112
Sechstes Hauptstück.
ihn angestiftet hatte, bezog sogar 400 Gulden Pension
vom Prinzen, irrte aber 12 Jahre später als Bettler
umher. Kurz nach dem blutigen Ende der beiden Witt
gaben die Stände dem Prinzen den Auftrag, die Stadt-
magistrate zu ändern: die oranische Parthei hatte voll-
ständig gesiegt. Jndeß war Ludwig zu neuen Lustbarkei-
ten nach Versailles zurückgekehrt; die Besetzung vieler
festen Plätze, welche daher Eonde sämmtlich hatte schlei-
fen wollen, minderte den angreifenden Theil deö Heers;
Luxemburg, Freund und Schüler Condos, scharfsich-
tig und rasch, häßlich und verliebt, suchte umsonst, wäh-
rend des Winters 72 aus Schlittschuhen nach Leyden und
Haag zu dringen: das Eis thaute weg, nachdem kaum
die Hälfte des Marsches geglückt war; Wilhelm konnte
von der Vertheidigung zum Angriffe übergehen; zur See
hielten 1673 Ob dam und Ruyter, in noch 3 großen
Treffen der vereinigten feindlichen Flotte das Gleichge-
wicht, und auch Wilhelms diploinatische Thätigkeit trug
ihre Früchte. Bereits 1672 hatte der Chursürst von
Brandenburg 20,000 Mann zur Vertheidigung der Nie-
derlande ins Feld gestellt, und zugleich den Kaiser gegen
Frankreich zu stimmen gesucht. Hiebei stieß er auf eigne
Schwierigkeiten: Leopold war durch seine von Ludwig
bestochnen Minister Lobkowitz und Auersperg zu
einem Traktate vermocht worden, kraft dessen sich Frank-
reich mit Oestreich in die eroberten Niederlande theilen
wollte. Nun fiel cs zwar dem Churfürsten nicht schwer,
dem Kaiser begreiflich zu machen, daß Ludwig im Ernst
an eine solche Theilung nie gedacht, sondern sie blos
vorgespiegelt habe, um Oestreich in Unthatigkeit zu er-
halten ; allein auf der andern Seite flüsterten die Mini-
ster dem skrupulösen Gewissen ihres Herrn ein, er sey
eben einmal durch sein kaiserliches Wort an den Traktat
gebunden. Nach langem Besinnen gedieh endlich Leopold
zu folgendem sinnreichen Entschlüsse: als Kaiser an Frank-
reichs Interesse gekettet, wolle er, gleichsam um alle Ge-
rechtigkeit zu erfüllen, als Erzherzog von Oestreich unter
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Witt Ludwig Ludwig Schüler_Condos Wilhelm Wilhelms Wilhelms Leopold Leopold Ludwig Ludwig Lobkowitz Ludwig_im_Ernst Ludwig Ernst Oestreich Leopold Leopold Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Versailles Luxemburg Brandenburg Nie- Frankreich
Oestreichischer Erbfolgekrkeg.
415
sich Karl Eduard zu Paris schon so verächtlich gemacht,
daß die Regierung ihren Plan aufgab; allein er selbst
wollte nun, nur einigermaßen mit Geld und Waffen
unterstützt, und von schottischen und irischen Offizieren
begleitet, welche die französische Fahne verlassen durs-
ten, das Abentheuer bestehen: eine kleine Fregatte trug
ihn nach Schottland: den 27. Juni 45 landete er bei
Moydart. Der Zeitpunkt wenigstens war gut gewählt,
Georg Ii. und Staatssekretär Harringtvn in Hannover,
die besten Truppen auf dem Festland. Die 1716 geäch-
teten Schotten eilten in ihre Heimath: die Macdonalds
und Camerons sammelten sich; am 19. Sept. zog der Prinz
in Edinbnrg ein; am 26. erklärte er sich als Stellvertreter
seines Vaters zum König; am 1. Okt. sprengten 4000
Bergschotten, den Säbel in der Faust, bei Preston Pans
die geringe Streitmacht des Engländers John Cope
auseinander. Ohne an Belagerung der schottischen Forts
zu denken, drang Karl Eduard, weil er hoffte, in Süd-
cngland werde ein französisches Heer erscheinen, als Hoch-
länder gekleidet, über Carlisle bis Derby, 48 Stunden
nördlich von London, vor; dann aber, über seine eigne
Kühnheit erschrocken, wandte er plötzlich um. Georg Ii.
war nach London zurückgereist; der Herzog von Cumber-
land schiffte mit 6000 an .Holland verkauften Hessen zu
der in England versammelten Armee, folgte dem Prä-
tendenten auf dem Fuße, nahm den 31. Dez. Carlisle,
gleich nachher Edinburg, und sandte zum Entsätze von
Falkirk den General Hawley ab: am 17. Jan. 46 er-
litt Hawley eine Niederlage. Karl Eduard zog nord-
wärts. Plötzlich, den 27. April, warf er sich bei Cullo-
dcn mit 8000 Mann, welche Schwerter und Streitäxte
schwangen, und nur wenige schlechtbediente Feldstücke hat-
ten, auf den weit zahlrcichern Feind: das wohlgezielte
Feuer der Engländer und hessische Tapferkeit entschied
den Kampf in einer halben Stunde: die Schotten wurden
niedergehauen oder zerstreut; der Prinz entrann, unter
romantischen Abentheuern, wie einst Karl Ii., obgleich
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Extrahierte Personennamen: Oestreichischer_Erbfolgekrkeg Karl_Eduard_zu_Paris Karl Eduard Georg_Ii Staatssekretär_Harringtvn Camerons Preston_Pans John_Cope Karl_Eduard Karl Eduard Georg_Ii Hawley Hawley Karl_Eduard Karl Eduard Karl_Ii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Schottland Hannover Edinbnrg Carlisle London London Hessen England Carlisle Edinburg
454
Sechzehntes Hauptstück.
mit Porcellan und dergleichen Dingen trieb seine Excel-
lenz Handel: der Werth seiner 40 Uhren, seiner pracht-
vollen Geräthschaften und Kleider ließ sich gar nicht be-
rechnen. An Ensenadas Stelle kam der Abenrhcurcr
Wall aus Irland, welcher in spanischen Diensten Ge-
neral, dann Gesandter zu London geworden war, nicht
einmal das Englische richtig schrieb, aber als Minister
Einfluß genug behauptete, um jede Verbindung mit Frank,
reich gegen England zu Hintertreiben. Den 27. Aug. 58
starb die Königin: Ferdinand verschloß sich im Pallast,
redete kein Wort, wollte Nichts essen, und war 9 Mo-
nate lang wahnsinnig, bis ihn am 10. Aug. 1759 der
Tod erlöste. Sein Halbbruder Karl Hi. folgte nach,
der bisherige König beider Sicilien, vermählt von 1738
bis 1760 mit Augusts Hl. Tochter Maria A ma lia
Christine, die ihm 7 Tochter und 6 Sohne geboren
hatte: da der älteste Prinz Philipp Anton blödsin-
nig war, erklärte er den zweiten, den am Ii. Nov. 1748
gebornen Karl Anton zum Prinzen von Asturien, und
seinen dritten, am 12. Januar 51 gebornen Sohn als
Ferdinand Iv. zum König beider Sicilien; denn daß
nicht Don Philipp in Neapel succedirte, sondern das
Herzogthum Parma behielt, welches sonst an Oestrcich
zurückgefallen wäre, hatte der französische Minister Chvi-
seul, in Voraussicht günstiger Folgen für Frankreich, bei
Kaunitz ausgewirkt. Wirklich legte Karl Iii., theils weil
er auf den bourbonischen Namen stolz war, theils aus
Dankbarkeit für jene Maßregel, sogleich freundliche Gesin-
nungen gegen das pariser Kabinet an den Tag. Jetzt
also konnte Choiseul hoffen, Spanien als Bundesgenos-
sen Frankreichs in den Krieg gegen England zu ver-
wickeln: hinter dem Rücken Walls, der immer noch die
auswärtigen Angelegenheiten leitete, knüpfte er unmittel-
bar mit König Karl «n, und empfieng ebenso heimlich
durch den spanischen Gesandten Grimaldi sehr er-
wünschte Zusicherungen. Wie er sich nun vollends rüh-
men konnte, sein Eifer für Spaniens Interessen habe
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke]]
Extrahierte Personennamen: Frank Ferdinand Karl_Hi Karl Augusts Maria_A_ma_lia
Christine Maria Philipp_Anton_blödsin- Philipp Karl_Anton Karl Ferdinand_Iv Ferdinand Philipp Philipp Kaunitz Karl_Iii Karl Karl_«n Karl Grimaldi
Extrahierte Ortsnamen: Irland England Sicilien Asturien Neapel Frankreich Spanien Frankreichs England Spaniens
Siebenjähriger Krieg.
425
Haiden von Ostfriesland, welche Provinz nach dem Tode
des Fürsten Karl Edzard 174^ an Preussen gefallen war,
gründete Friedrich eine Anzahl Kolonien, freilich mit
schlechtem Erfolg, weil er das ganze Geschäft von Ber-
lin aus selber leitete; auch dachte er, statt für den Ele-
mentarunterricht der Friesen Etwas zu thnn, gleich an
eine astatische Handelsgesellschaft in Emden, und setzte
hiefür zu Berlin eine aus Baronen bestehende königliche
Direktion nieder. In der Rechtspflege neuerte er nach
Grundsätzen Friedrich Wilhelms: er wollte Einheit der
Gesetze und des Verfahrens, Abkürzung der Prozesse,
Verbannung pedantischer Spitzfindigkeiten, strenge Beauf-
stchtigung der Richter: Eocceji, schon unter Friedrich
Wilhelm Chef der Justiz, faßte bis 1755, eher zu eil-
fertig als zu langsam, ein Gesetzbuch nebst Prozeßord-
nung ab, und der König rief, indem er hastig Rapport
über die Zahl cntschicdner Prozesse verlangte, anstatt der
abgeschafften Mißbräuche manche neue hervor. Duldung
übte er, wie kein Fürst jener Zeit: die Rücksicht auf
schlesische Katholiken irrig dazu bei, und Dorurtheile hatte
er bei sich selbst nicht zu bekämpfen; denn er war das
Gegenthcil von abergläubig. Eine hohe Meinung von
seinen Fähigkeiten wurde damals schon in ganz Europa
herrschend: ohne hvchbesoldetc Diplomaten, ohne kost-
spielige Gesandtschaften behauptete er das Ansehen Preus-
sens als einer jungen Großmacht: auf Soldaten, die un-
ter ihm dienten, auf Menschen in seiner Umgebung wirkte
er, obgleich mehr blendend durch Witz als erwärmend
durch Phantasie, mit der Kraft eines überlegnen Gei-
stes. Aber auch Oeftreich machte damals nicht unbedeu-
tende Fortschritte. Von Ersparnissen im Hofstaat ist
bereits die Rede gewesen. 1747 sodann übertrug Maria
Theresia ihrem Gemahl die Reform der Abgabenerhe-
bung: er entließ Schaaren unbrauchbarer Leute, und er-
übrigte jedes Jahr 12 Millionen. Hievon wurden seit
1.748 jährlich 5 Millionen weiter als bisher, nämlich im
Ganzen 15 Millionen für das stehende Heer verwendet,
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_Edzard_174^ Karl Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Maria
Theresia Maria Theresia
Extrahierte Ortsnamen: Ostfriesland Emden Berlin Europa
430
Sechzehntes Hauptstück.
ihm diese Stimmung eingepflanzt; hiezu kam, daß sein
kleines, angestammtes Hcrzvgthum mehr Reih für ihn
hatte als das öde, kolossale Rußland, und daß er in dem
- Streite zwischen Gottvip und Dänemark von Seiten Fried-
richs unterstützt zu werden hoffte. So ängstlich also
Elisabeth und Bestuschew seit 1746 den Großfürsten durch
Spione auslauerten, so drohte er doch allen Denen, wel.
che dem Kanzler gegen Preussen an die Hand giengen,
mit seiner künftigen Rache, und setzte durch einen Brief-
wechsel, den er mit dem König unterhielt, Diesen stets
von den geheimen Anschlägen seiner Feinde in Kenntniß.
Auch aus einer andern, minder ehrenwerthen Quelle
schöpfte Friedrich: 2 Jahre lang hatte er den vstreichi-
schen Gesandtschaftssekretär von Weingarten im Sold,
und von 1753 bis 56 schickte ihm der dresdener geheime
Kanzlist Menzel, dem in Potsdam Schlüssel zu den
Aktenschränken gemacht worden waren, durch den preus-
sischen Gesandten mit jedem Pvsttage Abschriften aller
wichtigen Papiere. Obgleich Friedrich auch so das Ge-
heimniß des Kaunitz nur ahnen, nicht durchschauen konn-
te, so erfuhr er doch die Entwürfe des dresdener und
Petersburger Hofs vollständig genug, um seine Maßre-
geln darnach zu treffen. Sein Auge fiel auf England,
wo eben damals Anstalten zu einem gewaltigen Kampfe
auf der See und in den Kolonien gemacht wurden.
Zwischen den Kabinetten von St. James und von
Paris walteten verschiedne, nicht unbedeutende Streitfra-
gen ob. Einmal hatte Frankreich im utrechter Frie-
den ohne genaue Gränzbestimmung Acadien an Eng-
land abgetreten, und die Britten sprachen nun unter die-
sem Titel sämmtliches Land bis an den Lorenzvstrom an,
während die Franzosen unter Acadien Nichts als die
Halbinsel Ncuschottland verstehen wollten. Zweitens glaub-
ten die Franzosen, als, Entdecker des Misstssppi, auf das
ganze Stromgebiet desselben, die Engländer hingegen,
als Inhaber der Kolonien zwischen dem Meer und dem
Alleghanygebirg, ei»t Recht auf alles westwärts gelegne
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Menzel Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Gottvip Kenntniß Potsdam England Paris Frankreich Frie- Alleghanygebirg
Nordischer Krieg.
347
Land er schon 1716, wiewohl ohne Erfolg und mit Ver-
lust, bekriegt hatte. Dießmal sollte es in der Mitte
und im Süden zugleich gefaßt werden: General von
Arm selb drang im August 1718 durch das Hochge-
birge über Röraas mit 10,000 Mann nach Drontheim
vor; Karl rückte zu Anfang Novembers mit 17,000 Mann
gegen Friedrichshaid, schloß die Festung ein, eröffnete
den 4. Dez. die Laufgräben, und stürmte 5 Tage spater,
mit dem Degen in der Faust, die Schanze Güldenlöw.
Es war Sonntags den 11. Dez., nachdem er Vor- und
Nachmittags die Predigten in Tydestahl angehört hatte,
daß er Abends gegen 9 Uhr mit dem Oberingenicur M e-
gret und dem Generaladjutanten Signier hinaus-
gicng, um, auf eine Brustwehr gestützt, den Belage-
rungsarbeiten zuzusehen: ein schneidender Wind strich über
die Ebne; der Himmel war sternhell; aus der Festung
donnerten von Zeit zu Zeit die Kanonen; seine Begleiter
entfernten sich. Nach 10 Uhr kam Siguicr nebst einigen
Offizieren zurück, und Megret ihnen mit der Nachricht
entgegen, daß Karl erschossen sey: sie fanden ihn rück-
wärts gegen die Brustwehr gelehnt, Kopf und Hand-
schuhe blutig, die rechte Hand am Degen. 1722, in
einem Augenblicke des Wahnsinns, nannte Signier selbst
sich den Mörder des Königs; eine Untersuchung des Leich-
nams , welche am 11. Juli 1746 vorgenommen wurde,
lieferte das Ergebniß, daß es keine andre als eine Pi-
stolenkugel gewesen sey, welche Karls Haupt, vom linken
nach dem rechten Schlafe zu, durchbohrt haben müsse.
Ueber diesen und jenen Punkt zwar kann noch gestritten
werden; soviel aber steht fest: der 36jährige Karl fiel
als das Opfer einer oligarchischen Verschwörung, deren
schnöden Verlauf wir nunmehr erzählen wollen.
Vergeblich eilte D Ücker, berühmt'als Vertheidiger
Stralsunds, zu Herzog Karl Friedrich von Holstein-Got-
torp, Sohn Friedrichs Iv. und Hedwig Sophias, der
altern Schwester des zwölften Karl. „Er solle sich so-
gleich," meinte der General, „bei der Armee, in wel-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: August Karl Karl Signier Karl Karl Signier Karls Karl Karl Karl_Friedrich_von_Holstein-Got- Karl Friedrich Friedrichs Hedwig_Sophias
Europäische Verwicklungen bis 1740.
385
und Frankreich Verlorne bei den Türken Ersatz zu fin.
den hoffte, so drang Barten stein als Kabinetsmitglied,
Schm et tau als Feldherr in den Kaiser, er solle nicht
blos den Verbündeten Rußlands spielen, sondern ein
großes, zu Eroberungen fähiges Heer aufbieten. K-rl
that cs, und während die Seemächte, eine Zerstücklung
der Türkei befürchtend, auf dem Congreffe zu Niemiroiv
vermittelten, schritten im Juli 57 drei Armeen über die
Gränze: nur fehlte es, da Engen den 21. April 1736
gestorben war, durchaus an guten Feldherrn. In die
Watlachei rückte Graf Oliver Wallis, nach
Bosnien der ziemlich beschränkte Prinz von H i l d-
bur g hausen, gegen Niffa in Servien dem Namen
nach Franz Stephan von Toskana, als eigentlicher Chef
aber der heftige Protestant, der gewinnsüchtige, herzlose
Seckendorf, Oheim des Gesandten am berliner Hofe;
unter Seckendorf dienten der von Niemand geachtete P hi-
tippi und der eigenwillige Khcvenhüller; unter den
beiden letztcrn die Feldzeugmeister Schmettau und Wurm»
brand, welche Todfeinde untereinander, sowie ihren Obern
verhaßt waren. Hiezu kam, daß sich das Türkenheer
einer bessern Leitung als sonst erfreute; denn der Mar-
quis von Bonneval, erst französischer Stabsoffizier,
dann General und Hofkriegsrath brr den Oestreichcrn,
zuletzt Muselmann unter dem Namen Achmct Pascha,
hatte, als das Murren der Janitscharenparthei die Ein-
führung europäischer Discipliu verhinderte, wenigstens
eine Anzahl französischer Offiziere unter die Fahnen ge-
lockt. Also schnitten die Türken, sobald ihre Streitkräfte
gesammelt waren, von dem weit vorgedrungnen Feind
ganze Schaaren ab, hieben andre nieder, und drohten
das Hanptheer zu umzingeln. Seckendorf wurde vor ein
Kriegsgericht gestellt: Franz Stephan und Kvnigscck, der
Präsident des Hofkriegsraths, führten, obgleich auf die
Verthcidigung der Gränzen beschränkt, 1738 ihre Sacke
so schlecht, daß sie das Kommando niederlegen mußten;
worauf für kurze Zeit Hildburghaufen und Graf Styrum
Bai.cr'e Gcsch. V. Bö. - 25
1
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Oliver_Wallis Niffa Franz_Stephan_von_Toskana Franz Achmct_Pascha Franz_Stephan Franz
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Bosnien Bonneval Graf_Styrum
426
Sechzehntes Hauptstück.
welches Graf Haugwitz auf 200,000 Mann festsetzte.
Graf Daun entwarf in Verbindung mit den General-
majors von Winkel mann und Radicati nach preus-
sischem Muster ein neues Reglement für die Truppen.
Justiz, Polizei, Kammersachen mies Maria Theresia 1749
eignen Behörden an. Weil dem Adel sein Vorzug bei
höhern Stellen nicht entzogen werden durfte, so sorgte
die Kaiserin durch Gründung von Rittcrakademien we-
nigstens dafür, daß die Herrn Junker einigermaßen Et-
was lernten. Ihr Conferenzministerium bestand zu Ende
1748 aus dem Reichsvicekanzler C ol lvr edo, dein Staats-
kanzler Grafen Uhlefclv, dem Feldmarschall Grafen Kö-
nigscck, dem Obcrhofmeister und Präsidenten Bathyany,
und dem reichen Grafen Wenzel Anton von Kau-
nitz - R i tt b c rg, der Gesandter zu Turin gewesen war,
dann die Unterhandlungen in Aachen geleitet hatte, hier-
auf in wichtigen Angelegenheiten als Gesandter nach Pa-
ris gieng: als er von dort zurückkehrte, ernannte ihn
Maria Theresia den 13. März 1753 zum Staatskanzler,
und von Stund' an gab es sich zu erkennen, in welcher
gewandten, sichern Hand das Staatsruder sey. Uebri-
gens hatte Kaunitz manches Sonderbare an sich, schonte
ungemein seine nicht ganz feste Gesundheit, entzog theils
deßwegen, . theils aus Vorliebe für ein ungebundnes Le-
den viele Zeit den Geschäften, und hieng, so wenig er
die französische Nation schätzte, dergestalt an ihrer Spra-
che und ihren Sitten, daß er nicht nur stets von fran-
zösischer Dienerschaft umringt war, sondern auch sein
Weißzeug jedesmal in Paris waschen ließ. Aber die Fe-
der führte er meisterhaft, hatte einen schnellen, umfas-
senden Blick, beharrte bei dem. was ihm einmal als
zweckmäßig erschienen war, und vertraute Niemand ohne
Noth seine Gedanken an.
Daß Maria Theresia und Kaunitz auf Wiederervbe-
rung der Provinz Schlesien sannen, war ein Entwurf,
den sowohl die Ehre, als die Wohlfarth der Monarchie
ihnen vorzcichnete. Sachsens konnte man sich, sobald cs
/
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Graf_Haugwitz Maria_Theresia Maria Theresia Conferenzministerium Wenzel_Anton_von_Kau- Maria_Theresia Maria Theresia Kaunitz Maria_Theresia Maria Theresia Kaunitz
Neuerungen in verschiebnen Staaten. 569
sehr viele Privatgüter im Eigenthum der Bauern, die
Frohndienfte fast überall in eine fixe Geldabgabe, die Zehn-
ten ebenso in ein unveränderliches Quantum an Getraide
oder Geld umgewandelt: durch Anlegung von Schulen
suchte man das Volk seiner Freiheit würdiger zu machen.
Bereits 1792, drei Jahre vor dem Tode des jüngern
Bernstorff, hatte die öffentliche Dankbarkeit den Sand-
stein-Obelisk vor dem Westertbore aufgerichtet. „Der
König gebot," heißt es in der Inschrift: „Gutspflichtig,
keit soll aufhören, die Landwesensgesctze sollen Kraft er-
halten, damit der freie Bauer muthig und aufgeklärt,
fieissig und gut, geachteter Bürger und glücklich werde."
Dieses ist das schönste Denkmal, welches je einem Für-
sten gesetzt worden ist!
Andrer Art sind die im schwedischen Reich gemachten
Neuerungen. Den 12. Febr. 1771 starb Adolf Friedrich.
Sein Sohn Gustav Iii., geboren den 24. Jan. 1746,
vermählt seit 66 mit der dänischen Sophia Magda-
lena, Tochter Friedrichs V., vermochte cs nicht über
sein stolzes Herz, gemäß einer beengenden Capitulation
zu regieren, die er absichtlich ungelesen unterzeichnet
hatte: er wollte handeln und herrschen wie sein großer
Oheim, Friedrich Ii. in Preussen. Mit französischem
Geld gewann er die Garden der Hauptstadt, die Trup.
pen der Provinz Stockholm; denn Frankreich zürnte über
die ausschließliche Gewalt, welche damals in den Händen
der Mützen war. Gustavs Bruder Karl, angeblich um
seine Mutter zu besuchen, reiste nach Schonen, der an.
dre, Namens Friedrich, um Bäder zu gebrauchen,
nach Ostgothland, Oberst Sprengporten nach Finn-
land: Gustav selbst, in einem Lustschloß, spielte den
Müßigen. Den 12. Aug. 72 empörte sich Befehlshaber
Hcltichius von Christianstadt wider den Rcichsrath und
die Stände: Prinz Karl, scheinbar zürnend, zog Trup,
pen zusammen, wurde eingelassen, und trat an die Spitze
des Aufruhrs; Prinz Friedrich bewaffnete Ostgothland.
Durch diese Nachrichten erschreckt, wartete der Reichsrath
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Adolf_Friedrich Adolf Friedrich Gustav_Iii Gustav Friedrichs_V. Friedrichs_V. Friedrich_Ii Friedrich Gustavs_Bruder_Karl Gustavs Karl Friedrich Friedrich Gustav Gustav Hcltichius_von_Christianstadt Karl Karl Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Preussen Frankreich Ostgothland
Thellung Polens.
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Gesandten von Thugut: «Oestrcich solle die Nüssen
aus Polen vertreiben: dann stehe es beim Kaiser,
einen Polcnkvnig zu machen, oder Polen mit der Pforte
zu theilen." Es fragt sich nur, von wem der Gedanke
ausgegangcn ist? Von Joseph? Allein Friedrich selber
sagt in einer an den Grafen Solms gerichteten Depesche
vom 12. September: „der Kaiser wollte sich nicht auf
Geschäfte einlassen, er sprach lediglich vom Kriegswesen
und von seiner Sorgfalt für die Truppen.« Nach Allem
zu schließen, wollte er nichts als Krieg gegen Rußland,
und zwar um so mehr, weil es ihn reihte, an der Seite
des großen Friedrich, dem er mit enthusiastischer Ungeduld
nachciferte, seine ersten Lorbeeren zu pflücken. Und
Kaunitz? wünschte zunächst nur soviel, daß Rußland durch
ein Bündnis; Prcussens mit Oestreich geschreckt und zur
Mäßigung bewogen werde. Friedrich hingegen? trachtete
unmittelbar nach reellem Ersah für die Subsidicn an
Rußland, also nach Landgewinn, und wo konnte er ein
Stück Landes haben, wenn nicht in Polen? und wo so
vorthcilhaft als dort? denn einige Distrikte reichten hin,
um Altpreussen und Pommern mit einander zu verbinden,
— ein Bedürfnis;, das ihm der siebenjährige Krieg jeden
Tag fühlbar gemacht hatte. Der Fortgang wird unsre
Voraussetzung bestätigen, wenn auch nicht gleich. Prinz
.Heinrich ging zu Anfang Dezembers einer Einladung
gemäß von Stockholm, wo er seine Schwester besucht
hatte, nach Petersburg; die vstreichische Regierung gränzte
ihre Gespannschaft Zips in Ungarn gegen Polen ab, und
erneuerte bei dieser Gelegenheit Ansprüche auf 13 zur
Gespannschast gehörige Ortschaften, welche Kaiser Sigis-
mund im November 1412 gegen 479,000 Kaisergulden
an Wtadislaw Jagello verpfändet, Rudolf Ii. 1589 form,
lich- abgetreten hatte: zugleich breiteten sich vstreichische
Truppen immer weiter im Gebiete der Republik aus.
Hievon benachrichtigt, sagte Katharina zu Heinrich: «es
scheint, man braucht sich iu Polen blos zu bücken und
wegzunehmen", und im Verlaufe des Gesprächs: «wofern
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Kaunitz Friedrich Wtadislaw_Jagello Rudolf_Ii Rudolf Katharina_zu_Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Polens Polen Polen Pommern Stockholm Petersburg Ungarn Polen