Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 2

1887 - Berlin : Dümmler
2 Das deutsche Ostafrika. Gebiete thätig waren, verdient hat. Auch ist der deutsche Gebiets- anteil, der gegenwärtig an den Kongostaat grenzt, nicht bloß wegen der Fruchtbarkeit seines Bodens, wegen seines Reichtums an Me- tallen und der klimatischen Vorzüge vieler hochgelegenen Gegenden von den meisten Forschungsreisenden und den längere Zeit dort lebenden Missionaren als eines der wertvollsten und schönsten Länder Afrikas, geeignet für den ergiebigsten Plantagenbau, im Dschaggalande und anderen Gebieten' der Bergländer selbst für Ackerbaukolonieen, erklärt worden; sondern es haben sich auch Stanley und andere competente Kenner der afrikanischen Verhältnisse dahin ausgesprochen, daß eine über die Hochebene unschwer zu erbauende Eisenbahn nach dem Tanganyika die Aussuhr eines großen Teiles von Central-Afrika, inclus. des ganzen oberen Kongogebietes an sich ziehen und mit der Ausfuhr der Landeserzeugnisse selbst den Unter- nehmern einen mit der Entwickelung des Handels und der Boden- kultur jährlich steigenden reichlichen Gewinn bringen würde. Die Engländer planen schon eine Eisenbahn nach dem Ukerewe, und zwar ist es dieselbe National African Company, welche am Niger und Benue, (wo die deutschen Forscher Barth und Flegel vorgearbeitet hatten und der letztere am Fieber, vielleicht auch am gebrochenen Herzen über die Vergeblichkeit seiner Anstrengungen und die Kurz- sichtigkeit und Dummheit der Deutschen, den Tod fand) den Fran- zosen ihre 31 Handelsniederlassungen für 20 Millionen Francs ab- kaufte und mit einem Schlage das ganze Flußgebiet unter die britische Flagge brachte. Hoffentlich wird Borniertheit und Unwissenheit uns in Ostafrika keine ähnlichen Erfahrungen bringen. — Es ist für jeden gebildeten Deutschen eine Pflicht zu wissen, was Deutsch-Ostafrika für uns zu bedeuten hat, und da glauben wir dem Leser keine bessere, zusammenfassende Darstellung bieten zu können, als die des unvergeßlichen, auf dem ostafrikanischen Forschungs- felde — auch einem Felde der Ehre — gefallenen Dr. C. Jühlke.*) „Eine zweite tropische Kolonie existiert wohl kaum, nach Allem, was bis heute über die holländischen Besitzungen in Ostindien, über Britisch-Indien, über West-Indien und Südamerika bekannt ist, welche sich so vorzüglicher und vor allen Dingen so verschieden- artiger klimatischer Bedingungen erfreut wie das deutsche Ostafrika. *) Kolonial-Politische Korrespondenz vom 12. Juni 1886.

2. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 18

1887 - Berlin : Dümmler
18 Deutsch-Ostafrika. bestimmten Manne versichert hatte, mit ganz erstaunlicher Gewandt- heit; er verspricht in sprachlicher Beziehung für die dortigen Gebiete das zu werden, was Rebmann für den Küstenstrich geworden ist. Es sei bei dieser Gelegenheit bemerkt, daß es gegenwärtig nicht nur ein Dschagga-Lexikon, sondern auch ein vom Missionar Shaw ver- faßtes vergleichendes Wörterbuch des Nika, Teita, Kamba und Suaheli giebt. Wray hatte lange einen schweren Kampf mit dem Gefühl feiner Vereinsamung, zumal da er vergeblich zu arbeiten schien. Daher gereichte es ihm zum großen Trost, als nach einigen Monaten Handford erschien, um ihn zu besuchen. Dieser fand ihn trotz aller anscheinenden Erfolglosigkeit in der rechten Stimmung und konnte seine Art und Weise nur billigen. Schon vorher hatte ihm der Reisende Thomson, der ihn besuchte, ein günstiges Zeugnis ausgestellt. Als die Heiden ihn eines Tages darum angingen, seine Zauberkräfte zur Erzielung von Regen zu verwenden, bestellte er sie zum nächsten Sonntag nach seinem Hause und betete vor ihren Augen. Am nächsten Tage regnete es und das Erstaunen der Heiden benutzte er, um noch am selben Tage eine Schule zu eröffnen, zu welcher auch 20 Menschen kamen. Die meisten erlernten das Alphabet an einem Tage. Aber am Abend verlangten sie — Bezahlung. Einen eigentlichen Erfolg konnte er nicht bemerken. Der einzige, der sich ein wenig zugänglicher zeigte, war ein Mann, der sonntäglich zur Kirche kam, keine Sonntagsarbeit that und reine Kleider trug; aber er war kein Teita, sondern ein entlaufener Sklave, der eine Teita- Frau geheiratet hatte. Es läßt sich denken, wie unter solchen Um- ständen dem Missionar trotz seiner prachtvollen Aussicht auf die schneebedeckten Häupter des Kilima-Ndjaro zu Mute gewesen sein muß. Leider mußte er schon im nächsten Jahre, als die Hungersnot lange währte, feinen Posten aufgeben. Nachdem nämlich endlich an der Küste reichlicher Regen eingetreten war, blieb merkwürdigerweise das Gebiet von Teita gänzlich regenlos. Der Hunger wurde uner- träglich. Die Ursache wurde von etlichen der Anwesenheit des weißen Zauberers, bald seiner Glocke, bald seinen Instrumenten zu- geschrieben, und nur dem Umstaude, daß mittlerweile eine Fehde zwischen seinen Nachbarn und einem Dorfe entstand, in welchem seine erbittertsten Feinde wohnten, verdankte er feine Rettung. Im elendesten Zustande kam er nach Freretown und wurde nun dem Bi- schof Hannington nebst Handford ein willkommener Begleiter auf den Reisen nach dem Innern. Zuerst ging es wieder nach Teita

3. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 60

1887 - Berlin : Dümmler
60 Die Niam-Niam und Monbuttu. ungemein viel, und es wäre sehr schwer, hierin eine neue Form aus- findig zu machen, die Haare in Flechten zu legen und diese zu Zöpfen und Knäueln aufzubinden, welche die Niam-Niam nicht be- reits kennten. Sie haben sehr große Haarnadeln von Elfenbein, dann einen Strohhut mit Federbusch. Weiter spielen Halsschnüre, aus den verschiedensten Zähnen (von Elefanten, Löwen ?c.) zusammen- gesetzt, eine Hauptrolle, die auf der dunklen Haut des Körpers prachtvoll abstechen. Als Stammesmerkmal haben die Sandeh — das ist der Name, den sie sich selbst geben — 2 bis 3 mit Punkten ausgefüllte Quadrate tättowiert, welche eine X-förmige Figur von stets gleicher Gestalt auf der Brust bilden. Außerdem tragen die einzelnen noch als in- dividuelles Kennzeichen auf der Brust und am Oberarm einige Tät- towierungen. Ihre Hauptwaffe ist die Lanze und der Trumbasch, eine Wurfwaffe; sie besteht aus zwei gleichschenkligen, mit spitzen Zacken versehenen Ranken. Bogen und Pfeile sind nicht allgemein im Gebrauch, wohl aber verschiedene größere Messer mit sichelartiger Klinge, den türkischen Säbeln nachgebildet. Es ist schwer anzugeben, ob man dieses Volk ein ackerbauendes oder ein Jägervolk nennen soll, beide Beschäftigungen gehen bei ihnen Hand in Hand, die Bodenbestellung ist indes entschieden eine ziemlich geringe, und bei der Fruchtbarkeit des Bodens erscheint die Arbeit zumal unbedeutend. Wie in Abysstnien wird auch hier ein wohlschmeckendes Bier ge- macht, auf dessen Bereitung die Eingeborenen die größte Sorgfalt verwenden. Vieh jeder Art fehlt dem Lande, die einzigen Haustiere sind Hühner und Hunde. Bezüglich des Genusses der letzteren sind sie ebenso wenig wählerisch wie die Monbuttu und Dinka. Im großen und ganzen sind jene Völker Anthropophagen, obgleich einige Häupt- linge großen Abscheu gegen Menschenfleisch zeigen. Sie tragen mit Ostentation die Zähne der Verspeisten als Schmuck; sie schmücken alle Gerätschaften mit deren Köpfen. Am häufigsten und allgemein- sten wird das Fett von Menschen verspeist. Es wurde sogar schon constatiert, daß Leichen solcher, welche auf dem Marsche starben und verscharrt worden waren, aus den Gräbern geholt und verzehrt wurden. Einer der Gewährsmänner dieser Angabe, dem ich anfangs stets mit Zweifeln begegnete, mußte einen Teil feiner Aussage buch- stäblich mit seinem eigenen Leibe bestätigen, als er in der Nachbarschaft

4. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 62

1887 - Berlin : Dümmler
64 Die Niam-Niam und Monbuttu. zu seiner Umgebung, die in ebenso vielen Hütten wohnen. Vor seinem Hose versammelt sich bei festlichen Gelegenheiten das Volk zu Tanz und Musik; zu einem solchen Feste gestaltete sich der Empfang, den er Schweinfurth bereitete. Die Monbuttus sind dem Kannibalismus in weit höherem Grad ergeben als die Niam-Niam. „Ich brauche," sagte Schweinfurth, „um diese Behauptung zu erhärten, nicht auf die Erzählung nubi- scher Begleiter oder meines Freundes Abu Sfamat zu verweisen, von ihren Raubzügen, von der Art und Weise, wie sie das Menschen- fett gewinnen und als Speise zuzubereiten pflegen; ich brauche nur auf die große Sammlung von Schädeln hinzuweisen, die ich um Geld von ihnen erstand und heimsandte, um die Wahrheit zu con- statieren, daß trotz seiner hohen Kultur auch dieser Stamm an Wildheit den anderen gleich ist. Und doch sind sie ganz verständige und vernünftige Menschen, die stets die rechte Antwort geben auf das, was man sie fragt, wie denn auch die Nubier nicht genug des Lobes zu sagen wissen von ihrer Znverlässigkeit in freundschaftlicher Beziehung, ihrer Ordnung im Staatsleben und ihrer Gesittung." Schweinfurth. Die Entdeckung des Albert N'mw. Einleitung. Die Vorkämpfer der britischen Weltmacht. — Samuel White Baker und seine Gattin; ein Bild ihrer Thätigkeit. — Wie Baker mit seiner heldenmütigen Gattin die entsetzlichsten Mühseligkeiten und Gefahren unter den wilden Völkerschaften überwindet und bis zum Albert N'yanza vordringt. England hat das Glück gehabt, zur Begründung und Befesti- gung seiner Weltmacht eine ganze Reihe von Männern zu finden, welche ihre Thatkraft, ihre Vaterlandsliebe, ihre körperliche Tüchtig- keit, ihre hohen geistigen Fähigkeiten fern von der Heimat in allen Weltteilen geltend machten, ohne einen Augenblick die nationalen Interessen aus den Augen zu verlieren; Männer von eisenfestem Charakter, welche um den Einfluß und die Macht Englands zu ver- mehren, um demselben neue materielle oder geistige Hilfsquellen zu eröffnen, ihre ganze Lebenszeit, ihre Gesundheit, ja all ihr Gut und Blut opferten. Hätten Italien und Spanien, die mindestens eine

5. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 64

1887 - Berlin : Dümmler
66 Die Entdeckung des Albert N'hanza. ein ganzes Jahr hindurch unsägliche Leiden, Gefahren und Beschwer- nisse aller Art zu überwinden, ehe er am 14. März 1864 den lang- ersehnten See erblicken konnte. Die nachstehende Schilderung aus Bakers Werk „The Albert N'yanza, great basin of tlie Nil, 1866" nach der Übersetzung von I. E. A. Martin *) giebt ein lebhaftes Bild der Erlebnisse Bakers vor und bei der Entdeckung. „Ich muß den Leser", sagt er im Vorwort, „bei der Hand nehmen und ihn Schritt für Schritt auf meinem rauhen Pfade durch sengende Wüsten und durstige Sandstrecken, durch Sumpf und Dorngebüsch und un- ermeßlichen Morast, durch Beschwerden, Strapazen und Krankheit führen, bis ich ihn, von der ermüdenden Reise matt, zu jener hohen Klippe bringe, wo der große Preis ihm plötzlich vor Augen steht — von welcher er auf den ungeheuren Albert-See hinabschaut und mit mir aus den Quellen des Nils trinkt." B. Schon mehrere Tage lang vorher hatten uns unsere Führer ge- sagt, daß wir ganz nahe am See wären, und jetzt versicherte man uns, daß wir ihn am morgenden Tage erreichen würden. Ich hatte in ungeheurer Entfernung gegen Westen eine Reihe stattlicher Berge bemerkt und mir eingebildet, der See läge jenseits jener Kette; jetzt wurde mir aber mitgeteilt, daß diese Berge die westliche Grenze des M-wutan N'zige bildeten, und daß der See sich wirklich innerhalb eines Marsches von Parkäni befände. Ich glaubte gar nicht, daß es möglich sei, daß wir dem Gegenstand unseres Suchens so nahe wären. Jetzt erschien der Führer Rabonga und erklärte, daß, wenn wir am folgenden Morgen früh aufbrächen, wir im stände sein würden, uns gegen Mittag im See zu waschen! Jene Nacht schlief ich kaum. Jahre lang hatte ich gerungen, die „Quellen des Nils" zu erreichen. In meinen nächtlichen Träumen während jener schwierigen Reise war es mir stets mißlungen, aber nach so viel harter Arbeit und Ausdauer war der Becher gerade an meinen Lippen, und ich sollte an der geheimnisvollen Quelle trinken, ehe die Sonne zum zweiten Male unterging — an jenem großen Behälter der Natur, der seit der Erschaffung jeder Entdeckung gespottet hatte. Durch Schwierigkeiten aller Art hindurch, bei Krankheit, Hunger und Müdigkeit hatte ich gehofft, gebetet und gerungen, jene ver- borgene Quelle zu erreichen, und so oft es unmöglich erschienen war, *) Der Albert N'yanza, das große Becken des Nils und die Erforschung der Nilquellen. Von S. W. Baker. Aus dem Englischen von I. E. A. Martin, Kustos der Univ.-Bibliothek zu Jena. 3. Aufl. Gera, Griesbach, 1876.

6. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 27

1887 - Berlin : Dümmler
Zusammentreffen Stanleys mit Livingstone am Tanganyika-See. 27 bilde wölbte sich das reine Azur des afrikanischen Himmels. Burton und Speke hatten diesen Anblick einst ebenfalls genossen; aber der eine derselben war damals halb lahm, der andere halb blind infolge der ausgestandenen Strapazen, Stanley dagegen gesund wie ein Fisch im Wasser. Mit vollen Zügen genossen alle das lang ersehnte Schauspiel. Dann brach die Expedition wieder auf, um ein paar Stunden später ihren feierlichen Einzug in Udfchidfchi, dem viel- genannten arabischen Handelsplatze am Ostufer des Tanganyika, zu halten. Mit flatternden Fahnen, unter wiederholten Flintenfalven näherte sich die Schar dem Dorse. Staunend erblickten die heraus- strömenden Bewohner des Handelsplatzes, die Wajiji, Wanyamwezi, Wangwana, Warundi, Waguhha und Araber das von einem riesigen Kerl getragene Sternenbanner der Vereinigten Staaten. Bald aber erinnerte sich deren einer, der auch schon einmal in Zanzibar ge- wesen war, daß er diese Flagge auf dem dortigen amerikanischen Consulate hatte flattern sehen, und sofort hallt ohrenbetäubend der Ruf durch die Menge: Bindera Kifungu — die Flagge eines Weißen, Bindera Merikani — die amerikanifche Flagge! Dann be- gann ein Händeschütteln und Bewillkommnen, das kein Ende nehmen wollte. Mitten in diesem Gedränge vernimmt Stanley plötzlich die Worte: „Good morning, sir!" Verblüfft fchaut er um sich, und vor ihm steht, mit dem schwär- zesten aller Gesichter, ein mit einem langen weißen Hemd und einem Turban aus amerikanischem Zeug bekleideter Mensch. „Who the mischief are you?" (wer zum Kukuk bist du?) fragte Stanley erstaunt. Ich bin Susi, Livingstones Diener, replizierte der Schwarze lächelnd, und zeigte eine Reihe glänzend weißer Zähne. „Was, ist Dr. Livingstone hier?" „Ja, mein Herr." „In diesem Dorf?" „Ja, mein Herr." „Bist Du dessen ganz sicher?" „Ganz sicher, mein Herr. Komme ich doch soeben von dem- selben." „Und ist der Doktor gesund?" „Nicht so ganz, mein Herr." „So laus' denn und sage dem Doktor, ich komme."

7. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 29

1887 - Berlin : Dümmler
Zusammentreffen Stanleys mit Livingstone am Tanganhika-See. 29 Gefühlsbewegung zu besänftigen. Livingstone selbst aber dankte in demselben Augenblick Gott inbrünstig für die wunderbare Hilfe, die ihm in dem amerikanischen Reporter zu teil geworden. War er doch damals, wie er in seinem Tagebuch schreibt, ganz in der Lage jenes Mannes, der zwischen Jerusalem und Jericho in die Hände der Räuber gefallen war. An Körper und Geist gebrochen, von seinen schwarzen Begleitern bis auf wenige treue Diener schmählich ver- lassen, von den arabischen Kaufleuten hintergangen, belogen und be- trogen, von fast allen Subfisteuzmitteln entblößt, weilte Livingstone seit fast vier Monaten in Udschidschi. Die Not war aufs höchste gestiegen, da erschien Stanley dem Kranken wie ein Engel vom Himmel. Kaum waren dann die beiden Glücklichen aus der schwarzen Umgebung heraus iu Livingstones Hütte getreten, wo sie kein Etiketten- zwang mehr genierte, so schlössen sich die Herzen gegen einander auf, und des Fragens und Antwortens war kein Ende bis in die tiefe Nacht hinein. Was konnte doch Stanley dem Manne alles er- zählen, der seit Jahren von der Welt Lauf nichts mehr gehört hatte. Stanley berichtete von der Eröffnung des Suezkanals, der Voll- endung der Pacificbahn, dem Sturze der Königin Jfabella, er erzählte, wie deutsche Soldaten vor Paris standen, wie der „Schicksalsmann" ein Gefangener auf Wilhelmshöhe war, wie die Königin der Mode und Kaiserin von Frankreich, Eugenie, hatte fliehen müssen, er erzählte von Bismarck und Moltke und tausend anderen Dingen, und Livingstone hörte zu mit jenem Interesse, welches sich bei civili- sirten Menschen insgemein dann einzustellen pflegt, wenn dieselben ein paar Jahr lang keine Zeitungen mehr unter die Hände bekommen haben. Stanley selbst hat uns diese denkwürdige Nacht mit wunderbarer Anschaulichkeit geschildert in seinem Werke „How I found Living- stone", dem seltsam genug erst sechs Jahre nach seinem Erscheinen, im Jahre 1878, die Ehre wiederfuhr, ins Deutsche übersetzt zu werden, während in dem gleichen Zeitraum viele Dutzende der elendesten Ro- mane mit Beschleunigung in die Sprache des Volkes der Dichter und Denker übertragen wurden, ein neuer Beweis dafür, wieviel leichter es dem litterarischen Schunde im Gegensatz zu wirklich gediegener Lektüre wird, in unserem hochgebildeten Säculum sein Fortkommen zu finden. Gustav Peyer. Die Erschließung Central-Afrikas. Basel, Detloff 1881.

8. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 30

1887 - Berlin : Dümmler
30 Deutsch-Ostafrika. 8. Unter den wilden Massai in Deutsch-Ostafrika. Tägliche Lebensweise auf dem Marsche. — Unter den wilden Massai. — Kriegs- tänze. — Beständige Lebensgefahren. — Thomson als weißer Zauberer. Es dürfte angezeigt sein, dem Leser eine Vorstellung von unserer täglichen Lebensweise zu geben. Es war anerkannte und unverletz- liche Regel, auf dem Marsche zu sein, bevor die Sonne sich über den Horizont erhob. Beim frühesten Zeichen der Dämmerung, häu- figer noch beim ersten Krähen der verschiedenen von der Karawane mitgeführten Hähne, taumelten wir aus dem Bett, tauchten das Gesicht in kaltes Wasser, und wenn die Gegenstände gerade sichtbar wurden, saßen wir draußen beim Frühstück, während die Askari das Zelt abschlugen, das Feldbett aufrollten und alles marschfertig machten. Für das Frühstück wurde nur wenig Zeit bestimmt, und wenn das Karmoisinrot des Morgenhimmels in goldigen Glanz überging, wurde das Zeichen zum Aufbruch gegeben. Ich felbst gehe voran mit dem Vortrab, das Lager liegt hinter uns, und in der frischen, kräftigen Morgenluft eilen wir lustig vor- wärts. Um diese Zeit haben die Leute einen kapitalen Schritt und jeder sucht in freundschaftlichem Wetteifer an die Spitze zu gelangen. Wie die Sonne jedoch höher steigt, stimmt sich ihr Enthusiasmus herunter. Die Schwachen und Faulen beginnen hinten zu bleiben und bald sieht man sie hier und dort ihre Lasten abwerfen, sei es um auszuruhen, sei es unter dem Vorwande etwas in Ordnung zu bringen. Marodieren wird jedoch nicht gestattet und die Rast darf immer nur kurz sein. Jedermann weiß, daß einschlafen soviel heißt als rascher Tod durch den Speer eines Massai. Martin bewacht den Nachtrab unserer Abteilung und steht dort nach dem Rechten, während ich vorn meine Messungen und sonstige Beobachtungen anstelle und wenn möglich übermütige Rhinoceros und Büffel schieße und so gleichzeitig Gefahren beseitige und den Topf fülle. An die Wildnis werden wir übrigens gründlich erinnert, wenn wir die hungrigen Leute wie gefräßige Hyänen über das Wild herstürzen sehen, um mit Mefferhieben und unter zänkischem Geschwätz sich die fetteren oder zarteren Teile zu sichern. Verwundungen sind nicht ungewöhnliche Vorkommnisse, und häufig muß unter dem fechtenden Pack durch die drohend aufgehobene Rute die Ordnung wiederher- gestellt werden, zumal jeder weiß, daß Drohungen niemals umsonst ausgestoßen werden.

9. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 31

1887 - Berlin : Dümmler
Unter den wilden Massai. 31 Zwei Stunden nach dem Abmarsch aus dem Lager wird Halt gemacht, damit die lange Reihe sich wieder eng anschließe, denn jetzt bei sich erwärmender Atmosphäre beginnen die Massai zu erscheinen. Von allen Seiten werden wir begrüßt mit „Schore! Schore!" (Freund). Ich persönlich werde mit „Leibon!" (Medizinmann) be- grüßt, was ich mit einigen nnartikulirten Töne erwiedere, um zu verstehen zu geben, daß ich ganz Ohr bin. „Gusak!" (Deine Hand) wird dann verlangt. Nachdem sie derb geschüttelt ist, kommen wir zu einem neuen Abschnitt in der förmlichen Begrüßung mit dem Worte „Sobai?" (Wie geht es Dir?), worauf ich antworte „Ebai!" (Gut!), dann läßt der Besucher seinen Begrüßungen einen Zusatz folgen, indem er fragt „Jogon? maschetan!" (Hörst Du? Eine Perlen- schnür!), und ohne Zaudern wird eine solche dem reckenhaften Bettler überreicht. Mehr Vergnügen macht es, unter Begleitung freundlichen Lächelns die „Ditto" zu begrüßen, und zwar auch in anderen Worten als für Männer fassen — („Tagirenja!" worauf sie „(So!" ant- wortet). Abgese^ey von der Begierde nach Geschenken, empfangen uns die Massai mit aristokratischer Würde. Sie laufen nicht wie in den südlicher gelegenen Ländern ängstlich beiseite, noch rennen sie unter rohem Gelächter und gemeinem Geschrei nebenher. Ruhig be- obachten sie uns, neugierig ohne allen Zweifel, verbergen aber ihre Gedanken unter einer anscheinend gleichgültigen Miene. Um Mittag wird der zum Lager ausersehene Platz erreicht. Jeder Händler sucht sich eine passende Stelle, und großes Rennen und Laufen findet statt um den Platz unter schattigen Bäumen oder um andere begehrenswerte Stellen. Der erste Mann, welcher eine geschützte Lokalität erreicht, sichert sich seine Ansprüche, indem er sie mit seiner Flinte oder einem andern Gegenstande belegt, und dann wird ihm niemand sein Recht streitig machen. Muhinna war hierin groß; er schien instinktiv die wohnlichste und traulichste Ecke zu er- kennen, und verstand den Kniff, dort zuerst anzukommen. Wenn jeder im Lager ist, werden die Güter eines jeden Händlers ausge- staut und mit Fellen oder sonstigen Gegenständen bedeckt, um sie vor den spähenden Augen und diebischen Fingern der Massai zu behüten. Wachen werden ausgestellt und ohne Zeitverlust gehen die Männer mit Axt und Gewehr hinaus, dornige Akazien umzuhauen, um eine starke Boma oder Umzäumung herzustellen. Die Flinte wird sür alle Fälle fertig gemacht, während kräftige Hiebe sich gegen die Stämme richten, und bald liegen die Bäume da, um weiter

10. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 32

1887 - Berlin : Dümmler
32 Deutsch-Ostafrika. behandelt oder im laut schallenden Chor von Scharen der Leute nach den abgesteckten Linien geschleppt zu werden. Martin über- wacht diese Arbeiten, während ich neben unserm mächtigen Waren- Haufen Stellung nehme, mich den Blicken der Eingeborenen preis- gebe und mit einer Tasse Kaffee labe, gewöhnlich in Gesellschaft von Jumba, der sich darauf versteht, in solchen Augenblicken heranzu- lavieren. Während die Arbeiten fortschreiten, erscheinen verschiedene Ban- den El-Moran von allen Seiten her, strahlend in einem neuen Überzieher von Lehm und Fett, mit großen Speeren in der Hand, die in den Strahlen der Sonne funkeln, und mit Schilden, welche die Wappen der besonderen Distrikte oder Anführer in neuer Aus- rüstung tragen. In der Nähe des Lagers vollführen diese Krieger eine Menge militärischer Bewegungen zum Beweise, daß sie einige Anfangsbegriffe militärischer Kunst und des Wertes der Zucht und der einheitlich geschlossenen Thätigkeit besitzen. Darnach thun sie sich zusammen, stecken ihre Speere in den Boden, lehnen die Schilde dagegen und vollführen fodann einen besondern Tanz. Ein Krieger hüpft einige Schritte vorwärts; dann springt er mit stramm- gehaltenem Körper, die Waffen an der Seite festnehmend und ohne die Kniee zu beugen, verschiedene Mal gerade aufwärts und wirst gelegentlich mit einem plötzlichen Ruck das lange Haar des Hinter- kopfes sich über die Stirn. Während einer von ihnen diesen Tanz ausführt, singen die anderen mit den ernsthaftesten Gesichtern der Welt einen lächerlichen Willkommengesang (nämlich zur Plünderung!). Die Verzerrungen ihrer Gesichter und ihr sonstiger tiefer Ernst ver- einigen sich zu einem unbeschreiblich komischen Bilde. Nachdem der Tanz vorüber ist, sind sie bereit, zum Geschäft überzugehen. Die hauptsächlichsten Redner auf beiden Seiten tauschen erst wohlgesetzte Begrüßungen aus. Diesem solgt eine langdrähtige Erörterung über die angemessene Höhe des zu zahlenden Tributs. Bis die Hongofrage entschieden ist, wird die Umzäumung fertig, und wir sind geschützt vor jeder ernsten Gefahr, obgleich die Verdrießlich- keiten erst jetzt beginnen. Die Zelte sind ausgeschlagen und eine zweite Dornenhecke ist um sie angelegt, welche nur eine kleine Stelle offen läßt. Diese wird von zwei Askari bewacht, welche mit sreund- lichen Manieren und süßen Worten die Schrecken eines Einbruchs der Maffai zu mildern bemüht sind. Alle solche Versuche sind frei- lich in der Regel umsonst, denn keiner wagt Hand an einen Krieger
   bis 10 von 267 weiter»  »»
267 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 267 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 3
2 10
3 2
4 2
5 126
6 0
7 27
8 1
9 1
10 76
11 7
12 2
13 1
14 0
15 3
16 27
17 0
18 0
19 4
20 2
21 1
22 18
23 0
24 12
25 2
26 1
27 1
28 18
29 0
30 8
31 5
32 1
33 60
34 18
35 1
36 0
37 127
38 2
39 30
40 2
41 5
42 0
43 1
44 0
45 66
46 1
47 8
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 9
1 19
2 0
3 6
4 3
5 0
6 0
7 1
8 1
9 9
10 1
11 0
12 3
13 0
14 2
15 2
16 45
17 131
18 0
19 9
20 3
21 14
22 1
23 11
24 3
25 2
26 6
27 0
28 9
29 12
30 1
31 0
32 3
33 0
34 1
35 2
36 24
37 3
38 8
39 66
40 0
41 3
42 28
43 5
44 3
45 46
46 2
47 5
48 3
49 3
50 0
51 9
52 22
53 0
54 16
55 0
56 0
57 0
58 0
59 3
60 3
61 4
62 0
63 0
64 9
65 1
66 2
67 0
68 9
69 2
70 2
71 21
72 11
73 0
74 10
75 14
76 7
77 62
78 3
79 11
80 2
81 3
82 15
83 0
84 9
85 14
86 4
87 88
88 1
89 5
90 0
91 14
92 124
93 0
94 119
95 32
96 4
97 0
98 38
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 25
1 17
2 20
3 23
4 1
5 38
6 48
7 30
8 2
9 87
10 3
11 14
12 59
13 25
14 3
15 1
16 25
17 24
18 17
19 20
20 1
21 52
22 2
23 0
24 53
25 12
26 8
27 5
28 32
29 17
30 5
31 16
32 30
33 167
34 23
35 11
36 6
37 0
38 10
39 198
40 17
41 0
42 18
43 129
44 69
45 3
46 39
47 29
48 62
49 16
50 84
51 58
52 182
53 5
54 21
55 37
56 2
57 9
58 9
59 168
60 18
61 21
62 26
63 3
64 13
65 20
66 6
67 41
68 2
69 0
70 3
71 34
72 5
73 14
74 6
75 37
76 5
77 4
78 30
79 18
80 31
81 155
82 13
83 35
84 20
85 9
86 59
87 8
88 27
89 24
90 0
91 13
92 7
93 14
94 2
95 5
96 3
97 14
98 18
99 12
100 121
101 24
102 46
103 58
104 165
105 0
106 7
107 22
108 2
109 20
110 33
111 77
112 13
113 25
114 72
115 2
116 33
117 8
118 3
119 18
120 3
121 38
122 10
123 76
124 63
125 53
126 11
127 73
128 5
129 33
130 23
131 124
132 8
133 47
134 2
135 7
136 158
137 29
138 1
139 4
140 55
141 6
142 18
143 24
144 22
145 18
146 3
147 2
148 5
149 0
150 39
151 11
152 153
153 3
154 49
155 45
156 32
157 36
158 9
159 86
160 3
161 2
162 1
163 3
164 13
165 14
166 67
167 5
168 53
169 10
170 33
171 8
172 4
173 85
174 16
175 295
176 67
177 156
178 1
179 90
180 3
181 5
182 109
183 331
184 20
185 23
186 7
187 28
188 33
189 13
190 0
191 44
192 8
193 5
194 15
195 36
196 128
197 10
198 59
199 12