110
am Blattstiele, bei diesen stehen mehrere Blättchen an einem
gemeinschaftlichen Blattstiele. Ihrem Standorte nach heißen
die Blätter Wurzelblätter, Stengelblatter undblüthen-
b!älter, je nachdem sie sich aus der Wurzel oder aus dem
Stengel entwickeln, oder in der Nähe der Blüthen sitzen. Nach
ihrer Stellung undrichtung nennt man sie gegenständig,
wenn sie paarweis in gleicher Höhe an entgegengesetzten Seiten
des Stengels sitzen (Klappertopf, Seifnelke); kreuzweisstehend,
wenn zwei Blätterpaare, von oben angesehen, ein Kreuz bilden
(Gundermann); Wechsel ständig, wenn sie abwechselnd bald
auf der einen, bald auf der andern Seite des Stengels stehen
(dreifarbiges Veilchen); zerstreut, wenn sie ohne Ordnung
(Lein), gedrängt, wenn sie dicht beisammen stehen;* drei-,
vierfach rc., wenn sie zu dreien, vieren rc. an einer Stelle um
den Stengel sitzen lgelber Weidrich); büfchelweisstehend,
wenn viele Blätter aus einem Punkte zu entspringen scheinen
(Bocksdorn); Ziegeldach artig, wenn sie dicht stehen und wie
die Ziegel eines Daches einander zum Theil bedecken (scharfer
Mauerpfeffer); angedrückt, wenn sie sich dicht an den Stengel
legen lzweihäusiges Ruhrkraut); aufrecht, wenn sie fast senk-
recht stehen (Weißwurz); abstehend, wenn sie mit dem Stengel
einen spitzen Winkel bilden (Rheinweide);' wagrecht, wenn sie
mit ihm einen rechten Winkel bilden (Flammenblume); nieder-
gebogen, wenn sie nach unten gerichtet sind (die unteren Bl.
bei dem durchlöcherten Johanniskraut) rc. Ihrer Anheftung
nach heißen die Blätter gestielt, wenn sie einen Blattstiel
haben (Linde); sitzend, wenn der Blattstiel fehlt (Klappertopf);
schildförmig, wenn sie in der Mitte befestigt sind (spanische
Kresse); reitend, wenn sich die Blätter mit dem Grunde um-
fassen (Schwertlilie); umfassend, wenn der zweilappige Grund
den Stengel umfaßt (Wiesenknöterich); verbunden, wenn 2
gegenständige Blätter an ihrem Grunde zusammengewachsen sind
(Caprifolium); herab! aufend, wenn die Blattfläche am Sten-
gel herabläuft (Königskerze).
Das einfache Blatt heißt der Spitze nach spitz, wenn es
in einen spitzen Winkel ausläuft, ohne daß die Ränder von ihrer
Richtung abweichen (gelber Weidrich); zugespitzt, wenn die
Spitze länger vorgezogen ist, nachdem die Ränder plötzlich ihre
Richtung verändert haben (Linde); stumpf, wenn es oben ab-
gerundet ist (großer Wegeiritt); abgestutzt, wenn die Spitze in
einer geraden Linie abgeschnitten ist (Blattfcheide des Schneeglöck-
chens); ausgeraubet, wenn ein stumpfes Blatt einen schwachen
Einschnitt hat (Sauerklee); getheilt, wenn der Ausschnitt über
die Mitte des Blattes geht (scharfer Hahnenfuß). Der Grund
des Blattes ist herzförmig, wenn er aus 2 abgerundeten Lap-
pen besteht und das Blatt oben zugespitzt ist (Veilchen); nieren-
förmig, wie das vorige Blatt oben abgerundet (Gunder-
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
299
mehr von seiner Kraft verlieren, als er auf die Aenderung des
Zustandes des andern Körpers verwandt hat, oder als der andere
ihm Widerstand leistet; daher sind Kraft und Widerstand,
oder Wirkung und Gegenwirkung immer einander gleich.
tz. 19.
Einwirkung mehrerer Araste aus die Dcwegung.
(Kdrfr. I. Anh. V. s. I. 0.)
Wirft man im Stillstehen einen Stein nach einem Ziele,
so ist die Bewegung des Steines eine einfache, und er kann
das Ziel treffen, wenn er genau nach demselben gerichtet war
(abgesehen von der anziehenden Kraft der Erde). Wenn man
aber im schnellen Vorbeilaufen den Stein seitwärts nach dem
Ziele hinwirft, so trifft er das Ziel nicht, sondern fliegt unter-
halb desselben vorbei; denn hier war seine Bewegung eine zu-
sammengesetzte; die eine war die ihm von der seitwärts wer-
fenden Hand, die andere von dem vorwärts laufenden Körper
mitgetheilte. Wird ein Schiff an beiden Ufern gezogen, so folgt
es weder der Richtung des einen, noch der des andern Seiles,
sondern schwimmt — vorausgesetzt, daß die ziehenden Kräfte auf
beiden Ufern ziemlich gleich sind — mitten auf dem Strome da-
hin. Die Richtungen der Seile bilden hier einen Winkel, deffen
Schenkel man als die anliegenden Seiten eines Parallelogramms*)
betrachten kann. Man nennt dieses Parallelogramm das Paral-
lelogramm der Kräfte. Das Schiff bewegt sich auf der
Diagonale dieses Parallelogramms (der Lehrer versinnliche diese
Erklärungen durch Zeichnung). Die beiden Kräfte, deren Rich-
tungen einen Winkel einschließen, heißen äußere, zusammen-
wirkende oder Seitenkräfte. Von der Bewegung des Kör-
pers durch die Diagonale sagt man, daß sie durch eine zusam-
mengesetzte, mittlere oder Diagonalkraft hervorgebracht
werde. Je kleiner der Winkel ist, den die Richtungen der Sei-
tenkräfte bilden, desto größer ist die Diagonalkrafc. — Ein Schiff,
das mit halbem Winde segelt, folgt der Mittelkraft des Windes
und des Ruders. — Wenn man auf einem Kahne quer über
einen Fluß setzen will, so wird der Kahn von zwei Seitenkräften,
von dem Strome des Waffers und vom Ruder, getrieben und
folgt der Diagonalkraft. — Das Kind drückt den Kirschkern
zwischen der Spitze des Daumes und der des Zeigefingers und
schnellt ihn gerade vorwärts. Der Druck des Daumens und des
Zeigefingers sind die Seitenkräfte. — Der Fisch fängt, wenn er
gerade vorwärts schwimmen will, seine Bewegung mit zwei ent-
gegengesetzten Schlägen des Schwanzes an. Er schlägt das
*) Vergl. meine Raumlehre Thl. I. S. 136.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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301
oder Ball: die eine zieht ihn vermöge der Schnur nach der
Hand, dem Mittelpunkte des Kreises, zu, die andere ebenfalls
durch die Hand herbeigeführte, gleichsam hinwegwerfende Kraft
treibt dieselben Körper ab. Sie können daher weder nach der
Hand zu fallen, noch wegfliegen, sondern müssen ihre Bahn um
die Hand herumnehmen. Die nach der Hand hintreibende Kraft
nennt man Ziehkraft (Eentripetalkraft). die andere Fliehkraft
(Centrifugalkraft); aus beiden aber entsteht diejenige mittlere
Kraft, welche Schwungkraft heißt. Die Bewegung selbst wird
Kreis- oder Centralbewegung genannt. In der Welt
kommen solche Kreisbewegungen gar vielfältig vor; selbst der
Lauf der Himmelskörper, einer um den andern, der Erde um
die Sonne rc. sind solche Kreisbewegungen.
Klemmt man einen Stein in einen zusammengelegten Rie-
men, nimmt dessen Enden in die Hand und schwingt den Stein
im Kreise herum, so fällt der Stein nicht aus der Schleuder;
sobald man ihm aber eine geradlinige Bewegung giebt, die dann
natürlich eine einfache, von der Muskelkraft des Armes herrüh-
rende ist, so fliegt der Stein fort. — Künstler stellen ein Glas
mit Wasser in einen Reifen und schwingen denselben mit dem
Glase um einen Finger, ohne daß das Glas herabfällt, oder nur
ein Tropfen von der Flüssigkeit im Glase verschüttet wird. —
An den Schleifstein hängt sich vermöge der Schwungkraft und
der Anhängung des Wassers ein breiter Wassecring. — Aus
demselben Grunde bewegt sich ja auch der Koth ringförmig um
die rollenden Räder des Wagens- — Die Achse eines tan-
zenden Kreisels verharrt in der Lage, die sie zu Anfang der
Drehung erhalten hat. — Ein Hammer mit längerem Stiele
wirkt mehr als ein anderer mit kürzerem. — In den Künsten
und Gewerben macht man manche nützliche Anwendung von der
Schwungkraft.
8- 21.
Die Dogendewegung (das Pendel).
(Kdrfr. I. Anh.v. ß. 1. 11.)
Wenn wir an das Ende eines Fadens irgend ein Gewicht,
etwa eine bleierne Kugel oder einen Schlüssel, befestigen und den
Faden oben festhalten (oder am Tafelgestell hängen lassen), so
haben wir ein Pendel. Denken wir uns den Faden ohne
alles Gewicht und die Kugel als einen schweren Punkt, so haben
wir ein einfaches (mathematisches) Pendel, ist aber der Faden
oder die Stange (wie an dem Perpendikel der Wanduhr) aus
lauter schweren Punkten zusammengesetzt, ein zusammenge-
setztes (physisches).
Die Kugel des Pendels wird durch die Schwerkraft nach
dem Mittelpunkte der Erde hingezogen und bringt also den
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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305
111. Ruhe und Bewegung fester Körper.
(Kdrsr.!. Anh. V. §. 2.)
§. 24.
Der Schwerpunkt.
(Kdrsr. I. Anh. V. 8.2. 1.) x
Schiebt man ein Pineal auf der Spitze eines senkrechten
Stiftes lange genug hin und her, so findet man endlich den
Punkt, auf welchem es vollkommen wagrecht schwebt oder sich
im Gleichgewichte erhalt. Bei einer gleichmäßig gearbeiteten
Kreisscheibe liegt dieser Punkt im Mittelpunkte, bei einer vier-
eckigen in Form eines Parallelogramms im Durchschnittspunkte
beider Diagonalen, bei einer dreieckigen im Durchschnittspunkte
der von zwei Winkeln nach den Halbirungspunkten der Gegen-
seiten gezogenen Linien. So kann man auch einen Spazierstock
auf der Fingerspitze senkrecht im Gleichgewicht erhalten. Leute,
die im Balanciren geübt sind, können zuweilen die verschiedenar-
tigsten Dinge übereinandergesetzt auf Stirn, Nase, Kinn rc. ba-
lanciren.
Wenn ein Theil eines festen Körpers in Bewegung gesetzt
wird, so geräth der ganze Körper in Bewegung vermöge des Zu-
sammenhanges seiner Theile; folglich wird auch der ganze Körper
in Ruhe gehalten, wenn ein Theil desselben unbewegt ist. Man
kann daher einen festen Körper hindern zu fallen, wenn man
einen Theil desselben auf irgend eine Act zurückhält. Jede
äußere Zurückhaltung aber läuft am Ende auf eine gänzliche
oder theilweise Unterstützung hinaus. Diese braucht nur an einer
einzigen Stelle, in einem einzigen Punkte angebracht zu werden;
doch ist es nicht gleichgültig, auf welche Art und in welchem
Punkte. Hängt man den Körper auf, so kann das Band, das
ihn zurückhält, an jeder Stelle befestigt sein, insofern es nur
darauf ankommt, daß er nicht falle. Soll er aber auf einer
stehenden Unterlage frei ruhen, so muß der Unterstützungspunkt
so gewählt werden, daß die Theile, die auf entgegengesetzten Sei-
ten desselben liegen, einander im Gleichgewichte halten. Als-
dann kann der Körper sich auf keine Seite neigen, ohne die ent-
gegenstehende in die Höhe zu heben, und da diese ein gleiches
Bestreben äußert, so heben ihre Wirkungen einander auf, und
der Körper bleibt in Ruhe. Ist ein Körper nur in einem ein-
zigen Punkte unterstützt, so muß die Unterlage unstreitig das
ganze Gewicht desselben tragen. Es ist daher eben so, als ob
sein ganzes Gewicht, in einem einzigen Punkte vereinigt, darüber
läge; diesen Punkt nennt man den Schwerpunkt. Der
Pkchner, Handb. 3.Theil. 20
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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338
verschiedenen Töne einer Saite durch den Fingersatz hervorge-
bracht. Der tiefste hörbare Ton ist derjenige, der durch unge-
fähr 32 Schwingungen, und der höchste derjenige, der durch
8192 Schwingungen in einer Sekunde entsteht. (Jener ist dak
C einer 32 füßigen offenen Orgelpfeife, dieser das sogenannte
5 mal gestrichene €.). Giebt die ganze Saite den Grundton an,
so geben 8/? derselben die Sekunde, */s die Terz, % die Quarte,
2/3 die Quinte, 3/s die Sexte, 8/ls die Septime, V2 die Octave
des Grundtones an. Macht der Grundton 24 Schwingungen,
so macht die Sekunde 27, die Terze 30, die Quarte 32, die
Quinte 36, die Sexte 40, die Septime 45 und die Octave 48.
Man unterscheidet consonirende und dissonirende Accorde, je nach-
dem Töne wohl oder übel zusammenklingen. Zwei Töne find
desto mehr consonirend. je mehr Schwingungen derselben zusam-
mentreffen. Am meisten consoniren mit dem Grundtone die Oc-
tave, Quinte und Terz, am wenigsten die Sekunde und Sep-
time. Mit der Octave hat der Grundton eine Schwingung um
die andere, mit der Quinte die dritte, mit der Terz die vierte
Schwingung gemein. — Eine Saite schwingt gewöhnlich ganz.
Durch eine leise Berührung auf der Hälfte, dem Drittel, Viertel
der Länge kann bewirkt werden, daß dieselbe in 2, 3, 4 rc. Thei-
len schwingt. Auf den Theilungspunkten entstehen dann soge-
nannte Schwingungsknoten, wo die Saite in Ruhe ist. Auf
diesen Theilschwingungen beruhen die sogenannten Flageolet- oder
Vogeltöne. — In Längsschwingungen wird eine Seite versetzt,
wenn man sie mittelst eines Bogens unter möglichst ungleichen
Winkeln streicht. Die Schwingungen bestehen in abwechselnden
Verdichtungen und Ausdehnungen, oder in Verkürzungen und
Verlängerungen der Saite in der Richtung ihrer Länge. Der
Ton ist meist scharf und unangenehm und desto tiefer, je länger
die Saite ist.
Die Längsschwingungen kommen vorzüglich an den Luft-
säulen in Blase-Instrumenten vor. Durch die Berührung eines
klingenden festen Körpers vermittelst der Hände wird der Ton
desselben sogleich verändert, ein Zeichen, daß er in seinen Schwin-
gungen gestört worden ist. Wird aber ein geblasenes Instrument
in noch so vielen Pnkten berührt, so bemerkt man in der Höhe
des Tones nicht die geringste Aenderung, und man schließt da-
raus mit Recht, daß nicht der Stoff, aus dem das Instrument
verfertigt ist, sondern die darin enthaltene Luft der klingende
Körper sek. Was bei den Saiten der Violinbogen, ist hier eine
dichte Luftschicht, welche so eingeblasen wird, daß sie, über die
Luftsäule hinweggehend, sie gleichsam streicht und so die Schwin-
gungen hervorbringt. Die Höhe des Tones hängt hier von der
Länge der Luftsäule, von ihrem Umfange und von der Stärke
des Anblasens ab. Je kürzer und dünner das Instrument ist,
und je stärker es angeblasen wird, desto höher ist der Ton. Auf
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
392
sie sich zwischen den Polen wagrecht anlegt. Streut man Eisen-
feile auf Papier oder auf eine Glastafel, klopft etwa mit einem
Schlüssel daran, damit sich die Eisenkheilchen losmachen können,
und hält dann einen Magnet darunter; so ordnen sich die Eisen-
theilchen in Bozen, die von den Polen ausgehen, und richten sich
auch über den Polen senkrecht auf. Die Eigenschaft des Mag-
nets, die Richtung von Norden nach Süden anzunehmen, nennt
man die magnetische Polarität Die Anziehungskraft des
Magnets kannten schon die Alten; die Polarität kennt man
erst seit dem >2. oder 14. Jahrhundert. Magnetismus bezeich-
net entweder den Inbegriff aller magnetischen Erscheinungen,
oder den Zustand der Körper, in welchem sie jene Erscheinungen
zeigen, oder endlich die Kraft des Magnets, welche die Erschei-
nungen bewirkt; man nimmt aber auch eine befondere Materie
als Urfache derselben an.
Durch zwei Magnete, von denen einer eine freie Bewegung
hat, während man den andern in der Hand hält, entdeckt man
leicht das Verhalten zweier Magnete überhaupt zu einander.
Zwei Nordpole oder zwei Südpole stoßen sich ab; der Südpol
des einen und der Norpol des andern ziehen einander an. Hier-
aus ergiebt sich das Gesetz: Gleichnamige Pole stoßen ein-
ander ab; ungleichnamige ziehen einander an.
§. 80.
Die künstlichen «Magnete.
lkdrft. I. Anh. V. §. 10. 3.)
Eisen, besonders Stahl, ist fähig, magnetisch zu werden, d. h.
anderes Eisen anzuziehen und Polarität zu zeigen. Man nennt
magnetisch gemachtes Eisen einen künstlichen Magnet im Gegen-
satze zu dem natürlichen. Ein solcher übertrifft oft an Wirkung
den natürlichen. Läßt man ein Stück Eisen oder Stahl eine
Zeit lang an einem Magnet hängen, oder bestreicht es mit dem-
selben, so erhält es jene Eigenschaft. Man nennt dies die
Mittheilung, richtiger Erregung des Magnetismus, indem
der Magnet dabei nichts von seiner Kraft verliert, sondern die
im Eisen gleichsam ruhende nur erregt. Auch zeigt das Eisen
gerade den entgegengesetzten Magnetismus; das mit dem Nord-
pol gestrichene Ende des Eisens ist der Südpol, so wie das mit
dem Südpol gestrichene der Nordpol des künstlichen Magnets.
Da die Anziehungskraft eines Magnets an den Polen am
stärksten ist, so kann man seine Kraft bedeutend erhöhen, wenn man
beide Pole zugleich wirken läßt; daher giebt man den künstlichen
Magneten gewöhnlich die Form eines Hufeisens. Aber auch an
den natürlichen Magneten weiß man beide Pole zugleich zu be-
schäftigen. Man schleift nämlich beide Pole ganz eben und legt
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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394
Polen an einander zu liegen kommen; auch legt man sie in
Eisenfeile, damit sich ihre Kraft nicht mindere.
8- 81.
Die Mlagnetnadel.
(Kdrfr. I. Anh. V. §. 10. 4.)
Der Magnet kann in Nadelfabriken gebraucht werden, um
den feinen Stahlstaub, welcher beim Spitzen der Nahnadeln ent-
steht, von den Augen der Arbeiter abzuhalten. Der größte
Nutzen aber, den er uns gewährt, ist, der, daß man durch ihn
die Richtung nach dem Nordpole der Erde finden kann. Man
macht nämlich eine große Nadel von Stahl und in die Mitte
ein Grübchen von Messing, oder Achat, auf welchem sie, wenn
sie auf einen Stift gelegt wird, im Gleichgewichte schwebt.
Diese Nadel bestreicht man stark mit Magnet und legt sie dann
auf den Stift Nach einigen Schwingungen, die aber wegen der
Reibung und des Widerstandes der Luft immer kleiner werden,
bleibt die Nadel stehen, zeigt mit dem einen Ende nach Norden,
mit dem andern nach Süden und heißt nun eine Magnetnadel.
Sie hat die Gestalt eines Pfeiles oder zweier langgestreckter gleich-
schenkeliger Dreiecke, welche mit den kürzeren, dritten Seiten an
einander liegen; bei jener ist die Spitze, bei dieser das gewöhn-
lich blau angelaufene Ende der Nordpol. Eine Magnetnadel in
einer hölzernen oder messingenen Kapsel, auf deren Boden sich
eine Windrose befindet, und die durch ein Glas verschlossen ist,
heißt ein Kompaß. Durch die bestimmte Lage, welche die
Magnetnadel annimmt, ist sie ein unentbehrliches Werkzeug für
den Schiffer auf dem Meere, den Bergmann, Meßkünstler und
Naturforscher geworden.
Jedoch nur an wenigen Stellen der Erde zeigt der
Nordpol der Magnetnadel genau nach dem wahren Norden, an
den meisten nach Punkten, die östlich oder westlich davon liegen.
Man nennt dies die Abweichung oder Deklination der
Magnetnadel. Nur in zwei Linien fällt ihre Richtung mit dem
Meridian zusammen: die eine durchschneidet Nordamerika und
den atlantischen Ocean in nordwestlicher Richiung, die andere
Asiens Ostküste und Neuholland. Diese Linien verändern aber
allmälig ihre Lage und wandern in Jahrhunderten um die ganze
Erde. Bei uns weicht sie etwa 18° westlich ab; vor 1665 war
ihre Abweichung östlich. Das Pfeilbild in den Kompassen giebt
den magnetischen Meridian an. Außer dieser großen Aenderung
in der Abweichung eines Ortes giebt es auch noch eine stündliche,
tägliche und eine an die Jahreszeit geknüpfte.
Wird eine im Schwerpunkte unterstützte unmagnetische Na-
del abgenommen, magnetisirt und wieder auf den Stift gelegt,
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
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4
Schulrevisoren, welche der Naturkunde die gebührende Aufmerk-
samkeit schenken, und dann treibt ein gewissenhafter Lehrer, was
er für gut und zweckmäßig erkannt hat, ohne erst zu warten,
bis es der Herr Subinspector befiehlt. Darum, ihr Brüder, legt
rüstig die Hand ans Werk! Macht eure Kinder zunächst mit
der Erde und den Geschöpfen auf derselben bekannt, dann wer-
den sie sich von selbst zum Himmel emporgezogen fühlen, wo
unser aller Heimath ist.
Erste Abtheilung.
Naturgeschichte.
(Kinderfteund k. Anhang Vif. bis Xf.)
Einleitung.
(Äbrfr. I. Nr. 115. u. S. 293.)
Der Lehrer läßt das Stück Nr. 115. S. 87. „Die drei Reiche
der Natur"' und den ersten Absatz unter Anhang Vii. S. 293.
lesen, fragt dann den Inhalt jener Stücke ab, erklärt und er-
gänzt ihn etwa in folgender Weise: Wie werden die Körper in
Hinsicht ihrer Entstehung eingetheilt? — Welche Körper heißen
Kunstkörper? — Welche Naturkörper? — Naturkörper giebt es
nicht bloß auf der Erde, sondern auch am Himmel, nämlich
Sonne, Mond und Sterne. Diejenige Wissenschaft, welche uns
die Natur kennen lehrt, heißt die Naturkunde, und derjenige
Theil derselben, welcher sich mit den Himmelskörpern beschäftigt,
die Astronomie-, Stern- oder Himmelskunde. Die Na-
turgeschichte, richtiger Naturbeschreibung genannt, ist auch
ein Theil der Naturkunde. Womit beschäftigt sich dieselbe? —
Betrachtet nun einen Stein, einen Baum und einen Vogel!
Wodurch unterscheiden sich diese drei Dinge von einander? —
Wie werden daher alle Naturerzeugnisse auf der Erde eingetheilt?
— Welche heißen organische? — Welche unorganische? — Wie
theilt man die organischen wieder ein? — Wie nennt man die
drei Hauptarten der Naturkörper? — Welche Naturgegenstände
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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109
aufsteigt, indem er überall kleine Wurzeln schlägt (Epheu); klim-
mend oder kletternd, wenn ein schwacher Stengel sich durch
fadenförmige Theile, oft durch Wickelranken, festhält ^die meisten
Wickenarten); windend, wenn sich ein dünner Stengel um
andere Pflanzen schlingt (Schlingpflanzen), und zwar rechts ge-
wunden «Winde), oder links (Hopfen); schwimmend, wenn er
auf der Wasserfläche liegt (Wasser-Knötrich).
Nach seiner Form heißt der Stengel rund, wenn alle
seine Ouerdurchschnitte Kreisflächen bilden (Ehrenpreis); halb-
rund, wenn er auf einer Seite rund, auf der andern flach ist
(geflügelte Peperonia); zusammengedrückt, wenn die Kanten
stumpf sind, der Ouerdurchschnitt also eine Ellipse bildet (Cau-
lina fragilis); zweischneidig, wenn die Kanten scharf sind
(Kalmus); eckig, und zwar drei-, vier-, vieleckig (bei vielen
Kaktusarten); geflügelt, wenn die Kanten mit einer blattar-
tigen Haut besetzt sind (Platterbse). — Die Oberfläche des
des Stengels ist blättrig, schuppig; nackt, wenn der Stengel
weder Blätter noch Schuppen hat (Flachsseide); durchwachsen,
wenn er mitten durch das Blatt zu gehen scheint (Durchwachs);
fruchtbar oder unfruchtbar, je nachdem er Blüthen trägt
oder nicht.
An Umfang und Höhe ist der Stengel sehr verschieden.
Bei vielen ist ec dünn, fadenförmig, bei andern, namentlich bei
den Bäumen, so dick, daß manchmal 6 bis 8 Männer den Stamm
nicht umspannen können. Ja auf dem Aetna in Sicilien stehen
Kastanienbäume, deren Umfang 60 bis 70' beträgt. Noch merk-
würdiger ist der Affenbrotbaum, welcher bei 27' im Durchmesser
so dick ist, daß man ein ganzes Häuschen hinein bauen könnte.
Die Höhe, die bei manchen Pflänzchen noch keinen Zoll beträgt,
ist auch bei den Bäumen am bedeutendsten. Die Rothtanne
erreicht eine Höhe von 160 bis 180', und es giebt Palmbäume,
die 500' hoch werden und dabei nur eine geringe Dicke haben.
§. 65.
Die Dtätter.
(Kdrfr. I. S. 133..,
Blatter nennt man die Ausbreitungen der Rinde in eine
dünne Fläche. > Sie haben, mit sehr wenigen Ausnahmen, eine
grüne Farbe, die bald dunkel, bald hell ist. Man unterscheidet
am Blatte den Stiel und die Blattfläche. Der Blattstiel ist
rinnenförmig, rund rc. Der oberste Theil der Blattfläche heißt
die Spitze, der unterste der Grund, der ausgebreitete die
Fläche, und zwar Oberfläche und Unterfläche, und die
Grenze des Umfanges der Rand. Man theilt die Blätter in
einfache und zusammengesetzte. Jene stehen nur einzeln
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
300
Wasser rechts und links, und sein Körper folgt einer aus beiden
zusammengesetzten Richtung. — Vögel thun, wenn sie gerade
vorwärts fliegen wollen, mir ihren Flügeln dasselbe. — Werfen
wir im schnellen Laufen, Reiten oder Fahren Körper in die Höhe,
so folgen diese unserm Laufe, und wir können sie leicht wieder
auffangen; denn ihre Bewegung ist zusammengesetzt aus der-
jenigen, welche die werfende Hand ihnen mittheilte, und der,
durch welche wir weiter vorwärts kommen. So erhält der Kör-
per eine schräg aufwärts gehende Bewegung, welche die aus
jenen Kräften erzeugte Diagonale bildet. Häufig sehen wir ein
solches Emporwerfen von Körpern bei den englischen Bereitern,
welche im vollen Jagen auf dem Pferde Bälle, Äepfel u. dgl.
in die Höhe werfen und mit den Händen, mit Gabeln rc.
auffangen. — Wer im schnellen Fahren von einem Wagen springt,
der kann es kaum vermeiden zu fallen. Die Bewegung seines
Körpers ist während des Sprunges so sehr zusammengesetzt, daß
viel Gewandtheit dazu gehört, wenn er, indem er den Boden
berührt, nicht fällt. Es wirken nicht allein die beiden Seiten-
kräfte, die Bewegung des Wagens und die Bewegung/ welche
er durch den Sprung seinem Körper mitgetheilt hat, auf ihn,
sondern auch noch die Schwere. Dieser zusammengesetzten Be-
wegung folgt der obere Theil seines Körpers noch, indem die
Füße schon den Boden berühren, und die fast unvermeidliche
Folge davon ist, daß er fällt. Die Sicherheit erfordert, so zu
springen, daß man von den Pferden und den Rädern des Wa-
gens nicht verletzt wird, d. i. aus der Mitte des Wagens, nahe
bei den Hinterrädern weg.
tz. 20.
Die Kreis- oder Centralbewegung.
Jeder in einem Kreise oder in einer andern krummen Linie
um einen gewissen Punkt herumfliegende Körper hat eine zusam-
mengesetzte Bewegung. Es wirken immer zwei Kräfte auf ihn,
von denen die eine ihn nach jenem Punkte hinziehen, die andere
zu gleicher Zeit davon abtreiben will; aus beiden Kräften ent-
steht eine mittlere Kraft um jenen Punkt herum. Beide Kräfte
wirken aber, so lange die Bewegung dauert, ununterbrochen auf
ihn- Daher entsteht in jedem Augenblicke die Diagonale eines
unendlich kleinen Parallelogramms, und alle diese an einander-
liegenden unendlich kleinen Diagonalen machen in der Zusammen-
setzung eine Kreislinie, oder auch — je nach Verhältniß der bei-
den wirkenden Kräfte zu einander — eine Ellipse oder sonst eine
krumme Linie aus.
Eine solche Bewandtniß hat es mit einem Steine oder Balle,
den man an einer zwischen den Fingern gehaltenen Schnur im
Kreise herumschwingt. Zwei Kräfte wirken da auf den Stein
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