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und auf den Catalannischen Feldern bei Troyes maßen sie (451) in einer weltberühmten Schlacht ihre Kräfte. Vom Morgen bis zum Abend wurde mit blinder Wut gekämpft, Theodorich, der tapfere Westgotenkönig, fiel, aber fein Sohn Torismnnd übernahm die Führung des Heeres. Als die Sonne sank, zog sich der Hunnenkönig in feine Wagenburg zurück. Das furchtbare Ringen war unentschieden geblieben, Attila hatte nicht gesiegt. Auch ant folgenden Tage wagte er nicht, den Kampf zu erneuern. Aetius sah sich in einer sonderbaren Lage. Den Erfolg des Schlachttages hatte er vorzüglich den tapferen Westgoten zu danken, und diese fürchtete er am meisten. Kam es noch einmal zu einem Zusammenstoß mit den Hunnen, trugen die Westgoten wieder den Preis davon, so betrachteten sie ohne Zweifel ganz Gallien als ihre Beute. Lieber wollte er Attila ruhig abziehen lassen, als selbst von den Germanen aus dem Lande gedrängt werden. Er überredete deshalb Thorismund, nach Toulouse zu eilen und sich vor allem die Nachfolge in feinem Reiche zu sichern. Die Westgoten verließen das Heer. Bald darauf brach auch Attila auf und schlug die Richtung nach Osten ein. Aetius hinderte ihn nicht, den Rhein zu überschreiten, vielleicht fürchtete er, der gereizte und zu verzweifelter Notwehr getriebene Feind könnte ihm gefährlicher werden, als der abziehende. Es läßt sich denken, daß Attila den Mißerfolg feines Unternehmens nicht so leicht verschmerzte. Im folgenden Jahre erschien er plötzlich, ans den Alpen hervorbrechend, in Italien. Die Stadt Aquileja ant Adriatischen Meere war zuerst feinem Angriffe ausgesetzt. Nach dreimonatlicher, schwerer Belagertutg eroberte er es und übergab es feinen Scharen, die mit hunnischer Lust raubten, brannten und mordeten. Die Einwohner, welche sich durch die Flucht retten konnten, bargen sich in den Strandfümpfen, Lagunen, und legten den Grund zu Venedig.
Von Aqnileja ans durchzog Attila die Po ebene, alles, was ihm widerstand, niederwerfend. Viele Städte wurden zerstört, die größeren, wie Pavia und Mailand, kauften sich mit großen Summen los. Blut und Asche, Jammer und Verwüstung bezeichneten den Weg des schrecklichen Hunnenkönigs. „Wohin mein Pferd den Huf fetzt," sagte er selbst, „da wächst kein Gras mehr". Schon lenkte er seinen Marsch auf Rom zu, nur mit Mühe vermochte ihn Aetius auszuhalten, während Valentinian mit ihm unterhandelte. Das Beste aber soll der römische Bifchof, Leo der Große, gethan haben. Seiner Beredsamkeit, sagt man, ist es gelungen, den wilden Eroberer von der heiligen Stadt zu entfernen. Vielleicht hat er ihn an Alarichs Schicksal erinnert, der bald nach der Einnahme Roms starb. Mit dem Golde beladen, das
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Extrahierte Personennamen: Attila Attila Attila Attila Aqnileja Attila Leo Alarichs
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sie selbst in größter Sicherheit als Erb- und Grundherren in ihrem Territorium (Lande) regierten.
Heinrich V. starb ohne Nachkommen im Jahre 1125. Er, der seinen Vater so unkindlich behandelt hatte, sollte der letzte des salischen Geschlechtes seilt.
4. Me archerdeulscherr Länder.
Währeud Deutschland durch die Berührung und Verwicklung mit dem ersten Knlturstaate des frühen Mittelalters, mit Italien, bereits die schwierigsten politischen Aufgaben zu lösen hatte und sich rasch zu einer hohen Blüte des Handels und des Gewerbes entwickelte, verharrte der Norden und Nordwesten Europas noch lange ans der untersten Stufe der Staateubilduug.
England wurde im 9. Jahrhunderte von räuberischen Normannen, den Dänen, hart mitgenommen. Schon der erste König der vereinigten sieben angelsächsischen Herrschaften, Egbert, ein Zeitgenosse Karls des Großen, hatte mit den verwegenen Wikingern zu kämpfen, die jeden Sommer auf ihren Beutezügen die Küsten Englands heimsuchten und bald auch Winterlager im Lande aufschlugen, von denen aus sie die Gegend weithin durchstreiften. Dieser Zustand allgemeiner Unsicherheit dauerte unter seinen Nachfolgern im 9. Jahrhunderte fort. Am furchtbarsten wurde die dänische Landplage unter der Regierung Athelreds (866—871). Immer dichtere Schwärme der schlimmen Räuber ergossen sich über das Saud, die Klöster wurden erstürmt und ausgeplündert, über einzelne Teile des angelsächsischen Reiches geboten dänische Jarle. Als mich der König gefallen war, wurde fein Bruder Alfred auf den Thron von Wessex erhoben. Er war erst 22 Jahre alt, und gegen den immer mächtiger anschwellenden Strom der Normannen konnte er sich zunächst nur dadurch retten, daß er mit ihnen Frieden schloß. Aber auch damit erreichte er wenig. In allen Teilen Englands, in Schottland und Irland ließen sich normannische Ansiedler nieder, nahmen das Land in Besitz und vertauschten das Schwert mit dem Pfluge; gleichzeitig brachten die ankommenden Wikingerschiffe immer neue Scharen, die plündernd und raubend das Land durchzogen. Alfred leistete verzweifelten Widerstand. Er hinderte die Feinde am Landen; er fchnitt denen, die mit Beute beladen sich wieder einschiffen wollten, den Weg zum Meere ab und überwand sie im blutigen Ringen, aber diese einzelnen Thaten konnten doch die große Not nicht abwenden. Endlich verzagte sein eigenes Volk, jeder suchte nur sein Leben zu retten. Ihm selbst blieb nichts anderes übrig. Die Sage
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_V. Heinrich_V. Egbert Karls Karls Alfred Alfred
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Europas England Englands Englands Schottland Irland
In der Nähe von Kauschwitz ging im Syragrnnde ein Wolkenbruch nieder.
Der Syrabach wurde im Nu zum wütenden Strome und wälzte seine
Wellen wie tobende Meereswogen dahin. Alles, was ihnen im Wege stand,
rissen die Fluten mit sich fort. Da, wo die Syra beim Syraner Thore in
die Stadt eintrat, lagen vor der Lohmühle zahlreiche Baumstämme. Diese
wurden vom Wasser emporgehoben und quer vor das Thor gelegt. Dadurch
staute sich das Gewässer zu bedeuteuder Höhe auf, bis der furchtbare Druck
das altersschwache Gemäuer über den Hausen warf. Furchtbar war, was
nun geschah. Der am Thor liegende Gasthof „Zum Herz" war in wenigen
Minuten verschwunden. Haushoch wälzten sich die Fluten durch die enge
Gasse uach dem „Komturhofe". Die an der Syra stehenden Häuser wurden
von den mit Blitzesschnelle dahinschießenden Baumstämmen durchlöchert, so
daß sie einstürzten. Mit zahllosen Trümmern, ganzen Dächern, Balken,
Gerätschaften war der Strom bedeckt. Und mitten unter diesen Trümmern
erblickte man schwimmende Tiere, selbst Menschen, welche mit dem empörten
Elemente um ihr Leben kämpften. Es war ein herzzerreißender Anblick!
An den Ufern standen die Leute und jammerten. Vor dem Brausen der
Fluteu und dem Krachen der einstürzenden Gebäude hörte man kaum den
Hilferuf der Unglücklichen. Aus den oberen Stockwerken, von den Dächern
schrie es um Hilfe. So sehr sich auch edle Menschen anstrengten, den Ge-
sährdeten Hilfe zu bringen, war es doch nicht möglich, alle zu retten.
Ganze Häuser wurden mit allem, was darin und darauf war, vou den
Fluten verschlungen. 26 Menschen fanden in dieser Unglücksstunde einen
jähen Tod.
Ein Bürstenbinder, Namens Reiher, stürzte mit seiner siebzehnjährigen
Tochter in den Strom; die Tochter ertrank und wurde vou der Flut hinweg-
gespült; doch dem Vater gelang es, sich von Zeit zu Zeit aus den Wellen
emporzuarbeiten. Nach jedem wiederholten Versuche, durch die um ihn
schwimmenden Trümmer und Balken sich zu retten, wurde er immer von
neuem in die schauerliche Tiefe hinabgestoßen. Schon begann seine Kraft zu
ermatten, da glückte es ihm endlich, einen Baumstamm zu umklammern,
der ihn auf den über 400 Schritte entfernten Weidenanger trug, wo er
sich rettete. Wie schwer es ihm ward, fein Leben zu erhalten, davon zeugte
seine Gestalt. Seine Kleider waren ihm vom Leibe gerissen, und von dem
Treibholz war sein Körper über und über mit Wunden und Beulen be-
deckt. Noch wunderbarer war es, daß selbst eine Frau, Namens Petzold,
der Gewalt des Stromes entgehen konnte. Nach dem Einstürze ihrer
Wohnung wurde auch sie von den Wellen über den Mühlgraben, ja sogar
bis über die Elster fortgerissen. Gleichwohl aber wußte sie sich immer
wieder über dem Wasser zu erhalten und wurde auf dem jenseitigen Elster-
user mittelst eines Hakens aus der Strömung gezogen. Leider aber wurde
ihr die Freude über ihre eigene Rettung durch den Verlust dreier Kinder
verbittert.
Ein Knabe von 11 Jahren, der Sohn des obengenannten Bürsten-
binders Reiher, ward in den Garten der Superintendentnr, durch welchen
der Strom ein zweites Bett gerissen hatte, getrieben. Schon war er unter-
gesunken, da erfaßte er einen Baumstamm, kletterte an ihm hinauf und
saß dort, von der Anstrengung sich erholeud. Aber ach! der Baum wurde
entwurzelt, und der arme Knabe, der sich schon gerettet glaubte, sank von
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sich vor uns: Die Elsterthalbrücke spannt ihre mächtigen Bogen in einer
Höhe von 69 m über das tiefeingeschnittene Thal. Darüber hinweg und
darunter hindurch saust die qualmende Lokomotive. Du würdest aber unr
den halben Genuß haben, wolltest du mit ihr das wundervolle Thal durch-
eilen. Du würdest kaum die Ruine Liebau bemerken, die, von Bäumen
lieblich umrahmt, vou der Höhe herabschaut; du würdest uur eiu flüchtiges
Bild gewinnen von den schroffen Grünsteinfelsen im „Steinicht", von
den bnnten Blumen und zierlichen Farnkräutern und dem Laubholzgebüsch
am schmalen, steilen Uferpfade hin. Wo aber das Thal wieder weiter wird,
treten an den Fluß saftgrüne Wiesen und tiefgründige Felder heran; da
läuft er an dem freundlich gelegenen Elsterberg mit seiner großen Ruine
Lobdabnrg und seinen bedeutenden mechanischen Webereien vorüber.
Bald darauf verläßt die Elster, verstärkt durch das Wasser der G öltz fch,
unser Vogtland, berührt die Städte Greiz, Gera, Zeitz und Leipzig und
mündet bei Halle in die Saale.
5. Hzei den Wertstschern.
Als ich während meines Aufenthaltes in Dresden mit meinem Freunde
Karl das Grüne Gewölbe besuchte, siel uns unter all den herrlichen Gegen-
ständen daselbst besonders eine kostbare Perlenkette auf. Bei dereu Anblick
kamen wir darauf zu sprechen, daß der Perlenschmnck besonders bei den
morgenländischen Völkern sehr beliebt war. Dieser Schmuck war aber auch
sehr teuer. Kostete doch jene Perle, welche die Königin Kleopatra in einem
Becher auflöste und dem römischen Feldherrn Antonius reichte, über 1 Million
Mark. „Diese Perlenkette stammt gewiß auch aus dem Morgenlande," sagte
Karl. „O nein," antwortete ich ihm, „all diese herrlichen Perlen hier, die
zusammen 9000 Mark wert sind, hat meine Heimat, das Vogtland, ge-
liefert, wo noch heutigentags uach ihnen gefischt wirft." Von diesem dem
Vogtlande eigentümlichen Schatze hatte Karl noch nichts gehört; ich forderte
ihn daher auf, währeud der nächsten Pfingstferien mit mir die Perlfischer
im Vogtlande aufzusuchen.
Karl leistete meiner Einladung Folge. An einem schönen Junitage
wanderten wir beide aus meinem Heimatsorte Adorf hinaus und lagerten
uns nach kurzem Marsche am fchattigen Elsterufer. Wie still war's rings
umher! Nur die Wellen der Elster zogen plätschernd und murmelnd au uns
vorüber. Auf einmal hörten wir ein eigentümliches Rauschen im Wasser,
und als wir aufblickten, sahen wir zwei Männer in hohen Stiefeln der
Strömung entgegenwaten. Ich erkannte die Kommenden sogleich; es war
der alte Vater Schmerler aus Llsnitz, welcher sich mit seinem Gehilfen znr
Müscheljagd aufgemacht hatte. Wir beobachteten, wie er mit der Linken ins
Wasser griff und einige Muscheln vom Boden aufhob. Mit der Rechten,
welche ein messerartiges Werkzeug führte, öffnete er die Muschelschalen finger-
hoch. Aus einigen schnitt der Fischer runde Dingerchen heraus; auf andere
schrieb er nur die laufende Jahreszahl und warf sie unbenutzt ius Waffer
zurück. Unterdessen erzählte ich meinem Freunde, daß dieser Mann der
königliche Perlenfischer sei und daß dessen Familie schon seit dem Jahre 1621
das ehrenvolle Amt bekleide. Er habe sein Jagdgebiet in 310 Bezirke ein-
geteilt, die aus den Elsterfluß, anf 8 Bäche und 23 Mühlgräben fallen und
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Antonius Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Elsterberg Gera Zeitz Leipzig Dresden Llsnitz Elsterfluß
r
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2) Stehen wir am Meeresufer und nähert sich uns ein Schiffe so sehen wir
zuerst den Wimpel auf der Mastspitze, dann die Takelage, dann den Bord des
Schiffes; es sieht gerade aus, als führe das Schiff zu uns herauf. Fährt ein
Schiff von uns fort, so ist die Erscheinung gerade die umgekehrte, und es sieht aus,
als ob das Schiff hinabführe. Ebenso sehen wir zuerst die Kirchturmspitze, wenn
wir uns einem Orte nähern, und sie
Fig. Xv. entschwindet zuletzt uusereu Blicken,
wenn wir uns von dem Orte
fernen. Wäre die Erdoberfläche
eine Scheibe, so müßte der Gegen-
er den Horizont
tritt, ganz erscheinen da aber
nicht geschieht, so
überall eine gekrümmte Oberfläche
Punkt, hh = Horizont.
Nun man durch die
Figur leicht auf die Vermutung
kommen, daß der Punkt a auf der
Erdoberfläche höher, der Punkt b
tiefer liegt, daß ein Schiff in a wohl
auf der Erde bleiben, in der Lage b
aber von ihr wegfallen müßte. Eine
solche Vermutung ist verkehrt. Die Erdkugel schwebt frei im Welträume. Auf der
Oberfläche eines solchen Körpers ist von oben und unten nicht die Rede. Das
Schiff (Fig. Xv) steht überall mit seinem Kiel, der Mensch mit den Füßen nach
unten; alle Dinge haben überall den Himmel über sich; jeder Punkt der Erd-
oberfläche ist unten, jeder, der dem Himmel näher ist, oben. Da könnte man nun
freilich fragen: Wie kommt es denn, daß die Körper überhaupt auf
der Erde bleiben? Wir bemerken, daß ein Stein oder ein anderer Körper,
dem man seine Unterstützung nimmt oder den man in die Höhe wirst, stets wieder
auf die Erde fällt. Ein Stein oder ein anderer Körper, der an einem Faden hängt,
zieht den Faden straff und nähert sich ans diese Weise der Erde soweit als möglich.
Es giebt also eine Kraft, welche bewirkt, daß alle Körper der Erde zustreben. Diese
Kraft heißt Schwerkraft. Sie wirkt nach bestimmten Gesetzen und stets so, als
hätte sie ihren Sitz im Mittelpunkte der Erde. Jeder Körper wird also scheinbar
von diesem Punkte her angezogen; daher heißt die Schwer-
-Fig. Xvi. kraft auch Attraktious-oder Anziehungskraft der
■ Erde. Ter aufgehängte Körper spannt deshalb den Faden
so, daß seine Richtung, nach oben verläugert, das Zeuith
des Punktes trifft, nach der anderen Seite verlängert, nach
dem Mittelpunkte der Erde geht. Dasselbe gilt von der
Richtung des fallenden Steins, des in natürlicher Stellung
stehenden Menschen. Diese Richtung ist bekanntlich die senk-
rechte. (Vgl. Fig. Xvi.) Kreis e = Erde, rn = Mittel-
punkt der Erde, a — fallender Stein. Natürlich kehren
Menschen, die auf entgegengesetzten Punkten der Erde
stehen, einander die Füße zu; sie heißen deshalb
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
68 Noch verschiedene Ursachen und Folgen
Es kamen im neunten Jahrhundert Privatmcssen auf, die
-man für sich halten ließ, z. B. wenn Schiffslcute zur See
gingen und sich eine glückliche Schiffarth zusichern wollten.
Man benutzte die Messe zu einer ergiebigen Geldquelle, um
Geschenke und Vermächtnisse zu erlangen, ja man mißbrauchte
sie sogar zu den Ordalien oder Gottesurtheilen. So wie die
alten Deutschen wähnten, daß die Gottheit durch ein Wun-
der die Wahrheit offenbaren müsse, wo man sie nicht sonst
zu. entdecken vermöge, daher z. V. das Kind einer des Ehe-
bruchs verdächtigen Mutter auf ein Schild ins Wasser legten,
und cs, wenn es untersank, für einen Bastard erklärten;
oder die Sache in einem Zweikampfe entscheiden ließen, in
der irrigen Meinung, der Unschuldige werde jederzeit siegen:
so genossen die Christen das heilige Abendmahl in solchen be-
denklichen Fallen, mit dem Wahne, Gott werde den Schul-
digen plötzlich mit Krankheit und Tod bestrafen.
Nach dem Jahre 1200 kam die Lehre von den 7 Sakra-
menten auf. Man benannte nämlich außer den zwei religiö-
sen Feierlichkeiten, der heiligen Taufe und dem heiligen Abend-
mahl, auch die Beichte, die Ordination oder Einweihung
zum Predigtamte, die Firmelung oder Confirmation, vie
Ehe und die letzte Oeluug mit diesem Namen; wo jedoch die
Verschiedenheit mehr in dem kirchlichen Worte Sakrament
liegt, ob man darunter blos die religiösen Handlungen ver-
steht, welche von Christo selbst augcorduct sind, oder ob
man darunter auch andre begreifen will, daher man auch in
der ersten Zeit das Fußwaschen Christi, den Mönchsstand
und dergleichen als Sacramente ansahe.
Die Beichte wurde ebenfalls ein vorzügliches Mittel für
die Vermehrung der geistlichen Macht. Zn der frühsten Zeit
war sie nicht in der Art gewöhnlich, wie sic bei uns als eine
zur Vorbereitung des heiligen Abendmahls nützliche, ja bei
dem- Leichtsinne vieler Menschen sehr nothwendige Einrich-
tung ist. Der grobe Sünder legte sein Bekeuntniß vor der
Gemeine ab, erhielt nach Beschaffenheit der Umstände Ver-
zeihung und die Erlaubnis wieder zur Gemeine treten zu dürfen.
Um das Jahr 4jo wurde diese öffentliche Beichte zu einer
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Allgemeine Charakteristik des 19. Jahrhunderts 261
Wissenschaften und demzufolge der Technik, der Maschinenverwertung und der Industrie. Seit dem Beginn des Aufschwungs in England um 1700 hat sich die Naturwissenschaft dort und in Frankreich stetig weiterentwickelt (Lavoisier, der Vater der neueren Chemie; Priestley, Cavendish). Das Interesse fr Experimente und physikalische Vortrge war allgemein (vgl. Goethe); Metternich und Napoleon fanden Gefallen daran, und mancher Abend an frstlichen Hfen wurde damit ausgefllt. Seit 1820 etwa beginnt der Aufschwung der deutschen exakten Wissenschaft (Gan, Frauen-hofer, Rob. Mayer, Liebig). Von der grten Bedeutung war die Nutz-barmachung dieser wissenschaftlichen Forschungen fr die Praxis. Das deutsche Volk trat in das Zeitalter der Technik ein, das die Maschine wie das chemische knstliche Verfahren bewut an die Stelle des Persn-lichen, des Menschen, des Tieres, des Organischen berhaupt setzte". Da-mit war eine ungeheure Umwlzung in den Warenerzeugungsbedingungen, im ganzen Verkehr gegeben. War Deutschland bisher fast ganz ein agra-rifches Land, in dem wohl eine Industrie vorhanden war (Leinewand, Baumwollen- und Wollweberei, Holz- und Kurzwaren), die aber in den wichtigsten Zweigen (Eisen- und Garnfabrikation) ganz vom Auslande ab-hngig war, hinderten die schwerflligen Perfonenposten, die schlechten Wege, die fortwhrenden Zollbelstigungen, der langsame Gtertransport, der langweilige und recht teure Briefverkehr, die bunte Verschiedenheit der Mnzen jedes raschere Abwickeln der Geschfte und damit das Ausblhen der Industrie, so trat jetzt ein vlliger Wandel ein. Schon 1769 hatte James Watt die erste brauchbare Dampfmaschine hergestellt; zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der mechanische Webstuhl erfunden. Seit-dem sind in immer steigendem Mae fr fast alle Gewerbezweige Ma-schren ersonnen und zur Einfhrung gekommen. Die Kohle und das Eisen geben der neuen Zeit die Signatur. Eine auerordentliche Steige-rung der Gtererzeugung, die von jetzt ab schneller, massenhafter und billiger vor sich ging, war die Folge. Gleich groß war die Wirkung der Dampfmaschine auf den Verkehr: 1835 wurde die erste deutsche Eisen-bahn zwischen Nrnberg und Frth erbaut, und schon nach 10 Jahren wurden 2000 km mit der Lokomotive befahren; das erste Dampfschiff fuhr 1818 auf der Weser. Im Jahre 1902 aber besa Deutschland ein Eisen-bahnnetz von 53000 km; die deutsche Handelsflotte ist jetzt zur zweit-grten der Welt geworden (Hamburg-Amerika-Linie, Norddeutscher Lloyd)/) die in Deutschland gebauten Dampfer (anfangs Rad-, dann Schrauben-, neuerdings auch Turbinendampfer; Vulkan in Stettin) sind die schnellsten
*) Der Tonnengehalt des einen Dampfers Kaiser Wilhelm der Groe" betrgt mehr als einst (1825) der Tonnengehalt der ganzen Bremer Flotte.
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Extrahierte Personennamen: Lavoisier Priestley Cavendish Goethe Napoleon Mayer Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Deutschland Nrnberg Deutschland Deutschland Stettin
Englands Machtstellung im 16. und 17. Jahrhundert 37
Und noch aus einem anderen Grunde ist gerade dieser Zeitraum fr uns, die wir vom absoluten franzsischen Staate her kommen, besonders wichtig: das England der Gegenwart hat sich herausgebildet in stetem, erst in unseren Tagen zurcktretendem Gegensatz gegen Frankreich. Der englische Staat des 16. und 17. Jahrhunderts ist das Gegenbild des franzsischen. Herrscht hier der jesuitische Katholizismus, so findet dort der Protestantismus seine Zufluchtssttte; waltet hier in allen Lebensgebieten, sei es Verwaltung, Wirtschaft oder geistige Kultur, der staatliche Zwang, so dort die persn-liehe Freiheit; strebt Ludwig Xiv. die Weltherrschaft an, fo tritt ihm England am Rhein, auf dem Meer, im fernen Westen entgegen. So ist der englische Staat ein den Protestantismus, die Freiheit und das Anti-franzosentum vertretendes Gebilde geworden.
Freilich nicht ohne Kampf; das 1688 im wesentlichen fertige Eng-land ist das Produkt einer langen, an innerer Zwietracht reichen Ent-Wicklung, die sich auch hier um die Staatsidee des Absolutismus zusammen-drngte. Soll der Absolutismus des einzelnen, soll der der Masse herrschen, das waren die Gegenstze; zeitweise berwiegt der erstere (Heinrich Vii. und Viii., Elisabeth), dann der andere (die groe Revolution"), bis end-lich im parlamentarischen Knigtum die Einigung erfolgt. Bemerkens-wert ist dabei, da diese innerpolitischen Kmpfe ihre Wucht erhalten durch die Verbindung mit der Religion; es liegt zugleich das absolute katholi-sierende Hochkirchentum im Streit mit dem independentistischen Kalvinis-mus, und wie dort das parlamentarische Knigtum, so ist hier die Glaubensfreiheit die Lsung. der alle diese inneren Zwistigkeiten aber geht dem Englnder sein Vaterland: right or wrong rny country, und darum sind sie begleitet von stetem Bestreben nach uerer Ver-grerung.
So drfen wir, wenn wir im folgenden die Frage nach den Grnden fr Englands Erstarkung aufwerfen, nach einer kurzen Charakteristik des englischenvolkscharakters im wesentlichen drei Linien verfolgen, die allesamt im Jahre 1688 gipfeln, die Ent-Wicklung: 1) zum parlamentarischen Knigtum (Wilhelm Iii.), 2) zum protestantischen Staat (Oliver Cromwell), 3) zur weltbeherrschenden Seemacht (Elisabeth).
Ii. 1. Der englische Volkscharakter.
England, inmitten des Weltenmeeres abgesondert, nicht weit vom enro-Pischen, dem amerikanischen Festland am nchsten gelegen, weist infolge der meerumschlungenen Lage, der reichgegliederten Kste seine Bewohner gebieterisch auf die See hin; gibt es doch im ganzen Lande keinen Ort, der mehr als
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Heinrich_Vii Heinrich Wilhelm Oliver_Cromwell
Extrahierte Ortsnamen: Englands England Frankreich England_am_Rhein Englands Wilhelm_Iii England
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dann 1 : 20000, nur die Orte, Berge und Flüsse nach ungefährer
Größe und Lage bzw. Richtung; Bahnen angedeutet. Hinweis auf
die in unserm fertigen Hochbild enthaltenen Ungenauigkeiten, die
infolge unserer rohen Abschätzung — statt des unmöglichen genauen
Abmessens — entstehen mußten. In die Flußbetten der Werre und
Aa wurde Wasser gegossen, 1. um das Gefälle, 2. um die Aus-
waschung zu zeigen: bei dem weichen Sande sehr schnelles und
starkes Vertiefen und Verbreitern des Flußbetts. Außerdem: Ver-
stopfung der Mündung, Aufsuchen eines neuen Abflusses: Delta»
bildung. Stand der Sonne.
Hausaufgaben (freiwillige): 1. Aufsuchen von andern Stellen an
unsern Flüssen, wo Sand, Schlamm, Steine usw. abgelagert sind,
2. wo die Ufer natürlich oder absichtlich durch Bäume und Busch-
werk, wo sie künstlich durch Pfähle oder Mauern geschützt sind, 3. wo
die Wasserkraft für Maschinen oder sonst ausgenutzt wird, 4. Anfertigung
eines Hochbildes von der Umgegend von Herford in Sand oder Lehm.
8. Spaziergang: Zeichen an der Münsterkirche für die Höhen-
läge über N. N. Markthallen. Rathaus Ii und I. Alte Landwirt-
schaftsschule, Töchterschule, Kreissparkasse. Radewigerbrücke: Blick
nach beiden Seiten hin auf die Aa: Ufer, Wasser; Bau der Waren-
speicher an Wasserstraßen in See- und Handelsstädten. Mühlenkolk:
angeschwemmter Sand und Schlamm. Pelzwarensabrik von Pracht.
Herberge zur Heimat. Fabrik von Angenete und Scholle: Herforder
Kleiderfabriken. Mühlenkolk, jetzt von Westen aus gesehen: Übungen
im Bestimmen der Himmelsrichtungen. Angeschwemmter Schlamm
und Sand; ausgewaschene Flußrinnen, Aufsuchen neuer Flußbetten,
jetzt bei dem tiefen Wasserstande schön zu erkennen. Turbinenteile
am Ufer, die in der Huthschen Mühle Verwendung finden sollen.
Ausnutzung der Wasserkraft für den Mühlenbetrieb durch Mühlen-
räder und Turbinen. Aufstauung des Wassers. Im Mittelalter
„Wasserprobe" bei den der Hexerei angeklagten Personen. Hertha-
brücke, Name. Uferschutz; angeschwemmter Schlamm und Sand
westlich der Brücke. Aa, Stadtgraben. Natürlicher und künstlicher
Uferschutz. Brücke auf der Bielefelder Straße, Blick nach der Aa.
Natürliche und künstliche Wasserfälle. Bedeutung. Wall und Graben
um Herford im Mittelalter. Überall verschiedener Uferschutz. Aus-
wafchungen. Überschwemmungen der Ufer. Steintor. Name. Brücke:
Blick nach Westen und Osten in den Stadtgraben: tiefes, schönes Tal.
Wieder Uferschutz; Spuren der Kraft des Wassers; Abschwemmungen.
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