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1. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 106

1908 - Altenburg : Bonde
106 Wie hätte der Langobardenkönig einem solchen Feinde widerstehen können? Karl eroberte seine Hauptstadt, nahm ihn gefangen und schickte ihn als Mönch in ein Kloster. Das langobardische Reich aber vereinigte er mit dem fränkischen. Andrü. 91. Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt. 1. Als Kaiser Karl zur Schule kam und wollte visitieren, da prüft' er scharf das kleine Volk, ihr Schreiben, Buchstabieren, ihr Vaterunser, Einmaleins und was man lernte mehr; zum Schlüsse rief die Majestät die Schüler um sich her. 2. Gleich wie der Hirte schied er da die Böcke von den Schafen; zu seiner Rechten hieß er stehn die Fleißigen, die Braven. Da stand im groben Linnenkleid manch schlichtes Bürgerkind, manch Söhnlein eines armen Knechts von Kaisers Hofgesind. 3. Dann rief er mit gestrengem Blick die Faulen her, die Böcke, und wies sie mit erhobner Hand zur Linken in die Ecke. Da stand im pelzverbrämten Rock manch feiner Herrensohn, manch ungezogenes Mutterkind, manch junger Reichsbaron. 4. Da sprach nach rechts der Kaiseck mild: „Habt Dank, ihr frommen Knaben, ihr sollt an mir den gnädgen Herrn, den gütgen Vater haben; und ob ihr armer Leute Kind und Knechtessöhne seid, in meinem Reiche gilt der Mann und nicht des Mannes Kleid!" 5. Dann blitzck sein Blick zur Linken hin, wie Donner klang sein Tadel: .„Ihr Taugenichtse, bessert euch, ihr schändet euren Adel! Ihr feinen Püppchen, trotzet nicht auf euer Milchgesicht, ich frage nach des Manns Verdienst, nach seinem Namen nicht 6. Da sah man manches Kinderaug in frohem Glanze leuchten und manches still zu Boden sehn und manches still sich feuchten. Und als man aus der Schule kam, da wurde viel erzählt, wen heute Kaiser Karl gelobt, und wen er ausgeschmält. 7. Und wie's der große Kaiser hielt, so soll mans allzeit hakten im Schulhaus mit dem kleinen Volk, im Staate mit den Alten: Den Platz nach Kunst und nicht nach Gunst, den Stand nach dem Verstand, so steht es in der Schule wohl und gut im Vaierlaud. v. Gerok.

2. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 113

1908 - Altenburg : Bonde
113 8. Dies rufend, knien sie vor ihm hin und huldigen ihm still und rufen, als er staunend fragt: „'s ist Deutschen Reiches Will!" 9. Da blickt Herr Heinrich tiefbewegt hinauf zum Himmelszelt: „Du gabst mir einen guten Fang! — Herr Gott, wie dirs gefällt!" Vogl. 96. Die Ungarn. Die Ungarn waren ein furchtbares und häßliches Geschlecht. Ihr Gesicht hatte das Ansehen eines Klumpens; die Augen waren wie kleine Löcher, die Wangen voll knotiger Narben, weil sie in der Kindheit auf- gerissen wurden, um das Wachsen des Bartes zu verhüten. Die Glieder des Leibes waren kurz und gedrungen und ganz in Tierfelle gehüllt, von denen das Rauhe nach außen gekehrt war. Immer saßen sie auf ihren kleinen, zähen Rossen, wie wenn sie mit denselben zusammen- gewachsen wären. Auf denselben verrichteten sie alle Geschäfte: sie kauften und verkauften, nahmen Speise und Trank und pflogen gemein- samen Rat. Wenn sie ruhen wollten, so legten sie sich vorwärts auf den Hals derselben und überließen sich so unbesorgt dem Schlafe. Ihre Nahrung waren die Wurzeln wilder Kräuter und das Fleisch jeglichen Tieres. Dieses Fleisch, durch die Jagd gewonnen, legten sie wie einen Sattel auf den Rücken des Pferdes und ritten es mürbe mit ihrer: Schenkeln; Feuer und Würze brauchte:: sie rücht zu der Zubereitung. Ihr Kleid wechselten sie nicht eher, als bis es vor Alter in Fetzen vom Leibe fiel. Von Anständigkeit und Schicklichkeit hatten sie keiner: Begriff und keine Vorstellung vor: Religion. Ihre Weiber saßen auf dem Karren; auf demselben erwuchsen auch die Kinder, bis die Knaben dem Vater folgten und die Mädchen in die Stelle der Mutter traten. Nach Gold hatten sie die heftigste Begierde und ein brennendes Ver- langen nach Raub. Ihre Laute waren einer menschlichen Sprache kaum ähnlich. Wandelbar wie ihre Lebensart war ihre Gesinnung; auf ihr Wort durfte niemand rechnen, und leicht war ihr Zorn entflanrmt. Lanze, Pfeil und Bogen waren ihre Waffen, die Spitze war ein scharfer Knochen. Auch hatten sie Schlingen, die sie mit Geschicklichkeit über den Feind zu werfen verstanden, um ihn wehrlos zu machen. In Schnelligkeit urrd Ausdauer bestand ihre Stärke. Darum zogen sie der Verteidigung den Angriff vor. Keilweise drangen sie heran; in der Nähe des Feindes lösten sie sich auf und umzogen in einem wilden Schwarme seirre Schlachtordnung. In der Stirn, in: Rücken, auf den Seiten, vor jeder Lücke zeigten sie sich mit wildem Geschrei, ver- schwanden im Augenblick, und in: Augenblick stürzten sie vor: B. Iv. R. « neuem

3. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 131

1908 - Altenburg : Bonde
131 Die Huben an, auf ihn zu schießen, nach ihm zu werfen mit den Spießen. Der wackre Schwabe forchi sich nit, ging seines Weges Schritt vor Schritt, ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken und tät nur spöttlich um sich blicken, bis einer, dem die Zeit zu lang, auf ihn den krummen Säbel schwang. Da wallt dem Deutschen auch sein Blut, er trifft des Türken Pferd so gut, er haut ihm ab mit einem Streich die beiden Vorderfüß zugleich. Als er das Tier zu Fall gebracht, da faßt er erst sein Schwert mit Macht, er schwingt es auf des Reiters Kopf, haut durch bis auf den Sattelknopf, haut auch den Sattel noch zu Stücken und tief noch in des Pferdes Rücken. Zur Rechten sieht man wie zur Linken einen halben Türken heruntersinken. 105. Ha 1. Der alte Barbarossa, der Kaiser Friedericb, im unterirdschen Schlosse hält er verzaubert sich. 2. Er ist niemals gestorben, er lebt darin noch jetzt; er hat im Schloss verborgen zum Schlaf sich hingesetzt. 3. Er hat hinabgenommen des Reiches Herrlichkeit und wird einst wiederkommen mit ihr zu seiner Zeit. 4. Der Stuhl ist elfenbeinern, larauf der Kaiser sitzt; Da packt die andern kalter Graus, sie fliehen in alle Welt hinaus, und jedem ists, als würd ihm mitten durch Kopf und Leib hindurchge- schnitten. Drauf kam des Wegs'ne Christenschar, die auch zurückgeblieben war; die sahen nun mit gutem Bedacht, was Arbeit unser Held gemacht. Von denen hats der Kaiser ver- nommen. Der ließ den Schwaben vor sich kommen; er sprach: „Sag an, mein Ritter wert, wer hat dich solche Streich gelehrt?" Der Held bedacht sich nicht zu lang: „Die Streiche sind bei uns im Schwang; sie sind bekannt im ganzen Reiche, man nennt sie halt nur Schwaben- streiche." Uhland. barossa. der Tisch ist marmelsteinern, worauf sein Haupt er stützt. 5. Sein Bart ist nicht von Flachse, er ist von Feuersglut, ist durch den Tisch gewachsen, worauf sein Kinn ausruht. 6. Er nickt als wie im Traume, sein Aug halb offen zwinkt; und je nach langem Raume er einem Knaben winkt. 7. Er spricht im Schlaf zum Knaben: „Geh hin vors Schloss, o Zwerg, und sieh, ob noch die Raben herfliegen um den Berg! 9*

4. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 97

1908 - Altenburg : Bonde
97 Thüringer werden entweder erschlagen oder zu Gefangenen gemacht, während es der königlichen Familie gelingt zu entfliehen. In der Folge siel nun ganz Nordthüringen bis zur Unstrut her als Beute an die Sachsen; denn der treulose Frankenkönig wagte nach diesem Verlaufe der Dinge nicht, die Bundesgenossen um den be- dungenen Lohn zu betrügen. Der übrige Teil Thüringens kam unter die unmittelbare Herrschaft der Franken, die aber wegen andrer Kämpfe in ihrem weiten Reiche die Ostgrenze nicht genug beschirmen konnten, so daß die Slaven den ganzen Teil zwischen Elbe und Saale nach und nach in ihren Besitz brachten. Herminafried hielt sich am Königshofe des Siegers auf und soll von diesem in Zülpich hinterlistig von der Mauer gestoßen worden sein. Die Tochter seines Bruders, Radegundis, die schon in Thüringen sehr viel für Ausbreitung des Christentums getan hatte, wurde zur Ehe mit einem Frankenkönige gezwungen und wirkte als Königin so segensvoll, daß sie zu den Heiligen der katholischen Kirche gezählt wird. Amalaberga kehrte an den ostgotischen Königshof zurück. Viele der thüringischen Helden wurden landflüchtig, so daß die deutsche Sage sie an dem Zufluchtsorte so vieler Heimatlosen, am Hose Etzels, weilen läßt. Das wird im Nibelungenliede mit diesen Worten gemeldet: „Da kam von Dänemark der kühne Hawart und Jring der schnelle, vor Falschheit wohl bewahrt, Jrnfried von Thüringen, ein stattlicher Herr, sie empfingen Kriemhilde, wie es ihr gereichte zur Ehr." (Jrnfried ist Herminafried, Jring einer seiner Helden.) R. Dobenccker, nach Rothe. 86. Bonifatius bei den Hessen und Thüringern. Auf dem Waldwege, der vom Main nordwärts in das Hügelland der Franken und Thüringer führt, zogen an einem heißen Sommertage drei Reiter schweigend dahin. Der erste war der Führer, ein junger Mann von starken Gliedern; das lange Haar hing ihm wild um das Haupt, die blauen Augen spähten nach beiden Seiten des Weges in den Wald. Er trug eine verschossene Lederkappe, über der braunen Jacke eine große Tasche mit Reisevorrat, in der Hand den Wurfspeer, auf dem Rücken Bogen und Jagdköcher, an der Seite ein langes Weid- messer, am Sattel seines Rosses eine schwere Waldaxt. Hinter ihm ritt ein breitschulteriger Mann mit großem Haupt; die mächtige Stirn 8. Iv. R. ' 7

5. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 98

1908 - Altenburg : Bonde
98 und die blitzenden Augen gaben ihm das Aussehen eines Kriegers; aber er trug sich nicht wie ein Mann des Schwertes. Das kurz- geschorene Haar deckte ein sächsischer Strohhut; an dem langen Gewände war nicht Wehrgehänge, nicht Waffe sichtbar; nur die Axt, welche jeder Reisende in der Wildnis führte, steckte im Sattel. Nach dem großen Ledersack, der vor ihm über dem Sattel befestigt war, mochte man ihn für einen Händler halten; es befanden sich aber in dem Sacke außer- dem notwendigsten Reisevorrate ein Schreiben des Papstes von Rom, ein Schutzbrief des großen Frankenkönigs und verschiedene wertvolle heilige Schriften. Ihm zur Seite trabte ein Jüngling in gleicher Tracht und Ausrüstung, der auch auf dem Rücken ein Bündel trug und in der Hand einen Baumzweig, mit dem er sein Rößlein antrieb. Am Waldesrand hielt der Führer an, sprang vom Rosse, neigte sich tief gegen einen mächtigen Eschenbaum und sprach ehrfürchtig: „Dies ist der heilige Baum der hohen Schicksalsfrauen. Schutz vor schädlichen Gewalten hat die Stelle, und darum habe ich euch hierhergeführt." Hier schickten sie sich an, die Nacht zu rasten, und schlugen den Nacht- zaun zusammen. Der Führer «riet dem Fremden, die hohen Gewalten der Urzeit, welche um den Baum schweben und ihm feind seien, zu scheuen. „Ob sie mir feind sind, will ich dir zeigen, wenn du mir folgst," antwortete der Fremde und schritt dem Baume zu. Er erhob seine Axt und rief: „Haben sie Grimm, so mögen sie zürnen; haben sie Macht, so mögen sie mich treffen wie ich diesen Stamm." Und mit starkem Schwünge schlug er die Axt in den Baum. Der Führer trat zurück, griff nach seiner Waffe und starrte nach der Höhe, ob von dort ein Götterzeichen den Frevler treffe; aber alles blieb still. Grollend zog sich der Führer- zurück, des Schutzes innerhalb des Zaunes für sich und sein Roß nicht begehrend; weitab von den Fremden lagerte er neben seinem Tiere. In der Umzäunung knieten der Fremde und der Jüngling nieder, erhoben den lateinischen Abendgesang und nahmen darauf den einfachen Imbiß ein. — Nach einer stürmischen Wetternacht zogen sie am frühen Morgen weiter. In der Landschaft, welche unsere Reisenden jetzt betraten, lagen hier und da Dörfer und einzelne Höfe fränkischer Ansiedler zerstreut, die Häuser zerfallen und notdürftig geflickt, daneben oft leere Brand- stätten. Nur wenig Leute sahen sie auf dem Felde; in den Dörfern rannten die Kinder und Frauen an den Hofzaun und starrten den Reisenden nach. Wieder kamen sie an ein Dorf; ohne Zaun standen die Strohdächer, welche fast bis zunr Boden reichten, selbst die Flieder-

6. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 104

1908 - Altenburg : Bonde
104 89. Karl -er Große. Karl war ein echt deutscher Mann von starkem Körperbau und schlanker Gestalt. Er hatte eine hohe, klare Stirn und überaus große, lebendige Augen, die dem Freunde und Hilfebittenden freundlich, dem Feinde aber furchtbar leuchteten. In früher Jugend übte er nach Frankenart seine Körperkraft und wurde der beste Fechter und Schwimmer. Ein Hauptvergnügen war die Jagd, und wenn er seinem Hofe ein Fest bereiten wollte, wurde eine Treibjagd angestellt. Alles setzte sich zu Pferde, und dann ging es unter dem Klange der Hörner- und dem Gebelle unzähliger Hunde in lärmendem Jubel hinaus in die Weite der Wälder, wo die jungen Edelmänner dann durch Mut und Geschicklichkeit einander zu übertreffen suchten. Karl, mitten unter ihnen, bestand manchen heißen Kampf mit wilden Ebern, Bären und Auerochsen. Im Essen und Trinken war er sehr mäßig. Speiste er mit den Seinigen allein, so kamen nur vier Schüsseln auf den Tisch. Ein Wild- bret, am Spieße gebraten und vom Jäger zur Tafel gebracht, war seine Lieb- lingsspeise. Sein Schlaf war nur kurz. Selbst des Nachts stand er mehrmals von seinem Lager auf, nahm Schreibtafel und Griffel, um sich in der in seiner Jugend versäumten Schreibkunst zu üben, oder er stellte sich ans Fenster und betrachtete mit Ehrfurcht und Bewunderung den gestirnten Himmel. Eine so einfache Lebensweise erhöhte die ohnehin so gewaltige Körperkraft dieses Mannes, so daß man seinen Geschichts- schreibern wohl glauben darf, wenn sie erzählen, wie er mit leichter Mühe ein Hufeisen brach oder einen geharnischten Mann emporhob wie ein Kind und Lasten hob, die ein gewöhnlicher Mann jetziger Zeit nicht von der Stelle rücken könnte. Seine Kleidung war nach deutscher Art einfach. Er trug Gewänder, von der fleißigen Hand seiner Gemahlin verfertigt, Strümpfe und leinene Beinkleider, mit farbigen Bändern kreuzweise umwunden, ein leinenes Wams und darüber einen einfachen Rock mit seidenen Streifen, seltener einen viereckigen Mantel von weißer oder grüner Farbe; aber stets hing ein großes Schwert mit goldenem Griffe und Wehrgehänge an seiner Seite. Nur an Reichstagen und hohen Festen erschien er in voller Majestät, mit einer goldenen, von Diamanten strahlenden Krone aus dem Haupte, angetan mit einem lang herabhängenden Mantel, der mit goldenen Bienen besetzt war. Im Januar des Jahres 814 entschlief der große Mann, im zwei- undsiebenzigsten Jahre seines Alters, nach einer fast siebenundvierzig-

7. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 107

1908 - Altenburg : Bonde
107 92. Die Schule der Stutzer. 1. „In solchem Staat, ihr Herrn vom Rat, mit Seide, Gold und Bändern? Wohl ziemt der Glanz zu Spiel und Tanz, zum Reihen oder Ländern; zu ernsten Dingen ziemt er nicht, drum halt ich heute kein Gericht; auf, lasst uns fröhlich jagen!“ 2. Das Hifthorn schallt im grünen Wald, an Seilen bellt die Meute, dem Freudenschall er jauchzen all die flinken Jägersleute. Der Kaiser weist sie manchen Pfad, wo sich viel Wilds verborgen hat: „Kur zu, durch dick und dünne!“ 3. Ihm folgen gern die schmucken Herrn, wie liessen sie sich mahnen? Doch mancher Dorn nimmt sie aufs Korn und zerrt an ihren Fahnen. Viel bunte Flittern flattern fort, ein Läppchen hier, ein Läppchen dort, sie müssen Wolle lassen. 4. Im schlichten Rock hat manchen Bock der Kaiser abgefangen. Sie trafen nie, stets blieben sie an einem Dornbusch hangen. Der Kaiser lacht: „Ach wie zerfetzt 1 Ihr wurdet heute selbst gehetzt I Ein andermal seid klüger!“ Simrock. 93. Wittckind. Als der gewaltige Kaiser Karl der Große mit den Sachsen Krieg führte, welche nicht von ihrem heidnischen Glauben lassen und sich nicht zum Christentum bekehren wollten, lebte mitten im Sachsenlande, in der Nähe der Weser, am Fuße des Gebirges ein Mann, namens Bertnlf. Dieser war eines Tages in den Wald gegangen, um Holz zu fällen; und als er abends nach Hause kaum, fand er seine Frau und seine Kinder schon um den Herd versammelt, denn es ging ein rauher Wind

8. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 108

1908 - Altenburg : Bonde
108 burd)§ Gebirge. Der Vater erzählte den Seinen, daß er an mehreren Stellen der Ebene Rauch mb Flammen habe aufsteigen sehen, und daß er glaube, die Franken müßten eine Schlacht gewonnen haben. Gern wäre auch er zum Heerbanne seines Volkes gezogen; aber er konnte es nicht, denn er war bereits Christ geworden und teilte also den Glauben der Feinde. Als sie noch beisammen saßen und sprachen, ließen sich vom Berg- pfade her Tritte von Roß und Mann hören. Bertulf hielt einen Kienspan ins Feuer und ging mit dem lodernden Brande in die Waldung vor sein Haus hinaus. Da kam ihm ein stattlicher geharnischter Mann entgegen, aber ohne Helm, welcher ihm wohl in der Schlacht mochte zerhauen sein, denn er hatte den Kopf mit einem blutigen Tuche umwunden. Hinter ihm ragte eine zweite hohe Gestalt hervor, eine spitzige Sturmhaube auf dem dunkeln Haar, an der Hand ein Roß führend, aus dessen ängstlichem Schnauben sich abnehmen ließ, daß es verwundet war. Die beiden baten um Aufnahme für sich und ihr Roß. Freundlich lud Bertulf sie in sein Haus; er selbst besorgte das Pferd im Stalle. Die beiden Kriegsleute waren in tiefe Gedanken versunken, als sie sich am Herde niedergelassen hatten; neugierig blickten die Kinder aus dir Gäste. An ihrer Tracht, Bewaffnung und Sprache erkannte man, daß es Sachsen waren; einer hatte gelbes Lockenhaar unter seinem Tuche, und blau waren seine Augen, der andere war dunkel von Bart und Haar. Indes hatte die Hausfrau einen Krug Met geholt; aber indem sie ihn den Fremden bot, machte sie nach ihrer Gewohnheit das Zeichen des Kreuzes darüber. Finster blickend sprach der mit dem blutigen Haupte zum andern: „Ich glaube, wir sind zu Christen ge- kommen, denn unsere Wirtin machte eben ein Zeichen, das ich oft von sterbenden Franken habe machen sehen." — „Ich glaube es auch," erwiderte der andere, „tvir werden wohl hier noch einen Kampf zu bestehen haben." Da erschrak die Frau und sprach: „Liebe Herren, tut uns kein Un- recht: das Zeichen, welches ihr sahet, soll den Hammer des Gottes Thor bedeuten." Der älteste Knabe aber zupfte seine Mutter am Kleide und stüsterte ihr zu: „Mutter, was soll das mit dem Zeichen? Ich weiß ja von keinem Hammer." Sie aber gebot ihm Schweigen. In diesem Augenblicke trat ihr Mann wieder ins Zimmer; und da er zum Herd gehend an einem Kreuzesbild des Heilands vorüberkam, neigte er sich ehrerbietig davor. Da rief der eine Kriegsmann: „Was ist das für ein Bild, dem du den Nacken beugst?" Als die Mutter er- bleichte und ihr kleines Mädchen das sah, rief diese: „Liebe Herren/

9. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 145

1908 - Altenburg : Bonde
145 dazu Kaiser geworden , dass man mich, vor den Menschen ein- schließe ?“ Einfach in seinen Sitten, trug er statt des könig- lichen Schmuckes gewöhnlich ein schlichtes, graues Wams, das er sich im Felde wohl seihst flickte. Da sah man ihm freilich seine Würde nicht an, und es begegnete ihm manch heiteres Abenteuer. Einst, als er mit seinem Hoflager bei Mainz stand, ging er in seinem einfachen Wams in die Stadt. Es war sehr kalt, und er trat in das Haus eines Bäckers, um sich am Ofen zu erwärmen. Die Bäckersfrau, welche ihn für einen gemeinen Soldaten hielt, wies ihn hinaus und schalt heftig auf den Kaiser, der mit seinem Kriegsvolke den Bürgersleuten so viel Last mache. Rudolf lachte und wollte nicht gehen. Da wurde die Frau so aufgebracht, dass sie einen Topf Wasser nahm und ihn damit begoss. Glanz durchnässt ging der Kaiser ins Lager zurück. Mittags aber schickte er durch einen Diener der Frau einige Schüsseln mit Speisen und liess dabei sagen, das schicke ihr der Soldat, den sie am Morgen so reich mit Wasser getränkt habe. Die Frau geriet in Verzweiflung, als sie jetzt erfuhr, wer der Mann im grauen Wams gewesen. Eilig lief sie in das Lager und warf sich dem Kaiser zu Füssen. Der aber hiess sie aufstehen und befahl ihr zur Strafe nur, die Scbeltrede, die sie ihm am Morgen gehalten, vor allen Anwesenden zu wiederholen. Wie sehr die Frau sich anfangs auch sträubte, musste sie es endlich doch unter dem allgemeinen Gelächter der Zuhörer tun. Wie klug Rudolf als Richter zu verfahren wusste , zeigt folgende Begebenheit. In Nürnberg trat ein Kaufmann mit einer Klage gegen einen Gastwirt vor ihn. „Ich habe dem Wirte,“ sagte er, „einen ledernen Beutel gefüllt in Verwahrung gegeben, und nun leugnet er frech den Empfang des Geldes und will es nicht mehr herausgeben.“ Als der Wirt, ein an- gesehener Mann in Nürnberg, desselben Tages mit anderen Ab- geordneten der Stadt vor dem Kaiser erschien, unterhielt sich Rudolf, leutselig wie er war, mit einem jeden, und auch den Wirt fragte er nach Namen, Gewerbe und Familie. Dann, wie von ungefähr, fuhr er fort: „Sieh, du hast ja da einen präch- tigen neuen Hut, wie ich nie einen besessen. Wie wärs, wenn wir tauschten? Du erhältst freilich nur einen alten Hut, aber den Hut des Kaisers, und ich bekomme bei dieser Gelegenheit einen neuen, der mich keinen Heller kostet.“ Natürlich ging

10. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 146

1908 - Altenburg : Bonde
146 der Wirt auf den Tausch ein, und Rudolf setzte den einge- tauschten Hut wohlgefällig auf. Dann ging er hinaus und sandte einen Bürger zu des Wirtes Frau; der zeigte ihr den Hut ihres Mannes vor und sprach: „Sehet da, von wem ich komme. Ihr sollt mir für den Eigentümer dieses Hutes sogleich den ledernen Beutel mit dem Golde übergeben.“ Die Frau, keine List ahnend, gab ohne Bedenken den Beutel her. Als nun der Kaiser das Gold empfangen hatte, trat er mit dem Hute wieder in den Saal. Der bestohlene Kaufmann wurde gerufen und musste die Anklage wiederholen ; der Wirt leugnete hartnäckig. Da zog Rudolf den Beutel hervor und fragte, mit ernstem Auge den Wirt anblickend : „Kennst du diesen Beutel?“ Darüber erschrak der Dieb heftig, fiel auf die Knie nieder und bat um Gnade, musste aber für seine Schalkheit am Galgen büfsen. Achtzehn Jahre lang hat Rudolf dem Deutschen Reiche vorgestanden. Nach Italien zog er nie. Er verglich das Land, in welchem so viele deutsche Kaiser nutzlos gekämpft hatten, mit der Höhle des Löwen, aus der niemand unverletzt wieder- kehre. Dagegen wirkte er mit Kraft und Weisheit für Deutsch- lands Wohlfahrt bis zu seinem Ende. Andrä. 111. Der Graf Von Habsburg. 1. Zu Aachen in seiner Kaiserpracht im altertümlichen Saale saß König Rudolfs heilige Macht beim festlichen Krönungsmahle. Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins; es schenkte der Böhme des perlenden Weins; und alle die Wähler, die sieben, wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt, umstanden geschäftig den Herrscher der Welt, die Würde des Amtes zu üben. 2. Und rings erfüllte den hohen Balkon das Volk in freudgem Gedränge, laut mischte sich in der Posaunen Ton das jauchzende Rusen der Menge; denn geendigt nach langem, verderblichem Streit war die kaiserlose, die schreckliche Zeit,
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