12
Der Plam'glob.
nicht gleich den ersten Tag übersättigen, und vertröstete sie
auf morgen. Ludwig studirte indeß, so oft er einen freien
Augenblick hatte, ander aufgehängten Charte. Erbemerkte
auf derselben eine Menge Linien und Zahlen, deren Bedeu-
tung er nicht errathen konnte. Er war daher sehr begierig
auf die nächste Lehrstunde, wo ihm hoffentlich alles würde
erklärt werden. Ludwig fühlte außerordentliche Lehrbegier-
de; nur Schade, daß er nicht früher gutemunterricht genos-
sen hatte. Manches war ihm zwar aus Büchern geblieben,
woran sein Vater es ihm nicht fehlen ließ; aber alles, was
er wußte, war Stückwerk; es hatte keinen Zusammenhang,
und vieles hatte er falsch verstanden.
Kaum dämmerte der folgende Tag, so pochten schon völlig
angekleidet, die drei Geschwister nieder an Herrn Kinder-
manns Thür. Auch er saß bereits an seinem Schreibtisch.
Er erwiederte freundlich den guten Morgen, den die Kinder
ihm brachten, und nun ging es, ehe er mit der Erklärung
der Weltcharte weiter fortfuhr, erst an eine kleine Prüfung,
ob sie auch alles, was gestern vorgekommen war, wohl be-
halten hätten? Zu seinem Vergnügen fand er, daß sie nock-
alles wußten.
Bester Herr Kindermann, hub Ludwig jetzt an, erklären
Sie uns doch heute ein wenig, was diese Menge Linien und
Zahlen hier auf der Weltcharte bedeuten. Da geht zum
Beispiel eine lange gerade Linie durch die beiden Halbkugeln;
sie ist schwarz und weiß gesprenkelt, und oben und unten
stehen eine Mege Ziffern.
Diese Linie, antwortete Herr Kindermann, nennt man
den Aequator, oder schlechtweg die Linie. Sie theilt,
wie ihr seht, die Erdkugel in zwei gleiche Hälften, die südliche
und die nördliche Hälfte. Sie wird eingetheilt in 560 Grade,
jedes schwarze und jedes weiße Fleckchen auf derselben stellt
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Kindermann Ludwig Ludwig Kindermann
Schweden.
339
(was man auch die Scandinavische Helbinsel nennt), und
dann wird es in den nördlichsten Gegenden mehrere Wochen,
ja Monate lang, gar nicht mehr Tag, und die armen Be-
wohner müssen sich mit dem Monden - und Sternenlicht,
auch mit dem Schein des Nordlichtes behelfen.
Zu ihrem Trost in so langen Wintern besitzen sie Holz
in ungeheurer Menge. Sie haben so viel, daß sie nicht alles
verbrennen können. Und zwar liefern ihnen ihre Waldun-
gen nicht nur Holz, sondern auch Theer, Pech, Pottasche,
die sie meistens verkaufen und daraus ein schönes Stück Geld
lösen. Aus ihren schönsten Waldbäumen lassen sie Bretter
und Latten schneiden, und verhandeln sie ebenfalls.
Auch ihre Gebirge sind nicht, wie in unserm Liede steht,
nur große Philister, die nichts als Wind und Steine im
Bauche haben? Nein Silber, treffliches Kupfer und Eisen
haben sie im Leibe, und das in großer Menge und von sol-
cher Feinheit und Güte, daß ihm kein anderes gleich kommt.
Aus dem Eisen machen die Schweden "auch feinen Stahl,
und aus dem Kupfer, Messing; alles verkaufen sie um ein
schönes Geld. Sie haben auch viel Alaun und Salpeter,
und treiben Handel damit.
In ihren Waldungen schießen sie eine Menge Hirsche,
Hasen, Füchse, Bären, auch andere solche Thiere; in
ihren Seen, und an der Meeresküste, wetden eine unglaub-
liche Menge Fische gefangen, die sie theils selbst verzehren,
theils einsalzen und verkaufen. Die Häringe besonders, und
der Lachs, bringen ihnen manchen schönen Thaler ein. Zah-
mes Lieh hingegen haben sie nicht viel und es ist meistens'
klein; auch an Obst und Salz fehlt es ihnen.
Schweden enthält viel große Seen und Flüsse. Die
größten Landseen sind der Wernersee, der Wcttersce,
der Melarsee. Die größten Flüsse sind:
i■ , : ' ,
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
Europa.
168
ist dabei ein Fort, Friedrichsburg genannt. In Königsberg
sind 2z Kirchen, viele Schulen und Lehranstalten und eine
Universität, auch eine Menge Manufacturen. Die Stadt
hat einen lebhaften Schiffbau und einen großen Handel nach
allen Gegenden.
Pillau, westlich von Königsberg, eine kleine Stadt mit
einer starken Festung, wo eigentlich der Hafen von Königs-
berg ist, denn große Schiffe können nicht den Prcgel hinauf
fahren. Die Stadt ist außerordentlich lebhaft und die Halb-
insel auf der sie liegt, wird wegen ihrer Schönheit das preus-
sische Paradies genannt. — Der Meerbusen zwischen der
Halbinsel und dem festen Lande heißt das frische Haff,
und auf der andern Seite die frische Nehrung.
Tilsit, nordöstlich von Königsberg an der Memel oder
dem Niemen (denn das ist der polnische Name des Flusses)
eine ansehnliche Stadt von beinahe 9000 Einwohnern, merk-
würdig durch den Frieden der im Jahre 1807 hier geschlossen
wurde, und wodurch der König von Preußen sein halbes
Königreich verlor. Es wird bedeutender Handel da ge-
trieben.
Memel, östlich über Königsberg, am Eingänge des Ku-
rischen Haffs, mit einem Hafen, in welchem viele fremde
Schiffe einlaufen, die hier Holz, Getreide, Pottasche, Flachs,
Hanf und Garn abholen.
9. Die Provinz West Preußen.
Danzig, westlich von Königsberg, eine große, befe-
stigte Seehandelsstadt an der Weichsel, mit mehr als 60,000
Einwohnern und einem guten Hafen, in welchem jährlich
nur aus den Landen an der Ostsee gegen tausend Schiffe
ankommen, die englischen, französischen, holländischen unge
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Königsberg Königsberg
Extrahierte Ortsnamen: Europa Königsberg Pillau Königsberg Tilsit Danzig Königsberg Ostsee
Die asiatische Türkei. 871
< / t
stuß Getreide und edle Früchte. Der vorzüglichste Neich-
thum des Landes besteht aber in den zahlreichen Heerden, die
jedoch gefährliche Feinde an den Löwen, Tigern, Panthern,
Schakals (eine Art wileer Hunde oder Wölfe) und vielleicht
noch an andern Thieren haben. Das Klima ist nicht unge-
sund, doch weht bisweilen der giftige Wind Samum, von
dem ihr vielleicht nie gehört habet. Sein Zug über das
Land ist kurz und dauert kaum einige Minuten. Cr geht
niedrig über die Erde hin, und hinterläßt einen stinkenden
Schwefelgeruch. Viele die diesen Wind einathmcn, fallen
augenblicklich todt nieder, und es strömt ihnen mit Heftig-
keit das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraus. Ihr
Leichnam schwillt auf, wird blau und endlich ganz schwarz.
Berührt man das Fleisch, so löst es sich von den Knochen
ab. — Zum Glück sieht man diesen gefährlichen Wind von
ferne herankommen; er kündigt sich an durch einen röthli-
chen Nebel, der wie e.ine Staubwolke durch die Luft schwebt.
Er stürmt daher wie ein Wirbelwind und enthält Feuer-
theilchen. Sobald die Einwohner diese Zeichen wahrneh-
men, so werfen sie sich mit dem Gesicht zur Erde nieder,
und bewahren sich so vor seinen schrecklichen Wirkungen.
Auch das Viel) hält den Kopf dicht an die Erde, bis er
vorüber ist. Ob wohl dieser Wind auch in dem Para-
dies geblasen haben mag, das manche Gelehrte dort suchen,
wo der Euphrat sich mit dem Tigris vereiniget?
Bagdad, eine große Stadt am Tigris, und die Haupt-
stadt von Irak Arabi, liegt in einer reizenden Gegend
voll Datteln, Citronen - und Pomeranzenbäume, Reis - und
Getreidefelder. Sie hat 16z Thürme und ist mit Wällen
und Gräben umgeben. Das Innere sieht nicht schön aus;
die Straßen sind enge, die Häuser von Backsteinen, all?
l
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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581
Arabien.
L. Das petraische Arabien.
Diesen Namen hat es von seiner ehemaligen Hauptstadt
Petra. Es ist außerordentlich steinig, weswegen man es
auch bisweilen das steinige Arabien nennt. Indessen hat
es doch einige fruchtbare Landstriche und einige köstliche
Producte, wie die Balsamstaude, von welcher der Mekka-
Balsam kommt, und den Gummibaum, eine Art Akazien,
dem wir das arabische Gummi verdanken. — Es besteht das
petraische Arabien aus der Wüste des Berges Sinai und
der Landschaft Hedschas. In dieser Wüste zogen die Kin-
der Israel so viele Jahre lang umher, ehe sie das gelobte
Land fanden; und auf dem Berge Sinai erschien Gott un-
ter. Donner und Blitz seinem Diener Moses, und gab ihm
die zehn Gebote. Dieser öde Berg hat zwei Spitzen, von
welchen die niedrigere der Berg Horeb ist, wo Gott sich
zuerst gegen Moses in einem feurigen Busch offenbarte.
‘Uslfye an diesem Berge ist ein hochstehendes ganz sonderbares
Kloster,. das Kloster des Berges Sinai genannt. Es
hat keine Thür, und wer hinein will, der muh sich in einen
Korb setzen, und durch ein Fenster hinein winden lassen.
Von diesem Kloster aus hat man noch drei Stunden zu stei-
gen , ehe man den Gipfel des Berges H o r e b erreicht.
Oben auf dem Sinai steht eine Kapelle auf einem kleinen
stachen Felsen. — * In dieser ganzen Gegend sind keine be-
deutende Städte; aber'in der Landschaft Hedschas findet
ihr Mekka und Medinah.
Ätekka, Muhameds Geburtsort, ist eine große und
volkreiche Stadt. Es steht hier ein kleines Gebäude, Kaaba
genannt, von welchem die Araber glauben, es sey von
Abraham erbaut worden. Jedes Jahr wird es mit schwarz
seidenen Zeug, tcr goldene Inschriften hat, neu behängt.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Abraham
Extrahierte Ortsnamen: Petra Israel Berg_Horeb Mekka
563
Süd-America.
' rüste; an der Küste große Sandflächen. Der ganze Reich-
thum des Landes besteht in Pferden, Rindvieh, Vicunnas,
Honig und Wachs; an Gewachsen aber ist es arm, Rind-
vieh und Pferde irren wild in ungeheuren Heerden umher,
und mit ihren Häuten und Fett wird großer Verkehr ge-
trieben.
Unter den Bewohnern von Magettans-Land sind die be-
kanntesten die Patagonier, die ehedem für ein Riesen-
geschlecht gehalten wurden. Sie sind aber nicht höher als 6
bis 7 Fuß, doch stark und nervicht. Ihre Haut ist dunkel
kupferfarbig. Das Gesicht mahlen sie sich oft auf eine gräß-
liche Art. Gemeiniglich wird um das eine Auge ein schwar-
zer, um das andere ein weißer Ring gemacht. Die Män-
ner haben kurze, borstige Haare; die Damen aber sind ga-
lanter ; sie flechten sie in Zöpfe und schmücken sie mit Glas-
knöpfen. Beide Geschlechter gehen beinahe ganz nackt, nur
um den Leib bedecken sie sich mit einem Felle. An den Füs-
sen tragen die Männer eine Art Halbstiefel, die aber kaum
über den Knöchel hinauf gehen, mit hölzernen Spornen,
denn sie sind beinahe immer zu Pferde. Anstatt eines Sat-
tels haben sie ein Reitkissen; ihre Zügel sind lederne Rie-
men, das Gebiß ihrer Rosse ein Stückchen Holz. Als
Waffen führen sie Schleudern, die ihnen aber mehr zur-
Jagd als zum Kriege dienen, denn sie sind sehr friedfertig ge-
sinnt. Ebenfalls zur Jagd unterhalten sie eine Menge
Hunde, Wilde Kühe, Stiere und Pferde fangen sie mit
Schlingen, die sie ihnen in vollem Gallop nm die Füße
werfen,
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
21)
Dann erst wurde dem Patroklus ein herrliches Leichenfest gefeiert,
und auch dem alten Priamos der Leichnam seines Solms, als er selbst
nächtlich als Flehender zu Achilles kam, zurückgegeben.
Dieser furchtbare Gegner, der auch die Amazonenkönigin Penthe-
silea, und den Aethiopischen König Memnon, Sohn der Aurora, er-
legte, fand endlich von des Paris Hand seinen Tod, als er, um die
Polyxena, des Priamus Tochter, zu heirathen, sich zu den Trojanern
begab. 3ln seine Stelle trat nun jein Solm Pyrrbus, auch Neoptole-
mus genannt und Paris wurde von Philoctetes mit den Pfeilen des
Herkules auf den Tod verwundet. Die Waffen Achill's erhielt durch den
Ausspruch der Griechen Ulysses, und Ajar, der sich dadurch zurückgesetzt
glaubte, brachte sich in einem Anfall von Raserei selbst um das Leben.
Indessen rückten die Griechen durch alle diese Ereignisse in ihrem ei-
gentlichen Plan nicht weiter. Sie griffen daher aus den Rath Mi-
nerva's zu einer List, erbauten ein ungeheures hölzernes Roß, das sie
angeblich als ein Andenken zurückließen, und schifften zum Scheine ab.
Ihre Fahrt ging aber nicht weiter als bis Tenedos. In dem Lager
war nur ein gewisser Sinvn zurückgeblieben, welcher sich den Trojanern
als einen von der Feindschaft des Ulysses Verfolgten kund tbat, und
ihnen als Beweis wie gut er es meine verrieth, daß der Götteraus-
spruch Troja für unbezwinglich erklärt habe, wenn das Roß innerhalb
der Mauern sich befände. Das wurde von der Menge sogleich aufge-
griffen und das Roß durch einen Theil der dazu eingerissenen Mauer,
in die Stadt gezogen. Vergebens widerriet!) es Laokoon; Schlangen
aus dem Meere gestiegen erdrosselten ihn mit seinen Söhnen, und das
Volk wurde nur noch mehr in seinem Walm bestätigt, Alles überließ
sich jubelnd und schwärmend der Freude des geendigten Kriegs. Aber
in der Mitte der Nacht eröffnete Sinon den Bauch des innen hohlen
Rosses, und heraus stiegen fünfzig der tapfersten Helden, die nun mitten
in der Stadt sich befanden. Eine Fackel gab der bei Tenedos liegenden
Flotte das Zeichen, wie Alles glücklich gegangen sey, und eine Mord-
nacht brach nun über Troja aus, die dem lange genährten Haß der
Griechen volle Befriedigung gewährte. Priamus und sein Geschlecht
fiel oder wurde in die Sklaverei abgeführt, Troja ganz zerstört, und
nur wenige Trojaner erhielten Erlaubniß zu freiem Abzug. Unter ih-
nen ist besonders Aeneas, Sobn des Anchises und der Venus, ein naher
Verwandter des Priamus, der sich schon in dem Kriege selbst ausge-
zeichnet hatte, durch die Zärtlichkeit für seinen alten Vater berühmt ge-
worden, den er aus der brennenden Stadt auf seinen Schultern her-
austrug, seinen kleinen Ascanius an der Hand führend. Mancherlei
Geschicke führten ihn endlich mit der kleinen Schaar Trojaner, die ihm
folgten, nach Italien, in die Landschaft Latium, wo seine Nachkommen
Könige waren, die von den Römern als ihre Gründer und Vorfahren
angesehen wurden.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
272
Ramen dieses Sohnes abgefordert, und der Tod ange-
droht, wenn er sie nicht herausgeben würde. Mit tief
verwundetem Herzen fügte sich der unglückliche Monarch
in alles. Er ließ sich auch gefallen, nach Ingelheim zu
kommen, wö ihn Heinrich mit seinen Anhängern er-
wartete, Und ihn dukch schreckliche Drohungen nöthigte,
ganz der Regierung zu entsagen.
Nun hatte der königliche Schurke, was er wünschte.
Er ging also trinmphireud nach Mainz zurück, und ließ
den Vater als Gefangenen zu Ingelheim. Alles wurde
sogleich an den Pabst berichtet, der seinen Beifall und
seinen apostolischen Segen dazu gab.
Vater Heinrich aber fand Gelegenheit, wahrend
der Freudensbezeugungen, die man zu Mainz über die
Thronbesteigung seines ungerathencn Sohns anstellte, aus
seinem Gefängniß zu entfliehen. Glücklich erreichte er
Cölrr; da er sich aber hier nicht für sicher hielt, so ging
er weiter nach Lüttich, wo sich der Bischoff Otbert sei-
ner freundlich annahm. Das zerrissene Vaterherz konnt;
er aber doch nicht heilen, und so geschah es, daß Hein-
rich Iv. schon im folgenden Jahre vor Gram starb (1106).
Noch aber hatte die Verfolgung gegen ihn kein Ende«.
Otbert ließ die Leiche mit allen Ehren in die Sanct
Lambertuskirche begraben. Auf Befehl des pabstlichen
Legaten mußte er sie aber wieder ans der Gruft heraus-
nehmen lassen, bis der Bannfluch von ihr genommen
' seyn würde. Unbeerdigt wurde nun der Leichnam auf
einer kleinen Insel in der Maas ausgesetzt. In der Folge
führte man ihn nach Speyer, und wies ihm eine Gruft
in Maria Münster an, welche Kirche er selbst erbaut
hatte; allein der fanatische Bischoff erklärte sie für ent-
heiliget, und wollte von nun an keinen Gottesdienst
mehr darin halten lassen. Er ruhete nicht eher, bis
Heinrich zum zweitenmal aus dem Grabe genommen
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Pabst Heinrich Heinrich Bischoff_Otbert Maria_Münster Maria Bischoff Heinrich Heinrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
scheu, lebten; ihre Pflicht aber war, die Uecker zu be-
stellen, die man ihnen einräumte, und ihrem Herrn jedes
Jahr eine gewisse Menge Getreide davon abzuliefern.
Auch Vieh und Kleidungsstücke mußten sie ihm jährlich
geben; vermuthlich auch Holz für ihn fällen und spalten,
auch andere schwere Arbeiten verrichten, zu welchen die
Frauen zu schwach und die freien teutschen Männer zu
stolz waren. Erfüllten die Leibeigenen treulich ihre Pflicht,
so wurden sie mild und gut behandelt ; sehr selten beka-
men sie Schlage, oder wurden in Fesseln gelegt; reizten
sie aber ihre Herren zum Zorn, so hatte freilich mancher
das Schicksal, ohne weiters todt geschlagen zu werden,
und für einen solchen Mord war der, der ihn verübte,
keinem Menschen verantwortlich.
Religion der Teutschen.
Die alten Teutschen waren Heiden. Sie verehrten
nicht, wie wir, den einzigen wahren Gott; aber auch
keine lasterhafte Gottheiten, wie die Griechen und Rö-
mer. Die Gegenstände ihrer Verehrung, waren die
wohlthätige Sonne, der freundliche Mond, die freigebige
Erde und das alles erwärmende Feuer, als Bild der
Sonne. Ein mächtiger Gott ließ über ihren Häuptern,
hinter schwarzem Gewölle, den Donner rollen und schleu-
derte mit gewaltiger Hand den Wettcrstrabl: dieß war,
ihrer Meinung nach, der mächtige Gott Thor. Richt
minder furchtbar war ihnen Wodan, der Gott des
Krieges, der von ihnen angerufen wurde, wenn sie zur
Schlacht auszogen, und dem sie einen Theil ihrer Gefan-
genen opferten. Auch Freia, die holde Göttin der
Liebe, hatte bei ihnen ibre Altäre, und jedes junge Paar,
das sich durch die unauflöslichen Bande der Ebe mit ein-
ander verbinden wollte, richtete an sie seine Gebete, und
brachte ihr jcme Gaben.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
153
setzen würde, wenn etwas davon an den Tag käme. Wie
so viele andere leichtsinnige Mädchen dachte sie, es könne
unmöglich jemand etwas davon wahrnehmen und sie
verrathen.
Nun fiel aber etwas vor, das sie sich nickst leicht
hatte träumen lassen. Indeß sic nämlich unbesorgt mit
ihrem Eginhard in dem Zimmer schwatzte und koftte,
fiel außen ein kleiner Schnee; und als der Geliebte sich
vor Tags wieder entfernen wollte war der ganze Schloß-
hof weiß. Mit Entsetzen bemerkten die beiden Liebenden
dieses Unglück; Eginhard konnte nun nicht von ihr
gehen, ohne Spuren seiner Schritte irr dem Schnee zu
hinterlassen ; jedermann konnte am frühen Morgen sehen,
daß in der Nacht ein Mann bei ihr gewesen war; ihr
guter Name war unwiderbringlich verloren, und wenn
erst der strenge Vater etwas davon erfahren sollte, denr
seine Ehre über alles ging? — Das zärtliche Paar schau-
derte vor den Folgen dieses Leichtsinns.
Da nun aber die Mädchen in ihren Liebesnöthen
meistens sehr erfinderisch sind, so verfiel auch Emma in
dieser Verlegenheit auf einen ganz herrlichen Gedanken.
Sie erbot sich nämlich, den Mann der Liebe auf die
Schultern zu nehmen, und über den Schloßhof zu tra-
gen, damit mau hin und her nur Mädchentritte in dem
Schnee sehen möchte.
Eginhard sträubte sich anfangs gegen den Antrag;
endlich ließ er sich aber doch bereocn, und Emma fühlte
sich stark genug, eine so süße Last zu tragen.
Indem sie aber rüstig mit ihrem schönen Ritter über
den Schnee dahin schritt, wollte das Unglück, daß Vater
Karl, der gerade diese Nacht nicht schlafen konnte, in
dem Fenster lag, und in das Freie hinaus schaute. Er
erkannte sogleich das liebe Töchterchen und seinen wackern
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Extrahierte Personennamen: Emma Eginhard Emma Karl Karl