Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte des Mittelalters - S. 136

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
136 Anbruch der neuen Zeit. ihn ein Priester auf, Christ zu werden. Der Inka warf die Bibel, die ihm nichts sage, zur Erde. Da nahmen ihn die Spanier gefangen und verurteilten ihn, obgleich er zu seiner Lösung ein ganzes Zimmer mit ©old füllte, zum Tode; weil er noch schnell die Taufe nahm, wurde er nicht verbrannt, sondern gehängt. 6. Eine nach Osten abgesprengte Truppe unter Orellana fand den Amazonen ström und fuhr auf ihm hinunter nach Westindien. Nach einem Frauenvolk, das die Reisenden angriff, soll der Strom benannt sein. -v5n Venezuela, an dessen Küste ein auf Pfählen errichtetes Dorf Amerigo Vespucci an Venedig erinnert hatte, gründeten die Welser eine Handelsniederlassung, die nach schweren Opfern wieder einging. Darauf beruht der Schluß von Wildenbruchs „Rabensteinerin". Die Rüste Nordamerikas entdeckte der Venezianer Cabot mit englischen Schiffen von Neufundland südwärts bis zum heutigen □ Carolina; aber niemand ahnte die große Zukunft dieser Länder. □ 9. Kaiser Mar. 1. Zwischen dem zerfallenden Deutschland und dem mit England ringenden Frankreich entwickelte sich aus einem französischen Nebenland und aus deutschem Reichsgebiet das Herzogtum Burgund. *-Röntg Johann von Frankreich hatte 1363 seinen dritten Sohn, Philipp den Kühnen, mit Burgund (der Bourgogne) sowie mit Artois und Flandern ausgestattet; Philipps Nachfolger erwarb Bra- □ bant und Limburg. □ Durch Gewerbe und Handel wurde Burgund eines der reichsten Länder der Welt. In ganz Europa herrschte burgundische Mode: hohe Federhüte der Männer, zuckerhutförmige Mützen der Frauen mit langen Nackenschleiern, Turm- und Homfrisuren, Puffärmel am lang herabwallenden Kleid und Schnabelschuhe. * Philipp wurde von französischen Großen ermordet; darum verband sich sein Sohn, Philipp der Gute, mit den Engländern. Seim Friedensschluß wurde seine Unabhängigkeit von Frankreich anerkannt. Die kleinen Staaten am Unterrhein und an der Nordsee gingen in seinem Reich auf; im Besitz königlicher Gewalt und unermeßlichen Reichtums, den sein Orden vom Goldenen Vlies verkündete, strebte er nach der Kaiserkrone. Den Reichtum seines Landes mehrten

2. Geschichte des Mittelalters - S. 97

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Ludwig der Bayer. Vi Is—2i. 97 Zum Unglück starb Friedrich bald. Seit die Päpste in Avignon wohnten, standen sie unter dem Einfluß der Könige von Frankreich. Zwischen dem Papst und Ludwig entbrannte ein heftiger Kampf, in dessen Verlauf sich alle Gegner des Papsttums um den deutschen König scharten. Im Bann zog er nach Italien und empfing die Eiserne, dann aus den Händen zweier italienischen Bischöfe die Kaiserkrone. Der Papst aber sprach ihm alle Würden und Lehen ab; in seinen Bullen nannte er ihn schlechtweg den Bayer, und dieser Name ist ihm geblieben. Ja er ließ einen Kreuzzug gegen Ludwig predigen und verhängte über Deutschland das Interdikt: eine Not, die Eerst äcker in seiner Novelle „Eermelshausen"*) dargestellt hat. Der Papst beanspruchte das Recht, den deutschen König abzusetzen. Da versammelten sich die Wahlfürsten bei dem Dorfe Rense oberhalb Koblenz, in einem Baumgarten, von wo man einen Hornruf in vier Kurländern vernahm, zu einem Kurverein und stellten für alle Zeiten den staatsrechtlichen Grundsatz auf, der von ihnen erwählte König bedürfe keiner päpstlichen Bestätigung. Damit war Deutschlands Unabhängigkeit von Rom erklärt. 7. Aber dieselben Fürsten setzten an derselben Stelle Ludwig ab, als er die Ehe der Erbin Tirols, Margarete Maultasch, eigenmächtig löste und die junge Fürstin mit seinem ältesten Sohne vermählte. Ludwig wurde ihnen zu mächtig; als er seine Söhne mit Brandenburg und Tirol belehnte, wählten sie an seine Stelle Karl, den 1347 Sohn des Königs Johann von Böhmen, der wenige Tage nachher in der Schlacht bei Erscy den Pfeilen der Engländer erlag. Ludwig hatte jedoch Macht und Ansehen noch inne, als er auf der Bärenjagd starb. „Süße Königin, unsere Frau, sei bei meinem Scheiden!" war das letzte Wort des immer noch gebannten Kaisers. So blieb dem Reich ein neuer Bürgerkrieg erspart. Dafür brach über Deutschland der „schwarze Tod" herein, der drei Jahre lang wütete und z. B. in Danzig 13000, in Erfurt 16000 Menschen in einem Jahre hinwegraffte. 2. Die Lützelburger Kaiser. 1. Karl Iv., ein Mann von dunklem Haar und Bart, hatte sich in seiner Jugend am französischen Hof eine tiefere Bildung angeeignet. Er war wie Friedrich Ii. mehr Staatsmann als Krieger. Er *) Wiesbadner Volksbücher. Keller, Geschichte. Ausgabe L. Teil Ii. 7

3. Geschichte des Mittelalters - S. 121

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Karl Vii von Frankreich. Die Magna Charta. Vii li—23. 121 nahmen ihnen in siegreichem Ausfall die erbeuteten Fahnen wieder ab, und das Landvolk jagte die „armen Gecken" (Armagnacs) mit blutigen Köpfen heim. 2. Die Magna Charta und die beiden Rosen. 1. In ihrem neuen Land an der untern Seine eigneten sich die Normannen das Christentum und die französische Sprache und damit eine feinere Gesittung an. Ihr riesenstarker Herzog Wilhelm führte seine Ritter gegen die Angelsachsen über das Ärmelmeer. Seine Flotte führte die Fahne der Päpste, deren Kampf mit den deutschen Königen eben damals begann. Der schöne Sachsenkönig Harald fiel in der Schlacht bei Hastings. Wilhelm war der Herr Englands, um 1066 das seine Vorfahren als Seeräuber mit Alfred dem Großen gerungen hatten. Die größten Güter, die höchsten Ämter verlieh Wilhelm seinen Getreuen und bedrückte die Eingeborenen durch grausame Gesetze; die Eroberer reizten die Angelsachsen durch Beraubung und Mißhandlung. „Ich will ein Engländer sein, wenn ich das tue!" schwur der Normann verächtlich. Dennoch verschmolzen Angelsachsen und Normannen langsam zu einem Volke. Ihr erster gemeinsamer Schritt begründete die englische Verfassung. 2. Während der Kämpfe mit den Franzosen hatte König Johann, der wetterwendische Bruder des Königs Richard Löwenherz, sein Land vom Papste zu Lehen genommen; davon erhielt er den Beinamen „ohne Land". Nun zwangen ihn die normannischen und angelsächsischen Großen, diemagnacharta(Greatcharter) 1215 zu unterzeichnen, eine Urkunde, die dem englischen Bürger Sicherheit der Person (vor willkürlicher Verhaftung) und des Eigentums verbürgte. Diese Verfassung bedeutete den Anfang der bürgerlichen Freiheit und des politischen Lebens in England und dann in Europa. * *Die englischen Könige sahen sich bald genötigt, bei wichtigen Fragen den Rat des Adels und der Höhern Geistlichkeit sowie der Vertreter der Städte und der Grafschaften einzuholen. Dafür halfen die Stände (das Parlament) Irland, dann Wales unterwerfen. 3. Im Krieg mit Frankreich entfaltete England seine Kräfte. Seine Ritter und Krieger bereicherten sich; in seinen Städten, die sich mit stattlichen Kirchen und Rathäusern füllten, blühte die Tuchweberei.

4. Geschichte des Mittelalters - S. 137

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Das Herzogtum Burgund. Vti 8s—9s. 137 noch die Steinkohlenlager, die man unter seinem Sohn auszubeuten □ begann. □ 2. Philipp den Guten überbot sein Sohn Karl der Kühne noch an Pracht und Hochmut. * *Rarl war klein, braun, häßlich; dabei mißtrauisch und grausam: die Stadt Lüttich, die sich gegen ihren Bischof, seinen Vetter, empört hatte, äscherte er planmäßig ein; die ©enter mußten auf den Knien rutschend dem thronenden Herzog ihre Privilegien überreichen, □ die er dann mit höhnischem Gelächter zerriß. □ Allmählich am Rhein aufwärts dringend, suchte er erfolgreich seine niederländischen mit seinen burgundischen Landen zu verbinden, das Kaiserreich Lothars von Meer zu Meer zu erneuern. Schon waren ihm die vorderösterreichischen Besitzungen verpfändet; sein zügelloser Vogt Peter von Hagenbach amtete in Breisach, bis ihn Abgesandte schweizerischer und österreichischer Städte richteten. Nun nahm der Herzog auch Lothringen an sich und zog gegen die Schweiz. Wortbrüchig ließ er die Besatzung der Feste Granson an Bäumen aufhängen oder im Neuenburger See ertränken. Darauf schlugen ihn die Schweizer und erbeuteten sein kostbares Lager samt seinem goldenen Thron; mit Hüten maßen sie sein Gold. Als er Murten berannte, jagten sie sein schönes Heer in den Murtener See. Dann Belagerte er die lothringische Hauptstadt Nanzig: Schweizer Söldner eilten ihr Zu Hilfe; der „Hasser gemeiner teutscher Nation" wurde erschlagen; nach zwei Tagen fand man seine Leiche, von Wunden und Wolfszähnen entstellt, in einem Sumpfe. 3. Um all diese Vorgänge kümmerte sich der Kaiser nicht. Friedrich Iii., der letzte Kaiser, der sich in Rom krönen ließ, verstand seine eigenen Angelegenheiten trefflich wahrzunehmen; er vereinigte wieder alle habsburgischen Länder. Dagegen kam er 27 Jahre lang nicht ins Reich; Vogelfang und die Pflege feiner Gärten füllten seine Zeit aus. * * Es focht ihn wenig an, daß das Deutschordensland an Polen verloren ging, Burgund sich auf Kosten des Reichs machtvoll ausdehnte. In Ungarn wurde Matthias Corvinus König; ihm fiel auch Böhmen zu; er eroberte Wien und hätte es zu seiner Hauptstadt gemacht, wenn nicht Friedrichs Sohn Maximilian ihn wieder ver- □ trieben hätte. □

5. Geschichte des Mittelalters - S. 138

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Anbruch bei neuen Zeit. 4. Von Frankreich bedrängt, wählte Maria, tfarls Tochter und Erbin, den achtzehnjährigen Maximilian zum Gemahl. In goldfunkelnder Rüstung, das lange Eoldhaar mit Perlen und Juwelen durchflochten, ritt das „edle deutsche Blut" in Gent ein. * Durch diese Vermählung und die nachfolgenden Feldzüge und Verhandlungen gewann Maximilian den größten Teil des burgun-dischen Gebietes für Deutschland zurück; nur das eigentliche Burgund (Bourgogne) kam an Frankreich. Den Sohn Philipp, den Maria ihm gebar, vermählte Mai später mit Johanna, der Erbtochter Ferdinands und Isabellas; die spanische Monarchie kam mit all ihren Nebenländern an das Haus Habsburg. Dagegen nutzte er die Eidgenossenschaft tatsächlich aus dem Reichsverband entlassen; die Schweizer wurden „Reichsverwandte". Schweizerische Söldnerscharen („Reisläufer") griffen in die italienischen Wirren ein. Ms sie den Herzog Sforza nach Mailand führten, schlug sie der blutjunge ftönig Franz I. von Frankreich und eignete sich Mailand an.q 5. Mai gewann schon als Erzherzog Tirol; aber er lebte und sorgte für das ganze Reich. „Deutsche Ehr' ist meine Ehr', und meine Ehr' ist deutsche Ehr'," hieß sein Spruch. Riesige Körperkraft verband er mit Anmut und feiner Sitte. Im Turnier auf dem Reichstag zu Worms streckte er einen frechen Franzosen in den Sand. Am liebsten tummelte er sich in Eebirg und Wald; bei Innsbruck auf der Martinswand verstieg er sich: seine Rettung war fast ein Wunder. Auch mit seiner Gattin ritt er gerne zur Jagd; da holte sich Maria durch einen Sturz den frühen Tod. Alles liebte den schlichten, warmherzigen Herrn, der in seiner Lieblingsstadt Augsburg, wie dereinst sein Vater, mit den Rindern spielte, in Nürnberg mit den Jungfrauen tanzte und sich in Ulm auf dem Gesims des Münsterturms dem Volke zeigte. 6. Seine höchste Lust war der ilrieg. Er galt als der letzte Ritter, aber er zuerst bildete sein Heer aus geworbenen Landeskindern. Für diese feine „Landsknechte" sorgte er wie ein Vater: er gab ihnen gleichartige und zweckmäßige Waffen, versah sie mit Brustschutz und Armstücken und für den äußersten Notfall mit einem Dolch; statt des Schildes gab er ihnen den achtzehn Fuß langen Spieß und das Feuerrohr; er ordnete und übte sie nach Ziskas Vorgang in geschlossenen Massen, denen die Ritterheere nicht widerstanden. *Der Hauptmann, der die Leute angeworben hatte, führte das

6. Geschichte der neuesten Zeit - S. 12

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
12 Das Zeitalter der franzsischen Revolution. eine groe Schar nach Versailles, um den Bcker und die Bckerin" zu holen, den König aus den Hnden der Aristokraten zu befreien". Nur zaudernd kam Lafayette mit seiner Nationalgarde nach und verhinderte mit genauer Not die Ermordung der Knigin. Die knigliche Familie mute nach Paris bersiedeln: es roar der Leichenzug der Monarchie. Die Nationalversammlung folgte vierzehn Tage spter nach. Von nun an bestimmte der Pariser Pbel die Geschicke Frankreichs. 4. Die Verfassung vom Jahr 1791. 1. In Paris wurde nach langen Beratungen die neue Verfassung vollendet. Die Brger", die mindestens den Ertrag von drei Arbeitstagen als Steuer zahlten, whlten alle zwei Jahre als Urwhler die Wahlmnner, diese die Volksvertretung (Corps legislatif), die in einer Kammer beriet und abstimmte. Die Gewhlten hatten dem König, der Nation, der Ver-fassung den Eid der Treue zu leisten. Die Versammlung gab Gesetze und bewilligte Steuern, deren Gltigkeit der König durch seine Unterschrift besttigen oder durch deren Verweigerung um zwei Legislaturperioden" (vier Jahre) verzgern konnte: er besa nur ein aufschiebendes Veto", Veto suspensif. Auch die Beamten und Richter, die Bischfe und Geistlichen wurden vom Volke gewhlt. Im Heer ernannte der König nur die Marschlle und Kommandierenden Generale; die andern Offiziere whlte der Oberst auf Vorschlag der Unteroffiziere; die Nationalgarde whlte ihre Offiziere selbst. Das Recht sprachen Schwurgerichte in ffentlichem Verfahren: eine englische Einrichtung, die auf altgermanische Rechtssitte zurckging. Statt der alten Landschaften mit ihren Sonderrechten bestand das Land fortan aus 83 Kreisen (Departements), diese aus Distrikten, die Distrikte aus Kantonen: Frankreich wurde ein einheitlicher Staat. 2. Im Juni hatte die Geistlichkeit die Gter der toten Hand" als Unterpfand fr die Staatsschulden angeboten; die Versammlung hatte diese Gelegenheit, die Finanzen zu ordnen, verabsumt. Jetzt wurde der Grundbesitz der Kirche eingezogen: die groen Gtermassen muten fr ein Papiergeld (die Assignaten"), das der Staat zur Befriedigung seiner dringendsten Bedrfnisse ausgab, als Deckung dienen; allmhlich wurden sie verkauft und verschleudert, ohne da die Schulden getilgt worden wren. Die Klster hob man auf; die Ruhegehalte der Mnche, die Be-soldung der Priester, die Kosten des Gottesdienstes und der Spitler bernahm der Staat. Die Priester aber weigerten sich, die neue Kirchenverfassung zu be-schwren, und das Volk scharte sich in manchen Stdten, dann besonders

7. Geschichte der neuesten Zeit - S. 14

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
14 Das Zeitalter der franzsischen Revolution. zu besprechen. Die Seele des Klubs war der Anwalt Robespierre aus Arras, der gegen Knigtum und König unablssig eiferte. Die in groer Zahl aufkommenden Zeitungen verbreiteten die jakobinischen Ansichten; im ganzen Land entstanden Hunderte von Tochterklubs, die blutige Ver-folgungen der Aristokraten" anstifteten und einander wie dem Mutter-klub ihre Pikenmnner zu Hilfe schickten. Der König aber bewies in wichtigen Angelegenheiten eine unbeugsame Widerstandskraft. Er machte von seinem Vetorecht Gebrauch gegen zwei Gesetze, die der die Emigranten und die eidweigernden Priester harte Strafen verhngten. Um ihn gefgig zu machen, drangen Pbelhaufen, die von den Jakobinern gedungen waren, in die Tuilerien. Mhsam wehrte sie Marie Antonie durch wrdevolle Haltung von sich und ihren Kindern ab; der König stand stundenlang im dichtesten Gewhl aus einem Bnkchen in einer Fensternische: ruhig setzte er sich die phrygische" Mtze der Jakobiner aus, die man ihm auf einer Lanzenspitze reichte, und trank aus dem Glas eines betrunkenen Arbeiters; aber zum Nachgeben lie er sich nicht bewegen. So blieb die Veranstaltung ergebnislos, und die Ge-migten in den Provinzen nahmen immer mutiger fr den König Partei. Er selbst allerdings lebte wie einer, der sich auf den Tod vorbereitet". 1792 3. Da griffen die Jakobiner krftiger zu. Am 20. August 1792 frhmorgens zog eine unabsehbare Menge unter Trommelwirbel, Kanonen-donner und Sturmgelute bewaffnet vor das Knigsschlo. Die National-garde weigerte sich, den König zu verteidigen. Er selbst lehnte jede Gegenwehr ab: Htte er sich zu Pferde gesetzt," urteilte spter ein mili-trischer Augenzeuge, Napoleon Bonaparte, so wre er der Sieger ge-wesen." So schritt die unglckliche Familie durch die wogenden Piken in den benachbarten Sitzungssaal der Nationalversammlung. Meine Herren," sprach der Monarch, ich bin gekommen, um ein groes Ver-brechen zu verhten." Vom Schlosse her scholl Geschtzdonner und Flinten-geknatter: die Schweizer Sldner verteidigten die Residenz ihres Herrn, bis dieser ihnen die Fortsetzung des Kampfes verbieten lie. Beim Abzug wurden sie niedergeschossen. Den Opfertod dieser letzten Reislufer hat der Islnder Bertel Thorwaldsen in dem Luzerner Lwen" verewigt. Der kniglichen Familie wurde der Tempel", die alte Burg der Tempelherren, als Wohnung oder vielmehr als Gefngnis angewiesen. 4. Ein bisher unbekannter Anwalt Danton hatte den Aufstand hauptschlich angestiftet. Er wurde Iustizminister: ein Mann mit einem Stierkopf, dessen Stimme drhnte und aufreizte wie eine Sturmglocke. Es gilt, den Royalisten Angst zu machen," sprach er und lie in den Pariser Gefngnissen angeblich 12000 Anhnger des Knigs, die von

8. Geschichte der neuesten Zeit - S. 17

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Das Ende des Schreckens. Der Feldzug von 1792. I 5 66i. 17 wurde der Blutmensch am 9. Thermidor der Guillotine bergeben samt 1794 seinen Werkzeugen. So erfllte sich das Wort, das ein Girondift dem Revolutionstribunal zugerufen hatte: Ich sterbe in einem Augenblick, wo das Volk die Vernunft verloren hat; ihr werdet sterben an dem Tage, wo es sie wiederfindet." Die Thermidorianer", die nunmehr ans Nuder kamen, hatten Mhe, das Land vor Hungersnot zu schtzen; niemand wollte die Felder bestellen, und infolge der Hinrichtung oder Auswanderung des reichen Adels und der unternehmenden Geschftsleute stockte Handel und Wandel. Nur allmhlich kehrte Ruhe und Ordnung zurck. Vornehme junge Leute, die Jeunesse doree, prgelten die Jakobiner und ihre Brgerinnen". Die rgsten Blutmenschen wurden nach Cayenne gebracht (deportiert) oder enthauptet, darunter der Schuster Simon, der Peiniger des armen Knigsknaben Ludwig Xvii., der kurz nach seinem Erzieher" starb. 6. Die Erste Koalition (17931797). 1. Die zahlreichen Emigranten sammelten in Grenzstdten wie Koblenz, Turin und Brssel Geld und Truppen gegen die Revolution und suchten die Regierungen zum Kriege gegen Frankreich zu reizen. Durch die Aufhebung ihrer Hoheits- und Seelsorgerechte im Elsa, die von der Nationalversammlung verfgt worden war, fhlten sich eine Anzahl weltlicher und geistlicher Fürsten des Reiches verletzt, obgleich ihnen Frank-reich eine Eeldentschdigung fr ihren Verlust anbot. Sie erwiesen den vornehmen Fremden gastliche Aufnahme und duldeten zum Teil auch die Anwerbung von Truppen. Endlich ntigte die Gesetzgebende Versamm-lung und das girondistische Ministerium den unglcklichen König, den Krieg an sterreich zu erklären. 1792 Alsbald verband sich König Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen, der ritterliche Neffe Friedrichs des Groen, mit dem Kaiser Franz Ii., um in Frankreich Thron und Altar zu schtzen. Herzog Ferdinand von Braunschweig, dessen Oheim die Franzosen so oft geschlagen hatte, befehligte das verbndete Heer, dem sich der König persnlich an-schlo. Zur Zeit der Septembermorde schien der Weg offen fr den militrischen Spaziergang nach Paris". Da warf sich General Dumouriez in Frankreichs Thermopylen": die Argonnenpsse. Ferdinand ver-sumte den rechten Zeitpunkt fr einen entschlossenen Angriff; er begngte sich mit der Beschieung der Stellung der Franzosen. Augenzeuge dieser Kanonade von Valmy" war auch Goethe: er hatte seinen Herzog, der das Halberstdter Krassier-Regiment befehligte, ins Feld begleitet. Den ihm befreundeten Offizieren sagte er, um sie nach dem Mierfolg Keller, Geschichte. Teil Iv. 2

9. Geschichte der neuesten Zeit - S. 19

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Die Erste Koalition. Napoleon Bonaparte. I 6173. 19 7. Napoleon Bonaparte. 1. Seit vierzig Iahren war Korsika im Aufstand gegen Genua. Da trat die Republik die widerspenstige Insel an Frankreich ab, und diesem gelang es, sie zu bndigen. Ein Vierteljahr nach der entscheidenden Schlacht wurde dem Anwalt Carlo Buonaparte in Ajaccio der zweite Sohn geboren. Je naquis, quand 1769 la patrie perissait," schrieb Napoleon Buonaparte spter an den ehemaligen Fhrer der Emprung, Pasquale Paoli. Nachdem er Franzsisch gelernt hatte, wurde er in eine Freistelle an der von Minoriten geleiteten Kniglichen Kriegsschule in Brienne aus-genommen: seine eigentliche militrische Ausbildung erhielt er an der Pariser Kriegsschule. Die Neigung des verschlossenen Knaben gehrte der Mathematik und der Geschichte; am liebsten las er Plutarch und Csar. Auch als Leutnant setzte er seine Studien eifrig fort. Aus Armut und Menschenscheu mied er seine Kameraden und widmete sich der Erziehung seines Bruders Ludwig; er begann die Geschichte seiner Heimatinsel zu schreiben. In den Anfangszeiten der Revolution wirkte er im Urlaub mit, als in seiner Vaterstadt die monarchische Ordnung beseitigt und die Nationalgarde eingerichtet wurde. 2. Die Versuche, Toulon wiederzuerobern, blieben lange erfolglos. Endlich stellte der Bevollmchtigte des Konvents, der bei der Belage-rungsarmee weilte, den Hauptmann Buonaparte an die Spitze der Ar-tillerie, und nach sicher geleiteter heftiger Beschieung gelang der Sturm auf ein Fort, das den innern vom uern Hafen trennte und beide be-herrschte. Darauf rumten die Englnder die Befestigungen, nachher auch Stadt und Hafen. Die Einwohner, die sie nicht mitnahmen, lie der Kommissar des Konvents zur Feier des Sieges" niederkarttschen. Buonaparte wurde General der Artillerie. Dennoch htte er nach dem Sturze Robespierres, mit dessen Bruder er befreundet war, leicht ein Opfer der Guillotine werden knnen. Es kamen schlimme Tage: hatte er bisher seine Familie untersttzt, so mute er jetzt aus Not seine Bcher verkaufen. Aber die Machthaber wuten ihn zu schtzen. Sie strichen ihn zwar aus der Liste der Generale, aber nur, weil sie ihn mit einigen andern Offizieren in die Trkei schicken wollten: er gedachte, das Osmanische Reich durch Verbesserung seiner Festungen und Geschtze zu einem wertvollen Bundesgenossen wider Osterreich und Rußland zu machen. 3. Zuvrderst aber zog man ihn ins Topographische Bureau, den Eeneralstab. Seine schonungslose Entschlossenheit fand bald eine an-gemessene Aufgabe. 2*

10. Geschichte der neuesten Zeit - S. 7

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Frankreich vor der Revolution. I lbs24. 7 froroalle kamen husig vor, und der Wildschaden war so schlimm wie in Deutschland in den Tagen des Bauernkrieges. Ebensowenig wie fr den Bauer tat der Staat fr den Brger: er verkaufte die stdtischen mter, und der Kufer machte sie so ein-trglich, als ihm mglich war. Die Znfte waren ganz verknchert; weil König Heinrich Iii. gesagt hatte, das Recht auf Arbeit verleihe der König, hielten die Zunftmeister jeden fremden Wettbewerb fern: der fremde Meister habe sich das Recht zur Arbeit nicht um schweres Geld erworben, wie sie. Es gab einige prchtige Landstraen; aber sie lagen de, weil es an Zugangs- und Verbindungswegen fehlte. Dennoch strebte der Brgerstand rstig empor und wurde wohl-habend. Da er dem König immer wieder Waren liefern und Geld vor-schieen mute, verlangte er mit wachsendem Nachdruck Einsicht in den Staatshaushalt, um zu erfahren, was mit seinem Eelde geschah. 13. Denn mit den Staatseinknften verfuhr der König ganz nach seinem Gutdnken; die Hflinge fanden es ganz in der Ordnung, da Ludwig Xvi. seiner Frau das Schlo Saint-Cloud um sieben Mil-lionen Livree kaufte, den hundertsten Teil seiner" Einknfte, d. h. der Iahreseinnahmen des Staats. Jeder Franzose aber fhlte sich bedrckt und bedroht durch die Ein-richtung der Haftbriefe (Lettres de cachet): Formulare, die man von kniglichen Behrden kaufte und ausfllte, um einen unbequemen Menschen einsperren zu lassen. Auf diese Art hat der provenzalische Graf Viktor Mirabeau seinen Sohn Honore zweimal, auch um ihn vor seinen Glu-bigern zu schtzen, in eine Festung einsperren lassen. Unbekmmert um alle diese belstnde beschftigte sich Ludwig Xv. am liebsten mit Sticken und berlie die Regierungsgeschfte seiner Freun-bin, der Marquise von Pompadour. Dennoch war auch seine Regierung trotz der Schmach von Robach nicht ganz ohne Erfolg. Lothringen fiel nach dem Tode Herzogs Stanislaus (Leszczinsky) an Frankreich, und bald nachher trat die Republik Genua ihre Insel Korsika an Frankreich ab; fortan lieferte sie das Bauholz fr die Flotte, das man bisher aus Pommern und anderen Lndern Hatte beziehen mssen. Auch die Handelsmarine blhte auf; franzsische Seeleute durften auf fremden Schiffen keine Dienste mehr nehmen. 4. Graf Viktor Mirabeau aber erkannte die Bedeutung des Bauern-standes und machte in zahllosen Schriften auf ihn aufmerksam. Im Gegensatze zum Merkantilsystem, das den Handel auf Kosten des Ackerbaus zu heben trachtete, erblickte die von ihm und andern begrndete Physio-kr atische Schule gerade in der Landwirtschaft die Quelle natio-
   bis 10 von 104 weiter»  »»
104 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 104 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 3
3 1
4 29
5 2
6 1
7 0
8 1
9 0
10 16
11 0
12 40
13 0
14 0
15 0
16 3
17 0
18 0
19 1
20 0
21 1
22 0
23 0
24 2
25 35
26 7
27 5
28 4
29 0
30 0
31 28
32 0
33 1
34 14
35 0
36 4
37 8
38 0
39 10
40 0
41 1
42 5
43 1
44 0
45 16
46 9
47 9
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 0
3 3
4 3
5 1
6 1
7 17
8 54
9 45
10 0
11 0
12 1
13 0
14 0
15 4
16 2
17 12
18 1
19 4
20 18
21 2
22 0
23 5
24 0
25 3
26 0
27 0
28 0
29 4
30 0
31 0
32 2
33 0
34 2
35 0
36 6
37 7
38 7
39 7
40 1
41 32
42 2
43 7
44 0
45 5
46 2
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 10
53 0
54 0
55 0
56 7
57 0
58 0
59 4
60 12
61 2
62 1
63 1
64 4
65 0
66 1
67 4
68 12
69 2
70 0
71 11
72 8
73 0
74 8
75 6
76 2
77 3
78 1
79 0
80 3
81 0
82 2
83 1
84 1
85 3
86 11
87 1
88 0
89 0
90 3
91 1
92 21
93 0
94 5
95 0
96 13
97 0
98 5
99 2

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 230
1 113
2 159
3 191
4 60
5 254
6 258
7 314
8 26
9 53
10 106
11 71
12 488
13 308
14 49
15 176
16 60
17 122
18 81
19 166
20 18
21 68
22 197
23 58
24 193
25 146
26 73
27 113
28 359
29 101
30 55
31 20
32 173
33 734
34 260
35 219
36 77
37 164
38 31
39 293
40 114
41 187
42 515
43 416
44 83
45 17
46 167
47 59
48 36
49 24
50 605
51 1297
52 449
53 44
54 569
55 61
56 70
57 65
58 106
59 709
60 88
61 135
62 230
63 53
64 57
65 225
66 47
67 214
68 21
69 24
70 12
71 223
72 101
73 65
74 137
75 135
76 55
77 84
78 85
79 47
80 187
81 1961
82 104
83 82
84 222
85 142
86 42
87 16
88 41
89 145
90 26
91 233
92 48
93 29
94 22
95 127
96 50
97 72
98 51
99 156
100 689
101 64
102 658
103 97
104 32
105 89
106 79
107 76
108 124
109 24
110 151
111 392
112 241
113 59
114 221
115 251
116 225
117 71
118 33
119 126
120 342
121 272
122 95
123 317
124 310
125 385
126 86
127 306
128 52
129 261
130 47
131 430
132 65
133 246
134 31
135 122
136 937
137 89
138 46
139 43
140 92
141 51
142 228
143 227
144 37
145 335
146 133
147 39
148 207
149 11
150 61
151 202
152 505
153 16
154 149
155 167
156 199
157 124
158 69
159 31
160 30
161 81
162 89
163 68
164 68
165 114
166 200
167 101
168 190
169 135
170 54
171 106
172 176
173 362
174 61
175 534
176 92
177 283
178 8
179 214
180 27
181 81
182 194
183 969
184 37
185 62
186 36
187 66
188 169
189 61
190 212
191 39
192 112
193 38
194 111
195 148
196 743
197 34
198 38
199 94