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1. Das Mittelalter - S. 217

1877 - Leipzig : Brandstetter
217 der Oberhoheit des Kaisers stehend erklärt hatte, bestätigte Albrecht's Nachfolger, Heinrich Vii. von Luxemburg, 1309 ihre Selbständigkeit und hob jedes Unterthanenverhältniß zu Oesterreich auf. Dasselbe geschah von Ludwig von Bayern. Aber die Söhne Albrecht's, Friedrich und Leopold, versuchten die Eidgenossen mit Gewalt unter ihre Herrschaft zu bringen. Die Schweizer brachten ihnen 1315 am Morgarten eine furchtbare Niederlage bei und stritten ebenso siegreich 1339 in der Schlacht bei Laupen. Zw'ehends vergrößerte sich die Eidgenossenschaft. Im Jahr 1332 war Luzern, 1351 Zürich, Zug und Glarus hinzugetreten, 1353 auch Bern. Noch einmal rückte Leopold, Albrecht's jüngster Sohn, im Jahr 1386 mit einer auserlesenen Schaar gegen die „elendenbauern" an, die er leicht zu vernichten hoffte- Am 9. Juli 1386 trafen sie bei Sempach auf einander. Die geharnischten Ritter hatten sich in langen Reihen mit vorgehaltenen Lanzen aufgestellt; die Schweizer rannten in leichten Wämsern von den Bergen herab und hofften die eiserne Mauer zu durchbrechen, doch plötzlich wandten sich die Ritter, zogen sich in Gestalt eines Halbmondes um die Schweizer und die tapfersten Männer fielen zu den Füßen der Ritter. In dieser Noth — so lautet die Sage — warf Arnold von Winkelried Wehr und Waffe hinweg und rief mit lauter Stimme: „Sorget für mein Weib und meine Kinder, liebe Eidgenossen! Ich will eine Gasse machen." Dann sprang er plötzlich aus den Reihen gerade auf den Feind, umschlang mit feinen Armert so viel Spieße, als er nur konnte, und begrub sie in feine Brust. Im Fallen drückte er die Spieße mit sich auf den Boden, so daß die Ritter, welche die Waffen nicht losließen, sich niederbücken mußten. Sogleich drangen die Schweizer über Winkelried's Leichnam hin und fielen über die Rittet her, deren viele in dem Schrecken und in der Eile sogar unverwundet in den schweren Harnischen erstickten, viele, von den Bauern umringt, erschlagen wurden. Auch Herzog Leopold von Oesterreich, ein tapferer junger Herr in blühender Manneskraft, fiel unter den Streichen der Eidgenossen, welche drei Tage lang auf dem Schlachtfelde blieben und ihre Todten begruben oder von den Ihrigen abführen ließen. Von dieser Zeit an wurde die Tapferkeit der Schweizer gerühmt und gefürchtet; überall hieß es, Gott habe zu Gericht gesessen über den muthwilligen Trotz der Herren von Adel. Friedrich der Schöne von Oesterreich und Ludw lg der Bayer (1322 n. Chr.). L Friedrich und Ludwig waren blutsverwandt,' beide König Ru-dolph's Enkel, Friedrich von väterlicher, Ludwig von mütterlicher Seite, denn Ludwig's Mutter Mechthild war eine Schwester König Albrecht's.

2. Die neue Zeit - S. 114

1877 - Leipzig : Brandstetter
114 oberrheinische; der schwäbische, bairische und österreichische. Wer sich den Beschlüssen des Reichskammergerichts widersetzte, ward in die Reichsacht erklärt und eine Reichsarmee mußte diese vollziehen. So wollte Maximilian einen ewigen Landfrieden herstellen. Aber sobald war die Kampflust des deutschen Adels doch nicht gebrochen. Mancher edle Ritter, der seine Kraft fühlte, wollte lieber seine Fehde mit deut Schwerte in der Hand ausfechten, alseinen langweiligen Prozeß führen und vor dem Kammergerichte sich stellen. So geschah denn auch nach der Verkündigung des Landfriedens noch manches Mal etwas, das zu dem Sprüchwort Veranlassung gab: „Es ist dem Landfrieden nicht zu trauen l" Was aber mehr als kaiserliche Befehle die Macht des Adels brach, war die zur Blüthe gekommene Macht der Städte und die neu erstandene Macht der Fürsten, die sich mit den Bürgern verbanden, um den Stolz und Ueberrnnth der Ritter zu brechen. Dazu kam die Erfindung des Pnlvers, welche die schweren Geschütze hervorrief, denen weder die Mauern der Ritterburgen, noch die Panzer und Harnische der Ritter widerstehen konnten. Es gab aber noch manche harte Kämpfe, ehe die neue Zeit zum Durchbruch kam. Unter den kühnen Rittern, die mit Unwillen die neue Reichsordnnng ertrugen, mit Ingrimm die zunehmende Fürstenmacht sahen, war auch Götz von 23 et lichtn gen mit der eisernen Hand, ein Mann voll Streitsucht und Standesstolz, aber auch voll deutscher Biederkeit, der sich mit seiner eisernen Faust selbst Recht zu schaffen suchte trotz Kaiser und Reich. 2. Wie Götz seine rechte Hand verliert« Unter der Regierung des Kaisers Maximilian starb 1503 der Herzog Georg von Bayern-Landshut; nach den Hausverträgen sollte die Herrschaft an Albert von Bayern-München gelangen, aber der Verstorbene hatte in einem Testament seine ganze Hinterlassenschaft seinem Tochtermannerup-recht, Sohn des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, vermacht. Darüber begann ein böser innerer Krieg, Ruprecht und sein Vater, mit Frankreich verbündet, wurden in die Acht erklärt, aber sie hatten ein Heer von Deutschen und Böhmen geworben und wehrten sich tapfer. Da bot Maximilian das Reich zum Kampf gegen die widerspenstigen Herzöge auf und Götz v o n B e r l i ch i n g e n stellte sich zum Heere der Bundesgenossen, das vom schweren Geschütz der Nürnberger geschützt ward. Landshut wurde umzingelt. Pfalzgraf Ruprecht vertheidigte diese Stadt mit den Tapfersten seines Volks. Täglich geschahen Angriffe, gleich blutig auf beiden Seiten und keiner ganz entscheidend. Götz war überall im Gefecht und sein Muth wie seine Geschicklichkeit erwarben sich Aller Achtung. Wo sein Helmbusch wehte, da fielen die Hiebe am dichtesten. So war er auch eines Tages tief im Gefecht; die Nürnberger Feldschlangen wütheten mächtig unter den Belagerten, die einett Ausfall gemacht hatten; in das dichteste Faustgentenge gerichtet, verschonten sie weder Freund noch Feind. Da zerschmetterte ein unglücklicher Schuß das Schwert des Ritters, drängte die Hälfte des

3. Die neue Zeit - S. 135

1877 - Leipzig : Brandstetter
Schriften, sonst vielfältig in vornehmen französischen und deutschen Historienbüchern, gelesen und nächst benselben noch bannt Ihre Zeik vertrieben, daß Sie bei: berühmten Maler, den alten Lukas Kranach, allerhand Kontrafakturen und Bilbwerk haben machen lassen." Int August 1582 ließ enblich der Kaiser dem Kurfürsten seine Freiheit ankünbigen. Schon am 6. Tage baranf saßen er und der treue Kranach auf dem Neifewagen, um sich nach Weimar zu begeben, allwo sie mit großer Freube etnpfangen würden. Mehr aber als Alles erfreute bett alten Lukas, daß er seine Tochter Barbara, die Frau des sächsischen Kanzlers Brück, hier sctttb. Von nun an beschloß er in Weimar zu bleiben, boch schon im folgenben Jahre starb er in den Armen seiner Tochter, im 81sten Jahre. Sein Grabmal ist noch in Weimar zu sehen. Albrecht Dürer. 1. Dieser berühmteste aller deutschen Maler, der Helb beutscher Kunst, würde am 20. Mai 1471 in der alten Reichsstabt Nürnberg geboren. Sein Vater war ein geschickter Golbschmieb, aus dem Dorfe Entas in Ungarn stammenb. Sehr jung war berselbe nach Nürnberg gekommen und hatte baselbst als Golbschtniebsgesell im Hause Hieronymus Heller's, eines trefflichen Golbarbeiters, eine bleibenbe Stelle gefnnben. Seine Treuherzigkeit, sein Fleiß, seine große Geschicklichkeit und ein frommes, verstänbiges Herz gewannen ihm des Meisters Neigung in so hohem Grabe, daß er ihn zu seinem Eidam erwählte und ihm seine schöne Tochter Barbara zur Gattin gab. Aus dieser glücklichen Ehe entsprossen 18 Kinder, bte aber sämmtlich eines frühzeitigen Tobes starben, bis aus unsern Albrecht und zwei seiner Brüder, Anbreas und Hans. Der wackere Dürer verwenbete auf die Erziehung seiner Kinder die größeste Sorgfalt. Sein Wahlspruch lautete: Habet Gott im Herzen und handelt treu an eurem Nächsten! Diesen Spruch prägte er von klein auf den jugenb-lichen Gemüthern seiner Söhne ein und Albrecht zumal, der Erstgeborene, vergaß ihn nimmer. Er hatte ganz des wackern Vaters Geist und herzliche Bieberkeit geerbt. Albrecht wuchs heran und warb ein blühenb schöner Jüngling. Schon als Knabe liebte er mehr eine sinnige, ernste Beschäftigung, als die geräuschvollen Spiele der Jugenb, und oft saß er, währenb seine Brüber draußen im Freien umhertrollten, baheim im stillen Kämmerlein vor dem Arbeitstische und suchte eine mathematische Aufgabe zu lösen, ober mit dem Stifte eine Zeichnung nachzubilden, die sein kunstreicher Vater entworfen und ihm zum Kopiren vorgelegt hatte. So konnte es denn, bei einer seltenen natürlichen Anlage, nicht fehlen, daß er in kurzer Zeit

4. Die neue Zeit - S. 158

1877 - Leipzig : Brandstetter
158 Spanier darin die sieben nördlichen Provinzen als frei anerkennen mußten Diese sieben hießen: Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Oberyssel, Grö-ningen und Friesland und blieben bis zur Zeit der ersten französischen Revolution eine Republik, unter dem Namen der sieben vereinigten Provinzen. Reformation in England und Schottland. 1. Heinrich Viii. und der Papst. Zu der Zeit, als Karl V. Kaiser in Deutschland war, regierte König Heinrich Viii. in England. Dieser war anfangs ein sehr eifriger Anhänger des Papstes und hatte selbst gegen Luther geschrieben, so daß er vom heiligen Vater den Titel „Beschützer des Glaubens" empfing. Aber die Freundschaft dauerte nicht lange. Heinrich hatte auf Befehl seines Vaters schon im 18ten Jahre die 24jährige Katharina von Aragonien, Ferdinands des Katholischen und derjsabella Tochter, heirathen müssen, konnte aber seine Frau nicht leiden. Indessen hatte er sie aus Pflichtgefühl geduldet. Katharina gab ihm eine Tochter, Maria, aber keine männlichen Erben, welche der König so sehr wünschte. Die Ungleichheit des Alters, auch der Zwang, den ihm seine Gemahlin auferlegte, machten den leidenschaftlichen König immer mißvergnügter. Bereits 17 Jahre hatte er mit seiner Gemahlin gelebt, als er eine ihrer Hofdamen kennen lernte, die ihn durch ihre Anmuth und Schönheit so bezauberte, daß er nun durchaus seine Frau los sein wollte, um das Hoffräulein heirathen zu können. Annaboleyn (Bulehn) war ihr Name. Um die Scheidung möglich zu machen, führte Heinrich an, seine Ehe mit Katharina sei unrechtmäßig, weil diese schon früher seines verstorbenen Bruders Frau gewesen sei. Vor Allem mußte aber der Papst erst die Scheidung erlauben und diesem hätte es auch nur ein Wort gekostet, aber er hatte mancherlei Rücksichten zu nehmen. Katharina war die Base Kaiser Karl's V. und dieser drohte dem Papste, falls derselbe die Scheidung gestatten wollte. Indessen wagte es der Papst auch nicht, geradezu dem König von England sein Gesuch abzuschlagen. Er schickte einen Legaten nach London, der die fcache untersuchen sollte, aber sogleich die Weisung erhalten hatte, Alles möglichst in die Länge zu ziehen. Diese Kunst verstand der Legat meisterhaft; doch kam ihm auch die Härtnäckigkeit der Königin sehr zu Hülfe. Als diese vorgeladen worden war, fiel sie ihrem Gemahl zu Füßen und erinnerte ihn unter vielen Thränen daran, wie sie nun seit 20 Jahren bereits sein treues Weib sei. Aber diese Erinnerung brachte den König erst recht auf. Da sich die Unterhandlungen vier Jahre lang hinzogen, riß dem ungeduldigen Heinrich die Geduld. Er brach die Unterhandlungen mit dem Papste ganz ab, und da ein kluger Geistlicher auf den Einfall kam, der König möchte doch bei allen Universitäten sich Raths erholen, ob es Unrecht sei,

5. Die neue Zeit - S. 160

1877 - Leipzig : Brandstetter
160 jedoch nicht ohne geheime Furcht, es möchte dieser Triumph nur von kurzer Dauer sein. Denn der junge König war sehr schwächlich, so das; sein baldiger Tod zu fürchten war; seine Schwester Maria aber galt für eine eifrige Katholikin und diese, als die Tochter aus Heinrich's erster Ehe (mit Katharina von Aragonien), mußte den Thron erben. Lieber hätten die Engländer Heinrich's Tochter aus zweiter Ehe (mit Anna von Boleyn), die protestantische Elisabeth, als Königin anerkannt, aber wenn Maria übergangen wurde, mußte auch Elisabeth übergangen werden. Diesen Umstand benutzte Northumberland, einer der mächtigsten und reichsten Herzoge in England, um feine ehrsüchtigen Pläne durchzusetzen und die königliche Krone an sein eigenes Haus zu bringen. Er hatte seinen Sohn Guilfort Dudley (sprich Gilfort Doddli) mit Johanna Gray, einer Enkeltochter der jüngeren Schwester Heinrich's Viii., vermählt. Als nun Eduard auf dem Sterbebette lag, begab er sich zu ihm und wußte durch allerlei Vorspiegelungen das Gewissen des jungen Königs so lange zu ängstigen, bis dieser endlich feine eigne Schwester Maria von der Thronfolge ausschloß und sie dagegen der Johanna Gray zusicherte. Sobald der König gestorben war, ließ Northumberland den Palast mit einer Wache umgeben, damit das Volk nicht früher den Tod erführe, als er feine Veranstaltungen getroffen hätte. Schon waren von ihm die Vornehmsten des Reichs durch große Versprechungen gewonnen und Johanna Gray wurde zur Königin gewählt. Sie war erst sechzehn Jahre alt und zeichnete sich gleicherweise durch die reinste Tugend und Anmuth, als durch den feingebildetsten Geist aus. Sie hatte nichts von den Plänen und Mißgriffen Northumberland's erfahren. Nun, als ihr Vater, der Herzog von Suffolk (Suffock), mit dem Herzog von Northumberland ihr die wichtige Nachricht überbrachten, ward sie vor Schrecken sprachlos und als sie sich gefaßt hatte, sprach sie zu den Anwesenden: „Der Schwester Eduard's, nicht mir, gehört der Thron. Ungeachtet meiner Jugend bin ich alt genug, die Wechsel des Glückes zu kennen und habe in Katharina von Aragonien und Anna Boleyn warnende Beispiele. Auch ich fühle mich zu schwach für eine solche Würde, und wer mich wahrhaft liebt, wird mich nicht Stürmen aussetzen wollen, die unvermeidlich sind." Doch den vereinigten Bitten ihrer Verwandten und Freunde ergab sie sich. „Mag denn Gott mir Kraft verleihen," sprach sie, „das Szepter zu feiner Ehre und zum Besten der Nation zu führen." Am folgenben Tage begab sich die junge Königin nach dem Tower (Tauer), dem gewöhnlichen Aufenthalte der englischen Könige vor ihrer Krönung, und hielt ihren Einzug mit großem Gepränge. Das Volk aber nahm keinen Theil an der Feier, es murrte laut und weigerte sich stanbhaft, die Schwiegertochter des ränkevollen Northumberlanb als Königin anzuerkennen. Der überwiegenb größere Theil des englischen Volkes erklärte sich für Heinrich's Viii. Tochter Maria, beren Anhang sich schnell vergrößerte und die nach wenigen Tagen triumphirenb in die Hauptstadt einzog. Nur neun Tage hatte Johanna regiert und

6. Die neue Zeit - S. 341

1877 - Leipzig : Brandstetter
Neunter Abschnitt. Revolutionen. Karl I. C r o m w e l l. *) 1. Als die Königin Elisabeth ohne Nachkommen starb, gelangte Jakobi., der Sohn der Maria Stuart, auf den Thron der vereinigten Königreiche England und Schottland. Obwohl protestantisch, war er doch den Katholiken im Herzen zugethan, verdarb es aber bald mit beiden Religions-Parteien, und als er starb, nahm er den Haß und die Verachtung des ganzen Volkes mit in's Grab. Sein Sohn Karl I. bestieg unter sehr mißlichen Verhältnissen den Thron (1625). Schon seine Jugend — er zählte erst 15 Jahre — war dem Volke ein Anstoß, und als er sich dem verhaßten Herzog von Buckingham, dem Günstling seines Vaters, in die Arme warf, murrte die ganze Nation. Dazu kam, daß er sich eine katholische Gemahlin, Henriette Maria (Heinrich's Iv. von Frankreich Tochter), gewählt hatte, welche den reformirten Engländern als der leibhafte Antichrist erschien. Der König erfuhr es bald, wie unglücklich ein Oberhaupt ohne die Achtung seiner Untergebenen ist. Er hatte von seinem unbesonnenen Vater einen Krieg mit Spanien geerbt und seine Schwester, die Gemahlin des vertriebenen Pfalzgrafen Friedrich in Deutschland, verlangte gleichfalls seine Hülfe. Um neue Steuern zusammen zu bringen, versammelte er ein Parlament, aber dieses verweigerte seine Bitte. Der König borgte das fehlende Geld und Buckingham rüstete eine Flotte aus, die er selber nach Kadix führte. Aber er verlor den besten Theil seiner Mannschaft und als er zurückkehrte, behandelte er dennoch das Parlament höchst übermüthig. Dafür klagte mau ihn nun des Hochverrates an. Karl, anstatt *) Nach K. F. Becker.

7. Die neue Zeit - S. 422

1877 - Leipzig : Brandstetter
422 von ihren Regierungen mit Festungshaft bedroht gewesen waren. Sie tagten nun mit dem Bundestage. Eine allgemeine deutsche Nationalversammlung, aus Volkswahlen hervorgegangen, ließ aber auch nicht lange auf sich warten. Ein Vorparlament wurde in der Paulskirche eröffnet und bahnte jene an. Frankfurt, die freie deutsche Reichsstadt, die so manche glanzvolle Kaiserwahl gesehen, war nun wieder der Mittelpunkt deutsch-nationalen Lebens und Strebens geworden. Am 18. Mai zogen aus dem altehrwürdigen Kaisersaal im Römer 330 Abgeordnete des deutschen Volks nach der Paulskirche, wo das erste National-Parlament sein schweres Werk, das zersplitterte Deutschland verfassungsmäßig zu einigen, unter dem Vorsitze Heinrichs von Gagern begann. Auf dessen Vorschlag wurde am 29. Juni der beim Volke beliebte Erzherzog Johann von Oesterreich (Bruder des Kaisers Ferdinand) zum Reichs-Verweser erwählt, um die Beschlüsse der Nationalversammlung zu vollziehen und das Reich dem Auslande gegenüber zu vertreten. Der alte Bundestag löste sich auf. Da ohne ein Reichsheer der Reichsverweser und die Nationalversammlung machtlos war, so wurde beschlossen, daß die Bundestruppen dem Reichsverweser huldigen sollten. Dies geschah am 6. August, aber nur theilweis; von den Truppen Oesterreichs, Preußens und Hannovers ward es unterlassen. Die beiden Hauptmächte, von denen die Gestaltung Deutschlands in erster Linie abhing, waren zu sehr von der Bändigung der Revolution in ihrer eigenen Mitte in Anspruch genommen und ließen vorläufig der Frankfurter Nationalversammlung freien Lauf. Diese berieth so gründlich wie möglich über die Grundrechte des deutschen Volks. Während sie damit beschäftigt war, trat eine Frage an sie heran, an deren Lösung sie praktisch ihre Macht erproben konnte. Es war der Erbfolgestreit in Schleswig - Holstein. Holstein, obwohl der dänischen Krone Unterthan, war deutsches Bundesland und nach altem Vertragsrecht zugleich mit Schleswig derart verbunden, daß, falls der dänische Mannsstamm erlöschen würde, die Regierung an den Herzog von Augustenburg kommen mußte. Da nun König Christian Viii. von Dänemark blos einen kinderlosen Sohn hatte, so erließ er, um die Herzogthümer in größter Abhängigkeit von Dänemark zu erhalten, am 8. Juli 1846 einen „offenen Brief", der das dänische Erbfolgerecht auch auf Schleswig-Holstein ausdehnte, und als Friedrich Vii. mit dem am 20. Jan. 1848 erfolgten Tode seines Vaters zur Regierung gelangte, gab derselbe eine Verfassung, in welcher Schleswig der dänischen Monarchie einverleibt wurde. Deutsche Sprache und Sitte wurde von den Danen auf brutalste Weise unterdrückt. Dagegen protesürten nun die Herzogthümer und verlangten für sich eine besondere Verfassung. Dies Verlangen wurde von den Dänen mit Hohn zurückgewiesen, und so trat in den Herzogtümern eine provisorische Regie-

8. Die neue Zeit - S. 237

1877 - Leipzig : Brandstetter
237 dem Studium der Mathematik und der Geschichte, auch wohl der Philosophie. Noch in seinem Alter wußte er aus den alten Geschichtsschreibern ganze Seiten auswendig. Alle Dispositionen zu Angriffen und Belagerungen entwarf er mit eigener Hand; er sann sogar zum Vergnügen auf mögliche Fälle und überlegte, was in jedem derselben zu thun sein würde. Die Soldaten liebten und bewunderten ihn. Er war aber auch so behutsam in der Schonung seiner Leute, daß er ohne Noth nicht Einen opferte. Die Verpflegung des Heeres, besonders in den Winterquartieren, lag ihm über Alles am Herzen, und wenn Mangel eintrat, schoß er lieber von seinem Gelde vor, ehe er es am Zahlungstage fehlen ließ. Dafür verlangte er aber auch Pünktlichkeit im Dienst und strengen Gehorsam. Ausreißer schoß er oft mit eigener Hand im Fliehen nieder. Der Hofkriegsrath in Wien, welcher jeden Schritt der Feldherren nach langweiligen Beobachtungen vorschrieb, lähmte oft die besten Kriegsoperationen. So wollte er auch den Prinzen Eugen nichts unternehmen lasten, als sich die Türken über die Theiß nach Zent ha zurückzogen. Aber Eugen paßte seine Gelegenheit ab, und unbekümmert um den Wiener Hofkriegsrath drang er auf die türkische Armee ein, als diese eben über den Fluß ging (1697, 11. Sept.), und erfocht einen so herrlichen Sieg, daß die Türken 30,000 Mann an Todten und 6000 Mann Gefangene verloren. Die Schlacht endete mit dem Tage, „als ob — wie Eugen in seinem Berichte nach Wien sagte — die Sonne gezögert hätte, um mit ihren letzten Strahlen den herrlichsten Sieg kaiserlicher Waffen zu beleuchten." Als die Schlacht schon begonnen hatte, kam ein Bote vom Hofkriegsrathe mit dem Befehl, keine Schlacht zu liefern. Eugen aber ließ den Boten warten, ohne die Depeschen zu lesen, und schlug wacker los, bis der Sieg errungen war. In Wien wollte man ihm dafür an's Leben, aber der Kaiser Leopold sprach: „Dafür bewahre mich Gott, den Mann zu strafen, durch den mir Gott so viel Gutes erwiesen hat." 9. Der spanische Erbfolgekrieg. Am 1. November des Jahres 1700 war König Karl Ii. von Spanien gestorben, der letzte vom Mannesstamm der Habsburger in spanischer Linie, und nun hatte die habsburgisch-österreichische Linie die nächsten Ansprüche auf den Thron. Aber auch Ludwig Xiv. machte Ansprüche aus die große Monarchie, zu der noch Neapel und Mailand, Sicilien und die Niederlande gehörten. Ludwig war nämlich mit der ältesten Tochter Karl's Ii. vermählt, aber die spanische Prinzessin hatte feierlich auf jeden Anspruch verzichten müssen. Auch der Kurfürst von Bayern, Maximilian Emanuel, machte Rechte geltend, denn er war gleichfalls mit dem spanischen Königshause verwandt. König Ludwig, um die Eifersucht der übrigen Mächte nicht zu reizen, verlangte blos für seinen zweiten Enkel Philipp von Anjou die spanische Krone; sobald der König Karl gestorben war, rief er: „Nun giebt es für Frankreich keine Pyrenäen mehr I" und schickte so-

9. Die neue Zeit - S. 148

1877 - Leipzig : Brandstetter
148 bekannt gewordenen Bewohner der Niederlande, die Bataver oder Belgier, welche dem großen germanischen Völkerstamme angehörten. (Vgl. Theil Ii., Abschn. 1.) Jene Bataver hätten bereits die Macht des gewaltigen Römerreichs gebrochen, wären sie nicht von deutscher Uneinigkeit im Stich gelassen worden. Als der Sturm der Völkerwanderung den Römerkoloß zertrümmerte und naturfrische deutsche Stämme über Europa sandte, kamen die Niederlande unter die Herrschaft der Franken, welche sie in kleine Staaten und Provinzen, jede mit besonderer Verfassung und Regierung, theilten. Seit jenen Zeiten erhoben sich daher überall kleine Grasen und Herren, welche größere oder kleinere Gebiete beherrschten, oft selbst aber auch wiederum von mächtigeren Fürsten beherrscht wurden. Dann erwarben sich auch, wie der Bürgerstand sich hob, manche Städte Freiheit und Selbstständigkeit; denn die Lage des Landes an der Nordsee und an schiffbaren Strömen, recht in der Mitte zwischen Deutschland, England und Frankreich, dazu die Arbeitsamkeit und Betriebsamkeit des Volkes, erzeugten bald blühende Manufakturen und gewinnreichen Handel. In manchen großen Manufakturstädten (Antwerpen, Gent, Brügge rc.) war die Betriebsamkeit so außerordentlich, daß man Abends um 6 Uhr, wenn die Arbeiter nach Hause gingen, mit der Glocke den Eltern ein Zeichen gab, ihre Kinder von der Straße zu nehmen, damit sie nicht von dem stürmenden Gedränge zertreten würden. Alle englische Wolle wurde noch am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts in den Niederlanden verarbeitet und bald fanden holländische Schiffe den Weg nach Afrika, Ostindien und Amerika. Der blühende Handel der Hansa ging von den deutschen auf die holländischen Städte über. Von den fürstlichen Häusern war im Mittelalter eines das herrschende geworden, das der Herzöge von Burgund, das unter Karl dem Kühnen einen so reichen Glanz entfaltete, daß dieser schon damit umging, sich vom deutschen Kaiser die Königskrone zu erwerben. Allein sein Tollmuth im Kriegsühren stürzte ihn in's Verderben und auf einem Raubzuge gegen die Schweiz verlor er in der Schlacht bei Nancy das Leben. Er hinterließ eine einzige Tochter, die schöne Maria, und diese reichte ihre Hand dem österreichischen Herzog, nachmaligem Kaiser Maximilian I., wodurch die burgundischen Besitzungen an Deutschland kamen, unter dem Namen des „burgundischen Kreises". Ungeachtet des häufigen Wechsels ihrer Herren hatten die einzelnen Provinzen doch bis dahin eine Menge von Rechten und Freiheiten behalten, welche stets von den Regenten geachtet worden waren. Auch Karl V. unterließ nicht, den Niederländern seinen besondern Schutz angedeihen ;u lassen, und während er die Reformation in Deutschland zu unterdrücken strebte, hinderte er sie nicht in den Niederlanden, für die er besondere Vorliebe hegte, da aus ihnen die besten Reichthümer in den spanisch-österreichischen Schatz stoffen. Aber bald änderte er doch seine Meinung, als der protestantische Glaube in den Niederländer! immer mehr Freunde gewann; er verfuhr besonders strenge gegendie Rederyker (Rhetoriker), diereli-

10. Teil 1 - S. 10

1882 - Leipzig : Brandstetter
10 Deutschland jetzt und ehemals. oft lange Zeit neben einander bestanden haben. Es ist auch ganz natürlich, daß Bewohner eines abgelegenen Seitenthales von den Wandlungen, die mit ihren an der Heerstraße wohnenden Landsleuten sich vollzogen, lange Zeit nichts erfuhren. Hat «tan doch sogar einen Pfahlbau gefunden, in welchem die Fundstücke beweisen, daß auf die Periode des Steines sogleich die des Eisens gefolgt fein muß. 2, Deutschland jetzt und ehemals. (Nach: Kallsen, Bilder aus dem Mittelalter. Halle, 1s75, S. 20—22, und Felix Dahn, Urgeschichte der germanischen und romanischen Völker. Berlin, 18s1. Bd. I. S. 24—31.) Deutschland, in der Mitte des Kontinents gelegen, ist das Herz Europas, von welchem zu allen Zeiten nach verschiedenen Richtungen hin erfrischende Lebensströme ausgegangen sind. Schon die natürlichen Grenzen des Landes weisen darauf hin, daß eine abgetrennte Entwickelung des in ihm wohnenden Volkes nicht wohl möglich war. Am fchürfsten sind die Grenzen tut Süden und Norden gezogen. Aber die Alpenkette vom Genfer See bis an den Busen von Finme, das mächtigste Gebirge Europas, ist nie eine trennende Scheide gewesen, und von Thälern und Pässen durchschnitten hat sie von jeher dem Völkerverkehr die Straße gebahnt. Im Norden breiten sich als Grenze zwei Meere hin; die Nordseeküste ist von Calais bis zum holländischen Helder ungastlich durch einförmige Dünen gesperrt, von da bis zur Elbemündnng und die schles-wigsche Küste entlang gürtet den Küstensanm eine Reihe allmählich zerbröckelnder Inseln, welche, einstmals zum Festland gehörig, von der Wucht zerstörender Mecresfluten die übriggebliebenen Zengen sind. Auch die Ostseeküste bietet wenig gute Häsen und erschwert durch seichte Gestade den Zugang. Aber trotz aller dieser natürlichen Hindernisse hat Deutschland die von Süden und Westen aufgenommene moderne Bildung auf diesen Meeren nach dem Norden und Osten Europas getragen. Nach den beiden andern Seiten hin ist das große Land so unmerklich abgegrenzt, daß die Völkerzüge von Osten und Westen von jeher durch dasselbe hindurchgegangen sind, und daß es zu allen Zeiten das Land großer europäischer Entscheidungen gewesen ist. So hat Deutschland nach allen Seiten hin eine vermittelnde, ausgleichende und segensreich fördernde Stellung eingenommen. > Aber noch eine zweite, vor fast allen anderen europäischen Ländern es auszeichnende Eigentümlichkeit bietet das Land. Es zeigt eine ganz außerordentliche Mannigfaltigkeit feiner Bodengestaltnng. Während die übrigen Länder überwiegend einen bestimmt ausgeprägten Charakter haben, den des Hochgebirges, des Hochplateaus, des Hügellaudes, der Tiefebene, vereinigt
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