Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 64

1912 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
64 Dritte Periode. Von 1056—1273. Diesen politisch zerfahrenen Verhältnissen gegenüber überragte im 10. und 11. Jh. die islamische Kultur die christliche beträchtlich.1 Die Araber, in dieser Beziehung Erben der Griechen, pflegten besonders die exakten. Wissenschaften. Der Perser Firdusi schrieb das ^Schah-Nameh; Avicenna lehrte in Isfahan Aristotelische Philosophie. In der Baukunst schlossen sich die Völker des Islam vornehmlich der byzantinischen Bauweise an, entwickelten aber selbständig gewisse Bauglieder und Dekorationsformen (Arabesken).2 Buchara, Samarkand, Balch waren Haupt-sitze einer reichentwickelten geistigen und materiellen Kultur, deren Höhe auch die gegen die „Christen geübte Duldung bezeugt. b) Veranlassung. Als die rohen seldschukischen Horden sich Palästinas bemächtigten, wurden die dortigen Christen, die zur Kirche des Heiligen Grabes wandernden frommen Pilger wie die Kaufleute und Gewerbetreibenden, hart bedrängt. Klagen hierüber waren mehrfach im Abendlande laut geworden. Wichtiger war, daß Kaiser Alexios I. Komnenos, selbst von den Seldschuken bedroht und asiatischer Besitzungen beraubt, jich an Papst „Uxhaji.il.wandte und um den Beistand des Abendlandes bat. Dieser ging um so eher darauf ein, als damit die Möglichkeit gegeben schien die Pläne Gregors Vii. zu verwirklichen und die griechische Kirche dem Papsttum zu unterwerfen. Nachdem diese Angelegenheit schon auf der Synode zu Piacenza behandelt war, wurde im Nov. 1095 zu Clermont der Aufruf des Papstes mit allgemeiner Begeisterung („Deus lo volt!“) aufgenommen und ein Kreuzzug beschlossen. 2. Verlauf der Kreuzzüge, a) Der erste Kreuzzug 1096—99. Bevor die Rüstungen noch vollendet waren, brachen ungeregelte Scharen auf, von 1) Die Bedeutung der Araber für unsere Kultur geht u. a. auch aus der Menge von arabischen Lehnwörtern hervor, wie Atlas, Musselin, Kattun, Damast, Matratze, Alkoven, Karaffe, Talisman, Amulett usw ; dazu kommen zahlreiche Ausdrücke der exakten Wissenschaften. Die sog. arabischen Ziffern haben sie uns aus Indien gebracht. 2) Das berühmteste arabische Bauwerk auf spanischem Boden ist die Alhambra in Granada (13. Jh.).

2. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 65

1902 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Die auswärtigen Unternehmungen des Papsttums: die Kreuzzüge. 65 des Emir al Omra in ihre Hände brachten (um 1050) und unter kleinen Fürsten auch Palästina eroberten. Diesen politisch zerfahrenen Verhältnissen gegenüber über- ragte im 10. und 11. Jh. die islamitische Kultur die christliche beträchtlich.1 Die Araber, in dieser Beziehung Erben der Griechen, pflegten besonders die exakten Wissenschaften. Der Perser Eirdusi schrieb (unter Sultan Mahmudi.) das Schah-Nameh; Avicenna lehrte in Isfahan Aristotelische Philosophie. In der Baukunst schlossen sich die Völker des Islam vornehmlich der byzantinischen Bauweise an, entwickelten aber selbständig gewisse Bauglieder und Dekorations- formen (Arabesken).1 2 Buchara, Samarkand, Balch waren Hauptsitze einer reichentwickelten geistigen und materiellen Kultur, deren Höhe auch die gegen die Christen geübte Duldung bezeugt. b) Veranlassung. Als die rohen seldschukischen Horden sich Palästinas bemächtigten, wurden die dortigen Christen, die zur Kirche des hl. Grabes wandernden frommen Pilger wie die Kauf- leute und Gewerbetreibenden, hart bedrängt. Klagen hierüber waren mehrfach im Abendlande laut geworden. Wichtiger war, dafs Kaiser Alexios I. Komnenos, selbst von den Seldschuken bedroht und asiatischer Besitzungen beraubt, sich an Papst Urban Ii. wandte und um den Beistand des Abendlandes bat. Dieser ging um so eher darauf ein, als damit die Möglichkeit gegeben schien die Pläne Gregors Vii. zu verwirklichen und die griechische Kirche dem Papst- tum zu unterwerfen. Nachdem diese Angelegenheit auf der Synode zu Piacenza schon behandelt war, wurde im Nov. 1095 zu Cler- mont der Aufruf des Papstes mit allgemeiner Begeisterung („Deus lo volt!“) aufgenommen und ein Kreuzzug beschlossen. 2. Verlauf der Kreuzzüge. a) Der erste Kreuzzug 1096 — 99. Bevor die Rüstungen § 53. noch vollendet waren, brachen ungeregelte Scharen auf, von 1) Die Bedeutung der Araber für unsere Kultur geht u. a. auch aus der Menge von arabischen Lehnwörtern hervor, wie Atlas, Musselin, Kattun, Da- mast, Matratze, Alkoven, Karaffe, Talisman, Amulett u. s. w.; dazu kommen zahlreiche Ausdrücke der exakten Wissenschaften. Die sog. arabischen Ziffern haben sie uns aus Indien gebracht. 2) Das berühmteste arabische Bauwerk auf spanischem Boden ist die Alhambra in Granada (13. Jh ). Brettschneider, Hilfsbuch. Vi. 3. Aull. 5

3. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 77

1893 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Iii. Überwältigung des Kaisertums durch das Papsttum. 77 bemächtigte sich Rufslands. Nun überschwemmten die Mongolen Ungarn und drangen durch Polen gegen Deutschland vor, schlu- gen 1241 Herzog Heinrich d. Fr. von Niederschlesien bei Lieg- nitz, gingen aber trotzdem nach Osten zurück. Ein allgemeines Konzil, das der Papst berufen wollte, vereitelte Friedrich. Da starb Gregor 1241. d) Letzte Phase des Kampfes Friedrichs n. mit dem Papsttum (1243 — 50). Nach langer Sedisvakanz wurde der genuesische Graf Sinibald Fiesco von Lavagna (Innocenz Iv.) gewählt. Die Verhandlungen mit ihm schienen anfangs zum Ziele führen zu wollen, scheiterten aber, als der Papst sich mit den Lombarden solidarisch erklärte. Da floh Innocenz nach Lyon, berief dorthin ein Konzil und belegte den Kaiser trotz der Verteidigung seiner Gesandten (Thaddäus von Suessa) wieder mit dem Banne (1245). Nun schärften sich die Gegensätze auf beiden Seiten zu fanatischer Wildheit. Der Papst liefs durch die Bettelmönche gegen Friedrich das Kreuz predigen; die ghibel- linischen Capitani (Ezzelino da Romano) wüteten furchtbar gegen die Guelfen. In Deutschland drang die päpstliche Politik durch. König Konrad behauptete sich mit Mühe gegen die Gegenkönige Heinrich Raspe, den Landgrafen von Thüringen, (f 1247) und Wilhelm von Holland. In Italien aber war Friedrich bis 1247 siegreich. Seitdem trafen ihn mehrere Schläge. Die Guelfen be- mächtigten sich der Stadt Parma; der Kaiser belagerte sie und erbaute in der Nähe eine hölzerne Stadt „Vittoria“. In seiner Abwesenheit überfielen und verbrannten diese die Parmesen und schlagen sein Heer (1248). Einem Vergiftungsversuche entging er (Petrus de Vinea, ob schuldig?). Aber 1249 überfielen die Bolognesen Enzio bei Fossalta und nahmen ihn gefangen (er starb 1272 in bolognesischem Kerker). Unter Vorbereitungen zu einem neuen großen Angriffe starb Friedrich im Dezbr. 1250. — Friedrich Ii. ist der geistig bedeutendste Kaiser des Mittelalters. Er verstand deutsch, lateinisch, italienisch, griechisch, arabisch, hatte hohes Interesse für die Dichtkunst und für naturwissenschaft- liche Studien (sein Buch „De arte venandi cum avibus“). Sein Umgang mit arabischen Gelehrten erzeugte in ihm eine für jene Zeit ungewöhnliche Unbefangenheit in religiösen Dingen; bezeichnend

4. Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten - S. 200

1852 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
Loo Drittes Buch. Spitze standen geistliche Vorsteher, Bischöfe genannt. In Rom hatten die Apostel Petrus und Paulus selbst ihre Lehre mit ihrem Blute besiegelt; die römische Gemeinde und der römische Bischof standen daher im besondern Ansehen. Dies stieg noch im Laufe der Jahrhunderte. Der Bischof oder Papst (d. i. Vater) wurde als der Nachfolger Petri, welcher der erste Bischof zu Rom gewesen sein soll, verehrt und von Allen als der erste Bischof der christlichen Kirche anerkannt. Durch eine Schenkung des Frankenkönigs Pi pin wurde 752 der P. auch ein weltlicher Fürst. Im Mittelalter stieg die Gewalt der Päpste auf den höchsten Gipfel, und ging sogar übep das rein geistliche Gebiet hinaus. Könige wurden von ihnen ein- und abgesetzt, Kaiser hielten ihnen den Steigbügel. Hernach ist zwar die Macht der Päpste sehr verringert; die Griechen sagten sich von ihnen los, auch ist ihnen durch die Reformation ein großer Thcil der christlichen Länder entrissen. Aber noch ist der P. das geistliche Oberhaupt nicht bloß des völlig katholisch gebliebenen Italiens, sondern auch vieler Millionen (wie vieler? S. 42.) auf der ganzen Erde, und Rom der Mittelpunkt der römisch-katholischen Kirche. Auch noch auf viele andere Gebiete erstreckt sich der Einfluß des alten und des neuen Italiens. Die Sprache der alten Römer, die lateinische, ist bei den katholischen Christen Kirchensprache, in welcher alle wichtigen Gebräuche verrichtet werden; sie ist die Sprache der Gelehrten allenthalben und wegen ihrer Vollkommenheit und wegen der in ihr geschriebenen Werke ein Haupt-Bildungsmittel auf den Gelehrtenschulen. Ferner: das Recht der alten Römer ist auch bei den Ge- setzgebungen neuerer Völker beachtet und wird noch heute von unfern Rechtsgelehrten eifrig studirt. Das heutige Ita- lien ist noch immer die H'eimath der schönen Künste. Als große Dichter glänzen Dante, Ariosto, Tasso u. A.; eine gewisse dichterische Anlage ist Besitzthum des gan- zen Volkes (Stegreifdichter, Improvisatoren). Unsere Maler ziehen noch immer nach Italien und studiren die Werke eines Titian, Raphael, Correggio und so vieler anderen Künstler. Die Musik endlich (wie schon ihre Kunstausdrücke beweisen) ist in I. erst recht zu Hause. Keine Sprache schmiegt sich den Tönen besser und schmei- chelnder an, als die italienische mit ihrem Wohllaut. (Am reinsten in Toskana und Rom gesprochen. Sprüchwort: lin-

5. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 85

1902 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Iii. Überwältigung des Kaisertums durch das Papsttum. 85 dem trafen ihn mehrere Schläge. Die Guelfen bemächtigten sich der Stadt Parma; der Kaiser belagerte sie und erbaute in der Nähe eine hölzerne Stadt „Yittoria“. In seiner Abwesenheit überfielen und verbrannten die Parmesen die Festung und schlugen sein Heer (1248). Einem Yergiftuugsversuche entging der Kaiser.1 Aber die Bolognesen überfielen (1249) Enzio bei Fossalta und nahmen ihn gefangen; er starb (1272) in bolognesischem Kerker. Unter Yorbereitungen zu einem neuen großen Angriffe starb Friedrich im Dezember 1250. Friedrich Ii. ist der geistig bedeutendste Kaiser. Er verstand deutsch, lateinisch, italienisch, griechisch, arabisch, hatte hohes Interesse für die Dichtkunst und für naturwissenschaftliche Studien, von denen sein Buch „De arte venandi cum avibus“ Zeugnis giebt. Sein Umgang mit arabischen Gelehrten erzeugte in ihm eine für jene Zeit ungewöhnliche Unbefangenheit in religiösen Dingen; bezeichnend ist, dafs man ihm das Buch „De tribus impostoribus“ zuschrieb. In ihm lebte klar bewufst wie bei keinem Zeitgenossen der Gedanke des Widerspruchs gegen den geistlichen Staat überhaupt. Seinem ganzen Wesen nach war er mehr Italiener als Deutscher. Und doch bezieht sich unsere Kaisersage in ihrer ursprünglichen Gestalt auf ihn, nicht auf Friedrich I. 6. Untergang des staufischen Hauses. a) Deutschland. Konrad Iy. vermochte sich gegen Wil- helm von Holland nicht zu halten; er ging nach Italien zu seinem Halbbruder Manfred1 2 und ist dort 1254 26jährig ge- storben. Wilhelm starb 1256, ohne zu Macht gelangt zu sein. Die Zeit von 1256 —1273 ist ein Interregnum eigentlich insofern nicht gewesen, als sogar infolge einer Doppelwahl zwei Könige vorhanden waren: Richard von Cornwallis, ein Bruder Hein- 1) In die Angelegenheit wurde auch Petrus de Tinea verstrickt; ertötete sich im Gefängnisse, man weifs nicht, ob im Gefühle der Schuld. 2) Friedrich ist dreimal vermählt gewesen, mit Konstanze von Aragon (ihr Sohn Heinrich), mit Isabella, der Tochter Johanns von Brienne (ihrsohn Konrad), und mit Isabella, der Schwester Heinrichs Ih. von England. Aus illegitimen Verbindungen stammen Enzio, dessen Mutter eine vornehme Deutsche war, und Manfred, ein Sohn der Bianca Lancia. 73.

6. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 113

1902 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
•Iv. Die Genesis der Reformation. 113 nach dem Tode der beiden Gegenpäpste fortdauerte; für Rom war zuletzt Gregor Xii. und für Avignon Benedikt Xiii. gewählt. Um der Verwirrung ein Ende zu machen, trat 1409 eine große Anzahl Geistlicher zu Pisa zusammen, erklärte beide Päpste für abgesetzt und wählte Alexander V., dem der sittenlose Johann Xxiii. folgte. Da aber jene nicht abtraten und ihre Obödienzen behielten, war die Verwirrung nur gesteigert. b) Kampf des Papsttums und Konzils um die höchste Gewalt. § 94. Die Logik der Thatsachen schuf eine neue kirchenrechtliche Lehre, deren Vertreter vornehmlich die Theologen der Sorbonne waren: die oberste Autorität der Kirche sei nicht der Papst, sondern das allgemeine Konzil. Dem eifrigen Betreiben Kaiser Sigismunds gelang es endlich ein solches zu stände zu bringen. a) Bas Konstanter Konzil 1414—18 war nicht blofs eine Kirchenversammlung, sondern auch der erste allgemeine euro- päische Fürstenkongrefs. Ihm waren drei Aufgaben gestellt; die causa unionis, die causa fidei, die causa reformationis in capite et meinbris. 1. Nachdem ausgesprochen war, dafs die Konzilien über dem Papst stehen, wurden die drei Päpste zur Abdankung bewogen oder abgesetzt. Nun wollte Sigismund zunächst die dritte Auf- gabe in Angriff nehmen; aber der Widerspruch der „ultramon- tanen“ Nationen — die Abstimmung erfolgte nach „Nationen“ : es waren die deutsche, englische, französische, italienische, spanische „Nation“ — drang durch, und aus der Neuwahl ging ein Italiener, Martin V., hervor (1417). 2. Inzwischen war die zweite Aufgabe erledigt worden. Der Oxforder Professor John Wiclif (f 1384), bei weitem der be- deutendste unter allen Vorgängern Luthers, hatte nicht nur die kirchliche Hierarchie und das Papsttum, sondern auch Grundlehren der Kirche, wie die Ohrenbeichte, den Ablafs, den Heiligendienst, die Transsubstantiation, angegriffen. Seine Lehren machte sich der Tscheche Johann Hus, Magister, dann Rektor der Universität Prag, zu eigen und entfachte in Böhmen eine gewaltige kirchlich- national-soziale Bewegung, die an König Wenzel einen Gönner fand, weshalb die deutschen Professoren und Studenten aus Prag (1409) auszogen und die Universität Leipzig gründeten. Der Bann, Brettschneider, Hilfsbuch, Vi. 3. Aufl. 8

7. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 148

1902 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
148 Fünfte Periode. Yonl517—1648. — Zweiter Abschnitt. Von der Mitte des 16. Jh. bis 1648. Dogmen, die in scharfem Gegensätze zur protestantischen Auf- fassung (über das Yerhältnis von Bibel und Tradition, die Recht- fertigung, die Erbsünde, die Sakramente u. s. w.) formuliert wurden, so hat die dritte Tagung das hierarchische Gebäude neubegründet und gefestigt; die Macht des Papstes ward über diejenige der Konzile gestellt, die Bischöfe wurden nur seine Beauftragten und Stellvertreter, erhielten aber volle Gewalt über den Klerus ihres Sprengels. Auch wurden Beschlüsse gefafst, die sittliches Leben und wissenschaftliche Bildung der Geistlichen in ganz anderer Weise forderten und durchsetzten als je bisher. Das Triden- tinum ist ein Werk des Jesuitismus; es hat die katholische Kirche restauriert und mit Kampfeseifer gegen den Protestantis- mus erfüllt. §126. 2. Johann Calvin. Johann Calvin (Jean Cauvin), geb. 1509 zunoyon in der Picardie als der Sohn des bischöflichen Sekretärs, in Paris, Bourges und Orleans juristisch, humanistisch und theologisch gebildet, gab, mit Luthers Schriften bekannt geworden, die auf des Yaters Wunsch gewählte Jurisprudenz auf und wandte sich reformatorischen Be- strebungen zu, mufste daher aus Frankreich fliehen und ging nach Strafsburg und Basel, wo 1536 seine „Christianae religionis institutio“ erschien, deren spätere französische Übersetzung ein Meisterwerk der französischen Prosa ist. Nach einem kurzen Aufent- halt in Italien wurde Calvin auf der Rückkehr von dort in Genf, wo man schon die Reformation versucht, aber nur Ver- wirrung angerichtet hatte, durch Farel veranlaßt hier das Refor- mationswerk durchzuführen (1536), erregte aber durch seine An- ordnungen so heftigen Widerspruch, dafs er (1538) die Stadt ver- lassen mufste; er ging nach Basel und Strafsburg. Aber die nun entstehende Auflösung bewog die Bürgerschaft ihn zurückzurufen. Von 1541 bis zu seinem Tode 1564 begründete und leitete er seinen Genfer Gottesstaat, dem er das Gepräge seines den Franzosen verratenden ernsten, sittlichen, logischen, gemütlosen, kalten und doch fanatisch-leidenschaftlichen Wesens — so liefs er den Antitrinitarier und spanischen Arzt Michael Servede (Servetus) verbrennen — aufdrückte.

8. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 246

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
246 18. Rudolf von Aabsburg, 18. Rudolf von Habsburg. ^T^erjenige, welcher Deutschland aus seiner Erniedrigung und Verwilderung ret- tele, war der Graf Rudolf, dessen Stammschloß, die Habsburg oder Ha- bichtsburg, im Gebiet der Aar in der Schweiz lag. Er war allgemein bekannt wiegen seines ritterlichen Mutes und seiner Frömmigkeit. Daß aber der Erzbischof von Mainz bei der Kaiserwahl die Stimmen der deutschen Fürsten auf ihn lenkte, soll folgende Veranlassung gehabt haben. Einst hatte Rudolf auf der Jagd einen Priester getroffen, der zu einem Sterbenden ging, und ihm zur Fortsetzung fei- nes Weges sein eigenes Pferd überlassen. Derselbe Priester aber soll später Kaplan des Erzbischofs von Mainz geworden sein und diesen auf den frommen Grafen aufmerksam gemacht haben. Die feierliche Krönung Rudolfs fand zu Aachen im Jahre 1273 statt. Dem Papste bestätigte er alle früheren Schenkungen und Ansprüche und übernahm sogar das Versprechen eines Kreuzzuges, der jedoch nicht zu stände kam. In die Angelegenheiten Italiens einzugreifen hielt Rudolf für zwecklos und gefähr- lich, weshalb er auch nicht zur Kaiserkrönung nach Rom zog. Er verglich Italien mit der Höhle des Löwen in der Fabel, von der der Fuchs sagt: „Ich sehe wohl die Fußtapsen derer, die glücklich hineinkamen, aber nicht derer, die glücklich wieder herauskamen." Um so mehr wandte der König seine Thätigkeit auf Deutschland, und die schwere Aufgabe, das gesunkene Ansehen der Königskrone wieder zu heben, hat er vollständig gelöst. Während alle Fürsten Rudolf als König anerkannten, hatte sich bis dahin Ottokar, König von Böhmen, dessen geweigert. Dieser Fürst hatte während der kaiserlosen Zeit Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain unter seine Herr- schaft gebracht und als der mächtigste Reichsfürst selbst nach der deutschen Krone gestrebt. Seiner stolzen Seele war der Gedanke unerträglich, einem armen Grafen, wie er Rudolf spottend nannte, Unterwürfigkeit schuldig zu sein. Er weigerte sich daher, auf den Reichstagen zu erscheinen. Nachdem er dreimal pergeblich geladen war, erklärten die versammelten Fürsten ihn in die Acht und seiner Lehen verlustig. Da aber der Böhmenkönig aus seine Macht trotzte, so beschloß Rudolf den Reichskrieg gegen ihn zu eröffnen. Bald fühlte sich Ottokar von allen Seiten bedrängt, und er mußte sich zu einen: Vertrage bequemen, in welchem er Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain abtrat, Böhmen und Mähren aber als Lehen empfing. Die feierliche Belehnung erfolgte in Rudolfs Lager. An der Spitze eines glänzenden Gefolges zog der stolze Ottokar in königlicher Pracht, schimmernd von Gold und Edelstei- nen, durch die stattlichen Reihen der deutschen Ritter, um knieend den Lehnseid zu leisten. Rudolf blieb in seiner schlichten Feldkleidung, und als ihn jemand fragte, ob er nicht seinen königlichen Schinuck anlegen wollte, antwortete er: „Nein! der König von Böhmen hat oft über mein graues Wams gelacht, heute soll mein graues Wams einmal über ihn lachen, und die fremden Völker sol- len sehen, was die Waffen der Deutschen vermögen." Bald aber fühlte Ottokar bittere Reue, sich gedemütigt zu haben, und die Spöttereien und Vorwürfe seiner Gemahlin reizten ihn noch niehr aus. Er mußte sich von ihr sagen lassen, er habe den deutschen König von fern wie ein Hund

9. Deutsche Geschichte für die mittleren Klassen - S. 50

1906 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
50 Die deutsche Kaiserzeit 919 1250. khne Seefahrer und Seeruber einen furchtbaren Namen gemacht; dann hatte sich zu Beginn des zehnten Jahrhunderts eine Schar von ihnen an der Seinemndung in der nach ihnen benannten Normandie niedergelassen. Von dort stammten die Ritter, welche zu Heinrichs Ii. Zeit, von einer Wall-fahrt nach dem heiligen Lande zu Schiff zurckkehrend, eines Tages im Hafen von Salerno ankamen, das gerade von den Sarazenen bedrngt wurde; sie beteiligten sich an der Verteidigung und retteten durch ihre Tapferkeit die Stadt. Zur Rckkehr eingeladen, kamen sie bald in greren Scharen, lieen sich nieder und drngten seitdem in fortwhrenden Kmpfen Griechen und Sarazenen Schritt fr Schritt zurck. So^efr Heinrich Ii. widmete der Kirche besondere Frforge; er sorgte fr die Zucht in den Klstern und grndete am oberen Main in einer bisher immer noch halbheidnischen Gegend das Bistum Bamberg. Daher hat er den Namen der Heilige erhalten. In Bamberg liegt er auch begraben. Rckblick itttf die Seit der schsischen Kaiser. Das Reich. 52. Unter dem schsischen Kaisergeschlecht hatte Deutschland nach innen und auen gewaltige Fortschritte gemacht. Der Zusammenhang des Reiches war enger geworden. Ein Nationalbewutsein war entstanden; das Wort deutsch, d.h. volkstmlich, das zunchst die Volkssprache im Gegend satz zur lateinischen Sprache bezeichnet hatte, diente nun auch im politischen Sinne zur Bezeichnung des deutschen Staates und Volkes und zu seiner Unter-scheidung von Mischern, d. h. romanischem Wesen. Whrend vor etwas mehr als hundert Jahren das Reich dem Zerfalle entgegenzugehen schien, bestand jetzt eine starke und anerkannte, mit dem Glnze der rmischen Kaiserkrone Verhltnisse geschmckte, knigliche Macht. Whrend damals die Herzge fast Un-abhngig in ihren Gebieten schalteten, waren sie jetzt trotz wiederholter Auf-stnde in die Stellung von Vasallen herabgedrckt worden. Whrend damals dem deutschen König kaum mehr ein Beamtentum zur Verfgung stand, konnte er jetzt auf das von Otto dem Groen geschaffene geistliche Beamtentum zhlen. Auch die Einknfte, deren wichtigste Quelle die groen Krongter Mach? waren, hatten sich gehoben. Nicht minder war die uere Macht des deutschen Knigtums und der deutschen Nation mchtig gestiegen. Zwar die eroberten Wendenlande waren wieder verloren gegangen. Aber die Angriffe der fremden Völker, vor allem der Ungarn, waren in siegreichen Kmpfen ab-gewehrt worden; dazu hatten die Deutschen ihre Macht der Italien ausgedehnt und, wenn auch der Versuch, Unteritalien zu gewinnen, gescheitert war, doch die Herrschaft der Ober- und Mittelitalien, der Rom und das Papsttum behauptet.

10. Zeittafeln der Deutschen Geschichte im Mittelalter von der Gründung des fränkischen Reichs bis zum Ausgang der Hohenstaufen mit durchgängiger Erläuterung aus den Quellen - S. X

1881 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
X Vorwort. Konrads Iii. Kreuzzugsbriefe liest; wenn der treue Hermann von Salza von den Thaten seines Herrn im gelobten Lande an den grollenden Papst berichtet und den Kummer seines frommen Herzens über die Feind- seligkeit des Papstes nur schwer verbirgt (si d. imperator in gratia et concordia eccl. Rom. transivisset, longe efficacius et utilius prosperatum fuisset negotium terrae s. S. 147); wenn der flammende Streit zwischen einem Friedrich Ii. und einem Gregor Ix. und Innocenz Iv. in Rede und Gegenrede entbrennt; oder wenn ein Pilger von Rotbarts Tod in den Fluten des Kalykadnus, ein Augenzeuge von dem Fall des stolzen Mailand berichtet; wenn ein Ritter, der mit dem phantastischen Kaiserjüngling in die Gruft des Kaisers Karl eindringt, die auf dem Kaiserstuhl im Kaiserschmuck thronende Leiche beschreibt. Was kann den Sturz Heinrichs d. L. deutlicher vor Augen führen, als der schlichte Wortlaut der Gelnhäuser Urkunde? Was einen besseren Einblick in die Entwickelung der landesfürstlichen Hoheit gewähren als das Wormser Reichsgesetz? Den unmittelbaren Eindruck solcher Zeugnisse kann auch die beredteste Darstellung nicht ersetzen. Und ungesucht erwächst bei solcher Behandlung der Geschichte dem Schüler eine Anschauung vom geschichtlichen Werden und der Sinn für sachliche Auffassung der Vorgänge, d. h. die Grundlage einer gesunden historischen Bildung. Der Quellenstoff ist überall unter stillschweigender Verwertung der gesicherten Forschungsergebnisse beigebracht, doch hierbei kritisches Raisonnement vermieden; das gehört nicht in die Schule. Auch Angaben über die literarischen Hülfsmittel sind im ganzen unterblieben; dem Schüler helfen sie nichts, dem Lehrer aber und dem Studenten stehen die leicht zugänglichen Handbücher von Waitz, Wattenbach, Potthast sowie die Uebersichten bei Giesebrecht zu Gebote. Bei Gruppierung und Auswahl der Zeugnisse konnte nicht immer den strengsten Anforderungen wissenschaftlicher Methode entsprochen werden. Für den Schüler sollten doch auch die bedeutendsten Chronisten in ihrer Persönlichkeit einigermafsen erkennbar werden; schon aus diesem Grunde ist gern ein Hauptbericht zum Mittelpunkt gemacht und durch herangezogene Nachrichten ergänzt worden, natürlich durfte niemals ein in den Grundzügen unrichtiges Bild entstehen. Dieses Verfahren hat sich allerdings keineswegs durchführen lassen: wo solche Hauptberichte fehlten oder zur Darstellung vielseitiger Verhält- nisse nicht ausreichten, hat der Quellenstoff notwendig doch einen musivischen Charakter angenommen. Vollständigkeit der Quellenangaben war natürlich ausgeschlossen, es hätte vielleicht die Sparsamkeit noch weiter gehen können. Reine Citate sind möglichst vermieden und dienen mehr zur Rechtfertigung einzelner Angaben. So viel über die Auswahl des Quellenstoffs, es bleibt nun noch seine Behandlungsweise zu recht- fertigen. Es galt auf engem Raume reichen Stoff in knapper und doch leicht verständlicher Form zusammen- zudrängen. Deshalb wurde aus den verschiedenen Berichten das wertvollste und bedeutendste, gleichsam der Kern der besten Tradition herausgehoben. Unerbittlich wurde alles für den Hauptzweck unwesentliche oder minder wesentliche ausgeschieden, wie Phrasen und Wendungen rhetorischen Gepräges oder kirchlicher Devotion, auch fingierte Reden oder Charakteristiken, sobald sie nur Variationen antiker Musterstücke waren, umständliche Titulaturen, Namen, Zeitangaben u. dgl.; oft wurde der Inhalt längerer Abschnitte in wenig Worte zusammengefasst und nur die schlagendsten Stellen wörtlich gegeben. Hierbei durfte aber das eigentümliche Gepräge eines Berichts nicht bis zur Unkenntlichkeit verwischt, niemals durch eine Weg- lassung der Sinn gefälscht werden. Durchweg ist, abgesehen von leisen Aenderungen im Orthographischen, genau ersichtlich, welche Aenderungen vorgenommen sind, jede Weglassung ist durch Anwendung des Trennungsstrichs kenntlich gemacht. Damit die gebotenen Nachrichten ohne gelehrte Hülfsmittel verständlich wären, wurden schwierige Ausdrücke oder Satzkonstructionen durch in Klammern beigefügte kurze Erklärungen verdeutlicht; man wird vielleicht finden, dass hierin noch mehr hätte geschehen können; ebenso war es nötig durch einführende Worte
   bis 10 von 22 weiter»  »»
22 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 22 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 0
3 0
4 4
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 1
11 3
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 4
28 0
29 0
30 0
31 1
32 3
33 0
34 0
35 0
36 0
37 3
38 0
39 0
40 0
41 0
42 16
43 0
44 0
45 15
46 1
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 16
1 13
2 14
3 78
4 19
5 2
6 9
7 2
8 18
9 43
10 2
11 2
12 7
13 30
14 18
15 1
16 33
17 131
18 5
19 12
20 11
21 11
22 17
23 3
24 4
25 137
26 18
27 2
28 6
29 5
30 28
31 15
32 1
33 3
34 5
35 70
36 17
37 4
38 20
39 9
40 7
41 41
42 15
43 71
44 2
45 230
46 53
47 11
48 9
49 7
50 7
51 4
52 24
53 9
54 8
55 14
56 22
57 11
58 4
59 17
60 15
61 13
62 8
63 21
64 6
65 24
66 134
67 14
68 56
69 17
70 16
71 57
72 21
73 1
74 11
75 16
76 10
77 39
78 3
79 7
80 4
81 1
82 14
83 27
84 9
85 3
86 11
87 22
88 8
89 11
90 24
91 8
92 170
93 8
94 55
95 39
96 6
97 13
98 29
99 6

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 6
1 0
2 1
3 9
4 69
5 37
6 2
7 29
8 3
9 16
10 67
11 1
12 1
13 0
14 0
15 1
16 106
17 0
18 79
19 149
20 0
21 1
22 0
23 0
24 5
25 3
26 98
27 0
28 0
29 41
30 0
31 5
32 0
33 49
34 6
35 3
36 0
37 0
38 7
39 24
40 23
41 2
42 0
43 2
44 2
45 0
46 3
47 3
48 29
49 4
50 2
51 6
52 17
53 10
54 176
55 11
56 0
57 14
58 47
59 64
60 1
61 25
62 52
63 7
64 43
65 2
66 0
67 18
68 18
69 1006
70 4
71 11
72 100
73 6
74 9
75 8
76 0
77 966
78 1
79 10
80 127
81 62
82 0
83 0
84 0
85 0
86 3
87 0
88 9
89 0
90 0
91 30
92 12
93 5
94 0
95 0
96 0
97 164
98 1
99 17
100 23
101 3
102 5
103 4
104 0
105 15
106 8
107 0
108 0
109 2
110 13
111 0
112 9
113 1
114 1
115 3
116 3
117 0
118 86
119 0
120 0
121 8
122 3
123 1
124 7
125 0
126 8
127 19
128 16
129 0
130 2
131 25
132 252
133 1
134 7
135 0
136 111
137 0
138 0
139 2
140 19
141 3
142 7
143 6
144 26
145 50
146 11
147 0
148 239
149 39
150 1
151 17
152 14
153 1
154 2
155 3
156 16
157 21
158 387
159 2
160 3
161 2
162 1
163 0
164 0
165 22
166 17
167 1
168 0
169 15
170 5
171 412
172 13
173 22
174 1
175 7
176 9
177 32
178 0
179 5
180 3
181 0
182 66
183 144
184 3
185 2
186 1
187 14
188 2
189 0
190 0
191 18
192 13
193 0
194 61
195 0
196 1
197 114
198 2
199 4