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1. Das Mittelalter - S. 136

1893 - Leipzig : Dürr
— 136 — Veranlassung zu endlosen Fehden, bei denen allein die Gewalt, die Faust, die Entscheidung herbeiführte. Mau nennt daher diese Zeit die Zeit des Faust rechte s. Auch die reichssreieu Ritter, die nicht mehr dem Kaiser und seinen hohen Unternehmungen zu dienen hatten, kämpften auf eigne Hand, und von ihren Burgen aus überfielen sie den friedlichen Kaufmann, der seine Waren von Stadt zu Stadt führte, beraubten ihn, nahmen ihn gefangen und erpreßten von ihm ein hohes Lösegeld. Da die alten Rittergelübde ihre Bedeutung verloren hatten, so fand sich bald ein Vorwand, sie zu brechen und zum gemeinen Räuber zu werden. Der Ritter behauptete, von einer nahen Stadt beleidigt worden zu feilt, machte das Fehderecht gegen sie geltend und warf ihre Kaufleute nieder. Es war die „kaiserlose, die schreckliche Zeit", die Zeit des Interregnums. Im Gegensatze zu den Raubrittern entstanden die Städtebündnisse. Die gewerbsteißigeu und handeltreibenden Städte, die immer mehr erblühten, schlossen sich zusammen, um ihre Kaufleute zu schützen. So erwuchs der rheinische Städtebund, dessen Vorort Mainz war, so vor allem die mächtige Hansa, der nordische Städtebund mit Lübeck an der Spitze. Schon im Jahre 1256 verband sich Lübeck mit Hamburg, Bremen und einer Anzahl westfälischer Orte zum Schutze des Handels zu Wasser und zu Lande, und zuletzt umfaßte der Bund alle freien Städte bis tief in das Innere Deutschlands und selbst nach Rußland hinein, Nowgorod gehörte dazu. Der Name Hansa tritt aber erst viel später (1344) in Urkunden auf. Um diese Zeit entwickelte sich im Osten des deutschen Reiches ein neuer Staat, das Ordensland Preußen. Als Sultan Saladin das heilige Land erobert hatte, gab es für die geistliche Ritterschaft dort wenig mehr zu thun. Die Brüder sehnten sich nach Thaten. Da kam der Ordeitsmeister der Dentfchritter, Hermann von Salza, auf den Gedanken, die heidnischen Preußen an der Ostsee zwischen Weichsel und Memel zum Christentum zu bekehren. Angeregt dazu wurde er von dem Herzog von Masovien, der von diesen Nachbarn viel zu leiden hatte. Kaiser Friedrich Ii., dem er als kluger Staatsmann große Dienste erwiesen hatte, gab ihm die Erlaubnis, in dem Ostfeelande Eroberungen zu machen. Sein Feldherr Hermann Balk zog mit den Deutschrittern an den Strand der Ostsee. Es war ein langer, schwerer Kamps, der mit wenigen Unterbrechungen von 1226 bis 1280 währte. Die heidnischen Preußen, ein tapferer und ausdauernder Volksstamm, wehrten sich verzweifelt gegen die neue Lehre und die neuen Herren. Wiederholt zogen deutsche Fürsten den Ordensrittern zu Hilfe, so Heinrich der Erlauchte, der tapfere Markgraf

2. Das Mittelalter - S. 137

1893 - Leipzig : Dürr
— 137 — von Meißen und Landgraf von Thüringen, so Ottokar von Böhmen, dem zu Ehren Königsberg gegründet worden ist, und der Markgraf Otto von Brandenburg. Marien bürg an der Weichsel imtrde die Hauptstadt des Ordenslandes. Hier residierte der Ordensmeister mit seinen Rittern. Freilich zu einem rechten Einvernehmen zwischen den Fremden und den Eingeborenen kam es nie. Die Deutschherren waren nur Krieger, nur Eroberer, die Preußen nur besiegte und dienstbare Leute, die dem Orden zinspflichtig und Unterthan waren. Die Ritter zeigten sich bald gewaltthätig und hochmütig gegen das unterworfene Volk und entarteten durch Genußsucht. Während sich so im Reiche und an den Grenzen desselben viel Neues bildete, sank die Kaiserwürde immer tiefer und tiefer. Der Gegenkönig der letzten Hohenstaufen, Wilhelm vou Holland, war im Kampfe gegen die Friesen gefallen, dann wurden zwei Ausländer gewählt, die sich als Gegenkönige gegenüber standen und sich wenig oder-gar nicht im Reiche sehen ließen, der Engländer Richard von Cornwall, gewühlt vom Erzbischof von Köln, und Alfons X. von Kastilien, gewählt vom Erzbischof von Trier. Sie waren nur Namenkönige, die keinen Einfluß hatten. 15. Das Ende der Kreuzzüge. Bald nach dem Untergange der Hohenstaufen mußten die Christen auch auf Jerusalem verzichten. Der Sultan vou Ägypten bemächtigte sich vou neuem des heiligen Landes. Dies bestimmte im Jahre 1248 den französischen König Ludwig Ix., den Heiligen, einen Kreuzzug (beit sechsten) zu unternehmen. Von Cypern ans wanbte er sich bireft gegen Ägypten, um bort bte Freigebung des heiligen Laubes zu erzwingen. Er eroberte Damtette und rückte gegen Kairo vor. Allein ehe er noch etwas Eutscheibendes gegen biefe starke Festung thun konnte, würde ihm der Rückweg nach Damiette abgeschnitten, und er geriet mit seinem ganzen Heere in Gefangenschaft. Nur durch hohes Losegelb konnte er seine Freilassung erlangen, vou seinen Kämpfern sahen nicht viele die Heimat wieber. Troh bieses elenben Ausganges der Kreuzfahrt entschloß er sich im Jahre 1270 zu einer neuen, die noch mißlicher verlies. Sein Bruder, der durch seinen Geiz berüchtigte Karl von Anjou, überrebete ihn, zunächst nach Tunis zu fahren, um den Bey zur Zahlung einer Summe zu bewegen, die biefer ihm fchulbete. Auch biefer Zug hatte keinen Erfolg, Ludwig selbst starb in Afrika, das Heer ging bis auf wenige Trümmer zu Grnnbe. Im Jahre 1291 eroberten die Mamelucken Acre, barauf räumten die Christen ihre letzten Besitzungen,

3. Das Mittelalter - S. 176

1893 - Leipzig : Dürr
— 176 — die Regierungsgewalt das Vorrecht der ganzen fürstlichen Familie, die durch den Erstgebornen vertreten wirb. Albrecht Achilles refibierte nicht in Berlin, fonbern überließ die Marken feinem Sohne Johann (Ticero, er selbst wibmete sich der alten fränkischen Heimat. Man nennt ihn auch den Stäbteseinb, weil er fortwährenb mit den fränkischen Städten, befonbers mit Nürnberg im Streite lag. Es war ein harter Kampf. Mit Albrecht verbündet waren 22 Fürsten und Herren, aber die Nürnberger unter ihrem Stadt-hanptmann Heinrich von Plauen hielten tapfer die Gegenwehr. Jahre 1450 erlitt Albrecht bei Pillenreut eine schwere Niederlage, bennoch fetzte er den Krieg fort, der immer mehr in eine Verwüstung der schönen Maingegenb ausartete. Der Streit der Fürsten mit den Städten lebte unter dem schwachen Regiment Kaiser Friebrichs m. überall in Deutschland von neuem auf. In Schwaben, am Rhein und in Franken wehrten sich die freien Bürgerschaften noch einmal verzweifelt gegen die benachbarten Sanbeshemt, die ihnen keine Vorrechte gönnten, fonbern sie sich, wenn es möglich war, Unterthan machten. Die Hand-werkerheere rückten in „Zechen" georbnet, zu Roß und zu Fuß, unter Führung ihrer Ratsherrn aus, oft verstärkt durch Ritter, die von der Stadt Lohn empfingen. Aber es war ein vergeblicher Kampf. Allmählich erlahmte die Kraft des Ausharrens in den Städten, sie halfen sich mit Sölbnerfcharen, die so unzuverlässig waren, daß sie mehr schabeten als nützten. Nur die alten Reichsstädte, wie Köln, Mainz, Straßburg, Regensburg, Frankfurt, und die großen Hartfastäbte Hamburg, Lübeck, Bremen retteten ihre Freiheit in die neue Zeit hinüber. Währenb das Kurfürstentum Brandenburg im Aufsteigen begriffen war, verlor das Ordensland Preußen rasch an Macht und Bebeutung. Auch hier hatten die Städte einen Bunb geschlossen, um sich vor den willkürlichen Maßregeln des Ordens gegen ihre Privilegien zu schützen. Das ganze Land war im Aufruhr. In feiner Bedrängnis rief der Großmeister den König von Polen Kasimir Hi. zu Hilfe, gleichzeitig boten biefem aber auch die Städte und der mit ihnen ver&unbene Abel ein Bündnis an. Der Polenkönig trat auf die Seite des Landes. Dreizehn Jahre lang kriegte er mit dem Orben, bis biefer enblich im Frieden zu Thorn 1466 ihm Westpreußen abtrat. Den Deutschherrn blieb nur Ostpreußen, der Großmeister verlegte seine Resibenz nach Königsberg. 3. Maximilian I. (1493—1519). Als Friedrich Hi. im Jahre 1493 starb, übernahm sein Sohn Maximilian I., der schon bei Lebzeiten des Vaters zum römischen

4. Das Mittelalter - S. 185

1893 - Leipzig : Dürr
— 185 — Ämtern wurden mit der allergrößten Vorsicht vollzogen, damit ja nicht ein einzelner die oberste Leitung an sich reißen möchte. Wehe aber jedem, der sich gegen das Regiment des Adels auch nur mit einem Worte auflehnte oder die Geheimnisse des Staates verriet. Die Brücke, die über den Kanal zu den Staatsgefängnissen führte, hieß mit Recht die Seufzerbrücke; wenn sich die eiserne Thür des Turmes hinter dem Angeklagten schloß, war er meist für immer verschwunden. Gegen Ende des Mittelalters befand sich Venedig fast ununterbrochen im Kriege mit Genua, das ebenfalls mächtig aufstrebte und den Handel mit der Levante an sich zu ziehen suchte. Auch hier war der Ehrgeiz der vornehmen Familien darauf gelichtet, Fürsteuraug zu erwerben, aber lange wurden sie durch die Partei der strengen Republikaner daran gehindert. Am Ende des Mittelalters war das Herzogtum schon fest begründet. Polen entwickelte sich in der zweiten Hälfte des Mittelalters zu einem großen Ostreiche. Den Grund dazu legte Wladislaw Iv. im Anfange des 14. Jahrhunderts. Er fügte die Länder an der Warthe zu denen an der Weichsel. Sein Sohn Kasimir der Große brachte Galizien und Rotrußland hinzu. Auch der Umstand, daß Kasimirs Geschlecht ausstarb und Jagello von Litthauen den polnischen Thron bestieg, hielt die Entwicklung des Landes nicht aus, das weite Litthauen wurde nun eine Provinz desselben. Einer seiner Nachfolger, Kasimir, begann den bereits erwähnten Krieg mit dem Deutschritterorden in Preußen und erreichte es, daß im Frieden zu Thorn (1466) Westpreußen mit Elbing, Marienburg und anderen Städten an Polen abgetreten wurde und der deutsche Orden auch für Ostpreußen die Oberlehnshoheit des polnischen Königs anerkennen mußte. Zum Weiterstudium zu empfehlen: die Darstellungen der Weltgeschichte von Oncken, Ranke, Weber; die der deutschen Geschichte von v. Pslugk-Hartnng, Nitzsch, Erler, Dahn, Lamprecht, Giesebrecht, Kämmet, W. Müller; der Kulturgeschichte von Albert Richter.

5. Das Mittelalter - S. 163

1893 - Leipzig : Dürr
hinaus reichte ihr Bund. Unter den 77 Städten, die damals dazu gehörten, waren Nowgorod in Rußland, London in England, Bergen in Norwegen, Krakau in Polen. Die stolzen Streitschiffe der Hansa, Me Orlogschiffe, und deren stolze Führer, die Orloghauptleute, waren in der Ost- und Nordsee gefürchtet. Auch der Ordensstaat Preußen stand damals in hohem Ansehen. Die Eroberung des Landes war im Jahre 1283 vollendet, zehn Jahre später fielen auch die pommerschen Städte Danzig und Dirschan als Erbschaft an den Orden. Nach dem Verluste des heiligen Landes, im Jahre 1309, verlegte der Ordensmeister Siegfried von Feuchtwangen seinen Sitz nach Marienburg. Solange die Ritter ihr Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams hochhielten und sich ganz der Verwaltung und der Verteidigung des Landes Hingaben, blühte in Preußen Wohlstand und Bildung. So war es unter dem Großmeister W i nr i ch von Kniprode. Deutsche Kolonisten tarnen in Menge herbei, und die Preußen nahmen an der christlichen Kultur teil. Der Ertrag des Landes steigerte sich und mit ihm der Reichtum der Ritter, besonders als diese den Ausfuhrhandel in ihre Hände nahmen und mit der Hansa verbunden Getreide und Bernstein auf den Weltmarkt brachten. Aber so wie das Vermögen des Ordens stieg, so sank auch die sittliche Energie der Mitglieder. Die Deutschherren erbauten sich in Marienburg ein Schloß, welches heute noch von der Großartigkeit des gotischen Baustiles Zeugnis ablegt. Das 14. Jahrhundert ist auch recht eigentlich die Zeit der Dombauten. Während die Gebildeten, und zu ihnen gehörte besonders der rührige Bürgerstand, sich mehr und mehr von dem verweltlichten Papsttum und den in Unwissenheit und Vollerei versunkenen Priestern abwandten, vertieften fromme Mystiker, wie Tauler, das religiöse Bewußtsein, indem sie auf die Wiedergeburt tm Glauben hinwiesen. Sie fanden eifrige Anhänger, die mit Ernst und Selbstverleugnung nach der Gemeinschaft mit Gott strebten. Aus diesem Gefühl herauf find die herrlichen Dome von Köln, Wien, Ulm und andere erstanden. Noch müssen wir der wichtigsten Veränderungen gedenken, die unter Karl Iv. in der Regierung der deutschen Einzelstaaten geschahen. Jahre 1363 starb in Tirol der Sohn der Margarete Maultasch, deren dritter Mann ein Habsburger gewesen war. Das Land fiel mit des Kaisers Bewilligung an Östreich. Zehn Jahre später, im Jahre 1373, ließ sich Karl von dem unfähigen Kurfürsten Otto von Bayern Brandenburg abtreten. Das Land war freilich durch Fehden und durch das Treiben der Raubritter ganz heruntergekommen. Die bayrischen Markgrafen und Kurfürsten

6. Unser Vogtland - S. 78

1899 - Leipzig : Dürr
— 78 — in dem jetzigen städtischen Malzhause am alten Teich — oder wie es eigentlich heißen sollte: „an der alten Eiche." Das Wohl 800jährige Gebäude ist das älteste Gebäude Plauens. Die dicken Mauern, die niedrigen, weiten Hallen mit den steinernen Gewölben gemahnen uns an die Zeiten des Mittelalters. Von einem Grafen ans diesem edlen Geschlechte, Adalbert von Eber- stein, ist laut Urkunde im Jahre 1122 die Hauptkirche zu Plauen gegründet worden. Geweiht wurde sie zur Ehre Gottes, der Maria und Johannis des Tänsers vom Bischof Dietrich I. von Naumburg. Für ihreu Unterhalt sorgte Adalbert von Eberstein dadurch, daß er ihr viele Äcker, Wiesen und Wälder stiftete. Er ist es auch gewesen, der Plauen zu einer Stadt machte; vorher war es nur ein offener Flecken. Die Stadtmauern hat es jedoch erst später erhalten. Der erste Prediger an der neugegründeten Kirche war der Priester Thomas. Seine Ausgabe war, die ihm anvertrauten Seelen der Planen- schen Gemeinde in Gottes Wort zu unterrichten und zugleich als Missionar hinaus auf die umliegenden Dörfer zu wandern, um die uoch im Heiden- tum lebenden Bauern für die christliche Kirche zu gewinnen. 6. Per chrden der Deutschherren. 1. Hundert Jahre waren etwa seit der Gründung der Kirche zu Planen vergangen, als sie mit ihren reichen Besitzungen im Jahre 1224 von dem Vogte Heinrich von Weida dem Orden der Deutschherren geschenkt wurde. — Dieser Orden, der sich nach dem Vorbilde der Johanniter und Tempelherren die Aufgabe gestellt hatte, das heilige Land gegen die Ungläubigen zu ver- teidigeu, die frommen Pilger sicher zu geleiten und in Krankheit zu pslegeu, war zur Zeit der Kreuzzüge in Palästina und zwar bei der Be- lageruug von Akkon 1190 durch Herzog Friedrich von Schwaben, einen Sohn des Kaisers Friedrich Barbarossa, gegründet worden. Durch zahlreiche Vermächtnisse und Schenkungen wurde der Orden bald sehr reich und mächtig. Da Palästina nicht gegen die Ungläubigen, die Sultaue von Ägypten, be- hanptet werden konnte, so zogen sich die Deutfchherren nach Deutschland zurück und fanden im Osten des Reiches in der Ausbreitung des Christen- tums unter den heidnischen Preußen zu Anfang des 13. Jahrhunderts eine neue dankbare Aufgabe. Sie gründeten dort einen eigenen mächtigen Staat, das Ordensland Preußen. Die anderen zahlreichen Besitzungen des Ordens in den deutschen Gauen wurden zum Zwecke besserer Verwaltung in sogenannte Balleien und diese wieder in Komtureien geteilt. Nachdem die Deutschherren in den Besitz unserer Kirche gelangt waren, errichteten sie in Plauen eine unter der Ordens-Ballei von Thüringen stehende Komturei; der Vorsteher derselben führte den Titel Komtur. Es wurden die großen Gebäude des Komturhofes ausgeführt, die zum Teil noch in dem heutigen Superiuteudurgebände erhalten sind. Dort konnte man die ehrwürdigen Männer in ihrer Ordenstracht — langen weißen Mänteln mit großem schwarzen Kreuz auf der Brust — täglich aus- und eingehen sehen. 2. Die Thätigkeit der Ordenspriester erstreckte sich nicht nur auf die Stadt Plauen, sondern auch auf die Umgegend. Allenthalben gründeten sie Kirchen, so zu Rodau, Leubnitz, Kloschwitz, Kürbitz, Thossen, Rodersdorf, Schwand, Geilsdorf, Dröda, Taltitz, Oberlosa, Planschwitz, Würschnitz,

7. Unser Vogtland - S. 89

1899 - Leipzig : Dürr
— 89 — Stifter der älteren Linie war Heinrich mit dem Beinamen „der Böhme" im 13. Jahrhundert. Sein Beiname weist darauf hin, daß er zu Böhmen in Beziehung stand, und fein Sohn Heinrich wurde Vasall des Königs von Böhmen. Er machte Plauen freiwillig zu einem Lehen Böhmens und zwar deshalb, um von diesem gegen seinen eroberungslustigen Nachbar, deu Mark- grasen von Meißen, geschützt zu werden. Unter dem folgenden Böhmenkömg, dem deutschen Kaiser Karl Iv., schien für die Vögte von Plauen eine sorgen- lose Zeit anzubrechen. Aber der kaiferliche Lehensherr that wenig, um die Vögte gegen die Gewalt der Wettiuer zu schützen. Er ließ es ruhig zu, daß eiu Teil des Plauenscheu Besitzstandes in aller Stille an die Wettiner verloren giug. Vogt Heinrich der Ältere sah sich uämlich geuötigt, sein väterliches Erbteil P a n s a, Mühl troff, Schönberg, Hirsch berg, Lieban, Gattendorf, Sachsgrün, Wiedersberg, Adorf und Mar kueukirchen gegen eine geringe Entschädigung an den Markgrafen von Meißen auszutauschen, während Plauen und Auerbach nebst einigen anderen kleinen Gebietsteilen den Söhnen seines Bruders verblieben. Das geschah im Jahre 1357. Inzwischen war der vogtländische Krieg ans- gebrochen, in dem sich Karl Iv. von Böhmen mit dem Markgrafen vvn Meißen gegen die Vögte verbunden hatte. Durch diesen verderblichen Krieg wurden auch die Vögte der verschiedenen anderen Linien auf lauge Zeit hinaus geschwächt. Was vou dem ehemaligen Besitze derselben nicht eigentümlich an Böhmen oder Meißen fiel, wurde wenigstens in ein Lehens- Verhältnis zu einem der beiden Länder gebracht. Teile des Vogtlandes kamen ferner noch zeitweilig an die Wettiner im Jahre 1402. Vogt Heinrich von Planen verkaufte für 5000 rheinische Gulden Auer- dach, Pausa, Gefell und Dorf Röthenbach auf Wiederkauf an den Markgrafen Wilhelm. So erwarben die Wettiner ein Stück nach dem an- deren von deni jetzigen Vogtlands. Mit dem Beginne des 15. Jahrhunderts brachte auch das Haus Plauen wieder tüchtige Mäuuer hervor. Als ini Jahre 1410 nach der Schlacht bei Tannenberg (im jetzigen Ostpreußen) der deutsche Ordeu unterzugehen drohte, da war es der be- rühmte Heinrich von Plauen, welcher die Marieubnrg mit Löwenmut gegeu die Polen verteidigte. Diese That erhob ihn auf den Hochmeisterstuhl des Ordens. Sein Vetter aber, der junge Herr von Planen, welcher bei der heldenmütigen Rettung der Marieubnrg auch mit beteiligt war, schenkte dem Hause Plauen einen Nachfolger, der alle seine Vorgänger an Begabung und Thatkraft weit übertraf: es war dies der Burg gras Heiurich I. vou Meißen. Als dieser noch nicht lange die Regierung seiner väterlichen Herrschaft Plauen angetreten hatte, brach der Hussitenkrieg aus. Vogt Heinrich kämpfte höchst ruhmvoll gegen die gefährlichen Feinde. Zum Danke dafür er- nannte ihn der Kaiser Sigismund zun: Reichshosrichter. Später belohnte er ihn mit der Würde eines Burggrafen von Meißen, nachdem der letzte Burggraf in der Hnssitenschlacht bei Aussig den Tod gefunden hatte. Aber dieses kaiserliche Geschenk brachte den Vögten kein Glück. Bald wurden sie wegen des Bnrggrasentnms in einen langen Streit mit den Wettinern ver- wickelt, der erst 1439 durch den Vergleich zu Preßburg endete. Heinrich mußte aus die Burggrafschaft Meißen zu Gunsten der Wettiner verzichten

8. Geschichte der Reformation - S. 94

1834 - Leipzig : Dürr
94 Die Krcuzzüge. jedoch nicht zur Ehelosigkeit verpflichtet sind. Die Kreuz, Herren oder deutschen Ritter haben gleichen Ursprung. Sie wurden aber auch aus Palästina vertrieben, begaben sich nach Italien und Deutschland, ihr Großmeister hatte seinen Sitz in Mergentheim in Franken; ihre Besitzungen hießen Valleien und waren in Commenthureien cingetheilt. Sie wurden 122.9 von den Polen gegen die Preußen zu Hülfe gerufen und verbreiteten unter beiden Völkern, so wie in Lit- thauen, Curland undlicfland, das Christenthum; allein da ihre Regierung sehr drückend wurde, so unterwarf sich ein Thcil von Preußen den Polen und hieß nun polnisch Preußen; den andern Theil mußten die Preußen von den Polen in Lehn nehmen, bis cs nach der Reformation ein weltliches Herzog-. thum und 1701 durch Friedrich I. ein Königreich wurde. Die meisten Besitzungen dieses Ordens, der in gewisse Zungen oder Zweige getheilt war, sind den Fürsten zugesallen, in deren Landern sie lagen. Der Tempelherrenorden, um das Jahr uro gestiftet, war in den Kreuzzügen sehr mächtig und trotzte selbst den Fürsten. Aber 18 >2 wurde er von dem Papste aufgehoben; und da dieser und der König von Frank- reich lüstern nach dessen Besitzungen waren, so wurde ein höchst schändlicher Prozeß gegen sie eingeleitet; der Groß- meister und andre Vorsteher wurden gefoltert, bis sie unter der Qua! Verbrechen gestanden, die man ihnen nicht erwie- sen hatte und die sic auch nachher widerriefen; die Angeklag- ten wurden endlich in Paris lebendig verbrannt. §. 23. Gegner der päpstlichen Macht. Was nicht ans dem heiligen Boden der göttlichen Wahr- heit ruhet, stürzt endlich doch zusammen, mag es auch die Gewalt eine Zeitlang durch mürbe Stützen halten. Es ge- hörten zu solchen Rüstzeugen, das Gebäude zu untergraben, 1. Die Waldenser, nm das Jahr 1100. Petrus Waldus, ein reicher Kaufmann aus Lyon, ließ sich die Bibel in seine Muttersprache übersetzen, und da man dicß sehr tadelte.

9. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 242

1906 - Leipzig : Dürr
242 Das Zeitalter der franzsischen Revolution und Napoleons ganzes Volk in Waffen mit todesmutiger Entschlossenheit einem durch Menschenmacht bisher noch nicht besiegten Feinde entgegen. Wenn jemals, so war hier die Losung siegelt oder sterben" keine bertreibung, sondern bitterer Ernst. Diese Gesinnung fand in der Bewaffnung der Landwehr ihren er-hebenden Ausdruck. Auch hierin ist die Provinz Ostpreuen mit leuchtendem Beispiele vorangegangen. Nicht Scharnhorst allein war der Schpfer der Landwehr. Schon 1806, unmittelbar nach den Niederlagen von Jena und Auerstdt, hatte Ostpreuen zum ersten Male die Volksbewaffnung vorgeschlagen; 1808 war ein vollstndiger Entwurf hierzu ausgearbeitet worden, der 1813 dem Könige in Breslau vorgelegt wurde. Dieser ost--preuische Entwurf war von dem Scharnhorstschen vllig unabhngig und daher in einigen Punkten von ihm verschieden. Die endgltige Fassung sttzt sich in gleicher Weise auf beide. Ostpreuen ging auch mit der Grndung, eines National-Kavallerieregimentes voran. Sein Beispiel fand Nachahmung; doch blieben die anderen Provinzen mit ihren Leistungen erheblich zurck. So sehen wir, wie gerade die Provinz, die am schwersten gelitten hatte, dennoch an Vaterlandsliebe, Entschlossenheit und kriegerischem Geiste alle anderen bertraf. Diese Provinz hatte aber auch im Laufe der Jahr-hunderte eine ganz andere, eine weit hrtere Schule durchgemacht als die anderen. Von jener Zeit an, da die eisenklirrenden Tritte der tapferen und frommen Ritter im Schmucke des schwarzen Kreuzes auf den Fluren des Preuenlandes widerhallten und dem fremden Boden die ersten Spuren des deutschen Geistes eindrckten, von jener Zeit an bis heutehat diese Provinz inmitten der wogenden Fluten des Slawentums gestanden wie ein starkes Bollwerk deutscher Art und deutscher Kultur. Sie hat abseits gestanden von dem reichen wirtschaftlichen und Kulturleben Mittel-deutschlands, und deshalb entbehrt die ostpreuische Art auch jener Geflligkeit der ueren Lebensformen, wie sie in den anderen Provinzen Preuens, noch mehr aber in Sddeutschland zu finden ist. Aber dennoch steht die ostpreuische Eigenart sonst auf keinem Gebiete hinter den anderen Provinzen zurck. Ostpreuen, das in der groen Zeit der Herold des neuen Geistes gewesen ist, hat sich zugleich auch den wahren Kern des Altpreuentums bis auf unsere Tage treulich bewahrt. Am 9. Februar 1813 erschien der Aufruf zur Bildung freiwilliger Jgerabteilungen. Zwar war nicht gesagt worden, wem diese Vermehrung der Streitkrfte gelte; es hie nur allgemein, die gefahrvolle Lage des Staates erfordere es. Aber jeder wute, gegen wen die Waffen ergriffen werden sollten. Daher war auch der Zudrang der gebildeten Jugend denn an diese dachte man dabei ein ganz ungeheuerer. Es htte daher der Verordnung der die Aufhebung aller Exemptionen von der Kantons--

10. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 149

1906 - Leipzig : Dürr
Die Begrndung der preuischen Gromacht durch Friedrich Ii. 149 Priesters undenkbar geworden. Unter den Klngen lutherischer Kirchen-lieber zog der preuische Grenadier zur Schlacht, die evangelischen Soldaten des schwbischen Kreises liefen schluchzend auseinanber, weil sie nicht gegen ihre Glaubensgenossen kmpfen wollten; in den Konventikeln der englischen Dissenters beteten gottselige Prebiger fr den Makkaber des Evangeliums, den Freigeist Friedrich. Der Papst aber beschenkte den Feldmarschall der Kaiserin mit geweihtem Hut und Degen, und jede neue Siegesbotschaft aus dem preuischen Lager rief im Vatikan einen Sturm des Unwillens und der Angst hervor." So hat mit dem Siege eines im Marke protestantischen Fürsten auch der deutsche Protestantismus eine Gromachtstellung in Europa errungen. 4. Elte Politik dc? alten ckritz". a) Es war fr Friedrich nach dem Siebenjhrigen Kriege unum-gnglich, um sich gegen die Rachegedanken des Wiener Hofes zu schtzen, jener gefhrlichen Vereinzelung seines Landes vorzubeugen, und da er England seine Treulosigkeit vom Jahre 1762 nie verzieh, ba Frankreich jede Verbindung mit Preußen mied, so blieb ihm nur Rußland als Verbndeter brig. Aus dieser Gemeinschaft sollte sich ihm nach langen, oft auch sehr gefhrlichen Wirren jener phantastische Gedanke seiner Jugend verwirklichen, die Erwerbung des polnischen Preuens. ' Seit dem Nordischen Krieg stand das verfaulte Reich des somatischen Adels unter Obhut Rulands. Der Schtzling Katharinas, Stanislaus Pouiatowski, war 1764 zum König erwhlt worden. Als Elisabeth in ihrem Streben, die Ohnmacht und Zerrissenheit Polens zugunsten Rulands zu verewigen und immer mehr das Land russisch zu machen, in einen Krieg mit Polen verwickelt wurde, dem ein solcher gegen die Trkei sich anschlo, als fast ein allgemeiner europischer Krieg auszubrechen drohte, da erschien schlielich der Gedanke einer Teilung Polens als der einzige Ausweg aus all diesen Wirren. Preußen erhielt 650 Quadratmeilen mit 600 000 Bewohnern, Westpreuen mit Ermland, mit Ausnahme von Thorn und Danzig, das ein Freistaat wurde, und den Netzebezirk. Damit war die so lngst notwendige Brcke zu dem alten Ordens-land geschlagen und Ostpreuen hinangerckt an den lebendigen Mittel-puukt des Staates; Westpreuen aber erblhte unter der sorgenden Hand Friedrichs sichtlich. Damit war alte Verschuldung geshnt; was einst der preuische Ritterorden in heiem Kampf erworben, was das zucht- und bildungslose Polentum der Verwstung und Zerrttung hatte anheimfallen lassen, der Erbe des Ordenshochmeisters hat dies Land dem Deutschtum zurckgewonnen, und damit nicht nur Preußen eine notwendige Ergnzung, sondern auch dem groen Vaterlande das Land an der Ostseekste und
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