310
Arabien.
sind auch hier noch genug. Der Araber selbst nennt diese
Landschaft wohl Pemen. Auch hier sind Raubthiere,
wie überall in heissen Landern. Fette Heuschrecken wer-
den in gewissen Monaten zur täglichen Kost benutzt, aber
auch getrocknet für andere Jahrszeiten bewahrt, und kom-
men als Lebensmittel auf die öffentlichen Markte. Solche
Heuschrecken aß Joannes der Täufer, denn sie sind durch
alle warmen Lander des Morgenlandes verbreitet.
Ein ganz vorzügliches Product des glücklichen Ara,
biens sind die e d eln Pferde und der treffliche Kaf-
fee, und deshalb kann man Arabien das Vaterland der
Pferde und des Kaffees nennen. Die arabischen Pferde
gelten für die besten der Erde. Doch unterscheiden die
Araber selbst ihre Pferde in die Kadischi und Keh-
ln ni. Nur die Kehlani sind die edeln Pferde, und es
werden Zeugen zu Protokoll vernommen, wenn ein sol-
ches Pferd zur Welt kommt, und man führt über die
Abstammung dieser edeln Pferde Stammbaume, die 2000
Jahre zurück gehen, und durch obrigkeitliche Zeugnisse
beglaubigt sind. Ein solches Pferd kostet an tausend
Thaler, wird nur an Araber verkauft, und dieser
bekommt beim Ankauf auch das beglaubigte Zeugniß von
der Abstammung des Pferdes. Der Araber macht sich
freilich auch viel aus seinem Pferde; er halt lange Ge-
spräche mit ihm, versichert es seiner Liebe, sagt ihm, er
habe es wie einen Sohn gehalten, küsset und umhalset
cs. Weil die edeln arabischen Pferde einige Tage ohne
Futter leben können, so sagt der Araber gern, sein Leib-
roß lebe vom Winde. Das arabische Pferd ist von mitt-
lerer Größe, schlank, fein von Knochen, hat einen kleinen
Kopf, einen langen Hals, meist eine braune Farbe; es
wird mit Reis, Datteln, Gerste, etwas Heu und Ka-
meelmilch gefüttert. — Man hat übrigens wilde Esel,
Büffel, Rindvieh mit Buckeln, Schafe mit Fettschwan-
zen, Gazellen, Affen und Strauße. — Das Pflanzen-
reich liefert den berühmten Balsam von Mecca, Weih-
rauch, Zuckerrohr, Wein, alle Arten edler Südfrüchte,
besonders haben die vielerlei wohlriechenden Spezereien
die Benennung des glücklichen Arabiens veranlaßt. Auch
ist dieses Land das Vaterland des K a ffe e s, der seine Güte
hier dem sandigen Boden und salzigen Wasser zu ver-
danken haben soll. Der arabische Name ist K ah weh,
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370 Aegypten.
mäßig; Im Mai tritt der nützliche Nordwind ein, der
die Wolken nach Abyssi'nien treibt, und das Wasser im
Nil (der nach Norden hin fließt) zurück halt, daß es
nicht so rasch ins Mittelmeer gelangen kann. Dadurch
bewirkt der Nordwind das Austreten des Nils. Der
Nordwind halt den ganzen Sommer an, erst im Septem-
der stellt sich Ostwind ein, vom November bis Februar
sind veränderliche stürmische Winde mit Regen, im Marz
und April ist Südwind.
Im Januar fangt der Frühling an, und die Baume
blühen. Im April wird die Ernte vollbracht, aber bald
darauf nimmt alles eine traurige Gestalt an: alle Pflan-
zen verdorren, nur daß an den Ufern des Nils noch ei-
nige Gurken und Melonen gezogen werden; die Gräser
sind versengt, die Vögel weggezogen, die Landthiere schnap-
pen nach Lust, und suchen den Fluß, und bei allen Ab-
kühlungen, die sich die Menschen verschaffen, möchten sie
doch in Schweiß zerfließen. Indessen geht auch das Nilwasser
in Fäulniß über, der Erdboden berstet auf, und die Lust
ist so trocken, daß selbst das Fleisch nicht leicht fault, son-
dern eindorret. Dann aber, im Mai schon, fängt der
Nil an zu steigen, obgleich kein Regentropfen fallt, kein
Wölkchen den blauen Himmel trübt, sondern immer noch
die Sonne sengt. Anfangs ist das Steigen des Nils un-
merklich, aber im Julius wird es starker, täglich um 5
bis 10 Zoll, und gegen Mariä Himmelfahrt tritt der
Strom aus seinen Ufern, nach wenig Tagen gleicht Ae-
gypten einem Meere, aus welchem nur die Städte und
Dörfer hervorragen. Nun laßt die Hitze nach, die Men-
schen athmen wieder frei, allerlei Fahrzeuge bedecken das
Wasser, und alles überlaßt sich der Lustigkeit. Die Städte
sind durch erhöhete Landstraßen mit einander verbunden.
Im September steigt das Wasser nicht viel höher mehr,
es behält seinen Stand, im October aber sinkt es wieder,
und gegen Allerheiligen kehrt der Nil in seine Ufer zurück.
Das Austreten des Nils rührt von der Regenzeit in
Abyssi'nien und Nubien *) her, und ist für Aegypten
*) In Abyssinien sind die Quellen des Nils und Nubien durch-
fließt er, ehe er Aegypten erreicht. In Abyssi'nien u. Nubien,
weil sie im nördlichen Theile der heissen Zone liegen, ist
die Regenzeit vom Anfang Mai's bis Anfang August's-
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Aegypten. 371
höchst wohlthätig, daher der Gegenstand aller Gespräche.
Ein eigener Scheck ist bestellt, an einer im Nil stehenden
Säule das Steigen des Wassers zu beobachten, und ec
bringt erst dem Pascha, dann den Bürgern der Haupt-
stadt Cairo die Nachricht — eine Nachricht, auf welche
jeder ängstlich gespannt ist. Steigt nämlich der Nil nicht
16 Dea (12 Ellen), so gibt es ein Hungerjahr; 16 Den
geben ein schlechtes Jahr, 18 ein gutes Jahr, 20 bis 22
ein reiches Jahr; steigt aber der Nil 24 Dea und darü-
der, so ist das auch nicht gut. Viele Kanäle an beiden
Seiten des Nils führen das Wasser in die entfernten hö-
heren Gegenden. Sobald das Land im November wieder
frei ist, bedeckt dasselbe ein fetter Schlamm, ohne welchen
der Boden unfruchtbar seyn würde, und auf der Stelle
beginnt die Einsaat im November, und obschon dann die
Baume ihr Laub verlieren, so erhalten sie bald neues,
die Wiesen grünen nach einigen Tagen, und Ende Ja-
nuars hält man die erste Ernte, im April schon die zweite.
Der Winter ist die angenehmste Jahrszeit.
Schon in alten Zeiten war Aegypten die Kornkammer
des römischen Reiches. Man baut in Oberägypten beson-
ders Weizen (Wunderweizen, auch Io se p s weizen ge-
nannt , da aus einem Korn mehrere Halme mit einer
tauptahre und kleineren Nebenahren wachsen, und der
rtrag 30, 50, 100 bis 150 fällig ist), in Unterägypten
Reis mit 100 faltigem Ertrage, ferner Durra (india-
nische Hirse, ein sehr ergiebiges Brodkorn für den ge-
meinen Mann, dessen starke Stengel sogar zum Hauser-
bau dienen), Baumwolle, Zuckerrohr, Kaffee, Indigo,
Flachs und Hanf, allerlei Südfrüchte. Die Papyrus-
staude am Nil ist jetzt seltener, eben so hat man wenig
Wälderund starke Bäume, Häuser bauet man aus Steinen
oder Lehm, und zur Feuerung braucht man getrockneten
Mist, Stoppeln, Stengel und Schilf. Zahreich ist die
Dattelpalme; viele tausend Menschen nähren sich das
ganze Jahr von Datteln, auch werden die Datteln ein-
gemacht verschickt, andere zu einem Branntwein benutzt,
und mit gemahlenen Datteln füttert man die Kameele.
Noch liefert das Pflanzenreich alle europäischen Gemüse -
und Obstarten von besonderer Güte, Lotus, Oliven, Pha-
raonsfeiaen, Joannisbrod, Aloe, Jalappa, Tabak, ara-
bisches Gummi. Das Thierreich hat Löwen und Tiger,
Aa 2
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
390
Guinea
furchtbaren Blitzen und Donnerschlagen die Wolken sich
des Regens entladen. In dieser Regenzeit ist die Luft
ungemein feucht: Salz und Zucker zerfließen, frisches
fleisch ist in 24 Stunden ganz verweset, Kleider und
eder verschimmeln, Metalle rosten. Die Muskiten und
anderes Ungeziefer kommen bei den Windstillen aus ihren
Schlupfwinkeln hervor, und breiten sich überall aus. Der
Senegal und Gambia treten hoch aus ihren Ufern, und
überfluthen alles. Im October tritt die trockne Jahrszeit
ein, da verdampfen die Landseen sehr bald wieder, Salz
und Zucker trocknen ein, das Holz reißt aus seinen Fugen
und zerspringt, die Haut der Menschen wird rauh, und der
Himmel bleibt immer wolkenleer, wiewohl ein dicker Dunst
alles einhüllt. Dabei wehet der Wind Nordost bis Nord-
west, ist heiß, aber sehr trocken, und bringt im Decem-
der und Januar kühle Nächte. Dieser Wind ist unter
dem Namen Harmattan bekannt, und er macht den
Meisten Krankheiten der regnerischen Jahrszeit ein Ende.
Die Products sind die gewöhnlichen afrikanischen der
heissen Ayne, und die Bewohner theils Neger, die un-
ten noch beschrieben werden sollen, theils Mauren.
Die Engländer, Holländer, Franzosen und Portugiesen
haben an der Küste kleine Niederlassungen.
St. Louis, auf einer Insel im Senegal, 2 Meilen von
dessen Mündung, gehört den Franzosen, eine kleine Stadt mit
einem Fort. Es wird hier Gummi- und Sklavenhandel getrie-
den. — Andere bedeutende Städte hat Senegambien nicht.
Au merken sind drei berühmte Vorgebirge Senegambiens,
das weisse Vorgebirge nördlich, südlicher das grüne
Vorgebirge (die westlichste Spitze Africa's), am südlichsten
das rothe Vorgebirge.
G) Guinea.
So nennt man im weitern Sinne die ganzes Küste
Africa's, von welcher der Europäer Sclaven holt, selbst
Senegambien eingeschlossen, vom weissen Vorgebirge,
bis zum schwarzen Vorgebirge, eine Küste von mehr
als 900 Meilen Länge. Im engern Sinne ist Guinea
die Küste von Senegambien bis zum schwarzen Vorge-
birge, 660 Meilen lang.
Die eigentliche Küste ist flach; eine Ausnahme macht
das Gebirge Sierra Leona, mit dem Palmen-,
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Nubien.
377
B) Nubien.
So heißt das große Land am arabischen Meere südlich
von Aegyvten. Es wird vom Nil durchflossen, der hier
viele Wasserfalle hat. Der Boden ist theils bergig, theils
besteht er aus öden Sandwüsten, und das Klima ist heiß,
denn Nubien liegt ganz in der heissen Zone. Products
sind wie in Aegypten.
Uebrigens ist uns das Land ziemlich unbekannt^, und
es soll mehrere Staaten enthalten. Man nennt ein ägyp-
tisches Nubien, ein Königreich Dongola (spr.
Dongola), ein K ö n i g re i ch S en n a r, ein Königreich
Dar für. Die Bewohner sind Muhammedaner, von
schwarzer Farbe, aber mit schlichtem Haar.
Sennar, am Nil, die Hauptstadt im Reiche Sennar, soll
3 Stunden Umfang und 100,000 Jnw. haben. Die Hauser sind
Lehmhütten mit platten Dächern. Der Palast des Königs ist
groß und von Lehm gebaut, mit einer Mauer von Ziegelsteinen
umgeben. Der König wird M ek titulirt, und wenn er den
Thron besteigt, so muß er die Bedingung eingehen, daß er hin-
gerichtet werde, sobald die Fürsten solches für das Wohl des
Landes angemessen finden.
Die Bewohner Darfurs sollen höchst falsche und schänd-
liche Menschen seyn, 200,000 an der Zahl, in dem groß-
ßen Lande, und ihr Beherrscher laßt sich Sultan titu-
liren. Gibt er Audienz, so sitzt er unter einem Thron-
himmel, dervon vielfarbigen seid, u.baumwoll. Lappen zusam-
mengenähet ist; um ihn sitzen die Großen seines Reiches mit
einer Straußfeder auf der Mütze, und ihm zur Linken
steht ein Mensch, der immer ruft: Seht den Büffel,
den Sohn eines Büffels, den Ochsen der Och-
sen, den Elephanten von großer Starke, den
mächtigen Sultan! Möge Gott dir dein Le-
den verlängern, o Herr! Möge Gott dir bei-
stehen, und dir Sieg verleihen!
Die Sprache in Nubien ist ein verdorbenes Arabisch.
0) A b y s s i n i e n.
Dieses Land heißt auch Habesch (zusammen gelau-
fenes Gesindel), aber die Bewohner hören es lieber Ae-
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378
Abysflnien.
thiopien nennen. Es liegt südlich von Nubien, auch
am arabischen Meerbusen oder rothen Meere, und kann
als die africanische Schweiz betrachtet werden. Ausser ei-
ner kleinen Provinz ist das ganze Land gebirgig, und die
meisten Berge kommen den Alpen und Pyrenäen an Höhe
gleich, und bilden seltsame Gestalten von Thürmen,
Schlössern, umgekehrten Pyramiden sogar. Hier sind auch
die 3 Hauptquellen des Nils, ganz nahe zusammen, un-
ter 12° N. Br. und schon 3 Tagreisen weiter kann der
Nil Boote tragen. Er geht hier durch den großen See
Demb ea, windet sich fast in Kreisen durch die Gebirge,
und läuft 1000 Stunden weit, ehe er hinter Rosette und
Damiette das mittelländische Meer erreicht. Merkwürdig
ist es, daß ausser dem Nil kein so großer Strom des
Erdbodens nach Norden läuft, oder wir müßten etwa
den Ob und die Lena im asiatischen Rußland ausnehmen.
Da Abyssinien noch tiefer in der heissen Zone liegt,
als Nubien, so bleiben die Bergfpißen nie mit Schnee
bedeckt, obfchon es oft schneiet, und in hohen Bergge-
genden die Kälte lästiger fällt, als die Hitze. In den
Thälern leckt der brennende Sand die Haut von den Fü-
ßen, und die Steine glühen, sagt der Abyfsi'nier selbst.
Die Gebirge, die hohen Waldungen und die vielen Winde
mäßigen die Gluth ausserordentlich. Der Winter ist die
Regenzeit, vom April bis September. Täglich regnet es
wenigstens etwas, wenn auch früh Morgens Sonnen-
schein ist; gegen Mittag ziehen sich die Wolken zusammen,
gegen 2 Uhr Nachmittags beginnen höchst fürchterliche,
oft mit Hagel begleitete Gewitter, dann folgen 3 bis 4
Stunden lang die heftigsten Regengüsse, welche alle Ar-
beiten draussen unmöglich machen. Große Ströme schie-
ßen durch die Thaler, und machen sie unwegsam, lassen
auch tiefe Moräste zurück, und die Wasser rauschen noch
mächtig dahin, wenn der Himmel sich auch schon längst
wieder zum heitersten Blau aufgeklärt hat. — Der De-
cember und Januar sind die heitersten Monate, die Zeit
vom 25. September bis zum 25. December nennt man
den Frühling.
Die Regengüsse, Sümpfe und S-en machen die Luft
offenbar sehr ungesund, und es zeigen sich Krankheiten,
die erst mit dem November aufhören.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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394
Guinea.
Vorgebirge hinab, und ist auch zum Theil von Portugal ab-
hängig. Ausser den Negerdörfern findet man hier San Fe-
lipe «Philippus) de Vengúela, die portugiesische Hauptstadt,
mit Hasen, Fort und Gouverneur. Wer aus Europa hieher
geschickt wird, verdirbt leicht an Leib und Seele, denn das Klima
ist höchst ungesund, und die meisten Bewohner der Stadt sind
aus Portugal verwiesene Verbrecher. Der Sclavcnhandel ist
hier bedeutend, und mag in manchen Jahren 50,000 Personen
geliefert haben.
Ehe wir Guinea verlassen, müssen wir dessen Bewoh-
ner noch naher kennen lernen. Dieses sind besonders die
Neger, welche in Africa weit verbreitet sind. Sie ha-
den eine dicke schwarze sammetartige Haut (daher ihr Na-
me), einen eigenen stark riechenden Schweiß, ein schwar-
zes krauses Haupthaar, einen schmalen Kopf mit flacher
Nase, rothe aufgeworfene Lippen, glänzend weiße Zähne.
Ihr Körper ist stark gebaut, kraftvoll und gelenkig, die
Brust breit, der Schenkel kräftig, und vielleicht sind die
Neger die stärksten Menschen auf Erden. Die weiße Farbe
der Europäer betrachten sie auch als einen Beweis von
Schwächlichkeit, und bei ihnen ist nur das Schwarze
schön. Den Teufel malen die Neger weiß, und auch
trauern sie in weißer Farbe. — Die tägliche Nahrung
der Neger ist Reis, Hirse und Mais, Milch, Vögel und
Fische, stark mit Pfeffer gewürzt. Das Gemengsel Kus-
kus ist überall bekannt, wenig aber Brod. Gebratene
Hunde sind Delikatessen, und Hundefleisch wird auf allen
Märkten feil geboten; auch liebt man halbfaules Fleisch
von Elephanten, Krokodilen, Kühen, Ziegen, Schlangen,
Eidechsen u. s. w. Gedärme von Hühnern werden roh
verschlungen. Auch isset man täglich nur einmal, näm-
lich nach Sonnenuntergang. Salat wird kein Neger essen,
weil er kein grasfressendes Thier seyn will. Das gewöhn-
liche Getränk allerneger istwasser und Milch; denbrannt-
wein haben sie durch die Europäer kennen gelernt, und ganz
rasend lieben sie ihn. Sie verkaufen Eltern, Kinder und
Unterthanen, diesen köstlichen Trank zu erlangen, und
europäische Sclavenhändler wissen diese Leidenschaft der
Neger nur zu gut zu benutzen. Wein haben die Neger
nicht, ausser Palmwein, der aber nur 3 Tage dauert.
Die Weiber dürfen mit den Männern nicht essen und
trinken, sondern müssen denselben beim Essen aufwarten,
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Extrahierte Ortsnamen: Guinea Portugal Europa Portugal Guinea Africa
384
Die Barbarei.
verpachtet dee unwissende Maure an Juden seine Einkünfte,
wählt aus ihnen seine Geschäftsleute, Zöllner, Schreiber,
Dolmetscher; Juden prägen die Münzen, fertigen alle
Arten Schmuck, und auch der ganze auswärtige Handel
ist in ihren Händen.
Jetzt Einiges über die einzelnen Staaten der Bar-
barei l
1. Das Reich Barka.
Es stößt an Aegypten, und besteht meist aus öden Sandwü-
sten, daher das Land auch die Wüste Barka heißt. Die
Bewohner, meist Beduinen, halten sich in den wenigen Oasen
auf, und leben vorzüglich vom Straßenraub. Eine solche Oase
ist das Thal Siwah, von kahlen Kreidefelsen eingeschlossen,
trefflich bewässert, mit Weizen, Reis, Pisang, Feigen, Datteln,
Aprikosen, Oliven und andern delikaten Baum - und Garten-
früchten. Man zeigt in dieser Oase Trümmer angeblich vom be-
rühmten Tempel des Jupiter Ammon. — K airwan soll das
berühmte Cyrene der Alten gewesen seyn; in einem Umkreise
von 12 Meilen findet man die Trümmer von mehr als 100 Städ-
ten und Dörfern. Was ist Nordafrica ehemals gewesen, und
was ist es jetzt!
2. Der Raubstaat Tripolis.
Er liegt westlich von Barka, und ist schlecht bevölkert. Die
Hauptstadt Tripolis am mittelländischen Meere hat 25,000
Jnw., schlechte Hauser, enge unreine Straßen, nur 5 elende Mo-
scheen, ein Franciscanerkloster, einen befestigten guten Hafen.
Der Pascha zu Tripolis wird von seinen Soldaten gewählt, und
vom türkischen Sultan bestätigt. Seine Provinzen laßt er durch
Beis verwalten.
3. Die Landschaft Fezzan.
Sie liegt südlich von Tripolis, von Wüsten umgeben, 60
Meilen von Süden nach Norden lang, 40 breit, und kann als
eine Oase betrachtet werden. Sie hat nur etwa 70,000 Jnw.,
aber doch laßt der Herrscher sich Sultan tituliren, und sendet
dem Pascha von Tripolis jährlich einigen Tribut. Die Bewohner
treiben Karawanenhandel durch ganz Asrica.
4. Der Raubstaat Tunis.
Derselbe liegt westlich von Tripolis, Sicilien gegenüber, und
wird von einem Bei regiert, den die Soldaten wählen.
Tunis, die Hauptstadt, liegt an einem salzigen Landsee,
der durch einen Kanal mit dem nahen Meere in Verbindung
steht, und soll 100,000 Jnw. haben. Die Stadt ist schmutzig,
wie alle in der Barbarei, aber reich durch Handel und Seeraub.
Die Bazars, obschon oben bedeckt gegen die Sonnenstrahlen,
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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386
Die Wüste Sahara.
ist mit Kanälen durchschnitten, und ein Fluß theilt sie in Altsez
und Neufez. In Altfez darf kein Christ und Jude kommen,
weil hier viele Heiligen begraben liegen. — Mekines, in der-
selben Ebene mit Fez, hat 15,000 Jnw., ein Franciskancrkloster*),
welches die Loskaufung christlicher Sclaven besorgt, und ist die
gewöhnliche Residenz des Sultans.
Die Spanier besitzen im Staate Marokko noch Ceuta (spr.
Cetta), auf einer Landzunge, Gibraltar gegenüber, mit einem
Fort, 8,000 Jnw-, Sitz eines katholischen Bischofs. Die Besa-
tzung Gibraltars bezieht von hier mancherlei Lebensmittel, Rind-
vieh, Schafe, Hühner, Eier, Gemüse, Korn, und deswegen
sind die Wochenmarkte sehr lebendig. Nachts sind die Straßen
erleuchtet. Spanisch ist auch Tanger, Festung an der Straße
von Gibraltar mit 10,000 Jnw., ferner Velez und Melilla
(spr. Melilja), alle Städte mit Forts und durchaus mit christ-
katholischen Kirchen.
7. Biledulgerid.
So nennt man den Küstenstrich am atlantischen Meere süd-
lich von Marokko, im deutschen Dattel land, weil Datteln
das Hauptproduct sind. Das Land ist ziemlich eine Wüste, von
wenig Arabern, Berbern und Juden bewohnt. Hier ist das
Cap Noe, d. h. Npn plus ultra (weiter geht's nicht), weil man
vor Heinrich dem Schiffer glaubte, man könne an der Küste
Africa's nicht südlicher hinaus segeln, oder die Schiffe würden
mit Mann und Maus von der Sonne verbrennt.
Bon Städten kann in Biledulgerid wohl nicht die Rede seyn.
E) D i e Wüste Sahara.
So heißt die furchtbarste Sandwüste, die es auf dem
Erdboden gibt. Südlich von der Barbarei zieht sie sich
quer durch Afcica vom atlantischen Meere bis Aegypten,
1200 Stunden lang, 80 breit. Vom Atlas kommen
zwar einige Flüsse herab, aber sie verlieren sich bald im
Sande. Brunnen sind äusserst selten, etwa alle 6 — 7
Tagreisen, und oft ist das Wasser noch salzig oder faul.
•) Als die Franzosen i8;° Algier eroberten, richteten sie dort gelegent-
lich auch eine katholische Kirche ein, und eröffneten den katholischen
Gottesdienst in der h. Chriftnacht. Da posaunten die Zeitungen aus,
das wäre die erste katholische Kirche wieder in ganz Akrica seit — ich
weiß nickt, wie vielen Jahrhunderten. Also hatte» Caito, Tripolis,
Marokko, selbst Algier daiuals keine katholischen Kirchen gehabt? Oder
liegen diese Städte nicht in Atrica? Und wie viele katholische Kir-
chen werden wir noch ferner in Aftica antreffen! Ich bemerke dieses nur
beiläufig, uni zu zeigen, wie übel berichtet oder unterrichtet mancher
Zeitungsschreiber ist. Doch scheint mancher eine Ehre darin zu suchen,
bei jeder Gelegenheit die kath oli sehe Kirche zu verkleinern, wenn
er auch selbst noch Katholik heissen will.
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Extrahierte Personennamen: Melilja Heinrich_dem_Schiffer Heinrich
406
Die afrikanischen Inseln.
gange aber mit gefährlichen Klippen besetzten Hafen, gute Stra-
fen, mehrere katholische Kirchen, denn die Portugiesen sind die
Herren der Stadt. Die Hauser bestehen aus Lehm, wenigstens
die meisten, und um die Stadt liegen angenehme Palmen - und
Orangenwaldchen. Die große Stadt Mombaza, die Residenz
des Königs von Melinde, liegt in der Mündung des Flusses
Mombaza auf einer Halbinsel, und handelt stark mit Gold, Am-
bra, Elfenbein, Honig, Wachs und Sclaven. Die kleinen In-
seln Z a n z i b a r, P emba und Quitoa handeln auch, die
Bewohner sprechen arabisch.
5. Die Küsten Ajan und Adel.
Sie liegen in dem Winkel zwischen dem indischen Ocean und
dem arabischen Meerbusen, stoßen an die Straße Babelmandeb
und an Abyssinien. Nur im Innern ist das Land fruchtbar an
Getraide, Myrrhe, Honig, Rindvieh, Schafen und Elephanten;
der Meeresstrand ist sandig, trocken und unfruchtbar. Die Be-
wohner sind Muhammedaner und Fetischdiener, Araber und Ne-
ger^, braune und schwarze Leute, grausame Menschen. Die
Städte wollen nichts sagen.
N) Die afrikanischen Inseln.
Erst wollen wir die Inseln der Ostküste vornehmen,
daun um das Cap der guten Hoffnung herum zu den
Inseln der Westküste gehen.
1) Die Am ir anten, der Küste Zanguebar gegenüber, wer-
den von den Portugiesen als ihr Eigenthum betrachtet, haben
frisches Wasser, Palmen, überaus zahme Turteltauben, aber
wenig Menschen.
2) Die Sechellen, in der Nahe der Amiranten, gehören
den Franzosen, und haben Producte wie die Amiranten, auch
Schildkröten 300 Pfund schwer, und die berühmten maldivi-
schen Nüsse. Diese wachsen auf Palmen, die am Meeres-
strande stehen; die Nüsse fallen ins Meer, und werden auf den
Malediven in Asien aufgefischt, für ein Erzeugniß der See ge-
halten, und als ein sicheres Gegengift theuer verkauft.
3) Die Comorro-Jnseln, 4 an der Zahl, ziemlich groß,
liegen nördlich im Kanal von Mozambique, sind besonders lieb-
lich und fruchtbar, und haben schwarze Urbewohner, herrschend
sind aber braune Araber unter einigen sogenannten Sultanen.^
4) Die Insel Bourbon, südlich von den Sechellen, gehört
den Franzosen. Sie ist 100 Q. M. groß, ein Inbegriff von Ber-
gen und Felsen, mit steilen Küsten, nur an 2 Stellen können
Schiffe landen. Ein Bulkan auf der Insel tobet noch zuweilen,
richtet aber keinen Schaden an. Eine Menge Bäche mit dem
vortrefflichsten Wasser stürzen in Wasserfallen von den Bergen
herab, und die Luft ist lieblich, rein und immer heiter, die
Warme gemäßigt. Ueberaus fruchtbar ist der Boden: er bringt
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Extrahierte Personennamen: Myrrhe
Extrahierte Ortsnamen: Melinde Mombaza Asien Mozambique