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1. Das Mittelalter - S. 52

1893 - Leipzig : Dürr
— 52 — um über beit ungetreuen Vasallen zu richten, erschienen auch die bayrischen Großen und legten Zeugnis ab gegen den Herzog. Die Reichsfürsten sprachen über Tassilo das Tobesurteil aus. Karl milberte den Spruch, inbem er den Herzog, bessen Sohn und alle übrigen Familienmitglieber in Klöster verbannte. In Bayern aber würde kein neuer Herzog eingesetzt, sonbern wie im übrigen Deutschland die fränkische Herrschaft durch geführt. Nicht so schnell beruhigten sich die Avaren, sie brangen in Italien und in Bayern ein, raubten und plünberten. Nur mit Mühe würden sie durch den Heerbann der fränkischen Grenzlänber von weiterem Vorbringen abgehalten. Für Karl war bies ein Anlaß, seine Eroberungen auch auf die unteren Donaulänber auszubehnen. Nachbem fein Sohn Pippin, von Italien Herkommenb, den wilben Scharen eine empfinbliche Nieberlage beigebracht hatte, rückte der König selbst heran, 791, und unwiberstehlich wie die makebonische Phalanx schritt sein Heer in den unbekannten Osten hinein. Auf dem nörblichen Donauufer zog sein getreuer, tapferer Graf Theuberich mit den rheinischen Franken, Thüringern, Sachsen, Friesen, er selbst mit dem Hauptheer folgte auf dem linken Ufer, die Bayern führten auf dem Strome Lebensrnittel nach. Die Verschanzungen der Avaren würden erstürmt, ihre Scharen zerstreut; erst an der Raab kehrte Karl um und ging nach Bayern zurück. Uneinigkeit unter den Avaren selbst vollenbete in den nächsten Jahren bereit gänzliche Unterwerfung. Einer ihrer Oberherrscher, der Chakan, würde von dem eigenen Volke erschlagen, und so konnte der Markgraf von Friaul baran benken, die Hauptfestung, den „Ring", au der Donau, zu stürmen. Das Wagnis gelang. Unenbliche Schätze waren der Preis, benn den ganzen, in Jahrhunberten zusammengeschleppten Raub der Avaren fanb er hier aufgehäuft. Der tapfere Markgraf, Erich war fein Name, schickte den Schatz nach Aachen zu König Karl. Dieser bereicherte bamit seine Getreuen und ehrte den Papst durch kostbare Geschenke. So viel Golb kam plötzlich in Umlauf, daß der Wert besseren um den britten Teil sank und die Lebensrnittel infolgebeffen um ebensoviel im Preise stiegen. Die neueroberte Provinz warb unter dem Namen Ostmark dem Frankenreiche zugefügt. Währenb Karl selbst sich an der Unterwerfung der Donauniebe-ruitgen beteiligte, zwangen seine Grasen die Slaven jenseit der Elbe, sich der fränkischen Oberhoheit unterzuorbneu. Bis an die Ober hin traten die slavischen Stämme in ein Abhängigkeitsverhältnis zum Frankenreiche. So umspannte Karls des Großen Herrschaft den größten Teil des Abenblanbes. Die Ostgrenze lief an der Elbe, Saale, auf dem Böhmerwalbe, baun au der Donau hin bis an den Einfluß

2. Das Mittelalter - S. 4

1893 - Leipzig : Dürr
— 4 — germanischen Gottheiten mit römischen Götternamen (z. B. Merkur), und die christlichen Priester suchten mit allem Eifer die heidnischen Vorstellungen auszurotten. Als den höchsten Gott verehrten die alten Deutschen Wodan (nordisch Odin), den Gott des Himmels. Sie stellten sich ihn vor als einen großen Mann in einem gefleckten Mantel, den Hut tief in die Stirn gedrückt, unter der sein einziges Auge (das Sonnenauge) hervorleuchtete. Raben, die ihm heiligen Vögel, flüsterten ihm zu, was auf der Erde vorging. Er erscheint auch als Sturmgott, in wilder Jagd an der Spitze der abgeschiedenen Seelen über Wälder und Abgründe hineilend. Als Schlachtenlenker verleiht er Sieg, giebt seinen Lieblingen unwiderstehliche Waffen und bestimmt (kürt) diejenigen, welche fallen sollen. Aber auch Segenspender ist er und erfüllt als solcher die höchsten Wünsche der Sterblichen. Seine Gemahlin ist Frigg, die Himmelskönigin, welche den Fluren gedeihlichen Regen sendet und die Familien behütet. Hohes Ansehen genoß ferner Thor, der Donnergott, welchem zu Ehren wohl auch ein Tag der Woche Donnerstag benannt worden ist. Auf einem mit Böcken bespannten Wagen fährt er, so sagte man, durch die Luft und schwingt seinen gewaltigen Hammer, der immer wieder in seine Hand zurückkehrt. Oft kämpft er gegen die Riesen, die, ihrer Kraft vertrauend, der Götter spotten, oder gegen Drachen, die das Land verwüsten. Vor der Schlacht sang man ihm zu Ehren Lieder und rief ihn als den siegverleihenden Gott um seinen Beistand an. Da aber das Gewitter auch Segen und Fruchtbarkeit über die Erde verbreitet, so verehrte man ihn ferner als den Belebenden, den Gott des Frühlings und der Fruchtbarkeit des Ackers. Und weil der Blitz das wohlthätige Feuer zu entzünden vermag, so dachte man sich Thor endlich als den Geber des Herdfeuers, als den Begründer des Familienlebens und den Beschützer der Sippen (Verwandtschaft). Freia, die schöne Göttin und ebenfalls die Hüterin der Ehe sowie die Spenderin der fruchtbaren Witterung, des Feldsegens, dürfte wohl mit Wodans Gattin Frigg dieselbe mythologische Person sein. Ihr war der Freitag geweiht. Tiu, der Kriegsgott, ist fast nur dem Namen nach bekannt, an ihn sollte der Dienstag erinnern.*) Eine hervorragende Rolle in der urgermauischeu Götterlehre war Balder zugeteilt, dem Guten. Er ist recht eigentlich als der Sommersonnengott aufzufassen. Aber wie die Sommersonne den Herbststürmen und den Winternächten er- *) Es scheint, daß Tiu (—Zeus) ursprünglich der höchste Gott war, der von den Germanen in ihrer asiatischen Heimat verehrt wurde. Als Kriegsgott behielt er auch später noch eine hohe Bedeutung.

3. Das Mittelalter - S. 5

1893 - Leipzig : Dürr
siegt, so ward Balder von Hodhr, dem Blinden, dem Gotte der Finsternis, getötet. Weil Balder so gut war, erzählt die Sage, nahmen die Götter (Äsen) von allen lebendigen und leblosen Dingen einen Eid, daß sie ihrem Lieblinge nicht schaden wollten. Nur die Mistelstaude vergaßen sie, welche sehr klein ist. Dann stellten sie Balder in ihren Kreis und schossen oder warfen nach ihm, um die Wirkung des Eides zu erproben. Nichts verwundete ihn. Da ersann Loki, der Dämon des verzehrenden Feuers, eine schlimme List. Er gab dem blinden Hödhr einen Mistelzweig in die Hand und forderte ihn auf, nach Balder zu werfen. Dieser that es, und Balder fiel tot zur Erde. Die Wohnung der Götter war Walhalla, dort thronte Wodan auf dem höchsten Sitze. Hier versammelte er auch die gefallenen Helden (die Einherier) um sich. Sie schmausten und zechten in der großen Halle oder kämpften znr Abwechselung miteinander im Hofe Walhallas; wer fiel, stand nach dem Spiele wieder ans und folgte den übrigen zu dem Mahle. Die Einherier waren die von Wodan zu seinen Kampfgenossen erkorenen Streiter, ihre Schar mußte sich ununterbrochen vergrößern, denn mit ihnen wollte Wodan den letzten Kampf mit den Urriefen ausfechten. Feierlich sandte er seine Botinnen, die Wal-kyrien (Schlachtenjungfrauen), hinab auf die Schlachtfelder, damit sie die gefallenen Helden auf ihr Roß nähmen und zu ihm hinauf nach Walhalla brächten. Es ist merkwürdig, daß die Germanen sich ihre Götter nicht als ewig dachten. Im letzten Kampfe mit den Urgewalten, im großen Weltbrande, sagten sie, werden Himmel und Erde, alle Götter und alle Menschen untergehen, aber aus den Trümmern wird eine neue Welt und ein neues Göttergeschlecht entstehen. Außer den angeführten wurden von den alten Deutschen noch andere Götter und Göttinnen verehrt, so z. B. die Lichtgöttin Ostara die Erdgöttin Nerthns, die Göttin der Unterwelt Hella, ferner die Nornen, die Schicksalsgöttinnen, welche ähnlich wie die Parzen den Lebenslauf des Menschen leiten und Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in ihrer Hand hallen. Auch an halbgöttlichen, dämonischen Wesen fehlte es nicht. Neben den schon erwähnten Riesen wnrden die zanberkundigen und goldschürfenden Zwerge gefürchtet, die dem Geschlechte der Schwarzelfen (Alben) angehörten. Außer den Schwarzelfen gab es auch Lichtelfen; mächtig und bedeutsam war dieses Geschlecht der Elfen, welches weit verbreitet über die Erde das Leben in allen Höhen und Tiefen darstellte. Die Germanen waren zu der Zeit, als die Römer mit ihnen zusammentrafen, schon in dem Besitze einer gewissen Kultur. Sie schmie-

4. Unser Vogtland - S. 74

1899 - Leipzig : Dürr
— 74 — dem Webebaum aus Flachsfäden dauerhaftes Gewebe zu Gewändern, Zelten und Segeln herzustellen. Die gefertigten Waren wurden geru von den Nachbarvölkern, namentlich von den Deutschen, gekauft und gegen Waffen und Rüstungen umgetauscht. Eiue Verordnung Karls des Großen verbietet den fränkischen Kaufleuten, Waffen und Panzer au die Slaveu zu verkaufe,,. Sicherlich wird es also auch Wege gegebeu haben, die den Verkehr zwischen den eiuzelueu Ortschaften, weint auch uur dürftig, vermittelten. Da es noch an größeren Brücken fehlte, mußten die Wagen die Furt im Flusse auf- suchen, der einsame Wanderer aber die Fähre benutzen, während gauze Heer- Haufen in Kähnen über das Gewässer setzten. 3. Haben wir bisher den Sorben bei ihrer Feld- und Hand- arfccit zugeseheu und sie als fleißige und geschickte Leute keimen gelernt, so wollen wir sie auch uoch iu ihren Sitten und Gebräuchen be° obachten. Die Sorben waren genügsam und gastfreundlich; der Fremde fand bei ihnen gastliches Obdach; mau reichte ihm Speise und Trank nud pflegte ihn wie ein Familienglied. Bei ihren geselligen Zusammen- fünften herrschte Fröhlichkeit und munteres Spiel; sie liefen und ritten um die Wette, kletterten an hohen Stangen hinauf, tanzten gern und ergötzten sich an Musik und Gesaug. Bei solchen Gelegenheiten reizten sie sich oft gegenseitig durch spöttische, übermütige Redensarien. Im Kriege waren sie tapfer, aber grausam gegeu ihre Feinde. Die Sorben waren Heiden. In heiligen Eichenhainen und auf Bergen hielten sie ihre Gottesdienste ab. Sie verehrten zwei Hanptgötter, einen guten oder weißen und einen bösen oder schwarzen Gott. Der erstere hieß Bielebog. Von ihm erflehten sie reichen Segen für ihre Fluren; ihm brachten sie vor und nach der Ernte die besten Opfer, Blumen und Früchte, dar. Der böse Gott hieß Czernebog, dessen Zorn und Rache sie durch Tier- opser zu versöhnen suchten, indem sie auf mächtigen Opfersteineu Rinder und Schafe schlachteten und verbrannten. In der Lausitz tragen zwei Berge die Namen beider Götter, der Bieleboh und der Czerneboh. — Ferner ver- ehrten sie noch Wald-, Feld- und Wassergeister, Zwerge, Nixen und Hexen. Die Sorben begehrten gern einen Blick in die Zukunft zu thun. Weuu es sich um Familien- oder Volksaugelegeuheiteu haudelte, suchten sie auf mauuigfaltige Weise von den Göltern zu ersahreu, ob Glück oder Unglück bevorstehe. Anch weiße Rosse sollen um die Zukunft befragt worden sein. Mit großen religiösen Feierlichkeiten war die Beerdigung der Leichen verbunden. Entweder verbrannten die Sorben ihre Toten oder sie senkten den Leichuam mit Kleidung und Schmuck in den Schoß der Erde. Die Asche der Verbrannten wurde in Urnen gesammelt, die man im Bodeu reihen- weise einsetzte. Man hat viele sorbische Begräbuisplätze iu ueuerer Zeit aufgedeckt, z, B. bei Schleiz, Straßberg, Sachsgrün, Gera nud Hohen- leubeu. Dabei fand mau neben den Urnen kleine thönerne Näpfchen. Das find die Thränennäpfchen, in denen die Thränen der Leidtragenden ge- sammelt wurden. Manche Sitten und Gebräuche der Sorbeu haben sich uoch bis auf die Gegenwart erhalten, z. B. viele abergläubische Haud- lungcn bei Hochzeiteu, Kindtaufen und Begräbnissen, das Poltern am Abend vor der Hochzeit und selbst das Kinderspiel, das „Paschecken". Auch manche Wörter und Redensarten unserer heutigen Umgangssprache, sowie Verschiedeue Namen für Flüsse, Berge n. a. stammen noch aus der

5. Unser Vogtland - S. 79

1899 - Leipzig : Dürr
— 79 — Tirpersdors, Thenma, Altensalz, Pöhl. 1264 wurde den Deutschherren die Pfarrkirche zu Reichenbach, 1270 die zu Asch mit der Tochterkirche zu Adorf, 1279 die Kirche zu Tanna, 1284 die zu Schleiz übergeben. In den Jahren 1274 und 1280 errichteten die Deutschherren in Reichenbach und Adorf zwei neue von der Komtnrei Plauen abhängige Ordenshäuser. Abgesehen davon, daß sie eine eifrige Missionsthätigkeit entfalteten, erwarben sich die frommen Ordensbrüder auch große Verdienste um die Kraukenpflege. An der König-Albert-Brücke steht jetzt noch ein Hans, in welchem sich früher ein Hospital, das Elisabethhospital, befand. Dort haben die frommen Ordensbrüder manchen Leidenden gepflegt, manchem Sterbenden den letzten Trost gespendet. 7. Das Ktoster zu Mauen. Im 13. Jahrhundert hielten auch die Dominikaner oder Predigermönche ihren Einzug iu Plauen. Die Genehmigung dazn erhielten sie, da das Geschlecht der Ebersteine mittlerweile ausgestorben war, von den Herren von Weida, welche damals Vögte von Plaueu waren und das Schloß auf dem Hradschiu gebaut hatteu. Ein angesehener Bürger aus der Familie Kauz (== Canis) schenkte den Mönchen einen Platz innerhalb der Stadtmauer. Hier errichteten sie iu den Jahren 1273 bis 1285 ein Kloster. Dieses ist zwar längst wieder zerstört, doch unser Klostermarkt und unsere Klosterstraße erinnern noch heute au dasselbe. Wie alle Mönche, so hatten sich auch die Dominikaner zu einem Leben in Armut, Ehelosigkeit und zu blindem, d. h. unbedingtem Gehorsam gegen ihre Oberen verpflichtet. Sie nahmen es mit diesen Ordensregeln besonders streng; sie entsagten allem weltlichen Besitze und lebten nur von Almosen. Angethan mit weißem Unterkleid und weißem Käppchen, worüber sie einen großen schwarzen Mantel mit spitzer Kapuze trugen, zogen sie terminierend, d. i. um milde Gaben für das Kloster ansprechend, von Haus zu Haus. Davon bekamen sie auch den Namen Bettelmönche. In den Städten Reichen- bach, Ölsnitz, Mühltroff, ja sogar in Zwickau besaß das Kloster Termineien, d. h. Häuser, iu denen die zum Terminieren ausgesandten Klosterbrüder die eingesammelten Beiträge an Geld und Lebensmitteln niederlegten. So haben es sich die Dominikanermönche ein paar Jahrhunderte in unserem Plauen wohl sein lassen, bis eine neue Zeit aubrach, die Zeit der Reformation. 8. Die Kussiten in Wtauen. 1. Das Vogtland bildet eine Einsenkung zwischen dem westlich gelegenen Franken- und Thüringerwald und dem östlich gelegenen Erzgebirge. Es liegt iu der Mitte einer Linie, die von Leipzig, der alten mitteldeutschen Handelsstadt, bis nach Regensburg an der Donau reicht. Daher hat man schon in früher Zeit große Handelsstraßen durch das Vogtland gelegt. Seit- wärts eröffneten sich natürliche Verbindungswege nach Böhmen und Franken. Zwei Reichsstraßen führten dnrch das Vogtland nach Hof, die eine über Plauen, die andere über Ölsnitz. Zwei andere Hauptstraßen vermittelten über Asch und Eger den Verkehr nach Böhmen.

6. Geschichte der Reformation - S. 42

1834 - Leipzig : Dürr
42 Fernere Verbreitung des Christenthums, tige Nation, die sich von der Ostsee bis gegen die Donan und das schwarze Meer hin verbreitete. Sie wurden mit dem Christenthume so bekannt, daß schon 56o ein Bischofs unter ihnen, Ulphilas (oder Wolf), eine der griechischen und lateinischen ähnliche Buchstabenschrift erfand und die heilige Schrift in eine für uns freilich nicht mehr ganz verständliche deutsche Mundart übersetzte; doch ließ er die Bücher weg, welche von Kriegen viel erzählen, um nicht die Kriegslust der Gothen zu nähren. Man hat noch jetzt ein Stück dieser Uebcrsctzung in Upsal in Schweden, und ein kleineres Stück fand man auf der Bibliothek in Wolfcnbüttcl. Mehrere die- ser Nationen, welche auf ihren Zügen in ihrer Unwissenheit auch manche Werke der Kunst und Gelehrsamkeit mögen zer- stört haben, wie man dieß besonders den nach Afrika strö- menden Vandalen schuld gibt, sind dem Namen nach unter- gegangcn, z. B. die Ost - und Wcstgothen, Alanen, Aleman- nen, Longobarden u. s. w. Allein in das eigentliche Deutsch- land drang diese Religion erst späterhin. Es ist bekannt, wie es selbst einige Jahrhunderte nach Christi Geburt noch immer ungeheure Wälder mit wilden Bären und Auerochsen hatte, nur am Rhein hin, sonst aber wenig angebauct, da- her rauh in seinem Clima und arm an edlern Produkten war; wie die alten tapfern Deutschen zwar selbst von den entkräf- teten Römern gefürchtet, wegen ihrer Worttreue und Ehrlich- keit, Keuschheit und Gastfreiheit gerühmt werden, aber bei ihrer Vorliebe zu Krieg und Jagd, und abgeneigt für edle, friedliche Beschäftigungen, bei ihren Nationalfehlern der Händelsuche- rei, des Trunkes und der Spielsucht keinen Geschmack an höherer, geistiger und sittlicher Bildung fanden. Sie ver- ehrten die Sonne, den Mond, die Erde, den Wodan als den Gott der Götter, den Thor als Gott des Donners, auch eine Göttin Freya, und die verschiednen Stämme, als Sue- ven, Bojaren, Sassen, wovon die Schwaben, Baiern und Sachsen hcrstammcn, so wie die Franken und Thüringer mögen wohl noch mancherlei Götter verehrt haben. Sie hatten keine Tempel, sondern verehrten ihre Götter in dü- stcrn Hainen, unter großen Eichen, wo sic ihnen hier und

7. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 108

1906 - Leipzig : Dürr
108 Das Zeitalter des Absolutismus ahmte man nach, was dort getrieben wurde. Und was sah der Glck-liche, der einmal verstohlenen Blicks in die Hofwelt hineinschauen durfte? Zuerst fielen ihm die strenge Frmlichkeit, die steife Etikette auf, der auch Serenissimus" sich fgen mute, die feierlich - wrdevollen Schritte, die unfrmige, gepuderte Percke, Reifrcke und Stckelschuhe, die dreieckigen Hte und Galanteriedegen. Die einfache, schlichte, mitunter derbe Lebens-weise der Fürsten war dahin, Prunksucht und ppigkeit ihre Freude. Ballett und Opern, groartige Feuerwerke und Jagden nahmen ihre Zeit in Anspruch. Die in der Pracht des Barockstils, spter in dem launigen, koketten Rokoko erbauten Schlsser waren von bersteifen und seltsamen Grten umgeben. Da fanden sich eigenartig verschlungene Jrrgnge, Spring-brunnen, Tempelchen, kleine Bildsulen, knstliche Vgel; da gab es Ros-marienstcke, nach Art einer Gans gebildet, Vexierwsser, auslndische Blumen. Zwischen diesen regelmig angelegten und regelmig beschnittenen Beeten, unter griechischen Gttern und Faunen, durch Grotten und Irrgrten wandelten die Percken und Reifrcke, parlierten" französisch, hielten mit spitzigen Finger gar zierlich die Blumen und vertrieben sich in zierlich-slichem, verliebtem Schferspiel die Zeit. Von allen Hofvergngungen aber erzhlte der neugierigen Welt der Mercure galant, oder es brachte gar das Theatrum Europaeum eine gestochene Abbildung. Selbstver-stndlich muten die Fürsten auch darin ihrem groen Meister nachahmen, da sie sich eine Armee" hielten; die Soldatenspielerei, das Prunken in abenteuerlichen und unglaublichen Uniformen ward Mode". Daneben sind diese Hfe der Sitz der Unsittlichkeit. An die Stelle der *) Steinhausen erzhlt von einem bei der Hochzeit Kaiser Leopolds (1666) abgehaltenen Ballett, das seinem Urheber neben einer Belohnung von 20000 Gulden einen stndigen Jahresgehalt und den Freiherrentitel einbrachte, folgendes: Es be-handelte den Kamps der vier Elemente um das Vorrecht, Perlen zu machen Mar-garita (eigentlich Perle) hie die spanische Braut des Kaisers. Vier kstlich gekleidete Ritterkompanien stellten die Elemente dar. Die der Luft hatten den von 24 Greifen begleiteten Wagen der Luft, die als Juno erschien, die des Feuers einen Felsenberg" als Werkstatt des Vulkans, die des Wassers ein von Felsen eingeschlossenes wogendes Meer mit dem Thron des Neptun nebst 40 Winden, die der Erde einen Garten mit Springbrunnen, der Erdgttin, Nymphen und Satyrn bei sich. Den ungestmen Streit, bei dem als Richter die Argonauten (Goldenes Vlies!) auf ihrem prchtigen Schiff auftraten, unterbrach das Erscheinen einer immer grer werdenden feurigen Wolke, aus der der Tempel der Ewigkeit niedersank, aus der weiter ein glnzender Himmel mit der Ewigkeit darauf sichtbar ward, welch letztere ein mit Schmeicheleien fr die Kaiserin verbundenes Schluwort sprach. Aus dem sich ffnenden Tempel ergo sich dann ein glanzvoller Zug, in dem auch der Kaiser selbst und mit ihm der Wagen der Gloria erschien. Schlielich folgte dann ein Pferdetanz" in elf Ab-teilungen."

8. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 43

1903 - Leipzig : Dürr
Roms allmähliches Erstarken bis zur Vorherrschaft in Italien (272 v. Chr.) 43 nizien, die Göttermutter Cybele aus dem griechischen Kleinasien werden in geheimnisvollen Kulten und Waschungen, in seltsamen Gebeten und phantastischen Orgien verehrt —- ein Aberglaube, hinter dessen seltsamer Phantasterei doch nur allzudeutlich das sehnende Verlangen nach einem Halt, nach einer Erlösung aus dieser atembeklemmend sinnlichen Welt hindurchschimmert. So ward die damals bekannte Welt durchdrungen von der griechischen Sprache, von griechischer Bildung und griechischer Kunst; mit ihr erfüllte sich das römische Reich und weiterhin die germanische Völkerwelt, der auch heute noch lächelt die Sonne Homers, die da in Griechenland sucht und findet das Ideal der Menschlichkeit, der Freiheit und Schönheit. Ii. Die römische Geschichte. § 10. I. Periode. Roms allmähliches (Erlittrkttt bis jiir Vorherrschaft in Italien (272 o. Chr.). Überblick und Quellen. A. I. Das allmähliche Werden des römischen Stadtstaats: a) der vorauszusetzende patriarchalische Urzustand; b) der geordnete monarchische Staat; c) die gestürzte tyrannische Macht. n. Die Entwicklung des römischen Stadtstaates zum Provinzialstaal i a) die innere Neuordnung; b) die äußeren Kriege; c) die ständischen Kämpfe (vgl. § 15); d) der gleichberechtigende Friede.

9. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 203

1903 - Leipzig : Dürr
Die Germanisierung slavischer Länder 203 dem deutschen Ritterorden in Preußen ausgeführt. Fünfzig Jahre des blutigsten Kampfes waren nötig gewesen, um die heidnischen Preußen zwischen Weichsel und Memel zu bändigen. Von den Ufern der Weichsel aus wohlbefestigten Burgen begannen die deutschen Mönchsritter das schwere Werk der Eroberung; den mutigen Kriegern folgten die deutschen Einwanderer und gründeten Dörfer und Städte. Auf die fünfzig Jahre des schwersten Ringens und Kämpfens folgten hundert Jahre des Glanzes und der Macht, in denen das deutsche Ordensland herrlich aufblühte. Von der Marienburg aus, die der deutsche Hochmeister seit 1309 zu seiner Residenz bestimmte, wurde der Ordensstaat in einer unserer modernen Verwaltung nicht unähnlichen Art und Weise regiert. Am Ende des 14. Jahrhunderts begann der Verfall dieses eigentümlichen Staatswesens, als Polen und Littaueu unter Jagiello zu einem großen Reiche vereinigt wurden, dem die Ordensritter hauptsächlich deswegen nicht auf die Dauer widerstehen konnten, weil ihre Untertanen im eigenen Lande sich gegen die ungerechte Regierung der Mönchsritter auflehnten, die den veränderten politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen nicht Rechnung getragen hatten (vgl. den Wichertschen Roman „Heinrich von Plauen"). Wie in Preußen, so verbreitete sich auch in Schlesien deutsches Wesen; namentlich durch den Einfluß der Herzöge dieses Landes; (neben den Eistercienserabteien Trebnitz, Leubus und Heinrichau entstanden zahlreiche Dörfer und viele Städte wie Breslau, Liegnitz, Glogan, Goldberg u. a.). In Böhmen erblühten ebenfalls deutsche Städte, wie Pilsen, Budweis, Leitmeritz, Aussig; und selbst Mähren, Siebenbürgen und Ungarn wurden von deutschen Bauern besiedelt. 3. Der Vorgang der Germanisierung. Der Eroberung der slavischen Gebiete folgte die Kultivierung derselben durch Deutsche, und nur diese Einwanderung deutscher Bauern in die östlichen Länder hat die große Umwandlung hervorgebracht. Und überall war im Osten die germanische Bevölkerung zerstreut. So finden sich in späterer Zeit Sachsen in Brandenburg, Mecklenburg und Pommern; Westfalen besonders am Rande der Ostseeküste bis Preußen und Livland; Thüringer und Franken im Meißener Lande, in der Lausitz, in Schlesien und Nordböhmen; Bayern in Südböhmen und Mähren, in den schlesischen Gebirgen, in den Ostabhängen der Alpen; Leute von Mosel und Rhein in Ungarn und Siebenbürgen; oberdeutsche Elemente vornehmlich im fernen Preußen; und zwischen ihnen, allseitig zerstreut, Leute vom Niederrhein, von Holland, Brabant und vor allem Flandern. Zum Verständnis dieser wunderbaren Umwandlung slavischer Länder in deutsche muß man sich die Beweggründe vergegenwärtigen, die zu

10. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 295

1903 - Leipzig : Dürr
Die Folgen des Dreißigjährigen Krieges 295 gebietes im Norden und der Grenzbollwerke im Westen, der Einfluß, den Frankreich und Schweden, das fortan als Reichsstand galt, auf die Geschicke Deutschlands in Zukunft ausübten, mußte noch verstärkt werden durch die Bedeutung, die jenen abgetretenen Ländern zukam. Bisher hatte das Haus Habsburg mit der Verteidigung seiner westlichen Länder auch das Interesse des Reiches im Auge haben müssen. Jetzt ward es vom Westen abgelenkt und ganz aus Österreich und die angrenzenden Gebiete beschränkt. So wuchs es immer mehr aus Deutschland heraus und suchte sein Gebiet nach Osten und Süden hin zu erweitern, wurde zu jenem Mischmaschstaate, in dem das deutsche Element nur einen Bruchteil der Bevölkerung bedeutete, in dem die dumpfe Stickluft des Jesuitismus jede tiefere und freiere Regung erstickte, ein oberflächlich gedankenloses, geistiges Sonderleben großzog, in dem endlich „ein leichtlebiges Volk sich rasch an die verlogene Gemütlichkeit einer pfässtschen Regierung gewöhnte". Für die künftigen Zeiten sollte demgegenüber jene andere Bestimmung des westfälischen Friedens von Bedeutung werden, wonach Brandenburg außer Hinterpommern und Kammin zu seinen rheinischen und preußischen Besitzungen noch Minden, Halberstadt und Magdeburg erhielt. Wäre einst der Plan Gustav Adolfs mit Erfolg gekrönt worden, so hätte sich hier im Norden ein schwedisch - brandenburgisches Reich gebildet, und der Staat des großen Kurfürsten wäre seiner nationalen Aufgabe entfremdet worden. Jetzt breitete der rote Aar seine Flügel von der Weichsel über die Oder und Elbe bis zum Rhein aus. Alle zukünftigen Fragen des Deutschen Reiches waren zugleich brandenburgische Sorgen, und so mußte dieser Staat mit der zähen niedersächsischen Bauernbevölkerung immer mehr hineinwachsen in Deutschland; so sollte er das Zentrum werden, um das sich einst das neue Deutsche Reich krystallisieren konnte. Von geringerer Bedeutung waren die andern Landverteilungsbestimmungen des westfälischen Friedens. Ob Bayern die Rheinpfalz zurückgeben mußte, die Oberpfalz und die Kur behalten durfte; ob Kursachsen die Lausitz bekam, war gleichgültig, weil die politische Ohnmacht Deutschlands durch den westfälischen Frieden für zwei Jahrhunderte entschieden war. Die deutsche Reichsverfassung war eine häßliche Lüge geworden, und der einzige Hoffnungskeim lag in dem aufstrebenden, durch kräftige und national gesinnte Fürsten regierten brandenbnrgischen Staate. 2. Die Folgen des Dreißigjährigen Krieges für das religiöse, geistige und sittliche Leben. a) Die Spaltung der Konfessionen war für immer besiegelt. Allerdings waren von jetzt ab die Reformierten mit den Bekennern der Augsburgischen Konfession gleichgestellt, galt in religiösen Sachen kein Mehr-
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