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1. Das Mittelalter - S. 15

1893 - Leipzig : Dürr
— 15 — Jllyrien feine Rnhe. Er sammelte sein Volk an der ©an und be- reitete alles zu einem Zuge nach Italien vor. Stilicho wußte sich nicht anders zu Helsen, als daß er ihm Noricum (Östreich) abtrat und einen Tribut von 4000 Pfund Gold zusicherte. Aber während er den Staat ans diese Weise zu retten suchte, ward er selbst ein Opfer der Intriguen seiner Feinde am Hose. Wahrscheinlich fanden diese bei dem schwachen Honorins um so eher Gehör, als sie ihm nun auch noch zuflüsterten, daß Stilicho mit Alarich im Einverständnisse sei und ihn vom Throne stoßen wolle. Honorins ward mißtrauisch, ließ seinen treuesten Diener verhaften und ihm das Todesurteil versanden. Die Truppen drohten, wenn das Urteil nicht zurückgenommen würde, ihn mit Gewalt zu befreien, aber Stilicho war zu edel und zu stolz dazu, sich durch Unrecht Recht zu verschaffen. Er verwies die Empörer aus ihre Pflicht und erduldete so tapfer, wie er gelebt hatte, den Tod durch das Schwert. Sein Rächer ward, ohne dies ausdrücklich zu wollen, Alarich. Sobald dieser erfuhr, daß der Mann, der einzige, den er gefürchtet hatte, Italien nicht mehr schütze, stellte er neue, viel höhere Forderungen, er verlangte mehr Land, mehr Gold und Geiseln. Honorins schlug ihm alles ab. Da ergoß sich, den Wogen gleich, die den Damm durchbrochen haben, das Volk der Westgoten über Italien. Alarich belagerte Rom. Die Römer, denen die Getreidezusuhr von dem Hasen Ostia her abgeschnitten wurde, sahen sich bald durch Hunger und Seuchen gezwungen, den Abzug der Feinde mit einer hohen Summe zu ersaufen. Unterdessen saß ihr Kaiser in dem festen Ravenna trieb Hühnerzucht und verweigerte in feigem Trotze, mit Alarich über den Frieden zu verhandeln. Die Goten durchzogen nun Mittelitalien. Taufende von germanischen Sklaven, die in Italien zerstreut lebten, gesellten sich zu ihnen und verstärkten ihre Scharen, von den Alpen her kam ein neues westgotisches Heer unter Athanls (Adolf), Alarichs Schwager. Zum zweiten Male wurde Rom belagert, wieder mußten die geängstigten Römer die Barbaren um Gnade anflehen und den Abzug derselben bezahlen. Damals soll die goldene Statne der Virtns (Tapferkeit) eingeschmolzen und zu Geld gemacht worden sein, damit Alarichs Forderungen befriedigt werden konnten. Und auch mit diesem Opfer erwarben sich die Römer nur eine furze Frist der Schonung. Im Jahre 410 erschien Alarich zum dritten Male vor Rom und eroberte es. Seit Brennus abgezogen war, hatte fein siegreicher Feind wieder die stolze Hauptstadt der Welt betreten. Die Römer ließen alles über sich ergehen, und der Barbar Alarich zeigte sich edler, als sie gehofft hatten. Wohl wurde ein Heiner Teil der Stadt ein Raub der Flammen, wohl wurde geplündert, aber der hochherzige Gotenkönig

2. Das Mittelalter - S. 39

1893 - Leipzig : Dürr
— 39 — Nachfolger, Omar, ein im höchsten Grade einfacher und glaubenseifriger Mann, betrieb von Medina aus den Krieg mit dem größten Eifer. Durch die Eroberung von Damaskus und Autiochia wurde die Unterwerfung Syriens vollendet, auch Jerusalem mußte uach längerer Belagerung sich ergeben. Da die Einwohner aber nur mit dem Kalifen selbst den Vertrag abschließen wollten, so machte sich Omar auf deu Weg. Auf einem Kameel reitend, einen Sack mit Korn, einen zweiten mit Datteln und einen Schlauch voll Wasser hinter sich, bloß von zwei Dienern begleitet, erschien er vor der Stadt und bewilligte den Christen gegen ein Kopfgeld und unter der Bedingung, daß sie von ihren Gotteshäusern die Glocken und Kreuze entfernten, freie Religionsübung. Sein Feldherr Amru eroberte Ägypten und Persien. Alexandria öffnete feine Thore erst nach einer vierzehnmonatlichen Belagerung; aber daß Amru aus Omars Befehl die große berühmte Bibliothek habe verbrennen leisten, ist nicht zu erweisen, sie war schon früher der Zerstörung anheimgefallen. Bei der Besitzergreifung von Ägypten kam ihnt zu statten, daß die als Ketzer verfolgten christlichen Kopten, welche die göttliche Natur Christi nicht gelten lassen wollten, den Schutz der Araber suchten. Omar wurde von einem persischen Gefangenen ermordet. Auch fein Nachfolger Othman, ein energieloser Mann, starb eines gewaltsamen Todes; er wurde bei einem Aufstande durch Steinwürfe getötet. Nun erst gelangte Ali zum Kalifat. Allein da er nur von einer Partei, den Schiiteu (welche die Sunna, die Überlieferung, verwarfen) gewählt worden war, so brach ein snrchtbarer Bürgerkrieg ans, der mit dem Untergänge Alis und des ganzen Hauses Mohammeds endete. Der Anführer der Gegenpartei war Moawijah, ein Geschlechtsverwandter des ermordeten Othman und Statthalter von Syrien. Indem er Ali beschuldigte, an dem Morde seines Vorgängers indirekt wenigstens teilgenommen zu haben, warf er sich zugleich zum Bluträcher des Ermordeten auf und gab dadurch dem Kriege selbst einen erbitterten Charakter. Greuel häuften sich auf Greuel, bis Ali endlich von drei Fanatikern, welche das entsetzliche Gemetzel durch Beseitigung der Anführer beendigen wollten, getötet ward. Moawijah entkam und behielt das Kalifat. Mit ihm gelangte das Haus der Omajjaden zur Herrschaft. Er und seine Nachfolger erwählten Damaskus zu ihrer Residenz. Unter den Omajjaden dauerten die Bürgerkriege fort, aber auch die Eroberungen erlitten keine Unterbrechung, ein deutliches Zeichen, daß der fanatische Bekehrungseifer, den der Islam seinen Bekennern einflößte, noch im Steigen begriffen war. Als das wichtigste Ziel der Glaubenskriege hatte Mohammed Konstantinopel bezeichnet, dahin richteten die Omajjaden wiederholt ihre Heerzüge, und die Ohnmacht des

3. Das Mittelalter - S. 41

1893 - Leipzig : Dürr
— 41 — wurde dem Kalifen gesandt. Der Sieg der Mauren war ein voll-kommener und hatte die Folge, daß ihnen bald die ganze Halbinsel gehorchte. Die Christen, welche sich nicht unterwerfen wollten, zogen sich tu die nördlichen Gebirge zurück, von wo ans sie später nach und nach wieder siegreich nach dem Süden vorrückten.. Das Haus der Omajjaden nahm bald darauf ein schreckliches Ende. Abul Abbas, ein Nachkomme Alis, wußte sich einen bedeutenden Anhang zu verschaffen und wurde zum Kalifett ausgerufen. Sei es, daß sich die Omajjaden durch ihre despotische Willkür und Genußsucht verhaßt gemacht hatten, sei es, daß der Heiligenschein, welcher die Abkömmlinge aus dem Hause des Propheten umgab, seine Wirkung übte, der Kalif von Damaskus sah sich von dem Heere verlassen, als er dem Gegner die Schlacht anbieten wollte. Zwar sammelte er neue Streitkräfte und verteidigte sich in Ägypten, aber er wurde geschlagen und in einer christlichen Kirche von den Verfolgern getötet (750). Furchtbar war die Rache, welche Abul Abbas oder vielmehr dessen Feldherr und Oheim, der blutige Abdallah au den Omajjaden nahm. Alle Glieder des Hanfes wurden ermordet, selbst die Säuglinge in der Wiege nicht verschont. Nnr einer, Abderaman mit Namen, entkam, ans unzähligen Gefahren wunderbar errettet, durch Nordafrika noch Spauieu und gründete dort das Kalifat von Cor-dova. Die Abbafiden machten Bagdad zu ihrer Residenz. 4. I>as fränkische Ueich. 1. Die Merovinger. Während das Germanentum im Süden unter dem Einflnfse römischer Sittenverderbnis elendiglich zu Grtutde ging, gewann im Norden das germanische Wesen unter Führung des Frattkenvolkes die Oberhand. Unter Chlodowechs Söhnen hatte der älteste, Theuderich dett Vorraug im Rate der Brüder und residierte in Rheims. Da er nicht nur das Frankenland, sondern auch das der Ala-ittslttneit beherrschte, so waren seilte Nachbarn int Osten die Thüringer, in mächtiges Volk, das sich von den Donangcgettden bis zum Harze ausbreitete und so das gauze mittlere Germanien inne hatte. Theuderich strnii) anfangs mit Herinittfried, dem Könige der Thüringer, im besten Einvernehmen, aber die Eintracht wurde bald gestört, und es kam zum Kriege. Theuderich forderte die Sachsen in Norddentschland

4. Das Mittelalter - S. 61

1893 - Leipzig : Dürr
— 61 — dem Frankenrechte unbedenklich, aber schon die nächsten Vorkommnisse waren unheilvolle, und zumeist durch seine Schuld. Im Jahre 818 starb die Kaiserin, und Ludwig ließ sich zu einer neuen Ehe mit Judith, der Tochter des Grasen Wels, überreden Im Jahre 823 wurde ihm ein vierter Sohn geboren, Karl (später der „Kahle" genannt). Die Frage war nun, was aus der Erbteiluug von 817 werden sollte. Es bildeten sich zwei Parteien. Der einen, welche die Reichseinheit und den beschworenen Vertrag schützen wollte, gehörten die biedersten und angesehensten geistlichen und weltlichen Würdenträger an, z. B. der fromme Abt Wala; die andere scharte sich um die kluge und herrschsüchtige Kaiserin Judith, zu ihr zählten die Ehrgeizigen, die Verwegenen, die Ränkesüchtigen, aber auch manche Edle, die sich des unmündigen Kindes annehmen zu müssen glaubten. Der Kaiser war eine Zeit lang unschlüssig, dann bestimmte er dem jungen Karl Schwaben (Alamannien) zum Erbe und brach damit den ursprünglichen Vertrag mit den Söhnen. Allein dies genügte der Kaiserin nicht, sie wußte ihren schwachen Gemahl zu einer neuen Teilung zu bestimmen, bei der Karl zu Schwaben noch das größere Stück von Burgund, die Provence, die spanische Mark und einige linksrheinische Länder bekam. Die dabei zu Tage tretende Willkür trieb die Brüder zu offener Empörung. Lothar zog mit Heeresmacht aus Italien herbei, der Papst begleitete ihn, um als Vermittler thätig zu sein; und in Deutschland stießen Pippin und Ludwig mit ihren Mannen zu ihm. Auf dem Roth-seld (später das Lügenfeld genannt) bei Kolmar lagen sich die Heere der Söhne und das des Vaters gegenüber (833). Umsonst versuchte der Papst den Kaiser zum Nachgeben zu bewegen: da entschieden die Vasallen den Streit. Immer mehr schmolzen die Scharen Ludwigs zusammen, die Grasen gingen mit ihren Leuten zu den Söhnen über, der Kaiser ward Lothars Gefangener, Judith und Karl kamen in festen Gewahrsam, und die drei Sieger teilten das Reich. Was bewog aber die Heerführer zu diesem Treubruch? So unanfechtbar war doch das Recht der Söhne nicht. Jedenfalls wurden sie von hohen Geistlichen gelenkt und geleitet. Der Papst und die Bischöse wollten den Frieden erzwingen und schürten, wenn auch unabsichtlich, den Haß. Dem widerlichen Schauspiel auf dem Lügenselde folgte ein noch schlimmeres zu Soissons. Dort mußte der Kaiser öffentlich Kirchenbuße thun, so verlangten es die Söhne und die mit ihnen verbundenen Bischöfe, und als der Unglückliche, in seinem Gewissen geängstigt, die Demütigung auf sich genommen hatte, erklärte man ihm, daß er damit unfähig geworden sei, die Krone zu tragen, und wollte ihn zwingen, 5*

5. Das Mittelalter - S. 67

1893 - Leipzig : Dürr
— 67 — Westfrankens (Frankreichs) an Herzog Hugo Capet von Francien über. Es war die höchste Zeit, daß das von Bürgerkriegen zerwühlte Land in festere Hände kam. 2. Die griechisch-katholische Kirche. Die Zeit der letzen Karolinger ist die dunkelste im ganzen Mittelalter. Es scheint, daß Unwissenheit, Not und Roheit das ganze Abendland wie mit einem undurchdringlichen Nebel bedeckten. In diesen traurigen, finsteren Zeiten konnte auch die christliche Kirche ihre ursprüngliche Reinheit und Innigkeit nicht bewahren. Die äußere Rangordnung der Geistlichkeit (die Hierarchie) bildete sich mehr und mehr aus. Die Rechte des Papstes wurden durch ein angeblich aufgefundenes, in der That aber erst jetzt verfaßtes Gesetzbuch (die isidorischen Dekre-talen — Bestimmungen des Jfidorns von Sevilla) erweitert und befestigt; Papst Nieolaus I. (f 867) hielt an dem Grundsätze fest, daß der Papst über die gesamte Kirche unbedingt gebiete, und daß die päpstliche Gewalt höher stehe als die weltliche. Im Westen und Süden Europas fand die päpstliche Allgewalt Anerkennung, aber im oströmischen Reiche scheiterte sie an dem Widerstände des Patriarchen Phocius von Konstantinopel, den Nieolaus I. nicht gelten lassen wollte, weil sein Vorgänger widerrechtlich abgesetzt worden war. So schied sich gegen Ende des 9. Jahrhunderts die griechisch-katholische Kirche von der römisch-katholischen. Im allgemeinen aber waren Päpste wie Nieolaus 1, die mit unerschütterlichem Mute Recht und Gerechtigkeit verteidigten und sich der Unterdrückten annahmen, ein wahrer Trost und Halt in dieser Zeit roher Gewaltthätigkeit und entsetzlicher Habsucht. Die Greuel der Zeit erzeugten auch ihr Gegenteil: fromme Entsagung und Opferwilligkeit im Dienste des Christentums. So wirkte Ausgar, der „Apostel des Nordens" (f 865), mit unermüdlichem Eifer in Dänemark und Schweden für die Ausbreitung des Christentums unter den Normannen und Slaven, sein Erzbistum Hamburg-Bremen (das Erzbistum Bremen wurde mit dem von Hamburg vereinigt) war der Mittelpunkt der christlichen Mission unter den nordischen Völkern. 3. Konrad I. Im Kampfe gegen die beutegierigen Nachbarvölker waren die schwachen letzten Karolinger eine schlechte Stütze. Unter solchen Umständen blieb den einzelnen Volksstämmen nichts übrig, als sich selbst zu schützen. Sie scharten sich um den mächtigsten und tapfersten ihrer adligen Führer und machten ihn zu ihrem Herzog. Die karolingischen

6. Das Mittelalter - S. 182

1893 - Leipzig : Dürr
— 182 den jungen König nach Reims zur Krönung zu führen. Der Ritter Vaudrieourt, Befehlshaber in Vaueouleurs, der sich nach einigem Zögern überreden ließ, führte sie an den Hos. Auch hier ward es ihr nicht leicht, den Glauben an ihre göttliche Sendung zu erwecken, und sie mußte manches Verhör bestehen. Endlich erreichte sie ihr Ziel, der König und seine Räte zeigten sich ihrem Plane geneigt, und sie trat an die Spitze des Heeres. Die Wirkung war eine überraschende. Die Krieger folgten siegesgewiß der Jungfrau, welche eine Fahne mit dem Bilde des Heilands vorantragend sie von Kamps zu Kampf führte. Orleans wurde entsetzt und der König in Reims gekrönt (1429). Johanna hatte mit hohem Ernste und in heiligster Demut ihre Aufgabe gelöst, allen Prunk, alle Genüsse verschmähend; etwas Brot in Wein getaucht war ihre ganze Nahrung. Sie wollte nun in die Heimat zurückkehren, aber zu ihrem Unglück ließ sie sich bewegen, an der Spitze des Heeres zu bleiben. Es mag sein, daß sie von nun an die innere Sicherheit vermißte. Die Erstürmung von Paris mißlang, mehr infolge der Unthätigkeit des Königs, der ihr keine Unterstützung sandte, als durch ihre Schuld, und bei einem Ausfalle aus Compisgne wurde sie von den Burgundern gefangen genommen und au die Engländer ausgeliefert. Auf Anstiften der englischen Offiziere erging gegen sie die Anklage der Zauberei und Ketzerei. Der von den Engländern beherrschte, charakterlose Bischof von Beauvais, der Vorsteher des geistlichen Gerichtes, fand sie schuldig, und die Richter verurteilten sie zu lebenslänglichem Gefängnis, nachdem man sie durch die härteste und roheste Behandlung zum Widerruf ihrer Behauptung, daß sie von Gott beauftragt worden fei, gezwungen hatte. Aber dabei beruhigten sich ihre Feinde nicht, sie sollte sterben. Als sie unter den grausamen Quälereien im Kerker nur den Schein des Ungehorsams erweckt hatte, wurde die an Leib und Geist Gebrochene 1431 in Ronen verbrannt. Doch das Volk verehrte sie und verfolgte die Jnquisitions-richter mit Haß und Verwünschung. Auch den Engländern brachte der Tod der Jungsrau keinen Segen. Sie mußten aus allen eroberten Plätzen in Frankreich weichen, nur Calais behielten sie. Der Nachfolger Karls Vh., Ludwig Xi., ein verschlagener Mann, der, die äußere Hoheit des Hoflebens verachtend, Leute niederer Herkunft, wie einen Barbier, zu feinen Vertrauten machte, befestigte die königliche Gewalt in Frankreich dadurch, daß er die Herzöge und Grafen, soweit es ihm möglich war, durch Meuchelmord und Hinterlist ans dem Wege räumte und so eine Provinz nach der anderen unter die unmittelbare Herrschaft der Krone brachte. Er war es auch, der nach dem Tode Karls des Kühnen Burgund, das unter französischer und deutscher Lehnsoberhoheit stand, an sich riß.

7. Das Mittelalter - S. 116

1893 - Leipzig : Dürr
— 116 — Heinrich des Soweit Hand gelegt hätte, ja er war zu der Überzeugung gelangt, daß überhaupt kein einzelner Fürst so mächtig werden dürfe, denn was sollte aus dem Reiche werden, wenn ein solcher Landesherr, wie der Welse es gethan hatte, die Heresfolge versagte! Doch trug er sich nicht mit Racheplänen gegen Heinrich, dessen große Verdienste er zu schätzen wußte. Aber dieser merkwürdige, eigensinnige und gewalt-thätige Fürst hatte so viele Feinde, daß er schon verloren war, wenn der Kaiser ihm seinen besonderen Schutz entzog. Die Erzbischöfe von Magdeburg und Bremen, die Markgrafen von Brandenburg und Meißen, der Landgraf von Thüringen und andere klagten über seine Eingriffe in ihre Besitzungen und Rechte. Albrecht der Bär freilich, sein stärkster Gegner, war 1170 gestorben, aber er hinterließ fünf Söhne, die sich in das Erbe geteilt hatten und von dem Sachsenherzoge deshalb um so mehr zu leiden hatten. Friedrich brauchte nur diese Klagen anzuhören und seines Richteramtes zu warten, so geriet Heinrich der Löwe in eine schlimme Lage. Ein Streit mit dem Bischof von Halberstadt gab den ersten Anlaß zur Einmischung des Kaisers. Heinrich der Löwe wurde vorgeladen, erschien aber nicht, die Vorladung wurde mehrmals wiederholt, aber vergebens, neue Beschwerden kamen hinzu, und so konnte es nicht ausbleiben, daß er in die Acht erklärt und seiner beiden Herzogtümer entsetzt wurde. Dies geschah im Jahre 1180 zu Würzburg. Nun fielen alle Feinde über ihn her, und er beging sogar noch die Unvorsichtigkeit, sich mit seinen Freunden, den Grasen Adolf von Holstein und von Ratzeburg, zu verfeinden. Trotzdem wehrte er sich recht wie ein Löwe. Mehrmals trug er etuett entscheidenden Sieg über seine Feinde davon, aber da keine Hilse von außen kam, mußte er der Übermacht weichen. Vergebens hoffte er, daß wenigstens sein Schwiegervater, der König von England, und sein Schwiegersohn, der König von Dänemark, ihm zu Hilfe kommen würden. Als endlich der Kaiser- selbst mit dem Reichsheere anrückte, war er ohnmächtig. Seiner heuen Stadt Lübeck, die am längsten aushielt, riet er selbst, sich zu ergeben, dann unterwarf er sich dem Kaiser zu Erfurt. Der kaiserliche Spruch war mild. Zwar verlor er seine beide Herzogtümer, auch mußte er schwören, in die Verbannung zu gehen und ohne die Erlaubnis des Kaisers nicht zurückzukehren, aber ihm und seiner Familie verblieben doch seine Hausgüter, die braunschweigischen und lüneburgischen Lande. Im Jahr 1181 schiffte sich Heinrich der Löwe mit seiner Gemahlin und seinen Söhnen nach England ein. Schon vorher hatte der Kaiser über die erledigten Herzogtümer verfügt. Sachsen wurde zerstückelt. Der Hauptteil, Westfalen, fiel an das Erzstift Köln, den Rest, Lauenburg und das Wittenbergische Land, ließ sich Bernhard von Askanien

8. Das Mittelalter - S. 123

1893 - Leipzig : Dürr
— 123 — Als Heinrich Vi. so in Deutschland wieder zu voller Macht gelangt war, zog er 1194 mit einem Heere nach Italien, um das Normaunenreich zu erobern. Es ward ihm leicht, denn Tancred war gestorben und sein Sohn noch nicht mündig. Und der Papst, der sich als den Lehensherrn des sieilianischen Königreichs betrachtete, konnte sich zu einem energischen Eingreifen nicht aufraffen, war also nicht zu fürchten. So unterwarf Heinrich Neapel und Sicilien ohne Mühe und empfing in der Kathedrale zu Palermo unter großer Feier- lichkeit die Krone. Seine Gemahlin hatte Tanered schon auf Wunsch des Papstes freigegeben, doch nahm Heinrich an Salerno, deren Bürger sie verraten hatten, grausame Rache. Die Witwe Taucreds und ihren kleinen Sohn behandelte Heinrich sehr rücksichtsvoll und stattete sie mit Lehensgütern aus, aber als die gestürzte Königin mit ihren An- hängern eine Verschwörung gegen die Herrschaft der Deutschen anzettelte, wurde sie in ein elsässisches Kloster eingesperrt und ihr Sohn nach Hohenems, nicht weit vom Bodensee, verwiesen. Damals soll Heinrich die aufständischen sieilianischen Barone grausam bestraft haben, unter anderem foll er ihnen glühende eiferne Kronen haben aus das Haupt drücken lassen. Viele wurden aus Schloß Trifels gefangen gesetzt, wohin auch der unermeßliche Schatz der normannischen Könige gebracht worden war. Nachdem das Glück Heinrich Vi. so hoch gestellt hatte, fühlte er sich als den Herrn der Welt. Wie Richard Löwenherz während seiner Hast England als Lehen aus Heinrichs Hand hatte annehmen müssen, so wollte dieser nun Frankreich von dem deutschen Reiche abhängig machen. Selbst nach dem oftromischen Reiche richtete er seine Blicke, indem er seinen Bruder Philipp mit der Kaisertochter Irene vermählte, und im Frühjahr 1195 nahm er in Bari das Kreuz, auch das Morgen- lanb sollte seinen gewaltigen Arm verspüren. Zugleich brängte er die deutschen Fürsten bestänbig, die Erblichkeit der Königskrone anzuerkennen, boch stieß er hier noch auf starken Widerspruch. Aber mitten aus den Vorbereitungen zum Kreuzzuge raffte ihn der Tod hinweg, er starb im Herbst 1197 an einem Fieber, das er sich auf der Jagd zugezogen hatte, in Messina und ist in Palermo begraben. Da er nur einen zweijährigen Sohn hinterließ, so stürzte das stolze Gebäude seiner Herrschaft alsbald in Trümmer. Dieser Zusammenbruch zeigte sich unter anderem darin, daß der Papst, der neben ihm ohne allen Einfluß gewesen war, ihn in den Bann that, als er tot war. Heinrich Vi. war ein strenger, rücksichtsloser, oft grausamer Herr, aber dabei ein kluger Staatsmann, der jeden Vorteil zu erspähen und auszunutzen verstand, der sogar den Treubruch nicht scheute, wenn Pfalz, Geschichte. 11. 9

9. Das Mittelalter - S. 135

1893 - Leipzig : Dürr
I — 135 — von Anjou aus. Der erbarmungslose Sieger verurteilte ihn zum Tode. Auf dein Marktplatze von Neapel erlitt er und mit ihm sein Freund Markgraf Friedrich von Baden, der ihn nach Neapel begleitet hatte, den Tod durch Henkershand. Karl von Anjou sah von dem Fenster eines benachbarten Hauses dem furchtbaren Schauspiele zu. Fast um dieselbe Zeit entfloh die edle Tochter Friedrichs Ii., Margarete, nach einem herzzerreißenden Abschiede von ihren kleinen Söhnen Friedrich und Diezmann von der Wartburg und suchte Schutz in Frankfurt a. D., weil ihr Gemahl, der Markgraf von Meißen, Albrecht (der Entartete) sie verstoßen wollte, ja nach einer unverbürgten Nachricht ihr nach dem Leben trachtete, um ein Hoffräulein zu heiraten. So endete das herrliche Geschlecht der Hohenstaufen in Tod und Trübsal. 13. Die sieilianische Vesper. Karl von Anjou fand in dem eroberten Lande auch nicht den gehofften Glwinn. Sein gewaltsames und habgieriges Wesen entfremdete ihm die Italiener. In Sicilieu stiftete ein Edler, Johann von Procida, eine Verschwörung gegen die verhaßten Franzosen an und gewann den König Peter von Aragonien, einen Verwandten der Hohenstaufen, für den Plan, Sicilieu den Franzosen zu entreißen und mit Aragonien zu vereinigen. Am Ostermontage des Jahres 1282 kam der Aufstand zum Ausbruch. Trotzdem daß das Waffentragen streng verboten war, erschienen doch die Verschworenen mit Dolchen unter den Kleidern in der Volksmenge, die vor dem Vespergottesdienste in der Kirche von Montreal unweit der Stadt sich sowohl in der Umgebung des Gotteshauses, als auch auf den Fußwegen drängte. Der Zufall wollte, daß ein Auflauf entstand, weil ein Franzose, Namens Drouet, sich unverschämt gegen eine adlige Dame betragen hatte. Sofort wurden die verborgenen Dolche hervorgezogen und alle Franzosen niedergestochen. Die Losung war jetzt in ganz Sicilieu: Tod den Franzosen! Das Morden wurde allgemein. In Catanea hatte man ein eigentümliches Erkennungszeichen. Wer das Wort ciceri (Erbse) nicht aus italienische Weise aussprecheu konnte, sondern siseri sagte auf französische Art, war dem Tode verfallen. Karl von Anjou vermochte nicht die Insel wieder zu erobern, Peter von Aragonien nahm von ihr Besitz. 14. Das Interregnum. Wie in Italien, so strebte auch in Deutschland alles zur Unabhängigkeit. Zwar die Fürsten konnten kaum eine größere Selbständigkeit erlangen, aber sie suchten ihr Gebiet zu vergrößern, und dies gab

10. Das Mittelalter - S. 22

1893 - Leipzig : Dürr
I — 22 — dinien und Sicilien hausten die Vandalen, die Westgoten breiteten sich in Spanien ans. So endete das weströmische Kaiserreich im Jahre 476. Aber in der Erinnerung der Völker lebte die Idee des Imperiums fort; der altgeheiligte Thron galt nur für unbesetzt, bis Karl der Große das abendländische Kaisertum erneuerte. Oboafer war ein kluger Herrscher. Um Ostrom nicht zu reizen, ließ er sich boit dem dortigen Kaiser als Patrizins (Statthalter) in Italien bestätigen. Die Römer in Italien söhnte er dadurch mit seiner Herrschaft aus, daß er die römischen Beamten beibehielt und die Erhebung der Stenern ihnen übertrug. Obgleich Arianer, wie seine germanischen Krieger, erkannte er doch die römisch-katholische Kirche an. Die germanischen Nachbarn brachte er teils durch Verträge, teils durch kräftiges Einschreiten zur Ruhe. So bewog er die Vandalen dnrch ein Jahrgeld, ihre Raubzüge nach Sardinien und Sicilien einzustellen, dagegen verteidigte er die Alpenpässe energisch gegen die von Osten her andrängenden gotischen Völker. 9. Chlodewech. Wenige Jahre nach dem Untergange des weströmischen Reiches entstand im nördlichen Gallien ein mächtiger germanischer Staat, an den sich nach und nach die wild durcheinander wogenden deutschen Völkerschaften anschlossen und durch den sie zur Seßhaftigkeit gelangten: das Reich der Frauken. Diese waren zwar in zwei große Stämme geschieden, die salischen Franken zwischen Maas und Schelde und die ripuarischeu au beiden Ufern des Niederrheines, auch war ihr Land durch Erbteilungen ihres Königsgeschlechtes in mehrere kleine Reiche zerfallen, allein sie erkannten doch ihre Zusammengehörigkeit in Krieg und Frieden an. Im Jahre 481 erbte der fünfzehnjährige Chlodowech die Königskrone über ein Teilreich der salischen Franken an der Somme. Dieser Jüngling entwickelte bald außerordentliche Herrschergaben. Gruud-züge seiues Wesens waren eine trotzige, zur Gewaltthätigkeit geneigte Entschlossenheit, welche den halbwilden Zustand der Germanen jener Zeit charakterisiert, und eine berechnende Verschlagenheit, welche sich in unsicheren Zeiten leicht herausbildet. Indem er so alles in sich vereinigte, was man von einem Helden im rücksichtslosen Kampfe um das Dasein verlangen konnte, bekam er seine von der Kultur noch sehr wenig berührten Franken in die Gewalt und konnte hoffen, mit ihrer Hilfe seine Eroberungsgelüste zu verwirklichen. Im Jahre 486 rückte er in Gemeinschaft mit einem anderen fränkischen Teilkönige südwärts und griff die vollständig abgeschnittene und vergessene römische Statt-
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