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1. Geschichte des Mittelalters - S. 70

1883 - Münster : Coppenrath
70 und der ostfrnkischen, oder der welschen und der deutschen. Die Entfremdung zwischen diesen ursprnglich nahe verwandten Lndern wurde um so grer, als auch nach ihrer Ausgleichung sich deren Herr-scher fortwhrend zu schaden suchten. Emprungen im Innern, und kriegerische Anflle von auen vermehrten das Unheil. Die Normannenplage. Zu den furchtbarsten auswrtigen Feinden der drei frnkischen Teilreiche gehrten damals die Normannen. Diese bewohnten in ungezgelter Wildheit die dnischen, norwegischen und schwedischen Ksten nebst den benachbarten Inseln. Von diesen, nrdlichen Wohnsitzen fhrten sie auch ihren Namen Normannen, d. i. Männer des Nordens. Von Jugend auf gewhnt an das wilde Meer mit seinen Strmen und Gefahren, fhrten sie ein keckes Freibeuterleben. Sie benutzten den Holzreichtum ihrer alten Waldungen, boueten sich Schiffe, durchzogen raubend die Kstenlnder, segelten mit ihren kleinen Schiffen die Mndungen der Flffe hinauf und kehrten dann beutebe-laden in ihre Heimat zurck. Wie frher die Hunnen auf ihren Pferden, so lebten sie auf ihren Schiffen. Unter ihren Seeknigen bedeckten sie mit zahlreichem Geschwader das ganze Meer. Diese wilden Männer kannten keine Furcht, scheuten keine Gefahr. Fast kein Land blieb von ihren ver-wstenden Einfllen verschont. Mit sechshundert Fahrzeugen liefen sie einst in die Elbe ein und plnderten und zerstrten Hamburg. Vorzglich aber wurde das westfrnkische Reich heimgesucht. Sie fuhren den Rhein, die Seine, Loire, Garonne und Rhone hinauf, brandschatzten und ver- . wsteten Rouen, Paris, Tours, Bordeaux und viele andere Städte. Die mittelfrnkischen Karolinger bis 870. Von den durch den Teilungsvertrag zu Verdun entstandenen drei Reichen trug das mittel-frnkische den Keim einer baldigen Auflsung in sich selbst. Es bildete weder ein natrlich abgegrenztes Ganzes, noch beruhete es auf einem gemeinsamen Volksstamme. Daher entstanden auch die meisten Ver-Wickelungen in diesem Reiche des Kaisers Lothar L Der Kaiser selbst, geqult von Gewissensbissen wegen des unwrdigen Benehmens gegen seinen Vater, legte (855) die Regierung nieder und ging in das Kloster Prm, in der Dicese Trier, um hier seine Snden abzuben. Ein bal-diger Tod endete seine Leiden. Seine drei Shne erbten wie seine Lnder, so seine Leiden. Der lteste derselben, Ludwig Ii., erhielt Italien uni> zugleich die Kaiserwrde; der mittlere, Lothar Ii., bekam den nrdlichen Teil Mittelfrankens, welcher nach ihm Lotharii regnum und daher

2. Geschichte des Mittelalters - S. 74

1883 - Münster : Coppenrath
74 Wohnsitzen begriffen und dehnte sich in den weiten Steppenlandschaften der mittleren Donau und ihrer Nebenflsse aus. Sie fhrten kein se-Haftes Leben, sondern streiften in wilden Reitergeschwadern raubend und plndernd durch die kultivierten Nachbarlnder. So drangen sie auch damals von Osten her in das mhrische Reich vor, während gleich-zeitig von Westen Arnulf gegen dasselbe seine Waffen richtete. Aber obwohl Zwentibald von allen Seiten angegriffen wurde, so behauptete er sich doch gegen seine Feinde, und erst nach seinem Tode zerfiel seine groe Macht. Jetzt erst war es fr Arnulf mglich, auch diejenigen Schritte zu thun, um die rmische Kaiserkrone zu gewinnen. Im Jahre 895 sog er nach Italien. nahm.rom ein und erhielt im folgenden Jahre die Kaiserkrone. Aber seine Herrschaft der Italien dauerte nicht lnger, als seine Anwesenheit daselbst. Nach seinem Tode im Jahre 899 whlten die Groen des ostfrnkischen Reiches Ludwig das Kind (899911), Arnulfs sechsjhrigen Sohn, zum Könige. Der Erzbischof Hatto von Mainz *), und der Herzog Otto von Sachsen fhrten die vormundschaftliche Regierung. Die Ohnmacht des jugendlichen Herrschers benutzten jetzt die Groen des Reiches zur Ausdehnung ihrer Macht auf Kosten der Knigsrechte. Die Herzoge und Grafen schalteten eigenmchtig, rissen die Krongter an sich und achteten weder Gesetz noch Recht; zu der Zerrttung im Innern traten noch von auen die verwstenden Einflle der Magyaren. Es kam dadurch ein solches Unglck der das Land, da die Worte eines gleichzeitigen Schrift-stellers: Wehe dem Lande, dessen Herrscher ein Kind! als die zutreffendste Bezeichnung des allgemeinen Jammers erwhnt sein mgen. Zu seinem und des Reiches Glck starb Ludwig das Kind schon im Jahre 911, und mit ihm erlosch der Stamm Karls des Groen in Deutschland. Glor-reich hatte dieses Frstengeschlecht begonnen, ruhmlos endete es. Aller Augen waren jetzt auf Otto, Herzog von Sachsen gerichtet\ ihm trug man die Krone an. Er lehnte sie aber unter der Versicherung abr sie sei fr sein graues Haupt zu schwer, und empfahl mit ebeler Selbstver- *) An den Namen dieses Mannes knpfte die Sage die bekannte Erzh-lung vom s. g. Museturm bei Bingen. Der Turm war vielmehr frher eine Maut' oder Zollstation und durch Verunstaltung des Namens Mautturm in Museturm entstand die Musegeschichte. Andere erklären das Wort aus-dem Berdum msen sphen, als Sph- oder Wartturm.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 95

1883 - Münster : Coppenrath
95 viel zu schwach. f Um daher unter den Groen Anhang und Beistand zu gewinnen, gab sie die Herzogsgewalt in^Schwaben, Mrnchen und Bayern wieder in selbstndige Hnde. Das letztgenannte Land erhielt der einflu-reiche schsische Graf Otto von Nordheim. Aber trotz allen Vorsichts-maregeln entstand bald eine groe Mistimmung der geistlichen und weltlichen Fürsten der die Reichsverwaltung und insbesondere der den Einflu, ^elchen-vsrzugsweise der Bischof von Augsburg hierauf ausbt^) Zu der Zahl der Unzufriedenen gehrte auch Hanno, der Erz-bisckof von Kln, ein sonst durch Frmmigkeit, Gelehrsamkeit und Sitten-strenge berhmter Mann, den Kaiser Heinrich Iii. zum-Reichsverweser whren_dermm5rjhrigkeit seines Sohnes ernannt hatte. Alsbald ward von dieser mchtigen Partei der Plan gefat, sich des jungen Kniges zu bemchtigen und dessen Mutter von der Reichsregierung zu verdrngen. Die Gelegenheit hierzu fand sich kurze Zeit darauf. Als nmlich der Hof das Pfinastfest zu Kaiserswerth am Rheine feierte, und die Kaiserin in frhlicher Sorglosigkeit sich den Freuden des Mahles berlie, lockte man den munteren Heinrich, der damals zwlf Jahre alt war, hinunter nach dem Ufer des Rheins, um ihm das prachtvolle Schiff des Erzbischo-fes von Kln zu zeigen und eine-Luftfahrt mit demselben auf dem Strome anzustellen. Kaum aber war er in dem Fahrzeuge, da wurden alle Ru-der in Bewegung gesetzt, und schnell flog das verrterische Schiff mit dem geraubten Knaben davon. Der Kleine schrie, er sprang der Bord ins Wasser; alles umsonst! Man zog ihn wieder heraus, redete ihm gtlich zu und fhrte ihn nach Kln^ die erzbischfliche Wohnung. Die tiefbetrbte Mutter aber verlie auf Deutschland, wo man ihr das Liebste geraubt hatte, und Hmg-nsch-Rsm. Amn trug sie die Klage ihres Herzens und nahm den Schleier, um fortan einer Welt voll Str-men und Schrecken zu entsagen. Hanno war nun das Haupt der Reichsverrcklltung und er fhrte dieselbe mit dem Erzbisch ofe von Mainz und dem Herzoge Otto von Bayern. Um aber den Verdacht der Herrschsucht von sich abzulehnen, ward fest-gesetzt: die Sorge fr die Erziehung des jur gen Kniges und hiermit die Reichsverwaltung selbst solle immer demj enigen Bischfe berlassen sein, in dessen Sprengel sich der König aufhalte. Der junge Heinrich wurde von Hanno sehr streng gehalten und zum Gehorsame und zur Gottesfurcht angeleitet. Als aber einige Jahre nachher Hanno eine Geschftsreise mtty-Rvm machen mute, berkamadalbert, der Bischof von i

4. Geschichte des Mittelalters - S. 114

1883 - Münster : Coppenrath
114 durch weise Gesetze in dem Grade fr Ordnung und Sicherheit, da der Volksmund erzhlte, man habe in Alfreds Zeit. Armbnder lngs der Ktrai. aufhngen knnen, ohne da jemand sie zu berhren wagte, und wenn ein Reisender seine Geldbrse auf dem Wege verloren htte, so wrde er sie nach Verlauf eines Monats noch unberhrt auf derselben Stelle wieder gefunden haben. Wenn dieses auch nur eine Erdichtung der spteren Zeit ist, so erhellet doch hieraus, in wie hoher Achtung Al-freds Gerechtigkeitspflege stand. Dann arbeitete er an der Herstellung des Wohlstandes. Der Acker-bau wurde ermuntert, die verdeten Felder durch herbeigerufene fremde Ansiedler urbar gemacht, die zerstrten Wohnungen wieder aufgebaut. Eine Menge Drfer, Kirchen und Burgen stiegen bald in verjngter Schnheit aus der Asche hervor. Alle ntzlichen Gewerbe wurden be-gnstigt, neue Erfindungen belohnt. Vorzglich frderte er Seereisen, und gerade in dem unbekannten Norden wurden fr jene Zeiten be-wunderungswrdige Entdeckungsreisen gemacht. Der fiof des Alfred selbst war, wie der Hof Karls des Groen, der Sammelvlak der berbmtesten Gelehrten aus allen Lndern. Durch sie lie er berall Schulen zum Unterrichte des Volkes grnden. Bei Besetzung der mter wurden Verdienst und Gelehrsamkeit allein bercksichtiget. Der Knia. um durch eigenes Beispiel seine Anordnungen zu beleben, hielt es seiner nicht unwrdig, mebre Schriften selbst zu ver-fertigen und auslndische, die er fr zweckmig hielt, in die Landes-sprche m bersetzen. Auf solche und hnliche wissenschaftliche Beschs tigungen und auf Verrichtung seiner Haulamm.verwendete er tglich ackt Stunden, eben so viele auf die Regierungsgeschfte; die acht, bri-gen Stunden widmete er den notwendigen Bedrfnissen des Essens, des Schlafens und der Beweauna. So genau hatte er die Tageszeit verteilt. Weil man damals noch keine Uhren hatte, so bediente er sich tglich dreier Wachskerzen, deren jede acht Stunden brannte, um hiernach die Zeit zu bestimmen. - Ganz England fhlte die Segnungen einer so thtigen Regierung; sichtbar blhete das Eiland empor. Aber nur kurz war diese Blte. Sie erlosch schon einige Jahrzehnte nach dem, welcher sie herbeigefhrt hatte. Er starb 901. Die nchsten Nachfolger Alfreds. - Nach dem Tode Al-freds, als der Schrecken seines Namens die Barbaren nicht mehr von der Kste hielt, erneuerte sich bald das frhere Elend. Nur die ersten

5. Geschichte des Mittelalters - S. 187

1883 - Münster : Coppenrath
187 Transportschiffen, Lebensmitteln und Kriegsbedrfnissen, und benutzten diese Gelegenheit, sich zugleich in den neuen Erdteilen Handelszweige zu verschaffen, die man vorher gar nicht gekannt hatte. Reich beladen kehrten ihre Schiffe mit den Waren des Morgenlandes zurck und ver-schickten sie nebst den Erzeugnissen ihres eigenen Landes durch alle Staaten Europas. Durch die Kreuzzge kam unter anderen Safran, Indigo, Alaun und das Zuckerrohr nach Europa. Letzteres lernten die Kreuzfahrer bei Tripolis in Syrien kennen. Es wurde zuerst nach Si-eitlen verpflanzt, von Sicilien kam es spterhin nach Madeira und, nach der Entdeckung von Amerika, nach Brasilien und Westindien, von wo wir jetzt vielfach unseren Zucker beziehen. Der König Stger Ii. von Sicilien nahm (1140) zuerst Seidenarbeiter ans den griechischen Stdten Korinth und Theben mit sich nach Palermo, das dadurch die Mutter-stadt der abendlndischen Seidenfabriken geworden ist. Von da kam der Seidenhandel in die Lombardei, in das sdliche Frankreich und so nach und nach weiter in die brigen Staaten Europas. Der gewhnliche Landweg der Kreuzfahrer ging lngs der Donau nach Constantinopel. Durch die fast ununterbrochenen Zge entstand im sdlichen Deutschland ein lebhafter Verkehr, und die dort gelegenen Städte, besonders Wien, das die Verbindung mit Constantinopel vermittelte, ferner Nrnberg. Augsburg, Ulm und Regensburg erwarben sich groen Reichtum. Auch im Norden war der Handel recht blhend. Fr alles, was in den sddeutschen Stdten gefertigt oder eingehandelt wurde, erffneten sich zu Erfurt und Braunschweig neue Lagersttten, und so zog sich nun ein belebter Verkehr vom adriatischen Meerbusen bis an Niedersachsens Ksten durch das Herz von Deutschland hinab. Die Waldungen an den Ksten der Ostsee gaben das Holz zum Schiff-bau; in Schweden und Norwegen fand man das Eisen. Auch wurde Handel getrieben mit Bernstein und Pelzwerk. Vorzglich verschaffte der Fischfang reichen Erwerb; denn damals wurden die Ksten der Ost-see noch hufiger als jetzt von Heringen besucht. Den Handel im Norden trieben Antwerpen, Brm, Bremen, Hamburg, Lbeck und Wisby. In Wisby, welches jetzt nur ein unbedeutendes Stdtchen auf der schwedischen Insel Gothland ist, wohnten damals zwlftausend Kaufleute. Vorzglich berhmt wurde diese Stadt durch dat Water-Recht, dat de Kooplde und de Schipers gentatet Hebben to Wisby". Auch mit dem russischen Nowgorod wurde eine ergiebige Verbindung angeknpft, und

6. Geschichte des Mittelalters - S. 215

1883 - Münster : Coppenrath
215 Kind, legten aus das Haupt desselben einen Am und fhrten den Schtzen weit davon. Der unglckliche Vater bot sein Leben an, um das seines Lieblings zu retten; allein der harte Gebieter bestand auf dem unmenschlichen Ausspruch und drohete, beim geringsten Zaudern beide zu tten. Da endlich ri Tell in frchterlicher Verzweiflung zwei Pfeile zugleich aus dem Kcher, legte den einen auf den Bogen und zielte. Pltzlich schwirrte die Sehne. Und siehe, getroffen flog der Apfel von des Kindes Kopf! Jubelgeschrei des Volkes erfllte die Luft. Geler aber fragte mit finsterem Blicke den Schtzen: Wozu doch der zweite Pfeil, da du nur einen Schu zu thun hattest?" Da wurde Tell von Schmerz zugleich und Wut der das schreckliche Wagstuck ber-mannt. Wtrich, dich damit zu erschieen/' war die Antwort, wre mein Kind durch den ersten gefallen." Darber erschrak der Vogt Er lie ihn sogleich wieder in Fesseln schlagen und m ein Fahrzeug werfen, um ihn in ein festes Schlo jenseits des Vierwaldsttter Sees zu bringen, wo weder Sonne noch Mond ihn bescheinen sollte. Er selbst stieg mit seinem Gefangenen in das Fahrzeug, um Zeuge der ge-nanesten Befolgung seines Befehles zu sein. Whrend der berfahrt erhob sich ein frchterlicher Sturm. Auf dem brausenden See schwankte der Kahn hin und her, die Wellen schln-gen schumend der, das Leben aller schwebte in der uersten Gefahr, selbst der Fhrmann zitterte. In dieser Nt lie Geler dem Tell die Fesseln lsen, auf da er als kundiger Schiffer das Fahrzeug lenke. Tell lenkte es gegen eine in den See hervorspringende Felsplatte, drckte das Hinterteil des Schiffes fest heran^ ergriff hurtig die Armbrust und schwang sich hinauf, indem er mit krftigem Fue das Schiff zurckstie, so da es weit in den See dahinscho. Nun floh er ins Gebirge. Der erschrockene Landvogt erreichte jedoch glcklich das Ufer und stieg bei Knach ans Land. Zu Lande wollte er nach Altdorf zurckkehren. Racheschnaubend begab er sich auf den Weg. Tell wurde unterdessen von frchterlicher Angst geqult. Entrinne ich auch, dachte er, seiner Bosheit, so hat er doch zu Hause mein Weib und Kind zum Pfnde. Was wird nicht Geler gegen die Meinigen verhngen, wenn Landenberg schon wegen zwei gebrochener Finger seines Knechtes dem Alten von Melchthal beide Augen ausbohrte! Nur des Landvogtes Tod wird mein unschuldiges Weib und Kind retten und mein

7. Geschichte des Mittelalters - S. 288

1883 - Münster : Coppenrath
288 umhergeschifft. Stets zeigte er Proben seines Mutes und seiner Geistes-gegenwart. Einst rstete einer seiner Verwandten mehre Schiffe aus, um gegen die Mohammedaner und Venetianer zu kreuzen. Columbus nahm teil an diesem Zuge. In einem hitzigen Kampfe mit dem Feinde geriet das Schiff, auf welchem er war, in Brand. Und beherzt sprang Columbus der Bord und rettete sich als khuer Schwimmer ans Land. Um sich von dem Gange der bisherigen Entdeckungen genauer zu unterrichten, begab der rastlose Mann sich nach Portugal, welches da-mals durch seine Unternehmungen zur See die Aufmerksamkeit von ganz Europa auf sich zog. Zu Lissabon fand er Verwandte und Landsleute. Hier heiratete er die Tochter des Bartholomus Perestrello, eines aus-gezeichneten Seemannes, der auch an der Entdeckung von Madeira teil genommen hatte. Die trefflichen Karten und Instrumente dieses Mannes benutzte Columbus auf das sorgfltigste. Nach und nach entstand bei ihm die berzeugung, es msse gegen Westen ein krzerer Weg nach Indien, als der um Afrika, zu finden sein. Mancherlei Erscheinungen bestrkten ihn in seiner Meinung von diesem weit nach Westen hinaus-liegenden Lande. Portugiesische Seefahrer hatten zuweilen seltenes Rohr, knstlich gearbeitetes Holz, ja einmal sogar zwei Leichname von besonderer Farbe und Gesichtsbildung von Westen her bers Meer schwimmen und an die Ksten der Azoren treiben sehen. Fest auch stand sein Glaube an die Kugelgestalt der Erde. Dieses Land nun, welcyes er mit Asien zusammenhangend, also auch fr einen Teil Asiens, hielt, auf dem geradesten Wege westlich fahrend aufzusuchen, war der feurigste Wunsch seiner Seele, den er jedoch, ohne von einer Regierung untersttzt zu werden, nicht in Ausfhrung bringen konnte. Er. wandte sich deshalb an den König von Portugal, Johann Ii. Dieser lie sich erst von seiner bezweckten Reise auf das genaueste unterrichten, und während er ihn selbst mit leeren Versprechungen hinhielt, schickte er heimlich mehre Schiffe auf die Entdeckung des jenseitigen Landes aus. Nachdem diese einige Grade westlich gefahren waren, kehrten sie zurck mit der Versicherung, da in jener bezeichneten Gegend an Land nicht zu denken sei. Unwillig der solche Treulosigkeit ging Columbus nach Spanien und teilte seinen Plan dem Könige Ferdinand und der Knigin Jsabella mit. Nach acht langen und bangen Jahren fand er hier endlich Untersttzung. Froh der die Bezwingung Granadas (1492) gab ihm, die Knigin Jsabella. drei kleine Schiffe, um mit denselben die wichtigste Seereise zu machen,

8. Geschichte des Mittelalters - S. 289

1883 - Münster : Coppenrath
289 welche je unternommen ist. Zuvor lie Columbus sich unter groen Vergnstigungen zum Statthalter aller Lnder ernennen, die er ent-decken wrde. Die erste Fahrt des Columbus. Am 3. Auautt 1492 se-gelte der khne Mann mit hielilehten Fahrzeugen und hundertzwanzig Gefhrten von Palos, einem unbedeutenden Hafen Andalusiens, ab und erreichte bald die kanarischen Inseln. Auf diesen versah er sich mit frischem Wasser, und nun ging es getrost in die unendliche, noch nie be-fahrene Wasserwste. Allein mit jedem Tage der lang sich hinziehenden Fahrt minderte sich die Hoffnung, und wuchs die Ungeduld der Matro-fett, obgleich ihnen Columbus klglich verschwieg, wie ungeheuer groß die zurckgelegte Meilenzahl sei. Dazu raubten mancherlei seltsame Er-scheinungen ihnen vollends den Mut und erfllten sie mit banger Furcht. Das Meer fing nmlich an, einer Wiese zu gleichen (das s. g. Sargasso Meer^die ganze Oberflche war so dicht mit Tang bedeckt, da die Schiffe fast im Laufe aufgehalten wurden. Nichts schien ihnen ge-wisser, als da Columbus sie hier einem unvermeidlichen Untergange entgegen fhre. So haben die Matrosen gewi manchen groen Schrecken erlebt, aber die bekannte Erzhlung, in ihrer Verzweiflung htten sie den Fhrer der Bord werfen wollen und nur durch die Bitten des groen Mannes bewegt, demselben eine Gnadenfrist von drei Tagen gegeben, ist lngst als ungeschichtlich erwiesen. Endlich zeigten sich die Vorboten des Landes. Die Tiefe des Meeres nahm ab, Rohr und Baumste schwammen auf sie zu, und Landvgel flogen auf die Masten. Die Sonne war eben untergegangen. Noch sah man nichts; aber Columbus lie die Segel hissen, um nicht etwa bei Nacht auf Klippen zu stoen. Am anderen Tage es war am Nach-mittag des 12. Oktobers bemerkte man das erste Land, und pltzlich erscholl vom Mastkorbe herab der freudige Ruf: Land! Land!", und Thrnen der Freude strzten allen aus den Augen. Ein Kanonenschu verkndete den beiden anderen etwas zurckgebliebenen Schiffen die herrliche Entdeckung. Mit Sehnsucht erwarteten alle den kommenden Tag. Endlich rtete sich im Osten der Himmel und siehe! da lag vor ihrem staunenden Blicke ein lieblich grnendes Eiland, vom Glnze der aufgehenden Sonne erhellt; und mit rauschender Musik, fliegenden Fahnen und anderem feierlichen Geprnge ruderten die glcklichen Abenteurer nach einer mhevollen Meerfahrt von 71 Tagen frhlich Welters Weltgesch. Ii. 30. Aufl. in

9. Geschichte des Mittelalters - S. 291

1883 - Münster : Coppenrath
291 deren Fürsten standen, welche sie Kctziken nannten. Einer derselben lie sich auf einem Tragsessel von vier Indianern herbeitragen, war aber brigens nackt wie die andern. Mit Erstaunen betrachtete er das Innere eines der fremden Schiffe. Auch hier gaben die gutmtigen Indianer Goldbleche in Menge fr glnzende Kleinigkeiten hin. Jetzt wnschte Columbus nach Europa zurckzukehren, um dem K-nige die Nachricht von seiner glcklichen Entdeckung zu berbringen. Auch hielt er sich fr weitere Entdeckungsfahrten zu schwach, indem eines seiner Schiffe bei Hayti gestrandet war, und das zweite sich von ihm ge-trennt hatte. Vor seiner Abreise lie er von den Trmmern des ge-strandeten Schiffes eine kleine Festung (Fort) bauen, die er Navidad nannte. Die gutmtigen Indianer halfen selbst Balken und Bretter zu ihrer Zwingburg herbeitragen. In dieser lie er acht und dreiig Spanier zurck. Auch hatte er noch zuvor, um den Indianern einen recht hohen Begriff von seiner Macht beizubringen, seine Spanier eine glnzende Waffenbung anstellen lassen, welcher die Wilden voll Verwunderung zusahen. Als auf einen Wink pltzlich die Gewehre losbrannten, gerieten sie auer sich vor Entsetzen. Und kaum hatten sie sich von ihrer ersten Angst erholt, als er eine Kanone abfeuern lie, deren Kugel einen Teil des gestrandeten Schiffes donnernd zerschmetterte. Da strzten sie vor Angst zu Boden. Jetzt mochte es ihnen wohl scheinen, da die fremden Gste hhere Wesen seien. Nachdem Columbus seiner kleinen Kolonie weise Verhaltungsbefehle gegeben und sie zu einem milden und freundlichen Betragen gegen die Indianer ermahnt hatte, segelte er am 4. Januar 1493 zurck. Whrend der Rckfahrt aber brach ein frchterlicher Sturm los, der den khnen Seglern den Untergang drohete. Columbus, mehr auf die Erhaltung seiner Entdeckung, als seines Lebens bedacht, schrieb rasch seine ganze Fahrt auf eine Pergamentrolle und warf diese, in einer wohlverpichten Tonne verschlossen, ins Meer, hoffend, da die Wogen sie wohl irgendwo ans Land treiben wrden. Allein die Vorsehung wollte, da er selbst der Herolb seiner gelungenen Unternehmung werbe. Der Sturm legte sich, die Fahrt ging glcklich weiter, und er lief am 15. Mrz unter dem Donner des Geschtzes, unter dem feierlichen Gelute aller Glocken und unter dem tausendstimmigen Jubel der am Strande versammelten Volksmenge triumphierend in den Hafen von Palos ein. Von hier 19*

10. Geschichte des Mittelalters - S. 294

1883 - Münster : Coppenrath
294 borene als Sklaven gab, die nun ihr frheres Eigentum fr ihre grau-samen Herren bebauen muten. Die Feinde des Columbus waren unterdessen nicht mig gewesen. Eben jetzt kam ein neuer Bevollmchtigter, mit Namen B^bl.dilla, der vom Könige mit unumschrnkter Gewalt versehen war, die gegen den Entdecker angebrachten Klagen zu untersuchen. Jener Mann, auch ein persnlicher Feind des Angeklagten, befahl, auf die Aussage einiger nichtswrdigen Zeugen hin, den Columbus zu verhaften und in Ketten zu legen. Aber die Ehrfurcht vor dem gewaltigen Genuesen war so groß, da sich niemand zu..dem Schergendienste hergeben wollte; endlich legte ein elender Mensch Hand an seinen ehemaligen Gebieter. So wurde der groe Seefahrer nebst seinen beiden Brdern ohne Verhr, ohne Angabe der Grnde, berwiesenen Verbrechern gleich, in Ketten der denselben Ocean zurckgefhrt, den sie zur Entdeckung eines neuen Erbteiles zuerst durchfahren hatten. Als das Schiff nicht mehr weit von der spanischen Kste war, trat der Befehlshaber zum Columbus, um ihm die Fesseln abzunehmen. Allein Columbus litt es nicht; ganz Spanien sollte sehen, wie man den Entdecker einer neuen Welt belohne. Der König berzeugte sich bald von seiner Unschuld. Er nahm ihn gtig auf, versicherte ihn, da seine Mihandlung nicht sein Wille gewesen sei und lie Bobadilla sogleich abrufen. Jedoch blieb noch immer ein geheimes Mitrauen in dem Herzen des Kniges zurck. Es wurde nicht Colum-bus, sondern ein anderer zum Statthalter der neu entdeckten Lnder er-nannt. Auch lie man ihn zwei Jahre vergeblich um eine Flotte bitten. Die vierte Fahrt des Columbus. Am 9. Mrz 1502 unternahm Columbus die vierte Fahrt. Als er auf der Rhede von Hayti anlangte, verweigerte der schndliche Befehlshaber dem Entdecker der Insel sogar die Landung. Er segelte deshalb von da weiter in den Meerbusen von Mexico und suchte sich nun eine Durchfahrt lngs der Landenge von Darien in die Sdsee. Aber die gehoffte Durchfahrt fand sich nicht; eines seiner Schiffe ging sogar im Sturme unter. Endlich er-reichte er nach vielen Gefahren und Widerwrtigkeiten Jamaika. Hier strandeten auch seine brigen Schiffe, und die ganze Schiffsgesellschaft befand sich auf der Insel zwischen wilden Menschen in der uersten Not. Da unternahmen zwei seiner Gefhrten, Mendez und Fiesko, ein khnes Wagstck. Sie ruderten in zwei ausgehhlten Baumstmmen zehn Tage lang durch die wogende See, erreichten glcklich Hayti und
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