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1. Das Mittelalter - S. 52

1896 - Bamberg : Buchner
\ - 52 tfiung und Selbstverpflegung des Heeres, keine Staats-, sondern Kirchen- und Klosterschulen). Regelmige Einnahmen waren die Ertrgnisse aus den Krongtern und den kniglichen Mnz- und Zollsttten, die Gerichtsgeflle, die Friedensgelder, die Tribute unterworfener Völker, jhrliche Geschenke der Groen. Bodenzinse aus den eroberten Grenzgebieten, die im Eigentum des Knigs standen. 2. Hof- und Zentralverwaltung. Hof- und Reichsverwaltung sind Noch nicht getrennt. a) Wie unter den Merovingern, bestehen auch unter den Karolingern die vier Hofmter des Seneschalks (senescalcus) oder Truchsesseu (dapifer), des Kmmeters (camerarius), des Marschalls (comes stabuli), des Mnnd-* f vx. j^Pttfen (pincernar oder buticularius). Der Seneschalk Altknecht, sins = alt. scalc = Knecht) hatte die Sorge fr den Unterhalt des Hofes und damit die Zentralleitung der kniglichen Domnen und war zugleich Vorstand des gesamten Hofstaates. Der Kmmerer hatte die Oberaufsicht der den kniglichen Schatz und der das bewegliche Inventar am Hofe wie in den Pfalzen. Der Marschall (= Pferdeknecht, marah = Pferd, scalc = Knecht) hatte die Oberaufsicht der die kniglichen Marstlle und zugleich die Leitung des Verpflegungswesens bei Reisen des Hofes wie bei Heerfahrten. Der Mund-schenk hatte die Oberaufsicht der die kniglichen Weinberge und Kellereien. Die Inhaber dieser Hofmter, namentlich die der beiden ersten, wurden auch zu Staats-geschsten herangezogen. Jj Stellvertreter des Knigs im Hofgerichte ist der Pfalzgras (comes palatii). An der Spitze der kniglichen Kanzlei hatte in der Merovinger-zeit ein Kollegium von weltlichen Referendaren" gestanden, in der Karolinger-zeit dagegen tritt an die Stelle dieses Kollegiums ein geistlicher Kanzler (cancellarius). Die Aufsicht der die am Hofe lebenden Geistlichen (Hos-kapelle) wie der die Hofschule bt der oberste Hofkapellan, der Archi-capellanns, der zugleich dem Könige in kirchlichen Angelegenheiten des ganzen Reiches Vortrag zu halten hat (Kultusminister). Das Amt des Hausmeiers, von welchem das merovingische Knigtum zuletzt verdrngt worden war, ist in Wegfall gekommen. Das Wort Kapelle bezeichnete zunchst ein Kleidungsstck, die Kapuze, msbe-sondere die des Hl. Martin; dann den Nebenraum der Kirche zu Tours, in welchem die Kapuze des hl. Martin aufbewahrt wurde; im weiteren Fortgange kleinere Kirchen namentlich an Pfalzorten, wo hnliche Reliquien wie auch Reichsschtze hinterlegt waren; zuletzt die Gesamtheit aller derjenigen Geistlichen, welche mit der Aufsicht solcher Psalzkirchen betraut waren. Unter Ludwig dem Deutschen wurde das Amt des Kanzlers mit dein des Archicapellanus vereinigt, der Leiter der Kanzlei wurde daniit zugleich Kultus-minister. Seit Karl dem Dicken fhrt er den Titel Erzkanzler. Dieser karolingische Hofstaat ist vorbildlich geworden fr das rmisch-deutsche Kaisertum sowohl wie fr das Territorialfrstentum. c) Die obersten Hof- und Staatsbeamten bildeten zugleich als con-siliarii" den Beirat des Knigs in wichtigeren Angelegenheiten der Reichs- ^yva/va/ fhtfjlv

2. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. 66

1909 - Bamberg : Buchner
6 Neue Geschichte. fllt an Savoyen, das es im Jahr 1720 gegen Sardinien umtauscht. Sardinien, Neapel, Mailand und die (spanischen) Niederlande kommen an sterreich. Eng-^ land erhlt Gibraltar. Brandenburg-Preuen wird als Knigreich Preußen ^ anerkannt. So ~ging das geschlagene und durch Hungersnot und Entvlkerung erfcftfte Frankreich unaeschmlert aus dem Kriege hervor, die Habsburger er-hielten einen ganz bedeutenden Lnderzuwachs, frnfl aber ging leer ans. yy>- 7. Ein Jahr nach diesem Friedensschlu starb Ludwig Xiv., der Sonnenknig". Hat auch erst ein andrer nach ihm die Kaiserwrde vorbergehend an Frankreich gebracht und eine Zeitlang tatschlich die Welt beherrscht: dieser Ludwig hatte ihm vorgearbeitet, wei't er die Franzosen vollstndig mit dem Ge-danken der Weltherrschaft erfllt hatte. In seiner Weise war jedoch auch schon unter Ludwig Frankreich in Europa tonangebend geworden: es beherrschte die Geister. Seit dem ^Westflischen Frieden hatte insbesondere an den deutschen Mrstenhfen franzsisches Wesen Eingang gefunden. Der prunkende und kost-spielige Hofhalt zu Versailles diente selbst kleinen Fürsten zum Muster. Bald wimmelten die Residenzen von franzsischen Kammerherren, Kammerdienern, Kammerfrauen, Kchen, Kapaunenstopfern, Tanzmeistern und Glcksrittern aller Art. Und von den Hfen aus verbreitete sich der alamodische Firlefanz" in den Kreisen der vornehmen Welt und der gebildeten Stnde. Franzsisch galt fr ge-bildet, deutsch fr ungebildet. Die Erziehung der hheren Stnde bekam einen durchaus franzsischen Anstrich. Die deutsche Sprache wurde durch unntige fran-zsische Fremdwrter vllig verstmmelt; deutsche Sitten und deutsche Tracht wurden durch franzsische uerlichkeiten und franzsischen Tand ersetzt. Im Volk aber wuchs der Franzosenha, und ernste Patrioten verffentlichten Schriften gegen diese Fremdlnderei, die eines Volkes von der Vergangenheit des deutschen un-wrdig sei. Es half nichts. Die Deutschen muten es sich sogar gefallen lassen, da man ihre Sprache nicht einmal mehr im Staatsverkehr als vollwertig aner-kannte, und da hn ^ranznsiscfae nunmehr Diplomaten-, Hof- und Weltsprache wurde, da sich die Gebildeten und Gelehrten mehr und mehr in ihren Briefen und Werken und auch im mndlichen Verkehr mit Vorliebe der fran-zsischen Sprache bedienten. Man bekam deshalb im Ausland den Eindruck, als schmten sich die Deutschen ihres Namens, eine Tatsache, die ihnen blo Ver-achtung eintrug und zwar am allermeisten gerade bei den Franzosen selbst, deren bermut den gutmtigen Deutschen gegenber keine Grenzen mehr kannte. Am unverschmtesten trieben es hier die franzsischen Gesandten, namentlich die an den kleineren Hfen;1 rhmte sich doch einmal ein solcher Ambassadeur", da die deutschen Fürsten noch mit gebogenen Knieen vor dem König von Frankreich wrden erscheinen mssen". Einen bleibenden Nutzen von diesem Franzosentum i So drngte sich z. B- der franzsische Gesandte in Stuttgart in die Ver-Handlungen der Kreistage und strte sie. Zugleich behauptete er, der Beschtzer aller Katholiken im Herzogtum zu sein und verlangte in dieser Eigenschaft, da der Ge-sandtschaftskaplan das Kind eines franzsischen Tanzmeisters in herzoglichen Diensten im Schlosse taufen msse. Als sich der Herzog dieser unstatthaften Forderung tmder-setzte, war der Gesandte sehr ergrimmt und erklrte, er sei bevollmchtigt, den Deutschen Gesetze vorzuschreiben. 932

3. Das Altertum - S. 53

1905 - Bamberg : Buchner
53 Kolossalstatue des Zeus, vgl. S. 34; ferner den heiligen lbaum, von dem die Zweige zu den Siegeskrnzen geschnitten wurden. 2. Auerhalb der Altis befanden sich die Lausbahn (orddiov) und die Rennbahn {Innoqo^os). Unsere Kenntnis von der Anlage Olympias ist durch die im Auftrag und auf Kosten des Deutschen Reiches bewerkstelligten Ausgrabungen vielfach bereichert worden; vgl. S. 37*. b) Art der Spiele. 1. Die gymnastischen (turnerischen) Spiele. Lange war der Lauf die einzige bung, spter bildete sich der Fnfkampf (jiivxct&Aov) aus: 1. Lauf, 2. Springen, 3. Speerwerfen, 4. Werfen des Diskus, 5. Ringen Das Pankration (v. nv u. ttgazeiv) war eine Vereinigung von Ring- und Faustkampf. 2. Die ritterlichen Spiele (Innixol dydiveg). Zum Wagenkamps das Wettrennen kam erst spter auf konnten nur die Reichsten in die Schranken treten. Kampfrichter waren die sogenannten Hellanodiken; nur Unbescholtene und echte Griechen dursten sich an diesem Wettkampfe um den Preis der Mannestchtigkeit beteiligen. Der Sieger erhielt einen Kranz vom wilden lbaum, auch wurde feine Statue aufgestellt; besondere Ehren erwarteten ihn nach seiner Heimkehr in der Vaterstadt: Ehrenplatz im Theater, Speisung auf Staatskosten, auch wohl Verherrlichung durch das Lied (Pindars Sieges-gesnge; vgl. S. 78). e) Bedeutung der Spiele fr Nationalgefhl und Kunst, sr Privatleben und Verkehr der Griechen. 1. Da sich aus allen Teilen des Mutterlandes und der Kolonien Be-suchet einfanden, so wurde das Gefhl der Zusammengehrigkeit dadurch in den Teilnehmern gestrkt; s. S. 49. 2. Dichter, Schriftsteller wie Herodot, Redner wie Gorgias, der Zeit-gensse des Sokrates, lieen sich hier vor dem Volke hren 2, Knstler stellten hier ihre Werke aus; aber auch neue Anregung erhielt die Kunst durch die Feste. 3. Die Waffen ruhten während des Festmonats (im Hochsommer); Freund-schasten wurden geschlossen und erneuert, Handelsgeschfte abgeschlossen. 4. Seit 776 v. Chr. wurden die Sieger in den Olympischen Spielen 1 Die fnf Kmpfe sind in dem Pentameter zusammengefat: "Aapa, 7toso)Keirjv, dlcrxov, xovxa, ndariv. Der Stornos (v. Aorist ineiv werfen) war eine steinerne oder metallene Scheibe von etwa 25 cm Durchmesser. 2 Eigentliche musikalische Wettkmpfe fanden nicht in Olympia, wohl aber bei den Pythischen und anderen Festspielen statt.

4. Das Altertum - S. 44

1905 - Bamberg : Buchner
44 sich bereits die Anfnge des spteren Kultus. Orakel und Vorzeichen haben groe Bedeutung. Ei. Privatleben. 1. Beschftigungen. Wiewohl im Besitze vieler durch Krieg und Kauf erworbener Sklaven, hlt der Vornehme, auch der König selbst, Handarbeit nicht unter seiner Wrde (Odhsseus verfertigt selbst seine Bettlade). Die Hauptausgabe des Edlen aber ist das Waffenhandwerk; er kmpft zu Fu oder vom Streitwagen. Ackerbau tind Viehzucht wird vom Volke und von den Sklaven betrieben;, der Handel ist vielfach in den Hnden der Fremden (Sidonier, f. S. 16). 2. Wohnung. Die Fürsten wohnten auf hochgelegenen Burgen deren Mauern aus mchtigen Steinblcken aufgebaut waren (chklopische Mauern"). Um einen Hos gruppieren sich Mnnersaal, Frauenwohnung, Wirtschaftsgebude und kleinere Rume. Die inneren Wnde waren hufig bemalt oder mit Steinplatten, auch mit Metallplatten verkleidet, die Ein-gangspforten mit Sulen oder Tierstatuen gesttzt (vgl. S. 30 das Lwen-tor von Mhcen); beides erinnert an assyrische Vorbilder. 3. Grber. Whrend die in der Schlacht gefallenen Helden unter groem Geprnge verbrannt wurden, herrschte in Friedenszeiten daneben vielfach die Sitte des Begrabens. der den Grabkammern der Fürsten wurden hohe, kuppelfrmige Gewlbe erbaut (durch berkragen der einzelnen Stein-reihen gebildet); solche Grber finden sich noch in Mhcen, Orchomenos und Menidt (Attika). 4. Luxus; Reichtum an Gold. Gegenber den spteren Griechen, namentlich den Doriern, hatten jene lteren Stmme eine groe Vorliebe fr glnzendes Metall und Prunk jeder Art: mannigfaltigen Goldschmuck: Diademe, Halsketten, Ohrgehnge, Spangen, selbst Goldmasken auf den Ge-sichtern der Toten; kunstvolle Waffen (der Schild des Achilles; Hom. Jl. 18). Sonst war Bronze (^a/Lxo'g) das gewhnliche Metall, Eisen aber nicht unbe-knnt. Die Tpferei und die Kunst des Webens waren ausgebildet, letztere wurde auch von vornehmen Frauen gebt (Penelope). 5. Charakter. Das Leben war heiter, verschnt durch die Pflege des Gesanges: wandernde Snger erscheinen bei den Gastmhlern; aber auch aus dem Volke erschallt Gesang, z. B. bei der Weinlese; die Helden selbst sind sangeskundig, so trstet sich Achilles in der Einsamkeit durch Gesang und Saitenspiel. 1 Zum Schutze gegen ruberische berflle, vornehmlich von der See her.

5. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 73

1910 - Regensburg : Manz
Karl V. und Moritz bort Sachsen. 73 und dem Kanzler Granvella führte, ersieht man znr Genüge, wie klar seine Anschannngcn in allen Staatsangelegenheiten, wie umsichtig, gründlich und scharfsinnig seine Erwägungen waren. Was in den sorgfältigsten Beratungen mit seinen Räten endlich beschlossen war, wnrde ihm nochmals vorgelegt und nach genauer Durchsicht begleitete er die Berichte mit seinen kurzen Bemerkungen. Fremden gegenüber beobachtete er Zurückhaltung, gegen seine Feinde, besonders Frankreich, weise Wachsamkeit, der Kreis seiner Vertrauten war klein, aber gut gewählt, die Instruktionen an seine Gesandten äußerst bestimmt. Oft sah er sich allein zwischen den wütenden Parteien, die an Anmaßung, List und Gewalttat sich überboten und das Reich gänzlich zerrüttet haben würden, wenn nicht Karl die Kräfte derselben gegeneinander abzuwägen und zu gebrauchen, mit Klugheit zu vermitteln, zuweilen ihren besonderen Interessen nachzugeben verstanden, sein hohes Ziel fest im Auge behalten hätte und stets das Rechtsverhältnis im Reiche wiederherzustellen bemüht gewesen wäre. Unter solchen rastlosen Anstrengungen im Staatsleben und den Mühen weiter Reisen und mitten im Feldlager führte Karl noch in den letzten Jahren die Regierung weiter, während sein kränklicher Körper fast stets von empfindlichen Schmerzen gepeinigt war. Seine Lebensweise war ernst und nüchtern. Erfreute er sich auch an einem guten Tische, wie man erzählt, so speiste er doch allein und schweigend; kaum vermochten ihm die Spässe seiner Hofnarren ein flüchtiges Lächeln zu entlocken. Äußern Prunk und glänzende Feste verschmähte er gänzlich. Dagegen arbeitete und betete er viel in seinem einsamen Zimmer, so daß den Deutschen jener Zeit, wo jeder Fürst den andern durch Pracht und schimmernden Aufwand wie durch maßlose Verschwendung bei Gastmählern und Fest- lichkeiten zu überbieten suchte, das Leben ihres Kaisers fast zu streng erschien. Ein ganz anderer Mann war Moritz von Sachsen. Ihn plagten weder hochfliegende Ideale noch Gewissenszweifel. Dafür verstand er das Nächstliegende mit großem Geschicke zu ergreifen und für seine Zwecke recht praktisch zu behandeln. Jung und gewandt, körperlich kräftig, frühzeitig durch Kriegstaten berühmt, war er ebenso ein Freund schöner Frauen an fremden Höfen, als er sich daheim bei wüsten Trinkgelagen und als gewaltiger Jäger in seinen Forsten tapfer hervortat. Von der Religion sprach er ziemlich gleichgültig und erwähnte in Briefen scherzend, daß er gar wenig bete. Unter dieser Oberfläche aber barg Moritz einen sühnen Sinn, eine für jedes Wagnis fähige Tatkraft. Schon die Art, wie er in seinen Ländern eine geordnetere Verwaltung einzuführen suchte, nach Verbesserungen trachtete, um die Schulen sich bekümmerte, konnte darauf hinweisen. Seine geheimeren Staatsangelegenheiten besorgte er größtenteils selbst; nur zuweilen zog er einen vertrauten Sekretär bei. Niemals erfuhren seine Räte den ganzen inneren Zusammenhang irgend einer Unterhandlung oder eines Unternehmens. Seine wichtigen Staatsschriften vertraute er keinem Archive an, sondern seine Gemahlin bewahrte sie in einer wohlverschlossenen Truhe. Gerade ein solcher Mann konnte dem Kaiser gefährlich werden, wenn er ohne Bedenklichkeit die bestehenden Verhältnisse benützen und gegen ihn sich erheben wollte. Karl hatte den Kurfürsten im September 1550 beauftragt, die wegen ihrer Opposition gegen das Interim in die Acht erklärte Stadt Magdeburg zu züchtigen. Dies gab Moritz Kurfürst Moritz von Sachsen. Nach einem Gemälde von L- Cranach dem Jüngeren.

6. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 88

1910 - Regensburg : Manz
Gewalttätigkeit. Verschiedenheit der Charaktere Luthers. Zwinglis und Calvins. ausgerottet und eme völlige Umänderung des Lebens eingeführt. Erst verpflichteten sich Genfer freiwillig, sich seiner Lehre zu unterwerfen; nachdem dies geschehen, trat Rttmj etn. Wer könnte das Räderwerk der auf Angeberei, selbst unter Verwandten und Freunden begründeten geheimen Polizei schildern, mittels deren Calvin nicht allein von den Handlungen und Worten, sondern selbst den Gedanken und Meinungen aller Einwohner von Genf, selbst er augenblicklich abwesenden, unterrichtet war. Angebereien zwischen Brüdern Gatten freunden, Amtsgenossen waren an der Tagesordnung. Täglich mußte jeder drei Predigten hören. Um 4 Uhr morgens weckten die Glocken die Einwohner, um 9 Uhr ging man zu Bette, d Kein Tanz, kein Vergnügen war erlaubt; die Zahl der Speisen, die Geschenke des Brautigams an seine Braut, Putz und Haarschmuck der Frauen waren vorgeschrieben- Kerker-Pranger, Staubbesen, Tod wurden die gewöhnlichen Zucht- und Bildungsmittel; 82 Frauen wurden wegen unerlaubten Haarschmuckes eingekerkert, Faber u. a., weil sie auf einer Hoheit getanzt hatten. Der Ratsherr Pierre Ameaux mußte im bloßen Hemd, aus den Knien mit entblößtem Haupte und einer angezündeten Wachsfackel in der Hand in der ganzen Stadt öffentlich Buße tun, weil er bei einem Abendessen, das er mit seinen Freunden hielt Calvin als einen bösen Menschen bezeichnet hatte. Perrin, welcher Drohworte gegen Calvin 'ausstieß nutzte nach Frankreich entfliehen und wurde in effigie verbrannt. Der Pantheist Jacques Gruet, der Calvin mit dem Tode drohte, wurde hingerichtet. Der spanische Arzt Servede erlitt wegen seiner antitrinitarischen Irrtümer den Feuertod. Außer den Hunderten, die auf Grund politischer oder religiöser Anklagen hingerichtet wurden, mußten viele wegen Zauberei und Verbreitung der Pest eines gewaltsamen Todes sterben. Die Geständnisse wurden natürlich durch die Folter und andere neue, bis dahin im Genfer Kriminalwefen noch unbekannte Marterqimleit erpreßt. Die zum Tode Verurteilten wurden an einer Schleife durch die Stadt gezogen und nicht selten auf dem Wege noch mit glühenden Zangen gezwickt. Auf dem Molart), einem mitten m der Stadt gelegenen Platze, wurde ihnen die rechte Hand abgehauen; dann ging der Zug nach dem Plainpalais, einer kleinen westlich von Gens gelegenen Ebene wo man die Unglücklichen lebendig verbrannte. Im März 1545 mußte laut den Ukten der amtierende Scharfrichter seine eigene, der Verbreitung der Pest angeklagte Mutter lebendig verbrennen, nachdem er ihr vorher die rechte Hand abgehauen. Die mit der Einführung der Reformation in Genf verknüpften Grenelfzenen stehen auf gleicher Stufe mit den Mutigsten Katastrophen, die religiöser Fanatismus und politische Parteiwut auf engem Raume jemals herbeigeführt haben. Welchen Eindruck diese Justiz auf die Genfer machte, sieht man daraus, daß man Calvins Namen zum Zeichen der Verachtung den Hunden beilegte. Man sagte sich leise, daß, wenn es drei Teufel in der Hölle gäbe, Calvin einer derselben wäre. Man behauptet, daß er in seiner letzten Krankheit den Teufel angerufen habe. Mehr als man gewöhnlich annimmt, hat zu der dreifachen Verschiedenheit der Reformation die Verschiedenheit der Charaktere Luthers, Zwinglis und Calvins beigetragen. Luther, aufbrausend und jähzornig, ungeschlacht, aber gegen das Ende seiner Tage wieder geneigt den Strom einzudämmen, den er zum Überfluten gebracht, hinterließ seinen Anhängern seinen Starrsinn und sein Evangelium, welches seinen willkürlichen Ursprung trotz des angenommenen Samens des Wortes Gottes am wenigsten vor denen verbarg, welche den gleichen Beruf wie er für sich in Anspruch nahmen. Zwingli, wohl der charakterloseste der drei sogenannten Reformatoren, wandte sich noch mehr als Luther von der positiven Religion ab, setzte an die stelle der Kirche die Polizeianstalt des Staates und überließ es jedem, mit einer gewissen bürgerlichen Moral, die sich selbst nie vergaß, ausznkommeu. Calvin, unverträglich, voll Groll, herrschsüchtig und grausam im Urteil und in der Tat, ohne Schonung und

7. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 126

1910 - Regensburg : Manz
126 Philipp Ii. Dienste. Handel und Gewerbe blühten, das Land erfreute sich großen Wohlstandes; aber daß er die Niederlande seinem Sohne Philipp Ii. gab, sollte sehr verhängnisvoll werden. Philipp war nach Gebnrt^ und Erziehung in Sprache, Sitte, Tracht und Politik Spanier.x) Bald trat an die Stelle des von Karl befolgten deutschen Systems ein spanisches Regierungssystem. Zunächst machte sich Philipp den einheimischen Adel zum Feinde, indem er dem spanischen Adel unbedingten Vorzug einräumte. Viele Große gerieten durch den Verlust früherer glänzender Stellungen in gedrückte Vermögeusverhältnisse. Dies wurde um so leb- *) Der Gegensatz der Nationalitäten war unter den Ursachen des Ausstandes gewiß von Bedeutung. Unnachahmlich hat ihn Ranke in wenigen Zügen gezeichnet: „Bei den Spaniern finden wir eine entschiedene Richtung zu öffentlichem Hervortreten, zu glänzender Erscheinung. Sie wollen Ritter sein, sie wollen Würden bekleiden; sie scheuen nicht eine gewisse Pracht auf der Straße mit Armut und Entbehrung zu Hause zu erkaufen. Sowie sie eine Beleidigung zu unauslöschlichem Haß antreibt, so verbindet sie eine Wohltat zu parteiischer Ergebenheit. Die Niederländer sind dagegen ganz einem behaglichen Privatleben zugewendet. Zuerst muß das Haus, das sie bewohnen, wohl gefüllt, es muß mit reinlichem Hausrat jeder Art ausgestattet sein. Dann bekleiden sie wohl ein öffentliches Amt; doch ist dies einmal geschehen, so sind sie zufrieden und treten auch wieder zurück. Bon den öffentlichen Dingen wünschen sie hauptsächlich durch keine Unordnung und Gewaltsamkeit in ihren Besitztümern gestört zu werden. Zu persönlichen Parteiungen sind sie weniger aufgelegt. Jene sind kriegerischer, diese friedlicher; jene kühne Angreifer, diese herzhafte Verteidiger; jene mehr auf Gewinn, diese mehr ans Erwerb bedacht. Welch ein Unterschied ist zwischen dem Vergnügen des Volkes an dem Stier, den der Ritter mit der Lanze entgegenreitend erlegt oder den man von steilem Berg einen engen Weg nach dem Flnß herabjagt, wo er ersäuft, und jenen Festlichkeiten, welche sich etwa die rhetorischen Gilden niederländischer Städte gaben, wenn sie, irgend einen Spruch oder eine verständliche Wahrheit mit sinnbildlicher Pracht darstellend, in Sammet und Seide verkleidet auf altfränkischen, reich geschmückten Spielwagen zueinander einzogen! Die Lust der Niederländer war, wenn der ganze gebratene Ochse ans dem Markt zu sehen war, wenn der Wein durch die Röhre sprang, wenn die Männer hoch an den Mast-bäumen Kleinode erkletterten, wenn die Frauen nach fern aufgesteckten Preisen um die Wette liefen, wenn dann nachts am hohen Turme zu Antwerpen viele hundert Laternen der Freude brannten." König Philipp Ii. von Spanien. Nach einem Gemälde von Peter Panl Rubens

8. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 165

1910 - Regensburg : Manz
Sie Bereitet sich zum Tode. 165 sie sich Andachtsübungen hin. Zurückgezogen in ihr Kabinett mit ihren beiden Kammerfrauen Johanna Kennedy und Elsbeth Curley, las und betete sie abwechselnd und suchte Stärkung und Trost in der Leidensgeschichte Christi und in einer Predigt über den Tod des reuigen Schächers. Gegen vier Uhr begab sie sich zur Ruhe, aber man bemerkte, daß sie nicht schlief. Ihre Lippen bewegten sich fortwährend, sie schien in Gebet versunken. Beim ersten Anbruch des Tages versammelte sich ihre Dienerschaft um sie. Sie las ihnen ihr Testament vor, verteilte ihr Geld und ihre Kleider unter sie und sagte ihnen Lebewohl, indem sie die Franen umarmte und den Männern die Hand zum Kusse reichte. Mitten in der großen Halle des Schlosses war ein Schafott errichtet, welches von einem niedrigen Geländer umgeben war. Gegen sieben Uhr wurden die Tore geöffnet und zahlreiche Edelleute zogen ein. Maria hatte sich in das Oratorium begeben. Um acht Uhr erschien der Sheriff Andrews, um sie zur Richtstätte abzuholen. Sie nahm das Kruzifix vom Altare mit der rechten, das Gebetbuch mit der linken Hand, segnete ihre Diener, die ihre Hände und ihren Mantel küßten und, sobald sie ans der Türe getreten war, ihren Tränen und Klagen freien Lauf ließen. Sie hatte ihre reichste Kleidung angelegt, wie es sich für eine verwitwete Königin geziemte. Um den Hals trug sie eine Kette von Ambrakugeln, an der ein goldenes Kreuz befestigt war, am Gürtel hing ein Rosenkranz. In ihrer Hand hielt sie ein Kruzifix von Elfenbein. Am Fuß der Stiege fand sie ihren Haushofmeister Melville, dem seit mehreren Wochen der Zutritt zu ihr verboten war. Der alte treue Diener fiel auf die Knie und weinte laut. Sie bot ihm liebreich die Hand. „Klage nicht," sprach sie, „guter Melville, freue dich vielmehr! denn du wirst das Ende von Maria Stuarts Leiden sehen. Die Welt ist nur Eitelkeit und ein Meer von Tränen würde nicht hinreichen, ihre Trübsale zu beweinen. Gott vergebe denen, die seit so langer Zeit nach meinem Blute dürsten wie der Hirsch nach der Quelle." Dann brach auch sie in Tränen aus: „Lebewohl, guter Melville, lebe wohl und bete für deine Königin!" Sie durchschritt die Halle mit derselben anmutsvollen Majestät, die sie so oft in glücklicheren Tagen gezeigt hatte. Als sie die Blutbühne bestiegen hatte, trat der Dechant von Peterborough zu ihr und ermahnte sie im Namen der Königin Elisabeth, die katholische Religion abzuschwören. Maria bat ihn wiederholt, sich selbst und sie nicht zu belästigen; er aber hörte nicht auf, zu reden und mit dem ewigen Höllenfeuer zu drohen. Entschlossen, in der Religion, in der sie geboren und erzogen war, zu sterben, sank sie auf ihre Knie, betete voll Inbrunst für die bedrängte Kirche, für ihren Sohn Jakob und für Elisabeth. Zuletzt hielt sie das Kruzifix empor und rief: „Sowie deine Arme, o Gott! ausgestreckt waren am Kreuze, so nimm auch mich auf in die Arme deiner Barmherzigkeit!" Dann wurden ihr die Augen verbunden und die Henker führten sie zum Blocke. Hier kniete sie nieder und sprach wiederholt mit fester Stimme: „In deine Hände, o Herr, befehle ich meinen Geist!" Das Schluchzen und Stöhnen der Anwesenden machte den Henker verwirrt; er zitterte und brachte ihr eine tiefe Wunde bei; erst auf den dritten Streich wurde ihr Haupt vom Rumpfe getrennt. Als der Henker es emporhielt, rief der Dechant: „Mögen alle Feinde der Königin Elisabeth so sterben!" Aber keine stimme hörte man, die „Amen" sprach. Der Parteigeist war untergegangen in Bewunderung und Mitleid.

9. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 223

1910 - Regensburg : Manz
Der Kampf in den Straßen. Pappenheim und Tilly unschuldig am Brande der Stadt. der Ergebung aufhissen. Pappenheim aber, in der Besorgnis vor abermaligem Gegenbefehl, eilte zu feinen wallonischen Regimentern, die gegen die Bastei an der Neustadt aufmarschiert waren, und ohne das bestimmte Signal der Kanonen abzuwarten, ließ er von einigen Auserlesenen den Wall an einer Stelle ersteigen, wo der Graben trocken lag und die Brüstung abgängig war. Die schwach besetzte Torwache wurde niedergemacht und die Pappenheimer befanden sich in der Stadt, ehe noch auf den drei andern Seiten die Schlachthaufen sich in Bewegung setzten. Der Oberst von Falkenberg, der den Eingedrungenen entgegeneilte, wurde verwundet und in ein Haus getragen; man hörte nichts mehr von ihm. Der Administrator, der schon am frühen Morgen bei Besichtigung der Wachen von einer Kartaunenkugel am Schenkel gestreift worden war, wurde, als er auf den Lärm von dem Eindringen der Feinde aus seinem Quartier trat, von einem Trupp kaiserlicher Soldaten gefangen genommen, auf ein Pferd gefetzt und über den Wall zur Stadt hinaus ins Lager geschleppt. Dennoch leisteten die erwachten Bürger Widerstand, schossen aus den Häusern und wehrten auf mehreren Punkten die Stürmenden ab. Gegen zwei Stunden dauerte dieser Kampf in den Straßen, der den Pappenheimern gegen 1000 Mann an Toten und Verwundeten kostete, bis sie des Widerstandes Meister wurden, die geschlossenen Tore von innen mit Petarden sprengten und die Verteidiger zwischen zwei Feuern erlagen. Um 10 Uhr war die ganze Stadt in den Händen der Feinde. Auch der Schwedenkönig hatte seinen Truppen in dem eroberten Frankfurt, obwohl es eine protestantische Stadt war und er den Kurfürsten von Brandenburg sich zum Freunde machen wollte, als Arbeitslohn eine dreistündige Plünderung gestatten müssen1) und die kaiserlichen Feldherren mochten weder imstande noch geneigt sein, zugunsten der Magdeburger ihren Leuten den kriegsüblichen Preis für das vollbrachte Werk zu versagen; aber das Unglück wurde dadurch grenzenlos, daß die Truppen hier mit dem Bürger selbst als mit ihrem eigentlichen Feinde zu tun hatten, daß in den Straßen heiß gekämpst, aus den Häusern geschossen und vor Überwältigung des Widerstandes keinerlei Abkommen getroffen worden war, daß endlich in den ersten Stunden an mehreren Orten Feuer ausbrach, welches durch einen sich erhebenden Sturmwind schnell nach allen Richtungen sich verbreitete. Pappenheim hatte zwar aus militärischen Gründen ein paar Häuser hart bei der hohen Pforte anzünden lassen; aber nach den Berichten der Augenzeugen brannten diese geradeaus wie Kerzen. Nicht lange nachher versicherte der Feldmarschall bei einem Gastmahle unter ernster Beteuerung, daß er an Magdeburgs Zerstörung unschuldig sei. Wem wäre es erlaubt, eine Versicherung eines so geradsinnigen Charakters anznzweiseln? Ebensowenig kann Tilly irgend eine Schuld zugerechnet werden. In seinem Schreiben an den Kurfürsten sagt er: „Darauf hat sich ein großes Unglück zugetragen, indem während des Stürmens in der Stadt eine große Feuersbrunst, so die Feinde wegen des hin und wieder eingelegten Pulvers zu dem Jntent, wie der Gefangenen Aussage insgemein verlautet, daß sie den Unsrigen nicht zu gut kommen, mit Fleiß und ex malitia verursachet, entstanden." Unabhängig vom *) „Hätten sich die Frankfurter gegen die Schweden gewehrt, wie die Magdeburger gegen Tilly und Pappenheim, was würde dann aus Frankfurt geworden sein? Sicherlich ein Schutthaufen wie Magdeburg." Gfrörer. Übrigens berichtet ein schwedischer Bericht von Frankfurts Eroberung: „Außer zwei Pfarrhäusern und der Kirche ist weder des Rathauses noch einiger Menschen Wohnung verschont, Kisten und Kasten erbrochen ... die meisten Menschen bis aufs Hemd ausgezogen und dergestalt prozediert worden, daß Ihre Majestät die Plünderung endlich mit Prügeln ablegen müssen, auch der geschehene Schaden mit vielen Tonnen Goldes nicht erstattet werden kann." Und das geschah von Gustav Adolf an einer protestantischen Stadt! An weiteren Beispielen für die furchtbare Sitte einer schrecklichen Zeit ist die Geschichte nicht arm.

10. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 225

1910 - Regensburg : Manz
Tilly im Schmerze über das Unglück. Charakter Tillys. 225 lüste der Habsucht, der Rache, der Wollust. Raub, Mord und Schändung wurde in den Häusern, in den Kirchen, auf den Straßen verübt. Die Kunde von der Eroberung Magdeburgs setzte das an so viel Gräßliches gewöhnte Geschlecht in dumpfes Erstaunen. Außer denen, die in den Häusern verbrannten, sollen über 20,000 Leichen teils begraben teils in die Elbe geworfen worden sein. Die Stadt war ein Schutthaufen; nur der Dom, zu dessen Rettung die kaiserlichen Befehlshaber ihre Leute antrieben, das Frauenkloster und 109 Fischerhütten an der Elbe entgingen dem Feuer. Tilly hatte befohlen, sich des Blutvergießens und des Frevels gegen die Frauen zu enthalten; jetzt ritt er durch die rauchenden Trümmer und ließ unter Trommelschlag Quartier ausrufen. An der Türe der Domkirche trat ihm ein greiser Priester, der Domprediger Bake, mit einer Menge Menschen, meist Frauen und Kindern, welche zwei Tage und Nächte ohne Nahrung zugebracht hatten, mit den Worten Vergils entgegen: »Venit summa dies et ineluctabile tempus Dardanie. Fuimus Troes, fuit Ilium et ingens Gloria Teucrorum. Der General wiederholte die Zusage der Gnade und ließ unter die halb Verhungerten Brot austeilen; dann besuchte er die gefangenen Soldaten und schalt sie aus, daß sie sich nicht besser gewehrt und von der Stadt das Unglück nicht abgewendet hätten. In der Tat war der Untergang Magdeburgs auch für den Sieger, der auf einen Waffenplatz und Stützpunkt an der Elbe gerechnet hatte und statt deffen eine öde Brandstätte fand, ein harter Verlust; mit Schmerz sah er seine früher gehegten Besorgnisse erfüllt und traf nun Anstalten, die Ordnung wieder herzustellen, ließ die Pappenheimischen Regimenter, die bisher auf dem alten und neuen Markte gelegen waren, den Wall besetzen und gab strengen Befehl, daß keinem Einwohner mehr ein Leid zugefügt werden solle.1) Von glaubwürdigen Zeitgenossen wird bezeugt, daß Tilly beim Anblicke der jammervollen Verwüstung, als er durch die mit Leichen bedeckten Straßen geritten, in Tränen aufgebrochen sei. Sollte es aber nach den Zeugnissen der Geschichte noch eines Beweises zu Tillys Rechtfertigung bedürfen, so liegt der beste und schönste in seinem Charakter, wie er von seinen Zeitgenossen geschildert wird. Der Hauptzug in demselben war ein unerschütterlicher, fester katholischer Glaube, auf dessen Grundlage sich treu und uneigennützig sein Leben bewegt. Im Gegensatze zur Sinnesart der Mehrzahl seiner Zeitgenossen war er ein großartig kirchlicher Charakter im vollen Sinne des Wortes, der weder für Geld und Lohn noch für die Ehre dieser Welt, sondern allein für den Glauben stritt, der ihn durchglühte. Die Tagzeiten des Breviers pflegte er wie ein Priester zu beten; reichte der Tag nicht aus, fo nahm er die Nacht zu Hilfe. Nie unternahm er einen Angriff, ohne vorher sich vor Gott niedergeworfen und gebetet zu haben, daß sein Wille geschehe. Seine Soldaten, denen er in jeder Hinsicht ein Vater war, pflegten ihn deshalb den deutschen Josua zu nennen. Ohne die Erkenntnis von dem tiefen und lichtvollen Glauben Tillys wird er nie vollkommen gewürdigt werden; denn der Glaube umfaßt fein ganzes Leben und erklärt einerseits die Verehrung, deren Gegenstand er war, anderseits den fanatischen Haß, welcher in der *) Die Anekdote, Tilly habe einigen ligistischen Offizieren, die ihn gebeten haben sollen, dem Blutbad Einhalt zu tun, geantwortet: „Kommt in einer Stunde wieder! ich will dann sehen, was ich tun werde; der «Soldat muß auch etwas für seine Gefahr und Arbeit haben," stammt aus einem von dem cal-vinistischen Professor Spanheim in Genf herausgegebenen Büchlein: Le soldat suedois, jedoch mit dem Zusatze: „wenn es wahr ist." Den Zusatz haben die Späteren weggelassen, Schiller aber hat durch seine unhistorische Darstellung das Märchen eingebürgert. Schöppner-König, Charakterbilder. Iii. 4. Aufl. i Fx
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