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1. Geschichte des Mittelalters - S. 43

1883 - Münster : Coppenrath
43 Tempel daselbst, diekaaba, erblich besa. Wunderba:e Sagen knpfen sich an dieses Heiligtum. Hier wird ein schwarzer Stein aufbewahrt und verehrt, welchen Gott aus dem Paradiese mit Adam auf die Erde geschickt, während der Sndflut wieder zu sich genommen und dem Abraham, als er jenen Tempel zu Mekka bauete, durch den Engel Gabriel zurckgegeben haben soll. Zu diesem Heiligtume wallfahrten die Araber seit undenklichen Zeiten. isiknmiil gehen die Pilger mit schnellen Schritten um die Kaaba, siebenmal kssen sie den Stein und werfen siebenmal Steine in das Thal Mina. Diese Gebruche haben sich bis jetzt erhalten. Mohammeds Eltern starben frh. Sie hinterlieen ihm eine unbe-deutende Erbschaft. Nun nahm der Grovater den sechsjhrigen Knaben zu sich, und drei Jahre spter sein Obeim Abu Talih. Dieser war ein thtiger Kaufmann, der in seinen Geschften weite Reisen machte, auf welchen ihn sein Zgling begleitete. Der feurige Knabe wuchs indes in voller Schnheit zum Jnglinge heran und zog aller Augen auf sich. Sein majesttisches uere, die Wrde und Hoheit, die in seinen Mienen lagen, das Feuer, welches aus seinen schwarzen Augen blitzte, die Freundlichkeit im Umgange, seine hin-reiende Beredsamkeit zogen aller Augen auf ihn und lieen den knftigen Herrscher ahnen. Vom fnf und zwanzigsten bis zum vierzigsten Jahre fhrte er mit groer Thtigkeit und Treue die Handelsgeschfte einer xeichenmitwe. namens Cbadidia. Aus Dankbarkeit gab diese ihm t ljre Hand und machte ihn dadurch zu einem reichen Kaufmanne. In \fttn Geschften hatte er oft weite Reisen gemacht, mit Karawanen ferne Lnder durch? gen und die Menschen und ihre Sitten fleiig beobachtet. Mit tiefem Schmerze sah er den Verfall vaterlndischer Sitten und die Zwistigkeiten der Stmme untereinander. Da trieb ihn sein Geist in die Wste. Ganze Tage brachte er in dsteren Hhlen und Felsenklften zu. Dort in stiller Einsamkeit, verloren sich seine Gedanken in Grbeleien der Religionsgegenstnde. Den Glauben seines Volkes, welches die erschaffenen Werke als Götter anbetete, erkannte er bald als Thorheit. Die mosaische Lehre war ihm zu engherzig und feindselig. Auch die christliche Religion sprach ihn nicht an; denn ihren wahren Geist hatte er nicht gefat Er hatte sie auf seinen Reisen bei den Griechen in Klein-fte^t kennen gelernt, dort aber leider nur pefu"* Reu^onsstreitigkeiten^ nicht aber -bei: Geist christlicher Liebe und Dulb 'amfetf gefu rde-rt. Dem-

2. Geschichte des Mittelalters - S. 62

1883 - Münster : Coppenrath
62 cuiti, Paulus Diaconus, Einhard) lebten an seinem Hofe und genossen seiner Achtung und Freundschaft. Hufig kam er mit ihnen in der ungezwungensten Weise an seinem Hofe zusammen, um in ihrer Ge-meinschaft bald die Wissenschaften, bald die Knste zu pflegen. Er selbst besa fr die damaligen Zeitverhltnisse ein reiches Wissen; auer seiner Muttersprache war er des Lateinischen mchtig und verstand selbst das Griechische. der alles freilich ging ihm die Muttersprache, welche er sogar durch Anfertigung einer Grammatik, die er selbst besorgte, im Gebrauche der Deutschen zu heben suchte. Auch hat Karl die alten deutschen Heldenlieder sammeln lassen, doch ist diese wertvolle Zusammenstellung spter leider spurlos verloren gegangen. Wegen seiner eigenen Liebe zu geistiger Ausbildung wollte der Kaiser auch bei seinen Unterthanen diese nach Krften gepflegt sehen. Durch seine Freunde und andere gelehrte Männer stiftete er viele Schulen, um dem Erziehungswesen auf-zuhelfen. Er achtete mehr auf erworbene Kenntnisse, die auch den rmsten adeln, j als auf ererbte Standesvorzge. Darum besuchte er, wo er nur immer konnte, die Schulen selbst, um mit eigenen Augen zu sehen, ob auch seinen Vorschriften entsprochen wrde. Einst fand er bei einem solchen Schulbesuche, da die Shne der Vornehmen den anderen Kin-dern an Flei und Fortschritten weit nachstanden. Diese muten sich zu seiner Rechten, jene aber zu seiner Linken stellen. Dann sagte er zu den armen, aber fleiigen Schlern im liebreichsten Tone: Ich danke euch, meine Kinder, ihr habt ganz meinen Wnschen entsprochen, euch selbst zur Ehre und zum bleibenden Nutzen." Zrnend wandte er sich hierauf an die vornehmen, aber trgen Knaben, mit den drohenden Worten: Ihr aber, ihr Shne der Edelen, ihr feinen Pppchen, die ihr euch der Trgheit und dem Miggange berlieet und meinen Befehlen unge-horsam gewesen seid, trotzet nur nicht auf den Stand und den Reichtum eurer Eltern; denn wisset, Nichtswrdige haben bei mir weder Rang noch Ehre. Und werdet ihr nicht fleiige Schler, so soll keiner von euch wieder vor meine Augen kommen. Beim Könige des Himmels, ich werde euch bestrafen, wie ihr es verdient!" Mit ganzer Seele hing Karl am Christentums. Deshalb sorgte er sehr fr gute Geistliche und unter-sagte diesen alles, was mit der Wrde ihres Berufes sich nicht vereinigte. Neue Bistmer, Kirchen und Klster wurden gegrndet und reichlich ausgestattet. Die Klster insbesondere frderten innerhalb ihrer stillen Mauern nicht nur den Unterricht der Jugend, sondern sorgten auch fr Arme und Kranke und nahmen Reisende gastfreundlich auf; Gasthfe

3. Geschichte des Mittelalters - S. 10

1883 - Münster : Coppenrath
10 welchen die Familie bewohnte, von dem anderen unterscheiden lie, worin die Haustiere und die Feldfrchte untergebracht waren. Die Bauern-Huser des westflischen Mnsterlandes geben auch heute noch ein treues Bild von den Wohnungen unserer Ahnen. Rings um das Haus lagen Garten und Feld. Die Sorge um das Hauswesen und die Bestellung des Ackers fhrten aber nicht der Mann oder seine erwachsenen Shne, son-dern diese war den Frauen, Greisen und den zum Kriege Untauglichen berlassen. Die so getrennten Hfe waren durch die Rechte der Gastfreundschaft, die bei keinem Volke hher geschtzt wurden, auf das engste mit einander verbunden. Freundlich wurde der Fremde, wer er auch war, aufgenommen und erquickt; jeder gab, was er hatte. War der Vorrat verzehrt, so wurde der, welcher noch eben Wirt war, der Begleiter seines Gast-freundes, und ungeladen traten beide in das nchste beste Haus. Nicht zufrieden, den Gast bewirtet zu haben, schenkte mau ihm gutmtig beim Abschiede, was er wnschte, eben so unbefangen von ihm fordernd, was man mochte. Unbekannt mit allen das Leben verschnernden Knsten durchstreiften unsere Vorfahren in den Zeiten des Friedens jagend Berg und Thal, umhangen mit den Fellen wilder Tiere, den Siegeszeichen ihrer Jagden. Das Leben in der freien Natur bei einfacher Kost, strkte ihre Glieder und lie ihre Krper zu jener Flle der Gre und Kraft emporblhen, welche die anderen Völker staunend bewunderten. Der ehrbaren und streng sittlich lebenden Eltern Gesundheit ging auch auf die Kinder der. Halbnackt wuchs der Knabe ohne feinere Erziehung heran. Hufiges Baden in Flssen zu jeder Jahreszeit sthlte seine jungen Glieder. Frh folgte er dem Vater auf die Jagd, und von der Zeit an war des Vaters Leben des Knaben Beispiel. Zum Jnglinge gereift, ward er in die Versammlung seiner Stammesgenossen gefhrt, mit Schild und Lanze bewaffnet, und feierlich zum wehrhaften Mitglieds der Gemeinde aufgenommen. Das war ihm der schnste Tag des Lebens. Nie, selbst im Tode nicht, trennte er sich von seinen Waffen. Wehr und Mann waren gleichbedeutend. Bewaffnet erschien er zum Feste, bewaffnet in der Versammlung der Gemeinde. Waffen gab er selbst seiner Braut zum Geschenke, damit die knftige Gefhrtin des Lebens das Teuerste mit ihm teile. Krieg war die liebste Beschftigung der germanischen Völker, von Krieg, von Wehr und Waffen wurden in den ltesten Jahrhunderten

4. Geschichte des Mittelalters - S. 15

1883 - Münster : Coppenrath
io seiner Donnereichen die geweihten Opfer. Auf der Hhe von Dornburg an der Saale soll sein Felsenaltar gebauet gewesen sein. Ein anderer Sohn des hchsten Gottes war Ziu. oder Tiu, der Gott des Krieges, nach welchem spter der Tiunstag, Dienstag, benannt ist. Der liebliche Gott des Frhlings war der unschuldige Balder, während Loki den Jnbe-griff alles Bsen bildete. Wodans Gemahlin war Nerthus oder Hertha, die Beschtzerin des Hauses und des Familienlebens. Der Hauptsitz ihrer Verehrung war auf einer Insel im nrdlichen Meer. Hier lag nach Tacitus ein heiliger Hain an einem stillen Waldsee, hier erschien sie zu gewissen Zeiten in leibhafter Gestalt, hier stand auch ihr Wagen, mit Teppichen reich behangen, mit geweihten Khen bespannt. Von Priestern in tiefer Ehrfurcht begleitet wurde der Gttin Gespann durch die deut-scheu Lnder umhergefhrt. Freude und Glckseligkeit herrschte dann aller Orten. Es ruhte jede Fehde, bis die Priester die erhabene Gttin in ihr Heiligtum zurckfhrten. Sie badete alsdann in dem See und verschwand wieder. Welche Insel gemeint sei, und wo der See der Gttin gelegen, ist uns unbekannt; frher deutete man ein zirkelrundes Becken auf der Insel Rgen, von mosigen Hgeln umkrnzt, von ur-alten Buchen beschattet, gern als den s. g. Herthasee. Als Gttin der ehelichen Liebe und Freundschaft verehrten sie die Freia. Auf einem mit Katzen bespannten Wagen fhrt sie durch die Lfte, eine riesengroe Gestalt, welche die Milchstrae als Halsschmuck trgt. Als die ursprnglich jdische Einrichtung der siebentgigen Woche spter auch bei den Germanen Eingang fand, wurden den Gottheiten die Wochentage geheiligt und zum teil nach ihnen benannt. Der erste hie von der Sonne Sonntag, der zweite vom Monde Montag (eigentlich Mondtag); der dritte von dem Kriegsgotte Ziu oder Tiu Tiunstag oder Dienstag;- der vierte (Mittwoch) vom Guodan Guo-d ans tag, d. i. Gunstag; der fnfte vom Thor oder Donar Donnerstag ; der sechste von Freja Fr eitag; fr die Bezeichnung des siebenten Tages behielt man nach dem lateinischen Namen dies Saturai die Form Sater-tag, daneben nannte man ihn nach seinem anderen Namen dies Sabbati auch Sabbatstag oder Samstag.*) Auer den genannten Hauptgttern, den Asen. welche in Asenheim wohnten, verehrten die Germanen auch eine Unzahl anderer hherer *) Die Wrter Satertag statt Samstag, und Gunstag statt Mittwoch, d. i. der mittlere Tag der Woche, sind in der niederdeutschen Sprache noch jetzt blich.

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 186

1881 - Münster : Coppenrath
186 kennzeichnete seine eigene Hofhaltung und seine gesamte Verwaltung. Die so gewonnenen bedeutenden Mittel sammelte er teils zu einem Staatsschatze an, teils verwendete er sie auf die Frderung seines Landes und die Ber-greruug seines Heeres. Friedrich Wilhelm I. gehrt zu den Hauptbegrn-dern der preuischen Kriegsmacht, denn trotz des geringeren Umfanges seines Reiches brachte er die Zahl der Truppen von 40 000 auf mehr denn 80 000. Unter seiner eigenen Leitung und durch die tchtigsten Generale wurden diese Truppen so vortrefflich geschult, da sie bald den Ruhm eines Musterheeres erlangten. Eine seltsame Liebhaberei hatte der König fr sein Regiment der Leibgrenadiere. Dieses bestand aus mglichst langen Leuten, s. g- Riesen, die durch seine Werbeoffiziere fr groe Geldsummen, bisweilen aber auch durch gewaltthtige Mittel aus aller Welt zusammengebracht wurden. Der Lndererwerb, welchen der König seinem Staate zufgte, war nicht unbedeutend. Im Frieden von Utrecht 1713 wurde ihm der Be-sitz von Ober-Geldern besttigt und im Stockholmer Frieden 1720, wodurch der nordische Krieg, au dem schlielich auch Preußen teilgenommen hatte, beendigt wurde, bekam er die Oder-Inseln, Usedom und Wollin, und Bor-Pommern bis zur Peene. Ju diesen neuen und in den alten Besitzuu-gen wurde der Ackerbau krftig untersttzt, Handel und Gewerbe gefrdert, das Schulwesen mit groer Sorgsalt gepflegt und namentlich auch eine treffliche Rechtspflege gebt. Das Familienleben dieses Kniges ist durch das arge Zerwrfnis zwischen Vater und Sohn, dem spter so berhmten Friedrich Ii., leider geraume Zeit schmerzlich getrbt worden, doch fanden sich schlielich diese beiden so sehr verschiedenen Naturen noch in herzlicher Liebe zusammen. König Friedrich Ii., der Groe (17401786). Friedrichs Jugendjahre. Am 24^Javuar des Jahres 1712 wurde dem Könige Friedrich Wilhelm I. ein Sohn geboren, welcher in der h. Taufe den Namen Karl Friedrich erhielt, doch nannte man nach der schlichten Weise des Vaters den Kleinen bald nur Fritz. Da der Knabe sehr zarter Gesundheit zu sein schien, so war es ein Glck, da er den sorgsamsten Hnden zur Pflege und zur Erziehung bergeben wurde. Die ersten Jahre vergingen in harmlosem Spiel mit seiner Schwester Wlhelmine, welcher der stille, fast schwermtige Prinz in zrtlicher Liebe zugethan war. Dabei schien sich Friedrich doch aber ganz hach dkm Wunsche seines soldatischen Vaters zu entwickeln, und als er gar einstens der Schwester, welche ihm ansann, mit ihren Blumen zu spielen, antwortete: Gut Trommeln ist mir besser als Spielen und lieber als Blumen," war der Vater so erfreut, da er die Scene von seinem Hofmaler darstellen lie.

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 188

1881 - Münster : Coppenrath
188 Katte vereitelte das ganze Vorhaben. Denn eben dieser Brief, der den ganzen Psan des Prinzen enthielt, wurde dem Könige in Frankfurt a. M. bergeben! Der Zorn des Vaters war furchtbar. Er befahl, den Prinzen gefangen zu nehmen und ihn auf eines der Schiffe zu bringen, womit die Reise den Rhein abwrts fortgesetzt werden sollte. Beim Wiedersehen von Vater und Sohn konnte dieser nur mit Mhe den Hnden des erzrnten Kniges entrissen werden. Dem Prinzen wurden sein Degen und seine Papiere abgenommen, und dann setzte er unter strengster Aufsicht zusammen mit seinem Vater als Staatsgefangener die traurige Reise nach Verlin fort. Der König war fest gewillt, den Prinzen, welchen er beschuldigte, als schimpflicher Deserteur der ganzen Armee ein gefhrliches Beispiel gegeben zu haben, sogar mit dem Tode zu bestrafen. Vorlufig schickte er ihn ins Gefngnis nach Kstrin. und in der That wurde der Prinz dem Befehle des Vater^gemassdrt anfnglich aufs strengste behandelt. Er wurde eingeschlossen gehalten, mute der Bcher und seiner lieben Flte, Feder und Dinte, ja beim Essen gar Messer und Gabel entbehren. Das Kriegsgericht, welches dem Kronprinzen sein Strafma oder nach des Knigs Willen selbst die Todesstrafe verhngen sollte, weigerte sich, ein Urteil der den Prinzen zu fllen, und auch auswrtige Hfe legten ihre Frbitte fr Friedrich bei dessen Vater ein. So entging der Prinz freilich dem uersten, sein Mitschuldiger Katte aber wurde auf Befehl des Monarchen in Kstrin enthauptet, nachdem der Prinz mit zerrissenem Herzen von seinem Fenster ans den Freund hatte zur Richtsttte führen sehen. Der Lieutenant Keith war einer Bestrafung durch rechtzeitige Flucht nach England entgangen. Er>t allmhlich trat fr den Prinzen eine Erleichterung seiner Haft ein. Er durfte dann die Gefngniszelle zum freieren Verkehr in Kstrin verlassen, doch mute er vorlufig noch auf der Festung verbleiben und aus der dortigen Kriegs- und Domainen-Kammer arbeiten. Hier ent-wickelte er einen groen Eifer und sowohl hierdurch, wie durch die stets wachsende Nachgiebigkeit gegen die Wnsche seines Vaters entwaffnete er den Unmut desselben mehr und mehr. Wie groß aber war der Jubel der ^einigen, als bei Gelegenheit der Vermhlung der Prinzessin Wilhelmine auch der Kronprinz zu einem ersten Besuche wieder nach Berlin kommen durfte! selbst der streuge König war durch die vorteil-haste Vernderung seines Sohnes freudig berrascht. Als dieser gar

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 187

1881 - Münster : Coppenrath
187 Aber bald urteilte der König anders der den Kronprinzen. Friedrichs Geist entwickelte sich frh und glnzend; eine glhende Liebe zu den Wissenschaften und Knsten erfllte sein Inneres und lie bald eine tiefe Kluft zwischen dem Sohne und dem Vater erscheinen, dem solches bei seinem nchternen, praktischen Wesen als nutzlose Tndelei erschien. Dazu mihagte dem Prinzen die karge Sparsamkeit des Vaters; er gab gern und reichlich, wie zur Linderung der Not Hlfsbedrftiger, so fr seine eigenen Neigungen, die sich auf Ankauf von Bchern und von Kunstgegenstnden, aber auch auf die Beschaffung einer reichen und glnzenden Kleidung erstreckten. Den Liebhabereien des Vaters, der sich der Tag mit der Besichtigung der Truppen befate und des Abends gern in dem berhmten sogenannten Tabaks - Kollegium vergngte, schien der Prinz wenig Geschmack abzugewinnen und er lie solches oft deutlich genug in seinen Mienen lesen. Darber schalt dann der König, der sich uerte, der Prinz sei hochmtig und habe zu nichts Lust, als seinem eigenen Kopfe zu folgen. Vollends verdro den Vater die Liebe des Sohnes zur Musik und namentlich zum Fltenspiel und seine Bewunderung, welche er der Dichtkunst zollte. In solchem Unmute uerte er einstens: Fritz ist ein Querpfeifer und Poet, er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben." In den Augenblicken solcher Verstimmung, welche den König bei seinem heftigen Wesen um so mehr ergriff, als er frchtete, Friedrich wrde dem Kriegsruhme seiner Ahnen abtrnnig werden, lie sich der Vater selbst zu argen Mihandlungen des Prinzen hinreien. Oft brach dieser hierber in bittere Klagen gegen die Schwester aus und verschwieg selbst n'cht, da er gewillt sei, einer solchen Behandlung auf die eine oder die andere Weise ein Ende zu machen. Er dachte aber dabei daran, sich seinem Vater durch die Flucht zu entziehen. Es war im Jahre 1730, als König Friedrich Wilhelm I. eine Reise nach Sddeutschland machte und dem Kronprinzen befahl, ihn auf dieser Zu begleiten. Dieses erachtete der Prinz fr eine gnstige Gelegenheit, seinen Fluchtplan endlich zur Ausfhrung zu bringen. Zu diesem Zwecke setzte er sich mit zwei befreundeten Offizieren, dem Lieutenant y njfatt.e, in Berlin und dem Lieutenant von Keitli in Wesel, ins Einvernehmen, "^on^insheim, zwischen Deilbronn'und Heidelberg, sollte die Flucht vor sich gehen, und beide Freunde" hatten den Auftrag, ihm dabei behlflich Zn sein. Eine ungenaue Adresse auf einem Briefe an den Lieutenant

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 235

1881 - Münster : Coppenrath
I 235 Der König wurde noch einmal verlangt. Er erschien, und ihm entgegen hallte das tausendstimmige Geschrei: Nach Paris, nach Paris!" Ja, meine Kinder," erwiderte der König, ich will nach Paris gehen, aber nicht anders, als in Begleitung meiner Frau und Kinder." Hoch lebe der König!" schrie nun wieder der Pbel. Dann erschien auch die Knigin wieder auf dem Balkon, gefhrt von Lafayette. Der König stellte sich aus Besorgnis nahe hinter sie. Vor dem Getse und dem Lrm der Menschenmasse konnten keine Worte gehrt werden, man mute zu den Augen reden. Lasayette nherte sich der Knigin und kte ihr im Angesichte des Volkes die Hand. Man erstaunte anfangs der diese Handlung, sie wurde aber bald erklrt, und die herrschende Stille durch heftiges Beifallklatschen und wiederholtes: Hoch lebe die Knigin! Hoch lebe der General!" unterbrochen. Schon nm 1 Uhr nach Mittag setzte sich der Zug in Bewegung. Welch ein Zug! Voran wurden die blutigen Kpfe der gemetzelten Leibgarden als Trophen auf hohen Stangen getragen; die noch brig gebliebenen Garden schleppte der Pbel gleich Gefangenen in seiner Mitte. Dann folgte der Wagen, in welchem der König, die Knigin, ihre beiden Kinder und des Knigs Schwester, Elisabeth, saen, und zu beiden Seiten wogte eine ungeheure, lrmende Volksmenge. Einige grinzten nach dem Wagen hin und schrieen: Da bringen wir euch den Bckermeister samt Frau und Lehrjungen!" als ob die Rckkehr der machtberaubten Familie die Brotteuerung in Paris wrde heben knnen! Hinter dem Wagen wurden mehre Kanonen gefhrt; Weiber saen auf den Lafetten und trugen Brot und Fleisch auf Bajonetten und Piken. Berauschte Männer und Weiber ritten durcheinander, der ganze Weg. war von den Einwohnern der benachbarten Drfer besetzt und so voll Menschen, da die kniglichen Wagen oft halten muten. Erst nach sechs Stunden der Schmach und Angst langte Ludwig vor der Barriere (Schlagbaum) von Paris an, wo ihn der Maire (Brgermeister) empfing und den schnen Tag pries, welcher den König von Frankreich der Hauptstadt wiedergebe. Der Konig erwiderte: er sei mit Vergngen ge-kommen, und die Knigin: sie trete mit Vertrauen in die gute Stadt. Nach diesen gegenseitigen Frmlichkeiten wurde dem gedemtigten Fürsten erlaubt, sich nach dem Palaste der Tuilerien zu begeben, in welchem kann: die ntigen Anstalten zur Ausnahme der kniglichen Familie getroffen waren.

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 249

1881 - Münster : Coppenrath
249 Alan mich anklagt; ich verzeihe den Urhebern meines Todes und bitte Gott, da das Blut, welches ihr jetzt vergieen wollet, nie der Frank-reich komme. Und du, unglckliches Volk.. .!" Diese letzten Worte mrben von dem Getse aller Trommeln verschlungen, die auf Santerres Befehl zu wirbeln begannen. Sogleich ergriffen die Henker ihr Opfer und fhrten es unter das Fallbeil. Der Beichtvater kniete neben ihm und rief ihm die Worte zu: Sohn des heiligen Ludwig, steige hinauf gen Himmel!" Da fiel das Beil, und das Haupt des Kniges wurde vom Rumpfe getrennt. Einer der Henkersknechte hob es empor und zeigte es dem Volke, während von allen Seiten das Geschrei: Es lebe die Nation! Es lebe die Freiheit!" ertnte. So ward von Frankreich, wie frher von England, das Verbrechen eines durch himmelschreienden Richterspruch verhngten Knigsmordes vollfhrt. Hinrichtung seiner Gemahlin und Schwester. Am 16. Oktober 1793 wurde auch Maria Autoinette, die einst allgebietende Knigin von Frankreich, Maria Theresias Tochter, Schwester zweier Kaiser und eines noch lebenden Kaisers Muhme, wie eine gemeine Verbrechern!, mit rckwrts gebundenen Hnden, auf offenem Karren nach dem Richtplatze gefhrt. Dasselbe Schicksal hatte am 10. Mai 1794 Ludwigs tugendhafte Schwester, die Prinzessin Elisabeth. Mit der Ruhe einer Heiligen stand sie am Fue des Schafotts, wartend, bis fnf und zwanzig andere vor ihr hingerichtet waren. Das Schicksal seiner Kinder. Das traurigste Los aber traf den kleinen Dauphin. Trotz seines unschuldsvollen Alters beschlo tnatt den Tod dieses Kindes, und zwar durch ein Mittel, gegen welches gewhnlicher Mord eine Handlung des Mitleides ist. Der Prinz wurde den Armen seiner Eltern entrissen und dem verworfensten Bsewichte bergeben, den die Gemeinde von Paris unter der Rotte der Jakobiner finden konnte. Simon hie dieser, ein Schuster, der, als man ihm das Kind gab, mit grinzender Miene fragte: Und was ist beschlossen der den jungen Wolf? Er wurde zum Hochmute erzogen, ich aber werde ihn schon mrbe machen!" So gelang es diesem Ungeheuer, durch die grbsten Mihandlungen die zarte Blte zu knicken. Der Dauphin starb am 8. Juni 1795, erst acht Jahre alt. Glcklicher war Ludwigs Tochter, der einzige noch brige Sprling dieser unglcklichen Familie. Sie wurde am 19. Dezember 1795, gerade an ihrem siebenzehnten Geburtstage, aus ihrem Gefngnisse entlassen und an sterreich gegen ge-

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 66

1881 - Münster : Coppenrath
66 Kirche genannt und weicht in einzelnen Teilen sowohl von der lutherischen als reformierten ab. Diejenigen, welche sich ihren Neuerungen nicht fgen wollten, wurden von ihren Posten verjagt, andere mit harter Geldstrafe oder Gefangenschaft belegt, in welcher die Opfer ihrer Ver-folgungswut nicht selten einen traurigen Tod fanden. Allmhlich legte sich der Widerstand vor der unerbittlichen Strenge der Knigin, und die meisten wechselten, nun schon zum dritten Male, die Religion nach den Launen der Gebieter. Maria Stuart, Knigin von Schottland. Der schwrzeste Punkt in Elisabeths Leben ist ihr Betragen gegen ihre unglckliche Verwandte, Maria Stuart, Knigin von Schottland. Diese war erst acht Tage alt, als ihr Vater, Jakob V., starb (1542) und ihr das Reich hinterlie. Wegen innerer Unruhen fhrte ihre Mutter sie als fnfjhriges Kind nach Frankreich, wo sie am Hofe der Knigin Katharina von Medici erzogen wurde. Herrlich entfaltete sich hier unter der sorgfltigsten Er-ziehung der schne Keim, und sie ward bald wegen ihrer Schnheit und Herzensgte der Gegenstand allgemeiner Liebe und Verehrung. Kaum sechzehn Jahre alt, wurde sie mit dem Dauphin, dem nachmaligen Könige Franz Ii., vermhlt. Es war die glcklichste Zeit ihres Lebens. Dichter priesen wetteifernd die bezaubernde Anmut, den Geist und die Talente der jungen Knigin und sahen einer langen Verkettung von Glckseligkeiten fr sie entgegen. Allein diese Tuschung schwand bald. Schon nach achtzehn Monaten starb ihr kniglicher Gemahl; und als die junge Witwe kurz nachher auch ihre Mutter verlor, entschlo sie sich, nach Schottland zurckzukehren. Hier war während der Regierung der Knigin-Mutter die Ghrung der Gemter aufs hchste gestiegen. Johann Knox, ein schwrme-tisch er Anhnger Calvins, hatte durch seine heftigen Predigten das Volk zu solcher Glaubenswut entflammt, da es die katholischen Kirchen plnderte und die Priester mihandelte. Damals schon war Elisabeth geschftig, die Flamme des Aufruhres zu nhren. Sie wute, da die Wnsche und Hoffnungen der Katholiken in England auf Maria gerichtet waren, da diese, als Enkelin der ltesten Schwester Heinrichs Viii., auch als die rechtmige Knigin Englands erschien. Zu der Eifersucht, welche Elisabeth als herrschschtige Knigin und als eitle Frau gegen die gefhrliche Thronbewerberin und gegen das schnere Weib empfand, gesellte sich noch Religionsha. Darum beschlo sie, ihre knigliche Ver-
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