— 175 —
3. Januar 1871) durch Mauteuffel und besonders bei St. Quentin (19. Januar) durch Göben nicht vermocht hatte, gegen Paris vorzudringen, so sah sich letztere Stadt den 28. Januar endlich genötigt zu capitnlieren, nachdem die Eingeschlossenen mehrmals vergeblich versucht hatten den eisernen Ring der Deutschen zu durchbrechen. (Schlachten bei Brie und Champigny am 30. November bis 1. Dezember 1870, bei Le Bourget den 21. Dezember, bei Bnzenval den 19. Januar 1871). Sämmtliche Forts rings um Paris wurden nun von Deutschen besetzt.
§ 205. Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserreiches; der Friedensschluß. Eine Folge des siegreich gegen Frankreich geführten Krieges war die Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserreiches. Nachdem die Verhandlungen zwischen dem norddeutschen Bunde und den süddeutschen Staaten zu dem Ergebniß der Einigung des deutschen Vaterlandes geführt hatten, erklärte sich König Wilhelm auf den Wunsch sämmtlicher Fürsten und freien Städte Deutschlands zu Versailles feierlich zum deutschen Kaiser (den 18. Januar 1871), genau 170 Jahre später, nachdem sich Kurfürst Friedrich Iii. in Königsberg znm Könige in Preußen erklärt hatte. In seiner Proclamation an das deutsche Volk sprach der neue Kaiser die Zuversicht aus, daß es ihm und seinen Nachfolgern vergönnt sein möge, „allzeit Mehrer des deutschen Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung".
Während des am 28. Januar abgeschlossenen Waffenstillstandes begannen zu Versailles die Friedensverhandlungen zwischen dem Grafen von Bismarck einerseits und Jules Favre und Thiers andererseits. Am 26. Februar wurden die Friedenspräliminarien unterzeichnet, dieselben wurden, während zwei deutsche Armeecorps Paris besetzten, von der unterdessen nach Bordeaux berufenen französischen Nationalversammlung angenommen. In dem zu Frankfurt a. M. den 10. Mai endgültig abgeschlossenen Frieden trat Frankreich den Elsaß (außer Belfort) und Deutsch-Lothringen (mit Metz) ab, Gebiete, welche nunmehr als Reichs -land Elsaß-Lothringen dem deutschen Reich einverleibt wurden. Außerdem verpflichtete sich Frankreich binnen einer bestimmten Zeit eine Kriegsentschädigung von 5000 Millionen Franken (4000 Millionen Mark) zu zahlen, bis zur Abzahlung dieser Summe sollten gewisse Teile Frankreichs von den deutschen Truppen besetzt bleiben.
Im März 1871 kehrte Kaiser Wilhelm „der Siegreiche" unter ungeheuerem Jubel der Bevölkerung nach Deutschland und in seine Hauptstadt zurück und eröffnete am 21. März in Person den ersten dent-schen Reichstag.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke]]
Extrahierte Personennamen: Le_Bourget König_Wilhelm Wilhelm Friedrich_Iii Friedrich Bismarck Jules Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Frankreich Deutschlands Königsberg Paris Bordeaux Frankfurt_a._M. Frankreich Belfort Frankreich Frankreichs Deutschland
422 Zehnter Abschnitt. Die wichtigsten Ereignisse rc. von 1815—1871.
Kaiserkrone wolle (Sott beriethen, allzeit Mehrer des deutschen Reiches 511 fein, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in den Werken des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung." —
Nach Verlesung dieser Proklamation trat der Großherzog pan Baden vor und rief, den richtigen Augenblick erfassend: „Seine-Majestät, der Kaiser Wilhelm lebe hoch!" Unter den Klängen der Militärmusik, welche die Melodie des Liedes: „Heil dir im Siegerkranz", anstimmte, brachte die.versammlung dreimal ein begeistertes Hoch aus. Die Hände reckten sich zum Gruß und Schwur, die Helme wurden geschwungen, die Blicke leuchteten, und donnernd rollte der Ruf an den Spiegel- und Marmorwänden hin und hallte von der gewölbten Decke nieber. Aus des Kaisers Augen stürzten Thränen. Er drückte dem Großherzoge die Hand, der Kronprinz neigte sich tief und schien die Hand des Vaters küssen zu wollen. Der Bruder, die Vettern und Fürsten umgaben den Kaiser beglückwünschend und händeschüttelnd. Die Musikeorps hatten sich inzwischen in dem an die Galerie östlich anschließenden „Friedenssaal" ausgestellt und begrüßten den Kaiser, als er, von den Prinzen, Fürsten und Generälen begleitet, den Festsaal verließ, mit dem Hohenfriedberger Marsch. Die Offiziere, deren Zahl gegen 600 betrug, folgten dem Kaiser. D^iefmnlu -wtrrbeu von den begleitenden Mannschaften in Empfang genommen, um den zugehörenden Regimentern wieder überbracht zu werden. —
Am 21. März 1871 eröffnete der Kaiser den ersten deutschen Reichstag in Berlin. Derselbe nahm die Verfassung des deutschen Reiches, wie sie ihm von dem Kaiser nach den Verhandlungen mit den Fürsten des deutschen Reiches vorgelegt wurde, im wesentlichen unverändert an. Am 4. Mai erhielt die neue Reichsverfassung Gesetzeskraft.
d) Der Friede.
Wir haben schon gehört, wie bald nach dem Kaisertage in Versailles der Waffenstillstanb abgeschlossen würde. Die Zeit der Waffenruhe sollte zu Verhandlungen über den Frieden benutzt werden. Eine Versammlung von Vertretern des französischen Volkes, die aus dem ganzen Lande gewählt wurden, kam in Bordeaux zusammen. Diese Nationalversammlung sollte sich entscheiden, ob das französische Volk den Krieg fortsetzen, oder den Frieden wählen wollte. Sie war in ihrer weit überwiegenden Mehrzahl für den Frieden und zeigte sich geneigt, auf alle von Preußen geforderten Bedingungen einzugehen. Thiers, der am 16. Februar unter Bestätigung der Absetzung Napoleon's zum Haupt der Staatsregierung gewählt wurde, förderte das Friedenswerk nach Kräften. Die Verhandlungen in Versailles führten am 26. Februar zu einem Schluß, der ant 1. März von der Nationalversammlung zu Bordeaux angenommen wurde. Die Hauptbedingungen des Friedens waren folgende:
1. Frankreich tritt an Deutschland Elsaß und den deutsch redenden Teil von Lothringen samt der Festung Metz und dem Streifen jenseits der Mosel ab, aus welchem die Schlachtfelder vom 16. und 18. August liegen.
(Auch Thionville wurde deutsch; dagegen sollte Belfort französisch bleiben. Das zu Deutschland kommende neue Gebiet betrug 260 Quadratmeilen mit 11;2 Millionen Einwohnern. Es war weniger wegen seines Umfanges, als wegen seiner Wichtigkeit für die Befestigung der deutschen Westgrenze gegen Frankreich für Deutschland von Bedeutung.)
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Thiers März Metz August
Extrahierte Ortsnamen: Baden Berlin Versailles Bordeaux Versailles Frankreich Deutschland_Elsaß Lothringen Thionville Belfort Deutschland Frankreich Deutschland
— 44 —
b) in Südeuropa:
1. Das Königreich Spanien \ , , m - r(. . ,
2. Das Königreich Portugal j auf der Pyrenaen-Halbmsel.
3. Das Königreich Italien auf der italischen Halbinsel.
4. Die Türkei
5. Das Königreich Bulgarien
6. Das Königreich Rumänien . . ^ r* r< ■ r r
7. Das Königreich Serbien ! Balkan-Halbinsel.
8. Das Fürstentum Montenegro
9. Das Königreich Griechenland
c) in Nordeuropa:
1. Das Königreich Dänemark.
2. Die Königreiche Schweden und Norwegen auf der skandinavischen Halb-
insel.
6) in Osteuropa:
Das Kaisertum Rußland.
Nie 8iaatm uropas.
1. Das Deutsche Reich
Geschichtliches. Aus den verschiedenen Volksstämmen, welche in
unserm Paterlande feste Wohnsitze eingenommen hatten, sind im Lause
der Zeit eine Anzahl verschiedener Staaten entstanden, die durch das Band
gemeinsamer Sprache miteinander verbunden und ein Jahrtausend hindurch
auch von einem gemeinsamen Oberherrn, dem Deutschen Kaiser, regiert
wurden, während jeder Einzelstaat noch seinen besondern Herrscher hatte.
Doch als im Jahre 1806 auf Veranlassung des Kaisers Napoleon eine An-
zahl deutscher Fürsten aus dem deutschen Reichsverbande ausschieden und
den sogenannten Rheinbund bildeten, legte der letzte Kaiser Franz Ii. seine
Würde nieder und nahm den Titel Kaiser von Österreich an. So löste sich
das alte Deutsche Kaiserreich auf. Nachdem aber Deutschland in den Be-
freiungskriegen das Franzosenjoch abgeschüttelt hatte, gründeten die deutschen
Fürsten den sogenannten deutschen Bund zur Erhaltung der mnern und
äußern Sicherheit Deutschlands. Der Krieg von 1866 machte dem deutschen
Bunde ein Ende. Die Fürsten Norddeutschlands aber bildeten im engen
Anschlüsse an Preußen einen neuen, den norddeutschen Bund. Die
südwestdeutschen Staaten schlössen sich diesem Bunde vorerst noch nicht an,
standen aber zu ihm in enger, freundschaftlicher Beziehung. Doch als im
Jahre 1870 Napoleon in so schmählicher Weise Preußen den Krieg erklärte,
vereinigten sie sich gemäß eines schon 1866 getroffenen Übereinkommens
mit Norddeutschland zu gemeinsamer Verteidigung des Vaterlandes, und
noch während des Krieges kam ein vollkommener Anschluß an Nord-
deutschland zustande. Der heldenmütige Wettkampf deutscher Brüder aus
Nord und Süd gewann außerdem Deutschland zwei einst an Frankreich
verlorene Länder wieder: Elsaß und Deutschlothringen.
So bildete sich das jetzige Deutsche Reich, und der König von Preußen
nahm den Titel Deutscher Kaiser an.
Verfassung. Das Deutsche Reich hat eine konstitutionelle Ver-
sassung (s. S. 43). Während jeder deutsche Fürst in seinem Staate
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Franz_Ii Franz Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Südeuropa Spanien Portugal Italien Bulgarien Serbien Nordeuropa Schweden Norwegen Osteuropa Deutschland Deutschlands Norddeutschlands Norddeutschland Nord Deutschland Frankreich Deutschlothringen
6. Die deutsche Handelsflotte.
149
werden. Darum sind auch Ruder und Steuerung unter Wasser an-
gebracht. Die Maschinen haben eine Gesamtwirkung von 33000 Pferde-
kräften. Gegenwärtig befinden sich beim Vulkan zwei Schnelldampfer
in Bau, die an Grofsartigkeit alle genannten noch weit überragen:
„Kronprinz Wilhelm" und „Kaiser Wilhelm Ii." Dieser
wird 219,17 m lang, 22,32 m breit und erhält Maschinen von
38000 Pferdekräften, die ihm eine Geschwindigkeit von 24 Knoten
in der Stunde geben werden.
(Weiteres über die deutschen Werften siehe Seite 79.)
Die Kriegsflotte.
Wer vorurteilsfrei unsere bedeutende Schiffahrt, unsere grofsartigeii
Hafenbauten und Reedereien und endlich unsere gewaltigen, etwa
6y2 Milliarden M. betragenden Seehandel ins Auge faist, mufs zugeben,
dafs die freie, ungehinderte Ein- und Ausfuhr heute eine unsrer
wichtigsten Lebensbedingungen ist. mufs dem in Hamburg gefallenen
Kaiserlichen Wort Recht geben :
„Bitter not thut uns eine starke Flotte!"
Erfreulicherweise hat unser Volk diese Mahnung seines Kaiser-
lichen Herrn verstanden und seiner Regierung die Mittel an die
Hand gegeben, sich wenigstens in der 5. Stelle, die wir hinter den
stärkeren Seemächten England, Frankreich, Ruisland und den Ver-
einigten Staaten schon seit Jahren einnehmen, zu behaupten.
Lehrreich müssen für uns die Kriege im letzten Jahrzehnt des
vorigen Jahrhunderts, der japanisch-chinesische und der amerikanisch-
spanische, geworden sein, mehr noch der englisch-transvaalsche, worin
es Grofsbritannien, ungeachtet des Einspruchs der ganzen Welt, deren
Flotten es heute noch nicht zu fürchten braucht, unternimmt, ein
weniger mächtiges Volk zu unterwerfen und seiner Herrschaft einzu-
verleiben, am meisten aber die jetzigen chinesischen Wirren, die uns
dringend ans Herz legen, dafs, wenn wir unsere nationalen Güter
wahren und einen ehrenhaften Frieden sichern wollen, unser Volk
nie an Vaterlandsliebe erlahmen, niemals an Opferfreudigkeit hinter
anderen Völkern zurückbleiben darf. Wie gering ist nicht unser
heutiger Marine-Aufwand, der auf den Kopf der Bevölkerung unge-
fähr 3,20 M beträgt, gegenüber Frankreich mit 6 und England sogar
mit 15 M, obwohl auch sie ungeheure Summen für ihre Landmacht
verwenden.
Am i. April 1900 verfügte die Kaiserliche Marine über folgende
Kriegsschiffe :
12 Linienschiffe mit . . . 108399 Tonnen Rauminhalt,
8 Küstenpanzer „ . . . 28102 ,, ,,
13 Panzerkanonenboote mit 13886 „
10 große Kreuzer mit . . 70540 „
25 kleine „ „ . . 49255 "f ^
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg England Frankreich Frankreich England
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
357
den Söhnen und Enkeln der tapfern Väter zu reden, zu denen
vor einem halben Jahrhundert Mein in Gott ruhender Vater un-
vergessene Worte sprach.
,,Das Vaterland ist in Gefahr!"
Oesterreich und ein großer Theil Deutschlands steht gegen das-
selbe in Waffen!
Nur wenige Jahre sind es her, seit Ich aus freiem Entschlusfe
und ohne früherer Unbill zu gedenken, dem Kaiser von Oesterreich
die Bundeshand reichte, als es galt, ein deutsches Land von frem-
der Herrschaft zu befreien. Aus dem gemeinschaftlich vergosienen
Blute, hoffte ich, würde eine Waffenbrüderschaft erblühen, die zu
fester, auf gegenseitiger Achtung und Anerkennung beruhender Bun-
desgenosienschaft und mit ihr zu all' dem gemeinsamen Wirken füh-
ren würde, aus welchem Deutschlands innere Wohlfahrt und äu-
ßere Bedeutung als Frucht hervorgehen sollte. Aber meine Hoff-
nung ist getäuscht worden. Oesterreich will nicht vergessen, daß
seine Fürsten einst Deutschland beherrschten; in dem jüngeren, aber
kräftig sich entwickelnden Preußen will es keinen natürlichen Bun-
desgenossen, sondern nur einen feindlichen Nebenbuhler erkennen.
Preußen — so meint es — muß in allen seinen Bestrebungen be-
kämpft werden, weil, was Preußen frommt, Oesterreich schade.
Die alte unselige Eifersucht ist in hellen Flammen wieder aufge-
lodert: Preußen soll geschwächt, vernichtet, entehrt werden. Ihm
gegenüber gelten keine Verträge mehr, gegen Preußen werden deut-
sche Bundesstaaten nicht bloß aufgerufen, sondern zum Bundes-
bruch verleitet. Wohin wir in Deutschland schauen, sind wir von
Feinden umgeben, deren Kampfgeschrei ist: „Erniedrigung
Preußens!"
Aber in Meinem Volke lebt der Geist von 1813. Wer wird
uns einen Fuß breit Preußischen Landes rauben, wenn wir ernst-
lich entschlossen sind, die Errungenschaften unserer Väter zu wah-
ren, wenn König und Volk durch die Gefahren des Vaterlandes,
fester als je geeint, an die Ehre deffelben Gut und Blut zu setzen,
für ihre höchste und heiligste Aufgabe halten. In sorglicher Vor-
aussicht dessen, was nun eingetreten ist, habe ich seit Jahren
es für die erste Psticht Meines Königlichen Amtes erkennen müssen,
Preußens streitbares Volk für eine starke Machtentwickelung
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Deutschlands Oesterreich Deutschlands Oesterreich Deutschland Oesterreich Deutschland
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
358
vorzubereiten. Befriedigt und zuversichtlich wird mit mir jeder
Preuße auf die Waffenmacht blicken, die unsere Grenze deckt. Mit
seinem Könige an der Spitze wird sich Preußens Volk ein wahres
Volk in Waffen fühlen! Unsere Gegner täuschen sich, wenn sie
wähnen, Preußen sei durch innere Streitigkeiten gelähmt. Dem
Feinde gegenüber ist es einig und stärkst dem Feinde gegenüber
gleicht sich ans, was sich entgegenstand, um demnächst im Glück
und Unglück vereint zu bleiben.
Ich habe Alles gethan, um Preußen die Lasten und Opfer
eines Krieges zu ersparen, das weiß mein Volk, das weiß Gott,
Der die Herzen prüft. Bis zum letzten Augenblicke habe Ich, in
Gemeinschaft mit Frankreich, England und Rußland, die Wege
für eine gütliche Ausgleichung gesucht und offen gehalten. Oester-
reich hat nicht gewollt, und andere deutsche Staaten haben sich
offen an seine Seite gestellt. So sei es denn. Nicht Mein ist
die Schuld, wenn Mein Volk schweren Kampf kämpfen und viel-
leicht harte Bedrängniß wird erdulden müssen; aber es ist uns
keine Wahl mehr geblieben!
Wir müssen fechten um unsere Existenz, wir müssen einen
Kampf auf Leben und Tod gehen gegen Diejenigen, die das Preu-
ßen des großen Kurfürsten, des großen Friedrich, das Preußen,
wie es ans den Freiheitskriegen hervorgegangen ist, von der Stufe
herabstoßen wollen, auf die seiner Fürsten Geist und Kraft, seines
Volkes Tapferkeit, Hingebung und Gesittung es emporgehoben
haben.
Flehen wir den Allmächtigen, den Lenker der Geschicke der
Völker, den Lenker der Schlachten an, daß Er unsere Waffen
segne!
Verleiht uns Gott den Sieg, dann werden wir auch stark ge-
nug sein, das lose Band, welches die deutschen Lande mehr dem
Namen als der That nach zusammenhält, und welches jetzt durch
diejenigen zerrissen ist, die das Recht und die Macht des nationa-
len Geistes fürchten, in anderer Gestalt fester und heilvoller zu
erneuen.
Berlin, den 18. Juni 1866.
(gez.) Wilhelm."
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Wilhelm
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
321
feit und der Wohlstand Deutschlands, welches darin früher einigen
Ländern nachgestanden hatte, machten bedeutende Fortschritte. Dieß
war meist eine Folge guter Schulen. Diese sind die größte
Wohlthat, welche Völker von ihren Fürsten empfangen können, sie
sind der Beweis wahrhafter Fortschritte in der Kultur,
welche leider durch Oesterreichs Einfluß auf die Bundesstaaten
rückwärts geführt werden sollte.*) Möchten die Fürsten deßhalb
eben so lebhaft für gute Schulen und deren Lehrer sorgen, wie sie
es für die Soldaten in rühmlicher Weise thun!
Der heilige Bund 1815. — Der Congreß zu Aachen 1818,
Carlsbad 1819, zu Wien 1819—1820. '
Wer in diesem Jahre (1866) die Lazarethe besucht und daselbst
den Jammer und das Elend mit eigenen Augen geschaut hat, dem
mußte wohl das Herz brechen, selbst wenn er ein steinernes ge-
habt hätte. Was für ein schauderhaftes Wort „Krieg!" Welch'
tausendfaches Elend bringt er der Menschheit! Deßhalb hat
gewiß jeder fromme Menschenfreund den Wunsch daß unter gesit-
teten Völkern alle Kriege, alles Blutvergießen aufhören, daß sich
die Regenten, nach den Grundsätzen des Christenthnms, in Gerech-
tigkeit, Liebe und Frieden einander entgegen kommen und sich
allein der Beglückung ihrer Völker widmen möchten.
Dieser Wunsch wurde besonders rege in den Zeiten der Roth
und in den Tagen des großen Befreiungskampfes. Da gab sich
den Fürsten so recht sichtbar das Walten der Vorsehung kund.
Es war der Kaiser Alexander von Rußland, welcher den Kaiser von
Oesterreich und den König von Preußen anfforderte, sich mit
ihm zu einem heiligen Bunde zu vereinigen.
Diese drei Monarchen stifteten unter sich am 26. Sept. 1815
den heiligen Bund, dem auch andere Fürsten, theils von den
drei Mächten eingeladen, theils aus eigenem Antriebe, sich an-
schlossen. Sie verpflichteten sich, .dem Schlitze des Friedens, der
^Oesterreich hat durch den Staatskanzler v. Ben ft seit dem Jahre 1868
eine freiheitliche Entwickelung.
Gcschichtssrcund Iv. 21
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Extrahierte Personennamen: Alexander_von_Rußland Alexander
{66
Geschichte.
I
Huf Grund des Suvalidenverficheruugsgesetzes bekommt jeder
Hrbeiter, wenn er erwerbsunfähig wird oder das 70. Lebensjahr erreicht
hat, eine Rente. Die Rosten werden halb vom Hrbeitgeber und halb
vom Hrbeitnehmer getragen; auch gewährt das Reich einen Zuschuß.
Es kam noch die Hrbeiterschutzgesetzgebung hinzu, die bestinnnte
Maßnahmen zum Schutze der Gesuttdheit der Hrbeiter vorschreibt, die
Hrbeitszeit der Hrbeiterinnen beschränkt und die Sonntagsarbeit teilweise
ganz verbietet, teilweise ermäßigt.
2. Rach stuften* a) Bündnisse. Obwohl sich das Reich die Huf-
gabe gestellt hatte, den Frieden zu wahren, hielt es Bismarck doch für
nötig, mit befreundeten Mächten Bündnisse abzuschließen. 3m Zahre
f872 kam ein Bündnis zwischen dem Deutschen Reiche, Rußland
und Österreich zustande, das viel zur Erhaltung des Friedens beitrug.
Hls aber nach dem russisch-türkischen Kriege f877—\878 Rußland gegen
Deutschland weniger freundlich gesinnt war, wurde s8?9 ein engeres
Bündnis mit Österreich geschloffen. f883 trat auch Stallen hinzu,
so daß der Dreibund entstand, der seitdem regelmäßig verlängert worden
ist. Stalten hatte im September f870, nachdem die französischen Truppen,
die den Kirchenstaat schützen sollten, abgerufen worden waren, Rom be-
setzt und es zur Hauptstadt des Königreichs gemacht.
b) Gründung von Kolonien. Seit j88^ hat das Deutsche Reich
Kolonien erworben, nämlich: Deutsch-Südwestafrika, Togo, Kamerun,
Deutsch-Ostafrika, Kaiser wilhelmsland, den Bismarckarchipel und einen
Teil der Salomons- und Marschallinseln. — —
Bis ins hohe Greisenalter hinauf war es Kaiser Wilhelm I. be-
schieden, an der Spitze des Reiches zu stehen. Eine Reihe von freudigen
Erlebnissen wurden ihm zuteil. f875 fand in Gegenwart des Kaisers
die Enthüllung des Hermannsdenkmals auf dem Teutoburger Walde statt.
f8?9 wurde unter allgemeiner Teilnahme der Bevölkerung die goldene
Hochzeit des Kaiserpaares gefeiert. Ein Jahr darauf war der Kölner-
Dom vollendet, und er konnte in Gegenwart des Kaiferpaares und vieler
Fürsten feierlich eingeweiht werden. j883 wurde das Niederwalddenkmal
in Hnwefenheit des Kaisers enthüllt. Hnr Hpril f885 feierte ganz
Deutschland den 70. Geburtstag des Fürsten Bismark, und am 22. März
f887 den 90. Geburtstag des ehrwürdigen Heldenkaisers. Hber auch
schmerzliche Erfahrungen sollten ihm nicht erspart bleiben. 3m
Mai und Juni \878 wurden zwei Httentate auf das geliebte Haupt
des Kaisers ausgeübt. Das erste war ohne Erfolg, aber durch das
zweite wurde er schwer verwundet, und beinahe wäre er an den er-
haltenen Wunden gestorben.
Hnfang März f888 erkrankte der Kaiser. Noch an: 8. März sprach er
mit Bismarck und dem Prinzen Wilhelm über das Wohl des Vaterlandes
und unterschrieb ein wichtiges Schriftstück mit zitternder Hand. Hls ihn
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
Extrahierte Personennamen: Bismarck Wilhelm_I. Hnr_Hpril Hnfang_März Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rom Togo Kamerun Deutsch-Ostafrika Deutschland
— 81 —
durchzudringen, wurde aber besonders durch die Tapferkeit der Württem-berger bei Brie und Eharnpignp zurückgeworfen. Ducrot hatte vorher prahlerisch erklärt, er werde nur als Sieger oder tot nach Paris zurückkehren, und nun kam er doch besiegt und lebend wieder. Auch die Ausfälle nach Norden zu bei Le Bourget den 21. Dezember und nach Westen hin bei Buzanval d. 19. Jan. 1871 hatten keinen Erfolg. Dabei litt die Bevölkerung schon längst Hunger und Not, so daß schließlich die ekelhaftesten Tiere als Leckerbissen galten und Tausende dem Mangel an hinreichender Nahrung und Feuerung bei dem harten Winter erlagen. Endlich, als fast alle Lebensmittel aufgezehrt waren, beugte man den Trotz und gab den nutzlosen Widerstand auf. Am 28. Januar kapitulierte die Stadt nach einer Belagerung von 4vü Monat. Sämtliche Forts rings um Paris wurden nun von den Deutschen besetzt, und siegreich zogen kurze Zeit darauf einige Armeecorps in den westlichen Teil der Stadt ein.
Der Friedensschluß. § 153. Während des am 28. Januar abgeschlossenen Waffenstillstandes begannen zu Versailles die Friedensverhandlungen zwischen dem Grafen Bismarck einerseits und Jules Favre und Thiers andererseits. Am 26. Februar wurden die Friedenspräliminarien unterzeichnet, dieselben wurden, während zwei deutsche Armeecorps Paris besetzten, von der unterdessen nach Bordeaux berufenen französischen Nationalversammlung angenommen. In dem zu Frankfurt a. M. den 10. Mai endgültig abgeschlossenen Frieden trat Frankreich den Elsaß (außer Belfort) und Deutfch-Lothringen (mit Metz) ab, Gebiete, welche nunmehr als Reichsland Elsaß-Loth ringen dem deutschen Reich einverleibt wurden. Außerdem verpflichtete sich Frankreich binnen einer bestimmten Zeit eine Kriegsentschädigung von 5000 Millionen Franken (4000 Millionen Mark) zu zahlen, bis zu Abzahlung dieser Summe sollen gewisse Teile Frankreichs von den deutschen Truppen besetzt bleiben. Diese ungeheuere Summe hat Frankreich in kürzerer Zeit aufgebracht und bezahlt, als man geglaubt hat, so daß schon nach wenigen Jahren das Gebiet der französischen Republik von den letzten unserer Truppen geräumt wurde.
Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserreiches. § 154. Eine Folge des siegreich gegen Frankreich geführten Krieges war die Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserreiches. Nachdem die Verhandlungen zwischen dem norddeutschen Bunde und den süddeutschen Staaten zu dem Ergebnis der Einigung des deutschen Vaterlandes geführt hatten, erklärte sich König Wilhelm auf den Wunsch sämtlicher Fürsten und freien Städte Deutschlands zu Versailles, wo die französischen Könige so viele verderbliche Anschläge gegen unfer deutsches Vaterland gemacht hatten, feierlich zum deutschen Kaiser (den 18. Januar 1871), genau 170 Jahre später, nachdem sich Kurfürst Friedrich Wilhelm Iii. in Königsberg zum Könige in Preußen erklärt hatte. Es erfüllte sich also der so lange genährte sehnliche Wunsch so vieler deutscher Patrioten, ja der gesamten deutschen Nation: des Reiches Herrlichkeit war wieder ausgerichtet. In seiner Proklamation an das deutsche Volk sprach der Kaiser die Zuversicht aus, daß es ihm und seinen Nachfolgern vergönnt sein möge, „allezeit Mehrer des deutschen Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens aus dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung." Im März 1871 kehrte Kaiser Wilhelm nach Deutschland und in seine Hauptstadt unter unermeßlichem
£
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Jules_Favre König_Wilhelm Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Paris Frankfurt_a._M. Frankreich Belfort Deutfch-Lothringen Elsaß-Loth Frankreich Frankreichs Frankreich Frankreich Deutschlands Versailles Königsberg Deutschland