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seiner fteundschaftlichen Gesinnungen zu geben, bereit, unter Voraussetzung der
Gegenseitigkeit, seinen Truppen zu befehlen, sich während dreier Tage unter folgen-
den Bedingungen jeder feindseligen Haltung gegen die östreichisch-sächsische Armee zu enthalten: 1) sollte das ganze Gebiet zwischen der damaligen Stellung des preußischen Heeres und der Thaya sofort von den Oestreichern geräumt werden» 2) sollten alle Truppen, preußische wie östreichische, in Oestreich und in Italien an dem Orte stehen bleiben, an welchem sie sich ant Tage der Vereinbarung
befanden. 3) die preußischen Truppen würden sich bis zum Ablauf der verein-
barten Frist in einer Entfernung von 3 Meilen von Olmütz halten und 4) sollte Sachsen die preußischen Transporte auf der Eisenbahn zwischen Dresden und Prag von der Festung Königstein aus, welche diese Eisenbahn beherrscht, mchthinbem.
Der Kaiser von Oestreich glaubte diese Bedingungen nicht annehmen zu können und schlug dagegen vor, es solle eine Demarkationslinie bestimmt werden, welche von keiner der beiden Armeen in den 3 Tagen überschritten werden dürfe, hinter welcher aber jede derselben die völlige Freiheit der Bewegung behalten sollte; auch sei es wünschenswert!), daß die Einstellung der Feindseligkeiten sich auch auf die bairischen und Bundes-Truppen im westlichen Deutschland erstrecke. Diesen Vorschlag lehnte nun wieder der König von Preußen mit dem Bemerken ab, daß er bei seinen Vorschlägen beharren müsse und daß es ohne Annahme derselben unnütz sein würde die Sache weiter zu besprechen.
Während dieser fruchtlosen Verhandlungen war das Hauptquartier des Königs von Preußen am 18. Juli von Brünn nach Nikolsburg, einige Meilen westlich von Lundeuburg und nur noch zehn Meilen von Wien verlegt worden. Die preußischen Truppen waren voller Begierde, diese Stadt zu erreichen und fürchteten sich weder vor den Verschanzuugeu, welche zur Deckung derselben und zur Vertheidigung des Donauüberganges bei Florisdorf dicht vor Wien angelegt worden waren, noch wenn es dazu kommen sollte vor einer letzten Entscheidungsschlacht auf der Ebene des Marchfeldes. Schon hatten Theile der Armee des Prinzen Friedrich Karl am 17. den Marchfluß überschritten, während gleichzeitig der Vormarsch des rechten Flügels der preußischen Armee von Znaim aus über Hollabrnn nach Stockerau gegen die Donau fortdauerte, so daß also die Donau-linie in einer Strecke von 35 Meilen, von Linz bis nach Presbnrg, bedroht war und die östreichischen Streitkräfte sich zersplittern mußten; die preußischen Vorposten erblickten bereits die dunkle Masse des Stephansthurmes in Wien, und von erhöhten Punkten in der Hauptstadt konnten die aufs äußerste erschrockenen Wiener die preußischen Wachtfeuer in der Ferne leuchten sehen. Es war keine Zeit zu verlieren, wenn noch Rettung eintreten sollte.
Unter diesen Umständen verdoppelte der französische Bevollmächtigt?, Bene-detti, seine Bemühungen um Einstellung der Feindseligkeiten. Die Depeschen flogen zwischen Nikolsbnrg und Paris hin und her, es verflossen aber noch mehrere Tage, bis es, wie ein französisches Blatt sich ausdrückte, der Klugheit des Kaisers Napoleon, der Mäßigung des Königs von Preußen und der Nachgiebigkeit des Kaisers von Oestreich gelang, eine fünftägige Waffenruhe zu vereinbaren, während welcher dann über einen längeren Waffenstillstand und weiter über den wirklichen Frieden und Feststellung gewisser Vorbedingungen verhandelt werden sollte, von welchen der König von Preußen und Gras Bismarck unter keiner Bedingung abgehen wollten. Unter diesen Vorbedingungen waren die hauptsächlichste», daß Oestreich aus dem deutschen Bunde ausscheiden und seine volle Zustimmung zu
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schnitten ihn durch ein geschicktes Manöver von dem Donauübergange ab. Hätte der Kamps noch einige Stunden fortgesetzt werden können, so war nichts gewisser, als daß das ganze östreichische Corps zu Gefangenen gemacht worden und der Einmarsch der Preußen in Presbnrg und damit die Besetzung des rechten Donauufers bewirkt worden wäre. Da trafen Mittags 12 Uhr die Depeschen über den Abschluß der Waffenruhe bei beiden Armeen ein und machten den weiteren Erfolgen d:r preußischen Waffen ein Ende. Gewehr beim Fuß und ohne folgen zu dürfen, mußten die Preußen die östreichischen Regimenter an sich vorbei nach Presbmg abmarschireu sehn, worauf sie an der Weidritz, einem kleiner Ge-birgsflüßchen, welches als Demarkationslinie vereinbart worden war, Bivonaksbezogen.
Hiermit ruhten nun die Feindseligkeiten auf allen Punkten und die Friedensunterhandlungen begannen. Der eigentliche Waffenstillstand konnte, da vorher die Nachrichten aus Italien abgewartet werden mußten, erst am 2. August beginnen. Die wirklichen Friedensunterhandlnngen wurden dann in Prag geführt, wo auch, nachdem sie sich fast länger als der eigentliche Krieg hingezogen hatten, der Friede mit Oestreich in der That am 23. August zu Stande kam. Am 30. erfolgte dann die Ratifikation des Friedensvertrages durch die Monarchen.
Die Hauptpunkte dieses aus 14 Artikeln bestehenden Vertrages aber waren nun folgende: Oestreich tritt Venetien an das Königreich Italien ab; alle Kriegsgefangenen werden beiderseits freigegeben. Oestreich erkennt die Auflösung des bisherigen deutschen Bundes an und gibt seine Zustimmung zu einer neuen Eon-stituiruug Deutschlands sowohl im Norden als im Süden ohne Betheiligung des östreichischen Kaiserstaates. Oestreich tritt alle seine im Wiener Frieden erworbenen Ansprüche an Schleswig-Holstein an Preußen ab, mit der Maßgabe, daß die nördlichen Districte von Schleswig wieder mit Dänemark vereinigt werden, wenn die Bevölkerung dieser Districte durch Abstimmung ihren Wunsch nach solcher Wiedervereinigung zu erkennen giebt. Der Territorialbestand des Königreichs Sachsen bleibt in seinem bisherigen Umfange erhalten, doch wird der Beitrag Sachsens zu den Kriegskosten und die künftige Stellung desselben zu dem zu bildenden norddeutschen Bunde durch einen von Preußen mit Sachsen besonders abzuschließenden Vertrag geregelt. Außerdem zahlt Oestreich an Preußen 40 Millionen Thaler Kriegskosten, wovon aber 15 Millionen Kriegskosten, die Oestreich an Schleswig-Holstein zu fordern hat, und 5 Millionen für die Verpflegung der preußischen Truppen in Oestreich abgezogen werden, so daß noch 20 Millionen von Oestreich baar zu bezahlen bleiben. Die preußischen Truppen räumen innerhalb drei Wochen die besetzten östreichischen Landestheile.
Die Vertreter der andern süddeutschen Staaten, namentlich der bairische Minister von der Pfordten, gaben sich viele Mühe, ihre Länder gleich in diesen Frieden mit eingeschlossen zu sehn, aber sie mußten sich vorläufig mit der Weisung begnügen, daß Preußen nur mit jeder kriegführenden deutschen Macht einzeln, und zwar in Berlin, verhandeln werde.
Als dies später geschah, mußte Baiern 30 Millionen Gulden Kriegskosten bezahlen, das Bezirksamt Gersfeld und einen Bezirk um Orb, sowie die zwischen Saalfeld und Ziegenrück gelegene Enclave Caulsdorf, zusammen mit einer Bevölkerung von 33900 Einwohnern an Preußen abgeben und den Nikolsburger Präliminarbestimmungen, soweit sie die Zukunft Deutschlands betrafen, beitreten. Ebenso Würtemberg und Baden, welche kein Gebiet abzutreten brauchten, sondern nur Kriegskosten bezahlen mußten, das erstere 8 Millionen, das letztere 6 Millionen
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hannoverische Kriegsmacht jeden ferneren Widerstand ausgab, die Waffen streckte, und sich den Preußen ergab. Während die Preußen diele Fahnen und über 200 Kanonen eroberten, fiel den Feinden kein Geschütz, keine Trophäe in die Hände. An gefangenen Oestreichern und Sachsen befanden sich bei Beendigung des Krieges 48415, einschließlich 690 Offizieren, in den verschiedenen preußischen Festungen und in einem großen Feldlager bei Dirschau in der Provinz Preußen, zu deren Auswechselung die Oestreicher nur 361 gefangene Preußen, einschließlich zweier Offiziere zu stellen hatten. Anfangs schüchtern und leise, endlich aber laut und untierholen gab auch ganz Europa sein Erstaunen und seine Anerkennung bei solchen unerhörten Erfolgen der preußischen Waffen, sowohl hinsichtlich des preußischen Feldzugsplanes, als auch hinsichtlich der raschen und umsichtigen Ausführung desselben, und hinsichtlich der bewundernswürdigen Tapferkeit und Manövrir-sähigkeit der Truppen zu erkennen und zwar um so mehr, als man wußte, daß es die Preußen nicht mit feigen Gegnern zu thun hatten, die auf den ersten Schuß davongelaufen wären. In der That mußte jeder Erfolg, sobald es einmal zum Schlagen gekommen war, theuer erkauft werden; davon zeugten die während und nach dem Feldzuge veröffentlichten langen Verlustlisten der preußischen Armee. Nach diesen und anderen offiziellen Mittheilungen betrug der Gesammtverlust der ganzen preußischen Heeresmacht, die auf 363,109 Mann gebracht worden war. 2910 Mann an Todten, 15554 Mann an Verwundeten und 3022 Mattn an Vermißten, also zusammen 21486 Mann. Den Verlust der Oestreicher gab der östreichische Militairkalender bei der Nordarmee auf 62797 Mann und 1900 Offiziere, bei der Armee in Italien auf 8470 Mann, also für beide Armeen auf 71267 Mann ohne die Offiziere an. Die Baiern hatten 2865 Mattn verloren; Hessen-Darmstadt gab 624 kampfunfähig gemachte an. Uebrigens kostete der Krieg dem preußischen Staate, wenn man die Wiederherstellung der verbrauchten Munition, abgenutzten Waffen und Uniformen mit hinzurechnet, 108 Millionen Thaler, die ohne besondere Auflagen und Stenern der Bevölkerung theils aus den vorhandenen Staatsgeldern, theils durch die Kriegscontributionen, theils durch eine Anleihe, zu der die Regierung die Ermächtigung erhielt, gedeckt wurden. Mit diesem verhältnißmäßig geringen Opfer hatte Preußen eine Macht gewonnen, die ihm eine hervorragende Stellung unter den europäischen Großmächten sicherte, wie sie ihm schon auf dem Wiener Congreß hätte eingeräumt werden müssen, aber nicht eingeräumt worden war. Damals nicht einmal auf feinen
früheren, int Frieden zu Tilsit Verlorenen Länderbestaud zurückgebracht, sondern um 561 Quadratmeilen verkürzt, war es jetzt von einer Ausdehnung von 5100 Quadratmeilen und einer Bevölkerung von 19,300000 Seelen zu einem Terrain von fast 6400 Quadratmeilen mit 23,800000 Einwohnern gewachsen. Damals, beim Wiener Congreß, durch Neid und Eifersucht, besonders Oestreichs, in feiner geographischen Abrundung und strategischen Bedeutung dadurch beeinträchtigt, daß man ihm ein Gebiet in zwei völlig von einander getrennten Theilen anwies und es, besonders auf Betreiben der Seemächte von der Nordsee gänzlich abschnitt, hatte es jetzt nicht nur volle geographische Massenhaftigkeit, sondern auch einen Küstenbesitz an der Nordsee errungen, der ihm seine Entwickelung zu einer Seemacht ersten Ranges gestattet.
Aber nicht Preußen allein sollte die Früchte der mit preußischem Blute erkauften unerhörten Siege ernten: ganz Deutschland sollte an denselben Theil nehmen. Der alte deutsche Bund, den politischen Anforderungen der Neuzeit nicht mehr gewachsen, war lebensunfähig geworben und hatte sich mit dem ver-
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Europa Italien Hessen-Darmstadt Wiener_Congreß Nordsee Deutschland
Veranlaßung des Krieges. Tvs
Minister auf den Erbprinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, welcher sich auch bereit erklärte die spanische Krone anzunehmen, wenn ihn die Cortes (Kammer) wählen würden. Nun hatten die Hohenzollernschen Fürsten 1850 ihr Land an Preußen abgetreten und gehörten als eine, jedoch nicht erbberechtigte, Nebenlinie dem königlichen Hause an; König Wilhelm war also das Familienhaupt der königlichen und fürstlichen Hohenzollernlinien, darum hatte ihm auch Prinz Leopold aus Höflichkeit von dem spanischen Anerbieten und seinem Entschlüsse Kenntniß gegeben, im übrigen stand der König von Preußen der ganzen Sache fern, und vollends die preußischen Minister hatten gar nichts damit zu schaffen gehabt. Das konnte man auch in Paris ganz gut wissen, allein Napoleon und seine Minister stellten sich überrascht und entrüstet, um bei diesem Anlaß den längst vorbereiteten Krieg zum Ausbruch zu bringen: das Ganze sei eine Intrigue Bismarcks, ein Uebergreifen Preußens: ein Hohenzollernscher Prinz auf dem spanischen Thron bedrohe Frankreichs Ehre und Sicherheit. Sofort stellte der französische Minister des Auswärtigen, Herzog Gramont, die Forderung, der
König von Preußen solle dem Prinzen Leopold die Annahme der spanischen Krone verbieten. Der französische Botschafter am preußischen Hofe, Graf Bene-detti, begab sich am 8. Juli 1870 nach Bad Ems, wo König Wilhelm die Cur gebrauchte, um jene Zumuthung an ihn zu stellen, wurde aber damit abgewiesen, weil der König erklärte, daß der Prinz ganz frei in seinen Entschließungen sei und er selbst nicht das verbieten könne, wozu er keinen Befehl gegeben habe. Als Prinz Leopold sah, wie vom französischen Cabinet die eigentlich nur seine Person angehende Angelegenheit zur Herbeiführung eines Krieges mit Preußen benutzt werden sollte, nahm er freiwillig die den spanischen Ministern gegebene Erklärung zurück. Damit schien alles wieder in Ordnung zu sein. Allein Napoleon wollte Krieg. Jetzt mußte Benedetti von König Wilhelm verlangen, er solle die bestimmte Versicherung geben nie seine Zustimmung ertheilen zu wollen, wenn etwa Prinz Leopold wieder einmal auf die spanische Throncandidatur zurückkommen sollte; ja die französischen Minister Olivier und Gramont drangen gegenüber dem preußischen Gesandten in Paris darauf, König Wilhelm solle einen entschuldigenden Brief an Kaiser Napoleon richten. Als Benedetti den König in Ems auf den Spaziergängen und in seiner Wohnung wiederholt mit jener Forderung belästigte, wurde er zuerst mit einer abschläglichen Antwort beschieden, dann aber ganz abgewiesen, weil der König ihm nichts weiter mitzutheilen habe. In Deutschland herrschte allgemeine Freude, daß der französischen Unverschämtheit so würdig war begegnet worden, den Franzosen aber erschien die Behandlung ihres Gesandten eine unwürdige zu sein. So wuchs auf beiden Seiten die Erregung. Die Vermittlung der Diplomatie, namentlich der englischen, zeigte sich diesmal bei dem raschen Verlaufe der Dinge ohnmächtig: wollte man etwas
ausrichten, so hätte von allen Mächten ein Druck auf den Friedensbrecher Na-
poleon geübt werden müssen, das geschah aber nicht und so war der Krieg unvermeidlich. Der König Wilhelm hatte Ems verlassen und war nach Berlin zurückgekehrt; überall war er auf seiner Reise vom Volke mit stürmischer Begeisterung begrüßt worden und mußte so den unzweideutigen Eindruck gewinnen, daß er dem preußischen Volk aus dem Herzen gesprochen habe, daß alle in ihrem Könige verletzt waren und in dem ausbrechenden Kampfe nichts weniger als eine Privatsache des Hauses Hohenzollern erblickten, sondern wie es wirklich war, emen Angriff auf Deutschland überhaupt. Derfelbe Gedanke beherrschte
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Bismarcks Frankreichs Bad_Ems Paris Deutschland Berlin Deutschland
V8t Iii. Zeitr. Die neuere Zeit. Von der Reformation bis jetzt.
ihre Absicht, nach Metz vorzudringen, auf einem etwas nördlicheren Wege über Sedan und die Nordfestungen nahe der belgischen Grenze zu erreichen. Allein das deutsche Obercommando wußte auch diesen Ausweg zu verlegen. Schon am 31. August bildete die Aufstellung der beiden kronprinzlichen Armeen einen Halbkreis von dem linken Maasufer nach dem rechten bis an die belgische Grenze, daß alle Aussicht vorhanden war die Mac Mahonsche Armee über die Grenze auf neutrales Gebiet zu drängen, oder in noch günstigerem Falle, wenn der Bogen im Norden von Sedan zum Kreise geschlossen werden konnte, vollständig zu umfassen und gefangen zu nehmen. Dieses letztere hat denn wirklich die deutsche Kriegskunst und die deutsche Tapferkeit (es warm Prenßen, Sachsen, Barern und Würtemberger, die hier zusammen kämpften) in der Schlacht von Sedan am
1. September geleistet. Das deutsche Heer war dem feindlichen in jeder Beziehung überlegen, an Zahl, an Geschützen, an Disciplin, in der Führung. So gelang ein militärisches Meisterstück, der eine Flügel reichte dem andern die Hand und der Feind war von einem Kreise umgarnt, der immer enger wurde. Nach theilweise energischer Gegenwehr wurden die Franzosen um Sedan zusammengedrängt und endlich in wilder Flucht in die Festung hineingeworfen: schon flogen preußische Brandgranaten in die Stadt. An ein Entrinnen war nicht mehr zu denken: die weiße Fahne mußte auf der Citadelle aufgezogen werden. Es begannen die Unterhandlungen über die Capitulation, welche am folgenden Tage,
2. Sept., vollzogen wurde. Nach allen Verlusten an Todten und Gefangenen in der Schlacht vorn 30. Aug. und 1. Sept. waren es noch immer 84000 Mann, welche kriegsgefangen wurden, eine Zahl, d!e bis dahin bei einer Capitulation unerhört war, darunter der verwundete Mac Mahon und der Kaiser Napoleon. Der letztere hatte an demselben Tage noch eine Unterredung mit König Wilhelm und übergab ihm als Kriegsgefangener feinen Degen, worauf ihm das Schloß Wilhelmshöhe bei Cassel als Aufenthalt angewiesen wurde. Der Jubel über diesen glänzenden Sieg in Deutschland war unbeschreiblich: denn man freute sich nicht bloß, daß der Mann, welchem man die Schuld des Krieges beimaß, feinen Lohn empfangen hatte, sondern gab sich auch der Hoffnung hin, daß nun ein baldiger Friede zu erwarten fei. Das war freilich ein Irrthum. Denn mit Napoleon war kein Friede mehr zu schließen. Er hatte feine Regierungsgewalt in die Hände der Kaiserin als Regentin niedergelegt; als aber feine Niederlage und Gefangenschaft in Paris bekannt wurde, da war es mit dem schon länger wankenden Kaiserreiche aus. Kaiserin Eugenie mußte eiligst nach England entfliehen; ihre Minister, die Kammern, bisher in der Mehrheit so gut kaiserlich, stoben auseinander, als am 4. September eine unblutige Revolution aus dem Kaiserreich eine Republik machte und die Staatsgewalt in die Hände der bisherigen Oppositionsmänner brachte. Die neue Regierung nannte sich „Regierung der nationalen Vertheidigung“. Ihre sämmtlichen Mitglieder waren gegen den Krieg gewesen, aber nachdem die Fremden auf französischen Boden gekommen waren, wollten sie nichts anders als Vertreibung derselben und der neue Minister des Auswärtigen, Jules Favre, erklärte aufs bestimmteste, kein Fuß französischen Bodens, kein Stein einer Festung dürfe abgetreten werden, um den Frieden damit zu erkaufen. Andererseits ließ auch Graf Bismarck keinen Zweifel darüber, wie er über die Bedingungen des Friedens denke: er verlangte die Abtretung der Festungen Straßburg und Metz, natürlich also auch die Landschaften Elsaß und Deutsch-Lothringen, worin mit ihm ganz Deutsch-
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