141
Sträucher, oft ein 20' hohes Bäumchen in Gärten ist, das uns
durch seine wohlriechenden Blüthen erfreut. Seit dem Anfange
dieses Jahrhunderts finden sich die spanischen Fliegen spflaster-
käser) in Menge auf demselben ein.
3. Der Snmpsporst (Ix. 4.) oder wilde Rosmarin wächst
aus Torfwiesen, hat weiße Blumen, ist betäubend, wird aber
gegen Keuchhusten, Bräune und Hautkrankheiten gebraucht.
4. Das Heidekraut, ein Halbstrauch in Nadelholzwäldern,
oft in meilenweiten Strecken, trägt blaßrothe, glockenförmige
Blumen, die ein gutes Bienenfutter abgeben. Das Kraut fressen
die Schafe.
5. Der Baumwollenstrauch in Ost- und Westindien, am
Mittelmeere rc. enthält in feinen Samenkapseln die bekannte
Baumwolle. Eine Art in Ostindien hat gelbe Samenwolle,
welche den echten ostindifchen Nankin liefert.
6. Der Theestrauch, dessen Blätter ein fast allgemein be-
liebtes Getränk liefern, ist in heißen Ländern, namentlich in
China und Japan zu Hause, und es werden jetzt jährlich über
400,000 Ctr. nach Europa gebracht.
7. Der Maniokstranch, in Südamerika wild, in Asien
und Afrika angebaut, mannshoch, hat eine knollige Wurzel, von
der ganze Völkerschaften leben, wie bei uns von den Kartoffeln.
8. Die Brechnuß, zu derselben Gattung gehörig, wächst an
Flüssen in Westindien und Südamerika, angebaut in Ostindien
und trägt in einer nußartigen Kapsel 3 Samen wie Bohnen,
welche süßlich schmecken, aber Purgiren und heftiges Erbrechen
erregen.
6. Ordnung. Sträucher mit nackten Samen.
1. Der Rosmarin, in Südeuropa und Asien wild, bei uns
in Gärten und Töpfen, riecht stark, hat schmale Blätter und
blaue oder weiße Blüthen, die arzneilich sind. Auf dem Lande
werden bei Leichen, Hochzeiten rc. die Gäste mit Stengeln von
Rosmarin beschenkt.
2. Der Lavendel, ebenfalls aus Südeuropa, wird bei uns
in Gärten angepflanzt, hat einen vierkantigen Stengel, bläuliche
Lippenblumen und liefert Arznei.
§. 88.
Dritte Klasse.
Kräuter.
Kräuter sind Pflanzen, die einen oder mehrere nicht hol-
zige, sondern weiche und saftige Stengel mit geaderten Blättern
treiben und meist nur ein oder mehrere Jahre dauern. Im ge-
meinen Leben werden die Sträucher, Stauden und Kräuter nicht
immer gehörig unterschieden. Man spricht von Kartoffelstauden,
167
und Gotteshand genannt, und lippenförmige, gespornte Blumen.
Die beiden Staubkölbchen sind auf dem Stempel angewachsen
(Linne's 20. Klasse). Die Knollen der Triften - Orchis oder
des Salep-Knabenkrautes liefern eine leicht verdauliche
Speise. Aehnliche Blumen haben auch die Sumpfwurz, das
Vogelnest, das Zweiblatt oder die Listere, der Frauen-
schuh mit einer silzschuhförmigen Honiglippe rc.
§• 102.
Sechste Klasse.
Gräser.
Die Gräser haben eine faserige Wurzel und einen hohlen, meist
knotigen Stengel mit Scheibenblättern. Die Blüthen sind größ-
tentheils dreizählig, unscheinbar, oft spelzenartig mit einem ein-
zigen Samen oder einer kümmerlichen Blume mit vielen ver-
wachsenen Kapseln; sie stehen selten einzeln, häufig in Rispen
oder Aehren. Der Samen ist nicht groß und enthält fast nichts
als Mehl und einen sehr kleinen Keim. Dieser ist mit einem
dünnen Schlauche bedeckt, welcher in einem Griffel mit meist 2
behaarten Narben endigt. Unten um das Korr? stehen 3 schlaffe
Staubfäden mit langen, schwebenden Kölbchen, um diese 3 Paar
häutige Blättchen (Nektarblättchen, Spelzen und Bälge). Die
äußere, größere Spelze umfaßt die innere, kleinere und hat oft
eine verlängerte Mittelrippe, Granne genannt.
Die Gräser sind auf der ganzen Erde verbreitet und be-
decken vorzüglich die feuchten Niederungen in der Nähe der Flüsse,
sind also hier das, was die Wälder auf Bergen; auch gehören
sie der Zahl der Gattungen yach zu den reichsten Pflanzenhaufen,
und man glaubt, daß sie den 20. Theil aller Pflanzen ausmachen.
Sie gehören zu den nützlichsten und nothwendigsten des ganzen
Reiches, indem sie durch Stengel und Blätter das Vieh, durch
die Körner besonders den Menschen ernähren. Ihre Bestand-
theile sind größtentheis milde, arzneilich unkräftig und nicht giftig,
mit Ausnahme des Lolches. Der Stengel enthält allgemein
einen süßen Saft, aus dem man bei den dicken Zucker gewinnt.
In den Wurzeln kommt nur Schleim, selten ein gewürzhaftes
Harz oder ein purgirender Stoff vor. In Europa und Nord-
amerika nähren sich die Menschen hauptsächlich von Roggen,
Weizen und Dinkel; in Südamerika von Welschkorn, in Afrika
von Negerkorn, in Asien von Reiß. Der Hafer ist allgemein
Pferdefutter in den nördlichen Ländern. Hirse und Schwaden
werden fast auf der ganzen Erde als Grütze gegessen. Man rechnet
an 2000 Gattungen, die uns Mehl geben zu Brot und Kuchen,
zu Speisen rc.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
269
bedeutende Anzahl Farbentheilchen finden. Aehnlich ist dietheil-
barkeit bei Dinte, Indigo und andern Farben. Stahl und Dia-
mant, bekanntlich die härtesten aller Körper, haben, meisterhaft
polirt, solche Oberflächen, an denen wir weder mittelst des Ge-
sichtes, noch durch unser Getast die geringste Unebenheit bemerken.
Und doch ist diese Politur durch kleine Körnlein hervorgebracht,
-von denen jedes einen seiner Größe entsprechenden Ritz in den
Stahl oder Diamanten machte. Hier entzieht sich die Teil-
barkeit all unsern Sinnen. Ein einziger Tropfen Flüssigkeit aus
dem Darm eines Frosches genommen, zeigt unter dem Mikro-
skop unzählige Thierlein (Infusorien), die mit Werkzeugen der
Ernährung und Bewegung versehen sind (vergl. tz I.). Das
Blut ferner ist nicht, wie cs den Anschein hat, eine gleichförmige
Flüssigkeit; es besteht vielmehr aus einer Menge kleiner Körper-
chen (bet den Menschen und Säugethieren kugelig, bei den Vögeln
und Fischen länglich), die in einer Flüssigkeit (Serum) umher-
schwimmen. Ungeachtet nun die Blutkügelchen des Menschen
einen Durchmesser von kaum dem 300sten Theile einer Linie
haben, so können sie doch noch, wie die Chemie uns zeigt, in
Theile zerlegt werden. Zur Verfertigung der Goldtressen wird
eine Stange Silber von 45 Mark mit einer Unze Gold über-
zogen. Aus dieser Stange zieht man den feinsten Faden, der
dennoch allenthalben mit Gold überzogen ist. Dieser Drath
wird zwischen zwei polirten Stahlwalzen abgeplattet und dadurch
um 7? verlängert. Die Länge eines solchen Fadens schätzt man
auf 1,320,000 par. Fuß — 110 franz. Meilen (66 deutsche) —
190,080,000'". Nimmt man auf jeder Linie nur 12 erkennbare
Theile an, so entstehen 2,280,960,000 sichtbare Theile. Nun
hat der platte Faden zwei Seiten, und jede ist mit Gold bedeckt.
Ferner ist die innere Seite, die das Silber berührt, von der
äußern Seite verschieden und muß daher auch in Betracht ge-
zogen werden. Multiplizirt man daher die angegebene Zahl der
sichtbaren Theile der einen äußern Seite mit 4, so ergiebt sich,
daß eine Unze Gold wenigstens in 9,123,840,000 Theile, die noch
mit dem bloßen Auge sichtbar sind, getheilt werden könne. —
Das Brustbild Luthers und seiner Gattin, nach Lukas Kranach,
von der Größe eines mäßigen Oktavblattes, bestand aus den
vier Evangelien. Die Buchstaben waren so fein, daß man ihre
herauf- und heruntergehenden Züge für feine, in einanderlaufende
Pinselstriche in einem Tuschgemälde halten konnte. — Fcauen-
hofer hat auf Glas und Metall so überaus feine und so unglaub-
lich nahe aneinanderliegende parallele Linien eingeschnitten, daß
die Theilung eines Zolles in 10,000 ganz genau und in 32,000 Theile
fast genau war. Ein Pfund Baumwolle kann zu einem Faden
von 40 deutschen Meilen gesponnen werden. — Der Faden, an
dem sich eine Spinne herabläßt, soll aus 6770 (oder gar aus
60,000) andern dünnen Fäden bestehen. — Durch ein Mikroskop
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
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299
mehr von seiner Kraft verlieren, als er auf die Aenderung des
Zustandes des andern Körpers verwandt hat, oder als der andere
ihm Widerstand leistet; daher sind Kraft und Widerstand,
oder Wirkung und Gegenwirkung immer einander gleich.
tz. 19.
Einwirkung mehrerer Araste aus die Dcwegung.
(Kdrfr. I. Anh. V. s. I. 0.)
Wirft man im Stillstehen einen Stein nach einem Ziele,
so ist die Bewegung des Steines eine einfache, und er kann
das Ziel treffen, wenn er genau nach demselben gerichtet war
(abgesehen von der anziehenden Kraft der Erde). Wenn man
aber im schnellen Vorbeilaufen den Stein seitwärts nach dem
Ziele hinwirft, so trifft er das Ziel nicht, sondern fliegt unter-
halb desselben vorbei; denn hier war seine Bewegung eine zu-
sammengesetzte; die eine war die ihm von der seitwärts wer-
fenden Hand, die andere von dem vorwärts laufenden Körper
mitgetheilte. Wird ein Schiff an beiden Ufern gezogen, so folgt
es weder der Richtung des einen, noch der des andern Seiles,
sondern schwimmt — vorausgesetzt, daß die ziehenden Kräfte auf
beiden Ufern ziemlich gleich sind — mitten auf dem Strome da-
hin. Die Richtungen der Seile bilden hier einen Winkel, deffen
Schenkel man als die anliegenden Seiten eines Parallelogramms*)
betrachten kann. Man nennt dieses Parallelogramm das Paral-
lelogramm der Kräfte. Das Schiff bewegt sich auf der
Diagonale dieses Parallelogramms (der Lehrer versinnliche diese
Erklärungen durch Zeichnung). Die beiden Kräfte, deren Rich-
tungen einen Winkel einschließen, heißen äußere, zusammen-
wirkende oder Seitenkräfte. Von der Bewegung des Kör-
pers durch die Diagonale sagt man, daß sie durch eine zusam-
mengesetzte, mittlere oder Diagonalkraft hervorgebracht
werde. Je kleiner der Winkel ist, den die Richtungen der Sei-
tenkräfte bilden, desto größer ist die Diagonalkrafc. — Ein Schiff,
das mit halbem Winde segelt, folgt der Mittelkraft des Windes
und des Ruders. — Wenn man auf einem Kahne quer über
einen Fluß setzen will, so wird der Kahn von zwei Seitenkräften,
von dem Strome des Waffers und vom Ruder, getrieben und
folgt der Diagonalkraft. — Das Kind drückt den Kirschkern
zwischen der Spitze des Daumes und der des Zeigefingers und
schnellt ihn gerade vorwärts. Der Druck des Daumens und des
Zeigefingers sind die Seitenkräfte. — Der Fisch fängt, wenn er
gerade vorwärts schwimmen will, seine Bewegung mit zwei ent-
gegengesetzten Schlägen des Schwanzes an. Er schlägt das
*) Vergl. meine Raumlehre Thl. I. S. 136.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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25
aus dem Rattenloche zu entkommen und sich die nöthige Speise
zu suchen. Da kommen dann die alten Ratten und erfreuen
das vermeintliche Ungeheuer mit Nahrung. — Die Wander-
ratte, weniger bekannt, aber größer als die vorige, braun, am
Bauche weiß, ist aus dem Morgenlande in Europa eingewandert.
— Die Wasserratte hat einen kurzen Schwanz, ist sonst der
Hausratte ähnlich, schwimmt gut, lebt in Uferlöchern und ist den
Fischteichen schädlich. Ost findet sie sich aber auch entfernt von
Gewässern und thut dann den Gartengewächsen großen Schaden.
12. Die Hausmaus fkdrfr. 1. Nr. 10. und 47. Hdb. I.
tz. 4. D. a.) — Die Feldmaus wird auch 3" lang, ist roth-
braul/, unten gelbweiß und hat einen kurzen Schwanz. Sie
lebt in ganz Europa und vermehrt sich zuweilen in manchen Ge-
genden so, daß sie ganze Getreidefelder «besonders die Wintersaat)
verwüstet. Füchse, Wiesel, Marder, Krähen, Raben, Eulen rc.
stellen ihr eifrig nach. — Die Sparmans oder die ökonomische
Wühlmaus in Sibirien, die kleinste ihrer Gattung, trägt Vor-
räthe für den Winter ein und unternimmt in zahlreichen Zügen
große Wanderungen. — Die Haselmaus, welche von Baum-
früchten und Nüssen lebt, hält sich in Wäldern auf, wo sie auf
niederen Zweigen ein Nest von Gras baut und ihren Winter-
schlaf in Baumlöchern hält.
§■ J3.
6. Ordnung. Fahniückige Thiere.
(Kdrfr. l. S. 204.)
Die zahnlückigen oder Zahnarmen Thiere haben ein ver-
schiedenes Gebiß. Die Backenzähne sind walzig, vier- und drei-
eckig; die Vorderzähne fehlen, oder sind Nagezähne, oder über-
zählig. Alle haben Nägel, und manche eine schnabelförmige
Schnauze. Der Schwanz ist dick und kräftig. Ihre Bedeckung
besteht aus borstenartigen Haaren, sogar aus großen Hornscbup-
pen und Knochentafeln; wenige haben ein wollichtes Haar. Mei-
stens sind sie nur klein oder von mäßiger Größe. Sie leben
in den heißen Gegenden der Erde von Pflanzen, Insekten und
kleineren Thieren der höheren Klassen. Die Meisten scharren
sich Höhlen; nur wenige klettern auf Bäume.
1. Das dreizehige Faulthier, von seinem Geschrei auch
Ai genannt, hat seinen Namen von der langsamen Bewegung;
denn es kommt in einem Tage kaum 30 Schritte weit fort. Es
ist kleiner als ein Fuchs, lebt in Südamerika und bleibt auf
einem Baume so lange, bis alle Früchte und Blätter abgefressen
sind. Der langhaarige, graue Pelz wird benutzt.
2. Das Gnrtelthier, Panzerthier oder Armadill in Süd-
amerika ist am Kopfe und Leibe mit knöchernen Schalen bedeckt.
50
§. 28.
4. Ordnung. Tauben- und hühnerartige Vogel.
(Kdrfr.i. S.295)
Die tauben- und bühnerartigen Döget haben einen kur-
zen, am Oberkiefer gewölbten Schnabel, kurze Füße und nähren
sich meist von Pflanzensamen, weniger von Insekten.
A. Die eigentlichen Hühner haben einen Schnabel, der
kurz, stark, am gewölbten Oberkiefer etwas gekrümmt und an
der Spitze und den Seiten übergebozen ist. Die Füße sind kurze,
starke Sitzfüße und bei den meisten Arten mit einer aufwärtsste-
henden Daumenzehe begabt. Die kurzen, wenig zum Fluge ge-
eigneten Flügel legen sich neben und unter dem Schwänze zu-
sammen.
1. Das Haushuhn (Hdb. ll. S. 07.), ursprünglich in Ost-
indien zu Hause, hat sich fast über die ganze Erde verbreitet.
Weil das Huhn aus einem warmen Klima stammt, ist ihm eine
große Winterkälte immer empfindlich; besonders scheut es den
Schnee und kann ihn an seinen Füßen nicht vertragen. Der
Hahn zeichnet sich durch feine Wachsamkeit und sein Krähen aus.
Mit seinem Gegner kämpft er so lange, bis einer von beiden
den Kampfplatz verläßt. Daber hält man in China und Eng-
land Hahnenkämpfe als Volksvergnügungen und geht dabei große
Wetten ein. Seiner Fruchtbarkeit wegen ist das Huhn das nütz-
lichste unter dem zahmen Geflügel. Wenn es 10 bis 12 Monate
alt ist, fängt es an zu legen Läßt man ihm die Eier, so legt
es nur etwa 15 und brütet dann; nimmt man sie ihm aber
weg, so fährt es fort zu legen, und man erhält zuweilen in ei-
nem Jahre gegen 100 Eier. Wärme und gutes Futter befördern
die Fruchtbarkeit ungemein. Außer Gerste und Hafer dienen
hierzu vorzüglich Buchweizen, gehackte Nesseln, Hanf- und Heu-
samen, in lauem Wasser eingeweicht. Der gegen Kälte und
Raubthiere wohl verwahrte Stall muß öfters gereinigt, mit Sand
bestreut und mit Thymian und Lavendel geräuchert werden; auch
darf frisches Wasser nicht fehlen. Auf 15 bis >8 Hühner rech-
net man einen Hahn; doch darf man diesen nicht über 3, jene
nicht über 5 Jahre alt werden lassen. Die Stangen, auf denen
sie sitzen sollen, müssen des Anklammerns wegen kantig sein, und
in die Nester legt man lieber Heu als Stroh. Die Eier sind
ein fast unentbehrliches Nahrungsmittel geworden; auch das
Fleisch, besonders von jungen Hühnern, ist eine leckere Speise;
von alten ist es zähe. Um der leichteren Mästung willen wer-
den die zum Schlachten bestimmten Hühner und Hähne, wenn
sie einige Monate alt sind, geschnitten; diese heißen Kapaunen,
jene Poularden. Die langen Schwanz- und Halsfedern der
Hähne und Kapaunen werden zu Federbüschen rc. gebraucht. Der
Hühnermist ist ein gutes Düngungsmittel.
260
nach welchen, und zu den Ursachen, durch welche alle
Veränderungen in der Körperwelt erfolgen.
An merk. Die vorstehende Einleitung wird am besten erst bei einer
Wiederholung des ganzen Kursus dinchgenommen.
I. Die allgemeinen Eigenschaften der Körper.
§. i.
Die Ausdehnung.
(Kdrfr.i. Anh.3. A. I. 1.)
Die Ausdehnung ist diejenige Eigenschaft eines
Körpers, daß er einen Raum einnimmt oder Ausdeh-
nung in die Länge, Breite und Dicke hat. Die Vorstel-
lung von dem bloßen Raume des Körpers, also die Materie
ganz hinweggenommen, giebt den mathematischen Körper.*)
Die Summe der Materie eines Körpers heißt Masse- Diese
kann nicht bis ins Unendliche fortgehen. Wo die Masse aufhört,
da ist auch die Grenze des Körpers. Durch die Begrenzung
wird seine Gestalt und durch den Raum, welchen er einnimmt,
seine Größe bestimmt. Durch die Gestalt unterscheiden sich
selbst solche Körper, die sonst der Größe, der innern Beschaffen-
heit und dem Gewichte nach gleich sind, z. B. ein Metallwürfel
von einer gleich schweren Metallkugel.
Die Gestalt der Körper ist unendlich mannichfaltig, und
man glaubt, daß es in der ganzen Natur nicht zwei Körper von
völlig gleicher Gestalt gebe. Freilich können wir nicht immer
mit bloßen Augen die Unterschiede wahrnehmen. Die Kleinheit
der Körper macht oft, daß weder unser Auge, noch unser Gefühl
eine Gestalt an ihnen wahrnimmt; allein sie müssen dennoch eine
Gestalt haben, weil sie einen Raum einnehmen. Leuwenhök
that Pfeffer in Wasser und entdeckte darin nach einiger Zeit
durch ein Vergrößerungsglas Thierchen, die tausendmillionenmal
kleiner waren als ein Sandkorn, und jedes Theilchen eines sol-
chen Thierchens hat seine Gestalt zu seiner Bestimmung. So
hat auch jedes Sonnen- und Blumenstäubchen seine eigene Ge-
stalt.
Nicht minder verschieden als die Gestalt ist die Größe der
Körper. Welcher Unterschied ist zwischen einem Aufgußtierchen
und einem Wallsische! Wie klein erscheint wieder der Wallsisch,
wenn wir ihn mit dem Erdbälle vergleichen! Was ist aber die
Erde gegen die mehr als eine Million mal so große Sonne!
Selbst der kühnste Gedanke vermag nicht, ihre Größe zu fassen.
Vergl. Pechners Raumlehre Theil I. §. 1.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
289
Gravitation gemacht hat, sind unbedeutend und halten bei ruhiger
Ueberlegung nicht Stand.
Ii. Ruhe und Bewegung der Körper im
Allgemeinen.
(Kdrft.i. Anh.v. 8.1. 6. 7. 9. und Ii.)
§• 13.
Ruhe und Deweguug überhaupt.
(Kdrfr.i. Anh.v. 8-1. 6. und 7.)
Das Buch liegt auf dem Tische; dies ist sein (relativer)
Ort oder seine Lage. Bleibt das Buch in dieser Lage, so ruht
es. Ruhe ist also das Verbleiben eines Körpers in
seiner Lage. Der Ofen, die Tische, das Katheder ruhen, weil
sie in ihrer Lage verharren.
Die Schiffe segeln auf dem Wasser; Lastwagen fahren auf
den Straßen dahin; Vögel fliegen von Baum zu Baum: alle
diese Dinge verlassen ihren Ort oder bewegen sich. Bewegung
ist also Veränderung des Ortes.
Die Tische und Bänke, das Tafelgestell, der Ofen rc. schei-
nen zu ruhen, weil sie ihre Lage gegen einander und in Be-
ziehung auf die Stube nicht ändern; bedenken wir aber, daß
sämmtliche Gegenstände mit dem Schulhause zugleich auf der
Erde stehen, und daß sich diese mit unbegreiflicher Geschwindig-
keit um sich selbst und um die Sonne bewegt, unser Schulzim-
mer also jährlich einen Weg von 121,000,000 Meilen und noch
täglich einen Umschwung von 3400 Meilen macht: so erkennen
wir, daß ihre Ruhe nur eine scheinbare ist.
Im Gegentheil kommt es uns zuweilen vor, als ob gewisse
Gegenstände sich bewegten, und andere sich in Ruhe befänden,
während gerade das Umgekehrte der Fall ist. Die Gegenstände
am Ufer scheinen sich der Richtung des Schiffes, dessen Be-
wegung der auf demselben Stehende gar nicht bemerkt, entgegen
zubewegen; ein Gleiches findet statt, wenn man schnell vor einer
Reihe von Bäumen vorüberfährt; die Sonne scheint sich zu be-
wegen, und die Erde still zu stehen; wer auf einer Brücke steht
und über das Geländer in den schnell strömenden Fluß hinab-
sieht, dem kommt es vor, als wenn die Brücke sich bewegte, das
Wasser aber still stillstände ic.
Eine Kugel, die an der Erde liegt, zeigt nimmer das Be-
streben, die einmal angenommene Lage zu verlassen; sobald man
sie aber anstößt, wird sie genöthigt, ihre bisherige Ruhe aufzu-
geben: sie rollt auf dem Fußboden dahin. Hieraus folgt, daß
ein Körper, der einmal in Ruhe ist, so lange in Ruhe bleibt, bis
Pcchner, Handb. z. Thl. / 19
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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314
§. 28.
Die schiefe Ebene, der Keil und die Schraube.
Fuhrleute, Schiffer oder auch andere Leute legen, wenn sie
z. B. Fässer, Steine rc. auf ihre Fahrzeuge, oder von denselben
herunter bringen wollen, ein Brett oder ein Paar Bäume, die
wie eine Leiter s Schrotleiter) verbunden sind, in schräger Rich-
tung an, um Kraft zu sparen. Wie sie ihren Zweck erreichen,
soll folgende Untersuchung lehren: Legt man eine Schiefertafel
auf den Tisch, stellt auf diese ein Dintenfaß und hebt dann die
Tafel an einer schmalen Seite in die Höhe, so bildet die Tafel
einen Winkel mit dem Tische, welchen man den Neigungs-
winkel nennt. Je größer dieser ist, oder je mehr ich die Tafel
aufhebe, desto schneller gleitet das Dintenfaß von der Tafel
herab, ja wenn zuletzt die Tafel vollkommen senkrecht steht, bei-
nahe mit einer Geschwindigkeit wie beim freien Falle. Jede
gegen den Horizont geneigte, oder, was dasselbe ist,
jede mit der Richtung der Schwere einen Winkel bil-
dende Ebene heißt eine schiefe Ebene sfig. 16 ). Den
senkrechten Durchschnitt einer schiefen Ebene stellt ein Dreieck
Abc vor, dessen wagrechte Kathete*) die Grundlinie oder
Basis Ab, die senkrechte die Höhe Cb, die Hypothenuse die
Länge Ac, so wie der an der Grundlinie liegende spitze Winkel x
der Neigungswinkel der schiefen Ebene heißt. Wenn alle
Reibung weggedacht wird, so muß ein auf eine schiefe Ebene ge-
legter Körper herabfallen, da der Schwerpunkt c nicht unterstützt
ist, zugleich aber auch auf die schiefe Ebene drücken. Die Kraft
ca, mit welcher der Körper frei fallen würde, theilt sich hier
gleichsam in zwei Seitenkräfte, von denen die eine cd den Kör-
per an die schiefe Ebene andrückt, die andere aber cd ihn auf
derselben herabtreibt. Soll er also genöthigt werden, auf irgend
einem Orre der schiefen Ebene ruhig zu verharren, so muß ihm
eine Kraft entgegen gestellt werden, die sich zu seinem absoluten
Gewichte verhält, wie die Höhe Cb jene Ebene zur Länge Ac
derselben (wie dies aus der Ähnlichkeit der Dreiecke cda und
Abc hervorgeht), oder der sovielte Theil von seinem Gewichte,
als so oft die Höhe in der Länge der schiefen Ebene enthalten
ist. — Legt man z. B. auf einen Wagen von 3' Höhe eine
Schrotleiter von 12' Länge, so kann eine Last von 12, 24,
36 Etr- mit 3, 6, 9 ins Gleichgewicht gesetzt werden. Eine Last
die nur vier gleich starke Männer zu heben im Stande sind,
kann mittelst dieser schiefen Ebene schon einer von ihnen zu der
verlangten Höhe bringen.
Der Keil wird zum Spalten der Körper, zum Aneinander-
*) Bergt, meine Raumlehre Th. I. S. 134.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
315
drücken, Festhalten, Auspressen der Flüssigkeiten, auch zum He-
den von Lasten rc. gebraucht. Messer, Beile, Aerte, Scheren,
Schwerter, Pflüge, Nägel, Zahne rc. sind Keile. Man kann den
Keil als ein Prisma ansehen, das aus zwei geneigten Ebenen
besteht, deren Grundflächen in einander fallen. Je schmaler der
Rücken ist, desto leichter dringt der Keil ein; aber je leichter er
sich eintreiben laßt, desto schmaler ist der Spalt. Indem ec
nämlich um seine ganze Seite eingepreßt wird, treten die Kör-
pertheile erst um die Breite seines Rückens auseinander.
Die Schraube ist eine schmale schiefe Ebene, um einen Cy-
linder in die Höhe gewunden, der sich in der ähnlichen cylindri-
schen Höhlung eines andern Körpers bewegt. Legt man das
rechtwinklige Dreieck abc (Fig. 17.), dessen Grundlinie bc genau
dem Umfange des Cylinders gleich ist, so um denselben, daß bc
den Umfang des Kreises deckt (Man schneide ein solches Dreieck
aus Papier und lege es um eine Federbüchse); so zieht sich die
Hypothenuse ba schief am Cylinder heraus, wie Bua, welche
krumme Linie ein Schraubengang heißt. Schließt sich an die-
sen Schraubengang ein zweiter, ihm ganz gleicher/ an diesen ein
dritter rc., so entsteht dadurch eine Schraubenlinie, unter de-
ren Neigung man den Winkel abe, so wie unter der Höhe ei-
nes Schraubenganges die Ak — ab versteht. Werden auf der
Schraubenlinie Hervorragungen angebracht, so erhält man die
Sehraübenspindel; wird sie aber in einer cylindrischen Höh-
lung vertieft, die Schraubenmutter. Berücksichtigt man die
Reibung nicht, welche gerade bei der Schraube sehr groß ist, so
verhält sich hier die Kraft zur Last, wie die Höbe eines Schrau-
benganges zum Umfange der Spindel. Nun läßt man aber die
Kraft gewöhnlich an einem Hebelsarme (Schraubenschlüssel, Preß-
bengel) wirken, wodurch die nöthige Kraft noch so vielmal ver-
kleinert wird, als der Hebelsarm den Halbmesser der Spindel
an Länge übertrifft. Angewendet wird die Schraube bei Buch-
drucker^, Buchbinder-, Wein-, Del-, Münzpressen rc. ferner
zur Befestigung an Gewehren, Wagen, Thürschlössern, Uhren
und andern Jstrumenten, beim Unterschwellen alter Häuser rc.
Eine Schraube ohne Ende besteht aus einer Spindel mit
einigen Schraubengängen, deren Hervorragungen, wenn sie ge-
dreht wird, ein gezahntes Rad in Bewegung setzen. Sie wird
gebraucht, sanfte Bewegungen hervorzubringen, auch andere In-
strumente genau zu stellen.
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