Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 20

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
20 — Hei-r Heinrich sitzt am Vogelherd Recht froh und wohlgemut; Aus tausend Perlen blinkt und blitzt Der Morgenröte Glut. In Wies' und Feld und Wald und Au — Horch, welch ein süßer Schall! Der Lerche Sang, der Wachtel Schlag, Die süße Nachtigall! Herr Heinrich schaut so fröhlich drein: „Wie schön ist heut die Welt! Was gilt's? Heut gibt's ’nen guten Fang!" Er lugt zum Himmelszelt. Er lauscht und streicht sich von der Stirn Das blondgelockte Haar: „Ei doch, was sprengt denn dort herauf Für eine Reiterschar?" Der Staub wallt auf, der Hufschlag dröhnt, Es naht der Waffen Klang: „Daß Gott! die Herr'n verderben mir Den ganzen Vogelfang!" „Ei nun! — Was gibt's?" Es hält der Troß Vorm Herzog plötzlich an, Herr Heinrich tritt hervor und spricht: „Wen sucht ihr Herrn? sagt an!" — Da schwenken sie die Fähnlein bunt Und jauchzen: „Unsern Herrn! — Hoch lebe Kaiser Heinrich! — Hoch Des Sachsenlandes Stern!" Dies rufend knien sie vor ihm hin Und huldigen ihm still Und rufen, als er staunend fragt: „'s ist deutschen Reiches Will'!" Da blickt Herr Heinrich tiefbewegt Hinauf zum Himmelszelt: „Du gabst mir einen guten Fang, Herr Gott, wie dir's gefällt!" b. Gtto I., bev Kroße. 936—973. I. N. Vogl. Otto ließ sich nach seiner Wahl durch den Erzbischof von Mainz in Aachen feierlich krönen. Die Herzöge von Bayern, Schwaben, Franken und Lothringen huldigten ihm. Die deutschen Stämme waren also alle bei der Krönung

2. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 30

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
Karser 1125 gestorben trnr, ohne nrännliche Nachkommen zu hinterlassen, wurde auf Befürwortung des Erzbischofs von Mainz Lothar, Herzog von Sachsen, zum Kaiser qe-Wählt. Unter ihm war für Deutschland eine glückliche Zeit. Ruhe und Ordnung herrschten im Lernte, und nach außen fing das Ansehen des Reiches wieder an zu wachsen. Erne der folgenreichsten Handlungen Lothars war die erbliche Übertragung der Nordmark an Albrecht den Bären 1134. Auch Lothar starb ohne männliche Nachkommen. Aus Zn folgt em neues Kaisergeschlecht, das der Staufer oder Hohenstaufen, so genannt nach seinem Stammschlosse in Schwaben. " 7. Die Hohenstaufen. 1138—1254. Der zweite Kaiser dieses Geschlechts genoß ein solches Ansehen, daß sein Name weit über seine Zeit hinaus, ja bis auf den heutigen Tag sich im Munde des Volkes erhalten hat. Er ist das Bild deutscher Größe geblieben und hieß Irieörich I. Von seinem Barte nannten ihn die Deutschen Rotbart, § die Italiener Barbarossa. Bei seinem Regierungsantritt 115$ war er 30 Jahre alt. Im zweiten Kreuzzuge und bei verschiedenen Kriegen im deutschen Reiche hatte er sich persönlich tapfer und als tüchtiger Heerführer erwiesen. Dieserhalb und weil er in Franken und Schwaben große i Besitzungen hatte, war er schon vor der Kaiserwahl nnbe- I stritten der angesehenste Fürst des deutschen Reiches. Als I Kaiser nahm er sich Karl den Großen und Otto den Großen zum Muster. Schon seine ersten Reichstage zeigten das glänzende Bild eines Herrschers, vor dem sich die Fürsten Europas ohne Widerspruch neigten. Zwei dänische Prinzen brachten ihren Streit um die , Königskrone vor ihn zur Entscheidung. Dabei wurde die dänische Krone deutsches Lehen. Der Herzog von Polen mußte ihm huldigen.

3. Die Geschichte des Mittelalters - S. 411

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
84. Otto Iv. Alleinherrscher. 411 Flucht bereit gehaltenen Rosse ungehindert aus der Stadt. So setzte eine bis dahin in deutschen Landen unerhörte Frevelthat dem Leben König Phi-lipp's ein Ziel in dem Augenblicke, da sich sein Glück zu stolzerem Flug erhob. Und um den Greuel des Königsmordes noch zu vergrößern, fiel er von der Hand eines Mannes, dessen Geschlecht von den Hohenstaufen wie kein anderes Gunst und Gnade empfangen hatte. Am folgenden Tage wurde der vielbeweinte König im Dom bestattet. Da ruhte der Leichnam, bis er um Weihnachten 1213 von König Friedrich in der Gruft zu Speier beigesetzt und zu seinen Ahnen, den fränkischen Kaisern, versammelt ward. Von den jugendlich blühenden Söhnen, aus deren Mitte Kaiser Friedrich I. vor einem halben Menschenalter ausgezogen war, lag nun auch der letzte im Grabe. Ein einziger Sprößling nur war noch vom Heldenstamme übrig im fernen Süden, Kaiser Heinrich's Sohn, „das Kind von Apulien". Daß die Ermordung Philipp's außer allem Zusammenhange stand mit seinem um den Besitz der Krone geführten Kampf, daß also namentlich der welfische Gegenkönig rein von jeder Mitschuld ist, darüber ist kein Zweifel erlaubt. Nicht minder gewiß ist es aber auch, daß Otto von Wittelsbach von Rachsucht getrieben handelte. Er stand, wie alle Baiern, wie auch sein Vetter Ludwig, auf staufischer Seite. Zur Belohnung für die geleisteten Dienste, oder um ihn zu fernerem Eifer anzuspornen, hatte König Philipp ihm eine seiner vier Töchter (wahrscheinlich die vierte, Beatrix) zur Ehe versprochen, bald nachher aber das Verlöbniß aufgehoben, nicht sowohl wegen der rohen gewaltthätigen Sinnesart Otto's, sondern aus höheren politischen Gründen, um seine Tochter eben mit dem Neffen des Papstes zu vermählen. Otto suchte und fand Ersatz für Beatrix und verlobte sich mit Gertrud, der Tochter Herzog Heinrich's von Schlesien. Ob und auf welche Weise nun König Philipp dem Pfalzgrafen bei dieser zweiten Bewerbung heimlich in den Weg trat, darüber lassen sich nur unsichere Vermuthungen aufstellen. Bei einem Manne von so starken und uugebändigten Leidenschaften, wie Pfalzgraf Otto war, reichte auch eine geringere Beleidigung, der bloße Verdacht von Verrath hin, um seine Rachsucht zu entflammen und ihn zu rascher Frevelthat fortzureißen. 84. Otto iv. Alleinherrscher. (Nach Otto Abel, Otto Iv. itnb König Friedrich Ii., bearbeitet vom Herausgeber.) Ein Reich ohne König und ein König ohne Reich, das war im Sommer 1208 der Zustand Deutschlands. Die endliche Rückkehr des Friedens und der Eintracht, auf die man seit Monaten mit Sicherheit gehofft hatte, war durch den Tod König Philipp's plötzlich wieder in die weiteste Ferne hinaus-

4. Die Geschichte des Mittelalters - S. 415

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
85. Friedrich Ii. 415 85. Friedrich n. (Nach Otto Abel, Kaiser Otto Iv. und König Friedrich Ii., Ebuarb Winkelmann, Geschichte Kaiser Friebrich's Ii. und seiner Reiche, Ottokar Lorenz, Friedrich Ii. [in H. b. Sybel's Historischer Zeitschrift] und bessen Deutsche Geschichte im 13. und 14. Jahrhundert, bearbeitet vom Herausgeber.) Die Geschichte weiß von vielen bedeutenden Männern zu erzählen, die in einer Jugend voll Mühen und Entbehrungen die Schule für ihre künftige Größe durchgemacht haben: wohl nie hat aber ein Fürst seine Kinderjahre so trübe und traurig verlebt, als Friedrich Ii. Am 26. December 1194 war er zu Jesi in der Mark Ancona geboren, zu einer Zeit, da sein Vater alle Gegner niedergeworfen hatte und in Italien wie in Deutschland auf der Höhe seiner Macht stand. Welche Erwartungen mochten sich an dieses Kind knüpfen, dem die deutschen Fürsten schon in die Wiege die römische Königskrone gelegt hatten, das, so schien es, die Macht seiner beiden Großväter, Kaiser Friedrich's und König Roger's, dereinst vereinigen und die Entwürfe Heinrich's Vi. vollenden sollte! Aber Friedrich war noch nicht drei Jahre alt, als sein Vater, noch nicht vier Jahre alt, als auch seine Mutter Constantia starb, und der Erbe halb Europa's stand allein in der Welt, ohne Verwandte und ohne Freunde, schütz- und hülslos, wie noch nie ein König. Am Pfingstfeste (17. Mai). 1198 ward der dreijährige Knabe im Dom von Palermo zum Könige gesalbt und gekrönt, fünf Monate später, kurz vor der Mutter Tode, auch die Anerkennung und Belehnung des Papstes für ihn erwirkt. Durch den frühen Verlust der Eltern hatte Friedrich schon in jungen Jahren gelernt, aus sich selbst zu vertrauen. Daher hatte er früh Selbständigkeit im Denken und Handeln, berechnende Klugheit und eine seltene Menschenkenntniß sich angeeignet. Aber auch die Schattenseiten dieser isolirten Stellung fehlten nicht: die Menschenkenntniß wurde oft zur Menschenver-achtung, die Selbständigkeit zur Selbstsucht und Geringschätzung dessen, was für Andere ein geheiligtes Ansehen hatte; zu der einfachen Klugheit gesellte sich die Kunst der Verstellung: über das ganze Wesen des jungen Fürsten, dem nie ein warmes, theilnehmendes Herz entgegen geschlagen hatte, verbreitete sich schon früh eine eisige Kälte, die nur in einzelnen Fällen gebrochen worden ist. Nach dem Tode feines Oheims Philipp von Schwaben kamen ihm nicht nur die staufischen Erbländer zu, sondern auch die Krone des deutschen Reiches, und schon im Sommer 1208 war er im Begriffe, den Kampf gegen den Welfen Otto aufzunehmen. Aber damals erklärte sich der Papst auf's bestimmteste für Otto, und zum zweiten Male ging für Friedrich die deutsche Krone verloren; ja, selbst die Krone beider Sicilien drohte an diesen Gegner überzugehen. Schon lag im Hasen von Palermo die Galeere bereit, auf

5. Die Geschichte des Mittelalters - S. 557

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
109. Friedrich Iii. (Iv.) 557 frieden waren. Nicht selten mußte er seine früheren Schritte modificiren oder ganz widerrufen zum größten Nachtheil seines ohnehin geringen Ansehens. Er mußte zur Genüge erfahren, daß ohne materielle Hülfsmittel, ohne Hab und Gut bei seinen so selbsüchtig gewordenen Zeitgenossen Ansehen und Wirksamkeit nicht zu erlangen seien. Daher suchte er durch eine mitunter vielleicht zuweit gehende Sparsamkeit wieder einzubringen, was durch König Sigmund's leichtsinnige Verschwendung und unstete Unternehmungssucht und durch Albrecht's Ii. kostspielige Versuche, ein durch Parteien so zerrissenes Erbe wie Böhmen und Ungarn zu behaupten, verloren gegangen war. Die geringe Thätigkeit, welche Friedrich zu entwickeln im Stande war, wurde noch außerdem in seinen Erblanden zu sehr in Anspruch genommen, als daß dem Reiche davon viel hätte zu Gute kommen können. Zuerst blieb die Vormundschaft über seinen jungen Vetter Ladislaus eine Quelle von Beunruhigung für ihn. Die Oesterreicher, Böhmen und Ungarn sahen mit Mißvergnügen ihren künftigen Beherrscher in Friedrich's Händen, und als ihn Friedrich sogar auf seiner Romfahrt nach Italien mitnahm, stieg ihr Unwille zu so hohem Grade, daß sie den Kaiser mit Gewalt zur Auslieferung seines Mündels zwangen. Böhmen blieb unter der Statthalterschaft des Georg von Podiebrad und in Ungarn behielt Johann Hunyadi die Regierung, welche er geführt hatte, seitdem König Wladislaus in der Schlacht bei Varna gegen die Türken gefallen war (1444). Durch den plötzlichen Tod des 18jährigen Ladislaus, 1457, wurde jedoch der Kaiser bald wieder in eine Reihe von Unannehmlichkeiten gestürzt, die ihn an das Reich gar nicht denken ließen. Mit Ladislaus erlosch die österreichische Linie des habsburgischen Hauses. Von der steiermärkischen Linie dagegen blühten noch zwei Zweige, der steiermärkische, der aus dem Kaiser Friedrich und seinem Bruder Albrecht bestand, und der tyrolische, von dem bloß Sigmund vorhanden war. Als der Aelteste seines Geschlechtes wollte nun Friedrich das nach einem Hausgesetze unheilbare Oesterreich allein in Besitz nehmen; sein Bruder Albrecht Vi. und sein Vetter Sigmund zwangen ihn aber zu einer Theilung (1458); er mußte Oberösterreich an seinen Bruder und einen Theil von Kärnten an seinen Vetter abtreten und sich mit Niederösterreich begnügen; Wien blieb den drei Fürsten gemeinschaftlich. Durch eine Menge neu angelegter Zölle und grobe Verschlechterung der Münze (seine „Schinderlinge" wurden nur zum zwölften Theile des Nennwerthes angenommen), welche die Preise der Lebensmittel zu einer unerhörten Höhe steigerten, machte sich der Kaiser in Niederösterreich sowohl bei den Bürgern als bei dem Adel verhaßt, und alle seine Gegner schlossen sich an Albrecht an. Der von dem Viehhändler und Rathsmitgliede Wolfgang Holzer aufgewiegelte und angeführte Pöbel belagerte den Kaiser in der Burg zu Wien, und ohne den Entsatz und die Vermittlung durch die Böhmen wäre Friedrich seines Bruders Gefangener geworden. Der Vergleich mit Albrecht (1462) befreite ihn zwar aus dieser Gefahr, allein er mußte seinem

6. Die Geschichte des Mittelalters - S. 196

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
196 Zweiter Zeitraum des Mittelalters: 751—1096. Hauptmasse des Heeres sich in der Ebene am Lech, dem sog. Lechfelde, in der Umgegend von Augsburg gelagert hatte. Nachdem sie Alles bis zur Iller mit Feuer und Schwert verwüstet hatten, belagerten sie den Bischof Ulrich in Augsburg. Die Stadt war nur mit niedrigen Mauern ohne Thürme umgeben, aber der Bischof, der treue Freund Otto's, vertheidigte sich sehr tapfer. Am 10. August, dem Feste des Märtyrers Laurentius, stärkte sich das Heer durch einen feierlichen Gottesdienst zum Kampfe. Otto that das Gelübde, diesem Heiligen -zur Ehre in der Stadt Merseburg ein Bisthum zu errichten und seinen eben begonnenen Palast ihm zur Kirche zu weihen, wenn ihm Christus den Sieg über die Feinde des Reiches verleihen würde. Dann empfing er vom Bifchof Ulrich das Abendmahl, zum Kampf auf Leben und Tod sich bereitend. Eine tiefe Erregung war in dem ganzen Heere. Aufs Neue gelobten Alle ihrer Fahne Gehorsam und Treue, vergaben einer dem andern die Schuld und schwuren Urfehde einander. Der König ergreift den Schild und die heilige Lanze, und sprengt als der Erste hoch zu Roß in die Feinde hinein, Streiter und Führer zugleich. Das Heer ihm nach, ritt auf die Ungarn los und sofort entspann sich der Kamps auf allen Seiten. Vom Morgen bis gegen Abend wurde gestritten. Bald widerstanden nur noch die Kühneren der Feinde; dann, als Einige fliehen und die Deutschen in die Mitte der ungarischen Reihen eindringen, werden auch jene gelobtet. Endlich begann die Flucht; eine große Masse sucht ihr Heil, finbet aber den Tod in den Wellen des Lech, Andere fliehen in die nahe gelegenen Ortschaften und werden zugleich mit den Mauern derselben verbrannt. Noch an demselben Tage wird das Lager der Feinde gestürmt, die Gefangenen werden sämmtlich befreit, und am Abend reitet Otto als Sieger in die Stadt Augsburg ein und frohlockend bewillkommnet ihn Bischof Ulrich und die Stadt, die er von so großer Angst erlöst hatte. Schon am nächsten Tage brach der König auf, um dem fliehenden Feinde zu folgen. Denn schon drängten die Schwärme der Ungarn, welche dem Kampfe entgangen waren, von Furcht und Schrecken gejagt, dem Osten zu. Ueberall lauerte auf sie das Verderben. Sah man von den Mauern einer Burg die irrenden, unftäten Schaaren, schnell kamen die Burgmannen heraus, und wehe denen, die in ihre Hände fielen! Otto verfolgte die Feinde die Donau hinab bis Regensburg. Hier hielt er strenges Gericht über die Gefangenen, und mancher vornehme Ungar fand sein Ende am Galgen. Dann überließ sich Otto's Heer der Siegesfeier. Als Vater des Vaterlandes und Imperator begrüßte es seinen Führer, wie einst König Heinrich nach seinem großen Siege über die Ungarn geehrt ward (s. S. 185). Seit dieser abermaligen Vernichtung der ganzen Heeresmacht der Ungarn in einer großen Feldschlacht verging ihnen die Lust, in die deutschen Länder einzubrechen, und da zu derselben Zeit auch die Mark Aquileja, dem deutschen

7. Die Geschichte des Mittelalters - S. 410

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
410 Dritter Zeitraum des Mittelalters: 1096—1273. Kampf zwischen Frankreich und England nahm, indem dessen Nachfolger Johann sich im Frieden (1200) verpflichten mußte, seinen Neffen Otto nicht weiter zu unterstützen. In demselben Jahre 1200 beginnt aber das Kriegsglück Philipp untreu zu werden: ein Feldzug, den er gegen die welfischen Stammlande unternimmt, mißglückt, er muß die Belagerung von Braunschweig aufheben und sein Ansehen wird dadurch schwer geschädigt. Auch entschied sich Papst Innocenz Iii. jetzt offen für Otto, er schickte den Cardinal Guido von Präneste nach Deutschland, welcher bei Otto in Köln erschien und denselben als König proclarnirte, dagegen über Philipp und seine Anhänger den Bann aussprach. Im I. 1204 aber erfolgte ein gänzlicher Umschwung der Dinge zu Gunsten Philipp's. Derselbe wußte den eigenen Bruder seines Gegners, den Pfalzgrafen Heinrich, welcher sich mit Otto entzweit hatte, auf seine Seite zu ziehen. Auch unterwarf er den Landgrafen von Thüringen, und als er nach dem Rhein zurückkehrte, unterwarfen sich ihm ebenfalls die meisten rheinischen Fürsten, nur die Stadt Köln hielt treu zu Otto, und Philipp's Versuche gegen dieselbe in den I. 1204 und 1205 waren ohne Erfolg; erst 1206 besiegte er Otto und die Kölner in der Schlacht bei Waffenberg, worauf auch die Stadt capitulirte. Nach dem Falle von Köln erkannte auch der Papst die Nothwendigkeit, sich mit Philipp zu verständigen. Er löste Philipp vom Banne und versuchte Otto zu einem Verzicht aus die Krone zu bewegen; doch wies dieser alle Anerbietungen Philipp's (die Hand seiner Tochter mit der Pfalzgrasschaft in Burgund oder das Herzogthum Schwaben) zurück. Dagegen kam eine vollständige Aussöhnung Philipp's mit dem Papste zu Stande, der ihn als König und künftigen Kaiser anerkannte, wogegen ein Neffe des Papstes die Hand einer Tochter Philipp's und das Herzogthum Tuscien als Vasall des Reiches erhalten sollte. Philipp rüstete inzwischen zu einem entscheidenden Feldzuge gegen Otto; in Bamberg sammelte sich um ihn sein Heer; dort erfolgte dann ganz unvermuthet seine Ermordung durch Otto von Wittelsbach. Am Nachmittage des 21. Juni 1208, als König Philipp im traulichen Gespräch mit seinem Kanzler, dem Bischof Konrad von Speier, und dem Truchseß Heinrich von Waldburg in einem stillen Zimmer der bischöflichen Pfalz zu Bamberg begriffen war, trat Pfalzgraf Otto von Wittelsbach ein. Mit freundlich scherzenden Worten empfängt ihn der nichts Schlimmes ahnende König. Er aber stürzt unter dem Ruf: „Hier gilt es keinen Spaß!" mit blankem Schwerte auf feinen wehrlosen Herrn. Der Ruf des Truchsessen scheint feinen Arm zu lähmen und mit leichtem Hieb nur verwundet er Philipp's Hals. Jedoch die Schlagader ist durchschnitten, wenige Schritte noch thut der König, dann stürzt er entseelt zu Boden. Vergeblich sucht Heinrich von Waldburg mit eigener Lebensgefahr dem Mörder die Thür zu versperren; der bricht sich mit dem Schwerte Bahn und entkommt auf dem zur

8. Lesebuch für obere Classen in katholischen Elementarschulen - S. 363

1857 - Köln : DuMont-Schauberg
363 zweiundsiebenzigsten Jahre seines thatenreichen Lebens, mit auf der Brust gefalteten Händen und den Worten: „Herr, in Deine Hände empfehle ich meinen Geist!“ * 8, Heinrich, der Vogelsteller. Herr Heinrich sitzt am Vogelheerd recht froh und wohlgemuth, Aus tausend Perlen blinkt und blitzt der Morgenröthe Gluth. In Wies und Feld und Wald und Au' — horch ! welch ein süßer Schall! Der Lerche Sang, der Wachtel Schlag,-die süße Nachtigall! Herr Heinrich schaut so fröhlich drein: „Wie schön ist heut die Welt! Was gilt's? heut gibt's 'neu guten Fang!" Er lugt zum Himmelszelt. Er lauscht und streicht sich von der Stirn das blondgelockte Haar: „Ei doch, was sprengt denn dort herauf für eine Reiterschaar?" Der Staub wallt auf, der Hufschlag dröhnt, es naht der Waffenklang: „Daß Gott! die Herr'n verderben mir den ganzen Vogelfangx Ei nun, was gibt's?" Es hält der Troß vorm Herzog plötzlich an; Herr Heinrich tritt hervor und spricht: „Wen sucht ihr Herr'n? sagt an !" Da schwenken sie die Fähnlein bunt und jauchzen: „Unsern Herrn! Hoch lebe König Heinrich! hoch des Sachsenlandes Stern!" Dies rufend, knie'n sie vor ihm hin und huldigen ihm still. Und rufen, als er staunend fragt: „'s ist deutschen Reiches Will'!" Da blickt Herr Heinrich tiefbewegt hinauf zum Himmelszelt: „Du gabst mir einen guten Fang! Herr Gott, wie Dir's gefällt!" Ein sonderbarer Name! Wer war dieser Vogelsteller? Ein Herzog von Sachsen, ein mächtiger, frommer Herr! Darum wählten ihn auch die Deutschen zu ihrem Könige; und die Boten, welche ihm die Nach- richt von seiner Wahl brachten, fanden ihn bei der Stadt Quedlin- burg auf dem Finkenfang. Daher sein Beiname. Er hätte wohl einen besseren verdient. Zu seiner Zeit (920) war das arme Deutschland * ein sehr unglückliches Land. Von Südosten her ragten häufig auf ihren schnellen Pferden die Hunnen oder Ungarn herein, trieben den Bauern das Vieh weg und sengten und plünderten, wohin sie kamen. Und sammelte sich nun erst langsam ein Hause deutscher Krieger wider sie und fing an, sich in Marsch zu setzen, dann waren sie sammt ihrer Beute schon lange wieder fort über alle Berge. Auch kamen vonnord-- osten her zu Zeiten die Wenden und machten's eben so. Das wareine traurige Zeit! Was that der weise, der bedächtige Heinrich? Zunächst schloß er einen neunjährigen Waffenstillstand mit den gefährlichen Un- garn und gelobte ihnen einen jährlichen Tribut. Dafür sollten sie denn nicht mehr nach Deutschland kommen und das Vieh wegführen. Sie waren deß auch zufrieden. Und nun begann im ganzen deutschen Reiche eine bessere Zeit, überall ein reges und thätiges Leben. Ueberall fing man an, Häuser zu bauen und hier und da einen Haufen derselben mit einer Mauer und mit einem Wassergraben zu umziehen. Solch eine ummauerte Stätte nannte man eine Stadt oder Burg, und ihre Bewohner Bürger. Aber die Städte waren noch leichter zu bauen, als Bewohner hinein zu finden; denn die Deutschen liebten das Wohnen

9. Die Geschichte des Mittelalters - S. 223

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
48. Heinrich's Iv. Jugend. 223 der Papst den kleinen König nach Aachen und erhob ihn dort unter großen Feierlichkeiten auf den Stuhl Karl's des Großen. 48. Heinrich's Iv. Jugend. (Nach Joh. Voigt, Hildcbrand als Papst Gregorius der Siebente und sein Zeitalter.) Heinrich Iv., damals erst sechs Jahre alt, erhielt nun die Regent- schaft. Aber die Verwaltung des Reiches nahm seine Mutter, die Kai- serin Agnes, mit Bewilligung der Großen auf sich. Eine durch manche herrliche Gabe des Geistes und Gemüthes ausgezeichnete und gebildete Frau, wußte sie mit friedliebendem Sinn drohende Stürme klug und umsichtig zu zähmen, daher des Reiches Zustand unter ihrer Verwal- tung ziemlich ruhig und friedlich war. Mit mütterlicher Liebe pflegte sie des Sohnes Erziehung. Agnes hatte sich, im Bewußtsein, daß sie den Stürmen der Zeit nicht überall gewachsen sei, in Regierungsgeschäften meist an den Bischof Heinrich von Augsburg gewandt, und er hatte der Kaiserin Vertrauen gewonnen. Diese Auszeichnung hatte längst bei mehreren Fürsten, Erzbischöfen und anderen Reichsgroßen, die sich zur Mitoerwaltung des Reiches berufen glaubten, Neid und Eifersucht angeregt, denn durch die Erhebung dieses Mannes sahen sie sich zurück gedrängt. Unter diesen waren besonders Anno, Erzbischof von Köln, und Siegfried, der von Mainz, die einflußreichsten und wichtigsten. Diese gewannen auch Adal- bert, den Erzbischof von Bremen. In ihren Versammlungen zogen sie bald auch weltliche Fürsten, den Grafen Ekbert von Brannschwcig, einen Vetter des Königs, und Otto von Nordheim, den kurz zuvor die Kaiserin zum Herzoge von Baiern erhoben hatte, durch Beredungen an sich. Zugleich wußte mau auch das Volk mehr und mehr gegen die Kaiserin einzunehmen; Alles diente zur Vorbereitung des Anschlages, den jungen König und mit ihm auch die Verwaltung des Reiches der Leitung des Bischofes von Augsburg und der Kaiserin zu entreißen. Weil aber das Volk zum Theil der Kaiserin sehr zugethan war, so beschlossen die herrschgierigen -Fürsten, ihr Werk mit List und Gewalt schnell auszuführen. Es war um die Pfingstzeit, als der Erzbischof von Köln ein Schiff verfertigen ließ, künstlich und reich bearbeitet, mit Tapeten und Vor- hängen, Gold und Silber, Gemälden und Schnitzwerk und mit Allem, was die Neugier reizen konnte, ausgeschmückt. Auf diesem fuhren die Verschworenen den Rhein hinab zur Insel des heiligen Suitbert. Der König war mit seiner Mutter auf der Reise nach Nimwegen und eben an der anmuthigen Rheininsel angekommen. Als nun an einem Tage Heinrich beim Gastmahle besondere Munterkeit zeigte, sprach der Erz- bischof Anno viel von seinem bewunderungswürdig erbauten, schönen

10. Die Geschichte des Mittelalters - S. 509

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
]00. Heinrich Vii. von Luxemburg (Lützelburg). 509 Am linken Ufer des Rheines, unweit Coblcnz, dem Einfluß der Lahn gegenüber, war vor alten Zeiten, unter uralten Nußbäumen, ein steinerner Altan erbaut worden, auf welchem die rheinischen Fürsten oft zusammen zu kommen pflegten, um über Königswahl oder ernsthafte Angelegenheiten des Reiches vorläufig sich zu bcrathen. Nach altdeut- scher Sitte liebte man es, dergleichen Handlungen unter freiem Himmel vorzunchmen und jene Stelle am vaterländischen Strome schien beson- ders zu solchem Zwecke geeignet, weil von dort aus ein gellendes Hift- horn oder der trompetende Herold in vier Kurfürsten Landen zugleich ge- hört werden konnte, zu Lahnstein, Kurmainz gehörig, zu Capellen im trier'schen, zu Rense im kölnischen und zu Braubach im pfälzischen Ge- biete. „Auf dem Königsstuhl zu Rense" ward Graf Heinrich von Lützelburg einstimmig zum römischen König ernannt. Darauf eilten die Fürsten nach Frankfurt, wo nach altem Brauch der König auf den hohen Altar der Predigerkirche erhoben werden mußte. In Deutschland fand längere Zeit die Erhebung eines so unbedeu- tenden, nur durch ritterliche That, Gerechtigkeitsliebe und Frömmigkeit, nicht durch große Hausmacht bekannten Fürsten Unglauben und Wider- spruch, bis endlich die ersten königlichen Handlungen des neuen Reichs- oberhauptes das Gerücht bestätigtcu und der gepriesene sittliche Charakter des Mannes die freudigsten Erwartungen erregte. Heinrich, in der Reihe der deutschen Könige der Siebente genannt, da Kaiser Friedrich's Ii. ungehorsamer Sohn nicht mitgezählt ward, sah sich aus einem engen, ritterlichen Leben und der Sorge für sein Geschlecht und seine kleine Grafschaft heraus, plötzlich in den ausge- dehntesten Wirkungskreis gehoben. Nach uraltem Brauch begann er von einer Stadt des Reiches zur anderen umher zu reisen, theils um seine gnadenreiche Gegenwart den Völkern zu zeigen, theils um von allen Fürsten und Ständen die Lehnshuldigung zu empfangen, welche als Grund der neuen Ordnung bei jedem Thronwechsel erneuert werden mußte. Nachdem er in Aachen das Diadem Karl's des Großen empfan- gen hatte (6. Januar 1309), zog er über Köln rheinanfwürts nach der Schweiz, wo er den Waldstätten die Reichsunmittelbarkcit und Unab- hängigkeit von ausländischen Gerichten bestätigte. Von Costnitz aus schickte er eine glänzende Gesandtschaft an den Papst, welche dessen Be- stätigung einholte und Verabredungen über die Kaiscrwahl traf. Dann zog er durch Schwaben und Franken, allenthalben Gerechtigkeit hand- habend, den Landfrieden durch Einsetzung von Vögten und Richtern sichernd, die Schwächeren gegen die Bedrückungen der Stärkeren vcr- theidigend. Seinen ersten Reichstag hielt er zu Speicr, wo zum ersten Male auch Vertreter der Städte mit dem Könige und den Fürsten das Wohl des Reiches beriethen. Hier ließ er auch die Leichen der Könige Albrecht I. und Adolf in derselben Gruft und neben den modernden Resten des ebenfalls erschlagenen Königs Philipp von Schwaben beisetzen und zwar in Gegenwart von 4 Königinnen, den Wittwen der beiden erschlagenen
   bis 10 von 15 weiter»  »»
15 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 15 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 63
1 42
2 6
3 46
4 23
5 126
6 19
7 370
8 2
9 66
10 152
11 38
12 25
13 1
14 26
15 3
16 42
17 23
18 22
19 2
20 13
21 18
22 25
23 20
24 47
25 8
26 5
27 5
28 22
29 10
30 41
31 16
32 12
33 52
34 9
35 0
36 18
37 753
38 126
39 4
40 14
41 20
42 13
43 68
44 29
45 189
46 15
47 3
48 8
49 32

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 42
2 0
3 10
4 2
5 2
6 1
7 93
8 3
9 35
10 1
11 0
12 0
13 3
14 0
15 0
16 36
17 151
18 0
19 2
20 26
21 0
22 1
23 50
24 0
25 1
26 2
27 0
28 5
29 1
30 1
31 0
32 4
33 2
34 4
35 0
36 1
37 70
38 2
39 9
40 0
41 30
42 2
43 39
44 0
45 10
46 0
47 0
48 1
49 0
50 3
51 2
52 3
53 0
54 2
55 0
56 96
57 0
58 7
59 4
60 5
61 1
62 0
63 0
64 0
65 13
66 5
67 30
68 55
69 6
70 0
71 17
72 9
73 20
74 1
75 4
76 1
77 15
78 5
79 0
80 6
81 0
82 11
83 234
84 0
85 4
86 3
87 3
88 5
89 1
90 1
91 0
92 107
93 1
94 5
95 2
96 5
97 1
98 124
99 5

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 0
4 1
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 1
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 1
17 0
18 1
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 1
37 0
38 0
39 1
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 1
52 0
53 0
54 1
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 3
65 1
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 1
73 0
74 0
75 1
76 0
77 3
78 0
79 0
80 2
81 6
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 1
89 0
90 0
91 1
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 5
98 0
99 0
100 2
101 0
102 3
103 0
104 0
105 0
106 0
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 0
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 1
119 1
120 0
121 2
122 0
123 0
124 0
125 0
126 0
127 0
128 0
129 0
130 0
131 0
132 1
133 0
134 0
135 0
136 3
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 1
143 1
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 1
152 0
153 0
154 0
155 1
156 1
157 1
158 1
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 2
167 0
168 0
169 0
170 0
171 5
172 0
173 0
174 0
175 1
176 0
177 3
178 0
179 0
180 0
181 0
182 0
183 0
184 0
185 0
186 0
187 0
188 0
189 0
190 0
191 2
192 0
193 0
194 0
195 0
196 0
197 0
198 0
199 0