterstützung des Südens würden die Deutschen sofort zum Angriff übergegangen sein. Schon 1867 und 1868 hatte Moltke darauthin die Pläne entworfen. Jetzt aber im Bunde mit dem Süden war die Ueberzahl sofort da, zumal, da man auch die Truppen des ganzen Ostens hatte heranziehen können, selbst die Ostpreußen (1. Korps) und die Schlesier (6. Korps); denn Kaiser Alexander erklärte, daß er neutral bleibe; wenn jemand aber Preußen angreife, so werde er diesem helfen. Das war für Beust deutlich genug; auch Oesterreich wollte unter diesen Umständen neutral bleiben.
Nach der Arbeit Bismarcks trat jetzt diejenige Moltkes wieder in den Vordergrund.
Der deutsch-französische Krieg.
Der Art, wie der Krieg vorbereitet war, entsprach auch die Einleitung. Die Pariser dursteten nach Erfolgen. So wurde schon am 2. August der Vormarsch angetreten. Man nahm das gar nicht ernstlich verteidigte Saarbrücken, wobei der Kronprinz „Lulu“ eine solche Kaltblütigkeit entwickelte, daß — angeblich wenigstens — die Soldaten weinten. Napoleon aber erklärte in seiner Proklamation: „Welchen Weg wir nun auch außerhalb unserer Grenzen nehmen werden, wir werden überall die ruhmreichen Spuren unserer Väter finden. Wir werden uns überall ihrer würdig zeigen.“ Die Armee erhielt den Namen Rheinarmee. Die Leute sind auch wirklich an und über den Rhein gekommen, aber freilich erst später als — Kriegsgefangene.
Gegenüber der überstürzten und zuversichtlichen Art der Franzosen, die in den Krieg stürmten, als noch das Wenigste vorbereitet war, sticht die Ruhe und Besonnenheit auf deutscher Seite auf das wirkungsvollste ab. In drei Armeen sammelten sie sich: Die Erste im äußersten Westen an der Luxemburger Grenze, vorwärts Trier. Sie bestand aus den Rheinländern und Westfalen, zu denen bald auch noch die Ostpreußen kamen (1. Korps), im ganzen etwa 90000 Mann; den Oberbefehl hatte der im Jahre 1866 so bewährte, alte Steinmetz. Die Dritte Armee vorwärts Mannheim und Landau umfaßte die Süddeutschen, denen zwei preußische Korps, die Thüringer und Hessen (11. Korps) und die Posener (5. Korps) beigegeben waren. Bald kamen
Rothert, Vaterländische Geschichte. 13
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Spichern, 6. August.
Geplant war nachueberschreiten der Grenze eine Schwenkung der drei Armeen nach rechts. Ziel Paris. Demnach sollte Steinmetz zunächst bei Saarlouis Stellung nehmen und später hier den Fluß überschreiten. Den „Löwen von Nachod“ mochte es aber drängen, Saarbrücken den Franzosen wieder abzunehmen. So kamen seine Vortruppen unter Kameke weiter östlich bei Spichern schon am 6. August zu den schweren Frontangriffen gegen Frossard. Erleichtert wurde der Kampf erst, als die Brandenburger (3. Korps) links stärker eingriffen, und noch mehr, als abends die 13. Division auf dem rechten Flügel von Kl. Rossein aus Forbach, d. h. die westliche Seite Frossards bedrohte. Das Ausbiegen der Ersten Armee nach links in die Linien der Zweiten Armee entsprach freilich nicht den Absichten Moltkes und brachte große Verluste, aber das todesmutige Vorgehen war doch nicht fruchtlos, denn es hinterließ bei den Franzosen einen großartigen Eindruck. Eine Armee, die in der Minderzahl mit einem minderwertigen Gewehr einen befestigten Berg stürmt, mußte doch von einer ganz besonderen Willenskraft und Tüchtigkeit sein. So urteilt Chuquet, daß „die Deutschen den Sieg errangen, obschon ihren Anstrengungen der Zusammenhang fehlte und obgleich das Gefecht in etwas abenteuerlicher Weise eingeleitet und ohne jeden Plan, nur dem Zufall folgend, durchgeführt wurde, obgleich sie nur in kleinen Abteilungen wie tropfenweise zum Angriff gelangten, obgleich sie, vom Marsche erschöpft und unfähig waren, den Besiegten zu verfolgen. Sie verdankten den Sieg ihrer Kühnheit, ihrem kriegerischen Selbstvertrauen, dem Geiste hochherziger Kameradschaft. Alle marschierten entschlossen nach dem Kanonendonner.“
Inzwischen hatte auch die Dritte Armee ihre Tätigkeit aufgenommen.
Zu den vorangehenden Erkundigungsritten, die über die Zahl und Stellung der Feinde Auskunft geben sollten, gehört auch der des Grafen Zeppelin, der neuerdings auf dem Gebiete der Luftschiffahrt wieder ein so erfolgreicher Bahnbrecher geworden. Damals, es war am 27. Juli bei Niederbronn, ermittelte er auf seinem Ritte, daß im äußersten Osten große Massen Feinde nicht
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seien. Persönlich entkam er einem Ueberfall nur wie durch ein Wunder.
Am 4. August wurde der Vormarsch über die Grenze angetreten. Die größere Zahl der Franzosen war westlich in Lothringen und dem Marschall Bazaine unterstellt; für die dritte Armee kam nur die kleinere östlich im Elsaß in Betracht. Hier waren drei feindliche Korps: eines unter Failly bei Bitsch, ein anderes unter Felix Douay bei Mülhausen; das dritte und stärkste unter Mac Mahon in der Mitte dieser beiden bei Straßburg. Um nun das Mülhauser Korps im Süden festzuhalten, wurden, ähnlich wie bei den Scheinangriffen 1866 in Oberschlesien, mit möglichst viel Geräusch von Lörrach her Einfälle angedroht. Dieselben Krieger erschienen wie auf dem Theater bald in dieser, bald in jener Uniform; bald machten sie hier Miene, die Grenze zu überschreiten und bald an anderer Stelle. Und wirklich gelang es, die ersten Kämpfe gegen Mac Mahon zu bestehen, ohne daß er von rechts oder links die wünschenswerte Verstärkung heranziehen konnte. Felix Douay glaubte nicht die Burgunder Pforte verlassen zu dürfen und Failly, der Wundertäter von Mentana, schwankte, ob er Bazaine oder Mac Mahon helfen sollte. Deshalb half er keinem von den beiden.
Somit kam für die Kämpfe im Elsaß nur das aus vier Divisionen bestehende Korps Mac Mahons in Betracht.
Nach dem Ueberschreiten der Grenze gelangte die Dritte Armee nach
Weißenburg, 4. August.
Gleich hier fand der erste größere Zusammenstoß statt. Der Ort besaß noch von alters her Befestigungsmauern und wurde von der Division Abel Douay verteidigt. Bei der Zahl der Deutschen und der Vortrefflichkeit ihrer Artillerie fiel es nicht schwer, zunächst den Bahnhof zu stürmen, dann, während das 11. Korps eine Umgehung nach dem überragenden Geisberg versuchte und der feindliche Führer deshalb den Rückzug anordnete, auch die Stadt zu erobern und endlich auch noch den hartnäckig verteidigten Geisberg zu nehmen. Abel Douay selber war inzwischen gefallen. Der Sieg hatte den Deutschen etwa 1500 Mann gekostet.
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Colombey — Nouilly, 14. August.
S. die Nebenkarte Nr. 20.
Eine weitere Folge der Schlacht bei Wörth war die, daß die beiden französischen Armeen, die Elsässische und die Lothringer, die schon vorher nur wenig Zusammenhang gehabt hatten, jetzt völlig auseinandergerissen wurden. Auf der inneren Linie von ihnen bewegten sich jetzt die drei deutschen; anfangs in kurzen Tagemärschen, da man an der Nied oder doch an der Mosel auf neuen Widerstand sich gefaßt machen mußte. Den kürzesten Weg hatte die Erste Armee, die den kleinsten Bogen zu beschreiben hatte. Sie stieß am 14. mit dem Vortrab des 7. Korps auf den Feind. Der General v. d. Goltz entriß ihm Colombey, geriet dann aber, als die zahlreich abziehenden Franzosen kehrt machten, in nicht geringe Bedrängnis. Erleichtert wurde seine Lage, als zur Rechten auch das 1. Korps in den Streit eingriff. Es kämpfte bei Nouilly und drang fast bis Mey vor. Auch vom 9. Korps, das Peltre besetzte, machte sich die Unterstützung geltend. Ein weiteres Zurückdrängen des Feindes war aber nicht erreichbar und auch nicht beabsichtigt, weil man sich nicht in den Bereich der schweren Geschütze von Metz vorwagen durfte.
Der Kampf kostete den Deutschen 5000 Mann. Das war ein großer Verlust. Der Erfolg war aber, daß der Abzug der Franzosen um einen Tag aufgehalten wurde und damit war die Wahrscheinlichkeit gegeben, die entscheidenden Kämpfe auf der Westseite von Metz zu liefern; denn inzwischen erreichten die Zweite und Dritte Armee die Mosel.
Am 15. sah man hinter Metz große Staubwolken. Es war demnach anzunehmen, daß die französischen Massen sich schon jetzt nach Verdun in Bewegung setzten. Aber auch an sich war die Wahrscheinlichkeit groß, daß der Gegner hinter die Maas marschiere; denn beide französische Heere mußten doch bestrebt sein, wieder den Zusammenschluß zu erhalten. So wurden auch die Zweite und die Dritte deutsche Armee westwärts in Bewegung gesetzt.
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bedingung für die Schlacht .bei Gravelotte, welche die Einschließung der Franzosen in Metz erzwang. Das bedeutete aber noch mehr, als eine bloße Spaltung der feindlichen Armeen. Es war entscheidend für den letzten Ausgang.
Gravelotte — St. Privat, 18. August.
Die Anfänge eines Krieges können vorher überlegt werden, namentlich dann, wenn er als Angriffskrieg geplant ist. So ist es preußischerseits meistens der Fall gewesen.
Wie die Sachlage aber nach den ersten Entscheidungskämpfen steht, ist nie vorauszusehen. Dann kommt es auf das treffende Urteil und auf die Entschließungskraft der entscheidenden Personen an.
Zu den nicht geplanten gehören auch die letzten Doppelschlachten bei Colombey-Nouilly und bei Vionville-Mars latour; sie waren unmittelbar vor dem Beginn eingegeben und ausgeführt worden.
Vor einer noch größeren Entscheidung aber standen die Führer am 17. August. Bazaine vor der, ob er nicht im letzten Augenblick den Abzug doch noch versuchen und Frankreich die ihm anvertraute Armee, wenn auch nicht unversehrt und reich an Ehren, wohl aber doch in leidlich vollständiger Kriegerzahl erhalten solle. Eine solche Entscheidung erwartete man deutscherseits, weil sie die vernünftige war, und traf darnach seine Einrichtungen. Man nahm an, daß die Franzosen immer noch westwärts abziehen wollten und hatte zu der Vermutung um so mehr Grund, als ihre Vorposten in der Frühe des 17. immer noch von Bruville bis Rezonville standen. Aber der französischen Eitelkeit hätte dieser fluchtartige Abzug keinenfalls zugesagt; er war außerdem für die sechs Korps mit den gewaltigen Wagenmassen und den wenigen nördlichen Straßen gewiß höchst gefährlich und hätte mit Schicksalsschlägen endigen können, wie die Preußen sie nach Jena erlebten. Heldenhafter sah es jedenfalls aus und zunächst war es wohl auch sicherer, sich an die überaus starke Feste Metz anzulehnen. Dann aber war die Einschließung der von Mack vergleichbar, der seinerzeit immerhin in Ulm noch eher auf Entsatz zu rechnen hatte, als Bazaine dies jetzt tun durfte.
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St. Hubert wurde beim vierten Angriff genommen, um die ändern Punkte aber wogte der Kampf mit wechselndem Erfolg hin und her; ja um 7 Uhr machten die Franzosen sogar einen Vorstoß, der sich bis über Gravelotte hinaus mit den Geschossen geltend machte und selbst den König Wilhelm persönlich gefährdete. Erst die nach 7 Uhr vorgehenden Pommern, die frühmorgens um 3 Uhr von Pont-ä-Mousson aufgebrochen waren und nach ununterbrochenem Marsch jetzt eben auf dem Kampfplatze anlangten, vermochten die Franzosen wieder zurückzudrängen. Außerordentlich schwer war hier der Kampf in der Manceschlucht. Endlich wurde auch hier der Widerstand gebrochen und die Franzosen zogen sich frühmorgens zwischen 4 und 5 Uhr allgemeiner ostwärts in den Schutz der starken Forts zurück. Es waren die von St. Quentin und Plappeville.
Der furchtbare Kampf hatte den Deutschen 20 000 Mann gekostet, den Franzosen, die meist gedeckt gekämpft hatten,
13 000 Mann; da später 173 000 Mann kapitulierten, mußten sie demnach vor der Schlacht mindestens 186 000 Mann gehabt haben, gegen welche 178 000 Deutsche angreifend vorgegangen waren.
Der gesamte Verlust der Deutschen betrug jetzt nach
14 tägigem Ringen bereits 50 000 Mann! Darunter unverhältnismäßig viel Offiziere. Es war ein Glück, daß jetzt bei Metz wenigstens der Krieg einigermaßen zum Stillstand kam. Die Feinde waren enger in die starke Festung hineingedrängt und nun begann die Umschließung, die auf die Dauer nur mit der Kapitulation endigen konnte. Geplant war sie ursprünglich nicht; gelang sie aber, so waren gleichzeitig eine gewaltige Armee und eine fast unüberwindliche bis dahin „jungfräuliche“ Festung in die Gewalt der Deutschen gebracht. Es war also wohl der Mühe wert, dazu 7 Korps und eine Reservedivision zurückzulassen. Sie zählten damals noch 150 000 Mann, waren also kaum so zahlreich, wie die eingeschlossenen Truppen der Franzosen. Drei Korps aber hatte man von der ursprünglich Zweiten Armee getrennt. Es waren dies das 4., 12. und das Gardekorps, die nun als vierte oder als Maasarmee unter dem Oberbefehl des Kronprinzen von Sachsen weiterzogen und an der Maas die Truppen des Kronprinzen von Preußen erreichten. Beide kronprinzlichen Armeen sollten weiter in gleicher Höhe in gleichlaufenden Linien westwärts ziehen.
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vor sich gehen und daß sie doch gleichzeitig in den Zeitungen und sonst öffentlich diese Absichten ruhmredig verkündeten. So hieß es im Gesetzgebenden Körper: „Der französische General, welcher seinen Gefährten im Stich läßt, verfällt dem Fluche des Vaterlandes.“ Dieselben beruhigenden Absichten Mac Mahons, dem Bazaine zu Hilfe zu kommen, verkündete nicht minder der Pariser Temps. Auch aufgefangene Briefe bestätigten diese Pläne.
So wurde man deutscherseits aufmerksam und entschloß sich demgemäß rasch zu dem Rechtsabmarsch.
Und Mac Mahon? Endlich mußte doch auch er bemerken, daß die eine Voraussetzung, das Entgegenkommen Bazaines, nicht zutreffe. Außerdem aber erkannte er auch, daß sich ein schweres Unwetter um ihn selber zusammenziehe.
Das änderte seine Pläne.
Am 27. August entschloß er sich wieder, nach Paris zurückzugehen. Aber nun telegraphierte der Kriegsminister, daß dann, wenn Bazaine im Stich gelassen werde, in Paris die Revolution ausbreche. Auch sei der preußische Kronprinz noch weit von ihm entfernt.
So gedrängt, ging Mac Mahon seinem Verderben entgegen. Vorgefechte, so am 25. bei St. Menehould, wo 1000 Mobilgardisten sich ohne Widerwehr von Reitern ! gefangen nehmen ließen, ferner die Bewegungen am 27. bei Buzancy und andere Erscheinungen zeigten, daß die französische Armee schon von einem wenig kriegslustigen Geist beseelt sei.
Noch deutlicher zeigte dies am 30. August die Schlacht bei Beaumont. Sie wurde hauptsächlich vom 4. Korps gegen dasjenige Faillys ausgekämpft und bestand aus einer Reihe immer umfangreicherer Gefechte, die sich von hier nach Mouzon und sogar nach dem rechten Maasufer hinzogen. Deutscherseits sollte nur dann eine Schlacht angenommen werden, wenn rechts und links die ändern Korps zur Beteiligung nahe wären. Als der General Schüler indes, aus einem hochgelegenen Walde heraustretend, 800 Schritt vor sich die Feinde sorglos mit der Herstellung ihrer Suppe beschäftigt fand, konnte er der Versuchung nicht widerstehen, einige Granaten in diese hineinzuschicken. Die aufgescheuchten Gegner ordneten sich freilich rasch und griffen nun ihrerseits an. Dann aber zurückgehend, ließen sie sich wieder angreifen und wichen aufs neue. Das
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wiederholte sich des öftern, bis, wie gesagt, die schützende Maas sie glücklich deckte. Der stete Angriff kostete der Maasarmee 3500 Mann, die Franzosen verloren aber allein an Gefangenen fast ebensoviel, dazu 51 ! Geschütze, viele Munitionswagen und die Kriegskasse mit 150 000 Frs. Außerdem wurden sie in ein enges Gelände zwischen Maas und Belgien gedrängt, das ihre Bewegungsfreiheit im höchsten Grade hemmte.
Die Schlacht bei Sedan, 1. September.
S. die Nebenkarte Nr. 21.
So war die Lage Mac Mahons schon fast hoffnungslos geworden. An den Vormarsch nach Metz durfte er kaum noch denken; wohl aber sammelte er am 31. August alle seine Truppen unter dem Schutze der Festung Sedan. Vielleicht war ein Entkommen nach Westen hin noch möglich. Die Verfolgung zu erschweren, war der Befehl erteilt, die festen Brücken abwärts bei Donchery und aufwärts bei Bazeilles zu zerstören; er wurde aber nicht ausgeführt, und deutscherseits baute man in der Nacht zu diesen stehenden noch weitere (Ponton-) Brücken bei Remilly und bei Donchery. Der ganze Kampf konnte und mußte sich jetzt auf dem rechten Maasufer abspielen. Für die Verteidigung war hier von großem Werte der Kalvarienberg und südlich davon das hochliegende Gehölz von Garenne. Nördlich von Sedan bot das Tal des Floingbaches einigen Schutz; noch mehr aber östlich das tiefere der Givonne. An ihrem untersten Laufe bei Bazeilles begann die Schlacht; schon um 5 Uhr war hier das erste bayerische Korps vorgegangen, hatte den größten Teil von Bazeilles in Besitz genommen, war dann aber an der Villa Beurmann, welche die Straße beherrschte, auf lebhaften Widerstand gestoßen. Als die Einwohner sich hier am Kampf beteiligten, wurden auch sie natürlich als Feinde behandelt. Erst um 8 Uhr gelang es, von dem Park des Schlosses Monvillers aus in den Garten der Villa Beurmann einzudringen.
Neben den Bayern kämpften bei Moncelle die Sachsen. Der Widerstand war hier besonders heftig, weil von dieser Stelle aus der ursprünglich geplante Vormarsch auf Metz geschehen mußte. Hier war schon um 6 Uhr Mac Mahon schwer verwundet worden, so daß er den Oberbefehl an Ducrot hatte abtreten müssen. Ducrot aber warf den ganzen Plan schleunigst um.
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Er wollte an der entgegengesetzten Seite bei Illy durchbrechen. Die Angriffe, die jetzt noch im Südosten gegen die Bayern und Sachsen fortgesetzt wurden, waren wohl sehr lebhaft, aber doch nur Scheinangriffe. Man wollte jetzt nach Nordwesten und richtete dahin die Massen der französischen Truppen.
Inzwischen schob sich zwischen den Bayern und Sachsen das vierte preußische Korps hinein. Das hatte die Wirkung, daß das zwölfte Korps weiter die Givonne hinauf auf La Moncelle und Daigny vorgehen konnte, und noch weiter nördlich konnte um 10 Uhr die Garde auf Haybes und Givonne hin den Angriff richten. Sie kam von Francheval, ging aber, um zwei Schluchten zu vermeiden und schneller an den Feind zu gelangen, auf dem Umwege über Villers Cernay. Mittlerweile hatte bei den Franzosen der Oberbefehl sich wieder geändert. Auf Anordnung des Kriegsministers sollte, falls Mac Mahon ausfalle, der eben aus Afrika kommende General Wimpffen die Leitung übernehmen, und dieser kam wieder auf den ersten Plan zurück, ostwärts den Ausgang zu suchen. Das führte zu den Kämpfen, die den Franzosen das westliche Givonneufer wieder verschafften. Immer furchtbarer aber machte sich jetzt das Feuer der preußischen Artillerie geltend, das nicht bloß das ganze Givonneufer bestrich, sondern auch darüber hinaus das von flüchtenden Franzosen dicht gefüllte Gehölz von Garenne. Auch ein letzter Durchbruchsversuch, der hier im Südosten von Wimpffen gemacht wurde und an dem sich zu beteiligen er vergebens Napoleon vorgeschlagen, mißglückte. — Noch viel erschütternder aber waren die Versuche der Reiterei, im Nord westen zu entkommen. Hier waren das elfte und fünfte preußische Korps schon am Vormittag durch den 2000 Schritt langen Engpaß von St. Albert unangefochten hindurchgegangen und hatten sich dann nach Fleigneux hin ausgebreitet, um die Einschließung im Rücken zu vollenden. Das gelang vollständig um 3 Uhr, als Illy genommen und damit den Husaren der Garde die Hand gereicht war.
Schon einmal, nämlich morgens 9 Uhr, hatte Galliffet an dieser wichtigen Stelle den Durchbruch versucht. Die französischen Reiter waren jedoch bald nach allen Seiten versprengt worden. Nach 1 Uhr wurde dieser Angriff von sieben Reiterregimentern wiederholt, den abermals, da der General Margueritte bald fiel, Galliffet führte und immer aufs neue, eine halbe Stunde
Rothert, Vaterländische Geschichte. 14
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Extrahierte Personennamen: Illy Napoleon Margueritte Rothert
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen La_Moncelle Mahon Afrika Nord