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geschmückt und ihm Zaubermittel gekauft, um es gegen den bösen Blick
und andere Fährlichkeiten zu schützen. Aber sein Kamel zu prügeln^
dazu läßt sich der Araber nie herab. Nur durch das Wort lenkt er das
Tier oder durch den Fuß, mit dem er ihm vom Sattel aus sauft auf den
Nacken tritt.
Es ist Mittag. Die Sonne steht lotrecht am stahlblauen Himmel
und drückt mit unbeschreiblicher Schwere aus Mensch und Tier; um den
Horizont aber lagert schwefelfarbiger Brodem. Die Beduinen haben sich
dichter in ihren Burnus gehüllt und sitzen zusammengekauert auf ihren
Tieren; die Treiber schleichen matt neben den Kamelen. Wohin das
Auge blickt, streckt sich endlos der glühende Sand; nirgends Baum, noch
Strauch, nirgends auch nur ein Schimmer dürftiger Halme. Die Kara-
wane lechzt, denn die Wasserschlüuche sind leer, und die Kamele haben
den letzten aufgesparten Trunk aus der schwammigen Kammer des Magens
heraufgepreßt, um die Zunge zu feuchten. Es ist der fünfte Tag seit
der letzten Tränke, die Durstzeit muß enden, wenn nicht Tier und mit
ihm Mensch sterben soll. Plötzlich dämmert ein dunkler Streifen auf.
Maschallah! rüst mit einem Munde die Karawane. Und höher hebt
es sich am Horizonte, und weithin schimmert und blitzt es wie wogender
Kristall. Ein Strom, ein Meer rollt seine Wellen, schlanke Stämme
steigen empor und wiegen ihre Kronen, Mauern mit flatternden Fahnen,
friedliche Hütten, sonnige Gärten, — alles, was das fiebernde Hirn mit
brennenden Farben sich ausmalt, da liegt und ragt es in die Luft. Es
ist die Spiegelung, die Fata Morgana. Wehe dem Reisenden, der dem
lockenden Gefilde folgt, der seinen Durst aus diesem leuchtenden Becken
löschen wollte. Immer weichend, würde es ihn immer weiter hineinziehen
in das Reich des Todes.
Immer unerträglicher wird der Durst, die Luft kocht, jeder Atemzug
wirft einen Feuerbrand in die Pulse. Einzelne Kamele der Nachhut er-
heben ein Angstgebrüll, sie taumeln und zittern, das Maß der Kräfte ist
erschöpft. Ihres Schicksals bewußt, strecken sie sich stöhnend aus den Sand,
indes ihre sanften Augen trauernd die weiter ziehende Karawane verfolgen
und wie Hilfe suchend umher irren. Schon sind Geier und Schakale nahe,
um die Beute zu zerfleischen.
Die Sonne sinkt. Die langen Schatten der Ziehenden gleiten selt-
sam über das bochgelbe Sandmeer; dumpfes Schweigen herrscht, als
geleite der Zug sich selber zum Tode. Da mit einem Male wirft das
Dromedar des Scheich den Hals hoch auf, es schnaubt mit den weit ge-
öffneten Nüstern und stößt ein wieherndes Geschrei aus. Wassert
Wasser! Aus stundenweiter Ferne saugt das Tier einen feuchten Lust-
strom. Es bäumt sich, und mit wilder Hast stürzt es, seine letzte Kraft
aufbietend, der Wasserstelle zu, ihm nach mit einem Freudengeschrei die
ganze Karawane. Jedes Auge leuchtet, die todesmatten Glieder durchzuckt
ein elektrisches Feuer. Bald ist das Thal der Oase erreicht. Dattel-
palmen heben die Wipfel himmelan; unter ihnen prangen die Aprikosen-
und Pfirsichbäume, die Granatbäume mit schönen roten Blumen und die
mit Früchten beladenen Orangenbäume. Von einem Dattelbaume zum
andern schlingen sich die Zweige des Weinstocks, und Mais, Weizen, Gerste
und Tabak füllen alle Lücken des wunderbaren Gartens aus. Zwischen
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506
Brasiliens sind sein Aufenthalt. Hier findet er seine Lebensmittel und
unter den Bäumen des Urwaldes sein Nachtlager. Man lagert sich um
das schnell angezündete Feuer, die Frauen nehmen den Kessel und die
Kinder vom Rücken und bereiten die Jagdbeute des Tages. Man ißt,
schläft und beginnt den neuen Tag mit eben so wenig Bedürfnissen, als
man den alten beschlossen hat.
Kommt eins von den wilden Tieren der brasilianischen Einöden nur
aus hundert Schritte dem Botokuden zu nahe, so ist es seine sichere Beute.
Im Nu ist der Doppelbogen gespannt, und der mit Blitzesschnelle fort-
geschleuderte Stein trifft sein Ziel stark und sicher. So sehr aber der
Botokude die anderen Wilden an Klugheit und Geschicklichkeit übertrifft,
so steht er doch an innerer Gesittung selbst hinter den rohesten und bar-
barischsten noch zurück. Selbst die Gefühle der Freundschaft und der
Familienliebe sind dem Botokuden ganz fremd. Brüderliche Anhänglichkeit,
mütterliche Zärtlichkeit, Kindesliebe sind ihm unbekannte Dinge. Man
wird geboren, und man lebt. Man spannt dem Kinde die Ohren lang,
durchschneidet ihm die Unterlippe, um das dicke Stück Holz hinein-
zuklammern, man giebt ihm später einen Bogen mit Pfeilen oder Steinen,
zeigt ihm die Ebene und sagt zu ihm: „Da suche Dir Deine Nahrung
und bekämpfe jedes lebende Wesen, das Dir Widerstand leisten will."
Wenn inan stirbt, so fließt keine Thräne, ertönt keine Totenklage.
357. Die Pflanzenwelt Neuhollands.
An Pflanzen arten ist in Neuholland gerade kein Mangel; die An-
zahl der bis jetzt bekannten betrügt schon mindestens 6000; aber es zeigt sich
in der Pflanzenwelt viel Einförmigkeit, weil gewisse herrschende Haupt-
formen sich überall hervordrängen. Der Reisende wandert hier über un-
absehbare baumlose Ebenen, welche mit braunem, lederartigem Grase über-
zogen sind; dort trifft er Wälder, deren Bäume lauter Akazien sind, welche
statt der Blätter nur blattförmig erweiterte Stiele haben und in der Regel
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--- 158 ------
Das Reh ist ein
munteres, gewecktes und
schönes Thier. In allen
seinen Bewegungen zeigt
sich eine Leichtigkeit,
in seinem Laufe eine
Flüchtigkeit, die Staunen
erregt. Seine vollen,
glänzenden Augen be-
seelt ein frisches und
mildes Feuer, das ganz
mit seinem zierlichen
Bau, mit seinen raschen
Bewegungen und der
Behendigkeit im Sprin-
gen übereinstimmt. Sein
heiterer Jugendsinn mei-
det feuchte und sumpfige
Stellen und hohe, finstere
Eichen - und Buchen-
waldungen. Es liebt mehr lichte Schläge, die an Saatfelder stossen.
Es ist listiger und viel flüchtiger als der Hirsch und lässt den verfol-
genden Hund bald hinter sich Es weiss diesen durch mannigfaltige
Umwege, durch verdoppelte Kreuzsprünge irre zu führen, macht mitten
im Lauf einen starken Absprung zur Seite, duckt sich wie ein Hase
nieder und lässt die ganze Meute seiner aufgehetzten, bellenden Feinde
vorüberziehen. Die Jungen verbirgt das Reh im Gestrüpp und zeigt sich
lieber selbst dem Jäger, um die Feinde von ihnen abzulenken; doch
bald kehrt es auf weiten Umwegen unversehrt zu denselben zurück.
Wenn ihm der Wind entgegenkommt, wittert es den Menschen auf 300
Schritt. Stösst dem Rehbock etwas unvermuthet auf, so stutzt er im
ersten Augenblick, ist dann aber blitzschnell davon und warnt die Sei-
nigen durch ein Pfeifen, das er dreimal wiederholt, und das weithin
schallt. Jung auferzogen, sind die Rehe allerliebste Geschöpfe; allein
die Böcke nur so lange, bis sie ein tüchtiges Gehörn aufgesetzt haben.
Dann fühlen sie sich und suchen mit ihrem Geweih ’zu stosen.
252. Der Dachs.
Wenn der Jäger in der Frühe des Herbstmorgens im Walde steht
und in lautloser Spannung eines Wildes harrt, so geschieht es zuweilen,
daß es plötzlich neben ihm im Laube raschelt, und mit schwerfälligen
Tritten und halb unterdrücktem Grunzen ein unförmliches, schweinartiges
Thier durch das Gebüsch bricht. Es ist der Dachs. Dieses sonderbare,
etwa 1 Va Elle lange, am Bauche schwarze und über den Augen mit einer
schwarzen Binde gezeichnete Thier, das im Herbste bis auf 36 Pfund
schwer wird, hält sich gern in der Nähe der Äcker und am Rande der
Wälder auf. Mit seinen starken krummen Krallen gräbt es sich auf der
Sommerseite der Hügel eine bequeme Höhle, die es mit weichem Moose
und Laube auspolstert und mit vier bis acht Ausgängen und Luftlöchern
versieht. In ihr verbringt der griesgrämige, menschen- und thierscheue
Einsiedler, der obendrein ein so bequemer und fauler Bursche ist, wie es
Das Reh.
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381
ihnen kein Staub in die Augen komme und der allezeit mehrere Fuß über
der Erde hinstreifende heiße Luftstrom über sie weggehe. Auch die Kamele,
denen wegen ihrer weit vorliegenden Augen der feine Sand besonders
beschwerlich wird, bücken die Köpfe nieder. Das Schlimmste, was der
Glutwind anrichtet, ist das Austrocknen der Wasserschläuche, deren Inhalt
oft bedeutend durch den heißen Luftzug vermindert wird, wenn sie nicht
gar bersten und das kostbare Getränk in den Sand rinnen lassen.
Eine andere Merkwürdigkeit der Sahara ist die F a t a M o r g a n a. Es
erscheint nämlich dem Wüstenwanderer zuweilen mitten in der Einöde am
Horizonte, etwa auf eine Stunde Wegs Entfernung eine grüne Gegend,
aus der Palmen die Häupter heben, sich behaglich im Winde schaukelnd,
oder ein schattiges Thal, ein kleiner See, Karawanen mit Reitern, bepackten
Kamelen und dergleichen. Das Bild, welches anfangs trübe erschien,
wird immer deutlicher und zuletzt so klar, daß man es mit einem schnellen
Rosse in drei Minuten glaubt erreichen zu können. Welch ein Trost für
die Durstenden, Müden, Halbverschmachteten! Da fängt das Bild wieder
an zu erblassen, oder es hebt sich hoch in die Luft und erscheint zuweilen
auch verkehrt, so daß alles auf dem Kopfe steht; endlich verschwindet es,
und die heiße, endlose Wüste dehnt sich wieder unabsehbar vor den Blicken
der Wanderer aus. Nach Lauckhard.
168. Löwenritt.
1. Wüstenkönig ist der Löwe; will er sein Gebiet durchfliegen,
Wandelt er nach der Lagune, in dem hohen Schilf zu liegen.
Wo Gazellen und Giraffen trinken, kauert er im Rohre.
Zitternd über dem Gewaltgen rauscht das Laub der Sykomore.
2. Abends, wenn die hellen Feuer glühn im Hottentottenkraale,
Wenn des jähen Tafelberges bunte, wechselnde Signale
Nicht mehr glänzen, wenn der Kaffer einsam schweift durch die Karoo,
Wenn im Busch die Antilope schlummert und am Strom das Gnu:
3. Sieh, dann schreitet majestätisch durch die Wüste die Giraffe,
Daß mit der Lagune trüben Fluten sie die heiße, schlaffe
Zunge kühle; lechzend eilt sie durch der Wüste nackte Strecken,
Knieend schlürft sie langen Halses aus dem schlammgefüllten Becken.
4. Plötzlich regt es sich im Rohre; mit Gebrüll auf ihren Nacken
Springt der Löwe. Welch ein Reitpferd! Sah man reichere Schabracken
In den Marstallkammern einer königlichen Hofburg liegen
Als das bunte Fell des Renners, den der Tiere Fürst bestiegen?
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
408
der Hütten bestehen aus Baumstämmen, durch Schlingpflanzen mit-
einander verbunden, und Palmblätter bilden die schützende Decke. Hier
lebt der Indianer, meist finster, mürrisch und mißtrauisch, oder nimmt
teil an wilden Tänzen, die er mit seinen Genossen aufführt.
Pöppig.
177. In den Ebenen Südamerikas.
Wenn unter dem senkrechten Strahle der nie bewölkten Sonne
die verdorrte Grasdecke in Staub zerfallen ist, klafft der erhärtete
Boden auf, und Staubwolken wirbeln empor. Auch verschwinden
allmählich die aus der Regenzeit noch übriggebliebenen Lachen,
welche die gelb gebleichte Fücherpalme bisher vor der Verdunstung
schützte. — In finstere Staubwolken gehüllt und von Hunger und
brennendem Durste geängstigt, schweifen Pferde und Rinder umher;
diese dumpf aufbrüllend, jene mit lang gestrecktem Halse gegen den
Wind anschnaubend, um durch die Feuchtigkeit des Luftstromes die
Nähe einer nicht ganz verdampften Lache zu erraten. Bedächtiger und
verschlagener sucht das Maultier auf andere Weise seinen Durst zu
lindern. Eine kugelförmige Pflanze, der Melonen-Kaktus, verschließt
unter seiner stachligen Hülle ein wasserreiches Mark. Mit den: Vorder-
fuße schlägt das Maultier die Stacheln seitwärts und wagt es dann
erst, die Lippen behutsam zu nähern und den kühlen Distelsaft zu
trinken.
Folgt auf die brennende Hitze des Tages die Kühlung der Nacht,
so können Rinder und Pferde selbst dann nicht der Ruhe sich erfreuen.
Ungeheure Fledermäuse saugen ihnen während des Schlafes das Blut
aus oder hängen sich an dem Rücken fest, wo sie eiternde Wunden er-
regen, in welchen sich bald zur größeren Qual des armen Tieres
Moskitos und eine Schar stechender Insekten ansiedeln. So führen
die Tiere ein schmerzenvolles Leben, wenn von der Glut der Sonne
das Wasser auf dem Erdboden verschwindet.
Tritt endlich nach langer Dürre die wohlthätige Regenzeit ein, so
verändert sich plötzlich die Steppe gar wundersam. Kaum ist die
Oberfläche der Erde benetzt, so überzieht sich die weite Ebene mit
mannigfaltigen Gräsern und duftenden Kräutern. Pferde und Rinder
weiden nun im frohen Genusse des Lebens. Das hochaufschießende
Gras birgt den schön gefleckten Jaguar, der im sicheren Verstecke auf-
lauernd die vorüberziehenden Tiere zu erhaschen sucht. Bisweilen
sieht man an den Ufern der Sümpfe den befeuchteten Boden sich lang-
sam und schollenweise erheben. Mit heftigem Getöse wird die aufge-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Iv. Bilder aus der Natur.
183. Der indische Elefant.
1. Da, wo sich in Vorder- und Hinterindien und den benachbarten
Inseln Ceylon, Sumatra und Borneo von der Ebene bis hoch in die
Gebirge noch unabsehbare Urwälder ausdehnen, ist die Heimat des
Elefanten. Hohe Wärme und große Feuchtigkeit des Bodens haben
hier einen üppigen Pflanzenwuchs geschaffen; zwischen den hohen Bäumen
des Waldes findet sich ein überaus dichtes Unterholz. Armstarke
Schlingpflanzen flechten sich um Baum und Strauch und gestalten den
Wald zu einem Dickicht, das für den Menschen undurchdringlich ist.
Der gewaltige Riese dieser Wälder aber, der Elefant, vermag sich seinen
Weg durch dieses Wirrnis zu bahnen.
Der gewaltige, starre und seitlich zusammengedrückte Rumpf des
Elefanten ist ein riesiger Keil, der das Dickicht anseinanderbricht.
Unter der Wucht seines Ansturms zerreißen selbst armstarke Schling-
pflanzen und brechen mäßig starke Bäume. Welche erstaunliche Kraft
ein solches Tier besitzt, geht auch daraus hervor, daß ein starkes ge-
zähmtes Männchen eine Last von 1000 kg fortzutragen vermag. Die
säulenförmigen Beine, auf welchen der oft mehr als 3000 kg schwere
Körper ruht, zerstampfen die strauchartigen Pflanzen, und die Füße,
an denen äußerlich Zehen nicht zu erkennen sind, gleichen gewaltigen
Klötzen, die das Gestrüpp dem Boden gleich machen. Die außer-
ordentlich starke, brettartige Haut, die den Leib des Elefanten bedeckt,
ja wie ein Panzer nmgiebt, vermögen Dornen oder Äste kaum zu
verletzen. Die Haut ist fast nackt, nur hier und da findet man am
Körper des Tieres einige Haare.
2. Das wunderbarste an dem Elefanten ist sein Rüssel. Dieser
Rüssel ist eine verlängerte Nase. Er ist so eingerichtet, daß er sich
verlängern, verkürzen und nach allen Richtungen biegen kann. Der
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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Extrahierte Ortsnamen: Hinterindien Ceylon Sumatra Borneo
438
Schnelligkeit als der List vertrauend, stets in flüchtigem, geradeaus ge-
richtetem Laufe davoneilt. Darauf beruht ihre Verfolgung. Etwa fünf
Reiter stellen sich in Zwischenräumen von je einer Meile neben dem
Wege auf, den der Strauß mutmaßlich einschlägt. Sobald der erste
eine Meile weit den Vogel verfolgt hat, jagt der zweite in gleichem
Galopp der Spur des Flüchtigen nach; ihm folgt der dritte, der vierte,
und so wird denn wohl der letzte Reiter Sieger bleiben über das atemlos
gehetzte Wild. Ein sicher geführter Streich mit dem vorher erwähnten
Knüttel zerschmettert den durch kein Gefieder geschützten Kopf. Kaum
ist das Tier gefallen, als auch schon der Jäger, fein Messer in der
Hand, vom Pferde springt und dem Vogel die Kehle durchschneidet,
indem er sorgsam acht hat, daß kein Blutstropfen das kostbare Gesieder
der Flügel benetze. Aber nicht jedesmal ist der Sieg so leicht, nicht bloß weil
sich der Strauß gegen den Reiter zu verteidigen sucht, sondern weil
auch geübte Jagdpferde scheuen und den Reiter gefährden, wenn plötzlich
das riesige Tier zusammenstürzt und zuckend mit Flügeln und Füßen
den Boden schlägt. Ungefährlicher sind die Jagden, bei denen der
Jäger in einer Straußenmaske den Vogel beschleicht oder ihm Schlingen legt.
4. Der Strauß ist leicht zähmbar und wird jetzt vielfach gezüchtet.
Am bedeutendsten ist die Straußenzucht im Kaplande. Dem erwachsenen
Männchen werden alle 8 Monate die reifen Federn abgeschnitten, so
daß es jährlich 30 — 40 der schönsten weißen Federn liefert; diese sind
schöner als die von wilden Straußen. Nach Masius.
188. Die Kolibris.
Die wunderbarste, farbenreichste und lieblichste Vogelfamilie der
Erde sind die Kolibris oder Schw irrvögel, die in etwa
430 Arten über ganz Amerika verbreitet sind.
Die beliebtesten Aufenthaltsorte unserer Zwerge der Vogclwelt
sind nicht die dichten Urwälder, deren düsteres Innere von ihnen ge-
mieden wird; vielmehr sind es die blumigen Wiesen und das blühende
Gestrüpp der Steppen, in Blüte stehende Gebüsche und Gärten, wenn
sie auch lichte Waldungen und blumenreiche Waldränder durchaus nicht
meiden. Die in der gemäßigten Zone Amerikas vorkommenden Kolibris
sind echte Wandervögel, die mit der Blumen- und Blütenfülle erscheinen
und mit ihr verschwinden. Sie weisen eine große Mannigfaltigkeit
der Körperformen und des Federschmuckes auf. Trotz ihrer Kleinheit
machen sie sich durch ihre Farbenpracht leicht bemerkbar, welche infolge
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
384
grünen Waldtanbe nnb das Gekreisch des grauen, rotgeschwänzlen
Papageis heranskennt. Von Zeit zu Zeit führt der Weg über Wiesen,
die mit Gras, das bis 3 m hoch wird, bewachsen sind, und die dicht-
gedrängt stehenden Halme hindern den Wanderer, der seinen meist nnr
fußbreiten Pfad dnrch dieselben zu verfolgen hat, an jeder Anssicht.
Je höher die Reisenden stiegen, desto mehr verlor die Vegetation den
tropischen Charakter und nahm die Formen der gemäßigten Zone an.
Bevor Flegel die „Mannsqnelle", die einzige Quelle, die in größerer
Höhe angetroffen wird, erreichte, war sein Wasservorrat erschöpft, und
er freute sich, mit den reifen Früchten aufgefundener Brombeersträucher
seinen Durst löschen zu können. Mehr aber ergötzte ihn ein anderer
Fund mitten im Urwalde in der Nähe des Äquators: ein duftiges
Veilchen! „Wie von einem Zauber berührt," schreibt er, „flogen meine
Gedanken zurück um Jahre, über viele Meilen, über Meer und Land
hin zurück in die Heimat. Noch mehr alte Bekannte ans der Heimat
sollten wir hier gewahr werden. Als ich mich bückte, um das Veilchen
zu pflücken, stach mich eine Nessel. Ich eilte den andern vorauf, um
allein zu fein in dem majestätischen Urwalde, dessen Größe, Pracht und
ehrfnrchterweckendes Rauschen und geheimnisvolles Dunkel voll zu ge-
nießen ich in der rechten Stimmung war. Das alte, früher so oft von
mir gesungene Lied: O Heimat, alte Heimat, was machst du das Herz
mir schwer! klang mir in den Ohren."
Allerwürts herrschte eine Üppigkeit des Pflanzenwnchses, die von
wenigen Tropenländern übertroffen werden dürfte. Über der Lava,
deren verwitterte Blöcke überall umherliegen, lagert eine dicke Schicht
dunkelbrauner, fetter und äußerst fruchtbarer Erde. Jeden Augenblick
versank man, wenn morsche Äste oder Bäume unter den Füßen zu-
sammenbrachen, in tiefe Löcher, und mehrmals stürzten die Eingeborenen,
die wir zum Tragen unserer Reisebedürsnisse mitgenommen hatten,
samt ihren Lasten zu Boden. In solchem Walde vermischen sich Tod
und Leben, aufsprießende und absterbende Pflanzen auf eine wunder-
bare Art. Moosbedeckte, bärtige Bäume, Farne in allen Formen und
etwas höher hinauf auch Banmfarne verleihen der Landschaft ein ganz
eigenartiges Gepräge.
In der Nähe der Mannsqnelle erreicht der Wald fein Ende, und
es beginnt ein weites bnsch- und stranchloses Grasland, an das sich
dann noch weiter nach oben zu als dritte Landschaftsform die kahle
Landschaft des toten Gesteines anschließt.
Der Aufenthalt bei der Mannsqnelle bedeutet auch einen Wechsel
der Ausrüstung. Die Neger ändern hier ihre Bekleidung und rüsten
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geschmückt und ihm Zaubermittel gekauft, um es gegen den bösen Blick
und andere Fährlichkeiten zu schützen. Aber sein Kamel zu prügeln,
dazu läßt sich der Araber nie herab. Nur durch das Wort lenkt er das
Tier oder durch den Fuß, mit dem er ihm vom Sattel aus sanft aus den
Nacken tritt.
Es ist Mittag. Die Sonne steht lotrecht am stahlblauen Himmel
und drückt mit unbeschreiblicher Schwere auf Mensch und Tier; um den
Horizont aber lagert schwefelfarbiger Brodem. Die Beduinen haben sich
dichter in ihren Burnus gehüllt und sitzen zusammengekauert auf ihren
Tieren; die Treiber schleichen matt neben den Kamelen. Wohin das
Auge blickt, streckt sich endlos der glühende Sand; nirgends Bannn noch
Strauch, nirgends auch nur ein Schimmer dürftiger Halme. Die Kara-
wane lechzt, denn die Wasserschläuche sind leer, und die Kamele haben
den letzten aufgesparten Trunk aus der schwammigen Kammer des Magens
heraufgepreßt, um die Zunge zu feuchten. Es ist der fünfte Tag seit
der letzten Tränke, die Durstzeit muß enden, wenn nicht Tier und mit
ihm Mensch sterben soll. Plötzlich dämmert ein dunkler Streifen auf.
Maschallah! ruft mit einem Munde die Karawane. Und höher hebt
es sich am Horizonte, und weithin schimmert und blitzt es wie wogender
Kristall. Ein Strom, ein Meer rollt seine Wellen, schlanke Stämme
steigen empor und wiegen ihre Kronen, Mauern mit flatternden Fahnen,
friedliche Hütten, sonnige Gärten, — alles, was das fiebernde Hirn mit
brennenden Farben sich ausmalt, da liegt und ragt es in die Luft. Es
ist die Spiegelung, die Fata Morgana. Wehe dem Reisenden, der dein
lockenden Gefilde folgt, der seinen Durst ans diesem leuchtenden Becken
löschen wollte. Immer weichend, würde es ihn immer weiter hineinziehen
in das Reich des Todes.
Immer unerträglicher wird der Durst, die Luft kocht, jeder Atemzug
wirft einen Feuerbrand in die Pulse. Einzelne Kamele der Nachhut er-
heben ein Angstgebrüll, sie taumeln und zittern, das Maß der Kräfte ist
erschöpft. Ihres Schicksals bewußt, strecken sie sich stöhnend auf den Sand,
indes ihre sanften Angen trauernd die weiter ziehende Karawane verfolgen
und wie Hilfe suchend umher irren. Schon sind Geier und Schakale nahe,
um die Beute zu zerfleischen.
Die Sonne sinkt. Die langen Schatten der Ziehenden gleiten selt-
sam über das hochgelbe Sandmeer; dumpfes Schweigen herrscht, als
geleite der Zug sich selber zum Tode. Da mit einem Male wirft das
Dromedar des Scheich den Hals hoch auf, es schnaubt mit den weit ge-
öffneten Nüstern und stößt ein wieherndes Geschrei ans. Wasser!
Wasser! Aus stundenweiter Ferne saugt das Tier einen feuchten Luft-
strom. Es bäumt sich, und mit wilder Hast stürzt es, seine letzte Kraft
aufbietend, der Wasserstelle zu, ihm nach mit einem Freudengeschrei die
ganze Karawane. Jedes Auge leuchtet, die todesmatten Glieder durchzuckt
ein elektrisches Feuer. Bald ist das Thal der Oase erreicht. Dattel-
palmen heben die Wipfel himmelan; unter ihnen prangen die Aprikosen-
und Pfirsichbäume, die Granatbäume mit schönen roten Blumen und die
mit Früchten beladenen Orangenbäume. Von einem Dattelbaume zum
andern schlingen sich die Zweige des Weinstocks, und Mais, Weizen, Gerste
und Tabak füllen alle Lücken des wunderbaren Gartens aus. Zwischen
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
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Brasiliens sind sein Aufenthalt. Hier findet er seine Lebensmittel und
unter den Bäumen des Urwaldes sein Nachtlager. Man lagert sich um
das schnell angezündete Feuer, die Frauen nehmen den Kessel und die
Kinder vom Rücken und bereiten die Jagdbeute des Tages. Man ißt,
schläft und beginnt den neuen Tag mit eben so wenig Bedürfnissen, als
man den alten beschlossen hat.
Die Botokuden.
Kommt eins von den wilden Tieren der brasilianischen Einöden nur
ans hundert Schritte dem Botokuden zu nahe, so ist es seine sichere Beute.
Im Nu ist der Doppelbogen gespannt, und der mit Blitzesschnelle fort-
geschleuderte Stein trifft sein Ziel stark und sicher. So sehr aber der
Botokude die anderen Wilden an Klugheit und Geschicklichkeit übertrifft,
so steht er doch an innerer Gesittung selbst hinter den rohesten und bar-
barischsten noch zurück. Selbst die Gefühle der Freundschaft und der
Familienliebe sind dem Botokuden ganz fremd. Brüderliche Anhänglichkeit,
mütterliche Zärtlichkeit, Kindesliebe sind ihm unbekannte Dinge. Man
wird geboren, und man lebt. Man spannt dem Kinde die Ohren lang,
durchschneidet ihm die Unterlippe, um das dicke Stück Holz hinein-
zuklammern, man giebt ihm später einen Bogen mit Pfeilen oder Steinen,
zeigt ihm die Ebene und sagt zu ihm: „Da suche Dir Deine Nahrung
und bekämpfe jedes lebende Wesen, das Dir Widerstand leisten will."
Wenn man stirbt, so fließt keine Thräne, ertönt keine Totenklage.
357. Die Pflanzenwelt Neuhollands.
An Pflanzenarten ist in Nenholland gerade kein Mangel; die An-
zahl der bis jetzt bekannten beträgt schon mindestens 6000; aber es zeigt sich
in der Pflanzenwelt viel Einförmigkeit, weil gewisse herrschende Haupt-
formen sich iiberall hervordrängen. Der Reisende wandert hier über un-
absehbare baumlose Ebenen, welche mit braunem, lederartigem Grase über-
zogen sind; dort trifft er Wälder, deren Bäume lauter Akazien sind, welche
statt der Blätter nur blattförmig erweiterte Stiele haben und in der Regel
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]