Der erste Kreuzzug. 133
Um ein einigermaßen klares Bild zu gewinnen, müssen wir uns in der Lebensgeschichte der Türkei zuerst etwas genauer umsehen.
Im Jahre 1270 war das letzte abendländische Kreuzheer ausgezogen, um die Christen des Morgenlandes zu schützen und die Macht der Türken zurückzudrängen. Anch dieser letzte Versuch war erfolglos. 1291 wurde Akkon, die letzte christliche Besitzung in Palästina, von den Türken genommen, und sie waren wieder alleinige Herren in Kleinasien.
Damals hatten sie noch keinen einheitlichen Staat. Die einzelnen Stämme lebten lose nebeneinander. Jedoch schon ungefähr fünfzig Jahre nach dem letzten Kreuzzüge gründete einer ihrer Fürsten in Kleinasien ein großes türkisches Reich und nannte sich Sultan der Türken.
Mit einem ungeheuren Heere setzte er über die Dardanellen, und so wurden die Türken ein Eroberervolk, wie es ehemals die Hunnen gewesen sind, die aus Asien herüberkamen und eine Zeitlang den größten Teil von Europa sich unterwarfen. Die Türken eroberten die ganze Balkanhalbinsel und unternahmen von ihrer Hauptstadt Adrianopel aus Eroberungszüge bis nach der Donau und bis tief nach Ungarn hinein. Im Jahre 1453 haben sie die alte abendländische Kaiserstadt Konstantinopel eingenommen, und seitdem ist das die Hauptstadt des türkischen Reiches. Von hier aus drangen sie abermals nach Westen vor. Ganz Ungarn haben sie sich unterworfen; Wien haben sie belagert, aber es gelang ihnen nicht, die schöne Stadt einzunehmen; sogar das Nordufer des Schwarzen Meeres und die Halbinsel Krim machten sie sich untertan. Da riefen ihnen die abendländischen Völker zu: Bis hierher und nicht weiter! Österreich hat Ungarn wieder zurückerobert und seine Grenzen sogar nach der Balkanhalbinsel vorgeschoben; seit 1908 gehören Bosnien und die Herzegowina zum österreichischen Staate. Auch Rußland ging gegen die Eroberer vor. Es gewann zunächst den Nordrand des Schwarzen Meeres zurück und drang dann über den Kaukasus in Kleinasien ein. Auf dem europäischen Festlande gelang es aber den Ruffen nicht, ihre Grenzen bis an die Türkei vorzuschieben. Heute liegen dort zwischen Rußland und der Türkei Rumänien und Bulgarien. Die Rumänen haben 1866 einen Deutschen aus dem Hause Hohenzollern-Sigmaringen zu ihrem Fürsten erwählt; er heißt König Karol. Zwischen Rumänien und der Türkei wohnen die Bulgaren. Ihr König Ferdinand ist ebenfalls ein deutscher Prinz; er stammt aus Koburg. Von den Bulgaren hören wir im gegenwärtigen Balkankriege viel; sie sind ein tüchtiges, mutiges und tapferes Volk und setzen alles daran, ihre Stammesgenossen, die im türkischen Makedonien wohnen, vom Joch der Türken zu befreien. Und das soll auch der Grund zu dem blutigen Kriege sein, und die Bulgaren sagen, die Türken hätten ihre bulgarischen Untertanen in Makedonien schlecht behandelt und vorgehabt, sie ganz auszurotten; den christlichen Brüdern und Stammes-verwandten wollten sie Hilse bringen. Zu diesem Zwecke verband sich König Ferdinand mit dem Ser5enkönig Peter und dem Könige Nikolaus von Montenegro und verkündete den heiligen Krieg, um mit geeinten Krästen die Türken zu schlagen. Dann trat auch Griechenland dem Bündnis bei. Die Zeitungen aber haben geschrieben, das sei bloß der Vorwand zum Kriege; die verbündeten Balkanvölker hätten ganz andere Absichten: die Bulgaren, die es bedeutend weiter gebracht haben als die Serben und Montenegriner, fühlten sich zu beengt in ihrem Königreiche und wollten es durch Eroberung türkischen Landes nach Süden hin ausdehnen, und zu einem solchen Plan sei jetzt die Zeit günstig. Die Türken sind trotz ihres ungeheuren Reiches nicht mehr so stark
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Der erste Kreuzzug.
und tapfer wie früher. Das zeigt sich besonders seit dem Staatsstreich, den die eine Partei der Türken, die Jungtürken, vor einigen Jahren verübt' haben. Sie fühlten sich unter der unumschränkten Herrschaft des Sultans nicht mehr wohl, — sie wollten mitregieren, eine Verfassung haben, wie sie in allen Staaten Europas eingeführt ist. Da gab ihnen Sultan Abdul Hamid eine Verfassung. Aber die Jungtürken sagten, Abdul Hamid regiere doch nicht so, wie sie es haben wollten, und darum setzten sie ihn im Jahre 1909 kurzerhand ab und erhoben seinen Brnder zum Herrscher. Das ist der jetzige Sultan Mohammed V. Der Exsultan Abdul wird von den Jungtürken 'in strengen Gewahrsam gehalten; denn manche fürchten heute noch, daß feine Anhänger, die Alttürken, ihn vielleicht doch wieder auf den Thron bringen könnten. Bis zum Ausbruch des Balkankrieges schmachtete Abdul Hamid als Staatsgefangener in Saloniki; vor kurzem wurde er nach Bruss/in Kleinasien übergeführt.
Seit 1909 haben die Jungtürken alle Kräfte eingesetzt, um ihr Reich in einen Staat nach europäischem Muster umzuwandeln. Aus den verschiedenen Stammen sollte ein einiges und großes Volk, das Reich sollte ein einheitlicher Staat werden. Da durfte es keinen Unterschied mehr geben in der Behandlung der Türken, Albanesen, Bulgaren, Griechen, Serben und Armenier; alle sollten gleiche Rechte haben und gleiche Pflichten auf sich nehmen. Bei diesem Bestreben wurde der Charakter des türkischen Heeres ein ganz neuer. Bisher hatten nur die Mohammedaner das Recht, Soldat zu werden; die Christen wurden vom Heeresdienst ausgeschlossen. Heute kämpfen Christen neben Mohammedanern in der türkischen Armee. Dadurch nun wurde das gesamte Kriegswesen der Türkei ein anderes. Früher nämlich, als das Heer nur aus Mohammedanern bestand, galt jeder Kriegszug als ein „heiliger Krieg", er wurde zu Ehren des großen Propheten Mohammed und für die Ausbreitung seiner Lehre geführt. Heute, wo auch Christen in der Türkei Soldat werden müssen und den mohammedanischen Truppen gleichberechtigt sind, ist das nicht mehr möglich. Nun haben die mohammedanischen Truppen nicht mehr den ungestümen Kampfesmut wie früher; denn nun heißt es nicht mehr „mit und für den großen Propheten", sondern „für das Vaterland, für den Staat" kämpfen. Der ungebildete Mohammedaner aber kann das noch garnicht recht begreifen. Obgleich also der Mohammedaner Schulter an Schulter mit dem türkischen Christen kämpfen muß, so tut er es doch nicht gern. Daher sei, meint man, der Mut und die Tapferkeit im türkischen Heere nicht mehr so groß wie früher. Das Schlimmste aber hat man den christlichen Kämpfern nachgesagt: Sie seien im Kampfe ganz feig gewesen und trügen die Hauptschuld an den großen Niederlagen, welche die türkische Armee erlitten hat. Es ist aber doch wohl falsch zu behaupten, die Christen hätten sich feig gezeigt, weil sie Christen sind, die Mohammedaner haben sich in der ersten Hälfte des Krieges auch nicht tapferer gezeigt. Wir müssen aber bedenken, daß die christlichen türkischen Soldaten Unterworfene der Türkei und Stammesgenossen der Bulgaren, Griechen und Serben sind. Aber trotzdem ist nicht erwiesen, daß sie deshalb feige wären und am liebsten zu den Feinden der Türkei überlaufen möchten. Manche Mohammedaner jedoch sagen es ihnen nach: denn sie schenken ihren christlichen Staatsangehörigen kein rechtes Vertrauen. Das Haus aber, wo Zwietracht und Mißtrauen herrscht, muß zerfallen. Weil also kein rechtes Vertrauen in der türkischen Armee herrscht, deshalb soll sie nicht fähig sein zu großen Taten.
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Saloniki Kleinasien Albanesen
Der erste Kreuzzug. 100
So schien es im Türkenheere bis zu Ende des vorigen Jahres bestellt zu
Gegen die verbündeten Balkanstaaten haben die Türken heftige Kämpfe bestehen müssen: ernt meisten haben ihnen die Bulgaren zu schassen gemacht. Die haben einen tüchtigen Herrscher und einen tüchtigen und erfahrenen Kriegsminister. Die Bulgaren haben t)ie Türken in mehreren großen Schlachten geschlagen, bei Kirkkilisse und Lüle Burgas. Auf beiden Seiten ist mit großer Tapferkeit gefochten worden, und die Bulgaren sollen von den Türken wiederholt im Bajonettangriff zurückgedrängt worden fein. Aber die Bulgaren gingen immer wieder vor und haben schließlich unter großen Opfern gesiegt. Durch jene beiden Hauptschlachten machten sie sich den Weg nach Adrianopel frei. Diese alte Türkenstadt wird nun schon seit Monaten belagert, und immer noch hält das eingeschlossene türkische Heer sich tapfer. Kein Mittel haben die Bulgaren unversucht gelassen, um die Stadt zur Übergabe zu bewegen. Alle ihre Sturmangriffe wurden vom feindlichen Feuer zurückgewiesen. Auch das hat ihnen nichts genutzt, daß sie durch Flieger Flugblätter mit der Aufforderung zur Ergebung in'die Stadt hinabwerfen ließen. Kürzlich haben die Bulgaren noch ein starkes serbisches Heer nach Adrianopel gezogen, um mit vereinten Kräften die Stadt zu bezwingen. Daß es ihnen immer noch nicht gelungen ist, erweckt unsere Bewunderung für die eingeschlossenen türkischen Truppen. Nach der Niederlage bei Lüle Burgas mußte sich die türkische Hauptarmee bis an die Tschataldschalinie zurückziehen, und die Bulgaren machten schon Miene, ans Konstantinopel zu marschieren. Da suchten die Türken einen Waffenstill-stand nach, der gewährt wurde, und baten die Großmächte um ihre Vermittelung. So kam die B 0 t s ch a f t e r k 0 n f e r e n z in London zustande. Mehrere Wochen lang wurde dort über die Friedensbedingungen verhandelt. Die Vertreter Bulgariens, Serbiens, Montenegros und Griechenlands forderten _ im Aufträge ihrer Regierungen die Abtretung der eroberten Gebiete und besonders die Übergabe Adrianopels an die Bulgaren. Aber Adrianopel gaben die Türken nicht preis. „Wir können es nicht", sagten die türkischen Abgesandten in London, „Adrianopel ist uns eine heilige Stadt, dort liegen die Gräber der alten Sultane". Der Sultan ist nämlich für sein Volk nicht nur das politische, sondern auch das religiöse Oberhaupt; in ihm verehren die Mohammebarter den Nachfolger (Kalifen) des großen Propheten. So stießen die Forderungen hart aufeinander, und die Botschafterkonferenz verlief ergebnislos.
Mittlerweile war der Waffenstillstanb abgelaufen und dann begann der Krieg von neuem. Das Bilb auf dem Kriegsschauplätze hat sich aber zur Überraschung aller geänbert. Die türkische Regierung hat die Zeit der Waffenruhe benutzt, um neue Heeresmassen aus Kleinasien herbeizuziehen. Auch für Munition und Nahrungsmittel der im Felde stehenden Truppen ist reichlich Sorge getragen worden. Das türkische Tschataldfchaheer hat seine Stellungen stark befestigt, und als nun die Bulgaren anrückten und die Verschanzungen durchbrechen wollten, stießen sie auf einen so tapferen und energischen Widerstand der Türken, daß sie ihre Absicht, direkt nach Konstantinopel zu marschieren, ausgegeben haben. Sie mußten ihren Kriegsplan ändern und versuchten, die Küste des Marmarameeres aus der Halbinsel Gallipoli zu erobern: aber auch hier geht es nur sehr langsam vorwärts. Ja, man kann fast glauben, der Krieg wäre auf einem toten Punkt angekommen. Die türkischen Truppen sollen sehr zuversichtlich und siegesbewußt sein, und die Bulgaren werden wohl noch eine harte Nuß zu knacken bekommen, wenn nicht bald Frieden wird.
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Extrahierte Ortsnamen: Burgas Burgas Konstantinopel London Bulgariens Serbiens Montenegros Griechenlands London Kleinasien Konstantinopel Gallipoli
1 oo Friedrich Rotbart.
Ihr Ziel, „die Türken müssen übers Wasser", werden sie jetzt schwerlich erreichen.
Kurz vor dem Beginn der neuen Feindseligkeiten ist in Konstantinopel ein Staatsstreich verübt worden. Die türkische Regierung erklärte sich in ihrer Not nämlich bereit, auf einen Teil der Festung Adrianopel zu verzichten; nur den Stadtteil mit den Kaisergräbern sollten die Bulgaren nicht bekommen. Darauf soll es in Konstantinopel eine kleine Revolution gegeben haben. Die Jungtürken waren mit der Nachgiebigkeit der Minister unzufrieden und wollten eine neue Regierung haben. Da soll eines Tages, als die Minister zur Beratung beieinander saßen, der entschlossene Feldherr Enver Bey mit einer Slar Truppen ins Ministerium eingedrungen sein; es gab Lärm, und da fielen mehrere Schüsse; der Oberkommandeur der Tschataldschaarmee, Kriegsminister Nasim Pascha, sank tödlich verwundet zu Boden. Envcr Bey ging dann in den Sultanspalast und verlangte die Entlassung aller Minister. Diese batten unterdessen selbst schon dem Sultan ihr Entlassungsgesnch zugestellt. Da gab Mohammed V. sämtlichen Ministern den Abschied und ernannte neue. Enver Bey meinte nun wohl, das ganze Türkenheer müsse ihn als Befreier des Vaterlandes feiern. Aber er hatte sich getäuscht. Als er zu der Tschataldscha-armee kam, zeigte sich hier eine tiefe Mißstimmung gegen ihn bei einem Teile der Offiziere, fodaß er es vorzog, umzukehren. Er sammelte darauf ein Heer von mehreren zehntausend Mann und versuchte, zu Schiffe nach Makedonien zu kommen und den Bulgaren in den Rücken zu fallen. Aber diese waren auf der Hut. Die Landung wurde vereitelt, und Enver Bey mußte mit seiner Flotte umkehren.
Jetzt scheint, wie gesagt, der Krieg auf einem toten Punkt angekommen zu sein. Der Fall oder die Haltung Adrianopels wird sicher den Krieg entscheiden — und vielleicht auch beenden. Wer weiß! Aber wir brauchen heute nicht mehr zu fürchten, daß aus dem Balkanbrande ein Weltkrieg entstehen wird, wie manche Leute anfangs dachten. Die Großmächte sind sich untereinander einig, und wenn das so bleibt, dann ist der Weltfriede gesichert. Das aber kann nur Wunsch jedes aufrichtigen Vaterlandsfreundes sein. Die beste Bürgschaft für den Weltfrieden ist die Friedensliebe Kaiser Wilhelms Ii. Das haben jetzt auch französische Zeitungen zugeben müssen.
(Es soll hier nur gezeigt werden, wie die politischen Ereignisse des Tages mit Schülern besprochen werden können. Die Unterhaltung über den Verlauf des Balkankrieges ist von Woche zu Woche eine verschiedene, weil immer neue Ereignisse eintreten und frühere widerrufen oder berichtet werden. Ein klares Bild zu geben, ist selbstverständlich erst nach dem Friedensschluß möglich und wenn die authentische Darstellung des ganzen Verlaufs vorliegt.)
13. Srieöricb Rotbart.
Ziel: Wie ein deutscher Kaiser des Reiches Macht und Herrlichkeit wiederherstellte.
1. Durch die Kämpfe Heinrichs Iv. mit dem Papste, den Reichsfürsten und mit dem eigenen Sohne hatte das Ansehen des Reiches bei den anderen Völkern sehr gelitten. In Italien hatte der Kaiser garnichts mehr zu sagen.
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Die wichtigsten geographischen Entdeckungen. 237
Würden, wenn sie jetzt wiederkämen! Was des Menschen Geist alles fertig bringt! Wie lange wird es dauern, dann reisen wir noch schneller und bequemer mit dem Zeppelin durch die Luft, und dann können wir die Herrlichkeiten der Welt noch viel besser und genauer beobachten und bewundern! So lernen wir's begreifen: „Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk. Alles hast du unter seine Füße getan!"
Überschrift?
Zusammenfassung: Wie man heute schnell, bequem und sicher um die Welt reisen kann.
2. Die bedeutendsten Welteisenbahnen.
3. Der Bau des Panamakanals. Seine Bedeutung für den Weltverkehr.
4. Wie man heute nach Amerika fährt. (Eine ausführliche, fesselnde Schilderung enthält: M. W. Meyer, Eine Amerikafahrt 1492 und 1892. 2. Auflage, Berlin, Hermann Paetel.)
5. Ter Untergang der Titanik.
Zur Ergänzung und Belebung:
Bei den Auswanderern nach Amerika.
Von E. v. H e s s e - W art e g g.
„Na, guten Morgen, Kinder! Wie gehts?" „Danke, Herr Kapitän!" „Guten Morgen, Herr Kapitän!" erschallt es zurück aus der Menge der Auswanderer, die auf dem breiten Vorderdeck des mächtigen Hamburg—amerika-Dampfers „Graf Waldersee" versammelt sind. Die Deutschen und Österreicher unter ihnen sind es, die den Kapitän auf solche Art begrüßen. Die Hunderte von Russen, Polen, Kroaten, Ruthenen, Slowenen, Bosniaken, Ungarn, Rumänen, aus denen die Hauptmasse der Auswanderer besteht, ziehen stumm ihre Kappen und Hüte. Kapitän K. nickt ihnen leutselig zu und bahnt sich seinen Weg durch die dicht gedrängte Menge nach einer der Treppen, die hinunterführen in das Zwischendeck.
Der Schiffskommandant ist auf seiner täglichen Runde, gefolgt von den Herren seines Stabes: dem ersten Offizier, dem ersten und zweiten Schisfs-arzt und dem Zahlmeister. Wir find auf der Höhe von Neufundland, und das gewaltige Schiff von 15 000 Tonnen bahnt sich machtvoll seinen Weg durch die fluten des Atlantik, Amerika zu, das all diesen bunt zusammmen-gewürfelten Mengen zur zweiten Heimat werden soll. Gegen tausend sind sie diesmal an der Zahl; aus der vergangenen Reise waren es ihrer zweitausend, und im ganzen kann der „Gras Waldersee" noch um ein gutes Tausend mehr fassen. Dazu kommen an zweihundert Passagiere erster Klasse, etwa eben* soviele zweiter Klasse; die Mannschaft, einschließlich der Maschinisten und Heizer, belauft sich auch auf zweihundert Köpfe. Es ist also eine Menschenmenge, so groß wie die Einwohnerzahl einer kleinen Stadt, welche hier, nur durch die Schiffswandung von den Fluten getrennt, auf dem einsamen Meere schwimmt, tausend Seemeilen von Amerika, zweitausend von Europa entfernt!
Man kann daraus die ungeheure Verantwortlichkeit erkennen, die auf den Schultern des Kapitäns und feiner Offiziere ruht. Über dreitausend Ucenjchen sind^ihrer Obhut und Leitung anvertraut, und während beinahe zwei Wochen sind sie auf das angewiesen, was das Schiff in seinem Rumpfe birgt. Für alles muß gesorgt sein, für Leben und Tod, für Krankheit und Gefahr, und In der -Lat verfügen diese Riefendampfer, deren die Hamburg—amerika-Urne eine so große Zahl besitzt, über dieselben Hilfsmittel wie eine kleine Stadt.
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Heinrich I.
75
Vorsitzende, der Leiter der Königlichen Regierung. Jeder Regierungsbezirk zerfällt in Kreise. Stadt- und Landkreise. Oberbürgermeister und Landrüte. Unsere Kreisstadt. Wie heißt unser Landrat? Unser Landratsamt. Der Landrat beaufsichtigt die Verwaltungen der Stadt-- und Landgemeinden des Kreises. An der Spitze des gesamten Staates steht als Oberbehörde das Staatsministerium. (Genauere Mitteilungen hierüber erfolgen später. Siehe Band Iv!)
Vergleiche d i e Verwaltung unseres Staates mit derjenigen in dem Staate Karls des Großen! — Die Verwaltung ist heute eine viel umfangreichere; es sind dazu viel mehr Beamte nötig als vor" 1100 Jahren. Worin hat das seinen Grund? — Zuwachs der Bevölkerung, Vermehrung der Aufgaben (Ausführung!).
Zusammenfassung.
2. Wie Kaifer Wilhelm Ii. für das leibliche und geistige Wohl seiner Untertanen sorgt.
Nichts Unbekanntes wird geboten; nur das Ersahrungs- und Beobachtungsmaterial wird zusammengestellt.
a) Sorge f ü s das leibliche Wohl:
1. Schutz gegen äußere Feinde: Heer und Flotte.
2. Schutz gegen feindliche Menschen im Vaterlande: Obrigkeit, Ge-
richte, Polizei.
3. Schutz der Gesundheit: Staatliche (und städtische) Krankenanstalten, Nahrungsmitteluntersuämugsämter; Krankenversicherung, Unfallversicherung-, Alters- und Jnvaliditätsversicheruug für die Arbeiter und Dienstboten.
b) Sorge s ü r d a s g e i st i g e W o h l:
Schulzwang. Schulgesetze. — Staatliche Bilduugs- und Unterrichtsanstalten (welche kennst du in unserer Heimatsstadt?). — Museen. —
Schutz der Kirche, Bestrasung der Laster und Lästerungen.
Diese Arbeiten und Einrichtungen können auch nach folgenden Begriffen geordnet werden: Landesschutz, Rechtsschutz, Wohlstand, Gesundheit, Bildung, Seelenheil.
Zusammenfassung.
8. ßeinricb I.
Karl der Große war also Herr über fast alle Länder der westlichen Hälfte Europas. Das heutige Frankreich, das jetzige Deutschland bis zur Oder und Saale, ein Teil von Dänemark, der westliche Teil von Österreich, Norditalien und Nordspanien, alle diese Länder bildeten damals das mächtige Reich Karls des Großen, überall in den Gauen saßen die Grafen und sprachen im Namen Kaiser Karls Recht und hielten die Gauversammlungen der Freien und die Schöffengerichte ab.
Wie mag es gekommen sein, daß aus den: großen Reiche Kaiser Karls das französische und das Deutsche Reich entstanden sind?
Das ging so zu:
1. Die Nachfolger Karls des Großen waren schwache Herrscher, die sich um Ordnung und Recht im Lande nicht genügend kümmerten. Da zerfiel das große
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Extrahierte Ortsnamen: Karls Europas Frankreich Deutschland Norditalien Nordspanien Karls Karls
210 Die Feme.
Teil geht ins Ausland. Die Solinger Säbel, Messer und Gabeln und die Remscheid er Werkzeuge gehen bis nach Amerika, Australien, Ostasien, Afrika; Maschinen werden bis nach Südamerika transportiert. Solche großen Handelsschiffe habt ihr wohl schon aus Bildern gesehen. Jedes Schiff hat einen Namen. Wie heißen die Schiffe, die ihr im Bilde gesehen habt?
18. Die Seme.
Ziel: I n der Zeit des mangelnden und schwankenden Rechts gab es einen Gerichtshof, vor deffen Urteilsspruch selb st der stärkste Verbrecher und Übeltäter zitterte.
1. Seit dem Untergang des edlen Stausergeschlechts war die deutsche Kaisennacht dahin. Ein Kaisertum gab es für lange Zeit eigentlich nur noch dem Namen nach. Die Rechte und Gewalten, welche ursprünglich die Kaiser besaßen, waren nach und nach in die Hände der Fürsten übergegangen. Das war der Hauptgrund dafür, daß diese in Zukunft so selbständig wurden und ihre Länder in richtige kleine Staaten umwandelten. Das Reich war ein lockerer Bund vieler Einzelstaaten. Die Fürsten hatten ihrerseits wieder Rechte an die Grafen und Herren ihrer Länder abtreten müssen. Das wichtigste Recht, das auf solche Weise verliehen wurde, war das Gerichtsrecht; denn der Graf oder Herr, der Recht zu sprechen hatte, herrschte wirklich wie ein kleiner Fürst in seinem Gebiete; jedermann war ihm zum Gehorsam verpflichtet, jeder fürchtete ihn; denn das Wohlergehen des Untergebenen ruhte ganz in seinen Händen. Sein „Schuldig" konnte einen Mann, eine Familie aus einmal minieren. Und da war es für die Entwicklung des bürgerlichen Lebens in den Städten von großem Vorteil, daß der Rat sich vom Stadtherrn unabhängig machte und die richterliche Gewalt gewann. So war die Willkür doch wenigstens im Stadtgericht ausgeschlossen. Aber der deutsche gutsuntertänige Baner im offenen Lande war zu bedauern. Er war nicht nur ein unfreier Mann, er durfte überhaupt keine Meinung haben. Wenn er meinte, unschuldig verurteilt zu sein, so durfte er nicht mucksen. Der Bauer, welcher feinen Herrn als ungerechten Richter schalt, hatte sein Leben verwirkt. Also: Soviel selbständige Herren in Deutschland wohnten, soviel Gerichtsgewalten und Gerichtshöfe gab es; und das Aller-schlimmste war: ein jeder Grundherr richtete nach Gesetzen, welche er sich selbst ausgedacht hatte; viele hielten sich überhaupt an keine bestimmte Gerichtsordnung, sie richteten nach Willkür wie es ihnen paßte; war ein Grundherr einmal gut ausgelegt, dann fiel das Urteil nicht so hart aus, dann endete das Verfahren auch mal mit einer Freisprechung des Angeklagten; war der Richter launisch, dann mußte der Angeklagte büßen. Es gab keinen gerechten Richter auf Erden! Das-Recht wurde getreten!
Inmitten dieser Willkür und Wirren war aber ein Gericht in Deutschland aufgekommen, welches recht richtete, und gerade deshalb für viele ein Schrecken war. Das war das Femgericht (Feme-Strafe). Es hatte zunächst nur für Westfalen Gültigkeit, für das Land, in dem noch viele altfreie Bauern wohnten; die Femgerichte standen unmittelbar unter dem Kaiser, waren also ebensolche kaiserlichen Gerichte wie ehemals die freien Grafengerichte in der Zeit Karls
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Die Hansa. 209
tums und der Zerrissenheit des Reiches hatte das Ausland vor dem deutschen Namen, dem deutschen Geiste und der deutschen Arbeit großen Respekt.
2. Inwiefern waren die Kurzsichtigkeit der deutschen Kaufherren und die Ohnmacht des Deutschen Reiches die Hauptursachen des Versalls der Hansa? (Weitere Ausführung des Gedankens: Was geschehen wäre, wenn der deutsche Handel beim deutschen Kaiser, den Fürsten und dem ganzen Volke einen festen Rückhalt gefunden hätte, und wenn die gewaltige Tatkraft der niederdeutschen Städte rechtzeitig hinübergeleitet worden wäre nach den neuentdeckten Ländern!)
Deutsche Kriegsschiffe zur Zeit der Hansa.
Aussätze und Bilder:
Leben und Treiben aus dem Londoner „Stahlhose".
Betrachtung eines Kölner Handelsschisses im Londoner Hafen vor der Heimfahrt.
Wittenborg.
Eine hanseatische Tagfahrt.
Am Hafen in Lübeck.
Die Kölner Handelsflotte rüstet sich zur Ausfahrt.
Auf einem Orlogfchiff.
Ein Lübecker Kaufherr besucht seinen „Hof" zu Wisby.
Was ein Kölner Kaufherr von seiner Geschäftsreise nach London erzählt.
Die Hansa, eine Trägerin und Verbreiterin deutscher Gesittung und Bildung. (Für besonders befähigte Schüler.)
Wie die Engländer und Holländer Herren des Meeres wurden.
Deutschlands Außenhandel zur Zeit der Hansa.
Die hanseatische Kriegsflotte.
Was lehrt uns die Vergangenheit über die Notwendigkeit einer starken Flotte?
Besiebung zur Gegenwart: Deutschland war zur Zeit der Hansa die bedeutendste Welthandelsmacht; es nahm im 15. Jahrhundert die erste Stelle unter den Handelsmächten ein. Dann aber sank es von dieser Höhe immer tiefer. Gib noch einmal kurz die Ursachen dieses Niedergangs an! Im 17. Jahrhundert versuchte der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm, Deutschland auf dem Welt-markte wieder Geltung und Achtung zu verschaffen. Aber fein tapferer Versuch mißlang. Heute, nach einer Zeitspanne von abermals mehr als zwei Jahrhunderten, hat der Handel unseres Vaterlandes einen gewaltigen Aufschwung genommen. Wer ist schon einmal am Rhein gewesen? Da seht ihr jeden Tag Schiffe fahren, die große Kähne schleppen. Die Kähne sind mit Kohlen, Holz, Zucker, Eisen und mächtigen Warenballen beladen. So werden diese Sachen in die Häsen der großen Rheinstädte geschafft. Auch die andern deutschen Ströme sind solche Verkehrswege. Woher kommen die Waren? Womit werden die leeren Kähne und Schiffe in unfern Flußhäfen befrachtet? Aber mit den Verkehrswegen, Flüssen und Eisenbahnen innerhalb unseres Landes kommt unser Handel nicht aus. Wir brauchen heute Verkehrswege weit über die Grenzen unseres Vaterlandes und des Festlandes hinaus bis hin zu den Ländern, die das blaue Meer von uns trennt. Grund? Und auf diesen großen Transportwegen wird der Handel mit viel größeren Schiffen vermittelt, als ihr sie auf dem Rhein fahren seht. Wer von euch schon an der See gewesen ist, hat gewiß schon einen solchen großen Weltdampfer gesehen. Wer kann davon erzählen? Wer kauft die vielen Waren, die in unseren Industriestädten hergestellt werden? Der größte
Ratgeber Ii. Reiniger, Geschtchie, Teil 1. 2. Aufl. 14
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Wittenborg London Deutschlands Deutschland Deutschland Rhein Rheinstädte Rhein
‘jdz Die wichtigsten geographischen Entdeckungen.
die Deutschen eine starke Kriegsflotte gehabt hätten. Verdeutsche überseeische Handel fand hier — wie ehemals in den Zeiten der Hansa — am Vaterlande keinen Rückhalt. Den Grund werden wir später erfahren.
v$n Frankreich und England war das anders. Der englische König schickte eine kleine Flotte aus, welche das Meer nördlich von der westindischen Inselwelt durchforschen sollte. Auf der Fahrt wurde die nordamerikanische Küste (Neu-Schottland) entdeckt. Wenige Jahre später sandten die Franzosen Schiffe aus und ließen die amerikanische Küste von Karolina an bis zur Breite Neu-Fundlands erforschen und erwarben Canada.
Die unmittelbare Folge der Entdeckungen war also ein förmliches Haschen der am Ozean gelegenen Staaten nach Landerwerb in den neuen Weltgegenden. Wer zuerst kommt, der mahlt zuerst. So war es auch hier. In den neu aufgefundenen Sandern Pflanzten die Kapitäne die Fahne ihres heimatlichen Staates auf und kündigten den Bewohnern damit an: „Euer Land ist unser. Von heute ab gilt der Wille unseres Herrschers hier. Ihr habt uns zu gehorchen." Den größten Vorteil hatten die Spanier, sie gewannen in Süd- und Mittelamerika ein ungeheures Kolonialreich. Sie sagten sich: „Wir haben uns die bedeutendsten Anstrengungen um die Entdeckungen gemacht, und darum müssen wir auch den größten Gewinnanteil haben." Die andern westeuropäischen Staaten mußten damit einverstanden sein,' denn Spanien war damals ein gwßes und mächtiges Reich. Wenn wir die Kolonialkarte in unserm Atlas aufschlagen, dann sehen wir, daß die Spanier von dem ehemaligen gewaltigen Kolonialbesitz nur noch ein klein wenig besitzen. Südamerika hat sich von der Europäerherrschaft freigemacht. Dort finden wir heute große selbständige Reiche, nur an der Nordküste liegen noch drei kleine Kolonialländer (Britisch-, Niederländisch- und Französisch-Guayana). Auch Mittelamerika (außer der Inselwelt) ist heute unabhängig. Den größten bleibenden Gewinn von der Entdeckung der neuen Welt hatten die Engländer; fast die ganze nördliche Hälfte Nordamerikas (Kanada) ist heute in ihrem Besitz; ferner gehört ihnen ganz Australien, ganz Vorderindien, fast die Hälfte Hinterindiens und ein großer Teil Afrikas. Die Portugiesen nennen von ihrem einstigen mächtigen indischen Kolonialreich nur noch ein kleines Gebiet ihr eigen. Frankreich hat in Nordwestafrika und in Hinterindien große Kolonien. Auch das Deutsche Reich hat sich bei der Aufteilung der fremden Erdteile große Kolonialgebiete gesichert. (Welche sind es?) Es wundert uns, daß Spanien und Portugal ihren Kolonialbesitz verloren haben. Das hat seinen Grund darin: Gerade diesen Staaten, denen die Entdeckung der neuen Erdteile hauptsächlich zu verdanken ist, sind diese zum Verderb geworden. Die tüchtigsten und reichsten spanischen und portugiesischen Kaufleute wanderten nämlick in die Kolonialgebiete aus, und dadurch ging den Mutterländern der beste Kern der Nationen verloren. Spanien zumal wurde dadurch völlig entkräftet und verlor infolgedessen seine Machtstellung.
Überschrift?
Zusammenfassung: Die Gründung großer Kolonialreiche.
2. a) Vor den Entdeckungen war das Mittelmeer der Haupttummelplatz der europäischen Handelsschiffe; Venedig und Genua waren die bedeutendsten Handelsstädte. Das wurde nachher anders. Das mittelländische Meer verlor seine Bedeutung für den Welthandel, nachdem der Seeweg nach Indien ge^ funden war. Die neuen großen Handelswege führten nun durch den Ozean; ihre Ausgangsstationen wurden die Häsen der am Ozean gelegenen Staaten,
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Extrahierte Personennamen: Karolina Südamerika
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Süd- Mittelamerika Spanien Niederländisch- Mittelamerika Nordamerikas Kanada Australien Hinterindiens Afrikas Frankreich Nordwestafrika Hinterindien Spanien Portugal Spanien Venedig Genua Indien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Vorwort.
Den Gedanken, daß die Erdkunde der Fremde auch als ein Beitrag zur
deutschen Erdkunde auszubauen ist, vertrete ich schon seit rund 1900. In diesem
Sinne habe ich auch die außerdeutschen Länder Europas dargestellt. Doch halte
ich es nicht für zweckmäßig, den deutschen Gesichtspunkt an die Spitze zu stellen;
er soll sich am Ende als reife Lehrfrucht ergeben. Dazu nötigt mich das einge-
schlagene entwickelnde Verfahren. Ich denke mir einen begabten Jungen, der
mit kindlichem, aber wachsendem Verständnis die Reise durch die außer-
deutschen Länder Europas an meiner Seite unternimmt und sich zuerst in
die Betrachtung der Fremde vertieft, um sich dann auf sein deutsches Vater-
land zu besinnen und nachzudenken, was uns die Fremde ist und was
wir ihr sind.
Dies wolle jeder Benutzer und Beurteiler bedenken; denn deshalb mußte
die wissenschaftliche Darstellungsweise in eine kindertümlich darlegende, allmäh-
lich aufbauende sich wandeln. Die ursächlichen Beziehungen sind nirgends außer
acht gelassen worden, aber sie treten auch nie zu stark hervor; denn so ursachbegie-
rig sind Kinder des Alters noch nicht, daß sie alle und auch die letzten Gründe
erforschen wollten. Ihr Kenntnistrieb ist lebendiger als ihr Erkenntnistrieb.
Dazu kommt der praktische Gesichtspunkt in Betracht, der die Beschneidung alles
rein Wissenschaftlichen erheischt. Die meisten Zahlen sind für den Lehrer be-
rechnet, den Schülern gebe man nur einige Hauptzahlen. Sie sind zumeist
abgerundet, da sie ja so wie so recht beträchtlich schwanken. Man lasse die wich-
tigsten Handels- und Flottenzahlen zeichnerisch darstellen. Das erhöht das Inter-
esse und vertieft das Verständnis des Kindes. Als Beispiel dafür gelte unsere
Handelsflotte:
Tonnenraum der deutschen
Segelflotte 520 000 t Dampferslotte 2,3 Mill. t
Ähnlich lassen sich alle merkenswerten Zahlenverhältnisse darstellen. Gute
Zeichner mögen ihre Künste zeigen. Dem Hausfleiß kann man die Anfertigung
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