Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Das Mittelalter - S. 32

1893 - Leipzig : Dürr
— 32 — welche aus den Städten weichen mußten. Narses wartete klug, bis das ungewohnte Klima und unmäßiges Genießen in den üppigen Gegenden Krankheiten erzeugten und die regellose Masse anfing zusammenzuschmelzen. Dann griff er sie an, wieder bei Capua, wo sie ihr Lager ausgeschlagen hatten (554). Die höhere Kriegskunst des schlauen Römers siegte, von dem Germanenheere sollen nur wenige entkommen sein. So gingen die Ostgoten unter, denen eine große Zukunft bestimmt zu sein schien. In mehreren Dörfern am Südabhange der Alpen will man noch die Nachkommen dieses so begabten und doch so unglücklichen Volkes entdeckt haben. Italien wurde nun eine oströmische Provinz, freilich nur auf kurze Zeit. Der den Oströmern schließlich verbleibende Teil hieß später das Exarchat von Ravenna, weil der Statthalter (Exarch) in Ravenna residierte. Von den friedlichen Werken des „großen" Justinian ist besonders die Sammlung römischer Gesetze zu erwähnen, welche unter dem Namen corpus juris bekannt ist. Um eine feste Norm für die gerichtliche Praxis zu gewinnen, ließ er durch den Rechtsgelehrten Tribonins die wichtigsten Gesetze seit Hadrians Zeit, sowie die Rechtssätze und Erläuterungen der älteren Juristen zusammenstellen. Das große Werk besteht aus mehreren Teilen, von denen der Codex Justianens, welcher die früheren kaiserlichen Erlasse enthält, die Pandekten oder Erläuterungen der alten Juristen und die Institutionen, eine systematische Übersicht und Einleitung in das Rechtsstudium, die wichtigsten sind. Obgleich das corpus juris hauptsächlich den Zweck hatte, eine burchaus bespotische Regierung zu stützen, so ist es boch die Grnnblage für das Rechtsstubium geworben und hat nicht nur im oströmischen Reiche, sondern auch in Deutschland die alten einheimischen Volksrechte verdrängt. Mit einer wahren Leidenschaft gab sich Justinian feiner Neigung hin, allerlei Bauten zu unternehmen. So wurde unter ihm die abgebrannte Sophienkirche in Konftantinopel auf das prächtigste wiederhergestellt. Die Kosten zu diesen Bauten konnten nur durch die drückendsten (Steuern gedeckt werden. Das Volk seufzte unter dem Drucke und wurde außerdem von habgierigen Beamten so ausgeplündert, daß eine allgemeine Verarmung eintrat. Ein Glück war es, daß ein neuer, lohnender Industriezweig die Lust zu erwerben wieder erweckte. Um das Jahr 552 brachten persische Mönche die Seidenraupe nach Griechenland, indem sie ans China Eier dieses nützlichen Tieres in ihren hohlen Stöcken entführten. Justinian starb im Jahre 565.

2. Tier-Geographie - S. 4

1893 - Leipzig : Hinrichs
4 Hindernisse der Verbreitung der Tiere, hat in seinen goldglänzenden Zuckerfressern und Honigsaugern sehr ähnliche Formen aufzuweisen, und diese Form wiederholt sich auf mehreren Inseln des indischen Archipels. Dort erscheint bei mehreren Arten die rote Farbe ebenso vorherrschend wie bei den afrikanischen die grüne. Indien und die Inseln des australischen Archipels zeichnen sich in ihren Vögeln durch wunderbare Federverzierungen aus, welche sich sonst nirgends wiederfinden. Oder wo finden wir eine Gattung, welche in dieser Hinsicht den Paradiesvögeln Neu-Guineas oder dem Leierschwanze Neu-Hollands ähnlich wäre? Die Pfauen, die Gold- und Silberfasanen, der Argusfasan, der Federbuschträger und die schönen Stammrassen unserer Haushühner sind nur auf dem Kontinent oder auf den Inseln Indiens zu finden, wie die Hokkos nur in Ame- rika. Die schwarzen und weißen Kakadus sind nur den Molukken und Neu-Holland eigen. Daß also gewisse Familien auf gewisse, scharf begrenzte Erdstriche und klimatische Verhältnisse beschränkt (wie z. B. die zahnlosen Edentate und Monotremen nur dem Süden, meistens Südamerika oder Neuholland, angehören) und nur wenig der- breitungsfähig sind, während andere in einzelnen Arten fast auf der ganzen Erde und in allen Klimaten sich finden, wie die Hausmaus, Stubenfliege, braune Ratte, Hund, Katze, Hase, Schwein u. m. a., ist uns bekannt; aber die Ursachen, welche die Formen räumlich abgegrenzt haben, liegen, um uns der Worte v. Humboldts zu bedienen, unter dem undurchdringlichen Schleier, der unseren Augen alles verdeckt, was den Ansang der Dinge und das erste Erscheinen organischen Lebens betrifft. Iii. Hindernisse der Verbreitung der Tiere. 1. Der Mensch. Während kein sicheres Beispiel einer in geschichtlicher Zeit verschwundenen, durch Menschenhand aus- gerotteten Pflanze bekannt ist, muß der Mensch als der gefähr- lichste Feind der Tierwelt angesehen werden. Er scheint dazu berufen zu sein, das gestörte Gleichgewicht in der Tierwelt wieder herzustellen. Man schließt nicht mit Unrecht auf eine große Menge von Säugetieren eines Erdteiles, wenn darin eine große Zahl von Raubtieren vorkommt, da das Gleichgewicht der Ge- schöpfe genau gegen einander abgewogen ist. Der Mensch rottet freilich manche dieser Raubtiere aus, aber er tritt an ihre Stelle oder verscheucht auch wohl die friedlichen Tiere und stellt so das gestörte Verhältnis wieder her oder büßt jene Störung mit

3. Tier-Geographie - S. 9

1893 - Leipzig : Hinrichs
Ursachen der Ausbreitung der Tiere. 9 kleiner und minder kzahlreich und im Anfange der kalten Zone ver- lieren sie sich ganz. Die weitestverbreiteten unter ihnen sind die Frösche und Kröten sbatrachier), die sich auf der nördlichen Halbkugel noch zwischen dem 50.0 und 60.° finden. Der braune Grasfrosch geht bis zum Polarkreise, und noch in Lappland lebt neben dem genannten der grüne Wasserfrosch, welche beide, sowie die gemeine Eidechse über ganz Europa verbreitet sind. Ebenso findet man diese, sowie auch einige Nattern und Molche, auf den Alpen und Pyrenäen bis zu einer Höhe von über 2000 m. Die Möglichkeit der Ausbreitung von Tieren hängt aber vor allen Dingen ab von der 3. Bewegungssähigkeit. Am meisten verbreitungsfähig sind demnach die Bogel, welche periodisch längere oder kürzere Wanderzüge, meist von Norden nach Süden und umgekehrt, unternehmen. Der Zug gegen den Äquator, d. h. in wärmere, Nahrung darbietende Länder, kennzeichnet das Streben nach Selbsterhaltung, der gegen Norden den Fortpflanzungstrieb, denn kein Zugvogel brütet in seinem südlichen Aufenthaltsorte. Zu den wandernden Lust- und Wassertieren gehören die Schwalben, Wachteln, Wandertauben, Schnepfen, Schellfische, Heringe, Lachse, Aale u. a. Aber auch viele Landtiere vermögen große Flächen und Räume zu durchschneiden und selbst periodisch zu durch- wandern. Hierher gehören die nordischen Wandertiere: Renn- tier, Bisamochse, Polarfuchs, Lemming, sibirische Erdmaus, nordamerikanisches Eichhörnchen. Dagegen sind die Reptilien, besonders die Schlangen, nur mit sehr beschränkter Bewegungs- sähigkeit begabt und ohne Instinkt zu periodischen Wanderungen. 4. Der Mensch führte entweder direkt Tiere ans allen Klassen mit sich in seine Kolonien, nutzbar für seinen Haushalt oder zur Unterhaltung und Ergötzung (s. unten S. 14) oder indirekt, indem er viele Pflanzen ans einem Weltteil in den andern versetzte. Diesen Pflanzen folgten nun auch viele Tiere nach. So soll es in Schottland keine Rebhühner gegeben haben, ehe man das Korn daselbst pflanzte; so kamen die Sperlinge mit unseren Getreidearten erst nach Sibirien und Afrika, und die Pfauen, Fasanen, Haus- und Truthühner sind durch die Men- schen fast in alle Teile der Erde gebracht worden. Viele unserer Haustiere stammen aus Asien und wurden von den Menschen absichtlich von hier aus verbreitet, namentlich wnrde die neue Welt, die ursprünglich so arm an Haustieren war, mit solchen

4. Tier-Geographie - S. 12

1893 - Leipzig : Hinrichs
12 Bedeutung der Tierwelt für die Natur, sprung gehabt. Die Kalkgebirge Englands, Frankreichs, Italiens, Belgiens sind erfüllt von den Überresten der Polypen, selbst in den Niederungen Hollands fehlen sie nicht ganz. Der eigent- liche klassische Korallenboden ist aber der westliche und mittlere Teil des großen Ozeans. Hier begegnen wir allen Arten von Korallenbildungen: Korallenbänken, Korallenriffen und Atollen. Hier steht auch das großartigste Denkmal ihrer Thätigkeit, jene fast 300 Meilen lange Felswand, die, von der Torresstraße bis in die gemäßigte Zone reichend, die Nordostküste Australiens umsäumt. Noch gestatten ihre gigantischen Pfeiler vielfache Durchfahrt zwischen Neu-Guinea und dem Festlande und vor- sichtig schlüpft, nur im hellen Tageslichte, das Schiff in die zuweilen kaum 30 in breiten Pässe." Andere Arten sind die Kalktiere oder Mooskorallen, deren Thätigkeiten die Kreide und vieles andere Kalkgestein ge- schaffen hat. Der größte Teil der so mächtigen und ansge- dehnten Kreidelager ist ein Werk jeuer Tierchen, und der kalkhaltige Meeresschlamm ist weiter nichts als in Bildung be-- griffene Kreide. 2. Für die Pflanzenwelt haben die Tiere eine doppelte Bedeutung: Ihr Nutzen besteht in der Verbreitung und Befruchtung gewisser Pflanzen (vergl. Pflanzengeographie S. 10); ferner darin, daß die Tiere eine große Menge der von den Pflanzen zersetzten Kohlensäure durch ihre Atmung der Atmosphäre znrücf-- geben. Zerstörenden Einfluß üben sie dnrch den Ver- brauch enormer Quantitäten von Pflanzensubstanz (vergl. Pflanzen- ' geographie S. 14). Ii. Für die Menschheit. In demselben Maße wie die Pflanzenwelt beeinflußt auch die Tierwelt die Kulturentwicklung der menschlichen Ge- sellschaft: Indem die Raubtiere den Menschen aufforderten, seine Kraft mit ihnen zu messen, und auf Mittel und Wege zu sinnen, die ihre Bewältigung erheischte, erstarkte der Mensch; die Jagd- tiere schärften die naturwissenschaftliche Beobachtung. Die Haus- tiere dagegen benutzte er bei diesem Kampfe ums Dasein, sie

5. Tier-Geographie - S. 21

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Säugetiere Europas. 21 Tage, Tag und Nacht, fern von allen menschlichen Wohnungen, meist unter freiem Himmel im Hochgebirge zu verbleiben. Da- her wagt sich ein einzelner Jäger selten auf diese Jagd; denn wenn dieselbe auch glücklich ausfällt, so erfordert fchou das Tragen der schweren Beute — 90 — 100 kg — Mithülfe; da- bei muß er, da die Steiubocksjagd streng verboten ist, alle von andern Menschen betretenen Pfade vermeiden. Und dennoch — so viel Reiz hat für den Menschen das Gefährliche und das Verbotene! — treibt noch jetzt, ungeachtet der verschärften Ver- böte, die kühne Lust oder der im Falle des Glückes zu er- wartende Gewinn Jäger an. das seltene Tier zu verfolgen, welches Naturforscher und Sammler mit hohen Preisen be- zahlen. Dadurch werden sie selbst Ursache der immer größeren Verminderung desselben, welches einst die Zierde unserer Alpen war, nicht den geringsten Schaden thut und durch Haut und Fleisch gleich nützlich ist. 3. In nachbarlichem Vereine mit dem Steinbocke, aber kräftiger in Ertragung der Verfolgungen von Seiten des Menschen, bewohnt die muntere Gemse die schweizerischen, savoyischen und tiroler Alpen. Es giebt wohl nicht leicht ein friedlicheres, aber auch kein furchtsameres Tier als die Gemse; daher hat sie die Natur mit äußerst feinen Sinnen begabt und einer nngewöhn- lichen Stärke und Sehnenkraft, so daß sie über ungeheure Ab- gründe setzen kann. Sie läuft mit eben der Schnelligkeit und Sicherheit über die steilsten Klippen, wie ihre Gattnngsver- wandten, die Antilopen Asiens, über die Sandebenen und Steppen, und da, wo man es für unmöglich halten sollte, daß ein Tier von solcher Größe festen Fuß fassen könnte, eilt sie mit Windesschnelle dahin. Sie springt leichter Berg auf als Berg ab und fttzt mit außerordentlicher Behutsamkeit die Vorder- süße, in denen sie eine große Gelenkigkeit besitzt, auf, damit sie keine Steine loslöse; auf der Ebene dagegen ist ihr Gang schleppend und ungeschickt, da ihr ganzer Bau für die Berge eingerichtet ist, daher sie auch nur springen, nicht aber eigent- lich laufen kann. Ja, ihre Vollkommenheit wächst mit der Höhe, in welcher sie lebt, wie fast alle Tiergattnngen, selbst die Fische der höheren Alpen, Vorzüge vor den Rassen der niederen oder gar der Thäler haben. Man unterscheidet daher auch bei den Gemsen „Grattiere" und ,. Waldtiere": jene leben beständig auf den höchsten und wildesten Höhen und

6. Tier-Geographie - S. 56

1893 - Leipzig : Hinrichs
56 Charakter-Vögel Asiens. Tafeln der Schlemmers. Seine Zähmnng scheint nicht sehr schwer geworden zu sein und fällt in die ältesten Zeiten. In Europa findet er sich gezähmt nördlich bis nach Schweden hinauf. Auch nach Amerika ist er durch Europäer verpflanzt worden, wie fchon viel früher nach Afrika. 3. Zu einer vierten Gattung Hühner, welche gleichfalls im Mittlern und südlichen Asien ihre Heimat hat, gehört der Fasan (Phasianus colchicus). Der Fasan ist mit seiner ganzen Sippschaft ein echter Asiat, der es sich aber schon seit uuvor- deuklicher Zeit — seit ihn die Argonauten am Phasis in Kolchis fanden und herüberbrachten — auch in Europa recht wohl ge- fallen läßt und verwildert. In allen seinen Arten^) ein schöner, zum Teil sehr schöner, äußerst wohlschmeckender, aber dummer Vogel, der sich zwar zähmen läßt, die Scheu vor dem Menschen aber nie verliert und daher auch nie zum Hausvogel geworden ist. Freilich ist auch die Liebe des Menschen zu ihm eine sehr selbstische, zumeist nur auf sein zartes, saftiges Fleisch ge- richtet, das aus den Tafeln der rechten Gntfchmecker im Herbste und Winter nicht fehlen darf. Deshalb legt man Gehege (Fasanerien) für diese Vögel an und füttert sie in der strengen Jahreszeit, wenn es ihnen schwer wird, ihr Futter — In- sekten , Körner, Zwiebeln und Wurzeln — in der freien Natur zu finden, damit es nie an so köstlichem Federwildbret sehle. England, Böhmen, Frankreich und Holland wetteifern in dieser Zucht und liefern der Küche viele Taufende von Fasanen. Etwas glücklicher sind die schöneren Arten, welche mehr zum Schmucke der Hühnerhöfe und Gärten, als ihres Fleisches wegen gehalten werden. Und doch sind sie noch nicht die schönsten des zahlreichen asiatischen Hühnervolkes; denn mehrere 1) Plinius erzählt, der Redner Hortensius sei der erste gewesen, der, bei seiner Aufnahme unter die Priester, Pfauen auf die Tafel ge- bracht. Bei den unsinnigen und üppigen Gastmahlen eines Vitellins und Heliogabalus wurden oft ganze große Schüsseln voll Pfauenzungen und Pfauengehirn aufgestellt. 2) Dazu gehören: der gemeine Fasan (Ph. colchicus), der Silber* fasan (Nycthemerus argentatus), der Goldfasan (Thaumalea picta), der bunte Fasan (Ph. versicolor), der Ringfasan (Ph. torquatus), der Königsfasan (Ph. veneratus), der prachtvolle Kupferfasan (Ph. Soemmeringii) und die Ohrfasanen (Crossoptilon) sämtlich in Mittel- asien China, Japan und Ostindien zu Hause.

7. Tier-Geographie - S. 30

1893 - Leipzig : Hinrichs
30 Charakter-Vögel Europas. zu hören, was nicht ist. Dies alles aber kommt von den Kämpfen und Zügen unseres Uhu her, zu welchen sich oft bis zwanzig und mehr versammeln sollen. 3. Freundlicheres berichtet die Sage vom europäischen Schwlltt, wenn sie von ihm und andern seiner Gattung er- zählt, daß er singend unter sanften, entzückenden Melodien sterbe („cantator cygnus funeris ipse sui"), nachdem er sein Leben tonlos verbrachte, — ein sinniges Bild der neues Leben wecken- den Kraft, die aus den geöffneten Pforten des Todes uns ent- gegenweht *)! — Der Schwan scheint seiner Natur und Be- stimmung nach in die Nähe des zivilisierten Menschen zu ge- hören; denn er wird leicht zahm und daher seiner Schönheit und zierlichen Bewegungen halber auf Seen und Teichen zur Belebung und Verherrlichung der Landschaft gehalten. Und in der That giebts wohl kaum einen schöneren, man möchte fast sagen poetischeren Anblick, als wenn auf den hellen Gewässern zahme Schwäne herumrudern, nachhaltige Kreise beschreibend auf der spiegelglatten Fläche, auf welcher sie sich durch die natür- lichen Segel ihrer halbgeöffneten Flügel vom Winde treiben lassen, ohne daß man die Ruderkraft der Füße auch nur aus einer einzigen sich kreiselnden Welle erraten könnte. Die ganze Landschaft gewinnt dadurch eiuen Schein der Ruhe, der Be- haglichkeit und des Friedens. Deshalb soll auch der Schwan, den schon vor alten Zeiten griechische und römische Dichter zu symbolischer Würde erhoben haben, im Bilde Europas nicht fehlen! 4. Wie der Schwan dem Auge, so scheint die Nachtigall dem Ohre des zivilisierten Menschen zur Freude und Ergötzung geschaffen und sonach auch vorzugsweise dem Erdteile der Zivili- satiou zugewiesen zu sein, wenn sie auch über dessen Grenzen hinaus — im mittleren Asien und Afrika — verbreitet ist, und andererseits innerbalb derselben nicht überall - z. B. fehlt sie in mehreren Teilen Englands und der Schweiz — vorkommt. 1) Man sehe die schöne Stelle bei Cic. Tusc. I. 73. „Cygni non sine causa Apollini dicati sunt, sed quod ab eo divinationem ha- bere videantur, qua providentes quid in morte boni sit. cum cantu et volupt.ate moriantur" etc. Damit vgl. m, die sinnigen Sagen des deutschen Altertumes bei Grimm deutsch. Myth. Th. I. S. 399 ff. (2. Aufl.)

8. Tier-Geographie - S. 58

1893 - Leipzig : Hinrichs
58 Charakter-Vö.qel Asiens. gegen das Land zu treiben suchen; und — was noch sonder- barer ist — auf dem Rücken des Geiers sitzen nicht selten Glanzraben, welche die Schmarotzerinsekten von den Federn ihrer Könige ablesen. Doch nahen sich diese, so wie andere Vögel, nicht eher, bis die Marabus satt sind; und selbst die dort in großer Zahl Herumstreisenden Hunde streiten sich nicht mit diesen um das Aas, weil sie ihre Schnabelhiebe, mit welchen sie selbst den Menschen angreifen, fürchten. Kurz, sie sind die Gassenjungen der indischen Städte, die ihres Privi- legiums sich bewußt zu sein scheinen. Zugleich aber sind sie es auch, die unserer vornehmen Frauenwelt einen der zartesten Bestandteile ihres Putzes liefern; denn die graubläulichen und weißen, seidenartigen Schwanzdeckfedern dieser Marabustörche und einige seiner nahen Verwandten in Afrika liefern die schönen Federbüsche, die man Marabus nennt und deren Anfertigung die Bewohner vieler Dörfer beschäftigt, in welchen man ganze Herden dieser Vögel hegt, wie bei uns die Gänse. Je weißer die Federn sind, um so höher stehen sie im Preise. 5. Noch aber fehlt im Vogelbilde Asiens das Auffallende, Wunderliche, welches wir nicht entbehren können, wenn wir treu sein wollen in uuserm Gemälde; darum holen wir aus den Wäldern Südasiens und der malayifcheu Inseln den sonderbar gebildeten Nashornvogel, dessen Flügelschlag, um deu schweren Körper zu tragen, so heftig ist, daß er, wie Wallaee angiebt, wohl ein Kilometer weit gehört werden kann. Er lebt da, wo er alles: Feigen, Palmenfrüchte, Muskatnüsse — sein Lieblings- futter — und viele andere köstliche Pflanzenkost ebensowohl, als Insekten, Eidechsen, Frösche und Mäuse, und, falls ihn der Appetit treibt, auch Aas in Menge haben kann; und von allem scheint er zuzulangen und es ganz oder doch in großen Stücken zu verschlingen. Ist er aber gesättigt, was bei seiner Art zu fressen sehr schnell geht, so hält ihn seine Menschenscheu in Scharen auf den Gipfeln der höchsten Bäume, wo man ihn nur schwer oder gar nicht belauschen kann, so daß von ihm auch nichts weiter zu erzählen ist, als daß er eben existiert in seiner Sonderbarkeit und zwar in vielen Arten von verschiedener Größe, von welchen mehrere Afrika eigentümlich sind, während ihn in der neuen Welt die ähnlichen Tukans vertreten. Endlich mögen Erwähnung finden noch zwei Tiere, welche

9. Tier-Geographie - S. 60

1893 - Leipzig : Hinrichs
60 Charakter-Vögel Asiens. und Bauch, sonst aber schwarz. Die Nester haben die Form eines vierten Teiles einer Flußmuschel. Ihr Hauptbestandteil ist Schleim, und zwar der eigentliche Speichel des Vogels, der so zähe ist, daß man ihn in ziemlich langen Fäden aus dem Schnabel herausziehen kann und der viel Ähnlichkeit mit einer Lösung von Gummiarabikum hat. Sie scheint auf die Klippen, Inseln und Küsten des südöstlichen indischen Ozeans beschränkt, sowie aus die Ostküste von Kochinchina, Siam und Bengalen und die großen Inseln Java und Borneo. Auf Java werden die Nester größtenteils in unzugänglichen, dunklen Grotten, meist iu Jurakalk, längs der Küste gefunden, da, wo dieselbe aus schroffen, oft mehrere hundert Fuß hohen Felswänden be- steht. Dahin kehren die Vögel, welche sich trotz aller Ver- folgung nicht zu vermindern scheinen, oft in ganzen Schwärmen des Abends aus dem Innern des Landes zurück. Die Nest- sammler sind Leute, welche sich ihrem gefährlichen und wenig einträglichen Berufe von Jugend auf widmen. Einige Tage, bevor die Lese der Nester ihren Ansang nimmt (gewöhnlich sindet sie dreimal im Jahre statt), belustigen sie sich mit Spiel und Tanz und halten ein aus Reis bestehendes Festessen, wobei, wie auch während der ganzen Lesezeit, die etwa 14 Tage dauert, Opium ausgeteilt wird, das die Bewohner jener Gegenden eben so leidenschaftlich lieben, wie viele unserer Handarbeiter den Branntwein. Daß aber der abergläubische Javaner sich auf die gefahrvolle Reise nicht ohne Teufelsbeschwörung begiebt, ist leicht begreiflich; er hat dieses mit so manchen Standesgenossen anderer Erdgegenden, viel- leicht selbst in Europa, wie Bergleuten, Perlenfischern u. s. w., gemein, mit denen man die Vogelnestleser in gar manchen Beziehungen ver- gleichen kann. In dem kleinen Magazine, wo die Nester aufgehoben werden, befindet sich zu dem Zwecke eine Bettstelle mit Gardinen, Kissen und sonstigem Zubehöre, die keiner geringern Person, als dem Teufel selbst oder dem bösen Dämon, der die Grotte bewacht, znge- hört. Um nun diesem Geiste zu gefallen und sich seines Schutzes zu versichern, wird dieses Bett täglich mit frischen Blumen bestreut, mit Weihrauch beräuchert u. s. w. Erst danu gehts an die Arbeit. Gleich den Eiderentenjägern befestigen die Nestleser über der Grotte eine Strickleiter von dickem Rotang, auf welcher sie, mit einem Stocke, einigen Stricken und bisweilen auch Fackeln versehen, hinabsteigen. In der Grotte selbst befindet sich gewöhnlich von frühereu Lesern her noch eine Art von Gerüste aus Bambus, das man benutzt, um ein neues damit herzustellen. Es sind dieses aber nur einzelne Bambus-

10. Tier-Geographie - S. 61

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Vögel Asiens, 61 stamme, auf eine ziemlich unsichere Weise mit Haken und Stricken an den Felsenstücken oder zwischen den Steinwänden befestigt und einge- klemmt. Auf diesen schwankenden Gestellen klettern nun die Sammler längs den Wänden herum, an denen die Vogelnester kleben, von denen man meistens mehrere an einander hängend findet, die verschiedenen Vögeln derselben Brütezeit angehören. Alles, was sich davon im Be- reiche der Hände findet, wird ohne Barmherzigkeit heruntergeholt, Eier und Junge werden ins Meer geworfen, die Nester aber in einen Sack gesteckt. Trotz der vielfachen und großen Gefahren, mit welchen diese Arbeit verknüpft ist, sollen doch nur selten Unglücksfälle vor- kommen, was allein in der frühen Gewöhnung seinen Grund hat. Wegen des hohen Wertes der Nester wird natürlich auf die Sammler ein wachsames Auge gerichtet und namentlich anch den schlauen und diebischen Chinesen nicht gestattet, sich in der Umgebung solcher Brüte- Plätze anzusiedeln. Im Handel werden die Nester nach ihrer Reinheit und Weiße sortiert. Die ergiebigsten Bruthöhleu befinden sich an der Südküste Javas. Die ungeheuren Kalkfelsen von Karang- Kallong werden durch die Holländer besonders stark ausgebeutet. Die Einkünfte von diesen Höhlen betragen durchschnittlich jähr- lich 480.000 Gulden. Bei weitem das meiste davon geht nach China; denn die Vogelnester spielen auf der Tafel des reichen Chinesen eine Hauptrolle, ungefähr wie die Trüffel in Frank- reich, und werden, wie diese, für eine kräftigende, aber auch erhitzende Speise gehalten. Die Art der Zubereitung ist folgende: Die Nester werden in kaltem oder lauem Wasser eingeweicht, dann zerrupft oder zerschnitten, ungefähr wie Fadennudeln, von allen seinen Federn, die etwa noch daran kleben, gut gesäubert und dann in einer Art Suppe von kräftiger Fleischbrühe, mit Spezereien und Zwiebeln aufgekocht, mit Zuckerwasser ange- mengt und mit Ragouts aller Art angerichtet. Es ist fast kein chinesisches Gericht, mit dem sie sich nicht vertrügen; denn Ge- schmack ist ihnen beinahe eben so wenig zuzuschreiben, als reinem Wasser. Die schönsten Nester kommen von der Südküste von Java; sie sind ganz weiß, dünn und durchscheinend und unter- scheiden sich vorzüglich durch einen dünnern Fuß, wie man den Teil des Nestes zu nennen pflegt, mit dem es am Felsen festsitzt.
   bis 10 von 1475 weiter»  »»
1475 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1475 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 40
1 59
2 12
3 20
4 153
5 144
6 19
7 121
8 11
9 27
10 395
11 89
12 21
13 17
14 38
15 34
16 98
17 17
18 21
19 63
20 47
21 36
22 91
23 22
24 36
25 32
26 45
27 140
28 25
29 29
30 124
31 47
32 10
33 67
34 42
35 13
36 25
37 492
38 69
39 62
40 12
41 43
42 24
43 12
44 5
45 634
46 23
47 16
48 20
49 74

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 23
1 24
2 19
3 158
4 57
5 7
6 35
7 22
8 33
9 34
10 15
11 42
12 38
13 21
14 70
15 18
16 91
17 498
18 26
19 14
20 35
21 137
22 53
23 54
24 52
25 122
26 95
27 10
28 59
29 22
30 34
31 19
32 10
33 8
34 8
35 56
36 43
37 22
38 10
39 96
40 25
41 84
42 175
43 193
44 17
45 199
46 30
47 40
48 31
49 24
50 47
51 7
52 251
53 19
54 67
55 19
56 29
57 4
58 15
59 9
60 14
61 26
62 8
63 6
64 57
65 37
66 56
67 16
68 56
69 73
70 51
71 78
72 44
73 11
74 36
75 53
76 38
77 163
78 14
79 44
80 2
81 39
82 24
83 15
84 120
85 14
86 35
87 42
88 34
89 25
90 70
91 52
92 992
93 8
94 247
95 109
96 14
97 26
98 283
99 4

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 337
1 325
2 101
3 167
4 156
5 486
6 462
7 600
8 159
9 958
10 220
11 168
12 305
13 183
14 319
15 154
16 492
17 158
18 379
19 454
20 217
21 298
22 161
23 51
24 459
25 331
26 210
27 319
28 168
29 536
30 257
31 284
32 382
33 1293
34 505
35 223
36 96
37 141
38 94
39 971
40 416
41 41
42 199
43 307
44 371
45 212
46 144
47 374
48 311
49 289
50 284
51 257
52 569
53 150
54 1248
55 422
56 95
57 167
58 451
59 1147
60 266
61 175
62 561
63 250
64 275
65 239
66 194
67 272
68 142
69 70
70 121
71 302
72 132
73 440
74 461
75 349
76 267
77 289
78 334
79 206
80 493
81 1630
82 126
83 529
84 108
85 428
86 215
87 363
88 316
89 280
90 121
91 830
92 559
93 302
94 890
95 432
96 210
97 232
98 1097
99 488
100 616
101 370
102 268
103 856
104 367
105 71
106 241
107 379
108 131
109 505
110 306
111 196
112 116
113 604
114 265
115 198
116 109
117 93
118 127
119 511
120 154
121 313
122 177
123 156
124 326
125 201
126 298
127 1588
128 252
129 367
130 448
131 637
132 264
133 527
134 497
135 111
136 2312
137 198
138 197
139 174
140 301
141 88
142 482
143 294
144 237
145 509
146 166
147 119
148 359
149 115
150 283
151 183
152 420
153 248
154 245
155 345
156 312
157 171
158 174
159 413
160 281
161 150
162 193
163 301
164 297
165 404
166 597
167 139
168 175
169 158
170 235
171 260
172 290
173 1177
174 235
175 1475
176 614
177 1449
178 296
179 508
180 291
181 270
182 939
183 1942
184 643
185 200
186 312
187 343
188 454
189 505
190 73
191 437
192 309
193 494
194 279
195 494
196 246
197 428
198 307
199 607