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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 169

1861 - Münster : Coppenrath
169 — zog er sich nach Halberstadt zurück, wo er in Folge seines zügellosen Lebens starb (im Mai 1641). Schlacht bei Arcitenfctd (1642). — Nach Baner's Tode kam Torstenson mit Geld und frischen Truppen aus Schwe- den herüber. Von zartester Kindheit an war er als Edelknabe um Gustav Adolf gewesen, unter welchem er auch das furcht- bare Kriegeshandwcrk erlernt hatte. Obschon er im besten Mannesalter sehr an der Gicht litt, so machte er dennoch die beschwerlichsten Winterfeldzüge mit reißender Schnelligkeit und ertheilte vom Tragsessel oder aus der Sänfte seine Befehle. Von Lüneburg aus zog er durch Brandenburg nach Schlesien, eroberte Großglogau und schlug am 31. Mai 1642 bei Schweid- nitz die Kaiserlichen unter dem Herzoge Franz von Sachsen- Lauenburg, der einst General der Schweden war. Dann drangen die Schweden in Mähren ein, eroberten Ollmütz und streiften nun keck, das feste Brünn zur Seite lassend, bis tief in Oester- reich; ja sechs Reiter wagten sich bis an die Wiener Donau- brücke; sie wurden aber gefangen und in die Stadt gebracht, wo sie durch ihre sonderbare Tracht, Haltung und Sprache der zusammengelaufenen Menge ein seltsames Schauspiel gewährten. Bei der sichtbaren Gefahr der Kaiserstadt eilte schnell das kaiser- liche Heer unter dem Erzherzoge Leopold Wilhelm und Picco- lomini herbei und drängte die Schweden nach Sachsen zurück. Bei Breitenfeld aber, irr der Nähe von Leipzig, auf Gustav Adolfs Siegesfeld über Tilly, gewann Torstenson am 2. No- vember 1642 einen glänzenden Sieg über die Kaiserlichen, rückte in Folge dessen neuerdings in Mähren und forderte auch den Fürsten von Siebenbürgen, Georg Nägoczp, auf, ihm die Hand zu bieten und die Pforte zum Bruche zu mahnen. Torsten- son's Riesenplan war, gerade auf Wien loszugehen und dem Kaiser in seiner eigenen Hauptstadt den Frieden vorzuschreiben. Aber dieser Plan ward ihm bald vereitelt. Die Schweden hatten nämlich einen neuen Feind erhalten an den Dänen, die das Waffenglück ihrer Grenznachbaren schon

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 157

1861 - Münster : Coppenrath
157 die ihm von Schweden aus gefolgt war; sie sah ihn erst im Sarge wieder! — Auf seinem Zuge durch Sachsen ward Gu- stav von den zuströmenden Menschen mit unbeschreiblichem Ju- bel empfangen. Sie drängten sich um ihn, warfen sich vor ihm als Retter auf die Kniee, suchten den Saum seines Kleides oder die Scheide seines Schwertes zu berühren, so, daß der König, unwillig über die fast abgöttische Verehrung des Volkes, in die prophetischen Worte ausbrach: „Ist es nicht, als ob dieses Volk mich zum Gotte mache! Unsere Sachen stehen gut, aber ich fürchte, die Rache des Himmels werde mich für dieses verwegene Gaukelspiel strafen, um diesem thörichten Haufen meine schwache sterbliche Menschheit früh genug zu offen- baren." Dann bezog er ein verschanztes Lager bei Naumburg an der Saale. Wallenstein glaubte, der König würde wohl wegen der vorgerückten Jahreszeit — es war schon November — keinen Angriff mehr unternehmen, und schickte den Grafen von Pap- penheim mit einem beträchtlichen Theile des Heeres zur Erobe- rung der Moritzburg bei Halle; von da sollte er nach dem Rhein gehen. Aber kaum hatte Gustav dieses gehört, als er schnell seine Truppen zusammenzog und über Weißenfels nach Lützen, einem Städtchen unweit Leipzig, eilte. Hier lagerte er sich am Abende des 15. November 1632 dem Wallenstein- schen Heere gegenüber. Schlacht bei Fiitzen (1632) *). — Als der neue Tag an- bricht, der eine blutige Entscheidung herbeiführen soll, bedeckt ein dichter Nebel die ganze Gegend. In Dunkel gehüllt ordnen die beiderseitigen Feldherren ihre Scharen. Der König sinkt betend in die Kniee, mit ihm sein ganzes Heer und stimmt unter *) In demselben Jahre machte der um die Naturlehre durch die wichtigsten Entdeckungen und Andeutungen hochverdiente Galilei aus Pisa sein berühmtes Weltsystem bekannt, in welchem er alle seine Ent- deckungen am Himmel auseinander setzte. Auch Gustav Adolf hatte einst seinen lehrreichen Vorträgen zu Padua Leigewohnt.

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 233

1861 - Münster : Coppenrath
233 Leben geben. Aber alle an der Ostsee gelegenen Länder, Finn- land, Jngermannland, Esihland und Liefland waren im Besitze der Schweden. Schon längst hatte er sich diese zur Beute aus- ersehen; der gegenwärtige Augenblick schien ihm zur Ausfüh- rung seines Vorhabens der geeignetste zu sein; denn der neue König von Schweden, Karl Xii., war erst siebenzehn Jahre alt und schien wenig zu versprechen. Um des guten Erfolges noch gewisser zu sein, trat er mit dem Könige von Dänemark, Friedrich Iv., und mit dem Kurfürsten von Sachsen Au- gust Ii., demselben, welchen sich die Polen im Jahre 1696 zu ihrem Könige gewählt hatten, in ein Bündniß. Der junge König von Schweden sollte zur Rückgabe aller Länder ge- gezwungen werden, die seine Vorfahren den Russen, Dänen und Polen entrissen hatten. Die Jugend und Unerfahrenheit des Schwedenköniges schienen den Waffen der Verbündeten ei- nen eben so leichten als sichern Erfolg zu versprechen. Allein der Krieg war kein Spiel für sie. Karl brach sogleich nach Dänemark auf, belagerte die Hauptstadt Kopenhagen und jagte dem Könige einen solchen Schrecken ein, daß dieser noch in demselben Jahre (1700) zu Travendal den Frieden an- nahm. Nachdem er den ersten Feind zur Ruhe gebracht hatte, ging er rasch auf den zweiten, die Russen, los, welche, achtzig- tausend Mann stark, die Festung Narva in Esthland belagerten. Obschon Karl's Heer nur aus achttausend Mann bestand, so griff er dennoch mit diesem Häuflein am 30. November 1700 den zehnmal stärkeren Feind an. Schon in einer Viertelstunde war der Sieg für die Schweden entschieden. Grauenvoll war die Niederlage und Flucht der Russen. Dennoch erschütterte dieser Unfall Pcter's große Seele nicht. „Ich weiß es wohl," sagte er, „die Schweden sollen uns noch manchmal schlagen; aber wir lernen! Die Zeit wird kommen, wo wir sie wie- der schlagen werden. Diese Schlacht sott, denke ich, die Rus- sen aus ihrer Trägheit reißen und sic zwingen, zu lernen, was sie nicht wissen!" — Des blutigen Weges aber zu solchem Ziele achtete er wenig.

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 134

1861 - Münster : Coppenrath
als die Böhmen sie ihm wegen seiner ausgebreiteten wichtigen Verbindungen gern übergaben; denn er war ein Neffe des großen Helden Moritz von Oranien und Schwiegersohn Ja- kob's I. von England. Aber gerade in dem Augenblicke, als man ihm die Krone anbot, trug er Bedenken, das gefährliche Geschenk anzunehmen. Jedoch seine Gemahlin trieb ihn dazu. „Kannst Du Dich vermessen," sprach sie stolz, „die Hand einer Königstochter anzunehmen, und Dir bangt vor einer Krone, die man Dir freiwillig entgegenbringt! Ich will lieber Brod essen an Deiner königlichen Tafel, als an Deinem kurfürstlichen Tische schwelgen." — Er nahm das gefährliche Geschenk an, und die Krönung wurde zu Prag mit beispielloser Pracht vollzogen (4. Nov. 1619). Das Glück schien ihm auf den Thron zu fol- gen; denn auch Schlesien, Mähren und die Lausitz huldigten ihm. Schlacht aus dem weihen Derge (1620). — Aber nur von kurzer Dauer war seine Herrlichkeit; denn Friedrich war nicht der Mann, der sich in einer so mißlichen Lage zu behaupten wußte. Er verschwendete seine Zeit und die Einkünfte des Landes in Ergötzlichkeiten, ohne die Gefahr zu ahnen, die über ihn einbrach. Des Kaisers Lage hingegen wurde mit jedem Tage günstiger. Für ihn erklärte sich die Liga, auch Spanien bot Unterstützung und schickte ein Heer aus den Niederlanden, welches die Pfalz besetzte; selbst der protestantische Kurfürst Johann Georg von Sachsen trat, aus Haß gegen den Cal- vinismus, auf seine Seite und versprach ihm die Unterwerfung Schlesiens und der Lausitz. Vor allen aber nahm der zuvor ge- nannte edle Herzog Maximilian von Bayern, der einsichtsvollste deutsche Fürst seiner Zeit, sich des Kaisers an. Das kaiserlich- bayerische Heer eilte mit Blitzesschnelle von Ulm nach Böhmen und stand vor Prag, ehe Friedrich an Gegenwehr dachte. Am 8. November 1620 entschied eine blutige Schlacht auf dem weißen Berge im Angesichte Prags das Schicksal Böhmens. Der tapfere bayerische Feldherr Tilly gewann innerhalb we- niger Stunden den vollständigsien Sieg über die Böhmen.

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 144

1861 - Münster : Coppenrath
144 Fürsten Gegenvorstellungen; Aufschub auf ein Jahr war Alles, was sie vom Kaiser erhalten konnten. Aber innerhalb dieser Frist hatte sich die Lage der Dinge sehr geändert. Wallenstcin's Abdankung (1630). — Im Jahre 1630 be- rief der Kaiser einen Kurfürsten tag nach Negensburg, hauptsächlich um die Wahl seines Sohnes zum römischen Kö- nige zu bewirken. Aber die Wahlangelegenheit trat bald in den Hintergrund, da ein gewaltiger Sturm gegen den mäch- tigen Emporkömmliug Wattenstein und sein Heer von allen Seiten losbrach. Diese mächtige Stütze des Kaisers sollte ge- stürzt werden. Alle Stände erhoben laute Klagen über den wegen seiner raschen Erhebung und seiner unumschränkten Ge- walt allgemein verhaßten Wallenstein und über die Zucht- losigkeit seines Heeres. Alle verlangten mit Ungestüm die Ent- lassung Wallenstcin's und seiner verwegenen Naubscharen, be- sonders Maximilian von Bayern, der sich zurückgesetzt fand, seit Wallenstein anführte. Frankreich war wieder bei dieser ganzen Angelegenheit der Deutschen besonders thätig gewesen. Die Schwächung der kaiserlichen Macht stellte ja eine Be- reicherung Frankreichs mit deutschen Provinzen in lachende Aus- sicht, die deutschen Fürsten selbst sollten ihm hierzu hülfreiche Hand bieten, durch glänzende Versprechungen waren sie für Frankreichs arglistige Plane gewonnen worden. Mit schwerem Herzen mußte sich endlich der betroffene Kaiser dem allgemeinen Wunsche der Fürsten fügen und einen Mann entlassen, dem er Alles verdankte. Wallenstein stand damals mit seinem Heere in Schwaben, um die Fürsten zu Negensburg zu beobachten und nöthigellfalls dem Kaiser zu Hülfe zu eilen. Da kamen die Gesandten und brachten ihm sein Urtheil. Wider Erwarten blieb er ganz ruhig und versprach, Gehorsam zu leisten. Er wußte schon von Allem und hatte es, wie er vorgab, in den Sternen ge- lesen. Wegen seiner Entlassung schien er den Kaiser mehr zu bedauern, als zu hassen. Er schrieb selbst an ihn, dankte ihm

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 146

1861 - Münster : Coppenrath
146 lich Frankreich. Schon längst war dieses höchst eifersüchtig auf das Haus Oesterreich, welches seit Karl V. zu einer Größe herangewachsen war, die das Gleichgewicht Europas gänzlich aufzuheben drohete. Um die Macht dieses Hauses zu schwächen, schien jenem kein Mittel zu schlecht. Deshalb hatten die fran- zösischen Könige, obschon sie die Protestanten in ihrem eigenen Staate auf das blutigste verfolgten, dieselben in Deutschland unaufhörlich gegen den Kaiser aufgewiegelt und unterstützt; ja sie hatten sich sogar mit dem Erbfeinde der Christenheit, dem türkischen Sultan, gegen den Kaiser verbündet, wie wir dieses früher sahen. Eben jetzt herrschte in Frankreich Ludwig Xiii., ein schwacher unthätiger Mann, der aber einen Minister hatte, welcher mit außerordentlicher Klugheit die Angelegenheiten die- ses Reiches leitete und die Verhältnisse der europäischen Staaten mit einer Klarheit durchschaute, wie noch kein Staatsmann vor ihm. Das war der Kardinal Richelieu. Das einzige Ziel, welches er mit der ganzen Kraft seines außerordentlichen Geistes zu erreichen strebte, war die Schwächung Deutschlands und Oesterreichs; um die Rechtlichkeit der Mittel hiezu war er unbekümmert. Anfangs jedoch scheute er sich, als Kardinal und Minister eines katholischen Königes, die Sache der Pro- testanten in Deutschland gegen den Kaiser öffentlich zu unter- stützen. Deshalb richtete er sein Augenmerk auf den muthig- sten und kräftigsten der damaligen protestantischen Fürsten, auf Gustav Adolf, und vermittelte für diesen einen Waffenstillstand mit Polen, damit er jetzt an der Spitze der Protestanten in Deutschland gegen den Kaiser auftrete, der in Wallenstein seine Hauptstütze verloren hatte. Die innere Zerrissenheit Deutsch- lands selbst schien den Erfolg der fremden Einmischung nicht zweifelhaft zu lassen. Sobald Gustav Adolf die Angelegenheiten seines eigenen Reiches geordnet hatte, schiffte er, ohne einmal dem Kaiser den Krieg angekündigt zu haben, mit einem ausgesuchten, im

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 148

1861 - Münster : Coppenrath
Sachsen wollte aus Furcht weder an Schweden noch Oesterreich sich anschließen. Vertrauungsvoll und kräftig dagegen boten der Landgraf Wilhelm V. von Hessen und der Herzog von Sachsen--Weimar dem Schwedenkönige ihre Hülfe an, während fast alle übrigen protestantischen Fürsten zu Leipzig, unter dem Vorsitze des Kurfürsten von Sachsen, ein Bündniß (Conven- tion) zur Sicherung ihrer Selbständigkeit sowohl gegen Schwe- den als gegen den Kaiser schlossen. Nur das protestantische Volk war günstiger für die Schweden gestimmt. Gustav war seine Hoffnung. Diejenigen, welche unter den Einquartirungen und Plünderungen der kaiserlichen Truppen seufzeten, sahen in ihm nur ihren Netter, ohne zu wissen, wie gräßlich einst die Schweden auf deutschem Boden hausen würden. Unterdessen rückte Gustav, die Kaiserlichen vor sich her- treibend, immer weiter voran. Ihm kam es sehr zu statten, daß gerade bei seinem Auftreten in Deutschland der Kaiser auf Verlangen der Neichsfürsten einen Theil seines Heeres, beson- ders den mächtigen Wallenftein mit seinen zahlreichen Scharen, entlassen hatte; denn dadurch hatte er nicht nur einen mächti- gen Feind weniger gegen sich, sondern erhielt auch Gelegenheit, viele dienstlos gewordene Krieger in seinen Sold zu nehmen. 33. Zerstörung Magdeburgs am 20. Mai 1631. Schon längst war Magdeburg durch ihre unerschütter- liche Beharrlichkeit eine Hauptstütze der Protestanten und die größte Feindin des Kaisers. Kaum hatte sie jetzt von der Landung des Schwedenköniges gehört, als sie ihm sogleich mit dem Anerbieten entgegenkam, ihm ihre Thore zu öffnen und sich seinem Schutze ganz zu vertrauen. Allein Tilly war ihm zuvorgekommen und hielt, von Pappenheim unterstützt, die wi- derspenstige Stadt auf das engste eingeschlossen. Sie hatte nur eine geringe Besatzung, befehligt von dem schwedischen Obersten von Falkenberg, welchen Gustav dahin gesandt hatte, um die Einwohner zur Beharrlichkeit aufzumuntern und

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 152

1861 - Münster : Coppenrath
152 Verfolgung der Sachsen sich gegen die Schweden wandte. Diese griffen bald selbst an. Der schwedische General Horn durchbrach siegreich die Linien der Feinde, während der König eine Anhöhe erstürmte, auf welcher der größte Theil des feind- lichen Geschützes aufgestellt war; dieses ließ er sogleich in die Feinde spielen. Da wurde die Verwirrung, die Flucht unter ihnen allgemein. Siebentausend blieben todt auf dem Schlacht- felde; fast wäre Tilly selbst, der bis dahin noch unbesiegte Held, auf der Flucht umgekommen. Ein schwedischer Ritt- meister, der ihm bereits mehrere Wunden beigebracht hatte, war schon so nahe hinter ihm, daß er ihn mit dem Kolben eines Carabiners in den Nacken schlug; da sprengte noch zur rechten Zeit der Herzog Rudolf von Lauenburg herbei und schoß den Rittmeister nieder. Tilly flüchtete sich nach Halberstadt, wohin ihm Pappenheim mit vierzehnhundert Reitern folgte. Durch diese entscheidende Schlacht veränderte sich sogleich die ganze Lage der Dinge. Dem Kaiser waren mit einem Schlage alle Vortheile des zwölfjährigen Krieges entrissen. Das Zutrauen der Protestanten zu Gustav Adolf ward erhöht. Er war der gefeierte Held des Tages, ihm schlossen sie sich an, ihm huldigten die Städte, ganz Deutschland schien ihm offen zu stehen. Neue Wünsche, neue Hoffnungen stiegen in seiner Seele auf. Der Schwedenkönig entwarf jetzt einen neuen Feldzugs- plan. Der Kurfürst von Sachsen sollte mit seinem Heere durch die Lausitz in Böhmen eindringen und die kaiserlichen Erblän- der bedrohen, er selbst wollte durch Thüringen und Franken an den Rhein und nach Bayern, dem Mittelpunkte der Liga, ziehen. Wie im Triumphe durchzog der König diese Länder; überall jubelte ihm die protestantische Bevölkerung entgegen. Bei den Fürsten aber erregte seine Erscheinung fortwährende Besorgniß. Er erschien größer, als seine Freunde gedacht, ja gewünscht hatten. Sie selbst erschienen nur noch als Waffen- träger für fremde Zwecke. Sie sahen ihn überall schalten und

9. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 104

1840 - Münster : Coppenrath
104 lichen Tische schwelgen.^ — Er nahm das gefährliche Geschenk an, und die Krönung wurde zu Prag mit beispielloser Pracht vollzogen. Das Glück schien ihm auf den Thron zu folgen; denn auch Schlesien, Mahren und die Lausitz huldigten ihm. Aber nur von kurzer Dauer war seine Herrlichkeit; denn Friedrich war nicht der Mann, der sich in einer fo mißlichen Lage zu behaupten verstand. Ec verschwendete seine Zeit und die Einkünfte des Landes in Ergötzlichkeiten, ohne die Gefahr zu ah- nen, die über ihn einbrach. Des Kaisers Lage hingegen wurde mit jedem Tage günstiger. Für ihn erklärte sich die Ligue, auch Spanien bot Unterstützung; vor allen aber nahm der zuvor ge- nannte edele Herzog Maximilian von Baiern, der einsichtsvollste deutsche Fürst seiner Zeit,' sich des Kaisers an. Das kaiserlich- baiersche Heer eilte mit Blitzesschnelle von Ulm nach Böhmen und stand vor Prag, ehe Friedrich an Gegenwehr dachte. Den 8. November 1620 entschied eine blutige Schlacht auf dem weißen Berge im Angesicht Prags das Schicksal Böhmens. Der tapfere baiersche Feldherr Tilly gewann innerhalb einer Stunde einen vollständigen Sieg über die Böhmen. Wahrend der Schlacht saß der neue böhmische König bei einem üppigen Gelage in der Stadt und ließ sich gar nicht ein- fallen, daß es bereits zu einer Schlacht gekommen, und daß diese verloren sei. Als der Donner der Kanonen ,schon nach Prag hinüberscholl, als Boten auf Boten ihm die mit jedem Augen- blicke wachsende Gefahr verkündigten, da erst stand er auf und sah von dem Walle der Stadt her die grauenvolle Flucht und Niederlage der Seinigen. Dieses Unglück schlug plötzlich seinen Muth ganz darnieder. Er ließ, als wäre durch Eine Schlacht Alles verloren, das Heer, das Reich, die Krone, und, zum größ- ten Unglücke seiner Freunde, auch alle seine geheimen Papiere im Stiche und floh in hastiger Eile über Schlesien nach Holland. Nur einen Winter hatte seine Herrlichkeit gewahrt, weshalb man ihn auch spöttisch den Winterkönig nannte. Gleich am Tage nach der Schlacht öffnete das bestürzte Prag dem Sieger die Thore. Ganz Böhmen unterwarf sich dem

10. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 114

1840 - Münster : Coppenrath
114 gewiesen worden waren. Gegen diesen insbesondere näherte er in seinem Herzen einen bittern Groll, weil der Friedländer noch jüngst, bei der Belagerung von Stralsund, welchem schwedische Truppen zu Hülfe gezogen waren, höhnend ausgerufen hatte: „Wenn der Schneekönig (Gustav Adolf) selbst herüberkommt, so werde ich ihn mit Ruthen nach Hause peitschen!^ Als König von Schweden fand er sich beleidigt, daß der kaiserliche Feldherr den König Sigismund von Polen, der wegen der Ansprüche, die solcher auf den schwedischen Thron machte, schon seit mehren Jahren mit ihm im Kriege lag, nicht nur zur Fortsetzung des Krieges auf- gemuntert, sondern ihm auch Hülfstruppen geschickt und eine Lan- dung in Schweden, versprochen hatte. Dennoch würde der Schwede den Krieg gegen den Kaiser, wenigstens jetzt noch nicht, haben unternehmen können; hätte sich nicht ein mächtiger Staat für ihn in's Mittel gelegt, nämlich Frankreich. Schon langst war dieses höchst eifersüchtig auf das Haus Ostreich, welches seit Karl V. zu einer Größe herangewach- sen war, die das Gleichgewicht Europas gänzlich aufzuheben drohete. Um die Macht dieses Hauses -u schwächen, schien jenem kein Mittel zu schlecht. Deshalb hatten die französischen Könige, ob- schon sie die Protestanten in ihrem eigenen Staate auf das blu- tigste verfolgten, dieselben in Deutschland unaufhörlich gegen den Kaiser aufgewiegelt und unterstützt, ja sie hatten sich sogar mit dem Erbfeinde der Christenheit, dem türkischen Sultan, gegen den Kaiser verbündet, wie wir dieses oben sahen. Eben jetzt herrschte in Frankreich Ludwig der Xiii., ein schwacher, unthätiger Mann, der aber einen Minister hatte, wel- cher mit außerordentlicher Klugheit die Angelegenheiten dieses Reiches leitete und die Verhältnisse der europäischen Staaten mit einer Klarheit durchschauete, wie noch kein Staatsmann vor.ihm. Das war der Kardinal Richelieu. Das einzige Ziel, welches er mit der ganzen Kraft seines außerordentlichen Geistes zu erreichen strebte, war die Schwächung des östreichischen Hauses; um die Rechtlich- keit der Mittel hiezu war er unbekümmert. Anfangs jedoch scheuele er sich, als Kardinal und Minister eines katholischen Königes, die
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