184
waltete Cato mit unerbittlicher Strenge sein Amt und verfolgte
jede Pracht und Üppigkeit, so daß er sich den Haß der Vorneh-
men zuzog. Er selbst wurde auf ihren Betrieb vier und vierzig
Mal während seines Lebens angeklagt, aber jedesmal vom Volke
freigesprochen, das in dem Feinde der Vornehmen seinen Freund
verehrte und begünstigte.
§. 44. Zweiter makedonischer Krieg gegen Perseus. (171 —168).
Seit dem verhängnißvollen Tage bei Kynoskephalä hatte
Philipp unablässig dahin gestrebt, die gesunkene Macht Makedo-
niens wieder zu heben. Während des Krieges der Römer in
Syrien gelang es ihm auch, sein Gebiet durch Eroberungen in
Thessalien und Thracien zu vergrößern. Unter den eroberten
Städten waren auch mehre, auf welche Eumenes, der König von
Pcrgamus, Ansprüche machte. Und sofort wandte sich dieser an
die Römer und erhob die bittersten Klagen über die Herrsch-
sucht Philipp's und dessen kriegerische Plane. Die Römer for-
derten den Philipp auf, die Eroberungen herauszugeben und sich
wegen der angebrachten Beschwerden zu verantworten. Der Kö-
nig gehorchte zwar; aber der Ausruf: „es sei noch nicht aller
Tage Abend gekommen ')," den er in seiner Erbitterung ausstieß,
zeigte deutlich sein Vorhaben, den Krieg zur rechten Stunde wie-
der aufzunehmen. Sein Sohn, der junge liebenswürdige De-
metrius, der mehre Jahre als Geißel zu Rom gelebt hatte,
übernahm hier vor dem Senate die Vertheidigung des Vaters
und wirkte nur mit Mühe Verzeihung für ihn aus. „Nur aus
Achtung für den Sohn — erklärte der Senat — sei er bereit,
dem strafwürdigen Vater zu vergeben." Und um den Samen
der Zwietracht in die königliche Familie selbst auszustreuen und
diese sicher zu verderben, gab man dem jungen Prinzen zu ver-
stehen, ihm, und nicht seinem ältcrn Bruder Perseus habe
man die Krone Makedoniens zugedacht. Seitdem faßte Perseus
einen tödtlichen Haß gegen seinen Bruder und suchte auf alle
Weise, den Nebenbuhler aus dem Wege zu räumen. Er ver-
dächtigte ihn beim Vater als einen gefährlichen Freund und An-
hänger der Römer, der sogar seinem eigenen Vater nach Krone
J) Nondum omnium dierum solem occidisse. Liv. Xxxix, 26.
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Extrahierte Personennamen: Cato Philipp Philipp Philipp Philipp
264
dem Tode des Sulla nach Rom zurück. Um sein Rednertalent,
von welchem er hier schon herrliche Proben abgelegt hatte, noch
mehr auszubilden, machte er im Winter des Jahres 76 eine Reise
nach Rhodus, wo der berühmte griechische Rhetor Molo eine
Schule für die Redekunst eröffnet hatte. Unweit Milet wurde
er von Seeräubern aufgefangen, welche zwanzig Talente Löse-
geld forderten. Er aber wollte fünfzig geben, indem er sagte,
er sei wohl so viel und auch noch mehr werth; — und schickte
seine Sklaven ab, das Geld zusammenzubringen. Vierzig Tage
lang war er auf dem Caperschiffe. Durch Kühnheit, Geist und
Witz nahm er erst die Piraten für sich ein, dann beherrschte er
sie; ja er nahm keinen Anstand, ihnen im Scherze zu drohen, er
werde sie alle hinrichten lassen. Endlich kam das Lösegeld an,
und er wurde bei Milet an's Land gesetzt. Sofort eilte er an
der Spitze einiger wohlbemannten Schiffe, die er sich verschafft
hatte, den Räubern nach, holte sie ein und verwirklichte an ihnen
seine frühern Drohungen. Nach seiner Wiederankunft in Nom
erwarb er sich durch seine Freigebigkeit und demokratischen Grunde
sätze die Volksgunst, das sicherste Mittel der Erhebung; und sein
Ehrgeiz spornte ihn immer vorwärts auf der Bahn der Ehre
und des Ruhmes. Im Jahre 67 ging er als Quästor nach
Spanien, und sprach zu Gades, vor dem Standbilde Alexander's
des Großen, mit Thränen in den Augen: „Der hatte in mei-
nem Alter schon die Welt erobert, und ich — ich habe noch
nichts gethan!" Als curulischer Ädil (65) empfahl er sich dem
Volke durch die prachtvollsten Spiele; namentlich veranstaltete
er ein Gladiatorengefecht, bei welchem 320 Paar, alle in sil-
bernen Rüstungen, auftraten. Durch nichts aber sprach er seine
Gesinnung deutlicher und nachdrücklicher aus, als durch die Her-
stellung der Trophäen des Marius. Bei Nacht ließ er sie, mit
Bildern des Sieges und der Siegesgöttin geschmückt, auf dem
Capitole aufstellen; eine Inschrift feierte die Thaten, deren Denk-
male sie waren. Das Aufsehn war allgemein, die Wirkung ge-
waltig. Mit lautem Jubel begrüßten die alten Marianer, deren
große Zahl man da erst kennen lernte, das Bild ihres großen
Feldherrn im glänzenden Schmucke seiner Kriegestrophäen, und
Cäsar galt seitdem als ihr neues Haupt. Im Senate dagegen
vernahm man das ernste Wort: nicht mehr durch unterirdische
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Extrahierte Personennamen: Sulla Marius Marius Cäsar
304
tugend der Vorfahren empfänglich. Brod und Spiel (panem
et oiro6n868) waren die einzigen Wünsche des nur auf Genuß
des Augenblicks bedachten Volkes. Daher fiel es dem klugen
Octavian, welcher tiefe Einsicht und Herrschergaben mit Milde,
Mäßigung und Beharrlichkeit verband, nicht schwer, die römische
Republik in eine Monarchie umzuwandeln, zumal da er hie-
bei der verjährten Vorurtheile nach Möglichkeit schonte. Durch
Cäsar's Schicksal gewarnt, vermied er sorgfältig alles, wodurch
er den Unwillen der Römer gegen sich hätte erregen können.
Er ließ den Senat, die Consuln, die Tribunen, kurz alle Wür-
den des ehemaligen Freistaates bestehen, doch nur dem Namen
nach; der That nach vereinigte er sie allmälig in seiner Person
und regierte unumschränkt. Auch nahm er wiederholt den Schein
an, als sei er ganz bereit, das lästige Geschäft der Negierung
uiederzulegen und in das Privatleben zurückzukehren. Durch die
demüthigen Bitten seiner Freunde und Anhänger aber, welche
diesen Wunsch wohl zu deuten wußten, ließ er sich jedesmal
gern bewegen, dieselbe auf eine bestimmte Zeit, gewöhnlich nur
auf fünf oder zehn Jahre, wieder zu übernehmen, bloß um sich
dem Vaterlande, wie er vorgab, durch die Übernahme dieser
lästigen Bürde gefällig zu erweisen; — ein Gaukelspiel, das er
bis zu seinem Tode fortsetzte. Bei aller Machtfülle, die er be-
saß, nahm er die bescheidene Miene eines bloßen Bürgers au.
Er speisete, wohnte und kleidete sich nicht besser als zuvor; nur
umgab er sich zur Sicherheit mit einer Leibwache. Ihm zur
Seite standen als Freunde und Rathgeber Agrippa und Mä-
cenas, zwei Männer, von welchen der erstere durch seine
großen Kriegeskenntnisse, der andere durch seinen Sinn für
Künste und Wissenschaften, Beide aber durch große Klugheit und
Mäßigung sich allen empfahlen.
Octavian wurde bei seiner Ankunft in Rom, die im Ser-
tilis (nach ihm Augustus benannt) des Jahres 29 erfolgte, mit
den ausschweifendsten Ehrenbezeugungen empfangen. Ihm wurde
wegen seiner Siege in Dalmatien, bei Actium und in Ägypten
ein dreifacher Triumph bewilligt; und rauschende Feste und
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Extrahierte Personennamen: Rathgeber_Agrippa Octavian Augustus
388
alle Werke haben einen deklamatorischen Charakter, und die
Grenzen der poetischen und prosaischen Sprache werden immer
mehr verrückt. Die letzte Periode, das eherne oder eiserne
Zeitalter genannt, reicht bis 476. Die schon in der vor-
hergehenden Periode fühlbaren Ursachen des Verfalles wirkten
um so schneller, je weniger die Wissenschaften von Seiten der
ungebildeten Herrscher, die, mit wenigen Ausnahmen (wie z. B.
Marcus Aurelius oder Alerander Severus) den Thron bestiegen,
auch nur einiger Unterstützung oder Aufmunterung sich erfreuen
konnten. Bei der zerrütteten Lage des Reiches im Innern und
bei den steten Angriffen fremder Völker von Außen verlor die
Literatur immer mehr an Würde und Bedeutung. Sie bietet
von jetzt an größtentheils nur geistlose Compilationen; pomp-
hafte Phrasen und bis in's Lächerliche gesteigerter Schwulst sollen
die innere Leere verdecken. Nur wenige Produkte dieser Zeit
athmen einen etwas besseren Geist.
A. P oe sie.
Die dramatische Poesie der Römer ging von der Über-
setzung griechischer Muster aus und erhob sich nicht über Nach-
bildung derselben. Livius Andronicus, ein tarentinischer
Grieche, der nach Eroberung seiner Vaterstadt als kriegsgefan-
gener Sklave in das Haus des Livius Salinator kam, dessen
Kinder erzog und dann mit der Freiheit beschenkt wurde, war
der Erste, welcher (im Jahre 240 v. Chr.) zu Rom ein Schau-
spiel aufführen ließ und Tragödien und Komödien schrieb. Ihm
folgte Nävius, ein geborner Grieche aus Campanien, der
während des ersten punischen Krieges im römischen Heere diente.
Er schrieb Komödien nach griechischen Mustern mit solchem Frei-
much, daß ihm die scharfe Rüge auf die römischen Sitten und
Laster Gefängniß und Verbannung zuzog. Größeren Ruhm er-
langten Pacuvius aus Brundusium (155) und sein jüngerer
Nebenbuhler L. Attius, der auch einige Mal den Gegenstand
der Tragödie aus der römischen Geschichte wählte.2) Ferner
der auch in anderen Gattungen der Poesie ausgezeichnete Q.
Ennius, aus Rudiä in Calabrien (239—168), den die Alten
2) Daher fabula togata, deren Stoff ein inländischer, im Gegen-
sätze zu f. palliata, deren Stoff ein ausländischer war.
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380
sogar den Vater der römischen Poesie nannten. Aber von allen
jenen alten Dichtern besitzen wir nur Bruchstücke; vollständiger
sind uns Plautus und Terentius erhalten, deren Eigenthümlich-
keit wir aus einer Reihe von Lustspielen und, da diese meisten-
theils Nachbildungen sind, zugleich die neuere Komödie der Grie-
chen kennen lernen. M. Attius Plautus, aus Sarsina in
Umbrien, des Ennius Zeitgenosse, durch seine dürftigen Ver-
mögensumstände wohl vertraut mit dem Leben der niederen
Volksklassen, zeigt in den zwanzig noch vorhandenen Komödien
derben Witz und große Natürlichkeit. Reiner und wohlklingen-
der in Bezug auf Sprache und geregelter im Versbau waren
die Stücke des P. Terentius aus Afrika, Sklave des Teren-
tius Lucanus und gebildet im Umgänge eines Scipio Africanus
und Lälius. Durch das ihm eigcnthümliche Talent in Entwer-
fung und Durchführung der Fabel, durch treue Haltung der
Charaktere, sowie durch Geschmack und sittliche Grazie in Ton
und Ausdruck vollendete er das plautinische Lustspiel. Die noch
vorhandenen sechs Komödien sind freie Nachahmungen griechischer
Muster, vorzüglich des Menander, und beweisen, daß er den
Plautus, wenn auch nicht an Witz, doch an Kunst und Bildung
übertroffen habe. In der Komödie versuchten sich fortan We-
nige; desto Mehre in der Tragödie. Sehr berühmt war im
Augusteischen Zeitalter L. Varius, und insbesondere seine Tra-
gödie „Thyestes"; ebenso Ovidius, dessen „Medea" viele Be-
wunderer fand. Aus Nero's Zeit haben wir unter dem Namen
des L. Annäus Seneca zehn Tragödien, wahrscheinlich rhe-
torische Übungsstücke verschiedener Verfasser. Doch bald wurde
das kunstgemäße griechisbe Drama bei dem ohnehin für solche
Darstellungen abgeneigten Sinne des römischen Volkes, das
mehr Lust an äußerem Gepränge, an Gladiatorspieleu und Thier-
Hetzen hatte, durch die Mimen verdrängt. In diesen Mimen
wurden Scenen des römischen Lebens mit lebhafter Gesticulation
dargestellt und mit vielen Denksprüchen ausgeschmückt. Den
ungemein großen Beifall erlangten sie vorzüglich durch die Frci-
müthigkeit, womit sie Alles, selbst die Willkür und Laster mäch-
tiger Großen, darstellten. Als ausgezeichnete Mimendichter wer-
den D. Laberius und P. Sprus, beide zu Cäsar's Zeit,
genannt. Schon unter Augustus und noch mehr unter den sol-
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Extrahierte Personennamen: Attius_Plautus Scipio Scipio L._Varius P._Sprus Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Sarsina Umbrien Afrika Entwer-
395
Licin. Calvus, Q. Hortensius, Asinius Pollio, vor allen aber
durch Cicero, dessen Namen für den der Beredsamkeit selbst
fast sprichwörtlich geworden ist. (S. 8. 62.) Von ihm sind noch
59 Reden und mehre rhetorische Schriften vorhanden, in denen
zugleich die Sprache in der größten Reinheit und elegantesten
Vollendung erscheint. Seit der Umgestaltung der Staatsver-
fassung unter Augustus verlor die Beredsamkeit ihre wahre ur-
sprüngliche Bestimmung. Sie ging aus dem öffentlichen Leben
in die Schulen der Rhetoren über, wo sie als Kunst und allge-
meines Bildungsmittel fortwährend mit vielem Eifer betrieben
wurde. Von Vespasian und Hadrian wurden Lehrer der Be-
redsamkeit öffentlich angestellt und besoldet, unter denen sich die
Jünglinge zu Staatsbeamten und vorzüglich zu Sachwaltern
bildeten. Es wurden Übungsreden (äeolgmationos) über aller-
lei erdichtete Gegenstände und aufgegebene Themen angefertigt.
Die Beredsamkeit selbst aber, von welcher nur bei gerichtlichen
Verhandlungen, bei Leichenreden und feierlichen Veranlassungen
zu Lobreden auf den Kaiser ein beschränkter Gebrauch gemacht
werden konnte, artete immer mehr in niedrige Schmeichelei,
schimmernden Prunk und schwülstige Phrasen aus. Ausgezeichnet
sowohl als Redner als auch als Lehrer der Redekunst war Fa-
bius Quintilianus aus Calagurris in Spanien (gest. 95
n. Chr.) Sein Lehrbuch der Rhetorik (institutiones orst. I.
Xii.), welches aus vieljährigen Forschungen und langer Er-
fahrung geschöpft ist, umfaßt den ganzen Cursus der Redekunst
in einer correcten, dem Cicero nachgebildeten Sprache. Unter
den spätern Kaisern, wo die freie Gesinnung immer mehr ver-
schwand, wurde diesig, panegyrische (lobrednerische) Bered-
samkeit vorherrschend, und für diese blieb die Lobrede des jün-
gern Plinius auf Trajan Muster.
Auch die Rechtswissenschaft war bei den Römern, die
nach ihren Gesetzen bald den ganzen damals bekannten Erdkreis
regierten, sehr ausgebildet. Das älteste und noch durch bedeu-
tende Bruchstücke bekannte Werk römischer Gesetzgebung sind die
zwölf Tafeln, vom Jahre 450 v. Chr., die von den Römern
als die Grundlage alles späteren Rechts betrachtet wurden. (S.
§• 22.) Diese erhielten im Verlaufe der Zeit einen immer
wachsenden Zusatz durch die hinzugekommenen Senats- und Volks-
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Extrahierte Personennamen: Asinius_Pollio Cicero Augustus Vespasian
40
I weiter Jeitraum.
Rom als Republik. 509—30 vor Chr.
In diesem großen, vierhundert neun und siebenzig Jahre
umfassenden Zeiträume können drei besondere Abschnitte unter-
schieden werden:
Erster Abschnitt: Die Republik in ihrer Entwickelung und
Fortbildung, oder vom Sturze des Königsthums bis zur Unterwer-
fung Italiens. 509 — 264. — Der Sturz des Königsthums
wirkt gleich erschütternd auf die äußeren wie auf die inneren
Verhältnisse Roms. Es wird anfangs genöthigt, mit den be-
nachbarten Völkern der Etrusker, Sabiner, Latiner, Volsker und
Aquer um sein Dasein zu kämpfen; erhebt sich aber nach und
nach wieder zu seiner früheren Höhe. Die Veränderung im
Innern, wo an die Stelle der monarchisch-aristokratischen Ver-
fassung eine republikanisch-aristokratische gesetzt wird, bringt an-
fangs nur den Patriciern Vortheil, welche die königlichen Rechte
ihrem Stande Vorbehalten. Aber nun beginnt bald ein fast
zweihundert Jahre fortdauernder innerer Kampf der Plebejer mit
den Patriciern, dessen Ausgang für jene eben so glänzend als
segensvoll für die Gesammtheit des Staates ist. Die Plebejer
kämpfen erst um einen Schutz für ihre persönliche Freiheit, dann
um Erlangung bürgerlicher Rechte, und im Verlaufe dieses Kam-
pfes wird die Verfassung immer freier und volksthümlicher.
Völlige Gleichheit in allen Rechten und Pflichten ist der endliche
Ausgang dieses langwierigen Kampfes unter den beiden Ständen,
und die wiederhergestellte Eintracht macht eine größere Kraftent-
wickelung nach Außen hin möglich. Alle republikanischen Tugenden,
Tapferkeit, Aufopferung, Mäßigung, Nüchternheit entwickeln sich
in ihrem schönsten Glanze. Der Heldengeist der Römer zeigt
sich zunächst in den Kriegen mit den Galliern, dann mit den
Samnitern, zuletzt mit hem durch griechische Künste gebildeten
epirotischen König Pprrhus; und Italien gehorcht Rom.
Zweiter Abschnitt: Die Republik in ihrer Dlüthc; oder
von der Unterwerfung Italiens bis auf die Gracchifehcn Unruhen.
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Extrahierte Ortsnamen: Italiens Roms Italien Rom Italiens
137
Mal in einer Sänfte sich batte hereintragen lassen, um zu ver-
hüten, daß nicht der Grieche seine Mitbürger verführe. Cineas
wurde mit der Weisung entlassen: man werde nicht eher mit
Pyrrhus unterhandeln, als bis dieser Italien verlassen habe.
Er meldete dieses seinem Könige und setzte verwundernd hinzu:
Rom sei ihm vorgekommen wie ein Tempel, der Senat wie
eine Versammlung von Königen, und das Volk wie eine Hyder,
deren Köpfe immer doppelt wiederwüchsen. Pyrrhus zog sich
nun nach Tarent in die Winterquartiere zurück. Bald darauf
schickten die Römer wegen Auslösung der Gefangenen eine Ge-
sandschaft an ihn. An der Spitze derselben stand der ehrwür-
dige Senator Fabricius, ein Muster altrömischer Genügsamkeit
und unbestechlicher Treue. Sein ganzes Silbergeschirr bestand
aus einem einzigen kleinen Becher, dessen Boden noch dazu von
Horn war. Der Senat selbst übernahm die Ausstattung seiner
Töchter aus dem öffentlichen Schatze. Pyrrhus empfing den edlen
Gesandten mit aller Achtung und bot ihm zum Zeichen der
Freundschaft und des Wohlwollens reiche Geschenke an. Verge-
bens! er nahm sie nicht. Des Tages darauf soll der König
auch die Unerschrockenheit dieses Römers auf eine besondere
Probe gestellt haben. In dem Zimmer, in welchem er sich mit
ihm unterredete, ward auf einen gegebenen Wink ein Vorhang
weggezogen, und plötzlich streckte ein dort aufgestellter Elephant
mit fürchterlichem Gebrülle seinen Rüssel über Fabricius hin.
Dieser aber blieb unbewegt und sagte lächelnd zum Könige:
„So wenig mich gestern deine Schätze gereizt haben, so wenig
schreckt mich heute dein Elephant." Pyrrhus gerieth in Erstau-
nen über solchen Gleichmuth und wünschte nichts sehnlicher, als
die Wiederherstellung des Friedens mit einem Volke, an dessen
Spitze solche Männer ständen. Darum schlug er auch die Aus-
lösung der Gefangenen ab; dagegen bot er nochmals den Frie-
den und gab zugleich allen Gefangenen die Erlaubniß, mit den
Gesandten nach Rom zu gehen und dort mit ihren Mitbürgern das
eintreffende Fest der Saturnalien zu feiern. Nähme der Senat
seine Bedingungen an, so wären sie frei; im Nichtfall verspra-
chen sie, zurückzukehren. Und Alle kehrten zurück, als der Se-
nat die Annahme verwarf.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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205
kriegerische Tugend beruhete, ward vermißt. So lange die
Vornehmen ihre großen Landgüter, die unter dem Namen
Latifundien ganze Gegenden umfaßten, durch Clienten und
Hörige bebauen ließen, war das Übel weniger fühlbar. Als
sie aber mit unedler Habgier die Besorgung derselben ganzen
Horden kriegsgefangener Sklaven überließen, die ihnen sicherer
waren, weil sie nicht zum Kriegesdienste herangezogen wurden,
und minder kostspielig, weil man sie schlechter halten konnte, da
überstieg das Elend alles Maß. Nun konnten die armen Bür-
ger nicht einmal als Taglöhner Arbeit auf dem Lande finden.
Rom selbst wurde, besonders als nach Beendigung der großen
auswärtigen Kriege die Legionen heimkehrten, mit müßigen und
brodlosen Bürgern überfüllt, die fast nur von Spenden und
Bestechungen lebten. Seitdem nämlich hier durch das gabini-
sche und rassische Gesetz (138 und 136 vor Ehr.) an die
Stelle der bisher mündlichen und öffentlichen Abstimmung bei den
Wahlen eine geheime vermittelst Täfelchen getreten war, wurde
der Einfluß der Vornehmen auf diese besitzlose, feile Menge noch
größer als zuvor. Durch Bestechung, Stimmenkauf und Frei-
lassung der Sklaven beherrschten sie die Wahlen und lenkten die
Abstimmung nach ihren Wünschen. In'den übrigen Gegenden
Italiens nahm die Zahl der Freigeborenen zusehends ab; dage-
gen wimmelte es überall von Sklaven, die unter Aufsicht eines
Zuchtmeisters auf den Gütern der Reichen arbeiteten.
Ein so trauriger Zustand mußte auf die Dauer nothwendig
eine völlige Auflösung des Staates herbeiführen. Daher ent-
schlossen sich zwei edle, von der reinsten Liebe zu ihrem Vater-
lande erfüllten Brüder, demselben durch Verbesserung der klägli-
chen Lage des Volkes eine glücklichere Zukunft zu sichern. Es
waren Tiberius Gracchus und Casus Gracchus, beide
Söhne des Tiberius Sempronius Gracchus, eines edlen und
tugendhaften Mannes, und der Cornelia, einer Tochter des groß-
ßen Scipio. Sie hatten durch ihre Mutter, die ausgezeichnetste
Frau ihrer Zeit an Bildung und Seelenadel, die beste Erziehung
genossen, und verbanden mit den herrlichsten natürlichen Anlagen
große Wissenschaft und hinreißende Beredsamkeit.
Der ältere, Tiberius Gracchus, hatte als achtzehnjähriger
Jüngling zuerst unter dem jüngere Scipio gedient und bei der
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Tiberius_Gracchus Tiberius Tiberius Cornelia Scipio Scipio Tiberius_Gracchus Tiberius Scipio Scipio
256
semem eigenen Sohne. Zwanzig Jahre hindurch hatte er unter
wechselndem Glücke aber mit stets gleichem Muthe den Römern
kräftigen Widerstand geleistet und war ihnen furchtbar geblieben
bis an fein Ende. Sofort eilte Pompejus mit dem Heere nach
Amisus im Pontus, und ließ die Leiche des Mithridates in der
Königsgruft von Sinöpe beisetzen. Der unnatürliche Sohn er-
hielt zur Belohnung das Königreich Bosporus. Gleich einem un-
umschränkten Herrscher durchzog der Sieger Asien und ordnete die
Angelegenheiten desselben. Das Land Pontus nebst Paphlagonien
und Bithpnien wurde in einer Provinz, unter dem Namen B i -
thpnien, vereint. Im Jahre 61 kehrte er über Griechenland
nach Rom zurück und feierte hier einen zweitägigen Triumph
mit noch nie gesehener Pracht. Große Tafeln, die in dem Zuge
mit aufgeführt wurden, enthielten das Verzeichniß der Länder,
über welche er triumphirte, und besagten, daß er 1000 feste
Schlösser, fast 900 Städte und 800 Schiffe erobert, 30 Städte
neu gegründet und den Schatz mit 20,000 Talenten berei-
chert habe.
§. 62. Die Catilinarische Verschwörung. (65—62). Cicero.
Während Pompejus noch in Asien stand und durch seine
Siege den Glanz und den Schrecken des römischen Namens über
alle Länder und Völker verbreitete, wäre Rom selbst durch die
Catilinarische Verschwörung beinahe zu Grunde gegangen. Es
war nämlich in Folge der Bürgerkriege und durch den wilden
Sturm der Proscriptionen das Sittenverderbniß zu einer unglaub-
lichen Höhe gestiegen. Raubsucht, Schwelgerei, Aufwand und
Verschwendung nahmen Überhand; und je hastiger die Menschen
ihr eigenes Vermögen verschleuderten, desto mehr dursteten sie
nach dem der Nebenmenschcn; und da dieser Durst nur durch
den Umsturz aller bestehenden Verhältnisse gestillt werden konnte,
faßten sie auch den Entschluß hiezu. Die anarchischen Wüh-
lereien griffen immer weiter um sich. Bei einem solchen Zu-
stande der Dinge hatten die Guten Alles zu fürchten, die Schlech-
ten Alles zu hoffen. Zu den letztem gehörte L. Sergius Ca-
tilina^); er selbst war der Lenker und Führer derselben. Die-
') Zur Geschichte der Catilinarischen Verschwörung vergl. S allust' s
Monographie: bellum Catilinarium; und die 4 Reden des Cicero gegen
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Extrahierte Personennamen: Sergius_Ca-
Extrahierte Ortsnamen: Königreich_Bosporus Asien Griechenland Rom Asien Rom